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S a a j a n

Reviewed 8.12.03

Indien 1991 Aman (Sanjay Dutt) humpelt seit seiner Geburt. Umso dankbarer ist er, dass sich in seiner Jugend der aus reichem hause stammende Akash Verma (Salman Khan) mit ihm angefreundet hat. Sie sind auch mit 24 Jahren noch die besten Freunde und Aman gehört quasi zur Familie. Seinen Dank und sein Leid bringt er in Gedichten unter dem Pseudonym Saagar auf Papier. Diese gelangen zu Pooja (Madhuri Dixit), die sich über beide Ohren in den Schreiber verliebt, ohne ihn zu kennen. Aman getraut sich nicht, seine Identität zu lüften. Eines Tages erzählt ihm Akash, er habe sich verliebt: In Pooja! Aus ewiger Dankbarkeit gegenüber seinem Freund, gibt Aman Pooja auf und gibt Akash als Saagar auf. Umgehend ist ein Liebesband geknüpft ...
"Saajan" ist der erfolgreichste Film 1991 und sicher ein Musterbeispiel für einen Bollywood-Formelfilm: A liebt B, überlässt B aber C, worauf C im Finale die Liebenden A und B zusammenführt. 1991 war dieses Schema noch nicht gar so abgenutzt wie heute, aber dennoch kann ich mich mit dem 181-Minuten-Koloss nicht anfreunden. Jede Minute ist voraussehbar, die Schauspieler sind höchstens okay, das Pathos ist etwas zu intensiv, der Humor schlägt meistens fehl - und mit den Songs übertreibt Regisseur Lawrence D'Souza (Aarzoo) masslos. Vor und nach der Intermission kommt der Plot kaum voran, weil alle 5 Minuten ein neuer Song eingesielt wird. Klar hat es sehr lüpfige Tracks darunter ("Pehli Baar Mile Hain", "Tu Shayar Hain" und "Tumse Milene Ka" gefielen mir besonders), aber irgendwann hat man genug und will etwas mehr von der Handlung sehen.
Aber eben, von der ist ja nicht viel da und das wird mit Songs kaschiert. Die Akteure mühen sich durch den Null-Plot mit sichtlichem Engagement. Trotz der modischen Verbrechen, die Salman, Sanjay und Madhuri begehen (Diese Frisuren! Diese Hosen!), geben sie ein gutes Trio ab. Madhuri gefiel mit vom Aussehen her zu dieser Zeit noch nicht besonders - sie wurde später viel schöner - aber sie spielt gut. Sanjay darf vor allem Leiden, doch macht dies mit Würde. Und der ungestüme Salman war damals noch ein Frischling, aber ganz nett. Ein wenig mehr schauspielerische Reife brauchte er aber unbedingt. Nicht zu schweigen körperliche: Wenn man den hageren Kerl mit dem Muskel-Salman der späten 90er vergleicht, sieht man gut, wie viele Workouts er in seinen Body gesteckt hat.
"Saajan" ist sicher kein Reinfall, das beweisen schon die finanziellen Erfolge, die er feiern durfte. Aber für den geneigten Bollywood-Fan hat er nichts Neues zu bieten und ist aus heutiger Sicht nicht nur plump inszeniert, sondern ausgesprochen langweilig. Visuell unattraktiv, schauspielerisch passabel und Song-mässig überladen gehört "Saajan" nicht zu meinen Favoriten.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Lawrence D'Souza

Liebesdrama

Gefühl * *

Spannung *

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S a a j a n   C h a l e   S a s u r a l

Reviewed 23.12.03

Indien 1996 Der Farmerjunge Shamu (Govinda) sucht mit seinem Kumpel Mutthu Swamy ("Filmfare"-Comedy-Sieger Satish Kaushik) einen Job als Sänger in Mumbai. Der Label-Besitzer Khurana (Kader Khan) gibt Shamu tatsächlich eine Chance, als ihn seine schöne Tochter Divya (Tabu) dazu überredet. Erfreut reist Shamu zurück in seine Heimat, wo er die zierliche Pooja (Karishma Kapoor) vor Rüpeln beschützt und sich auf der Stelle mit ihr verlobt. Bevor sie ein Paar werden können, heisst es jedoch, Pooja sei in einem Sturm gestorben. Betrübt reist Shamu zurück nach Mumbai, wo er Divya heiratet. Wenig später taucht Pooja auf. Sie lebt!
Oh wie ich das hasse. Da freut man sich auf einen Film, legt die DVD ein und muss schockiert feststellen, dass sie keine Untertitel hat. Dabei stand es bei der Produktebeschreibung doch anders. Nachdem sich der Ärger gelegt hat, frag ich mich dann, ob ich den Film wegwerfen soll. Aber da ich heute an Fieber leide und eh nicht viel vom Film mitbekomme, denke ich "fuck it" und schau mir das Teil halt an. Ich versteh mittlerweile ein paar Wortfetzen Hindi, die Songs kann ich auch so würdigen und die Action auch. Leider bezieht sich diese Kritik halt nicht auf den Dialogwitz - der ist mir völlig entgangen. Fazit: Dies ist die erste Kritik, die ihr nicht besonders ernst nehmen solltet, da ich nix verstanden habe und den Film im Fieber-Dilirium gesehen habe ... tja, was tut man nicht alles für die Website.
"Saajan Chale Sasural" schliesst nahtlos an den anderen nervigen Dhawan-Govinda-Komödien an. Der Star chargiert, die Nebendarsteller agieren laut, die Songs sind lüpfig, der Film immerhin recht kurz. Nicht der Hauch von Inspiration scheint auf die Produktion einzuwirken. Bis auf das Casting der Heldinnen: Die damals noch recht unerfahrene Tabu überzeugt bereits klar, auch wenn die Modemacher sie einfach nicht in pseudo-modernen Fummel stecken sollten. Dann sieht sie schrecklich aus. Besser was Traditionelles. Das Gleiche gilt für Karishma Kapoor, die in modernen Kleidern aussieht wie das pausbäckige Starlet, dass sie damals noch war - aber in klassischer Tracht zu blenden vermag. Bestes Beispiel: Der dritte Song, "Dil Jaane Jager". Da ist sie sehr süss. Die Songs sind generell gelungen, wobei die meisten ein Punjabi-Feeling haben und groovig daherkommen. Die Action ist stümperhaft, das unentschlossene Ende etwas plump. Es umgeht die Frauen-Frage souverän und lässt etwas enttäuscht zurück. Alles in allem nicht der Knüller, sondern weiteres unteres Mittelmass aus der Dhawan-Govinda-Fabrik. Nur: Vielleicht ist er besser, wenn man was versteht. Oder kein Fieber hat. Aber ehrlich gesagt möchte ich mir den Film nicht nochmals antun - auch mit Untertiteln nicht.

Hier auf DVD erhältlich (US - neu mit Untertiteln)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0. ohne Untertitel. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: The In-Laws
Regie: David Dhawan

Komödie

Humor * *

Action * *

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S a a t   H i n d u s t a n i

Reviewed 5.12.04

Indien 1969 Maria (Shahnaz) wird in ein Spital in Goa eingeliefert. Sie liegt im Sterben und verlangt, sechs Telegramme zu verschicken. Sie lädt die Männer ein, sie zu besuchen. Den Farmer Joginder Nath (Utpal Dutt) aus dem Punjab, Shabut Shanyal (Madhu) aus Calcutta, Mahadevan (Irshad Ali) aus Madras, Ram Bhagat Sharma (Anwar Ali) aus der heiligen Stadt Benares, Sakharam Shivagaon (Jalal Agha) aus dem Staat Maharashtra und den islamischen Poeten Anwar Ali Anwar (Amitabh Bachchan) aus Bihar. Die sechs meldeten sich einst freiwillig, indische Fahnen auf Gebäuden in Goa zu platzieren. Mit Hilfe der ortsansässigen Maria nahmen sie Gebäude für Gebäude in Beschlag, wurden als "Die Sieben Inder" berühmt und schärften das patriotische Vertrauen in die portugiesisch unterdrückte Bevölkerung von Goa.
"Saat Hindustani" ist ein Film, der über die Jahre völlig in Vergessenheit geraten wäre. Zu durchschnittlich ist das Werk, zu schlecht die Qualität der existierenden Prints. Doch in dem patriotischen Abenteuerfilm gab ein Mann namens Amitabh Bachchan sein Leinwanddebüt. 27 Jahre alt war er und niemand ahnte, dass er einmal der "Big B" sein würde, der Amitji "Megastar" Bachchan. Erst 1973 feierte Bachchan mit Zanjeer seinen Durchbruch. Und insofern ist es reizvoll, ihn vier Jahre zuvor in einer solchen Vor-"Angry Young Man"-Rolle zu sehen.
Bachchan ist nur einer in dem Ensemble. Er spielt einen muslimischen Poeten, seine Co-Stars verkörpern Männer aus allen Landesteilen und Religionen. Die "sieben Inder" sollen die Verschiedenheit des Landes verkörpern und wenn sie zusammen für die Integration Goas kämpfen, kämpft gleichzeitig die ganze Nation. Goa kam erst 1961 zu Indien, deshalb war dieses Thema 1969 allen noch sehr präsent. Doch Regisseur
Khwaja Ahmad Abbas (1914-1987) warnt seine zeitgenössischen Mitbürger auch. Indiens Verbund steht auf dem Spiel, wenn alle Sprachen und Religionen auf Autonomie und Macht pochen. Auch heute noch ist das Staatsgebilde Indien brüchig, selbst wenn das Nationalisten gerne unter den Teppich kehren - doch in den 60ern war das drohende Auseinanderbrechen noch spürbarer.
"Saat Hindustani" ist natürlich ein politischer Film, gespickt mit mehr oder weniger gelungener Symbolik. So wird das Teilen einer Wasserflasche etwa zum verbindenden Ritual. Abbas ist dabei nie subtil. Manche Shots gleichen der sowjetischen Filmästhetik der Stummfilmzeit und andere sind dem amerikanischen Kino à la "Dirty Dozen" entliehen. "Saat Hindustani" ereifert sich derart in seiner politischen Wichtigkeit, dass er hie und da schlicht vergisst, zu unterhalten. Songs gibts nur ansatzweise, was die 137 Minuten etwas lang erscheinen lässt. Und Regisseur Abbas macht inszenatorisch auch so manchen Moment zur holprigen Angelegenheit. Auch die Idee einer Rahmenhandlung ist albern, weil man so bereits weiss, dass alle sechs Männer die Aktion überleben werden. Wie gesagt: "Saat Hindustani" ist Mittelmass und war im Kino ein Flop. Doch die Geburtsstunde des grössten indischen Stars aller Zeiten mitzuerleben, das hat schon was. Amitabh ist auch zweifellos der beste Schauspieler im Trupp, charismatisch und mit grosser Präsenz. Einen "National Awards" als erfolgsversprechendster Newcomer hat er eingesackt. Die Juroren waren wohl Propheten.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Seven Indians
Regie: Khwaja Ahmad Abbas

Abenteuerdrama

Action * *

Spannung * *

Trade classification: Flop

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S a a t h i y a

Reviewed 2003

Indien 2002 Der Draufgänger Aditya (Vivek Oberoi) verliebt sich auf einer Hochzeit in die hübsche Medizinstudentin Suhani (Rani Mukherjee). Fortan sieht er sie immer im Zug, flirtet mit ihr und folgt ihr. Erst ohne Erfolg, doch letztendlich erwärmt sich ihr Herz. Wegen einem dummen Missverständnis verkrachen sich jedoch ihre Väter und die Heirat platzt, bevor sie Form angenommen hat. Lange können die beiden Liebenden nicht ohne einander sein und beschliessen, heimlich zu heiraten. Wenig später fliegt dies jedoch auf: Suhanis ältere Schwester Dina (Sandhya Mridul) soll verheiratet werden. Unerwartet schlägt der Vater des Bräutigams auch eine Ehe zwischen seinem jüngeren Sohn und Suhani vor. Da muss sie mit der Wahrheit rausrücken - und wird rausgeschmissen. Auch Aditya wird von seinem Vater aus dem Haus geschmissen. Das junge Paar zieht zusammen. Zuerst läuft alles gut, doch langsam schleichen sich kleine Streitereien ein und die Romantik weicht. "Do people stop loving after marriage?" meint Suhani betrübt.
"Saathiya" ist das Hindi-Remake von Mani Rathnams Tamil-Liebesfilm Alai Payuthey. Regisseur Shaad Ali, der mit Rathnam am Original gearbeitet hat, beliess das Drehbuch nahezu intakt und besetzte es perfekt mit Vivek Oberoi und Rani Mukherjee. Die beiden haben eine sehr gute Chemie und tragen den nur 132 Minuten langen Film mit Leichtigkeit. Die Musik von A. R. Rahman blieb bis auf kleine Ausnahmen auch identisch - und gut. Neu im "Team" ist dagegen Kameramann Anil Mehta (Lagaan), der bezaubernde Aufnahmen fertig bachte. Insbesondere der zweite Song mit Blüten und Schnee ist zum Dahinschmelzen. Damit ist auch gesagt, was in meinen Augen "Saathiya" eine Spur besser macht, als das Original: Die brillanten Techniker vor und hinter der Kamera. Rathnam ist zwar zweifellos der bessere Regisseur als Shaad Ali und erzeugt vor allem im Schlussteil und in der kritischen Sequenz kurz vor dem Schlussteil (ich möchte nichts verraten) mit kleinen Details ein besseres Gesamtbild, aber ihm standen für "Alai Payuthey" nicht ganz die selben Ressourcen zur Verfügung. Dumm gesagt: Wäre Rathnam der Regisseur von "Saathiya", es wäre die ideale Kombination von Regie-Talent und brillanter Crew.
Langer Rede, kurzer Sinn: Ich fand "Saathiya" eine Spur besser als das Original. Es ist ein wunderbar gefilmter, sehr rührender Liebesfilm, der da beginnt, wo andere Bollywood-Filme oft aufhören. Die Ehe wird hier nicht als Himmel auf Erden beschrieben, sondern als fragiles, aber letztendlich lohnendes Konstrukt, das viel Pflege gebraucht - und in dem es so manchen Streit gibt. Insofern ist "Saathiya" realistischer als die Bollywood-Hochglanzprodukte. Und wohl auch deshalb haben die Stars Tabu und Shahrukh Khan für Gastrollen im Finale zugesagt. Bei diesem Schluss liegen aber auch die kleinen Problemchen des Films. Da ist die Szene, die mich im Original vom Sofa gehauen hat. Ich darf nicht sagen, was passiert, aber es passiert etwas unerwartet Tragisches. Shaad Ali lässt sich bei dieser entscheidenden Sequenz etwas zu wenig Zeit. Suhani erfährt die Wahrheit von ihrer Schwester und läuft davon - und da geht alles viel zu schnell. Rathnam hat seiner Protagonistin mehr Zeit gegönnt. Mehr Glück - und deshalb ist der Impact gewaltiger. Das ist jedoch ein kitzekleines Manko ...
Schwerer wiegen die Kürzungen gegen Ende. Weil Shahrukh und Tabu die kleinen Rollen angenommen haben und ihnen übermässige Präsenz verleihen, fällt es nicht so auf, aber in Rathnams Film sind die Parallelen der beiden Paare besser und subtiler herausgearbeitet. Die Interaktion zwischen Khan/Tabu und Oberoi ist zwar zu Tränen rührend, hat aber nicht ganz die Tiefe wie in "Alai Payuthey". Trotzdem nochmals: Das sind Kleinigkeiten. Der Gesamteindruck ist durchwegs positiv und "Saathiya" ist ein wunderbarer Date-Film. Ein allerletztes Wort zu Shahrukh: Toll gemacht. Ein Superstar, der sich auf eine so kleine und eher undankbare Rolle einlässt (schliesslich ist dies ganz Oberois Film), der hat Lob verdient.

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: S
aathiya - Sehnsucht nach Dir
Regie: Shaad Ali

Liebesfilm

Gefühl * * *

Spannung *

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S a a t w a n   A a s m a n

Reviewed 22.11.05

Indien 1992 Suraj (Vivek Mushran) bringt seine kranke Mutter in ein Sanatorium in Ooty. Die Behandlung kostet 30'000 Rupien. Dieses Geld will sich Suraj von den Mietern des familieneigenen Hauses holen. Die zetteln jedoch einen Streit an, in dessen Verlauf Suraj den Mieter tötet. Er wird zum Tode verurteilt, kann aber fliehen. Auf der Flucht trifft er auf Pooja Malhotra (Pooja Bhatt). Die verzogene junge Frau wurde von ihrem Onkel Dev (Shekar Kapur) ins gleiche Sanatorium gebracht, das von Devs Ex-Geliebter Seema geleitet wird. Als Pooja in Seemas Akten erkannte, dass sie nur noch wenige Wochen zu leben hat, nahm sie Reissaus. Suraj und Pooja verlieben sich - obwohl sie wissen, dass sie nur noch wenig Zeit füreinander haben werden.
"Saatwan Aasman" fühlt sich an wie ein Quickie: Ein schnell und billig gedrehtes Vehikel für den raschen und nicht gerade nachhaltigen Kino-Konsum. Mahesh Bhatt, eigentlich ein durchaus erfahrener Regisseur, inszeniert ohne Elan und setzt seine ein Jahr vorhin ins Business eingeführte Tochter Pooja Bhatt ins Zentrum. Ich habe sie nie sonderlich gemocht, doch während sie in den vorherigen Releases neben Aamir Khan und Sanjay Dutt spielen konnte, die immerhin von ihr ablenkten, so heisst ihr Co-Star diesmal lediglich Vivek Mushran.
Dieser Frischling trat ein Jahr zuvor in Subhash Ghais Epos Saudagar auf, schaffte aber dennoch nie den grossen Durchbruch. "Saatwan Aasman" macht deutlich, warum dem so ist: Er hat kein Charisma und die ach-so-romantische Beziehung zu Pooja Bhatt fängt nie Feuer. Das Pärchen enttäuscht in einem Film, der kitschig und aufgesetzt daherkommt - und gerade deshalb nur richtig funktionieren würde, wenn die Hauptdarsteller auch was taugen.
Die Nebendarsteller sind gleich ganz verschwendet. Der heutige Regisseur Shekar Kapur ("Elizabeth") hat kaum etwas zu tun und bekommt eine mysteriöse Romanze zur Ärztin Seema aufgegleist, die nirgens hin führt. Der Plot ist sowieso nicht geglückt: Das Genre-Gemix ist unentschlossen und langweilt mit schlecht eingebauten Songs, einem nicht entwickelten Actionthriller-Plot um einen Biker-Schurken und einem missratenen Mystery-Aspekt. Pooja träumt zum Beispiel immer von einem Mann, der auf einem weissen Pferd zu ihr reitet. Der Traum wird zum grossen Thema aufgeblasen, dabei dürfte es keine Kunst sein, den Reiter zu erahnen.
Für alle, die es dennoch nicht schaffen: Am Ende wird es aufgelöst. Dieses Ende, das ins Fantasy-Genre überschwappt, befriedigt nicht ganz. Doch bis dahin ist das Interesse eh am Boden. Obwohl nur 122 Minuten Lauflänge verstrichen sind, fühlt man sich ausgezerrt wie nach einem dreistündigen Melodrama. "Saatwan Aasman" hat vielleicht einen guten Song, ein paar solide Momente und ein paar mutige Aspekte im Skript - doch alles in allem ist er eine Enttäuschung. Und ein Langweiler.
PS: Die deutschen Untertitel der "Madhu"-DVD wurden von einer Übersetzungsmaschine hergestellt und sind weitgehend unbrauchbar. Folgende zwei Beispiele sollten dies genügend illustrieren: Screenshots
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (IND): Code 0 NTSC. Hindi 4.1 mit englischen, deutschen, französischen u.a. Untertiteln.
Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Mahesh Bhatt

Liebesthriller

Humor * *

Spannung * *

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S a a y a

Reviewed: 12.7.03

Indien 2003 Dr. Aakash Bhatnagar (John Abraham) ist glücklich verheiratet mit Maya (Tara Sharma), die im selben Spital arbeitet wie er. Als Maya bei einer Flutkatastrophe an der burmesischen Grenze freiwillige Hilfe leistet, stürzt ihr Bus bei einem Felssturz in die Tiefe. Sie wid für tot erklärt und Aakash fällt in eine Depression. Er stürzt sich in Arbeit und droht, den Verstand zu verlieren. Vor allem, als er von übernatürlichen Geschehnissen konfrontiert wird. Will seine Frau Kontakt aus dem Jenseits mit ihm aufnehmen?
"
Saaya" ist ein 1:1-Remake von Kevin Costners "Dragonfly". Die Handlung ist bis hin zum Ende identisch. Ein paar kleinere Änderungen lenken davon nicht ab. Doch eins gleich vorweg: "Dagonfly" gefiel mir weniger gut als "Saaya" und das liegt an drei Dingen: a) "Saaya" hat keinen Costner b) "Saaya" ist zwar auch schmalzig, aber nicht so sehr wie "Dragonfly" und c) die Stimmung ist nicht gar so bedrückend, Songs lockern das Ganze etwas auf.
"Saaya" beginnt mit einem der besten Songs des Jahres, der während den Credits läuft - "O Satiya" zu grossartigen Bildern. Ein Einstieg wie aus dem Bollywood-Bilderbuch. Vor allem der Refrain um "maste maste" ist so schön! Danach erkennt man sofort den "Dragonfly"-Plot und der schreibt grenzenlose Melancholie vor. John Abraham in seinem ersten Film nach Jism spielt erstaunlich gut. Er ist zwar ebenso wie Costner meist reserviert, aber wenn es sein muss, hat er mehr Power als Costner. Abraham ist gut. Sein Co-Star Tara Sherma (Om Jai Jagadish) hat zu wenige Szenen. Sie mag nicht so recht überzeugen. Und Nachbarin Kathy Bates musste einer attraktiveren Dame weichen: Mahima Chaudhary. Sie liefert kompetenten Support. Schauspielerisch ist "Saaya" also ok. Die Songs sind ebenfalls gut - alle sind auf der melancholischen Seite. Aber an "O Satiya" kommt im Film keiner heran. Dann ist "Saaya" mit 135 Minuten sehr kurz. Die Kameraarbeit ist ebenfalls sehr schön und weniger düster als in "Dragonfly".
Und dann der Schluss. Der ist verdammt klebrig. Aakash findet zu Gott. In "Dragonfly" wird das auch angedeutet und "Dragonfly" ist sogar noch eine Spur kitschiger. Bei "Saaya" bekam ich doch immerhin feuchte Augen. Aber die Botschaft, dass Maya sterben musste, nur damit Aakash seinen Glauben findet, ist etwas daneben und hört sich an wie eine schlechte Umkehrung von Signs. Tja, aber man kanns verkraften. "Saaya" ist ein ansehnlicher Film, leider ohne eine Spur von Innovation. Und auch nicht sehr spannend. Aber sicher einen Blick wert.

