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E a r t h

Reviewed 2003

Indien 1998 Lahore 1947: Die Spannungen in der multikulturellen Stadt nehmen zu. Die Bewohner ahnen, dass die Trennung Indiens unmittelbar bevorsteht. Deshalb wollen Muslims, Hindus und Sikhs ihren Teil vom Kuchen abhaben. Auch an der achtjährigen Lenny Sethna (Maja Sethna) geht diese Entwicklung nicht spurlos vorbei. Früher hing das Kind aus reichem Hause mit seinem Kindermädchen Shanta (Nandita Das) sowie Freunden allerlei Religionen im Park herum und beobachtete, wie Shanta von den beiden Muslims Hassan (Debüt von Rahul Khanna, Bollywood/Hollywood) und Dilnawaz (Aamir Khan) umgarnt wurde. Nun lebt sie in Angst. Als Nehru die Unabhängigkeit Indiens von England verkündet, werden die künstlichen Grenzen gezogen. Pakistan und Indien werden getrennt - und in Lahore beginnt das Chaos. Hindus fliehen, es gibt Strassenkämpfe.
Die Geburtswehen des indischen Staates sind schon Ausgangslage für viele indische Filme gewesen. Deepa Mehtas "Earth" nähert sich dem Thema auf eher persönlicher Ebene und wirkt dennoch beinahe episch. Mehta reduziert zwar die Schuld einzig auf die Grenzziehung der Briten und lässt die Moslems weniger gut wegkommen - aber das sind kleine Probleme. Letzteres ergibt sich natürlich auch deshalb, weil der Film in Lahore (heute Pakistan) spielt. Klar ist jedoch, dass Mehta dem multikulturellen Indien nachtrauert. Wie man aus anderen Filmen und Statements von ihr weiss, glaubt sie, die neuen radikalen Hindu-Kräfte in Indien haben diesen Multikulturalismus längst zu Grabe getragen ...
Aber "Earth" ist nicht nur Politik, es ist vor allem ein Drama über zerbrochene Freundschaften, verlorene Unschuld und verlorene Liebe. Die Darsteller sind durchs Band exzellent. Nandita Das ist so schön und brillant wie immer, Aamir Khan gibt sich extrem wandlungsfähig und Newcomer Rahul Khanna bleibt relaxt. Mehta-Veteran Kulbhushan Kharbanda hat nicht viel zu tun, ist aber so imposant wie gewohnt. Er und Khan haben danach das Epos Lagaan zusammen gedreht und wollten auch Das an Bord haben, doch der Regisseur fand, sie habe zuviel Intelligenz in ihren Augen. Na ja.
Zurück zum Film. Neben den Darstellern ist die Musik von A. R. Rahman so superb wie immer, die Inszenierung mischt westliche und indische Techniken zu einem guten Masala-Stil und die Story erinnert ein wenig an einen Rathnam-Film: Eine Liebe vor katastrophalem Hintergrund, plötzliche dramatische Ereignisse. Und wie dramatisch. Es hat eine Szene im Film, in der Muslims einen Hindu an Autos befestigen und ihn vierteilen. Man sieht es zwar nicht, aber die Vorstellung ist grausig genug. Eine Million Menschen starben bei der Trennung der beiden Länder - und man will eigentlich nicht wissen wie. Die Vorstellung schnürt einem den Hals zu. Die beklemmendste Szene ist jedoch der Schluss, den ich nicht spoilern will. Auch hier zeigt Mehta relativ wenig, aber es ist der allgemeine Charakter der Szene (so lief es wohl tausendfach ab) und die Beteiligten, die die Sequenz so bewegend machen. Ein grossartiger Schluss für einen tollen Film. Er hat kleine Fehler, aber auf die habe ich nicht einmal gross Lust einzugehen. Zwei habe ich einangs erwähnt. "Earth" sei hiermit empfohlen! In meinen Augen ist er nämlich Deepa Mehtas bisher bester Film. 
Auf DVD erhältlich - ich habe die US-Version (Code 0) in Englisch ohne UT gesehen.
Alternative Titel: 1947; Earth: 1947; 1947: Earth
Regie: Deepa Mehta

Drama

Spannung * *

Erotik *

Trade Classification: Flop

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E h s a a s :   A   F e e l i n g

Reviewed 17.6.06

Indien 2001 Eine Kleinstadt in Goa: Der Witwer und ehemalige Rennsportler Ravi Naik (Sunil Shetty) fordert seinem zehnjährigen Sohn Rohan (Mayank Tandon) alles ab. In aller Früh muss der Bub aufstehen und zum Training auf der Rennbahn antreten. Dass er in der Schule deshalb nicht überzeugt, ist Ravi egal. Für ihn zählt nur die Leistung auf der Bahn - und dafür ist er auch bereit, seinen Sohn derart zu fordern, dass er ihn dafür hasst. Mehr Zuneigung findet Rohan Antra Pandit (Neha), die mit ihrer Mutter (Kiron Kher) in der Nachbarschaft lebt. Antra kommt dadurch in ein Dilemma, denn sie liebt Ravi seit Jahren heimlich und möchte dennoch seinem Sohn helfen.
Der vielseitige Mahesh Manjrekar nimmt sich einem konventionellen Vater-Sohn-Drama an und inszeniert es ebenso solide wie kurzweilig. Grosse Überraschungen bleiben genauso aus wie grandiose Momente. Dass der Film trotzdem halbwegs funktioniert, ist auch den Akteuren zu verdanken. So glänzt Kinddarsteller
Mayank Tandon und Sunil Shetty gibt den fordernden Vater zurückhaltend, aber überzeugend. Er wirkt zwar immer wieder unsympathisch, da er seinen Sohn zu sehr quält, doch Manjrekar macht später deutlich, was den Vater antreibt, den Sohn so zu geisseln. Dass dieses Thema gar nicht so weit hergeholt ist, zeigte 2006 der vierjährige "Marathon Boy" Budhia Singh, der von seinem Trainer zu immer neuen Höchstleistungen getrieben wurde und weltweit in die News kam.
Was dabei etwas
auf der Strecke bleibt, ist ein echter Diskurs. Der Vater hat Recht, der Sohn ja auch. Und zum Schluss haben sich alle lieb. Manjrekar weicht seiner selbst aufgestellten Problematik dadurch zu sehr aus. Aber vielleicht wäre dies auch der Todesstoss für den Feelgood-Film. "Ehsaas" blendet nicht alle Probleme aus und bleibt in manchen Belangen auch überraschend nüchtern - doch das Drama muss, wenn es drauf ankommt, doch dem Mainstream verpflichtet bleiben und die Zuschauer nicht vor den Kopf stossen. Und Mainstream bietet Manjrekar neben den gedämpfteren Szenen in seinem mit 112 Minuten angenehm kurzen Film allemal: flotte Songs, eine zögerliche Romanze, einen unnötigen Comedy-Track mit
Sanjay Narvekar, ein Finale in heroischer Zeitlupe.
Gerade dieses sportliche Finale war für mich ein wenig enttäuschend, da es schlecht montiert und zu allem Übel auch etwas unglaubwürdig ist. In diesem Genre ist man als Zuschauer immer gefordert, ein Auge zuzudrücken, wenn es darum geht, dass sich Leute zu sportlichen Leistungen aufrappeln - aber hier trägt Manjrekar gar dick auf. Die mittelmässige Bewertung von 2½ gibt es denn auch ohne Euphorie. "Ehsaas" ist kompetent inszeniert und gespielt, doch dem Film fehlt das Feuer genauso wie die Inspiration: Manjrekar erzählt nach Schema F, weshalb sein Film auch schnell wieder vergessen geht.
PS: Manjrekar selbst tritt in einem Cameo als Michael auf. Auch der Komponist Anand Raj Anand und die Sängerin Sunidhi Chauhan sind kurz zu sehen.

Hier auf DVD erhältlich (D)
Hier auf DVD erhältlich (D - Re-Release)
Meine Disk (D): Code 2 PAL. Hindi 5.1. und Deutsch 2.0 ohne Untertitel. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel:
Ehsaas: The Feeling; Ehsaas: Zeit für Gefühle...
Regie: Mahesh Manjrekar

Drama

Spannung *

Humor *

Trade Classification: Flop

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E k   A l a g   M a u s a m

Reviewed 14.1.05

Indien 2003 Aparna Verma (Nandita Das) ist schwanger. Doch die Freude wird beim Arzt erschüttert: Routinemässig wurde Aparna Blut abgenommen, dabei haben die Ärzte das HI-Virus entdeckt. Angesteckt hat sie ihr Gatte Suresh, der auf seinen Geschäftsreisen fremdging. Von allen Seiten wird Aparna eine Abtreibung empfohlen, da das Kind wohl auch an Aids erkranken würde. Schweren Herzens entschliesst sie sich dazu. Sie trennt sich von Suresh und fährt zum "Jeevan Jyoti"-Camp von Dr. Machado (Anupam Kher). Sie bietet ihm an, als Helferin zu arbeiten und die Aids-Kranken, die dort leben, zu betreuen. Machado weiss längst, dass auch Aparna infiziert ist und stellt sie ein. Im Camp freundet sich Aparna mit dem beliebten Leiter George (Rajat Kapoor) an - bis sie erfährt, dass auch er Aids hat. Die Erinnerung an den Frevel ihres Mannes ist so stark, dass sie George fortan aus dem Weg geht.
Der von der internationalen Entwicklungsorganisation
ActionAid produzierte Film entstand im Jahr 2000. Drei Jahre später kam die Musik auf den Markt, wiederum ein Jahr später auch endlich der Streifen selbst. Leicht modifiziert und abgeändert, um ihn der Zeit anzupassen. Einige der vorwurfsvollen Passagen wurden entfernt. Das Thema? Aids. Phir Milenge war also nicht der erste indische Film, der sich mit dem brisanten Thema befasste. Gedreht hat "Ek Alag Mausam" der in Kerala geborene und in Bangalore lebende Dok-Filmer K. P. Sasi. Er versucht einen Mainstream-Ansatz mit Stars und Song-Nummern, doch inhaltlich bleibt der Film doch eher im Arthaus-Kino verwurzelt.
Diese Kombination hat ihre Nachteile und das Publikum dürfte sich auch kaum dafür erwärmen. Dabei tut Aufklärung wirklich Not, denn im von Aids stark heimgesuchten Indien ist das Thema leider immer noch Tabu. In einigen der bedrückenderen Szenen des Films werden Aids-Kranke von der Dorfbevölkerung oder sogar von Freunden und Familien verstossen. Dass ein Film gegen diese Praktiken eintritt und ein Leben in Harmonie - trotz Aids - zeigt, ist löblich. Der Film hat das Herz denn auch absolut auf dem richtigen Fleck, wenngleich er nicht wirklich der Brüller ist.
Zum einen ist Sasis langsame und unnötig verschachtelte Erzählweise auf Dauer leicht ermüdend. Auch die Romanze zwischen Nandita und Co-Star Rajat Kapoor wird nicht gerade vertieft, da sie auseinander bricht, bevor sie wirklich begonnen hat. Ich verlange von einem Film nicht prinzipiell eine Romanze, doch wenn "Ek Alag Mausam" zum Schluss eigentlich auf dieses Thema reduziert wird, hätte die Entwicklung schon besser vorbereitet werden müssen. Letztendlich war ich auch nicht ganz begeistert von Nandita Das. Ich mag sie sehr, weshalb die Ansprüche meinerseits vielleicht etwas höher waren, als an die anderen Darsteller. Sie spielt denn auch gut und warmherzig, doch vor allem zu Beginn hat sie bei mir nicht die nötigen Emotionen ausgelöst mit ihrem Spiel.
All diese Mängel beiseite: "Ek Alag Mausam" ist trotzdem ein sehenswerter Film. Zum einen wegen seinem Mut, zum anderen wegen dem soliden Spiel der Akteure. Die gefühlvolle Geschichte rührt vielleicht nicht zu Tränen-Bächen, aber sie ist auf subtile Art berührend. Auch die Musik ist gelungen. Einige der Songs sind betont fröhlich, um zu zeigen, dass das Leben trotz Krankheit kein Ableben in Trauer bedeuten muss. Andere sind nachdenklich oder melancholisch. Der Mix machts. "Ek Alag Mausam" ist mit 140 Minuten zwar etwas lang, aber sicher nicht langweilig. Wie gesagt: sehenswert.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: A Different Season
Regie: K.P. Sasi

Drama

Gefühl * *

Humor *

Trade Classification: Flop

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E k   A u r   E k    G y a r a h

Reviewed 2003

Indien 2003 Tara (Govinda) und Sitara (Sanjay Dutt) sind Brüder und passionierte Gauner. Ihre Spezialität ist es, sich als Diener in ein Haus einzuschleichen, die Gunst des Besitzers zu erarbeiten und ihn eines Tages komplett auszurauben. Doch nun werden sie geschnappt und entkommen nur haarscharf. Ein Zeichen, dass sie fliehen müssen. Leider hat Major Ram Singh (Jackie Shroff) die Grenze abgeriegelt, um zu verhindern, dass eine seiner modernen Waffen ausser Landes gelangt. Gestohlen haben die Waffe die beiden bösen Gangster Panther (Gulshan Grover) und Cobra (Ashish Viyarthi), mit denen Tara und Sitara auch schon ihre Erfahrungen gemacht haben. Nun wollen sie aber über die Grenze und der einzige Weg dazu: Sich bei Major Singh beliebt zu machen. Dabei verlieben sie sich dummerweise auch noch in Singsh junge Schwester Pinki (Amrita Aroa) und deren Freundin Priti (Nandini Singh).
"Ek Aur Ek Gyarah" ist eine Buddy-Actionkomödie aus der unteren Schublade. Govinda, Sanjay Dutt und Gulshan Grover sind konstant am chargieren, Jackie Shroff dagegen scheint fast einzupennen. Und die beiden neuen Frauen Aroa und Singh hinterlassen keinen bleibenden Eindruck. Zudem ist die Story extrem banal,
eine Kopie des früheren Dutt/Govinda/Dhawan-Hits Jodi No. 1 und auch bloss ein Aufhänger für die "komischen" Momente zwischen Govinda und Dutt. Wenn es Regisseur David Dhawan (Chor Machaye Shor) gerade passt, schiebt er die eigentliche Story beiseite und verbringt etwa eine Stunde damit, die beiden in Jackie Shroffs Haus herumkalauern zu lassen. Gähn.
Mit jeder Minute, die der Film voranschreitet, werden drei Dinge offensichtlicher: Govinda nervt je länger je intensiver, Sanjay Dutt kann komisch sein, aber nur, wenn er subtil ist oder sein Macho-Image parodiert, und der Musik-Einsatz in "Ek Aur Ek Gyarah" ist fürchterlich. Nicht nur sind die Songs schwach positioniert, der Titelsong wird auch alle paar Minuten und in den ungünstigsten Momenten angespielt. Das Musik-Timing ist völlig aus der Bahn. Und da der Film ja eigentlich auch sonst nicht viel hergibt, kann das Urteil nur heissen: Schlecht. Ein weiterer Flop für den übergewichtigen Mode-Verächter und Komiker Govinda ...
PS: Om Puri gab sich für den Film als Erzähler her. 

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: 1+1=11; Ek Aur Ek Gyarah: By Hook or by Crook
Regie: David Dhawan

Actionkomödie

Humor * *

Action * *

Trade Classification: Flop / Below Average

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E k   C h h o t i s i    L o v e   S t o r y

Reviewed 2003

Indien 2002 Aditya (Aditya Seal) ist 15 und besucht das College. Sein Vater lebt in Amerika, weshalb der Junge bei seiner Grossmutter (Saroj Bhargava) in einem Appartment-Hochhaus lebt. Von dort aus beobachtet Aditya seit einem Jahr eine Frau (Manisha Koirala), die im Haus gegenüber lebt. Sie ist 26 und arbeitet in einem CD-Geschäft. Aditya ist verliebt in sie und verfolgt sie auf Schritt und Tritt. Er ist eifersüchtig auf ihren Freund, der sie Abends oft besucht. Eines Tages fliegt Adityas Obsession auf.
"Ek Chhotisi Love Story" war in seiner Heimat Indien ein Skandalfilm. Die Sexszenen sowie die Liebe eines 15-Jährigen zu einer Erwachsenen brachten die religiösen Hindus auf die Barrikaden. Absolut unverständlich. "Ek Chhotisi Love Story" ist alles andere als ein Skandalfilm. Er ist einfach nicht besonders gut. Keine Spannung, kein Humor, kein Regie-Talent. Regisseur Nair peppt die Visuals mit monochromem Look auf, doch ansonsten bleibt alles passiv. Die erste Hälfte ist tödlich langweilig. Das erste Wort fällt nach über 10 Minuten und wir müssen ewig lang durch Adityas Teleskop die Frau beobachten. Wieso er es tut, verstehen wir dadurch auch nicht.
Überhaupt scheint Nair kaum interessiert zu sein an den Charakteren. Eher schon an den kurzen Sex-Szenchen (soviel Skandal um nichts) und der etwas rohen Sprache. In der zweiten Hälfte passiert ein wenig mehr, aber "Ek Chhotisi" bleibt enttäuschend. Ein Wort zur Hauptdarstellerin: Es ist löblich, dass für einmal kein Supermodel die Protagonistin ist. Manisha hat seit Dil Se-Zeiten ziemlich an Gewicht zugelegt und das verleiht ihr einen natürlicheren Look - trotz der miesen Kostüm-Wahl. Aber: Für einige gewagte Szenen wurde ein Body-Double eingesetzt und dieses ist dummerweise viel schlanker als Manisha. Entweder man steht zu den Kurven der Hauptdarstellerin oder castet eine schlankere Schauspielerin. Ein solches Mischmasch hingegen ist schluddrig. Wie der ganze Film.

Hier auf DVD erhältlich (D)
Ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen Untertiteln gesehen.
Regie: Shashilal K. Nair

Liebesdrama

Spannung *

Erotik *

Trade Classification: Below Average

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E k   D i n   2 4   G h a n t e

Reviewed 4.12.03

Indien 2003 Sameera (Nandita Das) ist die Tochter eines reichen Industriellen. Dieser gouttiert nicht, dass Sam sich den Versager Viren (Rahul Bose) als Freund auserkoren hat. Daddy scheint Recht zu behalten, als Viren im Casino zwei Millionen Rupien Schulden macht. Er ruft Sam an und meint, sie müsse bis 19.00 Uhr bei ihm mit dem Geld auftauchen, sonst sterbe er. Schnurstracks macht sie sich zu Papa auf und als der nicht zahlen will, zwingt sie ihn mit vorgehaltener Waffe zur Herausgabe. Mit dem Geld im Rucksack fährt sie durch die Stadt, die durch einen Streik lahm gelegt ist. Bald verfolgen sie auch noch brutale Gangster, die es auf das Geld abgesehen haben.
Armer Anant Balani. Der indische Regisseur verstarb 2003 im Alter von 41 Jahren und drehte nach langer Pause in diesem letzten Jahr seines Lebens satte drei Filme - leider waren alle davon schwach: Jogger's Park, Mumbai Matinee und "Ek Din 24 Ghante". Letzterer ist ein Thriller, dessen Ausgangslage eindeutig von "Lola rennt" inspiriert ist. Dem Film fehlt jedoch die Kinetik, die Inspiration und das Flair von Tom Twykers frenetischem Meisterwerk. Kurz gesagt: "Lola" ist ein Riesenspass, "Ek Din 24 Ghante" ist ein Langweiler. Und das trotz Nandita Das, die ich sehr mag. Sie ist ganz okay in dem Werk, entwickelt aber nicht die Magie von Franka Potente.
Doch der wahre Versager ist nicht sie. Auch nicht Rahul Bose, der mich in Jankhaar Beats und Mr. and Mrs. Iyer absolut überzeugte und der mich seither öfters anödet. Nein, wirklich versagen tut Anant Balani. Seine Inszenierung ist ein Debakel. Die Geschichte fällt auseinander, surreale und abstruse Episoden drosseln das Tempo, die Renn-Szenen sind in Zeitlupe, womit ihre Energie verpufft, Traumsequenzen und farbverzerrte Bilder irritieren das Auge und das Ende, obwohl ein netter Twist, macht aus dem Aufsteller "Lola" auch noch einen deprimierenden Absteller. Wäre das davor Gesehene spannend oder rasant, der Schluss wäre ein Schlag in die Magengegend. So entlockte er mir ein müdes Gähnen. Wieso? Weil nichts real ist in dem Film. Er spielt auf einer Ebene, die zu keiner Zeit das Gefühl hinterlässt, sie sei ein Abbild der Realität. Deshalb sind die Charaktere distanziert, ihre Schicksale egal. Man kann sich mit niemanden identifizieren, mit niemandem mitfiebern - und das will was heissen, denn Nandita mit ihren Rehaugen möchte man eigentlich sonst immer knuddeln. Wie es ein Regisseur schafft, gegenüber Nandita eine Gleichgültigkeit aufzubauen, ist wahre Kunst. Aber keine, die man sehen will. "Ek Din 24 Ghante" hat seine Momente. Ist mit 89 Minuten angenehm kurz. Und hat mit Nandita Das eine süsse Hauptdarstellerin. Aber das reicht bei weitem nicht - schade, dass die letzten drei Werke eines Regisseurs so schwach ausgefallen sind. Kein schönes Andenken ...

