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D a a g

Reviewed 1.9.05

Indien 1952 Shankar (Dilip Kumar) lebt mit seiner Mutter in einem kleinen Dorf. Er fertigt Statuen an, das bisschen Geld, das er damit verdient, investiert er umgehend in Alkohol. Selbst die Medikamente für die Mutter sind angesichts des nächsten Rauschs nicht mehr wichtig. Seine Freundin Parvati "Paro" (Nimmi) versucht verzweifelt, ihn auf die richtige Bahn zu holen. Doch diese Aufgabe wird schwieriger, als Paros Familie Geld erbt und in ein grosses Haus zieht. Paros Tante Pushpa (Usha Kiran) hilft Paro zwar immer wieder, ihren Liebsten zu besuchen, doch ihre nunmehr angesehene Familie zeigt kein Verständnis.
Dilip Kumar gewann mit "Daag"
bei den allerersten Filmfare-Awards die Auszeichnung als bester Schauspieler. Diese Ehre hat er zweifellos verdient, aber man hätte sich gewünscht, sie wäre ihm für einen besseren Film zuteil geworden. Seine stereotype Betrunkenen-Darbietung in "Daag" ist bestenfalls oberes Mittelmass, der Film als Ganzes noch leicht darunter: Das Melodrama, das Themen des drei Jahre späteren Dilip-Kassenschlagers Devdas vorwegnimmt, ist monoton, schwermütig und öde. 138 Minuten können einem so ausgesprochen lang vorkommen.
Der bengalische Regisseur Amiya Chakrabarty (1912-1957, Seema) überschätzt von Anfang an den Wert seiner Story und glaubt, die Figuren nicht weiterentwickeln zu müssen, da sie für sich spannend genug wären. Das ist ein Trugschluss. Dilips Trinker ist eine fade Karikatur und macht den ganzen Film hindurch keine richtige Wandlung durch. Man weiss genau, dass er jedes Mal in dem Shop landet und trinkt. Das ist beim vierten Mal nicht mehr tragisch, sondern bloss noch repetitiv. Und wenn Chakrabarty sich endlich entschliesst, der Figur einen Schups zu geben, ist es bereits zu spät: Man hat keine Sympathie mit ihm, Emotionen zu investieren fällt schwer.
Die aufgedrehte Nimmi kommt als Paro etwas besser weg, doch auch sie bleibt unterentwickelt und kassiert ein paar unreflektierte Prügel. Die restlichen Akteure verharren in Nebenrollen. Grosse Chancen, zu brillieren finden sie keine, da es bis auf Dilips Suffgejammere wenig Schauspieler-freundliche Passagen gibt. Dafür endlose Lieder, die immer gleich inszeniert sind: Eine Figur schaut ins Leere und leidet singend vor sich hin. Ich war nie ein Fan der 50er-Jahre-Songs, die alle etwa ähnlich jammernd klingen, doch hier ist die Monotonie der Songs besonders erdrückend. Die zweite Hälfte ist voll mit austauschbarem Gesang, der den Plot dauernd ins Stocken bringt.
"Daag" gehört dementsprechend zu den am stärksten überschätzten Filmen des Jahrzehnts. Ironischerweise gilt dies auch für einen anderen Film mit Dilip, Alkohol und einer Paro-Hauptfigur. Doch während jener (ich rede von
Devdas) wenigstens bei der Handlung Punkte holt, so verharrt mir "Daag" zu lange in einem Ist-Zustand, als wirklich etwas zu erzählen, wirklich voranzukommen. Der einzige Vorteil gegenüber Devdas: Das Ende ist ein Aufsteller. Aber das ist zu wenig, zu spät. "Daag" kann man auslassen - das klassische Bollywood hat wahrlich Besseres auf Lager.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Vollbild
Alternative Titel: The Stain; The Stigma
Regie: Amiya Chakrabarty