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 1 (Cover sagt Code 0) NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Saaya - Schatten der Sehnsucht
Regie: Anurag Basu

Mysterydrama

Gefühl * *

Spannung * *

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S a c h c h a   J h u t h a

Reviewed 9.8.04

Indien 1970 Im Dorf Bhojpur lebt der arme Musiker Bhola (Rajesh Khanna) mit seiner Mutter (Ratnamala) und seiner Schwester Belu (Naaz). Die geliebte Schwester hat ein kaputtes Bein und ist als Krüppel von der Gesellschaft ausgestossen. Bhola träumt aber davon, sie ehrenvoll zu verheiraten. Dazu braucht er Geld für eine Mitgift und zieht deshalb nach Mumbai. Während Mutter daheim Belu schickaniert, trifft Bhola in der Grossstadt auf Ranjit Kumar (Rajesh Khanna). Der Millionär verdient sich einen Zustupf als Juwelendieb. Als er Bhola entdeckt, sieht er eine Chance, die Poilzei von sich abzulenken und engagiert den nichtsahnenden Bhola als Double. Ranjits Gespür war richtig: Inspektor Pradhan (Vinod Khanna) ist ihm auf der Spur und schickt die Polizistin Leena (Mumtaz), damit sie unter dem Namen Rita an Ranjit herankomme und ihn zu einem Geständnis bringe. Dabei verliebt sich Leena in ihr Opfer: Bhola.
10 Jahre nach seinem Debüt läutete Manmohan Desai mit diesem Blockbuster seine erfolgreichste Periode ein, die in den All-Time-Classics der späten 70er und frühen 80er mündete (
Amar Akbar Anthony, Dharam-Veer, Coolie). "Sachcha Jhuta" war der zweiterfolgreichste Film des Jahres 1970 und inflationsbereinigt der siebterfolgreichste der ganzen 70er. Und er ist ganz unterhaltsam. Ihm fehlt jedoch das epische Element, das fatalistisch Schicksalshafte. Es sind Elemente von Desais Leitthemen wie "Lost & Found" und Schicksal zwar vorhanden - doch im kleineren, lockereren Ausmass. Der Hund, der eine zentrale Funktion im Plot übernimmt, ist zum Beispiel typisch Desai. Die Suche der Schwester nach ihrem Bruder zielt auf "Lost and Found". Die Behinderung der Schwester ist auch typisch Desai. Eher untypisch ist der Bösewicht, der ja ein Spiegelbild des Helden ist.
Das gibt Rajesh Khanna eine weite Brandbeite an schauspielerischen Möglichkeiten. Er wurde verdient für die Doppelrolle ausgezeichnet. Am Schluss muss er fürs Wohlbefinden des Publikums seinen Ranjit-Charakter etwas abschwächen, aber ansonsten überzeugt er sowohl als guter wie als böser Star. Solide Unterstützung bekommt er von der schönen Mumtaz und von Vinod Khanna in einer seiner ersten Rollen. Naaz' Darstellung der leidenden Schwester ist dagegen etwas klischeehaft und Ratnamala ist als Mutter gar fies (vor allem verglichen mit späteren Desai-Filmen). Sie wird denn auch bestraft - in einer Flut à la
Coolie, die mit realen Flut-Aufnahmen dargeboten wird.
"Sachcha Jhutha" ist ein sehr unterhaltsamer Film mit guten Akteuren, schmissigen Songs, kultig angehauchter Inszenierung und einer akzeptablen Lauflänge von 157 Minuten. Das Pathos und das ständige Übertreiben späterer Desai-Filme fehlt, doch damit fehlt auch die Einzigartigkeit. "Sachcha Jhutha" hinterlässt jedenfalls nicht die selben Spuren beim Zuschauer, wie es spätere Filme Desais taten. Er ist dennoch ein guter Film - und leichte Kost im Vergleich zu
Gangaa Jamunaa Saraswathi oder Mard.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0. mit englischen Untertiteln. Vollbild
Alternativer Titel: Truth and Falsehood; Wahrheit / Lüge (Übersetzung)
Regie: Manmohan Desai

Thrillerdrama

Spannung * *

Humor *

Trade classification: Blockbuster

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S a h i b   B i b i   A u r   G h u l a m

Reviewed 20.8.05

Indien 1962 Bengalen gegen Ende des 19. Jahrhunderts: Die Brüder Manjhle Babu und Chhote Sarkar (Rehman) habe das grosse Anwesen "Badi Haveli" geerbt. Chhote hat die schöne Mittelschichts-Frau Chhori Bahu (Meena Kumari) geheiratet, behandelt sie aber, wie es sich für seinen Stand gebührt, wie ein gehobenes Dienstmädchen. Jeden Abend zieht es ihn ins Bordell, wo er sich mit Frauen und Alkohol vergnügt. Chhori bleibt alleine in ihrer Melancholie. Da taucht der Landbursche Bhootnath (Guru Dutt) auf, der Verwandte eines Bediensteten. Er nimmt einen Job in der Fabrik von Subinoy Babu (Nasir Hussain) an und erobert das Herz von dessen Tochter Jaba (Waheeda Rehman). Doch als Bhootnath zum ersten Mal Chhoti Bahu erblickt, ist es um ihn geschehen. Er ist verzaubert von der Schönheit der Frau und er gibt ihr Kraft, den Lebenswandel ihres Gatten nicht länger hinzunehmen: Sie will ihn zurückerobern.
Es ist eine ungemütliche Situation: Da erkenne ich die Qualitäten eines Films, ja bewundere manche von ihnen sogar regelrecht, doch emotional kommt er nicht an mich heran. So unter anderem passiert bei "Sahib Bibi Aur Ghulam". Ich kann mir gut vorstellen, warum dieser Klassiker auf mancher Bestenliste der anspruchsvollen Fans des klassischen Bollywoods ganz weit oben auftaucht, aber mich persönlich liess er trotz seiner so offensichtlichen Vorzüge überraschend kalt. Vielleicht sind es ähnliche Gründe, welche die "Devdas"-Filme, die ebenfalls auf einer bengalischen Vorlage basieren, für mich nie die emotionale Kraft entwickelten, wie für andere.
"Sahib Bibi Aur Ghulam" ist die Adaption des Romans von Bimal Mitra und porträtiert eindrücklich den strukturellen wie moralischen Zerfall der feudalen Oberschicht in Bengalen. Hinter der Kamera stand offiziell der Debütant Abar Alvi, der auch mit einem Filmfare-Award für die beste Regie ausgezeichnet wurde, doch Produzent Guru Dutt dürfte einen starken Einfluss auf die Inszenierung gehabt haben. Mancher Song, manche geniale Kameraeinstellung tragen seinen Stempel. Doch selbst wenn Dutt tatsächlich nur als Schauspieler und Produzent waltete, so sind die inszenatorischen Stärken des Films schwer zu
bestreiten. Die Bilder sind von grosser Kraft, die souverän umgesetzten Lieder betörend und der Film voller hintersinniger Gesten und Symbolik.
Im Zentrum der Ereignisse steht von der Leinwandzeit her Dutt selbst, der ohne Schnurrbart überraschend jung und naiv aussieht. Nach dem Flop von Kaagaz Ke Phool hatte er sich vorgenommen, nicht mehr Regie zu führen. Umso besser kann er sich hier auf sein Spiel konzentrieren, das ganz neue Facetten seines Könnens präsentiert. Der eigentliche Star tritt aber erst nach fast einer Stunde auf: Meena Kumari (Pakeezah). Die Schöne leiden und um ihren Gatten kämpfen zu sehen, ist beeindruckend. Sie hat einige ungemein kraftvolle Szenen, deren Genie manchmal im Kleinen liegt. Ein Beispiel: Sie hat sich ein riesiges Vermillion auf die Stirn gemalt und fleht ihren Gatten an, bei ihr zu bleiben. Er weist sie ab und verschmiert beim Gehen die Farbe.
Später greift sie zu deftigeren Mitteln. Erst zu Sex, den sie verspricht, wenn sie andeutet, sie werde ihn "bedienen", wie es nur Frauen können, die wie sie aus armem Hause stammen. Da ihn selbst das nicht aufhält, trinkt sie mit ihm. Und da tauchen Probleme auf. Die Alkoholsucht ist zwar in diesem Fall doppelt schockierend, weil Kumari im echten Leben Alkoholprobleme hatte und 1972 an Leberzirrhose starb - doch wirklich glaubhaft ist die Sucht trotzdem nicht dargestellt. Schon ihr erster Kontakt mit Alkohol ist überzeichnet und ihre spätere Sucht ähnelt jener eines Junkies. Ähnlich wie in Devdas ist die Dämonisierung des Alkohols eine Spur zu drastisch gezeigt.
Das ist aber nicht das einzige Problem, das ich mit "Sahib Bibi Aur Ghulam" hatte. Auch der ganze Subplot mit Waheeda Rehman hat mich nicht befriedigt. Rehman, die eigentlich Kumaris Rolle spielen wollte und sich nach diesem Film (wohl auch deshalb) von ihrem Entdecker Guru Dutt trennte, hat eine graziöse, aber undankbare Rolle. Sie kann nie die Kraft entwickeln, die den Chhoti-Bahu-Part auszeichnet. Etwas schroff ausgedrückt, hätte die ganze Nebenhandlung entfallen können. Klar hat sie ihre Aufgabe, auch als Gegengewicht zur tragischen, aber deshalb umso faszinierenderen Liebe zwischen Chhoti und Bhootnath - aber abgesehen von diesem technischen "Sinn" ist sie dramaturgisch ein Bleikloptz und zieht das Erzähltempo nach unten.
Letztendlich liess mich der Film aber wie bereits erwähnt einfach zu kalt. Es steckt eine interessante Emanzipationsgeschichte drin, eine Lovestory, ein Sittenporträt und ein Gesellschaftsdrama um den Zerfall der Oberschicht. Dazu die Illustration einer starken Frau, welche die Doppelmoral der damaligen bengalischen Herren offenbart: Sie wollen eine häusliche, gesittete Frau, aber da diese als Sexpartner nicht taugt bzw. ihre "Würde behalten muss", suchen sie sich Entertainment und Befriedigung ausserhalb des Hauses in den Kothas.
Das hat tragische Sprengkraft. Und wenn selbst die nicht wirkt, dann ist irgendwo eine Bremse. Sei es der Fatalismus, sei es das Erzähltempo, sei es, dass die beachtlich rekonstruierte Atmosphäre der Ära mit ihrem gediegenen Ambiente die Figuren einlullt. Egal, das ist mein persönliches Problem mit dem Film. Jemand, der sich für klassisches Bollywood interessiert, dürfte dagegen an diesem Klassiker wenig bis nichts auszusetzen haben. Und wer ihn noch gar nicht gesehen hat, müsste dies so schnell wie möglich nachholen.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Vollbild
Alternative Titel: Saheb Bibi Aur Ghulam;
King, Queen and Slave
Regie: Abrar Alvi

Melodrama

Anspruch * * *

Spannung * *

Trade classification: Hit

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S a l a a m   B o m b a y !

Reviewed 2003

Indien/Frankreich/UK 1988 Der elfjährige Krishna (Shafiq Syed) wurde von seiner Familie zu Unrecht als Dieb verstossen. Fortan schlägt er sich in einem heruntergekommenen Bordellviertel von Bombay durchs Leben, indem er Tee für Chacha verkauft. In dem drogensüchtigen älteren Jungen Chillum (Raghubir Yadav) findet Krishna eine Ersatzfamilie. Doch der Bub sehnt sich nach seiner richtigen Mutter, die auf dem Land lebt. Und so spart er mühsam für seine Heimreise ...
Mit ihrem Kinodebüt "Salaam Bombay!" setzt die vormalige Dokfilmerin Mira Nair (Monsoon Wedding) den Strassenkindern Bombays ein Denkmal. Die damals 31-Jährige macht einen fliessenden Übergang von Fakt zu Fiktion. Die Darsteller sind zum Grossteil direkt aus dem Viertel rekrutiert: Strassenkinder, Prostituierte, Zuhälter. Gerade deshalb wird das Millieu so ungeschönt, so real dargestellt. Und dennoch erreichen Nair und Kamerafrau Sandi Sissel mit ihrer lyrischen Inszenierung eine Poesie, die den Alltag der Strassenkinder fast schon romantisiert. Wären die Darsteller nicht so ruppig, die Ereignisse nicht so traurig, der Film würde an Kraft verlieren. So aber halten sich die Romantisierung des Strassenlebens und der Respekt vor dem Schicksal der Kids die Waage. Ein genialer Film - und einer meiner Lieblingsfilme, als ich noch kleiner war. Vor allem halt eben, weil die Kinder so real wirken und man sich als Kind vorbehaltlos in die Situation hineinversetzen kann. Aber auch Erwachsene konnten sich begeistern: "Salaam Bombay!" holte etliche Filmpreise, darunter diegoldene Kamera in Cannes und eine "Oscar"-Nomination als bester ausländischer Film - etwas, was bis heute nur zwei andere Filme (Mother India, Lagaan) geschafft haben.
Der allergrösste Vorteil des $800'000-Films sind wie bereits die Darsteller. Es ist erstaunlich, dass keiner der Laienakteure es später zu einer Leinwandkarriere gebracht hat. Die wenigen professionellen Schauspieler im Film sind heute recht bekannt. Da ist etwa Raghubir Yadav, der u.a. in Lagaan zu sehen war. Da ist
Nana Patekar, der den Zuhälter Babu spielt, und unlängst in Shakti einen starken Auftritt hatte. Die im Film enorm überzeugende Aneeta Kanwar (sie spielt die Prostituierte Rekha) hatte dagegen keine Filmkarriere. Auch nicht die genialen Kinder - wie etwa die süsse Hansa Vithal, die so voller Leichtigkeit Rekhas Töchterchen Manju spielt. Und allen voran natürlich Shafiq Syed. Der Bub mit dem Wuschelhaar trägt den Film und ist unser Führer durch die einzigartige Halbwelt Bombays. Die Natürlichkeit der Darbietung ist überwältigend und bewegend. Wenn Krishna am Schluss des Films halb in die Kamera schaut, mit einem Blick, der sagt "ich werde nie mehr weinen", dann tat ich das für ihn ... ich kann "Salaam Bombay!" nicht gucken, ohne feuchte Augen zu kriegen.
Der Streifen hat seine Fehler. So ist die Patchwork-Handlung letztendlich etwas banal, da es Nair eher um ein Porträt der ganzen Welt in diesem Viertel geht. Und die oben angesprochene Romantisierung hat ihre Probleme. Auch der Schluss ist nicht so überzeugend. Krishnas Tat kommt etwas plötzlich und ist für meinen Geschmack eine etwas seltsame Wendung in dem Charakter - vor allem, wenn sie als Klimax des Films daherkommt. Doch dies sind Kleinigkeiten: "Salaam Bombay!" zeigt auf bewegende und bestechende Weise die "nicht-Bollywood-Seite" von Bombay. Fantastisch gespielt, hervorragend gefilmt und gefühlvoll erzählt. Eindeutig ein Meisterwerk des indischen Kinos.

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Hindi 5.1. und 2.0. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Regie: Mira Nair

Drama

Gefühl * * *

Spannung * *

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S a m a y :    W h e n   T i m e   S t r i k e s

Reviewed 10.11.03

Indien 2003 ACP Malkiva Chauhan (Sushmita Sen) ist eine der besten Polizistinnen Indiens. Ihr geschärfter Verstand und ihre beispiellose Intuition liessen sie schnell auf der Karriereleiter nach oben klettern. Doch nun stehen sie und ihre Männer (u. a. Sushant Singh and Dinesh Lamba) vor einem happigen Problem: Der Industrielle Kapil Sharma und die Star-Schauspielerin Ritika Sabharwai wurden ermordet. Malkiva vermutet, dass ein Serienkiller am Werk ist. Die Zeit drängt - bis Malkiva darauf kommt, dass nicht zuletzt die Zeit selbst einen grossen Hinweis auf den Täter liefern kann ...
Zu Beginn von "Samay" läuft am TV "Vertigo". Später gibt es eine Duschszene à la "Psycho" und ein musikalisches Finale im Stile von "The Man Who Knew Too Much". Doch Regiedebütant Robby Grewal stützt sich für seinen Thriller nicht primär bei Hitchcock ab. Auch nicht bei "The Bone Collector", von dem er im Mittelteil einige Inspiration entmimmt. Nein, das Vorbild heisst ganz klar "Seven". David Finchers Meisterwerk als Bollywood-Film? Kann das funktionieren? Nun, halbwegs. Zum einen ist Grewals Film natürlich nicht so düster und nihilistisch wie das Vorbild und zum anderen ist er nicht halb so genial.
Aber "Samay" ist zweifellos ein routinierter Thriller. Die Optik, der Schnitt - alles sehr glatt und professionell. Die Spannung baut sich recht schnell auf. In der zweiten Hälfte war ich mir manchmal nicht sicher, ob es Spannung ist oder wohl doch Ungeduld, die ich verspüre, aber kribbelig war es schon. 30 Minuten Ballast wegschneiden, und "Samay" wäre noch eine Spur besser. Nicht nur wegen Grewals Hollywood-inspirierter Regie sondern vor allem wegen den Schauspielern ist "Samay" so gut. Sushmita Sen ist präzise und doch emotional. Sie ist wie gemacht für diese Rolle. Sushant Singh als ihr treuer Assistent Satya überzeugt ebenfalls. Und dann ist da auch noch ein Star, der am Schluss einen Gastauftritt hinlegt. Wenn ihr wissen wollt, wer es ist, sucht nach "Samay" auf meiner Star-Seite. Aber nur für die Neugierigen! Denn die Überraschung ist nicht schlecht. Und damit sind wir bei "Seven". Dieser Star tritt erst am Schluss auf. Ich hab mich etwas geärgert über all die gelegten falschen Fährten, insofern ist der Schluss etwas plump und unerwartet - aber eben, er ist 1:1 übernommen von "Seven" und zwar nicht so derb wie dieser, aber dennoch sehr kompromisslos. Der Täter taucht auf, gesteht seine Taten, Malvika bekommt ein Päckchen. Und plötzlich findet sich Sushmita Sen in der Rolle von Brad Pitt wieder. Ihre Reaktion ist sogar noch klarer in den Plan des Killers eingebunden. Die Schlusstat ist tatsächlich die Krönung der genialen Mord-Konstruktion des Killers. Bloss sein Motiv hätte besser sein können ...
Das hört sich alles etwas kryptisch an, weil ich ja nicht zu viel spoilern will. Das Finale ist nicht ganz so super, wie es hätte sein können, aber auch der Weg dahin ist lohnend. Dank Sushmita und ihrer starken Frauenrolle, dank der Inszenierung, dank den vielen Fährten, die gelegt werden. Einige Dinge gehen nicht auf, einige Szenen bringen die Ermittlungen nicht voran und bei wieder anderen Szenen möchte man Malkiva ohrfeigen dafür, dass sie die wichtigen Fragen nicht stellt - aber was solls. Schliesslicht kriegt man nicht alle Tage einen Bollywood-Thriller vorgesetzt, der etwas so Elementares für dieses Genre hat: Suspense.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Samay
Regie: Robby Grewal

Thriller

Spannung * * *

Action * *

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S a m s a r a

Reviewed 2003

Deutschland / Indien / Frankreich / Italien / Schweiz 2001 Ladakh im Himalaya, 4500 Meter über Meer: Über drei Jahre meditierte der junge Tashi (Shawn Ku) in einem Felsstollen. Nun wird er von seinem Mönchsbrüdern aus der Trance geholt. Doch Tashi ist nicht erleuchtet - er träumt vielmehr ständig von Sex. Als er bei der Erntesegnung im Dorf die hübsche Pema (Christy Chung) trifft, zweifelt er am Sinn seines Mönchlebens. Er erklärt dem Obermönch Apo (Sherab Sangey), er wolle erst kennenlernen, worauf er eigentlich verzichten soll - und verlässt das Bergkloster. Er zieht ins Dorf und heiratet Pema, die ihm bald einen Sohn gebärt. Doch das Dorfleben ist auch nicht einfach ...
Eigentlich gehört die Kritik von "Samsara" nicht hierher, da er kein Bollywood-Film ist. Weil aber Regisseur Nalin Pan ("Ayurveda") Inder ist, im indischen Teil des Himalayas gedreht wurde und ich die Koproduktion sonst nirgens einem Land passend zuordnen kann, habe ich ihn hier aufgenommen.
"Wie verhindert man, dass ein Wassertropfen verdunstet?" lautet die Frage, die der Mönch am Anfang liest. Sie wird zum Leitmotiv des Films und lässt zum Schluss denn auch eine Reihe Interpretationen zu. Dennoch bin ich der Auffassung, dass "Samsara" nicht ganz so tief ist, wie er sich gibt. Man sieht zwar die Parallelen zu Siddarthas Wandel zum Buddha, man hat Zen-Philosophie und buddhistische Weisheit und wird aufgeklärt, dass die Erleuchtung eine Frage des Diesseits ist und nicht rein spiritueller Natur - doch über 140 Minuten ausgewalzt, hat "Samsara" auch einige Leere und möchtegern-Tiefgründigkeit. Wenn zum Schluss die Antwort "indem man ihn ins Meer bringt" gegeben wird, ist auch die angesprochene mannigfaltige Interpretation nicht ganz zweifelsfrei ... ist es ok, dass Tashi (wie einst Siddharta) Frau und Kind verlässt? Ist der Sinn des Lebens, sich in die Gemeinschaft einzufügen? Fragen, die leider nur angeschnitten werden. Und auch der zweite zentrale Satz des Films, "was ist wichtiger: Tausend Wünschen nachzujagen oder einen wirklich zu besiegen?" ist irgendwie ein bisschen plump und allzu rethorisch.
Doch die Probleme, die ich mit dem Inhalt hatte, werden durch die Präsentation weitgehend wettgemacht: Die Bildsprache des bulgarischen Kameramanns Rali Raltschev ist beeindruckend - man kann sich an diesen Bildern fast nicht sattsehen. Die liebevollen Erotikszenen sind wunderschön. Die Musik ist betörend - und das gilt natürlich auch für "Asiens sexieste Frau" (nach einer FHM-Umfrage 2000), Christy Chung (Jan Dara). Wenn man 140 Minuten bildstarke Meditation sucht, gibt es fast nichts besseres, als "Samsara" ...

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (D): Code 2 PAL. Tibetanisch oder deutsch 5.1. mit deutschen UT. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: The Samsara
Regie: Nalin Pan

Drama

Spannung *

Erotik * * *

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S a n a m   T e r e   H a i n   H u m

Reviewed 6.4.04

Indien 2000 Megha (Kirty Reddy) verliebt sich auf einer Kreuzfahrt in den Hitsänger Shashi Kumar (Nagarjuna). Als sie zurück in Indien sind, schwören sie, sich wieder zu treffen. Doch nur, wenn ihre Liebe auch wirklich anhält - beide sind nämlich bereits anderweitig verlobt. Wenn in ein paar Wochen die Liebe zueinander noch immer stark ist, wollen sie sich am Leuchtturm treffen. Und tatsächlich: das Feuer der Liebe erlischt nicht ... doch werden sich die beiden wiedersehen?
"Sanam Tere Hain Hum" wird angekündigt als grosser Aishwarya Rai-Film. Die Miss World ist die oberste auf der DVD und die zweitgenannte im Vorspann. Dabei hat sie bloss einen Item-Auftritt in einem Song. Der Rest des Films gehört dem südindischen Star Nagarjuna und Kirty Reddy. Ist man mal über diesen Schock hinweg, kommt der nächste: "Sanam Tere Hain Hum" ist nicht sonderlich gut: viele Songs, wenig Inhalt. Und überhaupt nichts Neues.
Die Akteure agieren immerhin noch passabel, haben aber keine Ecken und Kanten. Die Story ist tausendmal gehabt und wenig erfrischen erzählt. Besonders ärgerlich sind die Missverständnisse, die das Drama der letzten halben Stunde ermöglichen. Im Zeitalter der Telekommunikation sind diese Ereignisse einfach nur aufgedrückt. Dann ist der Film gerade mal 138 Minuten lang, wirkt aber rund eine halbe Stunde länger. Schuld daran ist nicht nur der Mangel an Spannung und Überraschungen, sondern auch übertrieben viele Songs! "Hai Koi Hindustani" ist ein öder Popsong. Danach folgt der Höhepunkt: Aish in "Love to Live". Der Track ist schwach und die Inszenierung amateurhaft, doch Aish tanzt wie eine Göttin. Besonders stark ist die letzte Minute, die keine Lyrics mehr hat, sondern nur Aish beim Tanzen zeigt - fast schon einen Flameco legt sie aus Pakett. So heiss ist diese Szene, dass sie am Schluss des Films nochmals wiederholt wird. Somit hat man dann zwei Aishwarya-Szenen ....
Der nächste Song ist die obligate "Wet Sari"-Nummer. "Seene Se Lagate Mujko". Ganz nett. Es folgt die passable Nummer "Pyar Ho Gaya", die einige schwache weisse Backgroundtänzerinnen hat. Danach gehts in die Schweiz (denk ich mal) zu "Tu Hi Meri Manzil", einer absolut unnötigen Ballade. Genaus unnötig ist die alpine Schnee-Nummer "Jane Tammana Tumse Pyar", die das Finale bloss hinauszögert. Und eben dieses Finale wird unterlegt von erneut mässigen Song "Tumne Todi Sunlo" - alles in allem eine schwache Vorstellung also auch, was die Song-and-Dance-Nummern anbelangt.
Und so bleibt ein schwacher, belangloser Film zurück, der lediglich durch den Gastauftritt des grössten weiblichen indischen Stars des neuen Jahrtausends ein bisschen Glanz bekommt. Wie sie zu dem Cameo gekommen ist, weiss ich nicht. Man findet erstaunlich wenig Infos über den Film in Netz. Keine Reviews, keine Produktionsgeschichte. Dafür widersprüchliche Release-Daten. Imdb und meine DVD nennen 2000, ibosnetwork März 1992 - was ich schwer glauben kann, da Ash damals noch keine Miss World war. Aber es kann dennoch sein, dass der Film vor 2000 abgedreht, ins Kino gebracht und schnell wieder rausgenommen wurde. Passiert jeden Tag in Bollywood. Sogar wenn man eine Item Number mit Aishwarya Rai hat.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternative Titel: I Am Yours; I Am Yours, My Love
Regie: Jayant Paranji

Liebesfilm

Spannung *

Humor *

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S a n g a m

Reviewed 5.5.05

Indien 1964 Gopal (Rajendra Kumar) liebt Radha (Vyjayanthimala). Der einzige, der das nicht zu sehen scheint, ist ihr Kindheitsfreund Sunder Khanna (Raj Kapoor). Als er einen Brief von Radha findet, der mit "Mein Geliebter" beginnt und an Gopal gerichtet war, glaubt Sunder, sie offenbare ihm endlich seine Liebe. Sunder besucht umgehend Gopal und erzählt ihm von seinem Glück. Gopal will die Freundschaft nicht zerstören und schweigt. Doch Radhas Eltern wünschten sich eigentlich lieber einen Schwiegersohn wie Gopal, der auch was hergibt - keinen Musiker wie Sunder. Deshalb geht dieser zur Flugwaffe. Bei einem Einsatz stürzt er ab und bleibt verschollen. Da Gopal seinen Freund für tot hält, bändelt er wider mit Radha an. Just in dem Moment, als die zwei endlich eine Heirat ins Auge fassen, taucht Sunder wieder auf und heiratet Radha.
Ich setze mich wieder voll in die Nesseln, wenn ich erkläre, "Sangam" sei einer von Raj Kapoors schwächsten Filmen. Seine zweiterfolgreichste Regiearbeit nach Bobby wird von den Massen geliebt und noch heute von Filmkritikern in den Himmel gelobt - doch wirklich verdient hat das 213-Minuten-Epos dies eigentlich nicht. Eine dreieinhalbstündige Dreiecksgeschichte ohne Überraschungen kann schliesslich kaum von meisterhaftem Charakter sein, vor allem, wenn sich noch so erstaunliche Defizite bei Buch und Schauspielern offenbaren.
"Sangam" erschien ironischerweise im Todesjahr von Nehru. Der Premierminister war bekannt als Verachter des Kinos, da es für ihn keine Form der gehobenen Kunst darstellte. Besonders wenig dürfte er deshalb von jenen Mainstream-Werken gehalten haben, die nach Bimal Roys Madhmuati zu Erfolg kamen. "Sangam" gehört zweifellos dazu. Denn das Liebesdrama ist nicht vielmehr als eine aufgeblasene Seifenoper. Es ist nicht die erste Dreiecksgeschichte, nicht zuletzt Kapoor selbst hat 1949 in Andaz bereits ein besseres Beispiel abgeliefert, aber es ist der Prototyp jenes Liebesdreiecks, das in den 90ern richtig in Mode kam und beinahe jede Romanze auszeichnete.
Nicht nur das macht "Sangam" zur Formel-Blaupause. Auch der ausgiebige Europatrip und die Opferung eines Liebenden. Aus filmhistorischer Sicht ist zehnterfolgreichste Bollywood-Film aller Zeiten (Inflation mitgerechnet) deshalb absolut unentbehrlich. Aber was mochte ich denn nicht? Erst einmal die Länge. Der Film ist einfach keine dreieinhalb Stunden wert, zumal der Plot das zentrale Dreieck nie verlässt. Eine satte halbe Stunde verbringt Kapoor etwa mit seiner Europareise, die ein paar witzige Szenen bietet, aber ansonsten nur einen riesigen Zeitfüller darstellt.
Auch schauspielerisch bin ich nicht überzeugt. Raj Kapoor spielt zwar bis auf die letzten paar Minuten, in denen er in einen seltsamen Tramp-Modus zurückfällt, souverän, aber seine Co-Stars sind nicht ganz auf seinem Niveau. Die von mir nie richtig verehrte Vyjayanthimala ist okay, doch Rajendra Kumar (1929-1999) eine wandelnde Schlaftablette. Man denke nur, wie gut der Film geworden wäre, hätte Raj Kapoor für die Rolle Dilip Kumar bekommen. Der lehnte ab und nun müssen wir uns mit Rajendra zufriedengeben. Seine schlaffe Leistung zieht das ganze Liebesdreieck nach unten und ruinierte mir beinahe das Finale, da ich nicht richtig mit ihm mitleiden konnte.
Genau dieses Finale ist der emotionale Höhepunkt eines Plots, den ich nie geschluckt habe. Wieso? Weil die Ausgangslage töricht ist! Anhand eines einzigen Briefchens, das Sunder in einem Baum findet, glaubt er, Radha liebe ihn und nicht Gopal. Wie kommt er darauf, deuten doch vorher schon alle Zeichen in eine andere Richtung? Dieser lächerliche Brief setzt das ganze Drama in Bewegung. O je, und was für ein Drama. "Sangam" ist einer dieser Geschichten, bei denen man die Figuren am liebsten ohrfeigen möchte und schreien: jetzt hört mal auf in poetischen Rätseln zu quasseln und redet Klartext miteinander! Dieses ewige herumreden um den heissen Brei hält man keine drei Stunden aus. Der Plot wirkt dadurch grauenhaft forciert und erlaubt keinen natürlichen Zugang.
All diesen Mängeln zum Trotz ist "Sangam" natürlich zweifellos ein schöner Film. Kapoor geht in seinem ersten Farbfilm toll mit der Farbdramaturgie um und die Idee, nach Europa (London, Rom, Venedig, Paris, Schweiz) zu reisen, löste einen Trend aus, der in der Schweiz-Besessenheit von Yash Chopra (Chandni) und der darauf folgenden Bollywood-Invasion in die Alpen folgte. Auch die Romanze, wenn man sie denn einmal schluckt, ist zauberhaft umgesetzt. Gleiches gilt für die Musik, die ein paar unsterbliche Klassiker birgt. "O Mehbooba
" ist angenehm flott, "Har Dil Jo Pyar" hat eine gefällige Melodie und der zweimal angespielte "Dost Dost Na Raha" rührt vor allem mit seiner Melancholie beinahe zu Tränen. Dieses Niveau erwartet man von einem Raj-Kapoor-Film.
Dazu gibts noch viel mehr zu entdecken wie eine fast ins homoerotische gehende Beziehung der beiden Männer (v.a. gegen Schluss) und wunderbare Symbolik. Bei der Heirat von Sunder und Radha muss Gopal zum Beispiel den Knoten zwischen den Gewändern der beiden festziehen. Und auch die Symbolik der Flüsse
Ganga, Jamuna, Saraswati kommt immer wieder vor. Auch der Titel nimmt Bezug auf den Ort, an dem die Flüsse zusammenkommen, der gemeinhin als Sangam bezeichnet wird. Existieren tut der freilich nicht, denn während vor langer Zeit die drei Flüsse beinahe parallel flossen und sich vereinigten, mündet der Jamuna (Yamuna) nachdem er am Taj Mahal vorbeigeflossen ist, bei Allahabad in den kleineren Ganga (Ganges). Der Saraswati dagegen versickerte irgendwo in der Wüste Rajastans, Reste sind heute im Bett des Ghagghar in Haryana zu finden. Da alle drei auch Gottheiten darstellen, ist die Geschichte von Ganga, Jamuna und Saraswati ein gern genommenes Motiv (siehe auch Gangaa Jamunaa Saraswathi), das nur einen Nachteil hat: Es verrät in gewissem Sinn das Ende des Films. Da ihr aber nicht wisst, wer wen personifiziert, gilt das nicht als Spoiler. Den Film könnt ihr also unbelastet geniessen. Aber sorgt mit einem weichen Kissen vor. Und viel Geduld.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternativer Titel: Confluence
Regie: Raj Kapoor