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel:
Ek Din 24 Hours
Regie: Anant Balani

Thriller

Humor * *

Action * *

Trade Classification: Flop

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E k   H a s i n a   T h i

Reviewed 12.2.04

Indien 2004 Sarika Varlak (Urmila Matondkar) ist Single, lebt in Mumbai und arbeitet in einem Reisebüro. Aus heiterem Himmel spricht sie eines Tages der attraktive Karan Singh Rathod (Saif Ali Khan) an. Sie weist ihn zurück, doch als er sie aus zwei misslichen Situationen befreit und sich stets charmant zeigt, lässt sie ihn näher an sich ran. Letztendlich gewinnt er sie völlig für sich, sie werden ein Paar. Da wird ein Gangster, der zuvor als Karans Freund in Erscheinung getreten ist, ermordet. Er hat einen Koffer voller Geld und Waffen bei Sarika zurückgelassen. Und bevor sie den entsorgen kann, wird sie von der Polizei geschnappt. Die toughe Polizistin Malti Vaidya (Seema Biswas) verhört sie mit kleinen Foltermethoden und wirft sie als vermeintliches Gangsterpüppchen in den Knast. Sie schweigt über Karan und hofft, dass dessen Anwalt sie rausholt. Das Gegenteil passiert: Sie kassiert sieben Jahre Knast und entdeckt, dass Karan sie reingelegt hat. Sie will raus. Und sie will Rache. Die Gangsterbossin Pramila (Pratima Kazmi) will ihr dabei helfen ...
Irgend jemand hat den Blödsinn in die Welt gesetzt, "Ek Hasina Thi" sei ein Remake von "Double Jeopardy". Ist er nicht. Er ist ein wunderbarer Drei-Akt-Thriller, produziert von Innovationsschmied Ram Gopal Varma und inszeniert von seinem Schützling Sriram Raghavan. Dass es sich um einen Varma-Film handelt, merkt man am Fehlen der Songs, am modernen Touch und an Urmila. Varma treibt seine Ex immer zu Höchstleistungen an - und diesmal ist sie einfach formidabel. Das aus dem Postergirl der 90er nunmehr eine der besten Schauspielerinnen Bollywoods würde, war nicht vorauszusehen. Urmila wandelt sich im Film vom etwas naiven, aber liebenswert schüchternen Grossstadt-Girl zur gestählten Frau mit seelischen Wunden. Beinahe à la Linda Hamilton in "Terminator".
Dabei beginnt alles so schön als Liebesgeschichte, wie die Tagline ankündigt. Der erste Akt gehört nämlich Saif Ali Khan. Mit unschlagbarem Charme wickelt er Urmila um die Finger. Absolut glaubwürdig, denn diesem Mann muss man, wenn er so auffährt, einfach verfallen. Dass etwas nicht stimmt, ahnt man, dennoch ist die Anbändelung der beiden unprätentiös, realistisch und knisternd. Wie Saif sich keck vorwagt und Urmila letzendlich so Bollywood-unkonform ins Bett kriegt (inklusive kurzem Kuss) muss man gesehen haben. Vielleicht einer der besten Verführungs-Akte in den letzten Bollywood-Jahren. Urmila ist wie angetönt niedlich am Anfang, doch Saif überflügelt sie spielend. Das ist auch nötig, denn man muss abnehmen, dass sie nicht durchschaut, was für ein Schlingel er ist.
Dass er einer ist, bahnt sich zum Beispiel in der ersten Szene an, in der er zulangen muss: Urmila wird von drei Pöblern belästigt, worauf er festen Schrittes herbei eilt. Anstatt einer weiteren peinlichen Helden-Prügelei mit Comic-Soundeffekten packt Saif einen der Kerle, drückt ihn ans Auto und bricht ihm einfach den Arm. Autsch. Im zweiten Akt, dem schwächsten aber dennoch sehr unterhaltsamen Teil von "Ek Hasina Thi"
, wird dann ganz klar, was Saifs Agenda ist. Urmilas Charakter reift derweil im Knast, die Inszenierung bleibt weiterhin kantig, souverän und unterlegt mit treffender Musik. Bevor Urmila dann im dritten Akt, der Rache, über sich hinauswächst. Der Wandel ist glaubwürdig und findet langsam statt. Auch das nicht typisch Bollywood. Varma und Raghavan legen zudem clever Spuren in den letzten Teil hinein, nicht zuletzt mit Urmilas anfänglicher Angst von Ratten, die immer wieder aufgenommen wird. Nun wird der Film blutig, brutal und abwechslungsreich dank schnellen Schnitten und vielen Twists. Man könnte sagen, er sei überladen, da er nun Elemente aus "Bound" (Gangster gegeneinander ausspielen) mit typischen Revenge-Motiven mischt, doch wir sind doch immer noch in Bollywood - und wenn ein Film schon keine Songs hat, muss er sonst was bieten fürs Geld. "Überladen" zählt also nicht. Sagen wir lieber "dicht". Und bis zum absolut bösen Finale, auf das im ersten Drittel noch wirklich nichts hingedeutet hätte, bleibt "Ek Hasaina Thi" spannend. Dank fantastischen Leistungen von Saif und Urmila sowie kompetenter Inszenierung, Mut zur Song-Losigkeit und Gewalt ist der Thriller ein überdurchschnittlicher Bolly-Streifen und der vielleicht beste Film, den Varma nur produziert hat.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Sriram Raghavan

Thriller

Spannung * * *

Gewalt * *

Trade Classification: Below Average

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E k   H i   R a a s t a

Indien 1956 Ausführliche Kritik: hier.

 

E k   N a z a r

Indien 1972 Ausführliche Kritik: hier.

 

E k   R i s h t a a :    T h e   B o n d   o f   L o v e

Reviewed 2003

Indien 2001 Vijay Kapoor (Amitabh Bachchan) leitet eine grosse Firma und eine grosse Familie. Nun kommt noch ein Mitglied dazu: Der treue Arbeiter Rajesh (Mohnish Bal), der Vijays Tochter Preeti (Juhi Chawla) heiratet. Seine grösste Hoffnung legt Vijay aber in seinen Sohn Ajay (Akshay Kumar). Sobald der sich in der Firma seine Sporen abverdient hat, soll er in Vaters Fussstapfen treten. Doch Heisssporn Ajay legt sich bald mit faulenzenden Gewerkschaftsarbeitern an. Da diese nun mit Streik drohen, rügt Vijay seinen Sohn. Der steigt daraufhin aus und gründet eine IT-Firma - mit geliehenem Geld. Dass er für den Kredit nicht zu ihm gekommen ist, kränkt Vijay aufs Blut. Er wirft Ajay aus dem Haus. Ajay zieht zu seiner Geliebten Nisha (Karishma Kapoor) und heiratet sie - während daheim der heuchlerische Rajesh die Familie und die Firma in den Ruin treibt.
"Ek Rishtaa: The Bond of Love" kommt in der ersten Hälfte kaum in Schwung. Bis all die Charaktere vorgestellt sind, zwängt man sich durch lange Szenen ohne viel Spannung, Humor oder Emotionen. Die zweite Hälfte will dagegen gerade bei den Emotionen einen Overkill heraufbeschwören - mit bescheidenem Resultat: Viele Charaktere handeln schlicht unglaubwürdig (der Polizist, Preeti, Rajesh), dass Rajesh mit Gewalt zum Zurückzahlen gebracht wird, ist mehr als plump (ist den Drehbuchautoren nix Cleveres eingefallen?) und das Ende ist betreffend Kitsch-Level schwer zu schlucken. Alle vergeben Rajesh einfach so? Und vertrauen ihm wieder? Na ja. Die Story zuvor gab ja eh wenig her, sie wirkt einfach zu konstruiert. So passt das Ende eigentlich zum Rest des Films. Doch vorerst mal genug gemeckert. Ein paar gute Aspekte hat das Werk natürlich schon. Da ist allen voran "Big B" Amitabh Bachchan, der den Patriarchen mit Würde und Zurückhaltung stark spielt. Akshay Kumar hält sich auch zurück und entwickelt beachtliche Präsenz. Die Frauen kommen weniger gut weg:
Raakhee spielt einmal mehr die gütige Mutter, die stets feuchte Augen hat und Karishma ist in der ersten Hälfte zwar süsser als sonst, aber ihr ganzer Subplot gibt nicht viel her. Erwähnenwert wäre noch ein Kurzauftritt von Sunil Shetty, der sich selbst spielt. "Ek Rishtaa" ist nicht wirklich schlecht (dafür ist das schauspielerische Talent allein schon ein Garant), doch einfach zu plump inszeniert und inhaltlich zu konstruiert. 
Hier auf DVD erhältlich
Ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen UT gesehen.
Regie: Suneel Darshan

Drama

Spannung *

Melodrama * *

Trade Classification: Above Average,
Hit in Übersee und im Norden

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E k   S e   B a d h k a r   E k

Indien 1976 Ausführliche Kritik: hier.

 

E k   S e   B a d h k a r   E k

Reviewed 8.10.04

Indien 2004 Der Industrielle Chunilal Poddar vererbt Rahul Bhagwat (Sunil Shetty), dem Sohn seines Gärtners, vier Milliarden Rupien. Doch wegen einer Klausel im Testament bekommt Rahul das Geld erst, wenn er zum gefürchtesten Gangsterboss der Stadt wird! Diese Klausel wurde von Anwalt Anand Mathur (Shekhar Suman) ausgeheckt, der so an Stoff für seinen Roman kommen wollte. Nun bedauert er die Aktion und will Rahul helfen. Sie planen, Rahuls Nachbarin Kanchan Dhillon (Raveena Tandon) einzubeziehen: Sie ist eine Polizistin, die wegen ihrer Inkompetenz suspendiert wurde. Sie vereinbaren, Rahul zum Gangsterboss zu küren, damit Kanchan ihn danach "fangen" kann und rehabilitiert ist. Zoff steht an, als der mächtige Gangster Jindaal (Gulshan Grover) in der Stadt auftaucht. Er will den Atomwissenschafter Sundaroppa Swaminarayan Krishnamurthy (Makrand Deshpande) kidnappen und nach Pakistan verkaufen. auf diesen Forsher hat es aber auch Rahul abgesehen - genauso wie die Agentin "B49" Tracy (Isha Koppikar).
Mit "Ek Se Badhat Ek" dürfte Regisseur Kundan Shah (Dil Hai Tumhaara,
Jaane Bhi Do Yaaro) selbst seine hartgesottensten Fans vergraueln. Die Komödie ist eine nicht enden wollende Verkettung von Verwechslungen, Klamauk und Klischees. Nach eineinhalb Stunden hätte man das Ganze beenden sollen, doch es läuft noch eine satte Stunde weiter. Der Plot ist dabei das Hauptproblem: Mal wirr, mal voraussehbar mal einfach nur doof schleppt er sich mit einem Schneckentempo voran, das selbst die besten Performer nicht hätten übertünchen können.
Sunil Shetty ist ganz okay, er reift langsam zu einem selbstironischen Darsteller. Raveena Tandon ist nicht übel in ihrer over-the-top-Rolle. Isha Koppikar ist bis auf ein paar schöne Momente mit wallendem Haar kaum zu sehen und bleibt blass. Komiker Shekhar Suman bleibt ebenso schwächlich, Gulshan Grover spielt seine 08/15-Rolle. Den Akteuren kam auch nicht zu gute, dass "Ek Se Badhkar Ek" eine lange Produktionsphase durchlief. Vor allem die Songs scheinen in einer anderen Ära gedreht - und da die dazugehörigen Nummern nicht viel taugen, sind diese fünf Tanz- und Songroutinen schlicht verschenkt. Eine gute halbe Stunde Lauflänge hätte man einsparen können, wenn man diese unattraktiven und belanglosen Nummern entfernt hätte.
Viel gibt es nicht mehr zu sagen. Die Inszenierung ist leblos, die Pointen flach - ich hatte hie und da ein Schmunzeln auf den Lippen, doch herzhaft gelacht habe ich nie. Im Gegenteil: Meine Augenlider wurden während diesen 146 Minuten merklich schwerer und ich bin eigentlich zu müde zum tippen. Bevor euch nun auch noch beim Lesen das "Ek Se Badhkar Ek"-Schlafvirus erwischt, hör ich lieber auf ...

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Kundan Shah

Komödie

Humor * *

Action *

Trade Classification: Flop

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E n g l i s h    B a b u   D e s i   M e m

Reviewed 2003

Indien 1996 Sein reicher Vater will Hari Mayur (Shahrukh Khan) mit einer hässlichen Frau verheiraten, weshalb der junge Mann aus London nach Indien flieht. Sein Flugzeug stürzt vor der Küste ab und er wird für tot erklärt. Die junge Atariya findet den Gestrandeten jedoch und päppelt ihn gesund. Hari bedankt sich, indem er Atariya heiratet. Doch bei der Geburt ihres gemeinsamen Kindes kommt es zur Tragödie - und beide sterben. Atariyas kleine Schwester Bijuriya schnappt sich das Baby und zieht es alleine gross. Acht Jahre später ist aus Bijuriya (Sonali Bendre) eine attraktive Tänzerin und aus Baby Nandu (Sunny Singh) ein aufgeweckter Bub geworden. Bijuriyas väterlicher Freund Madagar (Saeed Jaffrey) entdeckt, dass Hari in London einen jüngeren Bruder hatte - den nunmehr steinreichen Indien-Hasser Vikram (Shahrukh Khan). Madagar lockt Vikram nach Indien, da er fette Beute wittert. Stattdessen erhebt Vikram aber Anspruch auf Nandu!
Shahrukh Khan war 1996 schon ein ziemlicher Star. Wieso er sich also in die Niederungen einer voraussehbaren Komödie verirrte, mag erstaunen. So schlecht ist "English Babu Desi Mem" allerdings auch nicht - und vor allem Shahrukh glänzt einmal mehr mit spitzbübischem Charme. Und einigen rotzfrechen Sprüchen. Sonali Bendre sieht in den Song-Sequenzen sexy aus, doch ihre Rolle ist etwas blass und klischeereich. Ihr Filmsohn Sunny Singh ist dagegen für einen Kinderdarsteller recht gut. D
arstellermässig gibts also nichts auszusetzen und auch die Handlung ist in der ersten Stunde recht nett. Die zweite ist passabel aber bereits durchzogen mit einigen Logiklöchern und sehr forcierten Ereignissen. Die letzte halbe Stunde ist dann schlicht doof, wenn Regiedebütant Praveen Nischol noch verkrampft versucht, Action und Gewalt in den Film reinzudrücken. Das passt irgendwie nicht.
T
echnisch ist "English Babu Desi Mem" auch nicht besonders ausgereift: die Kamera bewegt sich träge, die Songs klingen groovig, aber uninspiriert. Und die Backgroundmusik ist unspektakulär. Genau dieses Wort passt gut zu "English Babu Desi Mem": Nach einem guten Start ist er schlicht unspektakulär - trotz einem einmal mehr überzeugenden Shahrukh.
PS: In den End Credits ist Sunil Shetty erwähnt, da ich ihn aber nirgens erkannt habe und auch im Internet auf keine Bestätigung dafür gestossen bin, bin ich ziemlich sicher, dass nicht der bekannte Sunil Shetty gemeint ist. 
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit engl. Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: Der Junge aus England und das indische Mädchen
Regie: Praveen Nischol

Komödie

Humor * *

Action *

Trade Classification: Below Average

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E s c a p e    F r o m    T a l i b a n

Reviewed 2003

Indien 2003 1988 heiratet Sushmita (Manisha Koirala) gegen den Willen ihrer Eltern den Muslim Jaanbaz (Navab Shah) und zieht mit ihm von Calcutta nach Afghanistan. Dort herrscht noch immer Krieg zwischen Russen und afghanischen Freiheitskämpfern. Nicht nur das, Suhsmita muss auch damit leben, dass es in ihrem kleinen Bergdorf keine Elektrizität, Post oder Frauenrechte gibt. Als sie entdeckt, dass Jaanbaz noch eine zweite Frau namens Gulghutti (Ferozeh) hat, rastet sie aus und wird dafür von ihrem Mann verprügelt. Sie verliert ihr Kind. Dafür kann sie ein uneheliches Kind von einer anderen Frau adpotieren. Tinni, so heisst es, wird für sie der einzige Sinn im Leben. Nach dem Krieg ergreifen die Taliban die Macht. Keine Musik mehr, keine Schule für Frauen, keine Bücher ausser dem Koran. Immer härtere Regeln werden eingeführt und rigoros durchgesetzt. Sushmita entscheidet sich zur Flucht.
Lose basierend auf der Autobiografie von Sushmita Banerjee drehte Regiedebütant Ujjal Chattopadhyaya mit "Escape From Taliban" einen reisserischen und trotz bloss 133 Minuten Lauflänge überlangen Film, dessen Handlung von A bis Z durchschaubar ist. Die Greueltaten der Taliban als Aufhänger für einen Film zu benutzen, ist ja eigentlich eine gute Idee - doch wenn das Drama bloss aus Geschrei, Geheule und Gewalt besteht, verpufft das Interesse bald. Entweder man macht einen reinen Exploitation-Film, bei dem Sushmita zum Schluss (doof gesagt) die Taliban mit dem MG niedermetzelt oder man macht ein seriöses politisches Drama oder ein engagiertes Frauendrama. "Escape From Taliban" ist sich nie ganz sicher, was es eigentlich ist und so wirkt nicht nur die Inszenierung holprig, das ganze Thema kommt uneinheitlich daher.
Wie sehr die Ereignisse Sushmitas tatsächliches Leid abdecken, ist fraglich, denn die Autorin hat die Filmemacher vor Gericht gezerrt. Kein Wunder, denn so wie Manisha sie spielt, kommt sie als naiv, ja fast schon dämlich herüber. "Jaanbaz du hast mir nicht gesagt, dass in Afghanistan Krieg herrscht". Duh. Wenn Sushmita tatsächlich so dumm ist, wieso weiss sie dann bei Arzneimitteln, Krankheiten und Politik so gut Bescheid? Es passt irgendwie nicht richtig zusammen. Und so gut ich Manisha Koirala in anderen Filmen mag, hier wirkt sie nicht ganz auf der Höhe. Sie schreit oft und begehrt gegen die Männer auf - das ist löblich, doch im Ernst: Welcher Taliban würde einer Frau bei einer zwei-Minuten-Rede zuhören und sie danach "nur" verprügeln? Nach dem ersten "ketzerischen" Wort wäre ihr wohl der Mund verboten und sie danach übel bestraft worden. Im Film kommt Sushmita immer davon. Zudem werden die Greuel der Taliban nicht durch Aktionen allein gezeigt, sondern immer noch durch einen Monolog von Sushmita kommentiert. Das ist doppelt gemoppelt und unglaubwürdig.
Und dennoch ist Manisha noch das beste an "Escape From Taliban". Alle anderen Schauspieler sind entweder schlecht oder sie spielen mit zuviel aufgesetzter Wut. Kombiniert mit den künstlichen Bärten wirkt das eher unfreiwillig komisch. Die Regie ist wie angetönt holprig, die Songs unnötig. Nur gefilmt ist "Escape From Taliban" wunderschön. Neben Manisha der einzige Grund, sich den Film anzusehen.  

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Escape From Taliban: A True Story; Escape From the Taliban
Regie: Ujjal Chattopadhyaya

Drama

Spannung * *

Gewalt * *

Trade Classification: Flop

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A n   E v e n i n g   i n   P a r i s

Reviewed 28.8.05

Indien 1967 Die steinreiche Deepa Malik (Sharmila Tagore) hatte in ihrer Jugend kein Glück mit der Liebe. Nun ist sie 23 und bereits frustriert von indischen Männern. Die hätten es nur aufs Geld abgesehen und hätten keine Romantik, behauptet sie. Darum fliegt sie nach Paris, um bei den Amour-erprobten Franzosen zu lernen. Prompt macht ein Franzose sie geschickt an. Doch als der seinem indischen Freund Shyam "Sam" Kumar (Shammi Kapoor) davon erzählt, spannt dieser ihm kurzum Deepa aus. Während Sam und Deepa in der Schweiz einander näher kommen, reift in Shekhar (Pran), dem Sohn des Businessmanagers von Deepas Vater, die Eifersucht. Als er erfährt, dass in einem Pariser Cabaret eine Doppelgängerin von Deepa namens Roopa (Sharmila Tagore) auftritt, heckt er einen gemeinen Plan aus.
Shammi Kapoor und Sharmila Tagore waren füreinander geschaffen: Er war damals der grosse Aufsteiger, der "Desi Elvis", der die Swinging Sixties mit seinen flinken Füssen besser widerspiegelte als jeder andere Bollywood-Star. Sie war die Glamour-Lady Nummer eins, das bengalische Starlet, das Bollywood im Nu in seinen Bann schlug. Auf die Glanzidee, die zwei zusammen zu bringen, kam Regisseur Shakti Samanta 1964 mit
Kashmir Ki Kali. "An Evening in Paris" war die zweite gemeinsame Zusammenarbeit - und die letzte. Samanta zog es danach vor, den Superstar en vogue, Rajesh Khanna, mit Sharmila zusammenzubringen und drehte seinen erfolgreichsten Film: Aradhana.
Wir dürfen also dankbar sein, hat das Schicksal Shammi und Sharmila zweimal zusammengeführt. In "An Evening in Paris" harmonieren die zwei bestens. Die leichtfüssige Romanze knüpft an einen Trend an, der unter anderem mit Raj Kapoors Sangam eingeläutet wurde: Das Verreisen ins Ausland. Der Weltenbummel. Ziel sind diesmal Paris, die Schweiz und die Niagarafälle. Geografische Logik kann man vergessen, wichtig ist, dass die Songs und Flirtereien vor dem richtigen Hintergrund stattfinden. Besonders liebreizend ist Paris eingefangen. Shammi und Sharmila ziehen vor dem Montmartre, dem Eifelturm und auf der Champs Elysées viele Blicke auf sich und lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Paris, die Stadt der Liebe, beseelt ihre Performance. Vor allem jene von Sharmila.
Sie spielt eine Doppelrolle und gibt sich in ihrem zweiten Part ungemein sexy. Man blicke auf die Songs "Leja Leja Mera Dil" und "Aa Gaye Shukriya", in denen sie bauchfrei neben spärlich bekleideten und gertenschlanken europäischen Tänzerinnen spielend besteht und die Augen erfreut. Kommt dazu, dass die Sets wie bei vielen poppigen Bollywood-Klassiker der Ära farbenprächtig und ausufernd sind. "An Evening in Paris" ist nicht so hektisch und schrill wie ein
Vijay-Anand-Film dieser Dekade, aber die Farben sind vergleichbar cool und kultig eingesetzt. Ebenso die Songs, die Shankar Jaikishan mit Burman-esker Peppigkeit komponierte und die zum Mitschunkeln anregen.
Der grösste Mangel von "An Evening in Paris" ist die Dramaturgie nach der Pause. Da alle paar Minuten ein neuer Song eingespielt wird, kommt die Handlung einfach nicht voran - und dies ausgerechnet dann, wenn ein Thriller-Element in den Plot kommt. Erst an den Niagarafällen bekommt der Streifen nochmals richtig Schub. Die rasant montierte Sequenz mit Szenen aus Kanada und der Schweiz (der Rheinfall doubelt für die Niagarafälle) bringt diese unbedingt empfehlenswerte Bollywood-Romanze zu einem tollen Abschluss. "An Evening in Paris" gehört zu einer ganzen Serie von 60's-Filmen, die heute ein richtiges Comeback feiern können, da ihr Retro-Pop-Kitsch-Stil ausgesprochen ansprechend ist und vergleichbar mit ähnlichen Kultwerken dieser Zeit aus Ländern wie Japan (Seijun Suzuki), Frankreich und Amerika.