Melodrama

Anspruch *

Gefühl *

Trade Classification: Hit

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D a a g

Reviewed 4.1.04

Indien 1973 Sunil Kohli (Rajesh Khanna) liebt Sonia (Sharmila Tagore). Deren Onkel hat er bald auf seiner Seite, ihre Tante dagegen nicht. Geheiratet wird also mit dem Segen des Onkels. Doch da versucht Dheeraj (Prem Chopra), der Sohn von Sunils neuem Boss, Sonia zu vergewaltigen. Sunil kommt dazwischen und tötet ihn ungewollt im Kampf. Die Polizei rast herbei und sieht das Geld, das Dheeraj bei sich trug. Vor Gericht ist klar: Sunil wollte das Geld des Toten. Deshalb wird er verurteilt. Doch sein Gefangenentransport verunglückt, er wird für tot gehalten. Sonia zieht in eine andere Stadt, wird Lehrerin und freundet sich mit Chandni (Raakhee) an. Diese hat ein Kind von einem Scharlatan und einen netten Mann gefunden, der sich als ihr Mann ausgibt, um ihre Ehre zu retten. Als Sonia den Mann sieht, trifft sie der Schlag: Es ist Sunil!
Für Yash Chopra ist "Daag" sein vielleicht wichtigster Film, weil er der erste war, der unter seinem Banner Yashraj entstanden ist. Damit hat sich Yash von seinem Bruder
B.R. Chopra gelöst und produzierte fortan eigene Hits - "Daag" war ein moderater Erfolg und noch ein Übergangsfilm mit seinem "Ittefaq"-Star Rajesh Khanna. Der 70's-"Good Boy" wich in Chopras nächstem Film Deewaar dem "Angry Young Man" Amitabh Bachchan.
Khanna ist aber ganz okay. Er ist sicherlich nicht der beste im Cast, überzeugt jedoch als tragische Figur in einem Plot, der von "Les Misérables" leicht inspiriert zu sein scheint. Die Ausgangslage ist aber bereits schwer zu schlucken. Damit kann ich ja mal sagen: Ich hasse indische Gerichtsszenen. In Hollywood werden akribisch Beweise gesammelt, wird logisch argumentiert. In Bollywood steht jemand auf, schreit was in den Saal und sofort wendet sich das Blatt. Das Wort "Indizienprozess" wäre noch löblich, nein hier gibts keine Indizien, bloss Aussagen. Der kriminalistische Reiz einer Gerichtsszene weicht dem melodramatischen Reiz. Ähnlich wie bei der nervigen Gerichtsszene im ansonsten vorbildlichen "Dancer in the Dark". Wenn die Zeugen sich blöde anstellen und der/die Angeklagte lieber das Schicksal akzeptiert als kurz mal das Hirn einzuschalten, dann ärgere ich mich ausgesprochen stark. Und in Bollywood, wo ich ansonsten Zufälle (drei Leute treffen unter einer Milliarde Leute "zufällig" aufeinander ... wie in "Daag") und Schicksal noch akzeptiere, so kann ich das nicht bei einer Gerichtsszene. Demnach ist "Daag", der so beginnt, bereits vorbelastet. Und dann endet er auch noch mit einer. Wieso der Fall neu aufgerollt wird: keine Ahnung. Wie der Anwalt plötzlich Richter sein kann und nicht in den Ausstand treten muss: keine Ahnung. Wie die Aussage einer Frau alles ändert: keine Ahnung. Ich akzeptiere vieles in einem Bollywood-Film - aber Gerichtsszenen sind immer sowas von schluddrig gemacht.
Ansonsten ist der Film ganz okay. Die Songs sind akzeptabel, wenn auch nicht herausragend - und Lata singt nach meinem Empfinden nicht halb so gut wie in den 80ern und 90ern. Ihre Stimme tönt manchmal wie ein Quietschen. Sharmila tanzt gut, Raakhee spielt sehr gut und die Story hat durchaus kontroverses Sprengmaterial sowie ein paar Twists bis zum Schluss zu bieten. Wenn nur diese Sequenzen vor Gericht etwas besser konstruiert wären, dann wäre "Daag" ein toller Film.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternative Titel: The Stain; The Stigma; Daag: A Poem of Love
Regie: Yash Chopra