Liebesdrama

Spannung * *

Humor *

Trade classification: Blockbuster

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S a p o o t

Reviewed 7.2.04

Indien 1996 Singhania (Kader Khan) ist einer der mächstigsten Gangsterbosse von Mumbai. Er hat jedoch sein Herz am rechten Fleck, unterstützt ein Waisenhaus und hat ein striktes Verbot erlassen, mit Drogen zu handeln. Anders sein Gegner Dhaneshwar (Prem Chopra), dem Singhania unlängst am Flughafen einen üblen Scherz gespielt hat. So flammt ein Zwist zwischen der Singhania-Familie und den Brüdern Dhaneshwar und Tajeshwar (Mukesh Rishi) auf. Zu spüren bekommt diesen zuerst Singhanias ältester Sohn Raj (Sunil Shetty), auf den ein Attentat verübt wird. Singhania ist sauer und erschiesst Dhaneshwar. Tajeshwar schlägt zurück, kauft etliche von Singhanias Männern - und tötet ihn. Raj, sein jüngerer Bruder Prem (Akshay Kumar), ihre Schwester Anjali und der behinderte Adoptivbruder (Johnny Lever) sind ausser sich. Raj überredet Prem, eine Polizeiausbildung zu machen, damit sie Tajeshwar von beiden Seiten des Gesetzes attackieren können. Tatsächlich wird Prem zum Polizisten. Doch damit ändert auch seine Wertvorstellung ...
"Sapoot", die damals vierte Zusammenarbeit der befreundeten Stars Akshay Kumar und Sunil Shetty, wurde anders als ihr Hit Mohra zur finanziellen Enttäuschung. Aber auch künstlerisch ist der Film von Jagdish A. Sharma ein Schuss ins Leere: Eine zusammengewuselte Story, mässige Akteure, passable Action, schwache Songs und eine mehr als diffuse Moral. Das sind zusammengefasst die Probleme des Werks, das auch noch rund 20 Minuten zu lang ist. Gut sind höchstens die Stunts, die Akshay mal wieder selbst gemacht hat. Der Rest an Akshays Charakter ist dagegen fragwürdig. Seine Motivation wechselt sogar noch öfter als seine Haarlänge. Ein kleines oder grosses Ereignis, eine kurze Rede, und schon wechselt Akshay die Seiten. Mit der Zeit interessiert man sich nicht mehr gross für ihn.
Sunil ist wenigstens geradliniger, aber die Glorifizierung seiner brutalen Taten ist nicht besonders löblich. Die Damen im Cast, Karishma Kapoor als Prems Geliebte und Sonali Bendre als Rajs Frau, sind massiv unterfordert und tauchen bloss sporadisch auf. Schliesslich ist "Sapoot" auch ein Macho-Film mit Macho-Thema. Da hat Östrogen nichts drin verloren. Auch Humor nicht. Den gibts zwar ganz selten, aber auch nicht in komplett überzeugend. Besonders irritierend ist Johnny Lever. Er ist zwar in einer seiner ersten Rolle relativ gut, spielt aber den behinderten Adoptivsohn. Wenn Komiker Behinderte spielen, hinterlässt das einen sauren Nachgeschmack, da ihre Perdormance ja als Comic Relief verstanden werden kann. Johnnys Leistung ist wie gesagt besser als in späteren, lauteren Rollen, doch bleibt wie der ganze Film unbefriedigend. "Sapoot" kann man getrost auslassen.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi Stereo mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: Erbe (Übersetzung)
Regie: Jagdish A. Sharma

Actionfilm

Action * *

Humor *

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S a r d a r

Reviewed 9.1.05

Indien 1993 Der in Gujarat geborene Sardar Vallabhai Patel (Paresh Rawal) verkauft 1918 sein Hab und Gut und tritt der Unabhängigkeitsbewegung von Mahatma Gandhi (Annu Kapur) bei. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind die Briten bereit, Indien die Freiheit zu gewähren, doch die Verhandlungen sind hart. Vor allem, weil der Moslemführer Mohammed Ali Jinnah (Shrivallah Vyas) einen eigenen Staat für seine Glaubensbrüder verlangt. Gandhi, Patel und Jawaharlal Nehru (Benjamin Gilani), die Führung der hinduistisch dominierten Kongresspartei, wehren sich dagegen. Während Nehru zum Anführer der Partei gewählt wird, da Patel ihm auf Bitten Gandhis Platz gemacht hat, reifen bei Gesprächen mit Lord Mountbatten (Tom Alter) die Pläne zur Teilung Indiens in zwei Staaten. Patel wird Innenminister der neuen indischen Union und bereits eifrig Teilstaaten, um sie zum Beitritt zu bewegen.
Der Gujarati Sardar Vallabhai Patel (1975-1950) ist eine hochspannende Figur. Neben seinen bekannteren Zeitgenossen Gandhi und Nehru wird der Unabhängigkeitskämpfer und erste indische Innenminister noch oft vernachlässigt, doch sein Beitrag zur Einheit des jungen Staats ist beachtlich - und sollte nicht in Vergessenheit geraten. Aus diesem Grund ist "Sardar" von Ketan Mehta (Mangal Pandey: The Rising) ein wichtiger Film: Ein ernstes, seriös recherchiertes Epos über einen faszinierenden Mann. Als cineastisches Erlebnis ist "Sardar" jedoch durchschnittliche Kost.
Beim Versuch, die Ereignisse zu rekonstruieren, setzt Mehta nämlich fast ausschliesslich auf Dialoge. 172 Minuten lang konfrontiert er sein Publikum mit debattierenden Männern. Strategien werden entwickelt, Kontroversen diskutiert und Entscheidungen getroffen. Das alles ist historisch hochspannend, aber mit der Zeit derart dröge, dass das Steissbein sich bemerkbar macht. Selbst spannende Ereignisse in den Jahren 1945-1950, auf die "Sardar" sich konzentriert, werden oft nur in Zeitungsausschnitten angerissen. Man stelle sich als eine interessante Biografie vor, aus der sämtliche Höhepunkte entfernt wurden und die einzig das Palaver übrig lässt. Vielschichtiges Palaver, keine Frage, aber trotzdem nichts, was einen dreistündiges Epos rechtfertigen würde.
Zum Glück ist da aber noch Paresh Rawal. Der heute als Komiker beliebte Schauspieler liefert eine tour de force und wurde mit dem "National Award" gewürdigt. Unter teilweise etwas dickem Make-up lässt er mit kleinen Gesten und sanftem Gemüt den "Iron Man of India" wieder auferstehen und fesselt selbst bei langen Dialogen mit präziser Wortwahl. Rawal ist so stark und seine Figur derart spannend, dass leicht der Eindruck eines gelungenen Films entstehen kann. Doch es handelt sich um zwei Höhepunkte in einem sonst einfach nur mittelmässigen Film. Zu sagen hat er wenig, die Dämonisierung der muslimischen Seite ist etwas plakativ geraten und die Ereignisse werden dröge aufbereitet. Mit mehr filmischem Flair hätte dieses Dokudrama das Zeug zu einer packenden Biografie: Eine verpasste Chance, also.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. und Englisch 5.1. mit englischen Untertiteln sowie 10 weiteren Sprachen - darunter schwer verständliches Deutsch. Screenshots hier - aus Indern werden Indianer, aus der Union eine Gewerkschaft und aus einem falsch geschriebenen Bauern (pawn) ein Porno. Vollbild.
Alternativer Titel: Sardar: The Iron Man of India
Regie: Ketan Mehta

Dokudrama

Spannung *

Anspruch * *

Trade classification: -

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S a r f a r o s h

Reviewed 2003

Indien 1999 In Chandrapur erschiessen Aufständische alle Passagiere eines Busses. Der Mumbaier Kommissar Ajay Singh Rathore (Aamir Khan) wird auf den Fall angesetzt und erkennt bald, dass die Waffen von Bala Thakur stammen. Beim Versuch, den Mann festzunehmen, wird Bala von einem Unbekannten auf einem Motorrad erschossen. Ajay, ein ehemaliger Medizinstudent, der eine Polizeikarriere startete, als sein Schwager von Gangstern getötet und sein Vater verkrüppelt wurde, ahnt nicht, dass der von ihm verehrte Sänger Gulfam Hassan (Naseeruddin Shah) den Waffenkauf dirigierte.
"Sarfarosh", das Regiedebüt von John Mathew Matthan, beginnt enorm brutal - und bleibt auch die 155 Minuten Lauflänge hindurch ausgesprochen roh. Das soll ihm jedoch nicht vorgehalten werden, denn das Material rechtfertigt die Gewalt durchaus. Was hingegen nicht gerechtfertigt ist, sind die anti-Pakistanischen Sentiments. "Sarafosh" ist ein weiterer Film, der das friedliche Zusammenleben von Hindus und Muslims predigt, aber Pakistan für die Untergrabung dieses Verhältnisses anprangert. Es mag ja sein, dass Pakistan seine Finger im indischen Terrorismus drin hat, aber dasselbe gilt auch umgekehrt. Und das Thema deshalb so einseitig zu behandeln ist eben: einseitig.
Der Actionthriller ist nichtsdestotrotz sehr unterhaltsam und gut gespielt. Aamir Khan, Naseeruddin Shah und der ewige Cop Mukesh Rishi spielen formidabel, bloss Sonali Bendre wirkt in dem Werk unnötig. Nicht dass sie schlecht wäre, einfach bloss Fehl am Platz. Jedesmal wenn ihr Flirt mit Aamir aufgegriffen wird, verliert der Film an Tempo. Und zum Schluss geht die Liebesbeziehung denn auch eh vergessen. Im Zentrum steht dann nur noch Aamirs Kampf gegen die Bösewichter. Und der ist sehr gut gelungen. Also ein sehenswerter Film, wenn man die Gewalt verdauen kann.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: Aufopferung (Übersetzung)
Regie: John Mathew Matthan

Actionthriller

Spannung * *

Action * *

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S a t t a

Reviewed 2003

Indien 2003 Anuradha (Raveena Tandon) ist eine schöne, selbstbewusste Frau, die eine gute Arbeit in einer PR-Agentur hat. Eines Nachts trifft sie in der Disco auf den adretten Vivek (Sameer Dharmadhikari). Er ist der Sohn des mächtigen Mahendra Chauhan (Shri Vallabh Vyas) und aussichtsreicher Kandidat der Opposition auf das Amt des Chief Ministers. Anu heiratet ihn und kriegt bald die harten Regeln der Chauhan-Familie zu spüren: Sie darf bei Politik und Wirtschaft nicht mitreden, muss früh zu Hause sein und darf nicht mehr arbeiten. Das alles würde sie noch akzeptieren, doch als sie entdeckt, dass Vivek mehrere Geliebte hat und als er Anu schlägt, wehrt sie sich. Der wütende Vivek verduftet zu einer Bar-Tour. Als eine Bardame in einer bereits geschlossenen Bar ihm einen Ausschank verwehrt, erschiesst er sie und wird vom unkorrumpierbaren Inspektor Pawar (Manoj Joshi) verhaftet. Er wird dank Schmiergeld bald freikommen, doch bis zu den Wahlen reicht es nicht. Die Partei beschliesst in einer Nacht- und Nebelaktion, Anu aufzustellen. Der erfahrene Yashwant Varde (Atul Kulkarni) wird ihr als Berater zur Seite gestellt ...
"Ich gehöre nicht zu den Frauen, die sich schlagen lassen und dann in der Küche weinen" - starke Worte für einen indischen Film. Gesprochen von Raveena Tandon in einer ihrer besten Rollen. Sie brilliert in "Satta" als ebenso schöne wie toughe Frau, die der indischen Männergesellschaft zeigt, wo's lang geht. Dies ist sicher nicht die erste starke Frauenrolle im Bollywood-Kino, doch für einmal wird uns eine Frau gezeigt, die zwar die Männer für ihre Zwecke zu nutzen weiss, die aber letztendlich jeden Schritt alleine tut und keinen Mann braucht - eine Art Update also von Vinay Shuklas Godmother. Das ist eine Weiterentwicklung von Regisseur Madhur Bhandarkars letztem Film, seinem hoch gelobten Debüt Chandni Bar. Dort brillierte Tabu als starke Frau, doch ein Mangel, der der Film in meinen Augen immer hatte, war, dass sie es nie ganz ohne die Hilfe von Männern schaffte. Zudem war für meinen Geschmack die Story für westliche Empfindungen gar nicht so revolutionär.
Das gilt zwar auch für "Satta", doch diesmal macht Bhandarkar keine Kompromisse. Seine Anu ist eine der emanzipiertesten Frauen im indischen Kino - im Kino überhaupt. In manchen Szenen übertreibt sie es masslos (wieso muss sie die Angestellten im Vorraum anbrüllen, weil sie über ihre Eroberungen reden? Frauen tun sowas nie?), aber in den meisten Fällen kommen ihre heissblütigen Attacken einer Ohrfeige für die Macho-Oberen gleich. Nicht nur das: "Satta" attackiert auch schonungslos die Korruption der Politik und der Polizei. Ich bin der Meinung, viele Bollywood-Filme übertreiben es aus dramaturgischen Gründen mit der Demontage der Politiker etwas, doch "Satta" bringt den Filz der grössten Demokratie der Welt erstaunlich glaubwürdig und unpragamtisch hervor. Auch hier ein grosses Bravo. Zuletzt muss ich aber nochmals auf die Akteure zu sprechen können: Raveena Tandon ist wie bereits gesagt sehr gut. Wenn sie mit Glut in den Augen in die Kamera blickt, weiss man, dass es Anu ernst ist. Raveena mag nicht ganz das emotionale Spektrum einer Tabu haben und hie und da "Wut" mit "Augen aufreissen" verwechseln, doch der Eindruck, der sie hinterlässt, ist stets positiv. Eigentlich noch überzeugender (weil subtiler) ist Chandni Bar-Star Atul Kulkami als zwielichtiger Politiker Yashwant. Schlicht und einfach Filmpreis-Material. Weitere gute Leistungen gehen aufs Konto von Govind Namdeo (Dum, Satya) und Shri Vallabh Vyas (Lagaan, Chandni Bar).
Ein kantiger Film mit viel Politik, ungeschönten Einblicken in die Mühlen der Macht und starken Performances. Da verblassen die kleinen Probleme (zu reibungsloses Ende, ein paar seltsame Zufälle und Viveks allzu rasche Verwandlung). Gleich zum Jahresbeginn also ein Bollywood-Highlight 2003.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Satta: The Game of Power
Regie: Madhur Bhandarkar

Politdrama

Spannung * *

Anspruch * *

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S a t y a

Reviewed 2003

Indien 1998 Satya (J. D. Chakravarthi) kommt in den Millionen-Moloch von Mumbai (Bombay). Bald gerät er an den Gangsterboss Jagga. Als er ihn verprügelt, landet Satya im Knast. Dort freundet er sich mit dem Gangsterboss Bhiku (Manoj Bajpai, Fiza, Road) an. Als beide wieder draussen sind, schliesst sich Satya Bhikus Gang an, tötet Jagga und startet einen internen Bandenkrieg: Jaggas Boss, Guru, gehört nämlich wie Bhiku dem Gangster-Syndikat des Politikers Bhau an. Und in all dem Tumult verliebt Satya sich in seine Nachbarin Vidya (Urmila Matondkar).
Ein Gangsterdrama ohne gewaltige Höhepunkte. Ich kann zwar inszenatorisch überhaupt keine Mängel ausmachen, aber der Film von Produzent / Regisseur Ram Gopal Varma (Company), der oft der "Scorsese Indiens" genannt wird, hat mich über die ganzen 170 Minuten nie so richtig gepackt. Songs gibts nur wenige (sie passen denn auch nicht richtig in die Story) und den Hauptdarsteller fand ich zu uncharismatisch. Eigentlich sogar blass. Die Einblicke in Bombays Unterwelt sind jedoch extrem lohnend und ungewöhnlich realitätsnah. Aber eben: über 170 Minuten würde ich noch etwas mehr "Insight" erhoffen. Alles andere als ein schlechter Film, aber sicherlich auch nicht das Meisterwerk, für das es sehr viele halten. Planet Bollywood gibt dem Film eine satte 10 von 10! - vielleicht ist ja nur mir etwas entgangen. 
Hier auf DVD erhältlich
Ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen Untertiteln gesehen.
Regie: Ram Gopal Varma

Gangsterdrama

Spannung * *

Action * *

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S a t y a m   S h i v a m   S u n d a r a m

Reviewed 18.4.05

Indien 1978 Die schöne Rupa (Zeenat Aman) ist vom Pech verfolgt: Ihre Mutter stirbt bei der Geburt, ihr Vater hasst sie dafür. Als kleines Mädchen kippt sie versehentlich kochendes Öl über ihr Gesicht und ist fortan auf der rechten Seite entstellt. Im Dorf ist sie deshalb eine Ausgestossene. Nur im Tempel fühlt sie sich wohl, wenn sie den Göttern ein Loblied singen kann. Eines Tages taucht der Ingenieur Ranjeev (Shashi Kapoor) im Ort auf, der den Bau des nahe gelegenen Staudamms überwachen muss. Er hört Rupas Gesang und verliebt sich. Er folgt ihr und beichtet ihr seine Liebe. Die verschüchterte Rupa versteckt dabei immer ihre rechte Gesichtshälfte unter einem Schleier. Doch als er ihr einen Heiratsantrag macht, wird das Versteckspiel schwierig. Noch komplizierter wird die Sache dadurch, dass Ranjeev alle Hässlichkeit völlig verachtet.
Schon erstaunlich, dass ausgerechnet der legendäre Raj Kapoor einen der ersten Skin-Flick Bollywoods drehte. Andererseits ist es doch keine Uberraschung, immerhin ist Kapoor ein Showman und in "Satyam Shivam Sundaram" zeigt er alles. Besser gesagt: Zeenat Aman tut es. Die schöne Schauspielerin spielte zuvor schon in einigen Filmen mit, darunter
B.R. Chopras Dhund oder Manmohan Desais Dharam-Veer. Kapoor jedoch stellte vor ihren Namen ein "presents". Nicht etwa im Sinne eines Debüts, sondern: "Ich zeige euch Zeenat, wie ihr sie nie gesehen habt."
Dies im doppelten Sinne. Zum einen natürlich wegen ihrem verunstalteten Gesicht. Zum anderen aber, weil "Satyam Shivam Sundaram" sehr viel Haut von Zeenat präsentiert. Kapoor bringt die Erotik aufs Land und in den Alltag, ja sogar in den Tempel, was in Indien für einige Kontroversen sorgte. Dies macht er nicht auf schlüpfrige, sondern sehr ästhetische Weise - und verbindet sie gleichsam mit dem Thema seines Films. Äussere gegen innere Schönheit.
Würde der Film auch funktionieren, wenn Rupa wirklich hässlich wäre? Ist es nicht verlogen, eine wunderschöne Frau als "hässlich" zu präsentieren, damit sich der Held halt doch proper verlieben kann? Ist Kapoor aufs Alter hin zum Lüstling geworden? Alles durchaus valable Fragen, doch genau das lässt einen über die Frage "äussere vs. innere Schönheit" nachdenken - mehr noch, als es bei Raj Kapoors Regiedebüt Aag aus dem jahr 1948 der Fall war. Und nur mit einer schönen Zeenat stellt sich die Frage überhaupt. Wäre sie hässlich, als Zuschauer würde man gar nicht erst an Liebe denken. Doch dieses Hin- und Her lässt einen nicht los. Sie hat einen tollen Body - aber dieses schreckliche Gesicht - aber sie hat innere Werte! Und schon ist man mittendrin.
Abgesehen davon ist Zeenat einfach eine Göttin zum Anschauen und das weiss Kapoor. Er zeigt sie in allen erdenklichen Posen: unter dem Wasserfall, beim Räkeln, beim Tanzen, beim Singen - einmal mündet dies sogar in einen Kuss mit Shashi Kapoor. Zugegeben, es ist nicht der innigste Kuss der Filmgeschichte, aber zweifellos Lippenkontakt. Und dies im Jahr 1978. Mutig? Sleaze? Oder einfach ein knisternder Film mit einer Botschaft. Wie auch immer man es auslegen mag: Das Décolleté von Zeenat bringt man(n) sicher nicht so schnell wieder aus dem Kopf.
Aber daneben gibts natürlich auch anderes zu bestaunen! Shashi Kapoor ist cool, wenngleich man ihm die Entscheidung am Schluss nicht wirklich abnimmt und man mehr darüber wissen möchte, wieso er gegenüber Hässlichkeit derart krankhaft reagiert. Die Kameraarbeit ist überwältigend, die Spezialeffekte überzeugend, der Plot packend - und die Musik von
Laxmikant-Pyarelal klassisch. Songs hat es etwas gar viele (10 Stück), vor allem in der ersten Hälfte. Darunter sind ein paar bleibende Tracks - inklusive sinnlicher Inszenierung, versteht sich. Heraus stechen etwa "Satyam Shivam Sundaram" mit schönen Sitar-Einlagen und betörenden Bewegungen von Zeenat, der verführerische "Bhor Bhaye Panghat Be", die absichtlich künstlich ausgestattete Traumnummer "Chanchal, Sheetal, Nirmal" und "Yashomati Maiya Se, Teil 2" - der eben mit bereits erwähntem Kuss endet.
Ist der Film sehenswert? Auf jeden Fall. Ihr merkt schon daran, wieviel ich in dem Bericht über Zeenat Aman geschrieben habe, was das Werk besonders sehenswert macht. "Satyam Shivam Sundaram" ist ein sehr sinnlicher, aber keineswegs plumper Film. Das drittletzte Werk eines Filmemachers, der sein Metier beherrscht und durchaus den Zeitgeist atmet. Und ein Werk, das der Welt die schönsten Bilder von Zeenat Aman gibt, die man jemals gesehen hat. Allein dafür gebührt ihm bereits Lob.
PS: Wer sich wegen den Screenshots auf klasse Bildqualität freut, den muss ich enttäuschen: Die Bilder sind von mir nachbearbeitet und hier schärfer und farbechter als auf der Yashraj-DVD.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternative Titel: Truth, Godliness, Beauty; Satyam Shivam Sundaram: Love Sublime
Regie: Raj Kapoor