Hier auf DVD erhältlich (GB)
Hier auf DVD erhältlich (D - GB-Import)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln.
Vollbild.
Alternativer Titel:
Paris Ki Ek Shyam
Regie: Shakti Samanta

Liebesfilm

Humor * * *

Spannung * *

Trade Classification: Hit

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F a r a a r

Reviewed 9.11.03

Indien 1975 Der reiche Lüstling Tarun Kumar will seine Sekretärin Mita vergewaltigen. Als sie ihn abwehrt, tötet er sie und wirft sie ins Meer. Vor Gericht kann Kumar die Tat als Selbstmord hinstellen. Mitas Bruder Rajesh (Amitabh Bachchan) ist verstört und glaubt nicht mehr an die Rechtsprechung. Er will Rache. Eines Tages kann er den Mörder in einem Tempel töten, fortan jagt ihn die Polizei. Raj sucht Unterschlupf in einem Haus. Dieses gehört ausgerechnet Inspektor Sanjay (Sanjeev Kumar). Damit nicht genug: Sanjays Frau ist Mala (Sharmila Tagore), die Raj unter dem Namend Asha kennt - und die früher seine Geliebte war!
In dem Jahr, in dem ich das Licht der Welt erblickte, hatte Amitabh Bachchan ein gewaltiges Hoch: Sholay war nur einer seiner Hits 1975, fünf weitere seiner Filme waren ebenfalls erfolgreich. Eine Ausnahme war der finanziell erfolglose "Faraar". Es will schon etwas heissen, wenn "Faraar" auch qualitativ der schwächste einer Reihe ist, denn der Film ist noch immer ein solider Thriller. Amitabh ist brillant als Antiheld, auch wenn die anfängliche Selbstjustiz-Story nicht sonderlich innovativ ist und aus heutiger Sicht etwas reaktionär. Bald schon wechselt der Fokus der Geschichte zur Beziehung von Amitabh mit Sharmila und Sanjeev - und da liess sich Drehbuchautor Gulzar denn auch ein paar Dinge einfallen.
Regisseur Sahnkat Mukherjee, der mit "Faraar" seinen letzten Film abliefert, untermalt die Ereignisse mit oft psychedelisch angehauchten Bildern und einem gefälligen Soundtrack. Die Playbacksinger (u.a. Lata Mangeshkar, Asha Bosle und Kishore Kumar) sind solide, ihre Songs aber zu beliebig. Die Schauspieler neben Amitabh verblassen etwas. Sharmila ist okay, Sanjeev jedoch etwas zu passiv.
Die Geschichte ist es, die sowohl Stärke wie Schwachpunkt des Films ist. Zum einen ist da eben die Selbstjustiz-Handlung, die nicht funken will. Dann gibts in der ersten Hälfte u.a. wegen den Songs drastische Längen. Dafür gibt es in der zweiten Hälfte interessante Entwicklungen und ein angenehm düster-heroisches Ende. Amitabh-Fans ist der Film sicherlich zu empfehlen, ansonsten ist er vielleicht zu routiniert und im Vergleich zu Amitabhs besseren 1975er-Filmen zu wenig spektakulär. Das bringt mich zu einem Spoiler betreffend dem Ende: Auf der DVD gibt es ein Alternativ-Ende, das zeigt, wie sich die Bollywood-Landschaft verändert hat. Im echten Ende wird Amitabh erschossen und beerdigt, aber Sanjeev würdigt den Toten als Helden. Im alternativen Ende wird Amitabh nur angeschossen, er überlebt und alles klärt sich auf. Eines dieser Enden ist mutig und passt zum Film, das andere ist feige. Ihr entscheidet - aber eben: Heute würden sich Regisseure wohl für das feige Ende entscheiden, denn den Helden sterben lassen, dass ist noch immer eher ungewöhnlich, sieht man mal von tragischen Melodramen wie Devdas ab.

PS: Die DVD, die Indiaweekly anbietet, hat deutsche Untertitel. Diese sind jedoch mit Altavista übersetzt aus den englischen Untertiteln und bieten solch sinnvolle Sätze wie "unter der Stadt ist die ist reich und licentious Personen". Schrott. Lieber gleich die englischen Untertitel einschalten!
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0. mit englischen und deutschen Untertiteln. Vollbild
Regie: Shankar Mukherjee

Thrillerdrama

Spannung * *

Gewalt *

Trade Classification: Flop

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F a r z

Indien 2001 Ausführliche Kritik: hier.

 

F a u l a d

Indien 1963 Ausführliche Kritik: hier.

 

F i d a

Reviewed 14.9.04

Indien 2004 Jai (Shahid Kapoor) ist ein junger, aufgeweckter Bursche, der mit seiner besten Freundin Sonia (Kim Sharma) durch die Clubs zieht und nebenbei Ausschau nach seiner Traumfrau hält. Eines Tages erblickt er sie plötzlich: Neha (Kareena Kapoor). Er flirtet mit ihr und gesteht ihr umgehend, dass er sie liebt. Doch erst als er als Liebesbeweis eine Überdosis Pillen schluckt, wacht sie auf und gibt ihm Liebe zurück. Die zwei werden ein Paar. Doch da beichtet ihm Neha, dass ihr Vater 60 Millionen Rupien Schulden hatte. Dieses Geld muss sie zurückzahlen. Jai beschliesst, eine Bank auszurauben, entdeckt dann aber einen Kunden, der gerade mit einer Tasche voller Geld die Bank verlässt. Er folgt ihm - und wird von ihm verprügelt. Der Typ heisst Vikram (Fardeen Khan) und ist der ominöse Internet-Bankräuber, der 5.5 Milliarden Rupien des Gangsters Babu Anna auf ein Schweizer Bankkonto geschmuggelt hat. Vikram bietet Jai 60 Millionen von dieser Beute an - wenn Jai sich dafür bei der Polizei stellt und behauptet, er sei der Internet-Dieb.
Nach der College-Liebeskomödie Ishq Vishq versuchte Regisseur Ken Ghosh
was Neues und begibt sich auf das Thriller-Terrain von Abbas-Mustan (Humraaz). Das Resultat: "Fida", ein kurzweiliger und kurzer (120 Min.) Film, der als sympathische Liebeskomödie beginnt. Da ist Ghoshs Entdeckung Shahid Kapoor natürlich im Element. Der oft als Shahrukh-Nachfolger gehandelte Jungstar hat für die Rolle trainiert, zeigt bei jeder Gelegenheit seinen bemerkenswerten Bizeps und seinen vielleicht schönsten Hintern in Bollywood - natürlich versteckt in Jeans. Ich habs schon zu manchem Bollywood-Star gesagt, aber mir hören sie ja eh nicht zu: Die Frisur muss er noch überdenken. Der Shahrukh-Schnitt macht Shahids Kopf viel zu gross. Ein moderner Haarschnitt mit enger anliegenden Haaren würde ihn attraktiver machen. Da es wohl Leute gibt, die ihn noch nicht kennen, hier eine kleine Collage von Shahid aus "Fida". Die Chemie zu Co-Star Kareena Kapoor stimmt. Kein Wunder, schliesslich sind die zwei auch real ein Paar! Kareena ist eigentlich ideal für diese Rolle und meistert sie auch absolut überzeugend.
Etwa zur Filmmitte wechselt die Stimmung und "Fida" wird zum Thriller. Viele Zusammenfassungen verraten bereits zuviel, denn die Wendung ist recht gelungen. Selbst wenn man sie 10 Minuten vorher erahnen kann. Ich bin jedenfalls drauf gestossen, als Fardeen Khan Shahid den ominösen Vorschlag macht. Fardeen überzeugt ebenfalls in seiner Rolle. Dieses Dreiergespann, unterstützt von Kim Sharma, bestreitet den Film quasi im Alleingang. Auch die Chemie zwischen Fardeen und Kareena stimmt, haben die zwei doch auch schon zusammen gespielt (
Dev, Khushi).
Schauspielerisch gibt es eigentlich nichts zu bemängeln. Inhaltlich auch nicht gross. Der Film beschreitet kein komplett neues Terrain, hat aber ein mutiges Ende und ein paar Überraschungen. Ken Ghosh inszeniert frisch und recht rassig. Klauen tut er nicht allzu gross. Der offensichtlichste Diebstahl ist die Titelmelodie, die erstmals während dem Vorspann läuft: Das ist Hoto Tomoyasus geniales Stück, das man aus
Kill Bill Volume 1 kennt.
Der Track kommt immer wieder. Aber er passt. Der Rest der Musik (Anu Malik) ist okay, die Songs auch: "Nazar Nazar" ist eine jugendliche, sexy Nummer, bei der Shahid sich von der besten Seite zeigen kann. "Anja Ve Mahi" ist eine zackige, heisse Club-Nummer, bei der Shahid und Kapoor wild und beeindruckend abtanzen. Die öde Ballade "Dil Mere Naa" bietet schöne Bilder, "Maine Jisko Chaha" liefert auch Fardeen die Chance, ein bisschen zu tanzen. Der Song ist sehr westlich und temporeich, gedreht mit viel Sex und Luxus.
"Fida" ist sicher kein grossartiger Film, doch weil er unterhält, gute Akteure aufweist und ein bisschen Mut zeigt, um eine ungewöhnliche Story zu präsentieren, belohne ich ihn mit knappen drei Sternen. Die US-DVD bietet übrigens deutsche Untertitel, doch deren Qualität ist nicht sonderlich gut. Hier drei hübsche Beispiele: Bild 1, Bild 2 und Bild 3.
Hier auf DVD erhältlich (D)
Hier auf DVD erhältlich (GB)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1 mit englischen und deutschen UT. Anamorphic Widescreen.
Regie: Ken Ghosh

Liebesthriller

Humor * *

Spannung * *

Trade Classification: Below Average

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F i l h a a l . . .

Reviewed 27.12.03

Indien 2002 Rewa (Tabu) und Sia (Sushmita Sen) sind die besten Freundinnen. Sie haben keine Geheimnisse voreinander und gehen gemeinsam durch dick und dünn. Als Rewa den adretten Dhruv Malhotra (Sanjay Suri) heiratet, lastet Druck auf Sia, ihren Freund Sahil (Palash Sen) zu heiraten. Doch Sia macht klar: Ihre Karriere als Fotografin hat Vorrang. Sie will kein Heimchen am Herd werden. Rewa schon - und sie freut sich auf ein Baby. Doch dieses will und will nicht kommen. Als sie nach einem Jahr doch schwanger wird, bekommt sie Komplikationen und verliert nach ein paar Wochen das Kind. Sie wird nie mehr schwanger werden können! Sia kann ihre Freundin nicht so gebrochen sehen und macht den Vorschlag, sie trage für Rewa und Dhruv ein Baby aus.
"Filhaal", die bisher einzige Arbeit der Regisseurin Meghna Gulzar, ist ein starker Frauenfilm. Leider sind dabei die Männerfiguren sowie die Inszenierung zu kurz gekommen. Am Anfang ist der Film so seltsam geschnitten, dass ich schlicht nichts kapiert hab. Frau Gulzar hätte dringendst mehr Zeit am Schnittpult verbringen sollen und den Anfang klarer sowie den Schluss kräftiger zu machen. So wäre "Filhaal..." vielleicht mehr als der Knapp-3-Stern-Film geworden, der er ist.
Die Handlung ist weniger durchschnittlich als die Inszenierung, immerhin ist das Thema Ersatzmutter zwar schon im Hit Chori Chori Chupke Chupke abgehandelt worden, aber noch immer etwas Ungewöhnliches in Indien. Gulzar muss man zugute halten, einen ernsten Exkurs darüber gedreht zu haben. Leider hapert es auch hier bei der Ausführung: Die Stimmung der Charaktere wechselt zu oft, die Dramen sind meist nicht real sondern herbeigeredet, während andere potentielle "Dramen" (insbesondere die Reaktion der Familien sowie der Gesellschaft) schlicht ausgeblendet werden. So bleibt die Wirkung der Handlung hinter ihren Möglichkeiten zurück und der Film fällt auf das Niveau eines Beziehungsvierecks. Das ist nicht soo schlimm, denn ich finde das Thema persönlich ja nicht halb so kontrovers, wie es das indische Publikum empfinden dürfte. Also macht es mir nicht viel aus, dass "Filhaal..." vielmehr zum Freundschaftsdrama verkommt. Tabu und Sushmita sind nämlich fantastisch als Freundinnen. Tabu glänzt besonders bei ihren emotionalen Zusammenbrüchen, Sushmita liefert dafür in den stilleren Momenten nötige Energie.
So gut die Frauen sind, so mässig sind die Kerle. Sanjay Suri ist ein hübscher 08/15-Typ, der erst in der zweiten Hälfte überhaupt zum Zug kommt. Debütant Palash Sen verblasst dagegen komplett in einer albernen Rolle. Wie Sia auf ihn stehen kann, macht wenig Sinn. Und das dramatische Element dieser Nebenhandlung wirkt forciert. Wenn der Mann doch ein so offener Kerl ist, wieso heiratet er Sia nicht und lässt ihr danach ihre Karriere? Sie hat in dieser Beziehung eh die Hosen an, also wär's kein Problem. So dient der Plot bloss einem konservativ-reaktionären Finale ("nun kannst du endlich Hausfrau werden"), das den Schluss leicht säuerlich macht.
Die Songs sind allesamt langweilige Balladen, die Kameraarbeit ist okay. Wären  nicht Sushmita und Tabu in dem Film, "Filhaal..." würde vollends ins Mittelmass abfallen. Sicher kein Werk, das man gesehen haben muss, aber hin und wieder bewegend und eben: gut gespielt. Mehr nicht.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi  5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Meghna Gulzar

Drama

Gefühl * * *

Humor *

Trade Classification: Flop

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F i r e

Reviewed 2002

Kanada / Indien 1996 Neu Delhi: Seit vielen Jahren lebt Radha (Shabana Azmi) in der arrangierten Ehe mit Ashok (Kulbhushan Kharbanda). Da sie unfruchtbar ist, hat sich Ashok ein Gelübde auferlegt. Lust ist für ihn nun der Ursprung allen Übels. Radha hat sich beinahe an diese Situation gewöhnt, ihr Feuer ist erloschen. Da wird Ashoks Bruder Jatin (Javeed Jaaferi) mit der schönen Sita (Nandita Das) verheiratet, die in das Haus von Ashok und Radha einzieht. Die rebellische junge Frau will sich nicht einfach den Männern unterordnen, schon gar nicht ihrem Mann, der sie mit einer Chinesin betrügt. Sita freundet sich mit Radha an - und schon bald erwacht in den beiden Frauen ein erotisches Feuer.
Homosexualität im Hinduismus ist anscheinend noch immer das grösste Tabu. Denn obwohl Deepa Mehtas "Fire" bei der Zensur ohne Schnitt durchkam, rebellierte "das Volk". Aufgestachelt von religiösen Extremisten wurde der Film zurückgezogen. Kinos, die ihn spielten, wurden vom Mob demoliert. Eine Schande für die grösste Demokratie der Welt. Unter dem Deckmantel der "Bewahrung der Kultur" wird eine faschistoide Ideologie gezüchtet, die Indien um Jahre zurückwirft.
"Fire" gilt deshalb als einer der kontroversesten Filme Indiens. Im Westen wird niemand wegen der subtilen Sexszenen vom Stuhl fallen, schliesslich erschien im selben Jahr "Bound" - und da ging es deftiger zur Sache. In "Fire" steht aber auch nicht unbedingt die lesbische Beziehung der Frauen im Vordergrund. Es geht vielmehr um eine zärtliche Liebe und um die Emanzipation. "Fire" steht somit "Thelma & Louise" viel näher als "Bound" - und das ist es wohl, was mehr noch als die Sexszenen die patriarchische indische Seele aufgeheizt hat. In "Fire" gibt eine Frau ihrem Mann eine Ohrfeige zurück, in "Fire" wagt es eine Frau, "nein" zu sagen. In Fire heisst es "the concept of duty is overrated". Das ist das Revolutionäre an dem Film. Und genau deshalb ist er als Weckruf ein wichtiges Werk.
Filmisch gesehen ist er gut. Schön gefilmt, gepflegt inszeniert und mit wunderbarer Musik von A. R. Rahman unterlegt. Die Story ist etwas gemächlich, für ein wenig Humor sorgt Ranjit Chowdhry (Bollywood / Hollywood). Wieso der Film in Englisch mit Hindi-Akzent gedreht ist, bleibt Deepa Mehtas Geheimnis. Stärkster Trumpf des Films sind aber eindeutig die Akteure: Shabana Azmi, eine der renommiertesten Schauspielerinnen von Indiens "Parallel Cinema", dominiert die meisten ihrer Szenen. Ihre jugendliche Gespielin Nandita Das steht ihr in nichts nach. Wenn Nandita lächelt, blüht mein Herz auf. Ebenfalls brillant ist Altstar Kulbushan Kharbana (Lagaan), der den fehlgeleiteten Pascha eigentlich nicht diabolisch, sondern primär selbstgefällig spielt. Man mag ihm persönlich gar nicht so böse sein, sondern mehr der Männer-Kultur, in der er aufgewachsen ist. Selbst zum Schluss bleibt sein Spiel auf brodelnde Art reserviert. Eine Top-Performance.
Ein letzter Punkt, der in Indien ebenfalls für Proteste sorgte, ist die Anspielung auf die Legende, in der Sita für Ram durchs Feuer ging, um ihre Reinheit zu beweisen. In "Fire" ist Radha die Sita der Legende. Sie geht zum Schluss durchs Feuer und überlebt - der Beweis ihrer Reinheit. Dennoch muss sie "ins Exil". Die Parallelen zur religiösen Vorlage sind eindeutig. Und in Indien darf man mit Religion halt einfach nicht spielen. Religionskritik, Homosexualität und Emanzipation in einem Film - eine Kriegserklärung an Hindu-Fundamentalisten. Und auch deswegen unbedingt empfehlenwert.
Hier auf DVD erhältlich
Ich habe die US-Version (Code 1) in Englisch ohne Untertitel gesehen.
Regie: Deepa Mehta

Drama

Spannung * *

Erotik * *

Trade Classification: Flop, Semi-Hit in Übersee

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F i z a

Reviewed 2002

Indien 2000 1993 wird Mumbai von schrecklichen Religionsunruhen heimgesucht. Auch die moslemische Mutter Nishatbi (Jaya Bachchan-Bhaduri) trifft es hart: Ihr Sohn Aman (Hrithik Roshan) taucht nach gewaltsamen Übergriffen nicht mehr zu Hause auf und wird fortan vermisst. 1999 nimmt seine schöne Schwester Fiza (Karishma Kapoor) die Suche nach ihm auf - und findet ihn in einem Terroristencamp an der pakistanischen Grenze.
Terrorismus ist ein grosses Thema im indischen Film, doch bei "Fiza" spielt er eine Nebenrolle. Zentraler ist die Verbindung von Bruder und Schwester, die beinahe inzestuöse Ausmasse annimmt. Die beiden sind sich wirklich sehr sehr nah. Mit einer Lauflänge von 169 Minuten ist "Fiza" etwas gar lang geraten, doch die unterhaltsame Inszenierung, ein paar gute Songs (der in der Disco macht zwar charaktermässig keinen Sinn), gute Kamera (Santosh Sivan) und die souveränen Darsteller retten das Werk.
Allen voran glänzt Karishma Kapoor mit ihren betörenden grünen Augen. Co-Star Hrithik Roshan (Mission Kashmir) überzeugt ebenfalls. Kurz vor Schluss hat er jedoch eine sehr peinliche Szene, in denen er gut fünf Minuten lang seine imposanten Bizepse, Trizepse & Co. zeigen darf. Was soll das? Eine Steroid-Werbung? Cineastisch ist die Szene ein absoluter Reinfall. Gleiches gilt für Johnny "ich tauche in jedem Bollywood-Film auf" Lever, dessen Comedy-Einlage nicht in diesen Film passt, der vielleicht das bedrückendste Ende seit Dil Se hat.