Drama

Spannung * *

Gefühl * *

Trade Classification: Superhit

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D a c a i t

Reviewed 28.2.04

Indien 1987 Der Fluss Chambal trennt die Bundesstaaten Madhya Pradesh und Rajastan, fliesst 50 Kilometer vom "Taj Mahal" vorbei und mündet in den Yamura, der in den Ganges fliesst. Berühmt ist der Fluss wegen seinen Dacoits (oder Dacaits=Räuberbanden), die in den Bundesstaaten Madhya Pradesh, Rajastan und Uttar Pradesh Leute entführen, ermorden und erpressen. Einer dieser Dacoits ist Maakhan Malla, der die Gegend um Kishangadh terrorisiert. Er erzählt seinem Jugendfreund Arjun Yadav (Sunny Deol), dass ihn die Machenschaften des Thakurs Bhanwar Singh (Raza Murad) dazu getrieben haben. Der in der Stadt geschulte Arjun erkennt, dass Singh und sein Bruder Badri (Dan Dhanoa) die Bauern ausplündern und ihnen mit Hilfe des korrupten Inspektors Vishnu Pandey (Paresh Rawal) das Land abjagen. Als sich Arjun und seine Familie wehren, attackiert der Thakur mit vierhundert Männern das Dorf und schlachtet dutzende Bauern ab. Er tötet Arjuns Bruder Amritlal (Suresh Oberoi), will seine Schwester Shanta (Urmila Matondkar) vergewaltigen lassen, worauf sie in den Brunnen in den Tod springt. Und er lässt Mutter Devi Choudhrain (Raakhee) als Zeichen der Entehrung tanzen. Devi wird wahnsinnig, Arjuns Familie ist ausgelöscht. In dem Mann ist nur noch ein Gedanke: Rache. Deshalb schliesst er sich Malla an.
Sunny Deol und Regisseur Rahul Rawail drehten 1983 den Hit "Betaab" (Sunnys zweiten Film!) und doppelten 1985 mit "Arjun" nach. Diese Glückssträhne wollten sie 1987 fortsetzen - doch der Versuch scheiterte: "Dacait" ging an den Kinokassen unter. Die Voraussetzungen waren eigentlich gut: ein beliebtes Rächerthema, Musik von Altmeister R. D. Burman (Sholay) und Sunny in einer ihm auf den Leib geschriebenen Rolle. Doch von Beginn weg holpert der Film. Es ist schnell klar, auf was alles herausläuft. Auf Sunnys Rache-Feldzug natürlich. Und von dem erwartet man sich dann schon gehörige Power. Wenn dem Thakur ins Gesicht gespuckt wird und Sunny seinen Palast mit der Fackel von Mutters Scheiterhaufen anzündet, dann spielt der Film perfekt auf der Harfe der Vergeltung. Aber die Bösewichte selbst haben solch plumpe Abgänge. Ein bisschen prügeln, dann töten, fertig. Wenn in Bollywood ein Rache-Epos gedreht wird, erwartet man eine gewisse Überhöhung. Einer wird zwar von einem göttlichen Dreizack aufgespiesst (was Rawail 1994 in Anjaam wiederholte), doch man sieht nicht viel und mehr fatalistische Verstärkung gibt es sowieso nicht. Wieso den Thakur nicht anzünden, wieso nicht jemanden in den Brunnen stürzen lassen, damit er gleich stirbt wie die Schwester? Ich bin nicht der grösste Fan der Rächerfilme, aber wenn man sich auf dieses Genre einlässt, benötigt man gewisse Mechanismen, um das Maximum aus der Vergeltung herauszuholen. "Dacait" verpasst die Chance allzu oft.
Der Reiz des Films ist bestenfalls seine Kompromisslosigkeit. Alle Reichen sind böse und müssen eliminiert werden. Hier kommt ein sozialistischer Zug zum Vorschein, der aus dem indischen Kino und wohl aus der ganzen Gesellschaft bis heute nicht verschwunden ist. Alle Exponenten der Macht sind korrupt, die Bauern sind die Opfer. Wenn man heute Sunny in jedem zweiten Film halb Pakistan in Schutt und Asche legen sieht, sehnt man sich in die Zeit zurück, als der Punjab-Held sich noch böse Bonzen vornahm. Das ist doch sympathischer :)
Sunny spielt passabel, es wird ja auch nicht viel von ihm erwartet. Rakhee gibt die typische, stets heulende Über-Mutter. Die Szene, in der sie durch Tanzen entehrt wird, hat aber ziemliche Wirkung. Suresh Oberoi, Raza Murad, Dan Dhanoa und
Meenakshi Seshadhri sind nur passabel und Urmila Matondkar, noch zarte 14 Jahre alt, darf ein paar Mal ihr Gesicht zeigen. Bester Nebendarsteller ist eindeutig Paresh Rawal, der seinen diabolischen Cop mit dekadenter Faulheit und Gerissenheit spielt. Er ist der beste Bösewicht im Film - und er hätte eben gerade deshalb einen geileren Abgang verdient. "Dacait" vergibt eben zu viele Chancen. Die Musik ist gut, von den drei Songs gefiel mir die Punjab-Nummer "Gaon Mein Maach Gaya Shor" am besten, die Handlung ist okay, die Inszenierung ebenfalls - aber es fehlt der Kick, der den Film so überhöht, so wuchtig macht, wie die besseren Rache-Epen aus Bollywood.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Rahul Rawail