Liebesdrama

Spannung * *

Erotik * *

Trade classification: Average

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S a u d a g a r

Reviewed 5.6.05

Indien 1991 Veeru Singh (Dilip Kumar) und Rajeshwar Singh (Raaj Kumar) leben im Städtchen Sanatpur am Fusse des Himalayas. Die zwei Männer sind die besten Freunde seit Kindertagen. Doch als Veeru aus Ehr-Gründen Laxmi heiraten muss und sich Rajus Schwester Pali, die Veeru versprochen war, das Leben nimmt, zerbricht die Freundschaft. Angestachelt von Rajs Schwager Chuniya (Amrish Puri) und dem intriganten Baliram (Gulshan Grover) werden die zwei zu Erzfeinden. Raju wird in Amerika zu einem mächtigen Mann und kehrt nach Indien zurück, wo er zum Herrscher von Palinagar avanciert. Die Stadt wird von Sanatpur durch einen Fluss getrennt - eine tödliche Grenze. Doch schon bald wird Raju verhaftet: Chuniya hat nämlich Balraj befohlen, Veerus Sohn Vishal (Jackie Shroff) zu töten. Dafür wandert Raju 14 Jahre in den Knast, was seinen Hass nur vergrössert. Als er frei kommt, herrscht immer noch Krieg. Seine Söhne Gajendar (Dalip Tahil) und Denindar hassen Veeru und seine Nachfolger mit Innbrunst. Anders Gajendars Tochter Radha (Manisha Koirala), die in Delhi aufgewachsen ist: Sie verliebt sich in Vishals Sohn Vasu (Vivek Mushran)! Der weise Mandhari (Anupam Kher) sucht nach einem Weg, wie diese Liebe überleben kann.
Für "Saudagar" scheute Subhash Ghai keinen Aufwand. Das gilt insbesondere für die beiden Star: Dilip Kumar und Raaj Kumar traten zum ersten Mal seit "Kala Bazar" 1959 als Hauptdarsteller zusammen auf und wurden begleitet von einer eindrücklichen Liga von Akteuren: Amrish Puri, Gulshan Grover, Anupam Kher, Dalip Tahil, Jackie Shroff in einem Gastauftritt und die damals 21-jährige Manisha Koirala in ihrem Durchbruchs-Film. Doch so richtig will diese 179-Minuten-Walze eben doch nicht funktionieren. Subhash Ghai ist zum einen einfach kein wahnsinnig guter Regisseur und das wird offensichtlich in einer uneinheitlichen Inszenierung und manch seltsamem Schnitt am Anfang, wodurch "Saudagar" nur langsam an Schwung und Drive gewinnt.
Aus der Patsche hilft Ghai wie so oft Kameramann Ashok Mehta. Seine Bilder sind von erlesener Schönheit, seine Closeups verraten mehr, als die Akteure eigentlich zeigen wollen. Denn das ist ein weiterer Schwachpunkt von "Saudagar": Die Schauspieler sind nicht wirklich gut. Dilip und Raaj wirken versteinert und manchmal werfen sie sich endlose Floskeln an den Kopf, wodurch der Film beinahe zum Stillstand kommt. Amrish Puri muss mit der lächerlichsten Frisur-und-Hasenzahn-Kombo des Films klarkommen (Bild hier) und Manisha Koirala ist zwar süss, hat aber nicht so viel zu tun. Ihr Film-Partner Vivek Mushran macht auf Dev Anand und ist passabel. Aber eine wirklich grosse Performance gibt es hier nicht zu erblicken. Es ist ein toller Cast. Aber der kanns besser.
Dazu kommt so manches Klischee, das Ghai gerne verbratet. Nicht zuletzt die latente Feindlichkeit gegenüber Industrienationen: Japaner und Amerikaner sind böse, Kapitalismus ist ein Schreckgespenst. Ghai flicht diese Sentiments aber ähnlich wie bei Pardes nicht ein, weil er wirklich etwas dazu zu sagen hätte, sondern weil der "Showman" halt sein Publikum gut kennt und weiss, das viele auf derart vereinfachtes Denken sehr gut anspringen.
"Saudagar" ist gross, er bietet Action, Romantik und ein paar Songs zum Mitwippen - sieht man von den depperten Lyrics im Stile von "ILU" (I Love You) und "Ki Ki Ki" ab. Aber die Ansammlung von Klischees, von schwerfälliger Inszenierung und Plot-Zufällen will einfach nicht richtig vorankommen. Geschweige denn gross unterhalten. An den Kinokassen enttäuschte das Epos und Ghai kehrte erst zwei Jahre später mit einem etwas einfacher gestrickten Film zurück - Khalnayak - und dem gereichte es auch zum Hit.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Subhash Ghai

Actionmelodrama

Action * *

Spannung * *

Trade classification: Average

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S a w a n   K i   G h a t a

Reviewed 17.11.05

Indien 1966 Ein Auto rast über die Böschung und verunglückt. Die Landarbeiter Bansi und Rana finden das Wrack. Darin ein schreiendes Baby und einen Koffer voller Juwelen. Der durchtriebene Rana nimmt den Schatz, Bansi das Kind. Danach zündet Rana das Auto an und macht sich mit dem Vermögen ein schönes Leben. Bansi zieht den Buben unter dem Namen Gopal gross. Als Gopal ein Teenager ist, schickt er ihn durch einen Trick in die Stadt, wo er sich weiterbilden soll. Jahre später kehrt Gopal (Manoj Kumar) als Erwachsener in seine Heimat zurück. Bansi scheint tot zu sein, dafür wohnt in dessen Haus die zierliche Saloni (Mumtaz). Rana wiederum regiert die Ortschaft mit seiner Firma. Ihm passt es gar nicht, dass seine Tochter Seema (Sharmila Tagore) mit Gopal anbändelt, da dieser schliesslich der rechtmässige Erbe seines illegal an sich gerissenen Vermögens ist. Er will die zwei auseinander bringen und Seelam mit dem schmierigen Kailash (Pran) verkuppeln.
Shakti Samanta (An Evening in Paris, Aradhana) ist einer der erfolgreichsten Regisseure der 60er-Jahre. Und dies, obwohl er seine Lieblingsformeln beinahe endlos wiederholte und nur leicht variierte. "Sawan Ki Ghata" weist dementsprechend etliche Parallelen zum zwei Jahre früher entstandenen Kashmir Ki Kali auf - von der Schurkenfigur über die Landschaft bis hin zu Sharmila Tagore, die für ihren Entdecker Samanta eine Muse war. Und "Sawan Ki Ghata" hat folgerichtig auch etwa die ähnlichen dramaturgischen Probleme wie der Vorgänger. Mit nur 137 Minuten bietet er dennoch kurzweiligen Spass, beschwingte Lieder und ein paar gelungene Szenen.
Die in Eastmancolor entstandenen Bilder mit ihren Hügellandschaften sind ausgesprochen adrett und schreien fast nach einem bestimmten Star: Shammi Kapoor. Doch der Desi Elvis liess Samanta diesmal sitzen und stattdessen sprang Manoj Kumar ein. Der gehört im Gegensatz zu Shammi nun gar nicht zu meinen Favoriten. Tatsächlich bestreitet er seinen Part ohne Glamour und mit beschränktem Charme. Sein Defizit machen jedoch die Co-Stars wett: Pran gibt mit Gusto den Fiesling und wirft seine Fransen nicht minder schmierig zurück, als es ein paar Jahrzehnte später Amrish Puri so schön tat. Mumtaz als eine der beiden Damen in Gopals Leben ist einfach süss und gibt während des Songs "Aaj Koi Pyaar Se" tatsächlich eine Tanz-unter-dem-Wasserfall-Sequenz zum Besten. Dieses Bild mit ihrem von Tropfen übersäten Gesicht soll als kleine Inspiration dienen.
Im Lied "Meri Jaan Tumpe" steht ihr Sharmila übrigens kaum nach - im halbdurchsichtigen schwarzen Sari sorgt sie für elegante Erotik. Überhaupt wirkt Sharmila hier noch nicht so aufgetakelt wie in späteren Filmen, verströmt aber zweifellos Eleganz. Ausser im Lied "Jara Hole Hole", dem wohl drolligsten Stück des ganzen Soundtracks, wo sie auf Bauernmädchen macht. Kurz: Sie ist eine Freude, auch wenn ihr Part etwas besser hätte definiert sein können. Viel zu tun bekommt sie insbesondere nach der Pause nicht, da Samanta einen Song auf den nächsten folgen lässt und den Plot zum Stillstand bringt. Der Film hängt deshalb in der Mitte auch ziemlich stark durch.
"Sawan Ki Ghata" sollte man aber auch nicht wegen der altbekannten Geschichte anschauen, sondern als belanglosen, aber liebenswerten Plausch mit sympathischen Akteuren. Gegen Schluss, auch das ein Markenzeichen etlicher Samanta-Filme dieser Ära, driftet er in Thriller-Bereiche ab und entledigt sich eines (leider von Anfang an also solchen erkennbaren) unwichtigen Charakters - doch der Gesamteindruck ist der eines gelungenen Liebesfilms. Schnell geschaut, genossen und wohl auch bald wieder vergessen.

Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0. mit englischen Untertiteln.
Vollbild.
Regie: Shakti Samanta

Liebesfilm

Humor * *

Spannung *

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S c h o o l

Reviewed 22.5.05

Indien 2004 Golden Dale High School ist ein Internat in den Hügeln von Zentral-Maharashtra. Die Schüler aus ganz Indien studieren gerne hier, denn das riesige Gelände bietet Platz für Sport und Freizeit. Und der Rektor, der ehemalige Oberst William (Kiran Kumar), ist ein allseits beliebter Kerl. Doch da besucht ein Minister die Schule. Als der korrupte Typ erfährt, dass das ganze Land in Staatsbesitz ist, ordnet er die Räumung innerhalb eines Jahres an. Als William protestieren will, wird er angefahren und landet im Spital. Die verbliebenen Schüler um die beiden Studentenführer Rahu Mehta und James Rebello planen mit dem beliebten Koch Makhan den Aufstand: Sie besetzen die Schule.
"School", ein Jugenddrama des TV- und Serienregisseurs Pratima V. Kulkarni, markiert den ersten Kino-Release des Produktionshauses "Only Kidding". Eine schlechte Visitenkarte, denn der Film ist misslungen auf beinahe jeder Ebene. Inhaltlich gibts am meisten zu beklagen. Zu keiner Minute sind die Ereignisse glaubhaft, die Aktion der Schüler nachvollziehbar oder jene des Ministers plausibel. Etliche Stereotypen tummeln sich in einem schlecht konstruierten Plot, der zum Schluss einfach in sich zusammenfällt, weil die Macher einer echten Lösung ausweichen.
Schauspielerisch ist "School" weitgehend Ödland. Routinier Kiran Kumar spielt durchaus okay, aber die meisten der Kinder-Akteure weisen kaum Talent auf und murksen sich entweder unbeteiligt oder über-agierend durch die Handlung. Die zwei Songs sind auch nicht das Wahre - während "Man Ka Vishwas" geradezu militaristische Ausmasse annimmt, wirkt "Humne Bhi Yeh" wie eine schlechte Boygroup-Ballade. Aprops Militarismus: Die Schule, geführt von einem Ex-Oberst, ist kein Hort der Freude, sondern einer der Disziplin und Hierarchie. Die Schüler salutieren sich sogar bei Gelegenheit. Wenn sie danach andauernd von Krieg und Tod für ihre Schule quasseln, wird klar, dass Kulkarni lieber einen Actionstreifen gedreht hätte. Solche Floskeln gehören nicht in einen Teeniestreifen.
"School" ist eben einer dieser Hunderten von Bollywood-Filme, die unter dem Radar durchgehen. Sie bekommen einen Mini-Release und floppen, ohne dass die Presse überhaupt Wind davon bekäme. Als Teil dieser (zum Glück) anonymen Masse ist "School" nicht unbedingt schwächer als der Durchschnitt, doch bei einem launigen, schludrig gefertigten Machwerk wie diesem geht dies kaum als Kompliment durch. Diese DVD könnt ihr also getrost meiden! Auch, weil die gross beworbenen deutschen Untertitel mal wieder unleserlich sind. Hier ein paar Screenshots dieser Babelfish-Übersetzungen.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen und unbrauchbaren deutschen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: School - Strictly For Children
Regie: Pratima V. Kulkarni

Jugenddrama

Spannung *

Humor *

Trade classification: Flop

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S e e m a

Reviewed 21.8.05

Indien 1955 Das Waisenmädchen Gauri (Nutan) wächst bei Onkel Kashinath (Shivraj) und dessen Frau auf. Doch die Teenagerin wird von ihren Ersatzeltern wie eine Sklavin gehalten und regelmässig für kleine Fehler bestraft. Der schmierige Banke (C. S. Dube) schiebt ihr einen Diebstahl unter, da sie seine Avancen abgewehrt hat. Dafür wird sie verhaftet und kassiert bedingten Knast. Ihre Ersatzeltern verstossen sie daraufhin und Arbeit findet sie als "Diebin" auch keine. Wütend stattet sie Banke einenBesuch ab und verprügelt sie. Dafür landet sie erneut vor dem Richter, der sie ins Jugendheim schickt. Der dortige Leiter (Balraj Salmi) ist ein netter Mann, der Gauris anfänglichen Ausfälle erträgt und daran arbeitet, sie wieder zugänglicher zu machen.
Ihr Debüt gab Nutan im Jahre 1950 als 14-Jährige. Den Durchbruch schaffte sie fünf Jahre später mit diesem Werk: "Seema". Die ungemein talentierte Schauspielerin ist der deutliche Höhepunkt des ganzen Films und gewann verdient einen Filmfare-Award für die beste Hauptrolle. Und das mit 19 Jahren. Es sollten im Lauf ihrer Karriere noch fünf weitere folgen, viele davon für anspruchsvolle, leicht unterkühlte Rollen. In "Seema" ist Nutan überschwänglich, freut sich von Herzen und prügelt, wenns sein muss, auch mal einen Mann windelweich.
Die besten Stellen des Films konzentrieren sich bloss leider auf die erste Stunde. Regisseur, Autor und Produzent Amiya Chakrabarty (1912-1957) schildert da in teilweise ziemlich wütend machenden Szenen die Demütigung und Unterdrückung der jungen Gauri. Mit ihrer Ankunft im Heim / Waisenhaus verlangsamt sich das Erzähltempo ein wenig. Trotz auch dann noch sporadisch auftauchender Highlights ist die Luft weitgehend draussen. Auch das Ende ist in der vorliegenden Form nicht ganz befriedigend. Der Einbezug einer Lovestory kommt zu plötzlich.
"Seema" ist deshalb die Nutan-Show von A-Z. Die Musik ist ganz hübsch, die Dramaturgie passabel, die anderen Akteure auch nicht schlecht, die Sozialkritik etwas gar lehrmeisterlich. Dies würde bestenfalls einen mittelmässigen Film ergeben. Erst die leidenschaftliche Darbietung von Nutan hebt ihn darüber und macht "Seema" zu einem sehenswerten Werk der 50er-Jahre. Kein Meisterwerk, versteht sich, aber Nutan-Fans dürfte dies kaum stören.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Amiya Chakrabarty

Melodrama

Gefühl * *

Spannung *

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S e e t a   A u r   G e e t a

Reviewed 30.10.05

Indien 1972 Ein reiches Ehepaar findet Unterschlupf in einem einfachen Haus. Die Frau gebärt dort ihr Kind, bevor der Arzt eintrifft. Glücklich reist das Ehepaar danach weiter, ohne zu ahnen, dass die Frau des Hauses (Radhika Rani) ein Baby zurückbehalten hat: Die Schwangere hat nämlich Zwillinge geboren und da die Gastgeber kinderlos sind, behalten sie ein Kind für sich. Jahre später ist aus diesem die feurige Geeta (Hema Malini) geworden, die als Zigeuner-Tänzerin die Kassen des Akrobaten Raka (Dharmendra) füllt. Ihre Zwillingsschwester, von der sie nichts weiss, heisst Seeta (Hema Malini), und steht seit dem Tod ihrer Eltern unter der Fuchtel ihrer Tante Kaushalya (Manorama). Diese kassiert das Geld, das der Anwalt monatlich für Seeta vorbei bringt, und behandelt das Mädchen wie eine Sklavin. Kaushalyas Tochter Sheela (Daisy Irani) lebt wie eine Fürstin, ihr Bruder Ranjeet (Roopesh Kumar) giert Seeta nach und nur ihr Mann Badrinath (Satyen Kappu) hat Mitleid mit der Ziehtochter. Ebenfalls im Haus lebt die Oma (Pratima Devi), die der unglücklichen Seeta Kraft gibt. Dennoch hat Seeta eines Tages, als Ranjeet sie auspeitscht, genug: Sie flüchtet und landet nach einem Suizidversuch bei Raka. Zuvor floh auch Geeta aus ihrem Haus und stösst auf den Millionär Ravi (Sanjeev Kumar), der Seeta versprochen war. Die zwei freunden sich an und als Geeta ins Haus ihrer vermeintlichen Verwandten gebracht wird, übernimmt sie dort schnell das Zepter.
"Seeta Aur Geeta" ist ein Mordsspass. Ein Jahr nach seinem Debüt "Andaz" inszenierte Sholay-Regisseur Ramesh Sippy die Komödie als kecken Mix aus der Aschenbrödel-Geschichte und Kästners Klassiker vom doppelten Lottchen, stark inspiriert vom 1967er-Hit Ram Aur Shyam mit Dilip Kumar, Waheeda Rehman und Mumtaz
. Das Resultat avancierte zum erfolgreichsten Film 1972 und ist ein Muss für jeden Liebhaber des Masala-Kinos. Der Erfolg rührt zum einen von Sippys temporeicher Inszenierung - aber auch von Hema Malinis unvergesslichem Spiel.
Sippy castete Malini bereits in seinem Erstling und nutzte ihre Vielseitigkeit in "Seeta Aur Geeta" maximal aus. Sie ist sehenswert als leidende Tochter Seeta und einfach ein Genuss als Zigeunerin Geeta. Wenn sie Seetas Verwandtschaft zeigt, wos langgeht, sorgt dies für wunderbare Szenen. Absolut verdient holte sich Hema in diesem Jahr den Filmfare Award für die beste Hauptrolle. Der Part ist aber auch in jeder Hinsicht ein Glücksfall: Sie darf leiden, lachen und sogar kämpfen. Das etwas lang gezogene Finale bietet heftige Schlägereien und Hema kann dabei hemmungslos mitmischen. Das gibts in Bollywood selbst heute noch viel zu selten zu sehen.
Dankbar sollte die Schauspielerin den Drehbuchautoren Javed-Salim sein, die derartige Figuren mit Gusto schufen und nicht umsonst die 70er als das wohl gefragteste Autorenteam beherrschten. Sippy engagierte sie fortan erfolgreich für die meisten seiner Filme und dies mit Erfolg. Gerade Sippys Masala-Stil war wie geschaffen für das Duo. In "Seeta Aur Geeta" straucheln sie erst gegen Schluss etwas, wenn die Fäden zusammen kommen und etwas mühsam die Handlungsstränge verknüpft werden. Der Rest des Films ist dagegen eine pure Freude.
Neben Hema amüsiert Dharmendra als Trinker, Sanjeev Kumar als cooler Millionär und Manorama als schrille Tante. Ihre überzeichnete böse-Tante-Rolle ist zum Niederknien und sie geht wohl als heimlicher Star des ganzen Films durch. Die Musik von R.D. Burman ist gefällig, wenngleich echte Ohrwürmer à la "Yeh Dosti" aus Sholay fehlen. Die Kombination aus Musik, Schauspiel, Handlung und flotter Inszenierung liefert dennoch einen der unterhaltsamsten Filme der frühen 70er-Jahre - und eine von Hema Malinis besten Rollen.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Vollbild
Alternativer Titel: Sita und Gita (Übersetzung)
Regie: Ramesh Sippy

Komödie

Humor * * *

Spannung * *

Trade classification: Blockbuster

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S h a a n

Reviewed 2003

Indien 1980 Die Brüder Vijay (Amitabh Bachchan) und Ravi (Shashi Kapoor) sind clevere Gauner. Doch nach ein paar Beutezügen geraten sie ausgerechnet in die Hände ihres älteren Bruders Shiv (Sunil Dutt) - er ist ein ehrenhafter Polizist und sperrt sie ein. Nach ihrer Freilassung schwören die Brüder, nicht mehr rückfällig zu werden. Als Shiv von den Schergen seines Erzfeindes Shakal (Kulbhushan Kharbanda mit Glatze), der auf einer Insel vor Bombay residiert, ermordet wird, schwören Vijay und Ravi Rache. Ihnen schliesst sich Rakesh (Shatrughan Sinha) an, dessen Frau von Shakal getötet wurde.
Ramesh Sippy ist einer der populärsten Regisseure der 70er und 80er. Drei Klassiker, die mit "Sh" beginnen, drehte er hintereinander: Sholay, "Shaan" und Shakti - alle mit Amitabh Bachchan als Star, Salim-Javed als Drehbuchautoren und R. D. Burman als Komponist. Im Fall von "Shaan" ist dem Team ein besonders unterhaltsamer Film gelungen: Drei Stunden Nonstop-Entertainment, das sich aus dem Fundus der ganzen Filmgeschichte bedient - besonders aber bei der James-Bond-Reihe: Da sind die genialen Opening-Credits mit Bond-mässiger Musik, da ist Kulbhushan Kharbanda in bester Blofeld-Laune, da sind die Stunts, die Action,
Parveen Babi etc. Klar wirken die Krokodile schrecklich künstlich, die Sets "Star Trek"-mässig billig und die Bluescreen-Aufnahmen teuflisch schlecht, doch "Shaan" killt die 3 Stunden Laufzeit in Nullkommanichts und das alleine ist schon eine Leistung. Kurz und gut: ein Klassiker des Hindi-Kinos und ein Must-See-Film für jeden Bollywood-Fan.
Hier auf DVD erhältlich
Ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen UT gesehen.
Regie: Ramesh Sippy

Actionthriller

Spannung * * *

Action * * *

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S h a h e n s h a h

Reviewed 6.3.05

Indien 1988 Der Oberschurke J.K. (Amrish Puri) und sein schleimiger Handlanger Mathur (Prem Chopra) schieben dem ehrlichen Polizisten Shrivastav (Kader Khan) Schmiergeld unter. Der Inspektor wird verhaftet und begeht Selbstmord. Sein Sohn Vijay Kumar Srivastava (Amitabh Bachchan), wächst auf, um ebenfalls Gesetzeshüter zu werden. Von seiner Mutter (Rohini Hattangadi) und seinem Onkel, Inspektor Aslam Khan (Pran), bekommt er die richtigen Werte vermittelt. Doch da er als Polizist in der korrupten Gesellschaft wenig anrichten kann, schlüpft er bei Bedarf in eine andere Identität: Als Superheld Shahenshah bekämpft er die Kriminellen und erobert das Herz der schönen Shalu (Meenakshi Sheshadri).
Bollywoods Antwort Version eines Superheldenfilms kommt hemdsärmlig und cineastisch uninspriert daher. Kein Wunder, denn Regisseur Tinnu Anand war schon immer besser darin, schmierige Schurken mit schrägen Zähnen zu spielen, als einen Film zu inszenieren. Zu seinen schwächeren Streifen gehört Major Saab - zu seinen besseren und erfolgreicheren "Shahenshah". Der Film brach am ersten Wochenende den vorherigen Startrekord von Amibahs Coolie. Doch danach sank er schnell ab und wurde nur ein moderater Hit. Denn Amitabhs Zeit als grosser Solo-Actionheld neigte sich dem Ende zu. Die Geliebten waren halb so alt wie er, die neuen Stars auch. Das sah Big B bald darauf ein und zog sich Mitte der 90er zurück, um Ende des Jahrzehnts in Vater-Rollen ein Comeback zu feiern.
Aber zurück zu "Shahenshah". Die Idee basiert auf einer Story von Amitabhs Ehefrau
Jaya Bhaduri und mischt gängige Superhelden-Elemente mit Masala-Themen wie Familienprobleme, Kampf für Gerechtigkeit und Romantik. Anand versucht offensichtlich, einen grossen Entertainer im 70's-Stil zu machen, verharrt aber sowohl visuell wie inhaltlich zu oft in den 80ern. Der Film wird deshalb nie richtig wuchtig, nie spannend oder witzig - er existiert in einer Art künstlerischem Vakuum und kann nur hin und wieder ausbrechen und überzeugen. So etwa, wenn Amitabh als Shahenshah zulangt. Oder wenn Amrish Puri seine bösen Intrigen schmiedet. Der Rest ist eher unteres Mittelmass.
Ganz weit unten sind drei Dinge: Amitabhs Comedy als Inspektor Vijay ist peinlich. Mir ist klar, dass ein Superheld Shahenshah auch sein Clark Kent'sches Gegenstück braucht. Doch gegen das, was Big B abzieht, waren selbst Christopher Reeves trotteligsten Clark-Momente komödiantische Meisterleistungen. Ein weiteres Problem hängt ebenfalls mit Vijay zusammen: Wieso würde er Schmiergeld annehmen? Dies wird den Film hindurch nie geklärt und nicht einmal ansatzweise plausibel gemacht. Das passt nicht zu seinem Charakter und bringt den Plot keinen Milimeter voran. Es erzeugt nur eine sehr sperrige Szene gegen Schluss, in der die Sache natürlich auffliegt und Mama sich von ihrem Sohn lossagt. Die ganze Sequenz macht keinen Sinn anbetracht der Ungalubwürdigkeit von Vijays Schmiergeld-Entgegennahme. Dramaturgisch wirklich der unausgegorenste Strang der ganzen Story. Auch die Gerichtsszenen sind, wie so oft in Bollywood, an den Haaren herbeigezogen.
Mit satten 185 Minuten ist "Shahenshah" letztendlich auch massiv zu lang. Der Plot rechtfertigt eine solche Länge ebenso wenig wie die fade Inszenierung. Wenig lohnt es denn auch zu bestaunen, wie etwa die Schauspieler und die Lieder. Fünf davon gibts, "O Behna" und "Hoga Thanedaar tu" sind neckische Tracks, "Jaane Do Jaane Do" bietet einen lüpfigen Beat. Es fällt schwer, von grossen Höhepunkten zu reden, doch die Song-and-Dance-Nummern bringen etwas Schwung in die holprige Geschichte. "Shahenshah" mag Indiens Antwort auf die Supermans und Batmans Amerikas zu sein, doch von "super" ist er weit erntfernt.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Tinnu Anand

Actionfilm

Action * *

Spannung * *

Trade classification: Hit

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S h a k t i

Reviewed 2003

Indien 1982 Ashwini Kumar (Dilip Kumar) ist ein gesetzestreuer Polizist, den niemand bestechen kann. Als er den Schmuggler Yeshvant hinter Gitter bringt, kidnappt dessen rechte Hand J. K. Verma (Amrish Puri) Kumars Sohn Vijay! Kumar will Yeshevant aber nicht freilassen und setzt damit das Leben seines Sohnes aufs Spiel. Der Bub entkommt derweil auf eigene Faust und dank eines zugedrückten Auges des Gangsters K. D. Narang (Kulbhushan Kharbana). Vijay (Amitabh Bachchan) wächst zum Mann und hegt noch immer Hass auf seinen Vater, der wegen dem Gesetz seinen Tod in Kauf genommen hätte. Immer mehr sagt er sich vom rechtschaffenden Vater los und begibt sich in den Dienst von Narang, der zum Gangsterboss geworden ist.
"Shakti" ist einer von Indiens besten Filmen der eher schwachen 1980er-Jahre. Sholay-Regisseur Ramesh Sippy engagierte abermals Amitabh Bachchan als Star - und der dankt es ihm mit einer Meisterleistung. Big B spielt offiziell aber nicht die Hauptrolle. Diese Ehre geht an Filmvater Dilip Kumar. Kumar war in den 50ern ein grosser Star, doch in "Shakti" hat das Alter seine Spuren hinterlassen (er war damals 60). Die jungen Jahre nimmt man ihm deshalb kaum ab - aber sobald er den älteren Ashwini spielt, ist er wunderbar. Auch der Rest des Ensembles agiert überzeugend. Erwähnenswert sind frühe Auftritte von Kulbhushan Kharbana (der Raja in Lagaan) und Amrish Puri, die bisher 13 mal zusammen gespielt haben (u.a. in China Gate), sowie Anil Kapoor und Suresh Oberoi in Kurzauftritten.
Genug der Trivia, was ist denn so gut an "Shakti"? Da ist zum einen das bewegende Thema. Bei aller Action verliert Sippy nie den Grundkonflikt Vater-Sohn aus den Augen. Die Action ist daneben aber auch kompetent inszeniert und das Schauspiel wie erwähnt super. Auch die Musik des legendären R. D. Burman beeindruckt. Weniger überzeugen mag die satte Länge von 178 Minuten, zumal die Songs nicht gut sind und deplaziert wirken - und so nur die Lauflänge erhöhen. Ebenfalls etwas daneben finde ich an den Frauenrollen: Vijays Mutter (Rakhee) hat eigentlich nur die Aufgabe, ihren Mann zu unterstützen. Und Vijays Frau, gespielt von der höchst talentierten und 1986 zu früh verstorbenen Smita Patil, darf in der zweiten Filmhälfte nur noch passiv dem Untergang ihres Gatten zuschauen. Es scheint, als ob Frauen bei der Hochhaltung von Ehre nur auf den Zuschauerplätzen sind - oder einfach die Meinung ihres Mannes nachplappern. Davon sollte man sich aber eigentlich nicht zu sehr irritieren lassen: "Shakti" ist ein unterhaltsamer, bewegender und (zum dritten mal) top gespielter Bollywood-Klassiker.