Hier auf DVD erhältlich
Ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen Untertiteln gesehen.
Regie: Khalid Mohamed

Drama

Spannung * *

Action * *

Trade Classification: Average

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F o o t p a t h

Reviewed 24.9.03

Indien 2003 Arjun, Shekhar und Raghu sind Freunde. Als Arjuns Vater ermordet wird, halten die Kinder denn auch zusammen und töten den Mörder. Daraufhin muss Arjun die Stadt verlassen. 12 Jahre später stöbert die Polizei Arjun (Aftab Shivdasani) in Delhi auf und zwingt ihn zur Rückkehr nach Mumbai. Dort sind nämlich Shekhar (Rahul Dev) und Raghu (Emran Hashmi) zu mächtigen Drogenhändlern und Killern geworden. Arjun soll sich bei ihnen einschmuggeln und ihre Hintermänner herausfinden. Arjun sagt zu, doch nur, weil er weiss, dass seine Freunde sonst von der Polizei erschossen würden. Während er sich bei seinen Freunden einschleimt, hat Arjun noch eine andere Mission: Die Liebe von Sanjana (Bipasha Basu) zurückzugewinnen, die er auch vor 12 Jahren verlassen musste.
Vikram Bhatt ist ein Genie darin, amerikanische Hits für den indischen Markt neu aufzukochen. Für "Footpath" bediente er sich nicht bei einem bestimmten Film, sondern bei einem ganzen Genre. Etliche Gangster- und Thrillerklischees werden aufgetischt, grosse Inspiration in der Erzählung und der Inszenierung sucht man vergebens. Die Schauspieler mühen sich offensichtlich ab, Bhatt versucht mit recht grober Gewalt einen düsteren Ton zu erreichen und schreckt selbst vor einem tragischen Finale nicht zurück - doch stets regiert der Eindruck eines déjà-vus.
Völlig daneben langt Bhatt mit dem romantischen Blickwinkel. Besonders die Affäre zwischen Aftab und Bipasha, der Bhatt mit dem Hit Raaz zu Ruhm verholfen hat, will und will nicht funktionieren. Schon die Ausgangslage ist idiotisch: Sanjana soll Arjun nach seiner Rückkehr lieben wie einen verlorenen Lover? Vielleicht hab ich ja was verpasst, aber als sie sich trennten waren sie zwischen 10 und 12 Jahren alt. Welche Beziehung kann da also in nullkommanichts wieder aufblühen? Egal. Akzeptieren wir das mal, doch danach fruchtet die Liebe dennoch nicht. Die meiste Zeit schreien sich die beiden an und in der wenigen Zeit, in der man sie gemeinsam sieht, können sie keinerlei Chemie aufbauen. Die Romanze plätschert vor sich hin und zögert bloss das heiss ersehnte Finale heraus. Die Songs haben den selben Effekt. Sie sind uninspiriert und unnötig. "Footpath" erhält als Ganzes das selbe Votum: Uninspiriert und unnötig. Die Akteure und der recht aggressive und doch moralinsaure Ton sind nicht schlecht, doch dem Werk fehlt jeglicher Pfeffer im Arsch. Ein ziemlicher Absteller.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0. mit engl. UT. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Vikram Bhatt

Gangsterdrama

Spannung * *

Gewalt *

Trade Classification: Flop

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F r e a k y   C h a k r a

Reviewed 2003

Indien 2003 Ein ausgeflippter Autor (Ranvir Shorey) erfindet allerlei skurrile Geschichten um ein Appartment-Komplex. Im Mittelpunkt steht dabei die 40-jährige, attraktive Miss Thomas (Deepti Naval, Shakti). Sie war einmal Ärztin, doch seit dem Tod ihres Mannes schminkt sie nur noch Leichen. Die Single-Frau ist stets mies gelaunt und wird von den Kindern des Hauses geärgert und vom Hauswart ignoriert. Ein lüsterner Nachbar (Sachin Khedekar) belästigt sie mit ominösen Anrufen. Da der Autor denkt, dies sei langsam zu langweilig, schreibt er einen 19-jährigen, jungfräulichen Mann (Sunil Roah) in die Handlung, der mit Miss Thomas anbändelt. Die Frau blüht auf und entwickelt bald zuviel Eigendynamik.
"Freaky Chakra" ist für einen Bollywood-Film ausgesprochen skurrill. Die zwei Erzählebenen lassen die Zuschauer die für sich alleine betrachtet ebenso melancholische wie witzige Hauptgeschichte um Miss Thomas aus einem speziellen Blickwinkel sehen. Anstatt "nur" ein Liebesfilm zu sein, wird "Freaky Chakra" so auch noch eine Satire aufs Drehbuchschreiben. Nie ganz so clever wie etwa ein Film aus der Feder Charlie Kaufmans ("Being John Malkovich", "Adaptation"), aber dennoch reflexiv und recht clever.
Inszenatorisch bleibt bis auf ein paar visuelle Ideen wenig hängen und auch die Schauspieler sind nur gerade OK - bis auf Deepti Naval. Dies ist wirklich ihr Film und sie wandelt sich perfekt von der mürrischen Aussenseiterin zur verliebten, reifen Frau. Sie ist massgeblich am Gelingen des Films beteiligt. Leider kann auch sie nicht verhindern, dass das Ende ziemlich enttäuschend ist und einen schalen Nachgeschmack hinterlässt. Die nur 94 Minuten Lauflänge kamen mir deshalb auch länger vor, als sie eigentlich sind. Doch was motze ich: "Freaky Chakra" ist locker und ideenreich genug, um gut zu unterhalten. Wenn nicht meisterlich, dann wenigstens sehr kompetent. 

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Englisch 5.1. mit UT bei Hindi-Dialogen. Widescreen (nicht anamorph)
Alternativer Titel: Freaky Chakra: A Rectangular Love Story
Regie: V. R. Prakash

Komödie

Humor * *

Spannung *

Trade Classification: n/a

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F u n 2 S h h . . .

Reviewed 2003

Indien 2003 Tante D (Farida Jalal) hat genug davon, dass John (Paresh Rawal), Aju (Anju Sawhney) und Vicky (Iqbal Khan) die Miete nicht bezahlen, sondern nur faul herumliegen. Sie zwingt die Männer, sich Jobs zu suchen. Tatsächlich bekommen Aju und Vicky von Bhaleram (Kader Khan) eine Stelle: Sie sollen die Ausstellung der wertvollen Krone von König Babusha, dem Herrscher von Chanpura, bewachen. Der nervöse Aussteller Ghoshal (Ashish Vidyarthi) ahnt nämlich, dass Meisterdieb Chindi Chor (Gulshan Grover) das Schmuckstück klauen wird. Tatsächlich überlistet er Aju und Vicky und macht sich mit der Krone davon. Prompt beschuldigt Ghoshal die beiden und John, mit Chindi unter einer Decke zu stecken. Die drei fliehen vor Bhaleram - und rasen in eine Mauer. Anstatt zu sterben werden sie durch die Mauer ins 10. Jahrhundert katapultiert. Sie sind im Königreich Chanpura gelandet und werden schon kurz nach ihrer Ankunft fast hingerichtet. Es kommt noch schlimmer: Aju und Vicky verlieben sich in zwei schöne Prinzessinnen (Raima Sen, Natanya Singh), die Töchter von König Babusha (nochmals Gulshan Grover).
Der Film mit dem absurden Titel ist eine Bollywood-Version des französischen Hits "Les visiteurs". Die Handlung, die Akteure - in der ersten Hälfte passt noch alles. Erst nach der Intermission verliert Regiedebütant Imtiaz Punjabi den Überblick, die Geschichte verlottert und lässt "Fun2Shh" eher mit einem schalen Gesamteindruck enden. Ohne grosse Stars und günstig gedreht auf den Sets der TV-Serie "Amrapali" schafft es die Komödie mit bescheidenen Mitteln zu unterhalten. Wen stört es da, dass die Uniformen römisch aussehen und Imtiaz es mit der Logik nicht so genau nimmt - schliesslich deutet der Titel Fun ja auf die Richtung hin, die der Streifen einschlägt.
Paresh Rawal ist der beste der Truppe und hat die cleversten One-Liner. Altstar Kader Khan ist gut, Farida Jalal, die wie die meisten im Cast eine Doppelrolle hat, ist auch okay. Gulshan Grover wirkt etwas lustlos und Ashish Vidyarthi hat nur einen Kurzauftritt. Die Werbung konzentrierte sich indes natürlich auf die vier jüngeren: Raima Sen (Godmother) und Debütantin Natanya Singh (
Tum) sind schmuckes Beiwerk ohne grosse Rollen. Die Stars sind eher die Jungs, Anuj Sawhney (Nayee Padosan) und Debütant Iqbal Khan. Iqbal dürfte ein paar Frauenherzen brechen und hat ein paar coole Stunts auf Lager - doch zum Star wird es ihm nicht gereichen. Für ihre entsprechenden Rollen sind die Boys aber ganz gut.
Was einige Kritiker bemängelten, gefiel mir nicht schlecht: Die Songs. "Time Kharab Hai" ist ein cooles Stück, die Ballade "Dhuvan Dhuvan" ist sinnlich inszeniert und der Fun-Track "I Will..." (mit englischen Lyrics) ist hübsch dargeboten. "Hum Hau Fun2Shh" beginnt rockig, wird dann aber poppiger und ebenfalls zum Fun-Stück. Nichts für die Ewigkeit und "I Will..." ist dämlich platziert - aber die Lieder machen Laune. Das soll ja für den ganzen Film gelten. Es gibt viel an dem Teil zu bemängeln, aber insbesondere in der ersten Hälfte erfüllt er seine Mission: Spass machen.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Fun2Shh: Dudes in the 10th Century
Regie: Imtiaz Punjabi

Fantasy-
Abenteuerkomödie

Humor * * *

Action * *

Trade Classification: Below Average

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F u n t o o s h

Indien 1956 Ausführliche Kritik: hier.

 

G a a y a m

Indien 1993 Ausführliche Kritik: hier.

 

G a d a r :   E k   P r e m   K a t h a

Reviewed 2002

Indien 2001 Die muslimische Studentin Sakina (Amisha Patel) ist die Tochter des steinreichen Ashraf Ali Khan (Amrish Puri). Sie ermöglicht dem armen Lastwagenfahrer Tara Singh (Sunny Deol), einem Sikh, an einem Konzert ihres Colleges zu singen. Dafür ist er ihr ewig dankbar. Doch bevor zwischen den beiden eine Liebe aufkeimen kann, zerbricht das Land: Am 2. Juni 1947 wird Indien für unabhängig erklärt und in zwei Teile geteilt. Unruhen brechen aus, Muslime töten Hindus, Hindus töten Muslime - und gewaltige Flüchtlingsströme setzen sich in Bewegung. Auch Sakinas Familie flieht. Sie selbst bleibt zurück im Getümmel. Als der Mob sie lynchen will, rettet Tara Sakina. Er pflegt sie so liebevoll, dass sie nicht nach Pakistan will, sondern ihn heiratet und ihm einen Sohn gebärt. Viele Jahre später sieht Sakina in der Zeitung jedoch ein Bild ihres Vaters, der nun Bürgermeister von Lahore ist, und besucht ihn. Der Indien hassende Vater will sie aber nicht mehr gehen lassen.
"Gadar" ist auf der einen Seite ein typischer patriotischer Sunny-Deol-Actionfilm, auf der anderen Seite ein historisches Liebesdrama. Wäre der Film doch bloss ausschliesslich Letzteres, er wäre gut, aber alles, was mit Action und Patriotismus zu tun hat, ist so schwerfällig in "Gadar", so unglaubwürdig und käsig, dass der Film als Ganzes ein Reinfall ist. Und das meine ich künstlerisch, denn finanziell war er keiner. Im Gegenteil: "Gadar" ist der bisher erfolgreichste Film dieses Jahrtausends und wenn man die Inflation nicht mit einberechnet sogar der erfolgreichste Bollywood-Film überhaupt mit einem Einspielergebnis von 650 Millionen Rupien in Indien.
Der Film beginnt gut, mit einer dramatischen Rekapitulation der Ereignisse von 1947. Bewegend, blutig und relativ balanciert werden die Massaker auf beiden Seiten der neuen Grenze gezeigt. Hindus und Muslims und Sikhs getrieben von gegenseitigem Hass. Dies sind eindrückliche Szenen und darin die Liebe zwischen Sunny und Amisha aufblühen zu sehen, ist gut gemacht. Auch gut gespielt. Vor allem Amisha überzeugt absolut. Sunny ist hölzern wie immer, aber er war schon übler. Dann steuert der Film in die zweite Hälfte - und rutscht immer tiefer. Dass Sunny im Alleingang nach Pakistan reist, basiert noch auf einem tatsächlichen Fall, doch dass er die halbe pakistanische Armee killt und noch grosse flammende patriotische Reden schwingen kann, ist pure Idiotie. "Gadar" wird "Rambo" - und macht einfach keinen Spass mehr. Man langweilt sich von der einen Schlägerei zur nächsten, nur um zwischendrin von Sunnys gelegentlichen Schreien geweckt zu werden. Das zu lange Finale auf dem Zug ist okay aber die Effekte lausig. Die Leute, die vom Zug fliegen, sehen aus wie Sandsäcke und das Feuer auf dem Zug wie Pixel. Es ist auch CGI - und nicht gerade gutes.
Und die Musik: In der ersten Hälfte kamen mir die Songs bloss mässig vor, doch in der zweiten sind sie völlig fehl platziert und unnötig. Noch schlimmer die Montagen, die meistens die Songs begleiten, gerieten langweilig und sind zu holprig geschnitten. Wenn dann auch noch mehrmals das Kind singen muss, stellen sich mir die Haare auf. Ich mag singende Kinder nicht - das erinnert mich meistens an Heintje. Das passt einfach nicht in den Film. Und dann ist da noch das Ende - eines unter aller Sau. Als ob Regisseur Sharma (The Hero) die Ideen ausgegangen sind. Also machen wir Schluss. Das ist kein Ende, das ist eine Deus ex Machina wie sie höchstens von Jurassic Park III getoppt wird. Und eine letzte Frage, bevor ich zum Fazit komme: Wie gelangt der Song "Que Sera Sera" in diesen Film, der um 1947 spielt, wenn der Song doch erst 10 Jahre später komponiert wurde?
Die Kurzfassung: Kein so lausiger Film wie etwa Sunnys faschistoider Indian, aber wenn die patriotisch verklärten Elemente und die plumpen Action-Einlagen nicht wären, könnte "Gadar" ein ganz akzeptables Historien-Liebesdrama sein. "Wenn" ...

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph)
Alternativer Titel: Gadar
Regie: Anil Sharma

Actiondrama

Action * * *

Spannung *

Trade Classification: Blockbuster

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G a j a   G a m i n i

Reviewed 13.1.05

Indien 2000 Gaja Gamini, geboren aus einer schwarzen Steinwand in Pandharpur, ist die Traumfrau vieler Männer. In verschiedenen Inkarnationen inspiriert sie die Künstler. Sie ist die Mona Lisa von Leonardo Da Vinci (Naseeruddin Shah), die Titelfigur hinter dem Gedicht "Shakuntala" von Kalidas (Mohan Agashe) und das Lieblingsobjekt des Fotografen Shahrukh (Shahrukh Khan). Sie ist aber auch das blinde Mädchen Sangeeta aus Benares, das die Frauen des Dorfes (Farida Jalal, Shabana Azmi, Shilpa Shirodkar) zur Revolte gegen die Dominanz der Männer  anstachelt. Kamdev (Inder Kumar) der Gott der Liebe, versucht in all diesen Erscheinungen Gaja Gaminis Herz zu erobern.
Maqbool Fida Hussain, Indiens bekanntester zeitgenössischer Maler, war 85 Jahre alt, als er "Gaja Gamini" drehte. Es war sein erster Spielfilm. Und einer, der das Publikum spaltete wie selten ein Bollywood-Film zuvor: Love it or hate it. Die Massen, angelockt von den klingenden Namen Madhuri Dixits und Shahrukh Khans, verliessen das Kino entrüstet und das Werk floppte. Die Elite dagegen interpretierte, analysierte und lobte. Dabei haben die meisten das Wichtigste vergessen: Zwei Stunden lang zurücklehnen und sich in den Schwall von Bildern und Tönen verlieben. "Gaja Gamini" ist Hussains Ode an die Frauen und insbesondere an Madhuri Dixit. Nicht viel mehr.
Die letzte Bemerkung werden mir manche übel nehmen, aber ich steh dazu. Hussain verquickt zwar auf wackere Weise indische Mythen, die Realität, Kunstgeschichte und Film-Alltag zu einem esoterischen Traum, den man mannigfaltig deuten kann. Der Nutzen ist in meinen Augen aber bescheiden. Ähnlich wie bei Meenaxi sinniert der Künstler frei assoziierend in den Tag hinein. Immer dann, wenn er etwas Gewichtiges zur Lage der Gesellschaft aussagen will, steht der Film bockstill und scheitert. Denn was er sagen will, bleibt zu diffus, was er sagen könnte zu oberflächlich: "Alle Frauen sind eins, aber jede doch ganz anders". Interpretationen wie diese hören sich wahnsinnig tiefsinnig an, oftmals, weil sie bei genauerem Hinsehen wenig Sinn ergeben - aber es sind halt eben eher aneinandergereihte Ideen als Thesen und Beobachtungen. Insofern hat man tatsächlich mehr davon, wenn man den Film als sinnliche Erfahrung anschaut, nicht als intellektuelles Experiment.
Denn in diesem Bereich ist "Gaja Gamini" einfach umwerfend. Er beginnt in Schwarzweiss. Erst nach über sechs Minuten wechselt er schlagartig zu Farbe - und was für Farben. Prall leuchten sie und füllen die Bilder von Star-Kameramann Ashok Mehta mit Leben. Doch Madhuri sieht man noch immer nicht. Sie wird während der Schwarzweiss-Phase mit ihren Füssen und ihrem Rücken eingeführt. Sie tanzt ganze Nummern hindurch, ohne dass man ihr Gesicht sieht. Erst nach einer halben Stunde erblickt man sie ganz. Nunmehr schlüpft sie in verschiedene Rollen, kaum verbunden durch einen Plot, sondern episodisches Sinnieren eines weisen Mannes. Er scheint verschiedene Typen von Frauen durch die Geschichte und Literatur illustrieren zu wollen, doch daraus zieht er keine Essenz. Bis auf die Schönheit der Frau, personifiziert durch Madhuri, Shabana Azmi und weiterer Schauspieler und Künstler.
Die Episoden fliessen wild ineinander über, meist verbunden durch elaborierte Song-Sequenzen. Alles gefilmt in einem absichtlich künstlich gehaltenen Studio. Keine einzige Szene spielt im Freien, sondern alles in genau farbdramaturgisch abgestimmten Räumen. Hussain hat so die Szenerie genau unter Kontrolle und lässt Madhuri in etlichen Kostümen durch die Sets tanzen. Und wie sie tanzt. Die klassischen Posen und Bewegungen kriegt sie umwerfend hin. Die Lieder dazu sind ebenso absolut hörenswert und tragen zum Gesamtkunstwerk bei.
Erst ganz zum Schluss taucht Shahrukh auf. Er spielt sich quasi selbst und wirkt mit seiner typisch überschwänglichen Art erst etwas Fehl am Platz, doch die Szene fügt sich gut ein. Seine Flirtereien mit Madhuri sind die lebendigsten Szenen im Film. Danach kommt der diffuse Prolog, der unter die Kategorie "viel gesagt, wenig ausgesagt" fällt. Die Damen stehen am Tisch, versuchen den Film und seine Botschaft irgendwie zu vermitteln - und scheitern. In solchen Momenten wird einem klar, dass Hussain nicht ein Geschichtenerzähler ist. Er ist Maler, er kreiert Bilder, Eindrücke, vielleicht auch Szenen und Assoziationen. Aber er erzählt keine Geschichte. Deshalb scheitert "Gaja Gamini" vielleicht auch als Film - doch als Experiment ist er absolut sehenswert. Und jeder Madhuri-Fan sollte ihn als Pflichtstoff betrachten, da kaum jemals zuvor ihrem Tanz und ihrem Körper derart geschmeichelt wurde wie in diesem Werk.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph)
PS: Die DVD ist fast überall out of print - indiaweekly hat ab und zu wieder einzelne Disks an Lager.
Regie: M. F. Hussain

Kunstfilm

Anspruch * * *

Humor *

Trade Classification: Flop

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G a n g a a j a l

Reviewed 12.10.03

Indien 2003 Der Polizist Amit Kumar (Ajay Devgan) wird zum neuen Superintendenten des (fiktiven) Bezirks Tejpur in Bihar berufen. Dort am Ganges beginnt Kumar umgehend aufzuräumen. Er entdeckt, dass das halbe Corps von den Gefälligkeiten des steinreichen Sadhu Yadav (Mohan Joshi) lebt, der mit seinem Sohn Sundar (Yashpal Sharma) die Gegend terrorisiert. Kumars Versuche, die Kriminellen hinter Schloss und Riegel zu bringen, enden in Frust - vor allem, weil er von den eigenen Leuten immer wieder hintergangen wird. Doch Kumar gibt nicht auf.
Das Thema der Korruption im Polizeiapparat ist sicherlich kein Neues, aber Regisseur Prakash Jha, der zuletzt das Familiendrama Rahul drehte, aber ansonsten für sozial engagierte Thriller bekannt ist, treibt die Handlung mit viel Energie voran, so dass man die Déja-vus bald vergisst. Vor allem die erste Hälfte ist eine Wucht. Ajay Devgan dominiert jede Szene, die Musik drückt die Handlung voran, Ballast in Form von Songs und Liebe gibt es keinen. Vielmehr geht es darum, dass der eine Cop für den korrupten Oberboss arbeitet, der andere für den lokalen Gangsterboss und wieder ein anderer für sich allein - oder gar nicht. Die Polizei kommt in "Gangaajal" nicht gut weg. Und ist sie einmal halbwegs auf Trab gebracht, reagiert sie auf die Gewalt mit Gegengewalt. Dieser Zyklus wird hervorragend herausgearbeitet. Zur Filmmitte identifizieren wir uns mit kaum jemandem mehr, selbst Ajay Devgans Rolle wird diffuser. Er bleibt trotzdem der Fels in der Brandung.
Nach der Halbzeit fällt "Gangaajal" jedoch leicht auseinander. Die Bösewichter beginnen, voraussehbarer zu reagieren, zwei unnütze Songs sowie die Szenen in Amits Heim ziehen den Film auf Überlänge.
Gracy Singh
ist als Gattin von Amit absolut verschwendet und das Finale ist an den Haaren herbeigezogen. Was am Anfang so sorgfältig aufgebaut wurde und zu einem ebenso engagierten wie fesselnden Thriller hätte wachsen sollen, endet konventionell. Schade, denn "Gangaajal" ist sicherlich sehenswert - allein schon wegen den Schauspielern (besonders Ajay Devgan), der kompromisslosen Härte, und dem Aspekt, dass Polizeigewalt nicht immer toleriert wird. Dies ist kein Sunny-Deol-Film, wo Staatsgewalt als nötiges Mittel akzeptiert wird. Hier kommen die Cops moralisch oder juristisch dran. Zum Schluss wird die Botschaft leicht verwässert, aber Regisseur Jha stellt klar: In diesem Geflecht aus Korruption, Gewalt und Misswirtschaft ist kaum eine Hand sauber.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: GangaaJal - The Holy Weapon
Regie: Prakash Jha

Thrillerdrama

Spannung * * *

Gewalt * *

Trade Classification: Average

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G a n g a a   J a m u n a a   S a r a s w a t h i