Actionfilm

Gewalt * * *

Humor *

Trade Classification: Flop

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D a h e k

Reviewed 20.6.04

Indien 1999 Neelima Bakshi (Sonali Bendre) verliebt sich auf den ersten Blick in Sameer Roshan (Akshaye Khanna), als die beiden in einem Postamt aufeinander stossen. Doch die aufkeimende Liebe ist in Gefahr: Sameer ist ein Student und stammt aus hinduistischer Familie. Neelima jedoch kommt aus einer konservativen Muslim-Sippe. Dieser Umstand wird lebensgefährlich, als Neelimas Onkel Jabbar (Danny Denzongpa) nach 12 Jahren aus dem Knast kommt. Er hatte einst den Mann seiner Schwester (Sonali Bendre) getötet, weil er zu einer niederen Kaste gehörte - worauf die Schwester sich selbst tötete. Als er erfährt, dass Neelima einen Hindu liebt, ist er ausser sich vor Wut. Die "Entehrung" der Familie kann er nicht zulassen.
Der Vergleich mit Bombay drängt sich auf, doch an Mani Rathnams Meisterwerk kommt "Dahek" nie heran. Emotional involviert war ich dennoch die meiste Zeit. Hauptursache dafür: ich hasse religiöse Extremisten aller Couleur aus tiefstem Herzen. Ein Mensch wie der, den Danny Denzongpa verkörpert, gehört für mich zum Abschaum dieser Welt - und wenn eine Person gegen solche religiösen Dickschädel ankämpft, hat sie immer meine Sympathie. Das Problem des Films ist jedoch, dass die Kämpfenden (Akshaye Khanna und Sonali Bendre) etwas zu naiv sind. Zuerst erkennen sie nicht, dass sie unterschiedlichen Religionen angehören, dann nehmen sie Tod und Zerstörung in Kauf, um ihre doch noch sehr unbeholfene Liebe zu schützen. Das funktioniert in Movieland, aber realistisch ist es nicht.
In die gleiche Kerbe schlägt die Eskalation der Ereignisse. Dass die Medien die Liebe derart aufpeitschen, kann ich nicht glauben. Und dass Politiker sie für einen Religionskrieg missbrauchen, ist zwar nachvollziehbar, aber spekulativ in Szene gesetzt. Überhaupt scheint Regisseur Lateef Binny sein Ziel komplett aus den Augen zu verlieren. Klagt er religiöse Hetzer an? Torpediert er politische Leader? Sagt er, eine Liebe zwischen Angehörigen unterschiedlicher Religionen sei zum Scheitern verdammt? Das heillose Durcheinander der zweiten Filmhälfte kriegt der Regisseur nicht in den Griff. Das scheinbar versöhnliche Ende ist aufgedrückt. Und damit zum Schluss hin doch noch die Botschaft rüberkommt (Religion soll Liebe fördern, nicht Hass), darf Shabana Azmi einen kleinen Epilog sprechen.
Gespielt ist "Dahek" ganz okay. Sonali Bendre ist hübsch und solide, Akshaye Khanna auch ganz gut. Bei ihm wird jedoch deutlich, dass der Filmdreh fünf Jahre lang verschleppt wurde: Akshayes schwindende Haarpracht zu studieren, gehört daher zu den amüsanten Nebenbeschäftigungen in "Dahek". Danny ist okay als Fanatiker, Dalip Tahil ebenso als Akshayes Vater. Die Songs sind nicht der Knüller, aber fast alle zumindest schön in Szene gesetzt. Sonali darf besonders in diesen Nummern vor Schönheit strahlen. Ein wenig aus dem Rhythmus fällt nur der letzte Song, eine rassige Zigeuner-Nummer namens "Gori Aaja Mere", die als einzige etwas Tempo macht. Und Sonali in sexy Gipsy-Kluft zeigt.
"Dahek" ist gut gemeint, halbwegs gut gemacht, okay gespielt und nicht allzu lang. Doch der Regisseur verzettelt sich in seinem eigenen Ansinnen und hinterlässt einen ebenso diffusen wie heterogenen Film. Das Thema hätte definitiv ein besseres Werk verdient.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel:
Dahek: A Burning Passion
Regie: Lateef Binny