Auf DVD erhältlich - ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen UT gesehen.
Alternativer Titel: The Strength
Regie: Ramesh Sippy

Actiondrama

Spannung * *

Action * *

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S h a k t i :   T h e    P o w e r

Reviewed 2002

Indien 2002 Nandini (Karishma Kapoor) lebt bei ihren beiden Onkeln in Kanada. Dort verliebt sie sich in Shekhar (Sanjay Kapoor), heiratet ihn und bekommt ein Kind: Raja. Als der ein paar Jahre alt ist, wird das Familienglück erschüttert: Shekhar erfährt von blutigen Unruhen in Bihar - und seine Mutter sei dabei verletzt woren. Ohne seine Frau aufzuklären, reist Shekhar mitsamt der Familie nach Indien. Nun lernt Nandini ihren Schwiegervater kennen: Den sadistischen Narasimha (Nana Patekar). Er führt einen seit Generationen andauernden Krieg gegen einen verwandten, rivalisierenden Clan. Shekhar will wieder einmal schlichten, doch dabei gerät er ins Kreuzfeuer - und findet den Tod. Nun ist Nandini ihren Schwiegervater ausgeliefert. Er sperrt sie im Anwesen ein und nimmt ihr Raja weg. Er will ihn selbst grossziehen.
Eine höchst dramatische Story auf 3 Stunden ausgedehnt. Mein Hauptproblem mit dem Film ist, dass er so unglaublich hysterisch ist. Karishma Kapoor rennt mit aufgerissenen Augen durch die Szenerie und darf fast nichts anderes tun als schreien. Gleiches gilt für den etwas überforderten Sanjay Kapoor. Und auch Nana Patekar wackelt mit dem ganzen Körper, wenn er etwas sagt. Das alles macht das Werk schrecklich unruhig. Damit noch nicht genug. Der Film hat drei weitere gravierende Probleme: Eines ist die etwas seltsame Verwendung von Gewalt, das andere das schwache Ende. Wenn schon andauernd Gewalt, dann bitte auch konsequent: D.h. lasst jemanden den verfluchten Narasimha töten! Als Nandini ihn einmal verprügelt, gerät das Blut in Wallung. Der Film ist schliesslich so konstruiert, dass man allen Hass auf den Patriarchen projiziert - wenn also der Streifen einen ehrlichen Schluss will, dann müsste der Typ sterben. Ich bin nicht auf Blut aus, aber auf Konsequenz. So kommt er einfach davon, als ob nichts geschehen wäre. Ja man könnte sogar noch denken, er sei ein nobler Mensch - und das verzerrt den gesamten Film, die gesamte Kritik an diesen Frauen-verachtenden Patriarchen. Der dritte Punkt: Shahrukh und Aishwarya. So geil es ist, die beiden bei Regen tanzen zu sehen und so groovy ich den Song finde ("Ishq Kamina"), es passt einfach nicht. Zum einen ist der Song scheusslich platziert, zum anderen ist Shahrukhs Rolle viel zu gross und ablenkend. Aishwarya spielt sich mehr oder weniger in dem Song selbst, das geht als Cameo durch, aber Shahrukh hat eine echte kurze Rolle - und zieht viel zu viel Aufmerksamkeit auf sich. Alles Wurst, also? Nö, der Film (übrigens produziert von
Sridevi) hat seine Qualitäten. Karishma ist eigentlich ganz gut, die Story im Kern brisant und das Ganze packend inszeniert. Wirklich überzeugen kann das Mischmasch aber kaum ... 
Auf DVD erhältlich - ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen UT gesehen.
Regie: Krishna Vamshi

Drama

Spannung * *

Gewalt * *

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S h a r a a b i

Indien 1984 Für Rai Sahib Amar Nath Kapoor (Pran) zählt nur Geld. Selbst als seine Frau stirbt, hat der steinreiche Mann Wichtigeres zu tun, als bei ihr zu sein. Sie gibt deshalb ihren Sohn Vicky in die Obhut des Dieners Munshiji (Om Prakash). Vicky wächst mit viel Liebe von Munshiji auf, doch die Rückweisungen seines richtigen Vaters machen ihn bereits als Teenager zum Alkoholiker. Als Erwachsener verliebt sich der mittlerweile alkoholkranke Vicky (Amitabh Bachchan) in die Tänzerin Meena (Jayapradha). Sein Vater kann akzeptieren, dass Vicky Arme beschenkt, das Mobiliar zerstört und ihn vor Freunden blamiert - aber eine Frau aus niederem Stand kommt nie und nimmer in Frage. Also bittet Vicky, enterbt zu werden ...
"Sharaabi" ist zwar ein bisschen zu lang und ein bisschen zu moralisch, aber das Drama, das den Übergang von Amitabh Bachchans "Angry Young Man"-Periode in die gemässigteren Jahre fast schon illustriert, ist bewegend und vor allem sehr gut gespielt. Für viele Kritiker gehört es in den Kanon der grossen Amitabh-Klassiker mit "S", also Sholay, Shaan und Shakti. Ich kann mich dem nicht ganz anschliessen. Trotz den eingangs erwähnten Mankos ist "Sharaabi" für mich zwar empfehlenswert, aber das Wort "Klassiker" würde mir bei diesem Film nicht im Traum einfallen.
Zuerst jedoch das Positive: Amitabh glänzt in der Hauptrolle einmal mehr, ebenso überzeugend gibts Support von Pran und Om Prakash. Die Songs kommen gut rüber und die zweite Hälfte rührt sogar hie und da zu Tränen. Aber eben ... "Sharaabi" ist sehr lang. Die erste Hälfte hat etliche Wiederholungen und die Fakten werden zu oft eingehämmert. Dann ist die Moral (vor allem die Anti-Alkohol-Botschaft) etwas plump und der Plot, der lose auf dem Dudley-Moore-Film "Arthur" von 1981 basiert, hat sehr wenige Überraschungen parat. Den Film sollte man sich wirklich vor allem wegen der Performance von Amitabh sowie ein paar witzigen Szenen anschauen. Vielleicht springt ihr nach dem Anschauen ja auf den "Klassiker"-Zug auf, aber ich bleib bei 3 Sternen. Oben genannte "S"-Filme sind in meinen Augen wesentlich unterhaltsamer.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi mono mit engl. Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: Sharabi
Regie: Prakash Mehra

Drama

Gefühl * * *

Action *

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S h a r a r a t

Indien 2002 Rahul Khanna (Abhishek Bachchan) ist ein verwöhnter Junge. Seine Eltern siond steinreich und bieten ihm alles - ihr Geld verjubelt er mit seinen Freunden, begeht Straftaten und besticht die Polizei. Doch DCP Bhosle (Om Puri) lässt ihn eines Tages nicht laufen und führt ihn dem Richter vor. Dieser lässt sich von der jungen Journalistin Neha (Hrishitaa Bhatt) überrreden, für einmal eine neue Form der Bestrafung zu testen: Er verturteilt Rahul zu einem Monat Sozialdienst im idyllischen Altenheim Ashiana. Rahul rebelliert, doch letztendlich bleibt ihm nichts anderes übrig, als bei den alten Menschen einzuziehen. Er kommt ins Zimmer mit dem grummligen Prajapati (Amrish Puri). Wie lange hält Rahul das aus?
Mit "Shararat" verpasste Amitabhs Sohn Abhishek Bachchan ein weiteres Mal die Chance, einen Film allein auf seinen Schultern zu tragen. Er ist relativ schwach und bleibt weniger in Erinnerungen als seine alten Co-Stars um Amrish Puri,
Helen und Om Puri. Abhishek ist keineswegs schlecht, aber der Film zu stromlinienförmig und seine Rolle zu unspektakulär, als dass er wirklich brillieren könnte. Damit sind auch die Defizite des Films gleich angesprochen: Er ist zwar angenehm zum Anschauen, aber trotz beschränkter Laufzeit ziemlich lang - und langweilig. Dazu eben keine Spur innovativ. Das gilt auf allen Ebenen: Regie, Kamera, Soundtrack, Songs, Schauspiel - und am wichtigsten: Story. Sie ist voraussehbar und hat in der zweiten Hälfte weniger Spannung, als wirklich drin liegen würde. Zudem ist die Liebesgeschichte, die angeschnitten wird, absolut unnötig. Mehr Fokus auf die alten Leute wäre wohl gar nicht schlecht gewesen. "Shararat" ist ein Film, den man sicher nicht bereut, wenn man ihn gesehen hat, den man aber zweifellos nach ein paar Tagen wieder vergessen hat ...
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Regie: Gurudev Bhalla

Drama

Gefühl * *

Humor *

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S h a r t :   T h e   C h a l l e n g e

Reviewed 5.9.04

Indien 2004 Der Werberegisseur Karan Kapoor (Tusshar Kapoor) ist verliebt in Sonam (Gracy Singh). Die beiden wollen bald heiraten. Doch noch necken sie sich gerne. Karan lässt sich von Sonam sogar zu einer Wette überreden: Er müsse irgend ein Mädchen dazu bringen, ihn so fest zu lieben wie sie es tue. Gewinne er, würde sie sich geschlagen geben und ihm ein Geschenk überreichen. Karan liebt Wetten und akzeptiert. Sonam wählt sofort die Frau aus: Die wunderschöne Milliardärstochter Sarayu (Amrita Arora). Sie hat keinen Freund, weshalb die Eroberung leicht scheint. Grösstes Hinderniss ist ihr Bruder Nanda (Prakash Raj), der sie hütet, wie seinen Augapfel. Als Karan am Ziel scheint und Sarayu sogar Heiratspläne schmiedet, wird es den beiden Wettenden etwas mulmig ...
Das Remake des Telugu-Blockbusters "Badri" (2000) ist eine traurige Sache: Involviert ist einiges an Talent, doch das Resultat ist trotzdem ein Langeweiler erste Grades. Gewichtige Rollen im Original wurden von Amisha Patel und Prakash Raj gespielt. Raj übernimmt nochmals den selben Part, Amisha tritt im zweiten Song für einen Gastauftritt auf. Die Nummer ist denn auch der heimliche Höhepunkt des ganzen Films. Der Rest ist eine lange Liste von Enttäuschungen:
Die Akteure sind schwach. Tusshar bleibt flapsig und die Ausgangslage verhindert, dass man ihn als Helden sieht. Immerhin tut er ja den ganzen Film hindurch nichts Sympathisches. Gracy Singh ist kreidenblass und trägt die Comedy-Szenen schlecht. Erst gegen Schluss blüht sie auf. Girlfriend Amrita Arora ist ganz okay, Anupam Kher als Tusshars Vater eine komplette Verschwendung. Am miesesten ist jedoch Rajpal Yadav. Er scheint sich in letzter Zeit eine Karriere mit jenen Rollen aufzubauen, die früher an Johnny Lever gingen. Doch diese anstrengenden Comic-Relief-Szenen passen ihm nicht. Anscheinend gibt ihm nur Ram Gopal Varma Rollen, die auch zu ihm passen.
Die Inszenierung ist lausig. Der Film ist mit 137 kurz, jedoch schrecklich langweilig. Die Bilder sind lustlos, der Schnitt holprig. Die Handlung lässt zu wünschen übrig. Die Ausgangslage diktiert geradezu das Dreiecksdama des letzten Drittels, doch bis es soweit ist, müht man sich durch Standardsituationen ohne Raffinesse. Erst die letzte Viertelstunde bietet so etwas wie einen Plot. Erst dachte ich, der Regisseur stehle sich aus der Affäre mit einem biligen Ende. Wäre es nicht spannender, wenn beide Girls den Herumflirter Karan verlassen würden? Doch dann gibts einen Twist, der recht gelungen ist und von Gracy überzeugend vorgetragen wird. Leider geht das Ganze einher mit dem vergeblichen Versuch, Tusshar als aufrechten Helden uns als Unschuldslamm hinzustellen - doch während die Rollen der Frauen am Ende neu definiert werden und ihr Handeln erklärt wird, bleibt Karan was er ist: ein wankelmütiger Frauenheld, der seine Fehler niemals zugeben würde.
Ein paar kleine Glanzlichter setzen die Tanznummern. "Hai Chquita" mit Amisha und "Badri"-Star Pawan Kalyan ist der Höhepunkt mit seinem Ennio-Morricone-Start und Western-Ästhetik. Tiefpunkt ist der erste Song "Hum To Hai Indian", der schludrig inszeniert ist und militaristische Lyrics hat, die nicht zum Rest des Films passen. "Abhi Abhi", "Dil Tera Badmash" und "Hasati Hai" sind mässig, "Dil Tho Awara Hai" und "Dil Mein Mere" auch - doch die spielen immerhin in der Schweiz. Beim ersten fragt man sich, wieso, denn er spielt nur vor MacDonald's und Supermärkten - wieso man dafür in die Schweiz reisen muss, bleibt fraglich. Der zweite wurde immerhin im attraktiveren Berner Oberland gedreht.
Das Fazit ist letztendlich schnell gefunden: Auslassen. "Shart: The Challenge" ist keine Herausforderung und bei manchen involvierten Leuten hat man das Gefühl, sie verkaufen sich unter Wert. Namentlich Gracy Singh. Der Film dürfte zudem lange in der Produktionsphase gewesen sein, worauf ein Schweizer Plakat von "We Were Soldiers" in einem Song hindeutet - der lief bei uns im Sommer 2002. Ein paar Continuity-Probleme sind durch diese zweijährige Drehzeit entstanden, doch die sind noch das kleinste Übel. "Shart" ist einfach ein uninspierter Film, amateurhaft abgedreht und bis auf das Ende mit wenig Überraschungen.

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Shart: Die Herausforderung (Deutscher DVD-Titel)
Regie: Puri Jagannath

Liebes-
Tragikomödie

Humor * *

Spannung *

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S h i k a r i

Indien 2000 Mit Gewürzhandel wurde Virendra Singh Rawal (Nirmal Pandey) zu einem der reichsten Inder in Südafrika, doch nun hat er einen Gegner: Den wie aus dem Nichts aufgetauchten Mahendra Patrap Singh. Der will den Gewürzhandel im Land an sich reissen. Virendra will ihn stoppen und wird von ihm getötet. Kurz bevor Vivendra stirbt, zeigt Mahendra ihm sein wahres Gesicht: Er ist Om Srivastav (Govinda) aus dem Geburtsort von Virendras Frau Suman (Tabu). Als scheinbar trauernder Freund machst sich Om nun an Rajehwari (Karishma Kapoor), Virendras Schwester heran, und tötet alle, die ihm auf die Schliche kommen ...
Robin Williams ist nicht der einzige Vollblut-Komiker, der überzeugend einen Fiesling spielen kann: Govinda, immerhin einer der erfolgreichsten Blödler Indiens, spielt in "Shikari" einen Killer - was in der Werbung für den Film hervorgehoben wurde. Ich verrate also nichts, was auch nicht in den ersten Minuten des Films klar wird. Eines jedoch überrascht: Govinda macht als Bösewicht eine gute Figur. Auch wenn durch eine moralische Rechtfertigung kurz vor Schluss sein Charakter in die Grauzone zurückgeholt wird, überzeugt er gegen den Strich besetzt absolut. Und das Finale ist toll.
Bis zum Finale gibt es aber auch einiges auszusetzen an "Shikari". Die Frauenrollen sind mässig, es gibt etliche Continuity-Fehler (nicht nur Govindas Haarschnitt), Johnny Lever nervt, die Background-Musik ist sosolala, die Handlung hat Löcher und die Songs sind schwach und halbbatzig eingesetzt. Der unlogischste Einsatz kommt beim zweiten Song. Da findet Karishma Kapoor Govindas Maske, rennt weg, während er das Messer zückt. Während der Verfolgung beginnt plötzlich der Song und danach knutschen Kapoor und Govinda wieder. Hm? Ich dachte erst, die Szene gehöre nach hinten in den Film und sei aus Versehen falsch angeordnet auf der DVD gelandet. Aber sie gehört tatsächlich dorthin, wo sie ist - sie passt einfach überhaupt nicht.
Dennoch, "Shikari" ist einigermassen unterhaltsam. Er ist spannend, hat ein paar nette Stunts und gute Schauspieler. Neben Govinda sind das die (unterforderten) Girls: Tabu ist zurückhaltend und in der einzigen Tanz-Szene sehr schön, Karishma Kapoor ist wunderschön und etwas agiler - und Shweta Menon in einer Nebenrolle ist wohl die attraktivste im Trio. Fürs Auge gibts also sicher was. Kein Hit, aber auch kein Stinker wie Govindas misslungene (neuen) Komödien.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 PAL. Hindi 5.1. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Der Jäger (Übersetzung)
Regie: N. Chandra

Thriller

Spannung * *

Humor *

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S h o b h a y a t r a

Reviewed 21.4.05

Indien 2004 Am 15. August 1997 soll eine Parade zum 50. Jahrestag der indischen Unabhängigkeit steigen. Dazu verkleiden sich einige Menschen als grosse Figuren der indischen Geschichte: S. A. Joshi (Prithvi Sankhala) gibt Mahatma Gandhi, eine Lehrerein (Divya Dutta) spielt Rani Laximbai, die Königin von Jhansi, Mr. Chauhan (Vineet Kumar) verkörpert Subhash Chandra Bose, ein Professor (Kishor Kadam) schlüpft in die haut von Lokmanya Tilak und Mr. Dwivedi (Denzil Smith) gibt sich als Jawaharlal Nehru die Ehre. Babu (Rajesh Bhosle), alias Babu Genu der Märtyrer, organisiert den Anlass im Auftrag von Bhai. Der ist niemand anderes als der örtliche Gangster, worüber die Lehrerin nicht glücklich ist. Die Stimmung wird weiter angeheizt, als eine sexy Reporterin namens Barbie (Samantha Tremayne) auftaucht, um die "Legenden" zu interviewen und sie verführt.
Die Filmversion des
Marathi-Bühnenstücks von Shafat Khan zirkulierte 2004 durch einige Festivals und kam 2005 in die Kinos - zu teilweise guten Kritiken. Tatsächlich steckt das 99 Minuten kurze Werk voller Seitenhiebe auf das moderne Indien, historischer Ironie und doppelbödigen Dialogen. Doch mir kommt der Film viel zu schulmeisterlich daher. Die Kritik am modernen Indien, das seine Helden vergessen hat und sich heute nicht mehr mit grossen Themen abgibt, ist ziemlich plump. Trotz Versuchen, dem Film einen anspruchsvollen Anstrich zu geben.
Zudem
merkt man dem Film seine Theater-Ursprünge zu deutlich an. Das Setting ist bühnenhaft, die Ereignisse etwas theatralisch. Es gelingt Regisseur Vijay Ghagte nicht, "Shobjayatra" ein betont cineastisches Gesicht zu geben. Sowohl visuell wie inhaltlich mündet der Streifen trotz vielversprechender Idee letztendlich im unteren Mittelmass - und in der Langeweile. Nur ein paar mal entlocken die Ereignisse ein Schmunzeln. Etwa, wenn ein Bub Gandhi und Nehru nicht erkennt. Die Parabel ist trotzdem am besten unter "nobel gescheitertes Experiment" einzuordnen.
PS: Die Zensoren haben eine Bettszene mit Barbie und Babu massiv gekürzt und die anschliessende witzige Pseudo-Item-Number zerstückelt. Die Sequenzen sind nun als Deleted Scenes auf der Disk.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Vijay Ghagte

Tragikomödie

Humor * *

Spannung *

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S h o l a y

Reviewed 2002

Indien 1975 Polizei-Inspektor Thakur (Sanjeev Kumar) verhaftete einst den Banditen Gabbar (Amjad Khan, 1940-92). Der entkam jedoch, tötete Thakurs Familie und hackte dem Polizisten beide Arme ab. Nun leidet das ganze Dorf Rangarh unter Gabbars Banditen. Thakur hat genug und erinnert sich an zwei noble Kleinganoven, die er einst verhaftet hat. Veeru (Dharmendra) und Jai (Amitabh Bachchan). Er lässt sie zu sich bringen und bittet sie, gegen gute Bezahlung, die Banditen auszumerzen und Thakur endlich die Möglichkeit auf Rache zu geben.
"Sholay" lief Jahre lang in vollen Kinos. Um die 300 Millionen Rupien spielte er ein und liegt damit auf Platz 12 der ewigen Bestenliste. Wenn man aber die Inflation verrechnet, wären das heute rund zwei Milliarden Rupien - und damit ist "Sholay" unangefochten der erfolgreichste indische Film aller Zeiten. Nicht nur das: Der Curry-Western prägte Bollywoods moderne Filmindustrie bis heute. Dabei ist er gar nicht sonderlich revolutionär: Er nimmt Inspiration von westlichen Spaghetti-Western (vor allem "Once Upon a Time in the West") und von Akira Kurosawas "The Seven Samurai" und steckt sie in ein Hindi-Kleid mit Songs und epischer Überlänge (204 Minuten).
Die Art, wie Regisseur Ramesh Sippy dies tut, ist jedoch gelungen. Neben dem Regisseur gebührt grosses Lob dem Kameramann, den exzellenten Schauspielern um Bachchan, Dharmendra, Amjad Khan und
Hema Malini sowie dem Star-Komponisten R. D. Burman. Seine Morricone-angehauchten Klänge mischen sich immer wieder mit ur-Indischen Tönen und ergeben einen höchst interessanten Mix. Das absolute Highlight: der erste Song "Yeh Dosti".
Nachtrag: Das durch "Sholay" popularisierte "Seven Samurai"-Thema ist bis heute beliebt geblieben. Moderne Beispiele sind China Gate oder (noch eindeutiger) Keemat.
Hier auf DVD erhältlich (D)
Ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen Untertiteln gesehen.
Alternative Titel: Flames; Flames of the Sun; Flammen der Sonne (deutscher Titel)
Regie: Ramesh Sippy

Western

Spannung * *

Action * *

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S h o o l

Reviewed 8.6.04

Indien 1999 Inspektor Samar Pratap Singh (Manoj Bajpai) ist ein ehrenvoller Polizist, der stets das Gesetz achtet und unbestechlich alle Kriminellen  einlocht. Dieser Eifer hat ihm eine Versetzung in eine Kleinstadt in Bihar eingebrockt. Dort hat er sich mit seiner Frau Manjari (Raveena Tandon) und ihrer Tochter kaum eingelebt, eckt er schon an: der örtlich Parlamentsvertreter Bachoo Yadav (Sayaji Shinde) terrorisiert die Gegend mit seiner Bande, kauft sich Polizei und Justiz nach Gutdünken und wird vom Volk dennoch geliebt. Die Polizei ist machtlos. Und als Singh etwas unternehmen will, wird er von seinem Vorgsetzten suspendiert. Doch so schnell lösst sich Singh nicht einschüchtern ...
Mit "Shool" gibt E. Nivas, der junge Schützling von Ram Gopal Varma, sein Regiedebüt. Der Einfluss des Mentors ist offensichtlich - nicht nur, weil Varma als Autor und Produzent auftritt, sondern weil Varmas Hit Satya sich ebenfalls mit Korruption und Gangstern beschäftigte. Doch "Shool" widmet sich der anderen Seite, dem ehrenhaften Polizisten, der vergebens gegen die Wand aus Vetternwirtschaft und Kriminalität ankämpft. "Shool" ist sicherlich kein schöner Film - die Farben wirken blass, die Songs spärlich, die Moral bitter - doch es ist einer, der über 138 Minuten packt, aufrüttelt, frustriert und schockiert. Etwa in dieser Reihenfolge.
Gepackt wird man von der starken Leistung der Akteure. Manoj Bajpai ist superb, Raveena Tandon in ihrer unglamourösen Rolle nicht minder toll und Sayaji Shinde als beliebter Bösewicht eine Entdeckung. Shinde spielt seine Rolle mit Ironie, aber dies mit realistischem Resultat. Es gibt eine Szene im Parlament, bei der ein Politiker den Bau eines Dammes vorschlägt, um Elektrizität zu gewinnen. Shindes Politiker Yadav, der sich als Bauernvertreter sieht, opponiert und argumentiert auf dümmste Art. Er meint, man könne dem Wasser doch die Energie nicht rauben. Das sei, wie man einem Menschen das Leben nehme. Die Andeutung ist mehrfach auslegbar. Zum einen: hey, halts Maul, oder ich leg dich um. Oder auf einer viel wörtlicheren Ebene: dieser Mann hat keine Ahnung, aber die ungebildeten Leute glauben es ihm. Er kann sie manipulieren und lenken, wie er will.
"Shool" rüttelt in solchen Momenten auf. Indien hat ein Problem mit seinen Behörden - das ist nichts Neues und wird in Bollywood oft auch etwas übertrieben. Doch der realistische Ansatz zahlt sich hier aus. Und deshalb stellt sich bald Frust ein. Was kann man dagegen tun als ehrlicher Mensch? Wie lässt sich dieses Krebsgeschwür der Demokratie entfernen? "Shool" gibt darauf keine einfachen Antworten. Nachdem Singh ein paar harte Schicksalsschläge einstecken muss, greift er zum letzten Mittel - und da schockiert "Shool" natürlich. Ist Selbstjustiz eine Lösung? Wohl kaum, aber es gibt dem Film das Gefühl, einen Abschluss gefunden zu haben. Unser aufgestauter Hass wird abgebaut. Doch wenn die Credits rollen, ist klar, das war eine Verzweiflungstat, kein Patent. Und sicher kein glorioses Happy End. Wer Politiker erschiesst, hat nicht gewonnen. Der Schluss bleibt diffus, das kann man nicht anders sagen, aber obwohl einiger Fragwürdigkeiten bleibt "Shool" ein souveränder, spannender Film.
Passen da Songs hinein? Nicht wirklich. Es hat auch nur wenige. Herauszuheben ist "UP Bihar", eine rassige Nummer, in der Shilpa Shetty für einen Tanz-Auftritt ihren Luxuskörper schwingen darf. Eine Augenweide inmitten von Tristesse. "Shool" ist keine einfache Kost, aber sehenswert ... die DVD von "21st Century" ist indes eine Beleidigung. Die Untertitel liefen nicht synchron und im Mittelteil fielen sie für 15 Minuten aus. Gegen Schluss begann dann auch noch das Bild zu stocken und ich habe nicht alles mitbekommen. Kann also sein, dass das Ende problematischer ist, als das, was ich mitbekommen habe.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: E. Nivas