Reviewed 4.7.04

Indien 1988 Der bösartige Thakur Hansraj Singh (Amrish Puri) tötet seinen Schwager und wirft seine Schwester Bharatidevi (Nirupa Roy) mit einem billigen Trick aus dem Anwesen. Bharatidevi und ihr kleiner Sohn Ganga Prasad schwören Rache. Viele Jahre später ist aus Ganga (Amitabh Bachchan) ein stolzer Mann geworden, der eine Transportfirma leitet. Er ist gut im Herzen und beschützt deshalb die Prostituierte Saraswathi (Jayapradha) vor einer Vergewaltigung. Kurz darauf rettet er Jamuna (Meenakshi Sheshadri). Beide Frauen verlieben sich in Ganga. Er entscheidet sich für Jamuna - ohne zu wissen, dass auch sein Freund, der Sänger Shankar Qawaal (Mithun Chakraborty) Jamuna liebt. Nach der Heirat gebärt Jamuna ein Kind, Saraswathi assistiert als Hebamme. Doch das Glück ist von kurzer Dauer: Thakur hetzt einen Killer auf Ganga, der seinen LKW in die Luft jagt. Ganga rettet das Baby, doch Jamuna ertrinkt vermeintlich im Fluss. Shankar rettet sie. Sie hat das Gedächtnis verloren und bleibt bei ihm. Ganga heiratet derweil Saraswathi und bereitet seine Rache gegen den Thakur und seinen Sohn (Jack Gaud) sowie den korrupten Inspektor Goga (Goga Kapoor) vor. Welche Frau wird zum Schluss bei Ganga bleiben? Ein Blick auf den Atlas genügt - man beachte den Verlauf der drei Flüsse Ganga, Jamuna und Saraswathi.
"Gangaa Jamunaa Saraswathi" ist der letzte Film von Hit-Regisseur Manmohan Desai (1936-1992). Damit geht auch eine Ära zu Ende: die des jungen Amitabh Bachchan. Die Filme, die Desai und Bachchan zusammen gedreht haben, waren grosse Epen mit dem Angry Young Man im Mittelpunkt: Amar Akbar Anthony, Coolie, Mard. "Gangaa Jamunaa Saraswathi" versucht vergeblich daran anzuknüpfen. Zum einen ist Amitabh definitiv zu alt geworden für diese Rollen. Seinen Bauch muss er unter dicken Pullovern verstecken. Und an den Kinokassen wurde er von neuen Helden überholt - massgeblich Aamir Khan, der 1988 mit Qayamat Se Qayamat Tak zu Star-Ruhm kam. Salman Khan folgte ein Jahr später mit Maine Pyar Kiya und Shahrukh Khan 1992 mit Deewana. Die Ära Bachchan schien damit vorbei zu sein. Er konnte mit Filmen wie "
Agneepath" oder Hum Anfang der Neunziger noch Erfolge feiern, doch Mitte des Jahrzehnts schien er verschwunden - bis zu seiner "Neu-Erfindung" als Patriarch und "Angry Old Man" Ende des Jahrtausends.
Doch zurück zu "Gangaa Jamuna Saraswathi". Die Handlung ist im Wesentlichen die Selbe wie bei allen Amitabh-Rachefilmen. Bloss dass die Rache diesmal vielleicht 10 Minuten des 187-minütigen Epos' ausmacht. Der Rest ist Leiden. GJS ist ein extrem sadistischer Film. Die Zuschauer werden eingelullt mit Gewalt, Vergewaltigung, Mord, Brandstiftung, Verstümmelungen, Unglücken und allerlei Widrigkeiten. Dazu kommen religiöse Querverweise, Schuld, Sühne und geradezu fatalistische Zufälle. Vieles davon ist schwer zu schlucken, doch Desai konstruiert seine Filme immer so, dass sie aufgehen. Klar sieht man die Konstruktion, doch sie funktioniert. Als Jamuna zum Beispiel entdeckt, dass Ganga jetzt Saraswathi geheiratet hat, will sie nicht eingreifen - weil sie eine Stunde zuvor im Film Saraswathi ihr Leben verdankte und ihr ewige Dankbarkeit schwor. Es geht alles auf. Aber eben: zu welchem Preis? Spontanität kann man vergessen, GJS ist vielmehr eine Oper der Gewalt, ein Arrangement des Schreckens, in dem nichts dem Zufall überlassen ist.
Amitabh ist wie gesagt etwas alt und schwabbelig geworden, aber er ist noch immer eindrücklich. Amrish Puri ist diabolisch wie eh und je, die Mädels sind okay. Die Personen kommen und gehen wie die Zufälle und sind auch nur Figuren auf Desais Schachbrett. Aber die Darsteller mühen sich ab, das sieht man. Auch in den Song-Nummern. Sie tanzen alle formidabel, aber die Lieder sind austauschbar. Um die ein-Stunden-Marke tummeln sich gleich mehrere Songs, dafür gibts danach fast keine mehr.
Der Film ist ein Genuss für alle, die gerne Exploitation-Epen sehen. Es gibt Szenen, die sind so absurd, dass sie nur in einem Hindi-Film funktionieren: Ganga muss einmal Jamuna wärmen, weil sie ins Eiswasser gefallen ist. Dazu zieht er sie und sich ein wenig aus und wärmt sie. Danach ist sie schwanger. So schnell geht das in Indien. Oder hat Big B seinen Little B da nicht im Griff gehabt? Egal, all dies fügt sich zu einem Schauspiel biblischen Ausmasses zusammen. In gewissem Sinn sehr unterhaltsam, auf der anderen Seite ein über-konstruiertes, lachhaftes Schund-Werk. Und eben: das Ende einer Epoche von Bollywood-Filmen.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel:
Ganga Jamuna Saraswathi
Regie: Manmohan Desai

Actiondrama

Action * *

Gewalt * *

Trade Classification: Flop

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G a r d i s h

Reviewed 18.9.05

Indien 1993 Purshottam Sathe (Amrish Puri) ist ein pflichtbewusster Wachmeister bei der Polizei von Mumbai. Er träumt davon, dass sein ältester Sohn Shiva (Jackie Shroff) auch einst bei der Polizei anfängt und er ihm als Inspektor salutieren dürfe. Obwohl Shiva etwas faul ist, scheint er sich mit dieser Idee langsam anzufreunden und findet gleichzeitig auch privates Glück bei Vidya (Aishwarya), der Tochter des angesehenen Prithviraj Bala (Shammi Kapoor). Doch eines Tages gerät Purushottam in Streit mit dem Sohn eines Politikers und wird als Strafe versetzt. Sein neues Revier ist unter der Fuchtel des Gangsters Billa Jilani (Mukesh Rishi). Es dauert nicht lange, bis sich Purushottam mit Billas Leuten anlegt. Es kommt zur Schlägerei, bei der der Gangsterboss den Polizisten schwer verletzt. Beherzt greift Shiva ein und schlägt Billa spitalreif. Der zeigt Shiva nicht an um dereinst Rache nehmen zu können. Shiva wird in der Zwischenzeit als Held gefeiert und seine Freunde beginnen, in seinem Namen Geld einzutreiben. Obwohl Shiva sich dagegen wehrt, glaubt selbst Purushottam, sein Sohn würde ein "neuer Billa". Nur die Prostituierte Shanti (Dimple Kapadia) und Shivas Mutter Lakshmi (Farida Jalal) halten zu ihm.
Dieser halbveredelte Haudraufstreifen liest sich bei Besetzung und Crew besser, als er tatsächlich ist. Regisseur Priyadarshan (Hulchul), der heute vorwiegend mit Komödien beschäftigt ist, inszeniert lustlos, Star-Kameramann Santosh Sivan filmt austauschbar und der legendäre R. D. Burman (1939-1994) komponiert ohne bleibenden Wert. Die 162 Minuten ziehen sich dahin, da die Hälfte des Films aus unspannenden Schlägereien zu aufdringlicher Musik besteht. Schade ist dies, da "Gardish" ein paar interessante Themen anschneidet.
Zum Beispiel: Wie wird ein normaler Mensch in eine gewalttätige Rolle gedrängt? Wie reagiert ein Vater darauf, dass sein Sohn nicht die gewünschte Karriere einschlägt? Was macht ein Quartier gegen Verbrecher aus seinen Reihen? All dies wird durchaus angesprochen, aber nicht zu Ende gedacht. Besonders frustrierend ist die Vater-Sohn-Dynamik, die alle paar Minuten wechselt und zum Schluss nicht wirklich zu einer Lösung führt. Den Akteuren kann man das nicht anlasten - Jackie Shroff und Amrish Puri spielen solide, wenngleich nicht gerade inspiriert. Einige ihrer Co-Stars absolvieren die Parts, die man von ihnen kennt, namentlich Mukesh Rishi und Farida Jalal. Dimple Kapadia, die ich nicht sonderlich mag, ist szenenweise zudem am chargieren.
Es hat starke Momente im Film wie eine deftige Verbrennung auf offener Strasse. Aber der Rest ist derart abgeschmackt, derart durchgekaut, dass kein Interesse aufkommen will. Anstatt den Fragen nachzugehen, die er selber stellt, begnügt sich der Film damit, den Helden in immer neue ausweglose Situationen zu drängen, aus denen er sich nur mit Gewalt wieder befreien kann. Das böte Stoff für ein Drama: Die Ausweglosigkeit der Gewalt-Falle. Doch selbst das will Priyadarshan nicht richtig ausloten. "Gardish" ist in allen Belangen durchschnittlich und bedarf keines DVD-Kaufs. Trotz der illustren Namen auf dem Cover.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Priyadarshan

Actionthriller

Spannung *

Action * *

Trade Classification: -

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G a r v   -   P r i d e   a n d   H o n o r

Reviewed 3.8.04

Indien 2004 ACP Arjun Ranavat (Salman Khan) steht vor Gericht. Staatsanwalt Tyagi (Anupam Kher) klagt ihn an, 18 angesehene Männer getötet zu haben, unter ihnen den Bruder von Chief Minister Kashinath Trivedi (Govind Namdeo). Arjun bittet den Richter (Kulbhushan Kharbanda), ihn zum Tode zu verurteilen. Doch Arjuns ehemaliger Vorgesetzter, Ex-Commissioner Samar Singh (Amrish Puri), will ihn verteidigen und ruft nochmals die Ereignisse in Erinnerung: Arjun lebte glücklich mit seiner Schwester Rakhi (Akanksha) und seiner Mutter Shakuntla Devi (Farida Jalal). Als Polizist arbeitet er gerne, sein Kollege Haider Ali Khan (Arbaaz Khan) ist auch sein bester Freund. Und die Liebe zur Tänzerin Jannat (Shilpa Shetty) blüht endlich auf. Doch als vor Gericht der Gangster Hakim Lukkha freikommt und ihn Arjun danach brutal abschlachtet, ändert sich seine Lebenseinstellung. Er will den Abschaum Indiens bekämpfen, er will wieder stolz sein können auf sein Land. Fortan tötet er jeden Kriminellen, der ihm vor die Flinte kommt. Auf einen hat er es besonders abgesehen: Zafar Supari (Mukesh Rishi). Der lässt sich nicht lumpen und macht Trivedi zum Chief Minister, auf dass er die lästigen Cops ausschalte.
"Garv" ist ein konturloser, ziemlich depperter Rächerthriller, der so anachronistisch ist wie Comeback von MC Hammer. Der Film würde kein Schwein hinterm Ofen hervor locken, wäre nicht dieses Starensemble, angeführt von Box-Office-Magnet Salman Khan. Wie sich Salman in diese Gurke verirrt hat, bleibt ein Rätsel. Warum sich angesehene Nebendarsteller wie Kulbhushan Kharbanda und Anupam Kher hergaben, ist das noch grössere Rätsel. "Garv" hat wirklich wenig zu bieten, was man noch nicht kennt. Und ebenso wenig, was wirklich gelungen ist.
Ganz hübsch sind zum Beispiel die Songs - auch wenn sie nicht alle in den Film passen. "Makhan Malai Hoon" ist eine akzeptable Nummer, die dank Stilwechseln entzückt und genügend Tempo hat, damit Shilpa Shetty so richtig heiss abtanzen kann. "Soniye To Soni" ist eine okay-Bhangra-Nummer. "Marhabba Marhabba" ist mässig, hat aber einen erotischen (bis vulgären) Tanz von Item Girl
Reshma Bombaywala zu bieten. "Jab Ishq Ka" offeriert Shilpa eine erneute Gelegenheit, ihren Traumkörper vor einer Traumkulisse zu zeigen. Nur Salmans Akrobatik mit dem Plastikschwert ist etwas peinlich. "Hum Tum Ko" zum Schluss ist nicht viel mehr als ein 08/15-Lovesong am Strand.
Diese Songs sind tatsächlich gut. Auch die Akteure sind nicht allzu übel. Tja, damit hat es sich. Der Rest ist ziemlich mies. Da wäre in erster Linie das Drehbuch. Die Handlung ist voraussehbar, manipulativ und reaktionär. Die gute alte Selbstjustiz wird als göttliches Mittel zur Gerechtigkeit propagiert, Justiz und Politik werden einmal mehr als Abschaum hingestellt. Nichts Neues in diesem Bereich. Doch mit welcher Stoik das Ganze präsentiert wird, ist beachtlich. Keine echten Emotionen kommen hoch. Im besten Fall erzeugt der Film Hass - aber nicht auf die Korrupten und Gangster, sondern auf die ewiggestrigen Filmemacher, die in heutiger Zeit noch solchen Schund fabrizieren.
Die Akteure sind durchwachsen. Govind Namdeo hat die hässlichste Ohr-Behaarung aller Zeiten, Amrish Puri hat nicht viel zu tun, Shilpa Shetty muss nur hübsch aussehen und dient nur als Song-Staffage, Farida Jalal darf einmal mehr immer-traurig in die Gegend schauen. Arbaaz Khan bleibt blass, Anupam Kher ist gut, Kulbhushan Kharbanda auch. Mukesh Rishi ist einmal mehr am chargieren. Rajpal Yadav
hat einen undankbaren Mini-Auftritt. Akanksha ist schrecklich peinlich. Für diese wichtige Rolle hätte man eine bessere Darstellerin bringen müssen. Und damit bleibt Salman. Er spielt mit eiserner Mine ohne grosse Lust. Entweder flüstert er oder er schreit. Er kann spielen, doch hier tut ers nicht wirklich gut. Sein Shirt hat er natürlich nach 10 Minuten ausgezogen, dafür darf er später sagen "Schönheit wird bewundert, wenn sie bedeckt ist". Das sollte er sich also zum Beispiel nehmen. Aber nein, dieser Satz gilt nur für Shilpa - um nach diesem Satz gleich in eine Songsequenz zu wechseln, bei der sie sehr wenig trägt. Wer hat sich diese depperten Dialoge ausgedacht?
Es gibt noch schlimmere. Es werden tatsächlich Sätze wie "Zafar, for you there will be no charge sheet. Only D-final which means death final" präsentiert. So einen Stuss muss Salman rauslassen, kein Wunder spielt er so hölzern. Tja, Freunde, damit habt ihrs. Den Film kann man getrost sausen lassen. Salman hat als nächstes zwei Komödien abgedreht, die in kurzen Abständen ins Kino kommen. Die können nur besser sein als dieser idiotische Reisser.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Garv
Regie: Puneet Issar

Actionthriller

Spannung *

Action * *

Trade Classification: Average

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G a u r i

Indien 1968 Ausführliche Kritik: hier.

 

G a y a b

Reviewed 7.8.04

Indien 2004 Vishnu Prasad (Tusshar Kapoor) lebt mit seinem Vater Balwant (Raghuvir Yadav) und seiner ständig wütenden Mutter in einem kleinen Haus. Er hat keine Freunde und kein Selbstvertrauen. Auch seine Liebe wird nicht erwidert: Die hübsche Nachbarstochter Mohini (Antara Mali) hat bereits einen anderen - den Schnösel Sameer (Raman Trikha). Als er Mohini einmal zublinzelt, wird Sameer wütend und ohrfeigt ihn. Der verletzte Vishnu geht an den Strand und schreit einer Götterfigur zu "wieso kannst du mich nicht einfach verschwinden lassen?" - daraufhin ist er tatsächlich unsichtbar. Derart frei versucht er, Mohini für sich zu gewinnen, indem er Sameer böse Streiche spielt. Doch seine Aktionen geraten bald ausser Kontrolle ...
Das habe ich nun davon: Bei Darna Mana Hai habe ich geschrieben, ich bevorzuge anstatt Episodenfilme (Anthologien) lieber einen einzelnen Film über ein Thema. Prompt hat der Regisseur des Streifens eine der Kurzgeschichten ("Stop" mit
Aftab Shivdasani und Isha Koppikar) genommen und zu einem neuen Film aufgeblasen. Bin ich glücklich? Nicht ganz. Das Thema der Kurzstory haben Raman und sein Mentor, Produzent Ram Gopal Varma, leicht variiert. In der Kurzgeschichte konnte der Held die Zeit stoppen, diesmal ist er unsichtbar - und das Resultat ist nicht wie in Darna Mana Hai unheimlich, sondern abwechselnd amüsant, spannend und romantisch.
Doch was die Macher genau erreichen wollen, bleibt ein Rätsel. Die Ausgangslage, natürlich angelegt an H.G. Wells' "The Invisible Man", ist nicht neu und wurde in Hollywood schon oft verbraten - selbst in Hindi-Filmen gabs schon unsichtbare Menschen (Mr. India). Dennoch schüttelt "Gayab" das Déjà-vu-Feeling zu Beginn sehr gut ab. Die Inszenierung ist erfrischend, die Darsteller charmant. Wenn Vishnu dann unsichtbar wird, gesellen sich einige solide Effekte dazu, ein paar Lacher und Schmunzler. Die Geschichte wird alsbald jedoch repetitiv. Vishnu nervt seine Umwelt mit Spielereien und Streichen. Dies wird nie ausgeweitet. Es gibt zwar einen Banküberfall, doch danach ist Vishnu wieder gleich weit und verteilt unsichtbare Ohrfeigen und lässt Objekte fliegen. Eine Stunde lang die selben Tricks, die selben Streiche - das wird wirklich recht langweilig.
Zum Glück sind die Akteure gut. Tusshar schafft es am Anfang sehr gut, zu beweisen, dass er auch als reale Person "unsichtbar" ist. Niemand mag ihn, niemand kümmert sich um ihn bis auf seinen Vater, der jedoch auch eine schwache Person ist. Ihm gehts noch viel dreckiger als Peter Parker oder Clark Kent. Als Unsichtbarer bekommt Vishnu neuen Mut und Tusshar spielt dies sehr überzeugend. Erst wenn der Film dramatischer werden soll, lassen die Drehbuchautoren ihn im Stich. Tusshar kann nie richtig Wut zeigen, weil der Film zum Schluss zu brav wird. Die Verzweiflung wird umgangen, die Botschaft, dass ein Mensch mit Macht zu allem fähig ist, wird nur angedeutet. Dieses Thema, das so manchem Superhelden-Film Tiefgang verleiht, hätte man mehr ins Zentrum rücken müssen.
"Gayab" gibt sich diesbezüglich jedoch als Feelgood-Familienfilm. Es gibt Sorgen und Tiefschläge, doch die werden recht schnell überwunden. Weniger Familienfilm ist jedoch Antara Mali. Sie spielt ein keckes Mädchen und in den Songs (meist Fantasien von Vishnu) ist sie höllisch sexy. Der Regisseur ist verliebt in ihre Kurven - was Sinn macht, denn durch Vishnus Augen gesehen ist sie die absolute Traumfrau. In der ganz gelungenen und witzig inszenierten Nummer "Gayab Hoke" hat Antara eine Wet-Top-Szene. Die mässige Nummer "Main Love Tumse" mit vielen englischen Lyrics, ist braver. Doch die rockige, coole "Dil Kush Yeh Ehsaas"-Einlage zeigt Antara von ihrer aufregendsten Seite. Sie tanzt super und hat zweifellos einen der heissesten Bodys Bollywoods. Und sie hat auch Schauspieltalent - das sie hier aber nicht besonders zeigen kann. Kritiker attackierten ihren "unglaubwürdigen" Wandel zum netten Mädchen am Ende, doch das kann ich nicht hinnehmen. Mohini ist schon am Anfang nett und leidet mit, wenn Sameer Vishnu eine Ohrfeige gibt. Später hat sie einfach Angst. Dieser Angst beraubt, kann sie auch wieder nett werden. Das ist eine nachvollziehbare Wendung.
Die Nebendarsteller von Raghuvir Yasav bis Govind Namdeo sind solide. Das ist eben der ganze Film. Die Musik ist solide (mit geklauten Tunes aus "Gladiator" und "Harry Potter"), die Akteure sind solide, die Geschichte halbwegs solide und die Bilder (der Schweizer Pietro Zuercher
führte die Kamera). Nichts, was besonders ergreift oder anregt - aber dennoch unterhält. Geht das als Empfehlung durch? Wohl kaum. Aber der Film ist sicher nicht übel.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel:
The Invisible
Regie: Prawal Raman

Fantasy-
Tragikomödie

Humor * *

Spannung * *

Trade Classification: Below Average

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G e e t a a   M e r a   N a a m

Indien 1974 Ausführliche Kritik: hier.