Liebesdrama

Spannung * *

Humor *

Trade Classification: Flop

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D a m i n i

Reviewed 26.12.04

Indien 1993 Damini (Meenakshi Sheshadri) ist betrübt: Ihr Vater (Anjaan Srivastav) ist arm und kann seine Töchter nicht verheiraten. Da taucht unerwartete Hilfe auf. Bei einer Tanzvorführung hat sich der steinreiche Shekhar Gupta (Rishi Kapoor) in Damini verguckt und hält um ihre Hand an. Shekhars Vater Kadernath Gupta (Kulbhushan Kharbanda) gibt sein Einverständnis zur Heirat. Doch im Hause Gupta bleibt Damini eine Aussenseiterin. Mit dem Dienstmädchen Urmi kommt sie besser aus, als mit Shekhars Mutter (Rohini Hattangadi) oder seinem Onkel (Tinnu Anand). Während der Holi-Feiern kommt es im Haus zur Katastrophe: Damini beobachtet, wie Shekhars Bruder und drei andere Männer Urmi vergewaltigen. Sie werfen die geschundene Frau auf die Strasse. Sie schwebt in Lebensgefahr, der Polizist Ratan nimmt die Ermittlungen auf. Shekhar hat derweil seinen Bruder verprügelt, das hält er als Strafe für angemessen. Nun soll die Familie schweigen. Doch Damini kann das nicht zulassen und will Ratan alles erzählen. Die Guptas reagieren verstört. Damini ihrerseits ahnt nicht, dass Ratan die Aussage unbedingt haben will, damit er dem reichen Tolu Bajaj (Paresh Rawal) Material liefert, um die Guptas zu ruinieren. Als Damini ihre Aussage tatsächlich macht, heuern die Guptas den schmierigen Anwalt Indrajit Chaddha (Amrish Puri) an, der sie für verrückt erklären lässt. Nach langer Folter bricht sie aus der Psychiatrie aus und stösst auf den besoffenen Ex-Anwalt Govind Srivastav (Sunny Deol). Er will sich für sie einsetzen.
Nach dem Hit Ghayal spannten Regisseur Rajkumar Santoshi und Sunny Deol erneut zusammen. Mit künstlerisch etwas besserem aber finanziell etwas schwächerem Resultat. Doch Sunny ist nur Santoshis Trumpfkarte in diesem Film, denn er tritt erst nach 110 Minuten in Aktion. Um die Zeit bis dahin durchzubringen, hat Santoshi aber noch manchen Trick auf Lager. Er beginnt seinen Film mit dem hübschen Song "Bin Saajan Jhula Jhulu", bei dem niemand anderes als Aamir Khan auftritt. Er tanzt ganz okay, seine Tanzpartnerin Meenakshi Sheshadri stiehlt ihm aber diesbezüglich die Show. Dennoch ist Aamirs Cameo ein frühes Highlight, vor allem, weil er so nebenbei gefragt wird, wann denn Andaz Apna Apna fertig sein wird - Santoshis nächster Film mit Aamir in der Hauptrolle.
Danach kommt der Plot ins Rollen und es wird schnell klar, dass Santoshi diesmal eine grosse Anklage-Agenda hat. Auch später in seiner Karriere stellte der Regisseur immer wieder Misstände an den Pranger, nicht zuletzt in seinem Frauen-Epos Lajja. "Damini" ist eine Art Vorstufe dazu, denn auch hier kämpft eine Frau für Gerechtigkeit. Ihre Gegner? Halb Indien. Die Polizei, die Medien, die Familie, das Patriarchat, die Anwälte, die Richter und vor allem der über alle Schichten zusammenhaltende Verbund der Männer, die für nur zum Schein vorhandene Ehre alles tun - vor allem Frauen peinigen. Das Thema ist und bleibt aktuell, doch Santoshi präsentiert es auf eine reisserische Art. Das beraubt es ein wenig der Glaubwürdigkeit und Ernsthaftigkeit, aber es macht den Film dramaturgisch kraftvoll.