Thrillerdrama

Spannung * * *

Action * *

Trade classification: Average

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S h r e e   4 2 0

Reviewed 7.5.05

Indien 1955 Raj (Raj Kapoor) ist gebildet, ehrlich und gutmütig. Mit diesen Eigenschaften kommt man als Mann vom Lande in der Grossstadt Bombay aber nicht weit. Geld erbettelt er nur wenig und das Geld, das er beim Pfandleiher für seine Ehrlichkeits-Medaille bekommen hat, wird ihm nach ein paar Minuten bereits geklaut. Aber Raj nimmts locker. Er interessiert sich mehr für eine Frau, als für sein Dilemma: Sie heisst Vidya (Nargis) und ist eine ebenfalls verarmte Lehrerin. Die zwei verlieben sich und wollen heiraten. Raj hat sogar endlich einen Job in einer Büglerei. Für diese Arbeit muss er einmal die reiche Maya (Nadira) besuchen, die sein Talent für Kartenspiel erkennt. Sie kleidet ihn nobel ein und macht mit ihm grosse Kasse. Danach wirft sie ihn raus. Doch er ist dem schmierigen Baumwoll-Millionär Seth Sonachand Dharmanand (Nemo) aufgefallen. Er nimmt Raj unter seine Fittiche und macht ihn mit fragwürdigen Methoden reich. Vidya hält ihn aber nun für einen 420 (der Strafartikel für Betrüger) und will ihn aus dem Sumpf aus Geld, Macht und Korruption herausholen.
"Shree 420" ist Raj Kapoors dritter Hit als Regisseur nach
Barsaat und Awaara. Seine Markenzeichen hat er noch ausgearbeitet, die Zugänglichkeit für die Massen erhöht. Entstanden ist ein sozialkritischer Film, der nie seinen Zugang zu den wichtigsten Zuschauern verliert: Den ärmeren Bevölkerungsschichten. Inhaltlich ist Kapoors Kritik an Geld und Reichtum deshalb denkbar simpel gestrickt. Man kann sogar soweit gehen, und sie als demagogisch abtun. Ein schönes Kleid verwandelt sich nach dem Abwerfen in Schlangen (!), reiche Leute agieren wie Hunde und reiche Frauen entpuppen sich als klassische Vamps. Sehr symbolisch ist auch Rajs verpfändung seiner Goldmedaille, die er für seine Ehrlichkeit bekommen hat. "Du verkaufst deine Ehrlichkeit?" fragt der Pfandleiher prophetisch.
Dem gegenüber steht die ehrenvolle Arme Vidya (ein Namen für die Göttin der Weisheit). Kapoor spielt mit den Bollywood-konformen Stereotypen von der reinen Madonna (Vidya) und dem verruchten Vamp (Maya) auf klassische Weise und baut sie in seine Anti-Reichtums-Parabel ein. Da in Bollywood schliesslich selten etwas subtil dargeboten wird, sollte man von "Showman" Kapoor auch nicht viel anderes erwarten. Er will seine Message herüberbringen, dass Geld korrumpiert, dass Reichtum verseucht und dass Armut wenigstens das Wesen eines Menschen rein hält. In "Shree 420" wird dies kiemlich kitschig, vereinfacht und populistisch vermittelt.
Aber eben auch sehr unterhaltsam. Raj Kapoor wäre nicht der Star, der er ist, wenn er seine Botschaften kompliziert verschlüsseln würde oder wenn er neben seinem Anliegen auch grosses Unterhaltungspotenzial präsentieren würde. Genau das tut er: Die Songs sind klasse. Am bekanntesten ist Mukeshs herrlicher "
Mera joota hai Japani", der mit dem bekannten Satz "phir bhi dil hai Hindustani" endet - "Meine Schuhe sind japanisch, meine Hosen englisch, der Hut auf meinem Kopf russisch, aber mein Herz ist indisch". Den Track inszenierte Kapoor ganz im Stile eines Charlie-Chaplin-Auftritts. Kapoor war ein grosser Chaplin-Fan, doch hier schuf er eine Figur, die ganz nahe dran ist am Vorbild - inklusive dem Schlussbild, das an Chaplins "Modern Times" erinnert.
"Dil Ka Haal Sune Dilwala" ist schwungvoll, "Eechak Daana, Beechak Daana" sehr amüsant und auch der Rest der Lieder sehr gefällig. Neben den Songs faszinieren die Schauspieler. Raj Kapoor selbst perfektioniert besagtes Chaplin-Abbild und seine Dauer-Partnerin Nargis spielt mal wieder voller Leidenschaft und Aufopferung. Da die zwei sich danach privat getrennt haben, gingen sie auch künstlerisch separate Wege - nur in Jagte Raho gönnte sich Nargis einen bezaubernden Gastauftritt zum Filmende. Nadira, die in Rajs "Aan" debütiert hat, gibt den Vamp perfekt und Remo ist sozusagen das perfektionierte Feindbild des schmierigen, geldsüchtigen Kapitalisten.
Wo "Shree 420" nicht ganz an Awaara anknüpfen kann, ist die Bildsprache. Zwar leistet sich Kapoor auch diesmal manch wunderbaren Shot und kopiert auch ein paar legendäre Einstellungen aus früheren Filmen (die ausgestreckten Arme, die wie von der Kamera ausgehen zum Beispiel), doch generell wirkt der Film etwas hemdsärmliger. Er ist eher dank seiner Inszenierung, seinen Songs und seinen Stars poetisch, als durch seine Bilder. All dies sollte keineswegs abschrecken. Trotz seiner massentauglichen sozialkritischen Anti-Materialismus-Botschaft, die einem regelrecht eingetrichtert wird, ist "Shree 420" hochstehendes Bollywood-Kino. Und einfach wahnsinnig unterhaltsam!

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternative Titel: Mr. 420; Shri 420; Der Prinz von Piplinagar
Regie: Raj Kapoor

Tragikomödie

Humor * *

Spannung * *

Trade classification: Blockbuster

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S h u k r i y a

Reviewed 2.11.04

Indien 2004 Sanam (Shriya Saran) führt ein wunderbares Leben in London. Ihr Vater Karan Jindal (Anupam Kher) liebt sie über alles und hat dank seiner Firma für die Familie vorgesorgt. Mutter Sandhya (Rati Agnihotri) und Schwester Anjali komplettieren die Familienidylle. Was Sanam zum Glück fehlt ist eine Ehe. Karan will sie gerne mit ihrem Jugendfreund Yash (Indraneil) verheiraten, doch zu dem fühlt sie sich nur freundschaftlich hingezogen, nicht romantisch. Da trifft Sanam den Musiker Ricky (Aftab Shivdasani) und verliebt sich Hals über Kopf. Bevor sie ihn richtig kennenlernen kann, stirbt er bei einem Autounfall, ohne dass sie etwas davon mitbekommt. Wenig später taucht er im Hause Jindal auf - doch es ist bloss Rickys Körper, beseelt von niemand anderem als dem Tod. Der Tod will Karan nämlich zu seinem 60. Geburtstag zu sich holen und möchte die Zeit bis dahin auf der Erde verbringen. Er verliebt sich natürlich in Sanam.
Der Hollywood-Klassiker "Death Takes a Holiday" (1934) bot 64 Jahre später Stoff für das Remake "Meet Joe Black" mit Brad Pitt und Anthony Hopkins. Wiederum sechs Jahre später langt nun auch Bollywood zu und verfilmt die Vorlage neu - wobei Regiedebütant Anupam Sinha beinahe komplett bei Martin Brests Version von 1998 dranbleibt und das Ur-Original wohl gar nie gesehen hat. Seis drum, Aftab Shivdasani spielt jedenfalls Brad Pitts Rolle und macht seine Arbeit ganz okay. Anupam Kher springt für Anthony Hopkins ein und verleiht dem Part viel Gefühl. Es ist eine von Khers besseren Rollen der letzen Zeit. Die hübsche
Shriya Saran hat zwar nicht soviel Tragik wie Claire Forlani in der Vorlage, ist aber angenehm fürs Auge. Blass bleibt hingegen der Debütant Indaneil.
Die Schauspieler sind denn auch der einzig "neue" Reiz, da der Plot so nahe an der Vorlage bleibt. Es gibt höchstens kleine Nuancen. So ist Ricky Bollywood-gerecht ein Musiker und seine Romanze vor seinem Tod ist weiter entwickelt als jene von Brad und Claire in "Meet Joe Black". Darum nimmt die Vor-Tod-Phase in "Shukriya" auch glatt eine Stunde ein. Doch keine Angst: Alles in allem ist die indische Version trotzdem kürzer. Ja das gibts, schliesslich war "Meet Joe Black" satte drei Stunden lang und das Remake bloss 137. In der zweiten Filmhälfte strafft Anupam Sinha den Film nämlich gehörig, einige Nebenhandlungen werden fallen gelassen so etwa jene um die Betrügereien in Khers / Hopkins' Firma oder auch das Dilemma des Todes, dass es einen "Stau" bei den Seelen gibt, wenn er nicht arbeitet. Durch diese Kürzungen erhalten die Romanze und die Beziehung des Todes mit Karan mehr Gewicht. Während die Lovestory tatsächlich wenig hergibt, ist Khers bewusstes Erleben seiner letzten Lebenstage doch sehr bewegend und mündet in ein tränenreiches Finale - das freilich ebenfalls fast 1:1 kopiert ist.
Ein letzter grosser Unterschied bleibt: Die Songs, die in Martin Brests Film natürlich fehlen. Hier gibt es ein halbes Dutzend, die meisten recht gefällig, gedreht in der Schweiz, Indien und London. "Aankhon Aankhon Mein" ist die heisseste Nummer, der Panjabi-Track "Ne Soniye" wegen seiner farbenfrohen Gruppeninszenierung wohl der ansteckendste Song. Mit akzeptabler Musik, soliden Akteuren und einer berührenden Geschichte (egal wie oft man sie nun schon gesehen hat) ist "Shukriya" stets bekömmlich - aber niemals herausragend. Eigentlich fast wie der edle aber endlose "Meet Joe Black". Der hatte halt einfach noch Brad Pitt dazu.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel:
Shukriya: Till Death Do Us Apart...
Regie: Anupam Sinha

Liebesdrama

Gefühl * * *

Spannung *

Trade classification: Flop

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S h w a a s

Reviewed 23.3.05

Indien 2004 Opa Vichare (Arun Nalawade) fährt mit seiem Enkel Paarsha (Ashwin Chitale) in die Stadt. Der Bub leidet an Sehschwäche. Dr. Milind Sane (Sandeep Kulkarni) führt einige Untersuchungen durch und stellt die erschütternde Diagnose: Paarsha hat an beiden Augen einen Netzhaus-Krebs. Er muss so schnell wie möglich operiert werden, sonst stirbt er. Doch eine Operation bedeutet, dass ihm beide Augen entfernt werden müssen. Vichare bringt es nicht übers Herz, dem Enkel zu erzählen, dass er blind sein wird. Die Sozialarbeiterin Asawari (Amruta Subhash) will ihm beistehen.
Obwohl Mumbai, das Zentrum der Hindi-sprachigen Bollywood-Filmindustrie, im Bundesstaat Maharashtra liegt, konnte sich in dieser Region ein eigenständiges regionales Kino entwickeln. Doch das Marathi-Filmeschaffen sorgt in letzter Zeit selten für nationales Interesse. Der letzte nationale Preisträger "
Shyamchi Aai" ist 50 Jahre alt. Deshalb wurde "Shwaas" als frischer Wind für Maharashtras Kino gewertet. Regiedebütant Sandeep Sawant konnte mit seinem Film Kritiker begeistern und sackte den nationalen Filmpreis ein - dazu ein gutes Dutzend weiterer wichtiger Auszeichnungen. Zudem war der Film Indiens Beitrag für die "Academy Awards". Für eine "Oscar"-Nomination reichte es aber nicht. Zurecht, wie ich finde, denn bei aller Sympathie: "Shwaas" ist ein simpel gestrickter Streifen.
Die Sympathie rührt nicht nur daher, dass der Film in Marathi gefilmt ist. Vielmehr daher, dass das Budget minim war, die Schauspieler auch als Produzenten walten mussten und die meisten Beteiligten wenig Ahnung vom Filmemachen hatten. Das sieht man ihm oft an, doch auf jeden Fall kriegt er einen ganz fetten Bonus für "Effort". Er ist auch zweifellos bewegend. Der Grossvater spielt den Dörfler mit einer Einfachheit, die nie zur Einfalt hinüberfällt. Und der Enkel hat mit seinem giftigen Blick manch gute Szene, wenngleich er nach einer gewissen Zeit etwas anstrengend wird.
"Shwaas" packt sein einfaches Thema zudem mit Einfachheit und Herz an. Ich hatte an einigen Stellen feuchte Augen. Doch "Shwaas" ist ebenso manipulativ wie die Bollywood-Schinken, obwohl der Film weder Songs, noch Tanz, Überlänge oder Stars aufweist. Sawant spielt das Klavier der Emotionen nur etwas verlogener, indem er sich als Arthaus-Streifen ausgibt. In diese Nische sollte man ihn gar nicht erst tun. Dazu ist er zu plump. Die Tricks, die Sawant für die Emotionen einsetzt, sind durchschaubar, das Ertzähltempo lethargisch. Ich meine nicht langsam - ich meine schleppend. Manche Szenen sind einfach viel zu lang. Ich reklamiere keinen schnelleren Schnitt, aber muss eine Sequenz, in der sich der Grossvater um eine Unterschrift unter das Operationsformular drückt, wirklich 10 Minuten dauern? Etliche Passagen sind so lange für maximalen Effekt ausgewalzt, dass man sich zu ärgern beginnt. "Shwaas" hätte man in 30 Minuten erzählen können. Mit entsprechender Gewichtung durch bedeutungsvolle Langsamkeit vielleicht doppelt so lang. Aber 107 Minuten? Wenn man endlich am Ende ankommt und sieht, auf welches simple Resultat der Film heraus will, fühlt man sich fast betrogen.
Ich bin ja durchaus empfänglich für diese Art von Schmalz und gebe knappe 3 Sterne. Doch man sollte den Film nicht höher gewichten, als er es verdient hat. Er ist liebevoll gemacht, ansprechend gespielt und bietet in den Rückblenden beeindruckende Bilder - um die Landschaften zu zeigen, auf die der Kleine in Zukunft verzichten muss. Doch "Shwaas" trägt extrem dick auf, hat ein paar schwach aufspielende Nebendarsteller und macht jeden Punkt mehrmals. Und nochmals. Bis man schreien möchte "Ja, ich habs kapiert! Ich bin gerührt! Also macht endlich weiter im Text!"
Den grossen Konfrontationen, zum Beispiel ein Streit zwischen Opa und Mutter, geht "Shwaas" stets aus dem Weg. Er gibt sich versöhnlich und gefällig, gefühlvoll und einfach. In gewissem Sinne ist er Indiens Antwort auf all die Miramax-Schnulzen, die die "Academy Awards" immer wieder stürmen. Opa und blindes Kind, das ist nicht nur die Formel aus "Azzurro", das ist vielmehr Gerüst für hunderte derartiger Filme von "Central Station" bis "Kolya". Und Indien spielt nicht in dieser Liga mit. Wenn das Land wirklich eine "Oscar"-Nomination will, muss es nicht jene Genres nachäffen, die die anderen besser machen. Vielmehr muss sich Indien auf seine Filmtradition besinnen, ein exquisites, opulentes Bollywood-Epos schaffen, das auch ein wenig Tiefgang hat. Dieses international an Festivals promoten - und ein zweites Lagaan wäre da. "Shwaas" hingegen geht im Sumpf internationaler Gutmensch-Independent-Filmen spielend unter. Er ist süss, einfach, traurig - aber beim besten Willen kein Preis-Material!

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Marathi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: A Breath
Regie: Sandeep Sawant

Melodrama

Gefühl * * *

Spannung *

Trade classification: -

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S i l s i l a

Reviewed 1.10.04

Indien 1981 Amit Malhotra (Amitabh Bachchan) ist ein Poet. In seinem Leben sind ihm zwei Menschen besonders wichtig: Die schöne Chandni (Rekha), in die er sich erst vor kurzem verliebt hat - und natürlich sein Bruder Shekhar (Shashi Kapoor), der seit dem Tod des Vaters die Stütze seines Lebens ist. Shekhar ist Kampfpilot und mit Shobha (Jaya Bachchan-Bhaduri) liiert. Die beiden wollen heiraten. Doch da stürzt Shekhar bei einem Manöver ab. Es stellt sich heraus, dass Shobha schwanger von ihm ist. Wer würde sie nun jemals heiraten? Amit fühlt sich verpflichtet, zu helfen. Er opfert seine eigene Liebe und heiratet Shobha. Sie hat zwar eine Fehlgeburt, aber langsam reift die Liebe zwischen dem Paar. Vor allem bei Shobha wird aus Dankbarkeit schnell Zuneigung. Doch da taucht Chandni auf. Sie ist inzwischen mit Dr. V. K. Anand (Sanjeev Kumar) verheiratet, die Liebe zu Amit flammt aber dennoch bald wieder auf ...
"Silsila" war 1981 ein Flop. Das verwundert, denn die Publicity war enorm. Der Plot hat nämlich Parallelen zum realen Leben. Amitabh und Rekha wurde damals eine Affäre nachgesagt - Amitabhs Ehe mit Jaya steckte in einer Krise. Chopra castete die drei mutigerweise zusammen und sorgte so für Gratiswerbung. Der Umstand, dass der Plot doch recht gewagt war für die frühen 80er, hielt die Leute dennoch vom Kino fern. Wie so oft bei Chopras Flops entwickelte sich "Silsala" erst später zum angesehenen Werk. Im Kanon des grossen Regisseurs ist er weder der beste noch der spannendste oder der unterhaltsamste. Aber er ist einer von Yashjis reifsten.
Die Darsteller sind gut, weiter würde ich nicht gehen. Jaya beginnt mässig wird aber besser. Und Rekha bleibt konstant im oberen Mittelfeld. Amitabh ist okay, aber Angry-Young-Man-Rollen stehen ihm besser; und für würdevoll gesetztere Rollen war er damals noch etwas jung. So jung aber auch wieder nicht, dass er in einer Szene duschend mit Shashi Kapoor gezeigt werden muss. Die zwei machen sogar noch einen "heb' mal die Seife auf"-Witz. O je. Und um die üblen Anblicke gleich hinter mich zu bringen: Amitabhs Versuche, zu Tanzen, sind mal wieder eher peinlich - vor allem im Vergleich zu Rekha, die im Song "Pehli Pehli, Baar Dekha" eine souveräne Sohle aufs Pakett legt. Die rassige Nummer ist neben "Sarse Sarke Sarke Chunariya" auch die beste im Score von Shiv-Hari. Letztendlich überzeugt auch "Rang Barse Bhege Chunarwali" als groovige Holi-Nummer. Der Rest des Soundtracks, vorwiegend Balladen, ist nicht ganz mein Ding.
Mit guten Akteuren und guter Musik ist ja schon mal viel getan. Das gewagte Thema gibt auch Bonus. Und Chopra ist ein guter Erzähler, weshalb der Film zum überdurchschnittlichen Liebesdrama heranreift. Die Schwächen sind offensichtlich: Das etwas einfache Ende gehört dazu, die Überlänge ebenfalls. Doch diese reichen nicht, um den Film nachhaltig zu schwächen. Ich höre mich vielleicht nicht ganz heissblütig an bei dieser Kritik, was daran liegt, dass ich eher sachliche 3½ Sterne gebe. Es ist keine leidenschaftliche Entscheidung, weil mich der Film wohl kaum zum wieder-Angucken animierte. Er ist gut, ja vielleicht sogar sehr gut, aber er wird wohl nie zu meinen Chopra-Favoriten gehören.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternativer Titel: Die Affäre (Übersetzung)
Regie: Yash Chopra

Liebesdrama

Gefühl * * *

Humor *

Trade classification: Flop

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S i n g a p o r e

Reviewed 4.12.04

Indien / Malaya 1960 Shyam (Shammi Kapoor) lebt in Bombay und ist der Manager einer Gummiplantage in Singapur. Eines Tages bekommt er einen Anruf seines Freundes Ramesh (Lilian) aus Singapur. Er redet von einem Schatz - dann bricht das Gespräch ab. Ramesh wird aus dem Büro verschleppt. Shyam ist beunruhigt und fliegt nach Singapur. Im Flugzeug freundet er sich mit der hübschen Maria an (die malayische Schauspielerin Maria Menado), mit der er in Singapur viel Zeit verbringt. Er trifft dabei auch auf Lata (Padmini), eine indische Tänzerin, die sich in Shyam verliebt. Ihre Schwester ist niemand anderes als Shobha (Shashikala), die Freundin von Ramesh. Zusammen machen sie sich auf die Suche nach dem Entführten und kommen dabei einem Gangstersyndikat auf die Spur, dem Inder und Chinesen angehören. Einer ihrer Handlanger ist Shivdas (K.N. Singh) - Latas Vater!
"Singapore" war die erste Zusammenarbeit von Shakti Samanta und Shammi Kapoor. Die beiden passen blendend zusammen - doch "Singapore" ist dafür kein wirklich guter Beweis. In An Evening in Paris harmonieren Star und Regisseur deutlich besser. "Singapore" hat seine Momente, doch er bildet kein ideales Shammi-Vehikel und liefert auch nicht das Ausmass an Früh-Masala-Unterhaltungskino, das Samanta so gut beherrschte.
"Singapore" mischt zwar auch bereits manche Genres, ist im Grunde aber ein normaler Thriller. Es gibt Humor, es gibt Romantik - doch beides nur in kleinen Dosen und nicht wirklich ausgereift. Das wäre kein Problem, wenn er als Thriller überzeugen würde. Tut er aber nicht. Samanta inszeniert öde, der Film ist viel zu dialoglastig, der Plot zu plump. Die Bösewichtin unter der Maske ist auch im Nu erraten und selbst das "actionreiche" Finale verliert an Dynamik, da es immer wieder durch endlosen Funkverkehr unterbrochen und in die Länge gezogen wird.
Dennoch ist der Film kein totaler Reinfall. Shammi macht Laune und das internationale Flair von Singapur ist sehenswert. Bei einer Stadtrundfahrt kommen die Akteure an einem Shaw Brothers-Kino vorbei, in dem gerade "Rio Bravo" läuft. So etwas finde ich immer reizvoll, da es den Film in einer Zeit positioniert und, wenn auch nur im Vorbeigehen, kurz die Kultur eines Ortes zu einem bestimmten Zeitpunkt Schnappschuss-artig einfängt.
Nicht zu vergessen die Songs, die bei einem Shammi-Film immer von grosser Wichtigkeit sind: Sie enttäuschen nicht und sind v.a. in der zweiten Hälfte schmissig - doch in der ersten Hälfte gibt es ein paar flaue Tracks und in der zweiten sind sie nicht ideal platziert. Also auch hier: durchzogen. "Singapore" ist ein Film, den man anschauen kann, aber nicht muss. Schwarzweissfilme waren sowieso nie das ideale Medium für Shammi, da sein eklektisches Spiel regelrecht nach Farbtupfern schrie. "Singapore" hat keine Farbe und auch nur wenig Elan. Durchschnitt, also.
Nachtrag: "Singapore" ist eine indisch-malayische Co-Produktion. Malaya war nach der Unabhängigkeit von England zwischen 1957 und 1963 der Vorläufer von Malaysia. Die Stadt Singapur gehörte Malaya nicht an und blieb britisch, trat jedoch 1963 Malaysia bei - bis zur Eigenständigkeit zwei Jahre später. Da ein Grossteil des Films in Singapur spielt, ist die exakte Art der Co-Pproduktion schwer zu erklären. Indien / GB wäre auch nicht ganz falsch.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Shakti Samanta

Thriller

Humor * *

Spannung *

Trade classification: -

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S o l d i e r

Indien 1998 Vier Männer betreiben in Indien einen blühenden Handel mit Waffen, die sie der Armee abnehmen. Als Major Malhotra das üble Spiel aufdeckt, wird er von ihnen erschossen und als Verräter gebrandmarkt, der nicht einmal eine Beerdigung kriegt. 20 Jahre später tötet der Killer Vijay (Bobby Deol) einen der vier Männer und reist dann nach Sydney, wo er sich in Preity (Preity Zinta) verliebt. Sie ist die Tochter von Pratap (Suresh Oberoi), ebenfalls einer der vier Männer. Vijays Auftrag ist eigentlich, Pratap zu töten. Der Auftrag kommt von einem der vier. Und Vijays Todesliste ist noch länger.
Was für ein Gugus. Die ersten 2 Stunden des Films sind schwer zusammenzufassen und in der letzten überschlagen sich die Ereignisse auf gar absurde, wirre Art. Zum Schluss kommt man nicht mehr draus, man weiss aber, dass sich das Werk zum Rächer-Streifen gewandelt hat. Dann weiss man auch endlich, dass man mit Bobby Deol (Ajnabi, Humraaz) Sympathie haben soll. Ich mag den Schauspieler nicht sonderlich und "Soldier" machte es mir noch schwerer. Schliesslich spielt er am Anfang einen eiskalten Killer und zwischen den Flirts mit Preity Zinta und den "Gags" mit Johnny Lever tötet er mal schnell ein paar Leute. Also, ich helf euch: Er ist der Held. Ihr dürft auf seiner Seite sein. Weiss man das nicht, hat "Soldier" keine Identifikationsfigur - und ist damit schlicht schlecht. Weitere Probleme: Preity in ihren Schauspieldebüt ist am Anfang zu zapplig, und wenn sie endlich gut wird, verschwindet sie geradezu aus dem Film. Die patriotischen Szenen nerven. Habe ich erwähnt, dass die Story konfus ist? Ah und es hat ziemlich absonderliche kleine Details wie ein Hai im Hafenbecken von Sydney oder die zierliche Preity auf 20cm-Absätzen. Ihr solltet "Soldier" meiden. Das eigentlich kompetente Regie-Brüderpaar Abbas-Mastan (Humraaz, Chori Chori Chupke Chupke) hätte bei der Geschichte nochmals über die Bücher sollen. So, wie sie sie uns vorlegen, ist sie jedenfalls ungeniessbar.
Auf DVD erhältlich - ich habe die indische Version (Code 0) in Hindi mit englischen UT gesehen.
Regie: Abbas-Mastan

Thriller

Spannung *

Action *

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S s s s h h h . . .