 

G e r a f t a a r

Reviewed 13.3.05

Indien 1985 Der Drogenhändler Vaidyanath (Kader Khan) tötet den Polizisten Kapil Kumar Khanna (Satyen Kappu) und schiebt die Schuld dessen älteren Sohn Karan in die Schuhe. Mutter Durga (Nirupa Roy) verstösst den vermeintlichen Vatermörder, worauf Karan sich in den Fluss wirft. Der Bub Husein zieht ihn aus dem Fluss und Karan wächst bei Husein und seiner allein erziehenden Mutter auf. Durga derweil bereut ihren Ausrutscher, mit umso mehr Liebe zieht sie den jüngeren Sohn gross: Kishan. Viele Jahre später arbeitet Kishan (Kamal Hassan) als Stuntman und drittklassiger Schauspieler. Er gerät an die reiche Anuradha Saxena (Poonam Dhillon), die sich auf perfide Art rächt und sich bei Durga als Verlobte ausgibt. Kishan lässt sich das nicht bieten und zwangsverheiratet Anu mit sich. Ihr Bruder Ranjit (Ranjeet) ist ausser sich und bittet seinen Freund um Hilfe - es ist niemand anderes als Vaidyanath. Zusammen mit seinem Sohn (Shakti Kapoor) tötet er Lucy (Rabia Amin) und schiebt die Tat Kishan in die Schuhe. Der wird zum Tode verurteilt und landet im Knast. Dort freundet er sich mit einem noblen Mann namens Karan (Amitabh Bachchan) an - ohne zu ahnen, dass es sein Bruder ist, der wie Husein (Rajnikanth) zum Inspektor gereift ist.
Regisseur Prayag Raj hat sich das clever überlegt. Er nahm zwei Stars aus dem Süden Indiens (Rajnikanth, Kamal Haasan) und den Superstar des Nordens (Amitabh Bachchan) in einen Film. Das musste doch ankommen. Tat es auch. Der Film war einer der grossen Hits, die Amitabh in den 80ern verbuchen konnte. Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass Prayag Raj mit diesen epischen Familien-Dramen überfordert ist. Er versucht deutlich, seinem Coolie-Co-Regisseur Manmohan Desai nachzueifern. Doch selbst der hatte mit der "Lost and Found"-Formel in den späteren 80ern Probleme - einem Nachahmer seines Stils, was Raj definitiv ist, sollte es also kaum besser gehen.
"Garaftaar" vereint wahnsinnig viel Talent vor der Kamera, trumpft mit einer 70's-Masala-Story im epischen Stil und mit trashigem Einschlag auf, kommt aber nie richtig in die Gänge. Die Geschichte ist sehr episodisch angelegt, das Finale eine nicht enden wollende Tortur. Prayag Raj hat die Regie in der letzten halben Stunde überhaupt nicht im Griff. Anstatt die Ereignisse auf einen richtigen Höhepunkt zuzusteueren, springt er von einem Pseudo-Finale zum nächsten. Dies führt zu einer Abstumpfung. Wenn dann tatsächlich das Ende kommt, ist es überraschend enttäuschend.
Mit der Logik nimmt er es indes auch nicht sehr genau, doch das kann man bei einm Film dieser Art verzeihen. Auch der Umstand, dass die Musik kein Knüller ist, sei vergeben. Es hat ein paar witzige Tracks dabei, etwa der "Amen"-Song im Disco-Stil, doch keine Melodie erschien mir besonders Nachpfeifens-würdig. Letztendlich ist auch das Spiel der Akteure kaum lobenswert. Amitabh tut, was er immer tat in den 70ern, bloss halt etwa 10 Jahre älter. Er ist solide. Kamal Haasan überzeugt mit jugendlichem Übermut und einigen interessanten Stunts sowie Martial-Arts-Einlagen, die besser sind, als viele Bollywood-Versuche in diesem Bereich, die man heute sieht.
Rajnikanth ist passabel, Poonam Dhillon langweilig. Kader Khan bleibt trotz kuriosem Schnurrbart blass genauso wie seine Handlanger Shakti Kapoor, Khulbhushan Kharbanda (als Ankläger) und Sharat Saxena. All diese Namen, ob nun Stars oder Nebendarsteller-Ikonen, machen den Film für ein Bollywood-Fan-Klientel natürlich interessant, doch 174 Minuten kann man besser verbringen. "Geraftaar" ist ein ambitioniertes, grosses und erfolgreiches Projekt. Aber eben leider auch eines, das rund 10 Jahre zu spät kommt und das Masala-Feeling der 70's-Entertainer nicht in die cineastisch etwas profaneren 80er hinüberretten konnte. Hauptschuldiger am teilweisen Scheitern des Films ist einzig und alleine Prayag Raj, dem die Innovation bei der Erzählweise fehlt. Und das Talent bei der Inszenierung.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Prayag Raj

Drama

Action * *

Humor *

Trade Classification: Superhit
(Blockbuster im Süden, Osten. Sonst Hit)

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G h a a t h

Indien 2000 Ausführliche Kritik: hier.

 

G h a r   S a n s a r

Indien 1958 Ausführliche Kritik: hier.

 

G h a t a k

Reviewed 3.1.05

Indien 1996 Khashi (Sunny Deol) wurde als Kind am Ganges zurückgelassen und von Shambhu Nath (Amrish Puri) grossgezogen. Shambhu kämpfte an der Seite von Mahatma Gandhi und ist in Benares deshalb hoch angesehen. Doch er ist krank. Khashi überredet ihn deshalb, zu Shambhus leiblichen Sohn Shiv nach Mumbai zu reisen, damit der Vater dort behandelt werden kann. Bei der Ankunft in dem abgelegenen Stadtteil stellen die Neuankömmlinge fest, dass die Strassen wie ausgestorben sind: Hier regiert der Tycoon Katiya (Danny Denzongpa) mit seinen sechs Brüdern. Niemand getraut sich, gegen den mörderischen Tyrannen zu sprechen. Khashi will das ändern und zieht den Zorn von Katiya auf sich. Derweil wird im Spital bei Shambhu Krebs diagnostiziert. Er hat nur noch ein paar Wochen zu leben. Der verzweifelte Khashi findet nur ein wenig Trost bei der Tänzerin Gauri (Meenakshi Sheshadri).
Das Dreamteam von Ghayal, Regisseur Rajkumar Santoshi, Star Sunny Deol und Amrish Puri, kam für diesen Actionstreifen erneut zusammen und lieferte seine beste Arbeit ab. "Ghatak" ist der gelungenste von Rajkumar Santoshis Frühwerken, bevor er sich epischeren, klassischeren Projekten widmete. Es ist nicht zu übersehen, dass Santoshi und Co. nach dem etwas enttäuschenden Resultat von Damini zurück zu Bewährterem wollten. Etwaige Parallelen zu Ghayal sind also durchaus möglich. Aber mir gefiel "Ghatak" aus drei Gründen besser: 1) Amrish Puri. Er ist wirklich toll hier und bekam als Nebendarsteller den "Filmfare Award" und den "Screen Weekly" Award. Wenn Sunny in der emotional besten Szene vor Amrishs Füssen zusammenbricht, da er erfahren hat, dass Papa an Krebs sterben wird, ist Amrishs Reaktion beinahe zum Weinen. Und das in einem Sunny-Deol-Film.
2) Der Plot ist besser. Keine Gerichtsszenen, sondern geradlinige Dramaturgie. Und das führt mich zu 3) Rajkumar Santoshi ist der bessere Regisseur geworden. Bei seinem Debüt war er ein durchschnittlicher Actionregisseur, 1996 jedoch einer der besten des Genres. Er kennt die Tricks, er inszeniert kraftvoll und weiss sich bei Symbolik richtig zu bedienen. Schon am Anfang steigt Sunny Deol heldenhaft aus dem Ganges bei Sonnenuntergang. Später trägt er Holz auf seinen Schultern wie Jesus Christus. Santoshi nimmt alles, was einen Effekt hergibt. So etwa auch Westernästhetik, was in seinem nächsten Film China Gate noch intensiver einsetzte.
Hundertprozentig geglückt ist "Ghatak" indes auch nicht. Er ist etwa eine halbe Stunde zu lang, hat einige reaktionäre Passagen und Meenakshi Sheshadris Rolle ist nichtig - zudem fand ich sie eh nie besonders gut. "Ghatak" war denn auch einer ihrer letzten Filme. Danny Denzongpa gibt mal wieder den diabolischen Über-Bösewicht, Om Puri absolviert zu Beginn eine Gastrolle und Amitabh Bachchan spielt sich in einem unnötigen Cameo kurz selbst. Auffällig besetzt ist auch Tinnu Anand, der mit seinen schrägen Zähnen zum Standard-Repertoire von Bollywoods Bösewichten gehört. Hier darf er jedoch für einmal geläutert werden und zu den Guten wechseln.
Ein Wort muss man noch zum Score verlieren: Es war der letzte Soundtrack des legendären R.D. Burman (1939-94), doch ich weiss nicht, wieviel von ihm und wieviel von Co-Komponist Anu Mailk stammt. Die drei Songs sind jedenfalls keine Knüller. "Dil Ka Tarana" ist ein mässiger Track und etwas lustlos inszeniert. "Pehli Mulaqat Hai" ist besser und vor allem gut getanzt, aber die Choreografie ist daneben. Da wäre ein sexy Tanzschritt angemessen gewesen, stattdessen muss Meenakshi die Beine unkontrolliert herumschleudern. Den Höhepunkt markiert der bekannteste Track, "Dil Dil Dil", der jedoch unter einer fragwürdigen Tänzerinnen-Auswahl leidet.
Alles in allem ist "Ghatak" sicher nicht grosses Kino - aber es ist ein effektiver Actionfilm mit Thriller- und Drama-Einlagen. Sunny Deol spielt für einmal etwas gefühlvoller, was sich insbesondere in seiner Leinwand-Chemie mit Amrish Puri niederschlägt. Bollywood war nie wirklich das Zentrum der Welt, wenn es um Actionkino geht, und auch "Ghatak" ändert diesen Eindruck nicht. Aber Fans des Genres dürften an diesem Werk durchaus ihren Spass haben. Rajkumar Santoshi weiss jedenfalls, wie man das Interesse wachhält und das Ziel stets vor Augen hat. Wenn Danny Denzongpa den leidenden Puri wie einen Hund behandelt, bangt man mit - und wenn Sunny Danny dafür Dreck ins Gesicht schleudert, jauchzt man. Das verstehe ich unter "mitreissend".

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: Ghatak: Lethal
Regie: Rajkumar Santoshi

Actiondrama

Action * * *

Spannung *

Trade Classification: Hit

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G h a y a l

Reviewed 27.11.04

Indien 1990 Ajay Mehra (Sunny Deol) hat eine erfolgsversprechende Karriere als Boxer vor sich. Er lebt glücklich mit seinem älteren Bruder Ashok (Raj Babbar) und dessen Frau Indu (Moushumi Chatterjee). Noch mehr Freude bahnt sich an, als Ashok sich in Varsha (Meenakshi Sheshadri) verliebt und sie bald heiraten will. Zuvor muss er aber nach Bangalore reisen, um ein Boxer-Trainingslager zu absolvieren. Dort kriegt er einen Anruf von Ashok und reist verängstigt nach Mumbai zurück. Ashok ist verschwunden. Ajay findet heraus, dass der Drogenboss Balwant Rai (Amrish Puri) seinen Bruder in seiner Gewalt hat. Alle Versuche, Rai anzuklagen, scheitern an der korrupten und faulen Polizei. Als er selbst etwas unternimmt, wirft Rai ihm den toten Ashok vor die Füsse, worauf Ajay wegen Mordes verhaftet wird. Vor Gericht behauptet Indus Vater sogar, er habe eine Affäre mit seiner Tochter gehabt, worauf sich Indu das Leben nimmt. Ajay hat nichts mehr zu verlieren und bricht aus. Er macht unerbittliche Jagd auf Rai und seine Schergen (u.a. Sharat Saxena). Doch Commissioner Ashok Pradhan (Kulbhushan Kharbanda) und ACP Joe D'Souza (Om Puri) wollen Ajay nicht einfach Selbstjustiz üben lassen und nehmen die Verfolgung auf.
Heute kennt man Rajkumar Santoshi als Regisseur von starbesetzten Epen wie Khakee oder Lajja. Doch sein Debüt gab er 1990 mit diesem Sunny-Deol-Actionkracher. Mit der Deol'schen Kampfmaschine drehte er danach noch zwei weitere Filme, denn "Ghayal" war der zweiterfolgreichste Film des Jahres 1990. Santoshis grösster Hit bis Khakee. Aber er ist nicht besonders gut. Santoshis Handschrift ist kaum zu erkennen, vielmehr handelt es sich um einen typischen Sunny-Revenge-Reisser im Stile der Bronson-Filme. Bloss natürlich mit dicker Masala-Kelle angerührt.
Zu Beginn werden die meisten der Songs in schneller Reihenfolge abgehakt, denn dann ist Sunny und seine Filmfamilie noch glücklich. Ergo singen sie. Wenn später nur noch geprügelt und gestorben wird, drängen sich Gesangseinlagen nicht mehr an. Die Nummern sind nichts besonderes, manche sogar schwach. Eine fällt dem westlichen Ohr jedoch sofort auf: "Sochna Kya". Dabei handelt er sich um ein 1:1 Hindi-Cover von "Lambada". Als wäre das nicht schlimm genug ziehen sich die "Lambada"-Noten als akkustisches Leitmotiv durch den halben Film! Der restliche Background-Score ist recht martialisch und erinnert leicht an "
Under the General's Orders", die Vorlage für das berühmte Wong-Fei-Hong-Thema, das u.a. in Once Upon a Time in China so effektiv eingesetzt wird.
Nach diser anfänglichen konzentrierten Kitschattacke kommt natürlich der Fiesling zum Zug: Amrish Puri, so böse wie immer, wenn er einen Schurken spielt. Er foltert, er prahlt, er guckt diabolisch. Und von da an ist auch Sunny-Boy im Element. Er schreit seine Warnungen, schwitzt, hetzt und kämpft wie ein Löwe. Wer einen Deol-Film gesehen hat, kennt sie eigentlich alle. Was zum Glück fehlt, ist nervtötender Patriotismus. "Ghayal" gibt sich sogar kritisch - aber auf typischem Stammtisch-Niveau: Die Justiz ist schlecht, die Cops korrupt. Also langt man selber zur Waffe und schiesst alle Kriminellen tot. Sunny sieht rot. Etwas anderes hätte man von ihm auch kaum erwartet.
"Ghayal" bedient deshalb alle Sunny-Fans vorzüglich, alle anderen dürften sich bei den überlangen 157 Minuten eher aufregen. Die illustren Nebendarsteller Amrish und Om Puri, Kulbhushan Kharbanda und Sharat Saxena sind gut, die anderen Stars bis auf Sunny verschwendet. Besonders blass die Leading Lady Meenakshi Shesdari, die später noch in weiteren Santoshi-Filmen mitspielte und glücklicherweise von der Bildfläche verschwand. Dazu nehme man ein voraussehbares Skript, hemdsärmlige Action, eine alberne Gerichtsszene und die lange breitgewalzte Rache. Fertig. Muss man das sehen? Kaum. Ist der Film so ärgerlich wie Indian? Nein. Aber das ist nicht wirklich als Empfehlung zu verstehen. Ganz misslungen kann der Film aber nicht sein, denn er ergatterte 8 Filmfare Awards, u.a. als bester Film (für Sunnys Vater
Dharmendra, der als Produzent waltete), bester Hauptdarsteller (Sunnys erster), beste Regie, bestes Buch und (völlig unverständlich) beste Kamera. All dies zeigt eigentlich nur, was für ein schwaches Jahr 1990 war.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Rajkumar Santoshi

Actionthriller

Action * * *

Spannung *

Trade Classification: Hit

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G h u l a m

Reviewed 2002

Indien 1998 Siddharth (Aamir Khan) ist ein Boxer und Kleinkrimineller, der des öfteren vor den Gerichten Mumbais steht. Sein älterer Bruder Jai arbeitet für den Gangster Raunak Singh (Sharat Saxena), der sein Quartier mit harter Hand regiert. Da trifft Siddharth die schöne Alisha (Rani Mukherjee), die aus reichem Hause stammt, aber mit Motorrad-Rockern herumhängt. Siddharth verliebt sich in sie. Er lernt auch den Sozialarbeiter Hari kennen, dessen Einsatz und Ehrgeiz ihn an seinen Vater erinnern. Doch da Hari zu viel fürs Quartier tut, lässt Singh ihn töten. Als Siddharth auch noch erfährt, dass Hari Alishas Bruder war, beschliesst er, vor Gericht gegen die Gangster auszusagen.
Eigentlich erzäht Vikram Bhatts "Ghulam" eine 08/15-Story, die es nicht lohnt, auf satte 165 Minuten auszudehnen. Immerhin tröstet Aamir Khans Charme über mögliche Längen hinweg, auch wenn der Superstar hier nicht gar so engagiert aufspielt wie in seinen besseren Filmen. Auch die Songs waren schon besser, berühmt wurde jedoch das Stück "
Aati Kya Kandala", das Aamir selbst singt. Und letztendlich hat der Film auch etwas viel Pathos - etwa in einer Szene, in der schamlos das Titelstück von "Terminator II" eingesetzt wird.
Das alles soll aber nicht heissen, "Ghulam" sei schlecht. Im Gegenteil: Für seine Zeit war er sogar recht gewagt und unterhält bis auf einige Ausnahmen ja auch ziemlich gut. Und Aamir mit der jungen Rani Mukherjee, deren unvergleichliche Stimme hier tatsächlich gedubbt wurde, vor der Kamera zu sehen, ist sowieso ein Genuss.

Hier auf DVD erhältlich
Ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen Untertiteln gesehen.
Regie: Vikram Bhatt

Drama

Spannung * *

Humor *

Trade Classification: Hit

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G i r l f r i e n d

Reviewed 18.6.04

Indien 2004 Tanya (Isha Koppikar) und Sapna (Amrita Arora) sind die besten Freundinnen seit ihrer College-Zeit. Sie wohnen zusammen, feiern zusammen, schlafen sogar im gleichen Bett. Doch während Tanya tatsächlich sexuelle Gefühle für Model Sapna hegt, ist sie zu naiv, um dies zu erkennen. Als Tanya zwei Wochen weg ist, verliebt sich Sapna denn auch prompt in Rahul (Aashish Choudhary). Tanya kehrt zurück und sieht in Rahul natürlich einen Rivalen um die Gunst ihrer Geliebten. Sie beginnt zu intrigieren und gebraucht immer härtere Mittel, um Sapna zurückzugewinnen.
Karan Razdan (Hawas) weiss, wie er einen Film promoten muss. Vor dem Start wurde "Girlfriend" als erster Lesbenthriller Bollywoods angekündigt, was einigermassen richtig ist, war Fire doch eine Arthaus-Produktion, die sich eher um Emanzipation als Homosexualität drehte. Die Moralapostel verdrehten bei "Girlfriend" dementsprechend bereits die Köpfe. Und als der Film dann startete, gab es Proteste, u.a. von "
Bharatiya Vidyarthi Sena"-Aktivisten in Mumbai, die Poster anzündeten und Kinos stürmten. Doch das Ganze ist viel Lärm um wenig: "Girlfriend" ist kein schockierender Film, bloss ein durchschnittlicher. Aber immerhin einer, mit einer neuen Form von Liebesdreieck ins Bollywood-Kino einführt: Frau liebt Frau, die Mann liebt. Diese Geschichte hat Razdan selbst erlebt: Eine Frau wollte dem Ärmsten seine Geliebte ausspannen. Damit ist bereits klar, dass die Lesbe im Film nicht gut wegkommt.
Gespielt wird sie von "Khallas"-Girl Isha Koppikar, die ganz am Anfang einen Abfluss reparieren darf. Zudem trägt sie ein Tattoo - das sind bereits alle Anleihen beim genialen "Bound", der im Vorfeld oft als Referenz vermutet wurde. Danach wird Isha zum interessantesten Charakter des Films. Sie verprügelt Typen, trinkt wie ein Kerl und intrigiert, um ihre Liebe zurückzugewinnen. Erst wenn sie zum Schluss zur Psycho-Bitch mutiert, wird ihre Figur verraten. Dann merkt man, welchen Hass Razdan auf Lesben hat. Das Wort "Lesbe" wird wohl zum ersten Mal im indischen Kino offen ausgesprochen, danach zoomt die Kamera dramatisch auf Ishas Gesicht und sie erklärt, sie sei ein "Mann gefangen im Frauenkörper". Super, da hat jemand Homosexualität nicht kapiert. Aber Razdans Vorstellung passt besser in die hinduistische Kultur: Eine Person hat schlechtes Karma und wird wiedergeboren im falschen Körper. Dass eine Frau eine Frau bzw. ein Mann einen Mann wirklich lieben kann, dieses Konzept muss erst noch in manchen indischen Kopf rein. "Girlfriend" wird das Denken diesbezüglich sicher nicht weitertreiben.
Vielmehr zementiert er die Klischees. Isha ist zwar gut, doch ihr Verhalten ist stereotyp. Die schöne Schauspielerin hat ein paar Kilo zugelegt, was aber gut passt, da sie maskulin spielen muss. Ich vermute, da liegt der wahre Schock für die Protestierenden: Eine Frau nimmt eine Männerrolle ein, prügelt, säuft, schützt ihre Geliebte. Diese "Ent-Mannung" des indischen Mannes darf man natürlich nicht so hinnehmen, denken sich die Patriarchen. Und dies ist einer der Gründe, warum ich "Girlfriend" noch unterhaltsam fand. Auch gespielt ist er okay. Isha ist die beste, Amrita Arora hat vor allem einen heissen Body, den sie zeigen darf. Die beiden hatten am Set ein paar Mal Streit, wer denn die sexiere wäre. In diesem Film gewinnt Amrita, ansonsten wärs wohl Isha.
Und dann sind da die Songs. Die sind wirklich nicht übel. "Suno To Jaana" ist mässig, hat aber einen lüpfigen Beat. Er ist billig inszeniert, zeigt die beiden Girls aber beim sexy Tanzen. Nicht sonderlich verrucht. "Tere Chehre Se" überzeugt bei Rhythmus und Melodie, die Präsentation ist indes durchschnittlich. Es folgen zwei recht gute Nummern: "Thodi Thumse Shararat" und "Hamara Dil". Erstere ist mit Isha extrem sexy inszeniert (Aashish darf sogar Champagner von ihrem Ohrläppchen nippeln), die zweite überzeugt mit Ferien-Look auf Mauritius. Den Abschluss macht der Lovemaking-Song "Bhigi Bhigi Hai", bei dem sich die Girls betatschen. Dies passiert zweimal im Film. Sie küssen sich fast, fassen sich an etlichen Körperpartien an. Sehr elegant gemacht, nicht sonderlich verrucht - aber sicher ausgesprochen gewagt fürs indische Kino. Ich bewundere Isha dafür, dass sie immer wieder solche mutigen Rollen annimmt.
"Girlfriend" ist ein plump gemachter Film, der nichts für die Emanziptation der Homosexuellen in Indien tut. Vielmehr ist das Thema ein gelungener Aufhänger für ein "Fatal Attraction"-mässiges Liebesdreieck. Ein wenig Sex, ein wenig Thrill, ein wenig Drama - hübsch und belanglos angerichtet. Am besten ist der Film, wenn die Frauen traditionelle Männer-Rollen übernehmen und wenn er andeutet, was die indische Gesellschaft alles unter den Teppich kehrt. Übel ist er, wenn er Lesben schubladisiert und am Anfang Schwule als konstant tuntige Idioten darstellt. Der Film gibt sich gewagt und fortschrittlich, dabei kommt er den Leuten, die den Film verbieten wollen, entgegen: In "Girlfriend" sind Homos kranke Psychopathen. Und dafür müsste man den Streifen eigentlich hassen. Doch was solls: Es ist Trash. Unterhaltsamer Trash. Und jeder aufgeschlossene Zuschauer wird sich eher über die seltsamen Ansichten amüsieren, anstatt sich darüber zu ärgern. Etwas ist zum Schluss nämlich ganz anders, als Razdan es wohl geplant hatte: Die lesbische Beziehung sieht viel interessanter aus als die heterosexuelle. Und Sapna scheint der gleichgeschlechtlichen Liebe gar nicht so abgeneigt zu sein, wie sie vorgibt, immerhin hat sie zweimal mit Tanya geschlafen. Unter Hasch und Alkohol (immer die bösen Drogen...), aber genossen hat sies zweifellos. Na ja, bis böse Mädchen überall hinkommen, dauert es im Hindi-Kino wohl noch ein paar Jahre. Vorläufig kommen sie noch in die Hölle. Und kehren im falschen Körper zurück.