"Damini" erscheint so wie ein B-Streifen mit Rache-Einschlag, ausgewalzt auf epische 162 Minuten. Damini wird zum Sinnbild für die geschundene indische Frau und ihre Anklagen donnern durch die Gerichtssäle. Ganz alleine kann sich eine Frau aber eben doch nicht wehren, so weit war es 1993 mit der Emanzipation im indischen Mainstream-Kino dann doch nicht her. Dazu braucht sie also männliche Hilfe. Und wer eignet sich dazu besser als Sunny Deol? Er schreit im Gerichtssaal, er poltert und posaunt, streng nach der Bollywood-Regel: der lautere Anwalt hat immer Recht. Abgesehen vom immer abstruseren Verlauf der Verhandlung, sie zieht mit und der Film bleibt bis zur letzten Minute involvierend.
Sunny alleine macht das nicht aus. Die anderen Stars glänzen ebenfalls. Meenakshi Sheshadri, sicher nicht eine meiner Lieblingsschauspielerinnen, liefert eine eindrückliche Performance und darf auch in den zwei weiteren Songs ("Jabse Tumko Dekha", "Gawaan Hai") sowie einer exzessiven Tanz-Darbietung brillieren. Rishi Kapoor ist blass wie so oft in dieser Ära, aber das ist in dieser Rolle okay, denn er muss ja einen Drückeberger verkörpern. Die Show stehlen deshalb die schrilleren Personen, allen voran Amrish Puri. Als diabolischer Anwalt ist er genial, seine Macken wie das Wegputzen der Haare aus dem Gesicht oder das Anspannen der Hosenträger sind herrlich. Schade nur, dass er im Gericht zum Schluss nicht mehr mithalten darf. So wie sein Charakter eingeführt wird, hätte er Sunny und Damini entgegen halten müssen, aber er schweigt. Das passt nicht richtig. Ebenfalls gut: Kulbushan Kharbanda, Paresh Rawal und der immer schleimige Tinnu Anand als intriganter Onkel.
"Damini" ist trotz seiner ernsthaften Anliegen kein allzu ernst zu nehmender Film. Santoshi nutzt sein sozialkritisches Thema vielmehr als populistische, reisserische Attacke gegen alle Institutionen und vor allem gegen die Paschas Indiens. Doch dadurch, dass er den Film stets spannend, packend und unterhaltsam hält, dringen ein paar seiner Botschaften zu einem Publikum durch, dass ansonsten jeglichen Messages in Filmen lieber ausweicht. Mission also erfüllt. Und wenn er dazu auch noch einen sehenswerten Film abliefert, besteht kaum Grund zur Klage.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: Lightning
Regie: Rajkumar Santoshi

Drama

Spannung * *

Action *

Trade Classification: Above Average

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D a r n a   M a n a    H a i