Reviewed 29.12.03

Indien 2003 Am Simon College in der indischen Gebirgsstadt Simla passieren mysteriöse Morde: Ein maskierter Killer hat die Schülerin Malini (Simone Singh) und ihren Freund getötet und hat es nun auf das Umfeld von Malinis Schwester Mahek (Tanisha) abgesehen. Somit sind auch ihr Kumpel Rocky (Dino Morea) und der Neuling Sooraj (Karan Nath) bedroht, die aber noch immer genug Zeit finden, um Mahek zu buhlen.
Und noch ein Bollywood-Streifen, der meint, er sei ein Teenie-Slasher. Am Anfang könnte man ja noch denken, "Sssshhh..." wird wenigstens nicht übler als all die schwachen US-"Scream"-Plagiate. Weit gefehlt: "Sssshhh..." unterbietet sie alle. Die Maske des Killers sieht aus wie ein Clown. Wieso? Nicht thematisiert. Der Killer schafft es immer, am rechten Ort zur rechten Zeit zu sein - ja sogar vier Meter unter Meer bei einer gottverlassenen Insel. Wieso? Nicht thematisiert. All die Teenies scheinen die Morde um sie herum zudem ziemlich easy zu nehmen: Mord - Party - Mord - Ferien - Mord - Finale. So etwa könnte man den Film umschreiben. Dazwischen die "Girl meint, ihr Freund sei der Killer"-Szene aus "Scream". Die "Jennifer Love-Hewitt schreit den nicht anwesenden Killer an"-Szene aus "I Know What You Did Last Summer". Viel falsche Schocks mit lauten Tönen. Und überhaupt keine Originalität. Schlimm genug, aber dann dauert der Quatsch noch satte 167 Minuten - mit ein Grund, weshalb "Sssshhh..." noch eine Spur schlechter ist als das "I Know What You Did Last Summer"-Plagiat Kucch to Hai.
Highlights sind an einer Hand abzuzählen: Der Punjabi-Disco-Song "Ishq da mara hal..." fetzt, die Jungs waren genug lange Im Fitnessstudio und Kajols Schwester Tanisha gibt ihr Debüt. Der Umstand dass sie es gibt ist das Highlight. Wie sie es gibt, ist unteres Mittelmass. Die junge Dame sollte sich so schnell wie möglich einen neuen Job suchen. Gleiches gilt für die meisten im Cast. Auch Dino Morea. Das Model war gut in Raaz und kann ganz adrett sein im richtigen Film, doch in "Sssshhh..." wirkt er gelangweilt und sollte dringenst seine Haare schneiden - oder wenigstens weniger schleimen. Er sieht aus wie ein schlechter Abklatsch von John Abraham. Das hat der Junge nicht nötig. Er sieht gut aus, kann (manchmal) spielen - also wieso so einen Karrie-Suizid begehen? Vielleicht wird ihn Bipasha Basu mit dem Anfang '04 erscheinenden
Ishq Hai Tumse nochmals hochrappeln.
"Ssshhh..." könnt ihr euch also getrost sparen. Schwache Akteure in voraussehbaren Klischeesituationen, kaum Spannung, viele Logiklöcher, mässige Songs und ein doofes Finale mit einem albernen Motiv und einem unnötig selbstjustizlerischem, zweitletzten Todesfall. Über "Sssshhh..." sollte man eigentlich bloss Schweigen.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Regie: Pawan Kaul

Horrorfilm

Spannung * *

Gewalt * *

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S t y l e

Reviewed 15.1.05

Indien 2001 Bantu (Sharman Joshi) und Chantu (Sahil Khan) sind die besten Freunde. Sie besuchen ein modernes College und verbringen die Zeit damit, ihren Mitschülern Streiche zu spielen - vor allem den weiblichen. Ihre neusten Opfer sind die Freundinnen Sheena (Riya Sen) und Rani (Shilpi Mudgal). Die beiden sind aber mit allen Wassern gewaschen und geben den Jungs zünftig zurück. Als Bantu und Chantu einem reichen, aber unbeliebten Kumpel mit einem Trick zu einem Date verhelfen, revanchieren sich die Mädels und das Resultat ist verheerend: Die Jungs können in einem Fünfsterne-Restaurant nicht bezahlen und werden verprügelt. Dadurch entdecken sie erst, wie wichtig im Leben Geld und Einfluss sind. Aus diesem Grund wollen sie zwei reiche Damen heiraten: Sheena und Rani! Doch ihre mysteriöse Turnlehrerin (Tara Deshpande) macht ihnen vorerst einen Strich durch die Rechnung.
N. Chandra ("Tezaab") begibt sich mit "Style" auf College-Komödien-Terrain - jedenfalls für einen Grossteil von "Style". Das heisst wir kommen in den Genuss von schicken Teens, grellen Kleidern, infantilen Streichen und was-sich-liebt-das-neckt-sich-Romantik. Nichts, was man nicht längst kennt, und sei es aus der ersten Hälfte von Kuch Kuch Hota Hai. Chandra schafft es nicht, dem Thema einen neuen Twist zu geben - im Gegenteil: Die ganze Handlung besteht lange Zeit daraus, dass die Jungs den Mädels Streiche spielen. Und umgekehrt.
Erst wenn Chandra davon abkommt und Moral in die Story einfliessen lässt, geht es langsam bergab. Den Tiefpunkt erreicht er mit der Einbindung einer lächerlichen Thriller-Story, die ich leider nur teilweise mitbekommen habe, da meine DVD (danke "Spark"!) in mehreren Kapiteln unüberbrückbare Defekte aufwies. Aber ich werde den Film auf jeden Fall nicht nochmals bestellen, geschweige denn anschauen. Dazu ist er zu plump. Vor allem das repetitive und uneinheitliche Drehbuch ist lausig und schleppt sich über die übertrieben Laufzeit dahin.
Besser kommen die frischen Akteure weg, die alle als Debütanten eingeführt werden: Sharman Joshi ist der charmanteste der Truppe, doch er hat eher das Potential zum Nebendarsteller. In der Tat kam er spätestens mit Shaadi No.1 auf diesen Trip. Dort spielt auch Riya Sen wieder mit, die hier ein sexy Debüt ablegte. Riya ist ein süsses Mädchen und brachte es aus dem Team am weitesten - aber mangels Schauspieltalent wird auch sie wohl stets in die zweite Reihe delegiert werden. Fadestes Mitglied des Quartetts ist Shilpi Mudgal, während das auffallendste Sahil Khan ist. Der wohl proportionierte Kerl versucht sich in einer "muskulöser Schalk"-Rolle, die Salman Khan normalerweise bestens meistert. Ein wirklich guter Schauspieler ist Sahil nicht, doch als einziger dieser Neulinge hat er später die Kraft für Hauptrollen bewiesen - wenn auch in marginalen Filmen.
Mehr ist an "Style" einfach nicht dran. Die Songs sind durchschnittlich, die Machart beliebig, von Stil kann man nicht gross reden. So lange geblödelt wird, bleibt die Chose halbwegs unterhaltsam, doch mit dem Abdriften Richtung Thriller verliert sie völlig an Schwung. "Style" bleibt deshalb höchstens darum von Interesse, weil hier vier spätere B- und C-Stars debütierten. Und weil N. Chandra nicht so schnell aufgab und zwei Jahre später eine inoffizielle Fortsetzung vorlegte: Xcuse me!

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: N. Chandra

Komödie

Humor * *

Spannung *

Trade classification: Above Average

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S u h a a g

Reviewed 21.3.05

Indien 1979 Der Playboy Vikram Singh (Amjad Khan) hat seine Frau Durga (Nirupa Roy) geschwängert und danach verstossen. Selbst als sie mit den geborenen Zwillingen bei ihm vorstellig wird, wirft er sie auf die Strasse. Der schmierige Jaggi (Kader Khan) bietet seine Hilfe an, doch er will Durga nur an ein Bordell verkaufen. Sie entkommt der Prostitution in letzter Sekunde, doch Jaggi haut mit einem der Babys ab. Er verkauft es an den Schnapshändler Pascal (Jeevan). Während aus Amit (Amitabh Bachchan) deshalb ein saufender und prügelnder Kleinkrimineller wird, wächst Kishan (Shashi Kapoor) in Mutters Schoss zu einem ehrenvollen Inspektor heran. Eines Tages begegnen sich Amit und Kishan zufällig und freunden sich trotz unterschiedlichem Hintergrund an. Sie verlieben sich sogar in zwei Frauen, die ohne ihr Wissen verwandt sind: Amit in die Tänzerin und Edel-Kurtisane Vasanti (Rekha), Kishan in die schüchterne Annu (Parveen Babi). Zeit für Liebe bleibt nicht viel, denn es gilt, an Jaggi und Singh Rache zu üben.
Manmohan Desai ist der König der Masala-Movies. Wie kein anderer mischt er alle Genres, generiert Spannung aus dem Trennen und dem Wiedervereinen von Familien ("Lost and Found"-Thema) und spickt die hirnrissigen Plots mit Zufällen bis zum Gehtnichtmehr. In den 70ern, das habe ich schon mehrfach erörtert, war Desai marktbeherrschend. 1977 landete er vier Filme in den Top 5 - darunter den inflationsbereinigt neunterfolgreichsten Film aller Zeiten, Amar Akbar Anthony. Zwei Jahre später konnte er nicht mehr ganz so grandios auftrumpfen, doch "Suhaag" schaffte es immerhin auf Platz zwei der Jahrescharts und liegt heute (Stand 2005) auf Platz 44 der Bestenliste. Nicht übel so ein Rang. Da liegen im US-Vergleich "Bambi" (44), "Batman" (46) oder "Return of the King" (49).
Doch genug der Zahlenspiele. "Suhaag" war ein Superhit, keine Frage. Heute ist er seltsamerweise eher ein Geheimtipp, weil andere von Desais Filmen berühmter wurden. Dabei ist "Suhaag" auch einer der besten Filme des Regisseurs. Er beginnt ungewöhnlich mit den Credits. Desai liebt es sonst, die Credits erst spät im Film zu zeigen. Danach folgt innerhalb einer Viertelstunde mehr Drama, als es eine ganze Seifenoper-Serie in einer Woche fertigbringt. Das ist typisch Desai. Der Plot, ausgedacht von Desais Coolie-Co-Regisseur Prayag Raj (Geraftaar), ist aufgegeleist und für den normalen Menschen ist klar, dass diese Konstellation niemals aufgelöst werden kann. Doch bei Desai ist nichts normal. Sein Universum ist kleiner als jenes von "Star Wars". Das heisst: jeder ist verwandt, verschwägert, befreundet oder verfeindet. Die Helden treffen sich, die Bösewichter kommen zusammen.
Genau das schluckt mancher uneingeweihte Zuschauer nicht so schnell. Ich mag es. Es gehört zum Masala-Feeling, das einen mitreisst und die Emotionen schubweise liefert. In fünfzehn Minuten zerbricht die Welt, danach hat man über zwei Stunden Zeit, sie wieder zusammenzuflicken. Darin liegt aber auch einzige Schwachpunkt von "Suhaag": Das Ende. Innert kürzester Zeit will Desai zuviele lose Handlungsstränge verknüpfen. Für die wichtigste Wiedervereinigung bleibt kaum Zeit. Es folgt eines der absurdesten Actionfinale der Bollywood-Geschichte mit mässigen Bluescreen-Effekten und einem viel zu langen Helikopter-Flug. Es folgt danach zwar Sühne für eine Figur, etwas, was in Bollywood immer möglich ist, doch das Finale hat den Film doch etwas abgewertet.
Der Rest ist umso genialer. Amitabh Bachchan spielt mit immenser Lust und Shashi Kapoor ist der ideale Buddy. Das Casting von Rekha als Konkubine ist vielleicht etwas faul, weil die Konstellation zu sehr nach Muqaddar Ka Sikandar riecht. Doch die zwei haben Chemie. Das belegt auch der Umstand, dass 1979 nur ein Film vor "Suhaag" lag: "Mr. Natwarlal" - mit Big B und Rekha. Die zweite Leading Lady, Parveen Babi (1949-2005) steht etwas nach, ist aber ebenso adrett anzusehen. Zudem hat sie mit Amitabh und Shahsi schon in Filmen wie Deewar und Kaala Patthar gut zusammengearbeitet, weshalb das Trio harmoniert. Starken Support erhält diese Crew von der archetypischen Leidensmutter Nirupa Roy, Kader Khan (der einmal mehr die Dialoge schrieb), Amjad Khan und Jeevan.
Desai ordnet diesen Schauspielern die idealen Rollen zu. Durch frühere Filme sind sie bereits mit ihren Parts verbunden. Desai ist der Letzte, der jemanden gegen den Strich besetzen würde - und das ist in diesem Fall auch nicht nötig. Die Leute kennen die Materie und gönnen sich deshalb auch viel Humor. Etwas, was Desai auch in Amar Akbar Anthony zelebriert hat. Dieser Humor ist herrlich. Ebenso toll die Action, von der die meiste in Singapur und England entstanden ist. Und nicht zuletzt hat der Film bis auf das stotternde Finale ein kongeniales Tempo. Schnitt, Handlung und Dramaturgie ergeben eine enorme Dynamik, die nur gegen Schluss gebremst wird, als Desai zuviele Songs nacheinander bringt. Doch die Songs bringen die Handlung voran, insofern ist dieses Defizit nur ein halbes.
Die Songs generell sind gelungen. "Ek Dali Pe Do Phool" ist ein Leidenslied in typischer Desai-Manier, das läuft, während das unterschiedliche Schicksal der Zwillinge gezeigt wird. "Athara Baras Ki" gibt Rekha Tanz-Möglichkeiten, "Main To Beghar Hu" ist ein Shashi-Parveen-Duett, gefolgt vom lüpfigen "Teri Rab Ne", bei das ganze Quartett mittanzt. "Ae Raam Ne" ist ein farbenfroh inszenierter
Garba-Tanz gefolgt von "Aaj Imtihaan De". Der erinnert etwas an "Salaam-E-Ishq" aus Muqaddar Ka Sikandar, doch zu sehen, wie Rekha Amitabh durch Tanzen vom Trinken abhält, ist wunderbar. Den Abschluss macht der Amitabh-Shashi-Buddy-Track "Ae Yaar Sun".
Zu erzählen gäbe es wohl noch viel, doch letztendlich analysiert man vielleicht zuviel. Masala-Filme wie "Suhaag" sind da, um genossen, nicht zerpflückt zu werden. Das hört sich nach einer Ausrede an, um Defizite eines Films auszublenden - doch ein guter Masala-Streifen macht das eben ganz vom selbst. Niemand würde behaupten, ein Werk wie "Suhaag" sei perfekt. Weit davon entfernt. Doch die schiere Lust daran, dem Publikum alles zu bieten, was das indische Kino der 70er so grossarzig gemacht hat, das reisst mit und lässt einen automatisch kritische Petitessen vergessen.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 PAL (!). Hindi 2.0. Vollbild. In Bild und Ton sehr schlechte Qualität.
Regie: Manmohan Desai

Action-
Tragikomödie

Action * *

Spannung * *

Trade classification: Superhit

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S u j a t a

Reviewed 11.5.05

Indien 1959 Der Ingenieur Upendranath Chowdhury (Tarun Bose) und seine Frau Charu (Sulochana) haben ein Baby namens Rama. Eines Tages bringen jedoch Arbeiter ein Baby vorbei, dessen Eltern bei einer Cholera-Epidemie umkamen. Die aus der Brahmanen-Kaste stammenden Chowdharys nehmen das "unberührbare" Baby nur widerwillig auf und versuchen, es wieder loszuwerden. Doch auch vier Jahre später ist Sujata, wie sie das Mädchen nennen, noch in ihrer Obhut. Tante Giribala (Lalita Pawar), eine strenge Brahmanin, kann damit nichts anfangen und lässt Sujata ihre Ablehnung der niederen Kasten bei jeder Gelegenheit spüren. Jahre später hofft Giribala, ihr Enkel Adhir (Sunil Dutt) möge Rama (Shashikala) heiraten. Die Chowdhurys sind überglücklich. Doch Adhir verliebt sich in Sujata (Nutan).
Nachdem Nutan aus der Schule in der Schweiz nach Indien zurückkehrte, landete sie mit "Seema" ihren ersten Hit sowie ihre erste Filmfare-Auszeichnung. Die zweite holte sie vier Jahre später für Bimal Roys "Sujata" - und dies absolut verdient. Nutans bekannteste und ziemlich sicher auch beste Rolle spielte sie 1963 in Roys Bandini, doch in "Sujata" kann sie ein breiteres Spektrum abdecken - von Liebe über Freude bis zu grenzenloser Trauer. Beinahe ist "Sujata" eine One-Woman-Show von Nutan, doch auch die anderen Beteiligten liefern souveräne Arbeit.
Der Film ist aufgezogen als Kritik am Kastenwesen, ohne wirklich hart gegen diese menschenverachtende Strukturierung der Gesellschaft zu predigen. Letztendlich ist "Sujata" nämlich ein überraschend erbaulicher Film, ein richtiger Aufsteller. Roy schafft es, das gesellschaftlich relevante Thema anzuschneiden, aber gleichsam auf eine Person zu reduzieren und ihr die Chancen zu geben, die den meisten Unberührbaren wohl versagt bleibt. Wäre "Sujata" eine knallharte Abrechnung mit dem Kastenwesen, der Film hätte mehr Szenen wie am Anfang, als Tante Giribala das "falsche" Baby erst liebkost und umgehend wegwirft, als sie hört, es sei das Kind eines unberührbaren Paares.
Es gibt manche Szene, die die Angst und Unwissenheit der Massen aufgreift. Ein Professor erklärt tatsächlich, Unberührbare strömen Gase aus, die für andere Menschen gefährlich seien - das sei wissenschaftlich bewiesen! Das Kastenwesen ist zwar offiziell aufgelöst worden, aber "Sujata" zeigt eindrucksvoll, wie tief die Vorurteile und Normen trotzdem verwurzelt sind. All dies passiert aber eben auf nicht allzu schwermütige oder intellektuelle Art, sondern in leicht zugänglicher und letztendlich auch sehr berührender Weise - ein Verdienst von Roy.
Er schafft es, zu unterhalten und zum Denken anzuregen. Dies mit poetischen Bildern (inklusive einer kurzen Trickfilm-Sequenz), kurzweiliger Inszenierung und hervorragenden Akteuren. Neben Nutan glänzen Lalita Pawar, Tarun Bose und Sulochana. Sunil Dutt wirkt etwas steif, aber dadurch richtet sich das Augenmerk eher auf Nutan, was keine schlechte Sache ist. Selbst die Musik ist gelungen. S.D. Burman schuf einige Klassiker des Hindi-Kinos, vor allem
die durchs Telefon gesungene Nummer "Jalte Hain Jiske Liye" (Talat Mehmood), der von Burman selbst vertonte "Fischergesang" "Sun mere bandhu re", der Aufsteller "Kali Ghata Chhaye" (Asha Bhosle) und der flotte Schwestern-Song "Bachpan ke din bhi" von Asha Bhosle und Geeta Dutt.
An den vier Sternen saust "Sujata" denn auch nur knapp vorbei. Er hat im Mittelteil ein paar Durchhänger, Sunil Dutt ist nicht so gut wie der Rest des Ensembles, der Plot ist etwas voraussehbar und die soziale Botschaft durch Melodramatik etwas verwässert. Trotzdem ist "Sujata" ein starkes Statement gegen Intoleranz - und was noch wichtiger ist: Ein unterhaltsames. Denn nur wenn die Botschaft verständlich und unterhaltsam der Masse präsentiert werden kann, findet sie überhaupt ein Publikum, das seine Ohren spitzen kann. Und sein Herz erwärmen lassen kann. Wenn gegen Schluss Bimal Roy selbst medizinisch beweisen will, dass die Idee von Unberührbarkeit ein Irrwitz ist, ist klar, dass ihm alle Mittel Recht sind und er einen durchaus konstruierten Plot auftischt - aber die Tränen kann man trotzdem kaum zurückhalten.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Bimal Roy

Drama

Spannung * *

Humor *

Trade classification: Hit

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S u l l a n

Reviewed 22.1.05

Indien 2004 Der 18-jährige Subramani, genannt Sullan (Dhanush), ist das schwarze Schaf der Familie. Er hat ein aufbrausendes Temperament, studiert am College nicht richtig und sorgt immer für Ärger. Die Liebe zu Kavya (Sindhu Tholani) scheint ihn in geordnetere Bahnen zu führen, doch da braut sich wieder Ärger zusammen: Um ihre Tochter zu verheiraten, hat Tante Parvathi Geld bei Suri (Pasupathy) geliehen. Dieser gewalttätige Gangster regiert die Stadt und als Sullans Familie nicht zahlen kann, geraten der Junge und der Gangster heftig aneinander.
"Sullan" hat mir den Spass an Dhanush-Filmen etwas verdorben. Ich schaue im Vergleich zu Bollywood-Filmen ja sehr wenig tamilische Streifen, weil schlicht die Zeit nicht reicht. Deshalb hab ich mich auf Werke von Kamal Haasan und ein paar Kassenschlager reduziert. Und auch auf Dhanushs Filme, die bisher immer sehr unterhaltsam waren (Kadhal Kondain, Purhu Kotaiyilirinthu Saravanan, Thiruda Thirudi). Ich hatte grosse Hoffnungen in diesen schlacksigen, mittlerweile 22-jährigen Kerl, weil er eine gute Ausstrahlung hatte. "Sullan", sein Versuch, zum richtigen Hero zu werden, schlägt aber ziemlich fehl. Dhanush ist reichlich fehlbesetzt in der Rolle des Superschlägers mit Wuxia-Flugfähigkeit. Unglaubwürdig und über weite Strecken ohne viel Charisma.
Dazu gesellen sich störende Faktoren, vor allem latenter Sexismus. So gibt es einen sehr unpassenden Vergewaltigungs-"Gag" zu sehen oder einen Ohrfeigen-"Scherz". Da bleibt einem das Lachen im Hals stecken. Zu lachen gibt es eh nicht viel und wenn, dann eher unfreiwilliger Natur bei den masslos übertriebenen Martial-Arts-Einlagen. Die Action ist aber nicht nur lachhaft, sie ist auch sehr grob. Es wird deftig geblutet und wenn man dies richtig angepackt hätte, wäre "Sullan" immerhin ein krasses Revenge-Movie geworden. Aber das will der Film ja leider nicht sein und wird gespickt mit einer sinnlosen Romanze, peinlichen Macho-Allüren und natürlich Songs.
Diese sind ganz okay. "Sandai kozhi" präsentiert sich temporeich, aber unsorgfältig gefilmt. "Kil kiluppana" ist ein Highlight, das farbenfroh Punjabi-Rhythmen mit englischen und tamilischen Lyrics mischt. Die attraktiv inszenierte Nummer "Kavithai iravu" hat suggestive Texte und experimentiertfreudigy Melodien, "Yaaro nee" ist schön gefilmt und "Adho Varaa" ein wilder Track mit hysterischem Tanz. Diese Nummern retten den Film nicht vor dem Untergang. Auch die Schauspieler nicht. Der Fiesling übertreibt, die Heldin ist blass, Dhanush fehlbesetzt. Die meiste Schuld schiebe ich dem Drehbuch und der uninspirierten Regie zu. Dhanush, der im November 2004 die Tamil-Schauspielerin Aishwarya geheiratet hat, kriegt deshalb noch eine oder zwei Chancen - aber wenn er die verpatzt, ist seine grosse Karriere schneller vorbei, als er geträumt hat. Sein nächster heisst denn auch "Dreams".