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Karan Razdan

Liebesthriller

Spannung * *

Erotik * *

Trade Classification: Average

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G o d m o t h e r

Reviewed 4.4.04

Indien 1998 Weil ihr Dorf von einer Dürre heimgesucht wird, ziehen Veeram (Milind Gunaji) und seine Frau Rambhi (Shabana Azmi) Richtung Stadt. Veeram kriegt einen Job in einer Fabrik, tötet jedoch schon bald den kriminellen Vorarbeiter. Der Polizist lässt Veeram laufen, da der Tote nicht vermisst wird und da der Gesetzeshüter wie Veeram zur Mer-Kaste gehört. Dank seinem Ansehen, das Veeram nun in der Gemeinschaft geniesst, wird er vom Politiker Kesubhai (Govind Namdeo) zu seiner rechten Hand und zu seinem Schläger gemacht. Veeram wird korrupter und gewalttätiger. Als er einen unschuldigen Mann tötet, schwört er bei Göttin Kandhli, nie mehr Waffen zu tragen oder Unrecht zu tun. Dafür lässt ihn Kesubhai erschiessen. Da Veeram mitten im Wahlkampf steckte, stellt Kesubhai nun Rambhi auf. Er hofft auf eine Sympathiewelle und darauf, dass er Rambhi danach kontrollieren kann. Sie wird Präsidentin des Panchayats (Bezirks) und räumt in der korrupten Verwaltung auf. Doch schon bald setzt sie ihren Willen auch mit Gewalt durch. Ihr treuer Diener ist Jakhra (Nirmal Pandey), der einst seine Schwester getötet hat, weil sie mit einem Mann ausserhalb der Kaste durchbrennen wollte. Rambhi wird immer mächtiger - und zur Gefahr für Kesubhai. 
"Frauen verbrennen ihre Gehirne am Küchenfeuer" meint ein Kerl in "Godfather". Rambhi, eindrücklich gespielt von Shabana Azmi, kann diesen sexistischen Spruch nicht so stehen lassen und gibt zurück. Insofern ist "Godmother" ein grandioses Stück Feminismus à la Bollywood. "Don't ever force a woman" - eine Aussage, die für jeden westlichen Film zu plump wäre, passt in dieses epische Drama bestens. Schliesslich gehören Pathos und Kitsch zu jedem guten Desi-Film. Doch "Godmother" hat noch viel mehr zu bieten: Spannung, Moral, Gesellschaftskritik - und vor allem Intelligenz. Regisseur Vinay Shukla, der nur sehr selten Filme dreht und ansonsten Drehbücher (Ram Jaane) verfasst, ist nämlich clever genug, Rambhi nicht einfach nur als feministische Führerfigur aufzubauen. Vielmehr wird sie selbst korrupt, als sie mit der Macht in Berührung kommt. Ähnlich wie Raveena Tandon im 4 Jahre später entstandenen Satta wird aus der Heldin bald ein Monster. Ein schönes, gescheites und für das Volk wählbares Monster - aber abgefallen von ihren eigenen Überzeugungen, nur noch dafür existierend, die eigene Macht zu sichern und auszubauen. Eine starke Filmfigur, grandios gespielt von Parallel-Cinema-Ikone, Bürgerrechtlerin und Politikerin Shabana Azmi.
Die erste Shots lassen noch nicht darauf deuten, in welche Richtung der Film geht. Die schönen Wüstenaufnahmen, die edle Kameraführung weichen bald einem anderen Look. Der erste Übergang ist eine gelungene Blende von Kühen im Sonnenuntergang zu Schornsteinen im Sonnenuntergang. Von Land zu Industrie - und kurz darauf passiert bereits der erste Mord. Der Strudel, in den Rambhi hineingezogen wird, wurde in Gang gesetzt. Visuell wird der Film, ohne dass man es gross merkt, urbaner. Gegen Ende hin sieht man Aufständische, die Häuser anzünden und rebellieren. Ähnlich wie Bombay bewegte sich der Film von der (immerhin visuellen) Idylle hin zum Chaos und zur Zerstörung. Und ebenso wie Bombay endet "Godmother" mit einer Utopie. Nicht einer so überwältigenden wie Bombay, aber dennoch eine Utopie, für die es wohl zu kämpfen lohnt.
Technisch ist der Film famos. Er kombiniert einen Inhalt des Independentkinos mit der polierten Präsentation eines Mainstream-Films. Selbst Songs sind vorhanden über deren Zweck man zwar streiten kann, die aber meist ganz gut integriert sind. Auffällig ist etwa "Raja Ka Kahani", bei dem Shabana so richtig abtanzen kann - das sieht man nicht oft genug. Und dann gibt es eine kühne Nummer, die mit trivialen Lyrics unterlegt ist und die damit Bollywood aufs Korn nimmt. In schönen Mainstream-Bildern hüpft Rambhis Sohn Karsan (Sharman Joshi) als Bolly-Hero durchs Bild, ein Mädchen (Debütantin Raima Sen) umschwärmend. Damit wird angegriffen, wie vernetzt Politik und Showbiz sind und gleichsam wird ein 08/15-Bollywood-Film persifliert. Dass darin mehrfach der gleiche Shot von Karsan vorkommt, kann man verzeihen. Es hat mehrere Stellen, an denen sich Einstellungen 1:1 widerholen. Ein Sinn ist darin nicht erkennbar, es war wohl eher eine finanzielle Überlegung: Wiederholen einer Einstellung anstatt Re-shoot.
"Godmother" ist starkes Kino. Brillant gespielt von Shabana Azmi, aber auch von Govind Namdeo, Nirmal Pandey und Milind Gunaji. Kompetend inszeniert und inhaltlich stimulierend. Ein "best of both worlds", das Bollywood und Parallel Cinema in einen Mixer wirft und einen ungewöhnlichen Film auswirft.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi mono mit englischen UT. W
idescreen (nicht anamorph).
Regie: Vinay Shukla

Drama

Spannung * *

Anspruch * * *

Trade Classification: Below Average, Average in Mumbai

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G o l   M a a l

Indien 1979 Ausführliche Kritik: hier.

 

G o p a a l   K r i s h n a

Indien 1979 Ausführliche Kritik: hier.

 

T h e   G r e a t   G a m b l e r

Reviewed 18.12.05

Indien 1979 Der Casino-Besitzer Ratandas (Madan Puri, Amrish Puris älterer Bruder) rekrutiert den Spieler Jai (Amitabh Bachchan) von der Strasse. Jai zockt nun für Ratandas im Casino Spieler ab und behält einen Teil des Gewinns für sich. Eines Tages nimmt er den Kunden Nath (Jagdish Raj) aus, was Ratandas ausnutzt: Er erpresst Nath, ihm die Pläne des K-2 zu bringen, eines von Indien entwickelten Abwehrsystems, das mit Laserstrahlen eindringende Schiffe und Flugzeuge eliminieren kann. Diese Geheimwaffe will Ratandas an Käufer in der ganzen Welt verscherbeln und schickt die frohe Botschaft durch ein codiertes Videoband, das eine Tänzerin (Helen) zeigt, an seine Handlanger. Die Polizei fängt ein solches Band ab, worauf die Schurken die Tänzerin eliminieren. Doch sie haben ein weiteres Problem: Auch der Gauner Sethi (Roopesh Kumar) kam in den Besitz des Bandes und will es an die Polizei verkaufen. Die schickt ihren besten Mann, Inspektor Vijay (Amitabh Bachchan) nach Europa, um Sethi das Band abzukaufen. Ratandas sendet derweil Jai nach Europa, um Mala (Neetu Singh) zu heiraten, die Tochter des reichen NRI Deepchand (Iftekhar). Als Ratandas' Männer Ramesh (Prem Chopra) und Marconi (Sujit Kumar) erfahren, dass Vijay unterwegs nach Europa ist und praktischerweise aussieht wie Jai, wird der Plan geändert: Rameshs Verlobte Shabnam (Zeenat Aman) umgarnt Vijay, während Jai sich als Polizist ausgeben und Sethi überlisten soll.
In "The Great Gambler" gibt sich Amitabh Bachchan erstmals unter die Fittiche von Shakti Samanta (Aradhana, An Evening in Paris), einem der erfolgreichsten Filmemacher der 60er-Jahre. Dieses späte Zusammenfinden erstaunt, da Samantas Werke eine Art poppige Vorstufe jener Masala-Filme waren, die Amitabh in den 70ern so formidabel hinbekam. Umso mehr darf man sich über dieses Stelldichein freuen. Was "The Great Gambler" so unterhaltsam macht ist genau diese Kombination: 60er-Jahre-Pop-Ästhetik, 70er-Jahre-Masala-Spass und der obercoole Amitabh Bachchan stetsim Zentrum. Da sind 162 Minuten gute Laune garantiert.
Das Gehirn sollte man indes auf Sparmodus stellen, denn was Samanta da einem als "Plot" vorsetzt, ist schwer zu schlucken. Jais Doppelgänger wird einfach ohne Ankündigung eingeführt und wer nicht weiss, dass Big B hier eine Doppelrolle spielt, dürfte schon das erste Mal abhängen. Aber es kommt noch viel schlimmer: Die Handlung springt ohne gewichtigen Grund von einem europäischen Ort zum anderen, die Verwicklungen werden von einer Minute zur nächsten unglaubwürdiger und beide Seiten (CID wie Schurken) setzen auf hirnrissige und niemals wasserdichte Pläne, die jeder Menge Zufälle bedürfen, um zu funktionieren. Kurz: ein Chaos.
Aber das sollte niemanden abschrecken, denn "The Great Gambler" ist auf einen kohärenten Plot gar nicht angewiesen. Die Strukturen sind da, der Rest ist losgelöste Unterhaltung der Extraklasse. Das Location-Springen hat nämlich den Sinn, dass wir jede Menge interessanter Orte geboten bekommen (Amitabh und Zeenat in einer Gondel, vor den Pyramiden, im Kolosseum), die Logiklöcher in der Handlungen dienen dazu, das Erzähltempo hochzuhalten. Samanta weiss eben sehr wohl, worauf sein Publikum erpicht ist - und liefert es ihnen. Dazu zählen auch Zeenats Bauchtanz, Amitabhs irre Verkleidungen (u.a. als Goa-Hippie), Helens Cameo, R.D. Burmans Musik, eine Trickfilm-Sequenz, geile Stunts, coole Kostüme, etwas Patriotismus und ein actionreiches Finale.
Und mittendrin stets Amitabh Bachchan. Dass er solche Masala-Epen zusammenhalten kann, hat er schon zuvor etliche Male bewiesen, doch hier ist sein Effort umso beachtlicher. Ohne einen starken Leading Man im Zentrum würde das verlotterte Drehbuch ziemlich schnell in sich zusammen fallen. Nicht jedoch mit einem Star, dessen Charisma in jeder Situation (Romantik, Action, Slapstick, Song and Dance) die Aufmerksamkeit aufrecht erhält. "The Great Gambler" ist also ganz klar Amitabhs Triumph. Aber auch Zeenat macht Freude, sei es mit toller Haarpracht und verführerischem Blick in der Gondel, oder beim Tanzen. Und Shakti Samanta verdient Lob für seine kunterbunt-kultige Bildgestaltung, die an seine Filme mit Shammi Kapoor erinnern. Ganz klar: The great gambler is great fun.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Shakti Samanta

Thriller

Action * *

Humor * *

Trade Classification: Hit

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G u d d i

Reviewed 17.8.05

Indien 1971 Die Schülerin Kusum (Jaya Bhaduri), von allen Guddi genannt, ist nicht die fleissigste Lernerin, aber sie hat ein gutes Herz. Sie wird mit Liebe gross gezogen von ihrer Schwägerin Uma (Sumita Sanyal) und verbringt so viel Zeit wie möglich im Kino. Ganz besonders mag sie den Star Dharmendra, den sie regelrecht anbetet. Uma und der Rest der Familie glauben jedoch, es sei Zeit, sie zu verheiraten. Einen Kandidaten haben sie auch schon gefunden: Den schüchternen Navin (Samit Bhanja). Doch Kusum hat kein Interesse an ihm. Um sie aus ihrer Film-Traumwelt zu holen, schlägt Onkel Gupta (Utpal Dutt) eine Schocktherapie vor: Er arrangiert, dass Kusum beim Dreh des neuen Dharmendra-Films dabei sein darf. Konfrontiert mit dem alltäglichen Leben der Stars und der harten Realität hinter den Kulissen, soll sie das Interesse an den Stars und Sternchen verlieren, und sich Navin zuwenden.
Jaya Bachchan drehte 1963 im Alter von 15 Jahren schon unter der Regie des bengalischen Meisterregisseurs Satyajit Rai in "Mahanagar". Ihr Hindi-Debüt gab sie acht Jahre später mit "Guddi" und sah trotzdem noch wie ein Teenager aus. Am ersten Drehtag soll Co-Star Dharmendra zu ihr gekommen sein und gefragt haben "Du bist die Heldin? Wie alt bist du?" Ja, die spätere Mrs. Bachchan ist ein kleiner Wonneproppen in diesem Semi-Klassiker. Sie spielt die Titelrolle mit einer ansteckenden Leichtigkeit und sieht besonders in der Schuluniform aus wie eine 15-Jährige.
"Guddi" ist denn auch gänzlich ihr Vehikel. Regisseur Hrishikesh Mukherjee stellt ihr zwar ein umwerfendes Ensemble an etablierten Stars zur Seite, doch das Mädchen mit den grossen Augen repräsentiert auch die Zuschauer, die von der Glitzerwelt Bollywoods betört werden - das macht es uns noch leichter, mit ihr mitzufiebern. Die erste Hälfte des 115 Minuten kurzen Werks ist deswegen die bessere: Wir erleben Guddi bei ihren täglichen Aktivitäten, sehen, wie sie an der Schwelle zum Erwachsenwerden steht und wie sie für Filmstars schwärmt. Vor allem für Dharmendra, der sich selbst spielt. Diese Meta-Ebene ist bei den meisten Filmen über das Filmbusiness ein grosser Anziehungspunkt - und Mukherjee gibt gleich noch einen drauf mit einer Parade von Bollywood-Stars: Rajesh Khanna, Ashok Kumar und Jayas späterer Gatte Amitabh Bachchan sind nur ein paar, die kurz zu sehen sind. 
Ich hätte mir gewünscht, dass Mukherjee diese Momente noch länger auskostet und Guddi schwärmen lassen hätte. Für alle, die wie wir Filme lieben, ist das Treffen mit einem Star schliesslich etwas Besonderes - auch wenn wir die Sache noch so nüchtern angehen. Und für einen Teenie wie Guddi stimmt dies besonders. Deshalb ist ihr Meeting mit den Ikonen der Leinwand ja so schön. Aber eben: zu kurz. Solche Momente sollte man zelebrieren, wenn man schon kann. Stattdessen geht Mukherjee bald dazu über, Bollywood zu demontieren. Dharmendra führt Guddi zum abgebrannten Set von seinem Frühwerk Bandini und das Publikum bekommt in überlangen Reden auf schulmeisterliche Art erklärt, dass es hinter den Kulissen der Traumwelt schroff, unfair und langweilig zugeht. Dieser Kick an Realismus ist zwar Teil des Konzepts, aber er hätte etwas später kommen dürfen.
Danach steht endgültig die Romanze zwischen Jaya und Co-Star Samit Bhanja im Vordergrund. Samit wer? Mukherjee wollte für den Part einen unbekannten Namen, sozusagen als Kontrast zu den Stars. Deshalb flog Amitabh Bachchan raus: In Mukherjees 1970er-Hit Anand spielte sich Bachchan zum kommenden Star empor und war für Mukherjee, der einen Unbekannten wollte, nicht mehr die Idealbesetzung. Der Gastauftritt muss reichen. Big Bs "Ersatz" macht eine ganz gute Arbeit, ebenso Bachchans Anand-Schätzchen Sumita Sanyal als Guddis fürsorgliche Schwägerin.
"Guddi" ist aber trotz aller anderen Qualitäten Jayas Show - und absolut verdient. Ihre Darbietung des wunderschönen, von Vani Jairam gesungenen "Bole Re Papi Hara" bleibt unvergessen, ihre unschuldigen, grossen Augen verzaubern auf Anhieb und ihr Charme nimmt umgehend gefangen. All dies wohl auch, weil Jaya damals eine neue Natürlichkeit nach Bollywood brachte, wo in dieser Ära stark geschminkte Damen wie Sharmila Tagore den Ton angaben. Dass ihr Amitabh Bachchan verfallen ist, kann man leicht sehen. Die heutige Jaya macht mir persönlich mit ihrem vermeintlichen Dauer-Schlechtelaune-Gesicht eher etwas Angst. Sie in solch jugendlicher Frische zu sehen, ist darum ein doppelter Wohlgenuss.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Hrishikesh Mukherjee

Liebeskomödie

Humor * *

Spannung *

Trade Classification: Semi-Hit

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G u d d u

Reviewed 2003

Indien 1995 Der Anwalt Vikram (Mukesh Khanna) glaubt nicht an Gott und nervt sich über das spirituelle Verhalten seiner Frau Kavita (Deepti Naval). Sie passt seit der Geburt ihres Sohnes Guddu ganz besonders auf ihn auf, weil ein Prieser erklärte, er werde vorzeitig sterben. Vorläufig sieht aber nichts danach aus und Guddu (Shahrukh Khan) ist als Teenager ein Energiebolzen und der Star seines Technik-Colleges. Als er sich in die attraktive Salina (Manisha Koirala) verliebt, blüht er noch mehr auf. Doch das Glück ist von kurzer Dauer: Bei einer Autofahrt suchen Guddu derart starke Schmerzen im Kopf heim, dass er verunfallt. Salina, die neben ihm sass, verliert ihr Augenlicht, und Guddu erfährt bald, warum sein Kopf so schmerzte: Er hat einen Hirntumor und wird bald sterben. Der von Schuldgefühlen geplagte Guddu will testamentarisch festlegen, dass Salina nach seinem Tod seine Augen bekommt - doch sein Vater bockt.
"Guddu" ist die einzige Regiearbeit von Prem Lalwani, neben Dil Se die einzige Zusammenarbeit von Manisha Koirala und Shahrukh Khan - und einer von Shahrukhs am wenigsten erfolgreichen Filmen. Soweit die ernüchternden Fakten. Shahrukh agiert einmal mehr sehr souverän. Mit seinem Charme macht er die erste Hälfte sehr unterhaltsam. Und Manisha fällt zwar mit fürchterlicher 80's-Mode auf, leistet aber soliden und bisweilen erstaunlich verführerischen Support.
Auch die Songs sind recht schmissig und gut gestreut. Doch ab der Mitte des Films türmt sich Melodrama auf Melodrama, bis der Film darunter regelrecht erstickt. Alle Frische weicht göttlicher Fügung, "Guddu" verkommt zu einem gottesfürchtigen, ewig lang ausgewalzten Rührstück, das durch und durch voraussehbar ist. Dies ruiniert den Schwung aus der ersten Hälfte und macht "Guddu" zu einem der schwächsten Filme in Shahrukhs Schaffen. Er selbst überzeugt, der Film aber nicht.

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: Eine Liebe mit Hindernissen
Regie: Prem Lalwani

Liebesdrama

Humor *

Gefühl * *

Trade Classification: Flop

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G u d g u d e e

Reviewed 7.8.05

Indien 1997 Ajay Prasad (Anupam Kher) ist ein einfacher Manager aus Jaipur, der etwas viel Fantasie hat. Um sein eintöniges Leben mit Ehefrau Sunita (Pratibha Lonkar) und Sohn Raja (Master Wajid) aufzupeppen, flüchtet er immer mal wieder gerne in Tagträume. Aber er liebt seine Familie trotzdem. Deshalb wird es ihm auch etwas mulmig, als er für die Hochzeit eines Cousins nach Mumbai reisen muss. Sein Kumpel Shekhar erklärt ihm denn auch noch, dass es in diesem "Hollywood" Indiens, lauter hübsche Mädchen gäbe. Prompt wohnt in der benachbarten Wohnung denn auch eine junge angehende Schauspielerin namens Sonia (Pratibha Sinha). Kaum ist Kollege Ravidranath (Satish Kaushik), der die Wohnung organisiert hat, aus dem Haus, überlegt sich Ajay denn auch schon, wie er mit der Frau in Kontakt kommt. Da steht sie bereits vor der Tür: Bei ihr gehe die Klimaanlage nicht - ob sie denn bei ihm den Abend verbringen dürfe.
Für seine letzte Regiearbeit vor einer zehnjährigen Pause nahm sich der 1930 geborene Regiealtmeister Basu Chatterjee nicht viel vor. "Gudgudee" könnte deswegen auch ganz einfach auf einer Theaterbühne spielen, so simpel ist das Konzept. Doch hin und wieder entwachsen aus den einfachsten Ideen die besten Filme. Das ist hier zwar nicht ganz der Fall, aber für unterhaltsame zwei Stunden ist gesorgt, wenn Dauer-Nebendarsteller Anupam Kher mal eine richtige Hauptrolle spielen darf und dabei seine komödiantischen Register zieht. Cineastisch oder dramaturgisch gibt es nicht viel zu entdecken. Denn wie gesagt: Das Ganze würde besser als Theater funktionieren, das nur in einem Raum spielt.
Auch die Anzahl der Figuren ist beschränkt. Wichtig sind letztendlich nur Ajay, Sonia und der Musiker. Der Rest ist Beigemüse. Anupam Kher brilliert als Ajay. Er hat mit seinem Toupet und Übergewicht nicht das Aussehen eines Bollywood-Helden, dafür ist er ein garantierter Lacher, wenn er ständig in seine Tagträumereien versinkt. Pratibha Sinha, die Tochter der bengalischen Schauspielerin
Mala Sinha ("Dhool Ka Phool"), gibt eine beseelte, beschwingte Darbietung. Man muss sich in das aufgeschlossene und fröhliche Mädchen mit dem Look einer Madhuri Dixit einfach verlieben.
Die Geschichte ist einfach gestrickt und zur Mitte hin geht ihr deswegen auch langsam die Luft aus. Ein paar launige Songs verhindern das Aufkommen von Langeweile. Und trotz Überlänge ist "Gudgudee" letztendlich unterhaltsam. Sicher kein Film zum Weiterempfehlen, aber wer auf Filme im Stile von Bühnenstücken steht, die primär vom Wortwitz der Protagonisten leben, der ist hier nicht gänzlich falsch aufgehoben. Ach und beinahe hätte ichs vergessen: Die ersten zwei Leinwandminuten bestreitet niemand anderes als Superstar Shahrukh Khan. In seinen Worten: Er wurde gezwungen, hier mitzuspielen (Bild), in Wahrheit dürfte es eher ein Danke an seinen DDLJ-Papa Anupam Kher gewesen sein.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1 mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Basu Chatterjee

Komödie

Humor * * *

Spannung *

Trade Classification: Flop

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G u i d e

Reviewed 14.5.05

Indien 1965 Der Touristenführer Raju (Dev Anand) wird vom Archäologen Marco (Kishore Sahu) angeheuert, um ihm in der Region von Udaypur in Rajastan den Weg zu archäologisch wertvollen Höhlen zu zeigen. Für Raju kein Problem. Doch während Marco sein Glück in den Höhlen kaum fassen kann, sitzt seine Frau Rosie (Waheeda Rehman) alleine daheim. Er hat sie aus der Prostitution freigekauft, doch nun ist sie nicht viel mehr als seine Vorzeigefrau. Er hat keine Zeit und keine Romantik für sie übrig. Ihre Ambitionen, Tänzerin zu werden, unterdrückt er eiskalt. Da lernt sie Raju kennen, der ihr zeigt, ihre eigenen Ansprüche durchzusetzen. Er und Rosie verlieben sich, weshalb sich Rosie von ihrem Gatten trennt. Nun kann sie endlich tanzen - und wird ein Star.
Es sei ein Karriere-Selbstmord, sagten die Industrie-Fachleute Waheeda Rehman, als die die weibliche Rolle in "Guide" annahm. Denn das Liebesdrama war seiner Zeit weit voraus und porträtierte die Heldin nicht nur als Tochter einer Prostituierten, sondern auch als Ehebrecherin, die ihren Mann ohrfeigt. Gewagter Stoff, adaptiert aus dem Roman von R. K. Narayan (1906-2001). Doch "Guide" war für keinen der Beteiligten ein Karriere-Ende. Nach verhaltenem Start kamen die Zuschauer in Scharen und machten den Streifen zum Superhit. Er räumte auch die wichtigsten Filmfare-Preise des Jahres ab, für besten Film, besten Schauspieler und beste Schauspielerin: Waheeda.
Der Kopf hinter dem Unternehmen war aber Dev Anand. Der 50's- und 60's-Superstar heuerte seinen jüngeren Bruder Vijay Anand (1934-2004) als Regisseur an, produzierte den Film und spielte die ungewöhnliche Hauptrolle. Tatsächlich hätte so viel schief gehen können - doch der Mut aller Beteiligten wurde belohnt. "Guide" ist heute ein Klassiker der Bollywood-Geschichte. Es wurde zeitgleich sogar eine englische Fassung unter der Regie von Tad Danielewski gedreht, die 120 Min. lang war, doch heute zählt die farbenprächtige und epische 171-Minuten-Edition aus Indien.
Die glänzt primär mit grandiosen Darstellern. Dev selbst spielt gut, besser als man von dem Schönling sonst gewohnt ist. Vor allem gegen Schluss blüht er auf. Seine Frisur ist sowieso Kult. Waheeda ist noch besser. Ihr Part wurde gegenüber dem Buch etwas abgeschwächt und hat weniger Schattenseiten, doch Waheeda hat trotzdem die noch besseren Szenen als Dev. Vor allem die, in der sie in der Höhle ihrem Mann die Meinung sagt, ist fantastisch. Die Dialoge sind deftig für Bollywood. Sie wirft ihm Impotenz und Seitensprünge vor, er bezeichnet sie als billig und untreu. "Ich will leben!" wirft sie ihm entgegen. "Was braucht eine Frau schon ausser einem Heim?" antwortet er zynisch.
Die Dialoge sind klasse, die Story ungewöhnlich. Die Rückblende macht zwei Drittel des Films aus und scheint überhaupt nicht zur Rahmenhandlung zu passen. Der ganze Schluss kommt einem so vor wie ein neuer Film. Aber es passt eben schon - in Bollywood kriegen die Filmemacher eben alles unter einen Hut. Die Rückblende nimmt die Funktion des tragischen Lebenswegs ein, das Finale ist die Läuterung. Und es nimmt mit! Der Gottesgesang "Hey Ram" am Schluss hätte kaum besser platziert sein können, die Ereignisse nehmen ungeahnt bewegende Ausmasse an.
Auch der technische Aspekt ist gelungen. Die Pathé-Color-Bilder strotzen vor Farbenpracht, insbesondere in den Song-Nummern. Und die sind auch akustisch klasse, kein Wunder stammen sie doch von S. D. Burman. Der wechselt zwischen rassig und melancholisch und gibt Waheeda sehr viele Vorlagen, um ihr formidables Tanztalent unter Beweis zu stellen. "Guide" hat Längen, ein paar Hänger und schafft es für mich nicht ganz auf die Stufe "Klassiker" - doch es ist ein toller Film: Unterhaltsam, famos gespielt, inszeniert und gefilmt. Sehenswert!

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternative Titel: The Guide, Survival
Regie: Vijay Anand

Liebesdrama

Humor * *

Spannung *

Trade Classification: Superhit

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G u m n a a m

Reviewed 2002

Indien 1965 Sieben Leute gewinnen in einer Bar eine Reise. Unterwegs zu ihrer Urlaubsdestination macht das Flugzeug eine Notlandung auf einer Insel. Als die Passagiere und ihr Flugbegleiter Anand (Manoj Kumar) aussteigen, hebt das Flugzeug wieder ab. Nunmehr auf sich alleine gestellt, schlagen sich die acht Personen zu einem geheimnisvollen Anwesen durch, in dem nur ein Buttler (Mehmood) zu leben scheint. Die Gäste erfahren bald, dass sie in Kürze sterben werden.
"Gumnaam" ist Agatha Christies "Ten Little Indians" als Bollywood-Musical. Eigentlich ein dilettantischer und unspannender Film, der aber trotzdem zu neuer Berühmtheit kam: Seine ausgeflippte Eröffnungs-Tanzsequenz mit Lakshmi Chayya (Teesri Manzil) fand Verwendung in der Hollywood-Satire Ghost World, wo Thora Birch während dem Vorspann dazu abtanzt. Dieses Lied alleine macht "Gumnaam" das Anschauen wert.
Was danach kommt, lohnt den Aufwand indes kaum. Die Ausstattung und Kameraführung erweckt zwar einen gewissen Trash-Charme, aber die Songs sind albern platziert und nehmen die letzte Spannung. Die Auflösung ist billig, die Darsteller sind so lala, es gibt viel viele irre Nahaufnahmen und ebenso viele "heroische Raucher-Momente". "Gumnaam" ist zwar kein guter Film, macht sich aber wunderbar für einen kultigen B-Picture-Abend. Ebenfalls dabei sind 60s-Star
Helen als Miss Kitty und Pran (Don) als Mr. Rakesh.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 4.0 mit englischen Untertiteln. Fullscreen.
Alternativer Titel: Nameless
Regie: Raja Nawathe

Thriller

Spannung *

Humor *

Trade Classification: Hit

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G u m r a h

Indien 1963 Ausführliche Kritik: hier.

 

G u n a a h

Reviewed 2002

Indien 2002 Die schöne Prabha (Bipasha Basu) ist einer der besten Cops in Mumbai. Eines Tages schnappt sie den Mörder Aditya (Dino Morea), der ihr jedoch kurz vor der Festnahme das Leben gerettet hat. Prabha ist davon besessen, Aditya eine zweite Chance zu geben, denn auch sie hatte als Kind einen Mord begangen, als ihre Mutter in Gefahr war. Wenn sie Aditya auf die gewaltfreie Seite zurückholt, glaubt sie, sei ihre Sünde von damals bezahlt. Doch so einach ist das nicht, denn Adityas Wut auf das System, und insbesondere auf den korrupten Cop Pandey (Irfan Khan), ist zu gross.
Die Hauptdarsteller sowie der Drehbuchautor des Grusel-Überraschungshits Raaz kommen für "Gunaah" wieder zusammen - mit ausgesprochen enttäuschendem Resultat. Dino Morea hält zwar oft sein beachtliches Profil in die Kamera und Bipasha Basu montiert mehrmals ihren flehenden Blick - doch es funkt nie. In dem Regiedebüt von Amal Shetge passiert eigentlich gar nie etwas wirklich Interessantes. Trotz der für Bollywood erstaunlich geringen Lauflänge von 135 Minuten wirkt der Film deswegen extrem lang, die Songs klingen blass und die geborgten Ideen aus "Out of Sight" kommen halbgar daher. Nur Bipasha Basu in diesen engen Polizeiuniformen zu sehen, gibt "Gunaah" ein paar gute Momente wahrer Inspiration ...

Hier auf DVD erhältlich (D)
Ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen Untertiteln gesehen.
Alternative Titel:
Crimes; Gunaah: Die Lovestory zweier Feinde...
Regie: Amal Shetge

Liebesthriller

Spannung *

Erotik *

Trade Classification: Flop

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G u n d a r a j

Reviewed 23.5.04

Indien 1995 Ajay Chawan (Ajay Devgan) ist ein junger Mittelklasse-Mann, der für den Unterhalt der Familie sogar in den Boxring steigt. Nun hat er endlich einen neuen Job im Sack und ist überglücklich. Doch auf der Heimreise meint eine Frau, ihn als Vergewaltiger zu erkennen! Ajay wird festgenommen, von der Polizei misshandelt und gefoltert. Er gesteht nichts, doch das Gericht hält ihn für schuldig, drei Frauen vergewaltigt zu haben! Er wandert für sieben Jahre in den Knast, kommt nach vieren aber wieder frei. Sein Vater und seine Freundin haben in der Zwischenzeit Selbstmord begangen, seine Schwester ist irr und seine Mutter verarmt. Er selbst wird von der Gesellschaft ausgestossen und ein Inspektor (Amrish Puri), Vater eines Vergewaltigungsopfers, das im Koma liegt, will Ajay wieder einbuchten. Hilfe bekommt Ajay nur von der Journalistin Ritu (Kajol). Die beiden versuchen, die drei echten Vergewaltiger von damals aufzustöbern und Rache zu üben ...
Guddu Dhanoa ist ein Regisseur, der nicht viel von Subtilität hält. Er hämmert inszenatorisch drauf los, was ihn wohl auch zum idealen Regisseur für Sunny Deol macht. Mit dem Actionstar hat er Filme wie Ziddi, "Salakhen" und Jaal gedreht. Doch noch vor all diesen filmte er "Gundaraj" ab, ein Streifen, der ideal gewesen wäre für Sunny Deol, nun jedoch mit Ajay Devgan besetzt ist. Fehlbesetzt möchte ich nicht gerade sagen, aber mit Sunny an Bord hätte der Film nicht so realpolitisch gewirkt, sondern wie ein Action-Comic. Und da er nun doch eher auf Realität aus zu sein scheint, wirkt er so falsch. Beginnen wir bei der inneren Logik des Films. Dhaona erklärt, Vergewaltiger müssen erschossen werden. Umgehend bestraft mit der Todesstrafe. Abgesehen davon, dass dies eine reaktionäre Einstellung ist, gibt es ein Problem: danach ist der Täter eben tot. "Gundaraj" macht jedoch gerade deutlich, dass es Leute gibt (wie Ajay), die auf Grund falscher Aussagen oder Fehlurteile fälschlich verurteilt werden. Wären die dann erschossen und tot, könnte man ihre Unschuld ja gar nicht mehr beweisen. Der Film beisst sich sozusagen selber in den Schwanz, weil er seine eigene Botschaft ad absurdum führt.
Und eben, was ist das für eine Botschaft. "Gundaraj" propagiert die Justiz des Mittelalters, die Lynchjustiz und die Selbstjustiz. Brandgefährlich dadurch, dass auch die Polizei wild in der Gegend herumfeuert und selbst Kleinkriminelle einfach abknallt. Diese Brutalität wird denn auch gezeigt, dennoch ist der Film an einer Stelle geschnitten: als Ajay zum ersten Mal einen Anschlag auf den Politiker Baba plant, sieht man nur die Vorbereitung und plötzlich wird ausgeblendet. Danach wird über das Attentat geredet, als ob es stattgefunden habe. Ich vermute, die Szene musste weg, weil Anschläge auf Politiker in Indien ja eine traurige Tradition haben und man solche Bilder nicht zusätzlich zeigen wollte. Sobald der Kerl dann nicht mehr als Politiker, sondern als Krimineller wahrgenommen wird, darf man ihn indes abschlachten - und zwar mit viel viel Pathos: indem man ihm nämlich eine Indien-Flagge in den Rücken rammt. Jai hind!
"Gundaraj" ist aber nicht nur inhaltlich fragwürdig, er ist auch inszenatorisch ziemlich schlapp. Die vielen Leiden, die Ajay erdulden muss, sind schlampig aneindergereiht. Gespielt ist er okay und die Songs sind höchstens Mittelmass. Zum Glück gibt es nur vier, doch die sind schwach eingebettet. "We Are Bad Boys" ist eine grotesk schlechte Nummer mit englischen Lyrics. "Aankhon mein basakar" ist okay, jedoch schwach inszeniert. "Na jaane ek nigah" ist eine hübsche Mittanz-Nummer, inszeniert im klassischen Kostüme-auf-grünem-Feld-Manier. Und "Mujhe tumse mohabbat" ist durchschnittlich, aber immerhin edel gefilmt. Aber das reicht nie, "Gundaraj" erträglich zu machen. Ajay und die unterforderte Kajol sind gut, Amrish Puri und die Nebenakteure sind auch nicht übel - doch es reicht eben dennoch nur haarscharf für zwei Sterne. Definitiv ein früher Tiefpunkt in der Karriere der beiden mittlerweile miteinander verheirateten Hauptdarsteller.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Guddu Dhanoa

Thriller

Action * *

Spannung *

Trade Classification: Average

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G u n g a   J u m n a

Reviewed 20.8.04

Indien 1961 Im Dorf Haripur lebt die Witwe Govindi (Leela Chitnis) mit ihren zwei Söhnen Gunga und Jumna. Eines Tages wird sie des Diebstahls von Juwelen der örtlichen Zamindar (niedere Fürstin) beschuldigt. Sie wird eingesperrt und stirbt wegen der seelischen Belastung. Ihre Söhne wachsen alleine auf. Gunga (Dilip Kumar) wird zum Ernährer, der fröhlich auf dem Feld arbeitet, damit Bruder Jumna (Nasir Khan) studieren kann. Während Jumna ein Auge auf Kamla (Azra), die Tochter der Zamindar, wirft, neckt Gunga mit Vorliebe die hübsche Wäscherin Dhanno (Vyjayanthimala). Als Hariram (Anwar Hussain), der Stiefbruder der Zamdiar, sich an Dhanno vergreifen will, rettet Gunga sie. Damit lädt er Harirams Zorn auf sich: Er beschuldigt Gunga, das Getreide geklaut zu haben, worauf Gunga für neun Monate in den Knast wandert. Den in die Stadt gezogenen Bruder kann er nicht mehr unterstützen, weshalb er sein Studium aufgeben muss und zum Bettler wird. Ein Polizist hat Erbarmen mit dem ehrlichen Mann und macht ihn zum Polizisten. Als Gunga freikommt und erfährt, dass sein Bruder das Studium abbrechen musste, wird er zum Outlaw. Dhanno schliesst sich seiner Gang an und heiratet ihn.
Offiziell ist Theaterregisseur Nitin Bose (1897-1986), der Cousin des bengalischen Meisterreigisseurs Satyajit Ray, als Regisseur von "Gunga Jumna" aufgeführt. Doch in den Credits wird die treibende Kraft als Letztes genannt: Autor, Produzent und Star Dilip Kumar. Das Epos, ganz im Stile der Familien- und Boden-Epen eines Mehboob Khan (Mother India), ist durch und durch Dilips Baby und die Zuschauer liessen sich anstecken: Sie machten "Gunga Jumna" zum vierterfolgreichsten Film der 60er und zu Dilips zweiterfolgreichsten Film nach dem Klassiker Mughal-E-Azam (1960).
Was die Magie ausmacht, ist zum einen die Geschichte: Das Publikum konnte sich mit dem armen, aber lebensfrohen Helden identifizieren, seine Liebe nachvollziehen und seinen Kampf gegen die Reichen unterstützen. Das Hin und Her von Gungas Loyalitäten in der zweiten Filmhälfte wirkt auf Dauer zwar ermüdend, doch die 174 Minuten gehen dennoch relativ rasch vorbei. Dabei hilft die Musik. Die ist klasse. Es gibt auch hier in der zweiten Hälfte etwas zu viel, doch das wird längstens aufgehoben durch tolle Nummern wie "Nain Lau Gayi" ("
Nain lad jaye hai toh") oder den bösen "Tora man bada paapi", gesungen von Asha Bhosle und getanzt von Gaststar Helen.
Letztendlich überzeugt aber auch das Casting: Dilip war damals mit 40 zwar etwas älter als die vermeintlich gleichaltrigen Damen, doch er spielt den Part mit Energie. Die Chemie zur 15 Jahre jüngeren Vyjayanthimala ist ebenso überzeugend. Mit dem weiblichen Superstar hat Dilip zuvor bereits vier Klassiker abgedreht, darunter Devdas (1955). Dritter im Bunde ist Nasir Khan, der Bruder von Dilip. Er spielte nur in wenigen Filmen mit und "Gunga Jumna" ist der zweitletzte. Seine Darbietung ist etwas gar reserviert, aber letztendlich überzeugend.
"Gunga Jumna" kann man zweifellos zu den Klassikern in der indischen Filmgeschichte zählen. Die grossartigen, erdigen Technicolor-Bilder, die starken Songs und die berührenden Darsteller überflügeln die Überlänge, das wenige Pathos und die Klischees spielend.
Hier auf DVD erhältlich

Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternativer Titel: Ganga Jumna; Ganga Jamuna
Regie: Nitin Bose

Drama

Spannung * *

Humor * *

Trade Classification: Blockbuster

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G u p t

Reviewed 2003

Indien 1997 Sahil (Bobby Deol), der Stiefsohn von Gouverneur Jaisingh Sinha (Raj Babbar), verliebt sich in Isha (Kajol), die Tochter von Sinhas Sekretär Ishar Deewan (Paresh Rawal). Doch an Sahils Geburtstag verkündet der Gouverneur, Sahil werde seine College-Kollegin Sheetal (Manisha Koirala) heiraten, die Tochter des Politikers Chaudhary (Dalip Tahil). Sahil rastet aus und bedroht seinen Vater. Als der Gouverneur am nächsten Tag erstochen aufgefunden wird, wird Sahil festgenommen. Nicht einmal seine Mutter (Priya Tendulkar) glaubt an seine Unschuld und so wird Sahil zu 14 Jahren Knast verurteilt. Er bricht jedoch mit Sheetals Hilfe aus und macht sich auf die Suche nach dem wahren Täter. Derweil heftet sich Inspektor Udham Singh (Om Puri), der wegen seiner unzimperlichen Ermittlungsmethoden aus der Suspendierung geholt wurde, an Sahils Fersen..
"Gupt" ist für Bollywood-Verhältnisse ein hervorragender Thriller, ein klassischer Whodunit mit formidabler Besetzung. Doch der unterhaltsame Streifen hat ein grosses Problem: Bobby Deol. Der Hauptdarsteller schlafwandelt durch den Film, hat Mühe mit Tanzen und erreicht das mimische Potential eines Steven Seagal. Kurz: Er zieht den ganzen Film nach unten und ist als zentraler Sympathieträger markant fehlbesetzt. Daneben gibts auch für einige repetitive Sequenzen in der zweiten Hälfte Abzug.
Aber nochmals: "Gupt" ist gut. Und das liegt unter anderem daran, dass man den Mörder wirklich erraten will. Viele Bollywood-Thriller zaubern zum Schluss entweder einen völlig nebensächlichen Charakter als Mörder vor, sind komplett unplausibel oder man weiss von Anfang an, wers ist. In "Gupt" gibt es in klassischer Krimi-Manier etliche potentielle Täter. Das Tolle ist, dass Regisseur Rajiv Rai (Pyaar Ishq Aur Mohabbat) all diese Positionen mit formidablen Nebendarstellern besetzt hat. So sind unter anderem Om Puri, Paresh Raval, Dalip Tahil, Kulbhushan Kharbanda und Mukesh Rishi zu sehen. Damit bekommen auch kleine Rollen Gewicht und das Mörderraten wird interessanter. Die Wendung wird dennoch die meisten überraschen - aus Gründen, die ich leider nicht nennen kann, ohne viel zu verraten. Nur eines: Die Person, die den Mörder spielt, ist sehr gut und überraschend besetzt. Klar, das Motiv ist etwas banal, aber schliesst den Film angenehm ab. Damit bleiben noch ein paar technische Details anzusprechen (Songs OK, bleiben aber nicht im Gedächtnis - Kamera von Moksha-Regisseur Ashok Mehta gut, vor allem in den Songs - Background-Musik kopiert etwas oft von "Speed") und die beiden Leading Ladies. Manisha Koirala mag ein paar Pfunde zugenommen haben, doch ich fand sie eigentlich selten zuvor attraktiver. Sie hat leider nicht so viele Szenen. Vor allem hat sie zu wenig Szenen mit Kajol - die beiden zusammen zu sehen ist wirklich ein Höhepunkt des Films. Kajol selbst kommt etwas besser weg, als ihre Partnerin. Auch sie wunderschön - vor allem ihre wie immer funkelnden Augen.
Als Fazit kann ich nur zum dritten Mal wiederholen: Ein guter Thriller mit guter Besetzung (bis auf Bobby). Noch eine Warnung: Wenn ihr irgendwo lest, welche drei Filmfare-Awards der Film geholt hat (u.a. bei imdb.com), macht das erst, nachdem ihr den Film gesehen habt! Die Kategorie "Bester Bösewicht" ging nämlich an "Gupt" - und das wär dann ja ein böser Spoiler.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (UK): Code 0 PAL. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: Gupt: The Hidden Truth
Regie: Rajiv Rai

Thriller

Spannung * * *

Action * *

Trade Classification: Hit

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