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Tamil 2.0 und DTS mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Sullaan
Regie: Ramana

Actionfilm

Action * * *

Humor *

Trade Classification: Flop

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S u l t a n a t

Reviewed 1.5.04

Indien 1986 Razaulli Al-Jabbar Nasser (Amrish Puri) attackiert mit seinen Wüstenhorden das Sultanat-E-Amaaz, weil er den Thron des Shahs (Tom Alter) beansprucht. Dank dem wackeren Einsatz von Leutnat Khaled (Dharmendra) wird er zurückgeschlagen. Der Held wird zum General befördert und kurz darauf von Razaulli mitsamt seiner hochschwangeren Frau Ayesha geschnappt. Razaullis Frai ist ebenfalls schwanger. Als sie bei der Geburt das Kind verliert, sieht Razaulli, dass Ayesha gestorben ist, jedoch einen Sohn geboren hat. Kurzerhand vertauscht er die Babys, gaukelt Khaled vor, sein Sohn sei tot und schickt ihn zum sterben in die Wüste. Doch Khaled wird von einer Amerikanerin gerettet und heiratet sie. Sie haben einen Sohn. Derweil zieht Razaulli Khaleds ersten Sohn Sultan als seinen eigenen gross. Viele Jahre später: Khaled hat geschworen, seinen zweiten Sohn erst anzusehen, wenn Razaulli tot ist. Deshalb studiert Samir (Karan Kapoor) im Ausland und verliebt sich in Zarina (Juhi Chawla). In der Heimat ist Sultan (Sunny Deol) zum strammen Stammhalter herangewachsen und entführt Shahs Tochter Prinzessin Yasmin (Sridevi) aus dem Palast. Das aktiviert Khaleds Truppen - und es gelingt ihnen, Razaulli zu töten. Nun schwört Sultan Rache - ohne zu ahnen, dass sein Ziel der eigene, echte Vater ist ...
Mukul Anand (1951-1997) holte für sein Wüsten-Extravaganz einige grosse Namen vor die Kameras - jedenfalls aus heutiger Sicht. Dharmendra war schon damals ein Star, doch sein Sohn Sunny Deol war erst ein paar Jahre im Geschäft. Ex-Miss-India Juhi Chawla gab sogar erst ihr Kinodebüt. Und Sridevi war nach gescheiterten Versuchen, Bollywood zu erobern, vor allem im Süden ein Star. In Nebenrollen sind Amrish Puri, Dalip Tahil und Karan Kapoor zu sehen - der blonde Sohn von Shashi Kapoor und Jennifer Kendal. Doch eben, diese Namen kennt man heute besser als damals und so war der Film auch nicht wegen den Stars so teuer, sondern wegen dem Produktionsaufwand. Und gerade weil er so teuer wurde, war "Sultanat" trotz einem soliden Ergebniss an den Kinokassen letztendlich ein Flop.
Schade, denn er ist einer von Sunnys besseren Frühwerken. Es gibt einiges zu bemängeln und das räume ich mal schnell aus dem Weg: Karan Kapoor. Einfach nur peinlich. Die Handlung ist mit mehr Verwandtschafts-Offenbarungen gesegnet als alle drei "Star Wars" zusammen: "ich bin dein Vater!", "ich bin deines Vaters anderer Sohn!", "ich bin deiner Hauskatze uneheliche Tochter!" ... es ist unglaublich, welche Beziehungen hier brechen, geknüpft und missverstanden werden. Aber das macht ja den Plot erst richtig saftig. Und damit zum Guten: Anand und sein Editor David Dhawan halten das Tempo gut aufrecht. Es gibt stets etwas von Interesse, sei es Action, sei es Tanz, sei es Plot. Die Song-and-Dance-Nummern sind rech gut. "Aye malike do jahan" ist ein hübscher Song, aber öde inszeniert. "Yara dilbar dilbar" ist ein beschwingter orientalischer Song mit attraktibem Solo-Tanz von Sridevi. "Kya hun mein" bietet ebenfalls einen feschen Tanz von Sridevi. "Jaadu jaadu jaaneman" hat einen fetzigen Beat, ist aber an der Stelle überflüssig. Sridevi tanzt erneut souverän, Sunny bewegt sich ein wenig. Es folgt gleich noch eine Nummer, der deplazierte Song "Nazar ne nazar se", der nach 100 Minuten endlich Juhi einführt und in den Schweizer Alpen spielt. Schöne Locations, mässiger Song und ein langweiliger Karan Kapoor. "Sultanat" erfindet Bollywood nicht neu und macht ein paar Fehler bei Besetzung und Inszenierung - doch er ist ein gross angelegtes Wüstenspektakel mit hohem Unterhaltungswert.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Mukul Anand

Action-
Abenteuer

Action * * *

Spannung * *

Trade Classification: Flop

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S u n o   S a s u r j e e

Reviewed 21.3.04

Indien 2004 Raj K. Saxena (Kader Khan) ist ein gelgieriger Kerl, der sich darauf spezialisiert hat, alten Männern Geld abzunehmen, im Versprechen, es zu vermehren. Wenn aber die Zeit gekommen ist, den Gewinn abzuholen, sind die Kunden oft schon tot und Saxena kann das Geld behalten. Doch nun taucht sein um einige Jahre jüngerer Namensvetter Raj K. Saxena (Aftab Shivdasani) auf, der einen Beleg hat, dass sein Grossvater 200'000 Rupien investiert hat. Saxena der Ältere soll ihm nun 146 Millionen übergeben. Er weigert sich, frisst Rajs Beleg und wirft ihn raus. Raj schwört Rache, reist nach Goa und gewinnt dort das Herz von Saxenas Tochter Kiran (Amisha Patel). Nicht nur das: als er zurückkehrt, ist Saxenas Grossmutter verstorben und hat ihm 500 Millionen Rupien hinterlassen. Da Saxena den Geld-überbringenden Anwalt für jemanden hält, der ihn einbuchten will, verweist er ihn an Raj - und der wird Millionär. Als Saxena den Fehler bemerkt, will er das Geld zurück. Und auch noch gleich seine Tochter, mit der Raj ins Ausland geflohen ist ...
Die zweite Zusammenarbeit von Aftab Shivdasani und Amisha Patel nach "Kya Yehi Pyaar Hai" (1997) steckte drei Jahre lang in der Produktion, der Filmstart wurde etliche Male verschoben, was immer ein schlechtes Vorzeichen ist. Sicher nicht das, was die beiden Flop-geplagten Akteure im Moment brauchen. Die Vorwarnung ist denn auch gerechtfertigt, denn "Suno Sasurjee" ist nicht gerade gut. Regisseur Vimal Kumar versucht verkrampft, eine Komödie im Stile von David Dhawan zu drehen und heuerte sogar zwei von dessen Stammschauspieler (Kader Khan, Shakti Kapoor) an, doch das Resultat haut einfach nicht vom Hocker: zu lasch der Humor, zu voraussehbar die Handlung und zu soft die Gefahrensituationen. Niemand schwebt hier jemals in Gefahr, ein Goodie-goodie-Ende steht trotz einem Kurzauftritt von Badman Gulshan Grover nie in Frage.
Die Akteure vermögen nicht zu strahlen. Amisha ist blass und unterfordert, bloss beim Tanzen beweist sie Talent. Aftab geht es ähnlich. Auch er tanzt toll. Kader Khan spielt, was er immer spielt und die restlichen Akteure sind auf Kurzauftritte reduziert. Die Songs verkommen so fast zum Retter des Films. Sie sind zwar nicht gerade der Hit, doch ein paar verleiten zum Mitsummen. Nach dem öden Einstieg mit "Aaja aaja" folgt die Banghra-Nummer "Tota mirchi kha gaya" (
Sonu Nigam, Alka Yagnik), toll getanzt von den beiden Hauptdarstellern. "Kardo shaadi sasurjee" (Sonu Nigam, Vinod Rathod, Sapna Mukherjee, Arshad) ist ein mässiger Song, aber witzig inszeniert, währernd der rassig-gute "Jab dil dhadakta hai" (Kumar Sanu, Alka Yagnik) aus dem Trailer bekannt ist, einen eindringlichen Refrain hat und erneut guten Tanz zeigt. Die Bewegungen werden aber repetitiv. Den Abschluss bildet der ebenfalls im Trailer verwendete, recht hübsche "Mera dil churaa ke" (Prabha, Kumar Sanu) - also insgesamt auch bei den Songs keine Klassiker. Den Film kann man deshalb getrost auslassen. Ihr verpasst absolut nichts Neues ...
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Vimal Kumar

Komödie

Humor * *

Action *

Trade Classification: Flop

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S u p a r i

Reviewed 5.7.03

Indien 2003 Aryan (Uday Chopra) und seine Freunde Papad (Rahul Dev), Mushy (Akash Saigal) und Chicken (Purab Kohli) besuchen das College. Sie träumen von einem besseren Leben und sehen in einer anscheinend sicheren Wette die Chance dazu. Leider tritt das Gegenteil ein und sie schulden der Unterweltkönigin Mamta Sekhri (Nandita Das) 500 000 Rupien. Aryan lässt sich überreden, die Schulden als Killer abzuarbeiten und so werden die vier Freunde zu bezahlten Mördern. Bis auch Chicken fühlen sich dabei alle gar nicht schlecht. Doch bei einem Auftrag im Spital, bei dem sie den Gangster Shekhar (Sanjay Bahra) töten sollen, geht alles schief und Aryans Freundin Dilnawaz (Nauheed Cynusi) gerät in die Schusslinie ...
Gangsterfilme sind in Bollywood ausgesprochen beliebt - doch nur wenige erreichen die Qualität von Company. "Supari" zielt visuell aber vor allem auf Ram Gopal Varmas Meisterwerk ab, ohne je dessen Qualität zu erreichen. Hauptproblem ist das Drehbuch, das voller Logiklöcher und Gedankensprünge steckt. Wieso werden die Boys so schnell zu Gangstern? Was soll die schwangere Frau? Wieso kann Papad nicht schlafen? Wieso sollen Mamtas Männer ihr letztes Ziel erledigen und nicht die Killer von Shekhar? Es gibt noch weitere Fragen, die man sich stellt, doch die hier aufzulisten macht wenig Sinn, wenn jemand den Film nicht gesehen hat. Insbesondere die zweite Hälfte klammert allerlei Handlungsstänge aus und wird reichlich unglaubwürdig.
Die Akteure geben ihr Bestes, aber es reicht nicht. Uday Chopra (Mohabbatein) ist fehlbesetzt, was etwa beim Suizid des ersten Freundes offensichtlich wird. Die einzig wirklich gute Szene hat er bei der Geburt des Babys. Nandita Das dagegen ist dank der emotionalen Arbeit ihrer Augen eine Freude. Ihre Rolle ist jedoch zu nebensächlich und ihre Dialoge zu überladen. Ihre Geschichte, ihre Beziehung zu ihrer rechten hand Baba - das hätte mich eigentlich viel mehr interessiert, als immer wieder zu den Jungs überzublenden. Die drei anderen Hauptakteure sind OK, Newcomer Akash Saigal ist als Gangster der Überzeugendste.
Irfan Khan (The Warrior) ist als Baba sträflich unterverwendet, aber macht seine kurzen Auftritte gut. Und Debütantin Nauheed Cynusi wurde oft mit Preity Zinta verglichen, sprudelt tatsächlich mit ähnlicher naiver Energie über. Gut gemacht.
Aber eben, der Rest ist etwas schal. Die Gewalt ist plakativ (das Blut spritzt passenderweise immer auf die Kamera oder auf eine Person), der einzige Song etwas unpassend, die Handlung holprig und die Backgroundmusik schwerfällig. "Supari" ist definitv kein "Company".

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0. mit englischen UT. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Padam Kumar

Thrillerdrama

Spannung * *

Gefühl * *

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S u r

Indien 2002 Vikram Singh (Lucky Ali) ist einer der besten und erfolgreichsten Sänger und Musik Indiens. Zudem leitet er eine bekannte Musikschule. Doch er spürt Alter und Inspirationsmangel - weshalb er jemanden sucht, der seine Musik weitertragen wird. Da hört er aus einer Kirche eine engelsartige Stimme. Sie gehört zur schönen 19-jährigen Tina Marie (Gauri Karnek), die Vikram unter seine Fittiche nimmt. Sie singt fantastisch, doch Vikram kommt mit der plötzlichen Konkurrenz nicht klar - er bringt kein einziges Kompliment über die Lippen. Ein Streit ist vorprogrammiert ...
Von Kritikern holte "Sur" einiges Lob, doch ich kann mich dem nicht anschliessen. Er ist tatsächlich gut gespielt und mit attraktiver Musik unterlegt - doch er reisst einfach nicht mit. Dazu ist die Story zu voraussehbar und zu schleppend inszeniert.  Besonders ärgerlich ist dieser Weichzeichner-Filter, den Regisseurin Tanja Chandra über die Bilder klebt. So sieht er aus wie einer dieser unsäglichen Softporno-Filme aus den 70ern und 80ern. Nur einmal, bei Vikrams erstem grossen Song, sind die Bilder bestechend. Schauspielerisch gibt es wie gesagt nichts auszusetzen. Lucky Ali spielt dezent und die süsse Newcomerin Gauri Karnek muss einfach grosse Augen machen, damit sie glaubhaft wirkt. Aber eine Revolutoon soll das sein? Wohl kaum - eher gut gemachter Durchschnitt ...
Auf DVD erhältlich - ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen UT gesehen.
Regie: Tanja Chandra

Musikdrama

Musik * * *

Spannung *

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S w a d e s

Reviewed 9.2.05

Indien 2004 Der Inder Mohan Bhargav (Shahrukh Khan) arbeitet als Satelliten-Experte bei der NASA in Amerika. Doch in den letzten Monaten wuchs in ihm das Verlangen, nach Indien zu reisen. Er nimmt zwei Wochen frei und fliegt in die Heimat. Er will seine alte Haushälterin Kaveriamma (Kishori Balal) besuchen, die ihn nach dem Tod seiner Eltern wie ihren eigenen Sohn grossgezogen hat. Er erfährt, dass sie ins Dorf Charanpur gebracht wurde und fährt mit einem gemeiteten Wohnmobil in die Provinz. Das Wiedersehen ist ein Grossereignis im Dorf - auch für Gita (Gayatri Joshi). Die junge Lehrerin war Mohans Kindheitsfreundin und liebt Kaveri so wie er es tut. Mohan und Gita kommen sich bald näher. Er hilft ihr, Schüler zu rekrutieren. Im Dorf spricht er sich für Modernisierung und Kasten-Abschaffung aus. Doch schon bald naht die Zeit der Rückkehr nach Amerika.
Für viele Inder war Lagaan so etwas wie die Visitenkarte des Bollywood-Kinos, das im Westen Anklang fand und deshalb in Ehren gehalten wurde. Anders als im Westen, wo Erfolg vielfach mit Neid begegnet wird, herrscht in Indien oft noch wahre Freude und Stolz über Erfolge von Landsleuten. Doch damit waren auch die Erwartungen an Lagaan-Regisseur Ashutosh Gowariker enorm, mit seinem neuen Film den Vorgänger noch zu toppen. Es gelang ihm nicht. Na und? Wieviele Regisseure können ihre Meisterwerke schon beim ersten Versuch überbieten? Manche haben sogar solche Angst vor einer Niederlage, dass sie lieber tauchen statt zu filmen. Ja James Cameron, ich meine dich.
Gowariker hatte den Mut, etwas anzupacken. Und er bewies gleich doppelten Furchtlosigkeit, indem er nicht den sicheren Weg wählte, sondern ein Thema verfilmte, das ihm persönlich am Herzen lag - und, das ist nicht zu bezweifeln, auch einen Preisregen erhoffen liess. Es kam anders. Der Film wurde von manchen Kreisen sogar zum Totalflop erklärt (indiafm), in Wahrheit siehts nicht ganz so düster aus. Doch selbst die positiven Kritiken hielten sich in Grenzen. Es gab ein paar Preise, aber die wirkten eher wie Trostpflaster. Gowariker dürfte auf den Boden der Realität zurückgeholt worden sein. Und einmal mehr hat sich gezeigt, dass indische Medien zwar mit Lob für ihre erfolgreichen Landsleute nicht geizen, doch wenn diese danach doch scheitern, schlachten sie es gleich doppelt aus.
Soweit zum ganzen Hype, doch wie ist er, der Film? Eben, er ist kein
Lagaan, wobei die Thematik nicht unähnlich ist. Insbesondere im letzten Filmteil kämpfen die Dörfler vereint, um einen Fortschritt zu erreichen. Der Rest dreht sich jedoch einzig und allein um Mohan, gespielt von Shahrukh Khan. Dieser NRI (non-residental Indian = im Ausland lebender Inder) wird einmal böswillig als Non-Returning Indian bezeichnet, was in etwa das Dilemma der indischen Bildungsschicht darlegt: Die Elite des Landes wandert aus, macht Geld - und kehrt oft nicht mehr zurück. "Swades" hat durchaus Verständnis dafür. Die Szenen zu Beginn des Films, für die Gowariker exklusiv bei der NASA  in Washington und Florida drehen durfte, zeigen Mohans Erfolg. Doch das ist eben nicht alles: "Swades" ist ein patriotischer Film, der erklärt, wie wichtig Wurzeln sind. Dass die Liebe zur Heimat niemals abklingen darf.
Das Sympathische daran ist, dass er es nicht auf eine Sunny Deol-Weise tut. Es geht nicht um Patriotismus im Stile von aggressivem Nationalismus, sondern um das Wir-Gefühl. Fortschritt und Tradition sollen einhergehen. Das ist in etwa, was Gowariker ausdrücken will. Er tut dies auf sehr einfache, aber elegante Weise. Der Film ist mit über drei Stunden (meine DVD war 187 Minuten lang) viel zu ausführlich, das kann man kaum abstreiten. Zumal es keine Action gibt, wenig Abwechslung und nur wenig Humor. Doch als Arthaus-Film geht "Swades" trotzdem nicht durch. Aus mehreren Grunden: Ein wenig Witz stiehlt sich ab und zu schon in die dünne Handlung, die Musikstücke sind durchaus massentauglich und der Hauptdarsteller heisst immer noch Shahrukh Khan.
Der Megastar liefert denn auch eine absolut umwerfende Performance. Er verzichtet auf die üblichen King-Khan-Mannerismen und gibt sich still, bedächtig und nachdenklich. Ein paarmal darf er der sein, den man kennt, etwa in einer Schulszene mit Co-Star Gayatri Joshi. Doch ansonsten wirkt er ungewöhnlich reserviert. Besagter Co-Star, die Debütantin Joshi, spielt ebenfalls überzeugend und konnte etliche Newcomer-Preise abräumen. Der Rest des Casts ist gut, aber dient ausschliesslich der Story und Shahrukhs Entwicklung. Um sie alleine dreht sich der Streifen.
Inszenatorisch ist Gowariker souverän. Ein paarmal gibts Unschärfen bei der Kameraarbeit, aber ansonsten haben die Bilder eine epische Intimität. Das scheint ein Widerspruch zu sein, doch selbst die kleinsten Dinge kann Gowariker gross und weit erscheinen lassen. Dazu die sehr traditionelle Musik von A. R. Rahman, woraus sich eine vereinnahmende Atmosphäre entwickelt. Die Songs selbst, die sich vor allem auf die zweite Filmhälfte konzentrieren, sind alle hübsch und gut eingebettet, doch ich empfand keinen als Ohrwurm. Das ist nicht so schlimm für den Gesamteindruck.
"Swades" ist sicher kein Überflieger, was die Einspielergebnisse zeigen. Doch es ist ein souverän gespieltes und inszeniertes Drama, das sich manipulativ und doch sorgfältig der Problematik der Entheimatung der NRIs annimmt. Erwartet kein Lagaan
, keinen SRK-Knüller, kein Spektakel. Sondern ein intimes, berührendes und eigentlich ganz gelungenes Epos, das die Häme von mancher Seite absolut nicht verdient hat.
PS: Eine Mini-Szene hat
Lagaan-Star Aamir Khan übrigens schon - und zwar in einem der Ausschnitte von Yaadon Ki Baaraat, die gezeigt werden und die Leute zu Zeenat Aman-Begeisterungsstürmen bringen. Aamir war in dem Film von 1973 gerade mal acht.
Hier auf DVD erhältlich (GB)
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1 mit englischen und deutschen UT. Anamorphic Widescreen.
Achtung: Die deutschen Untertitel sind unbrauchbar. Hier ein paar Beispiele.
Alternativer Titel:
Swades: We, the Poeple; Swades: Our Country
Regie: Ashutosh Gowariker

Drama

Humor * *

Spannung * *

Trade classification: Average

 

 

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S w a r g

Reviewed 2.7.05

Indien 1990 Kumar (Rajesh Khanna) ist ein Manager, der aus eigener Kraft zum Millionär gebracht hat. Nun lebt er in seiner Villa "Swarg" mit seinen Brüdern Ravi (Dilip Dhawan) und Vicky (Raja Bundela), seiner Schwester Jyoti (Juhi Chawla) und seinem Assistenten Krishna (Govinda). Der ist jedoch noch mehr als nur der treue Diener des Hauses: Kumar hat ihn in einem Weisenhaus adoptiert und mitgenommen. Nun ist er wie ein Sohn für ihn und Janki (Madhavi), die keine eigenen Kinder haben. Doch als Kumar in zum neuen Chef der Firma befördert wird und damit den korrupten Dhanraj (Paresh Rawal) ablöst, beginnt Dhanraj zu intrigieren. Während Jyotis Verlobung fackelt er ein Haus der Kumars ab und lässt einen Kredit platzen. Jyotis Verlobung wird abgesagt, Kumar erleidet einen Herzinfarkt und verliert beinahe alles Geld. Seine Brüder lassen ihn im Stich und unterschieben Krishna einen Diebstahl. Kumar wirft ihn aus dem Haus - doch nicht, weil er Krishna nicht glaubt, sondern weil er ihm vor dem völligen Untergang der Familie bewahren will.
Mit 48 Jahren ist Rajesh Khanna etwas alt, um als Bruder der damals 23-jährigen Juhi Chawla durchzugehen, doch das macht "Swarg" nicht unglaubwürdig. In Bollywood ist man solche Rollen von alternden Stars gewohnt. Vater-Parts spielen sie oft erst, wenn ihre Haare und Sehkraft schwinden - zuvor sind sie Helden und Liebhaber. Selbst mir Artrose. Khanna überzeugt trotzdem als wehmütiger Patriarch, eine Rolle, die ihn aber nicht gross fordert. Gleiches gilt für beinahe alle Stars in dem Film. Nur der damals junge und schlanke Govinda deckt ein Spektrum an Emotionen und Szenen ab, die ihm schauspielerisches Können abverlangen.
"Swarg" ist denn auch vor allem dank Govinda noch einigermassen unterhaltsam. Der Plot dagegen erzeugt eher ein müdes Gähnen, denn er weckt Erinnerungen an Masala-Themen der 70er und inszeniert sie im lustlosen Stil der 80er. Manchmal lärmig, manchmal langweilig versucht der spätere Comedy-Experte David Dhawan, ein episches Familiendrama zu entwickeln und verkeilt sich höchstens in absurden Wendungen, viel Theatralik und noch mehr Unglaubwürdigkeit. Kein Wunder also, können sich die Akteure in diesen Rollen nicht gross entfalten.
Die Musik von Anand-Milind ist passabel, aber abgesehen vom ersten Medley-Lied ziemlich lustlos, die technische Umsetzung unterdurchschnittlich, das Finale an aufgedrückter Melodramatik schwer zu übertreffen. "Swarg" ist deshalb wohl nur ganz hartnäckigen Bollywood-Fans wirklich zu empfehlen. Für solche, die nach lockerer Unterhaltung suchen ist er indes ebenso eine falsche Wahl wie für alle, die nach Neuem dürsten. "Swarg" ist konventionell, schwerfällig und schlecht gealtert. Trotz illustrer Namen. Trotz einer recht bescheidenen Lauflänge von 153 Minuten.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: Himmel (Übersetzung)
Regie: David Dhawan

Melodrama

Spannung *

Humor *

Trade classification: Semi-Hit

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S w a t i

Reviewed 28.9.05

Indien 1986 Sharada (Sharmila Tagore) wurde kurz vor der Hochzeit vom Vater ihres Kindes verlassen und musste das Mädchen alleine grossziehen. Seither führt sie ein Leben als Aussenseiterin, von der Gesellschaft verstossen als Fremdgeherin. Diese Ausgrenzung bekommt auch Tochter Swati (Meenakshi Sheshadri) zu spüren. Die 18-Jährige reagiert mit Trotz und kämpft für das Recht ihrer Mutter auf ein glückliches Leben. Und nicht nur das ihrer Mutter: Sie emanzipiert sich am Arbeitsplatz genauso wie im Alltag. Der Kommunist Ram Mohan (Akbar Khan), der sie umwirbt, hat deshalb keine Chancen, da Swati alle Männer als Schweinehunde betrachtet. Nur langsam gewöhnt sie sich an den Gedanken, einen Mann an ihre Seite zu lassen. Doch erst soll ihre Mutter verheiratet sein. Kurzerhand arrangiert sie die Ehe zwischen Sharada und dem Arzt (Shashi Kapoor), bei dem Mutter seit Jahren als Krankenschwester arbeitet. Dadurch bekommt Swati auch eine neue Schwester: Die lebensfrohe Anandi (Madhuri Dixit). Um sie mit Kapil verheiraten zu können, muss Swati grosse Opfer bringen.
Wenn Bollywood Frauenthemen anpackt, hat das Resultat oft etwas Schulmeisterliches. Filmemacher wollen dem normalen Zuschauer schliesslich eine relevante Botschaft vermitteln - und damit das ankommt, müssen klar verständliche Beispiele gesucht werden, die auch in einem Bollywood-Kontext funktionieren und den Massen ins Gehirn dringen. "Swati" macht da keine Ausnahme. Der 1986 entstandene Film ist so etwas wie ein Nachzügler des "middle of the road"-Kinos der 70er, das soziale Themen in einer kommerziellen Verpackung präsentierte. Auch der 2003 verstorbene Regisseur Kranthi Kumar bleibt von der Struktur her in den Grenzen eines Bollywoodfilms (inklusive Songs und Melodrama), wedelt aber eifrig mit dem Zeigfinger und steht für Frauenrechte ein.
Das nimmt manchmal etwas bizarre Züge an, wenn etwa die übereifrige Swati ihrem Vorgesetzten erklärt, sie wolle "Manual" umbenannt wissen in "Womanual". Dass sie weiss, dass hier nicht "man" als Wortstamm dient sondern das lateinische "
manus" (Hand) geht aus der Szene nicht hervor. Überhaupt bekommt man das Gefühl, Swati leide unter beinahe paranoidem Emanzipationsdrang - durchaus verständlich, nach allem, was sie durchmachen musste. Doch für die Sympathiebildung mit der Figur ist dies nicht immer sehr förderlich. Vor allem aus meiner Sicht (die natürlich jene eines Mannes ist) neigt Swati zu heftigen Übertreibungen.
Damit bin ich wieder beim Schulmeisterlichen. Swati erkennt einen Missstand und greift ihn frontal an. Dabei schiesst sie meist weit übers Ziel hinaus, aber Resultat soll es eben sein, dem Zuschauer den Missstand einzubrennen. "Wir machen gesellschaftlich relevantes Kino" poltern einem die Filmemacher immer wieder entgegen. Dazu sind sie bereit, nicht nur den Film masslos zu überladen und auf einige weit hergeholte Wendungen zu setzen, sondern auch die Figuren überreagieren zu lassen. Insbesondere in der zweiten Filmhälfte werden Konstellationen geschmiedet, die durch ein wenig Kommunikation ganz leicht umgangen hätten werden können.
Aber all dies ist letztendlich egal. Nicht nur, weil es sich bei "Swati" trotz allem um einen Bollywoodfilm handelt und er sein Zielpublikum durchaus kennt, sondern weil a) die Botschaft wirklich gut gemeint ist und die Förderung des Frauenrechts ein zeitloses Thema ist und b) die Machart durchaus überzeugt. Die Lieder sind angenehm, ihre Inszenierung bunt und attraktiv. Um die Emanzipation selbst in die Lieder einfliessen zu lassen, darf Madhuri Dixit sogar Hosen tragen.
Für Madhuri war "Swati" der zweite Film, nachdem sie im selben Jahr mit "Abodh" debütierte. Sie sieht sehr natürlich und ungehobelt aus, doch der Star ist bereits sichtbar. Meenakshi Sheshadri muss rollenbedingt eben oft übertreiben, agiert aber souverän. Und in der Szene, in der die Töchter gemeinsam für Mama und Papa bei der Hochzeit tanzen, hat etwas sehr Schönes, weil man dies doch viel zu selten sieht. Mama wird gespielt von Sharmila Tagore, die erstaunlich subtil bleibt und nicht in Mutterrollen-typisches Geschluchze abdriftet. Ihr idealer Partner ist der leicht ergraute Shashi Kapoor in seiner letzten Bollywood-Hauptrolle. Also allemal ein Ereignis. Mit diesem Cast, guter Message und relativ zügiger Inszenierung macht sich "Swati" bei Bollywood-Fans durchaus interessant.
Ganz speziell gilt dies für Madhuri-Fans, für Shashi-Liebhaber und Bollywood-Anhänger, die das frauenrechtlerische Populär-Kino Indiens analysieren. Kranthi Kumar gelingt nicht völlig die Fusion aus Kunst und Kommerz, aus Feminismus und konservativen Familienwerten - aber der Versuch ist nicht nur löblich, sondern auch unterhaltsam.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Kranthi Kumar

Drama

Gefühl * *

Anspruch * *

Trade classification: -

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