Reviewed 12.8.03

Indien 2003 Eine Gruppe von Freunden hat im Wald eine Autopanne. Sie setzen sich in eine Ruine und erzählen sich Gruselgeschichten. Shruti (Sameera Reddy) erzählt von Karan (Sohail Khan) und Anjali (Antara Mali), die während der Hochzeitsreise in einen unheimlichen Wald geraten. Romi erzählt vom Modefotografen Anil (Saif Ali Khan), der in ein Nichtraucherhotel eincheckt, und nicht ahnt, welche Konsequenzen dies hat. Die dritte Story handelt vom Lehrer Pandey (Raghuvir Yadav), der von einem Geheimnis in seiner Vergangenheit heimgesucht wird. Die nächste dreht sich um Gayathri (Shilpa Shetty), die bei einem seltsamen Verkäufer (Rajpal Yadav) verbilligte Äpfel kauft und wegen ihnen ihr blaues Wunder erlebt. Die fünfte Geschichte handelt vom Autofahrer Ama (Vivek Oberoi), der einen Anhalter (Nana Patekar) mitnimmt, der ihm erzählt, er sei ein Geist. Die letzte Story dreht sich um den suizidgefährdeten Aussenseiter Purab (Aftab Shivdasani), der sich mehr Macht wünscht, um seine Flamme Abhilasha (Isha Koppikar) zu erobern. Die Götter geben ihm die Fähigkeit, die Zeit zu stoppen.
Produzent Ram Gopal Varma und sein Protegé Prawal Raman (Regieassistent in Company) gehen mit "Darna Mana Hai" einmal mehr ungewöhnliche Wege. So gibt es in dem Film keine Songs, er erzählt nicht eine, sondern sieben Geschichten - und es handelt sich um Gruselstorys. Doch so sehr man RGV dafür loben muss, so unberührt bleibt man beim Film. Ich bin eh kein Fan von Kurzgeschichten-Sammlungen, so genannten Anthologien. Ich bevorzuge eine (gute) Geschichte. Und dann sind die einzelnen Episoden auch noch schwach bis okay. Wirklich spannend oder wirklich gruselig ist "Darna Mana Hai" eigentlich nie.
Das Beste am Film ist sein frischer Stil - und die Darsteller. Das Cast besteht fast ausschliesslich aus Varma-Alumni, von denen die meisten gute Arbeit leisten. Am besten gefallen haben mir die letzte Episode mit Aaftab Shivdasani, weil sie einen witzigen Twist hat, die zweitletzte mit Vivek Oberoi und Nana Patekar, weil sie mit einfachen Mitteln eine nette Kurzgeschichte erzählt und die vierte, weil sie gut gespielt ist und mit einem simplen Mittel (herumliegende Äpfel) eine fast apokalyptische Stimmung erzeugt. Die erste mit Sohail Khan und Antara Mali ist einigermassen atmosphärisch. Vor allem das Bild von der im Sumpf untergehenden Hand ist klasse. Die zweite Story mit Saf Ali Khan ist witzig, erinnert aber an ein Segment aus "Cat's Eye" (1985). Die Episode mit Raghuvir Yadav ist nichts Besonderes. Und die Rahmenhandlung ist richtig öde. Am Schluss gibts zwei drei Dinge, die von Interesse sind (Geister sind nett zueinander, sie haben ja nichts mehr zu gewinnen/verlieren ...), aber das Ende an sich enttäuscht.
Wahre Horrorfans werden mit "Darna Mana Hai" nicht bedient. Blut und Spannung gibt es in geringer Menge. Bollywood-Fans kommen nur wegen den Stars auf ihre Kosten. So fällt "Darna Mana Hai" etwas zwischen Stuhl und Bank. Ich lobe Varma wegen seiner Innovation und der Film ist ja nicht übel, aber nun soll er mal wieder einen richtig guten Film drehen oder produzieren. Abwechslung allein macht noch keinen guten Film.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Angst ist verboten (Übersetzung)
Regie: Prawal Raman

Gruselfilm

Spannung * *

Action *

Trade Classification: Average

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D a r r

Reviewed 2002

Indien 1993 Sunil Malhotra (Sunny Deol) ist der beste Soldat in der Truppe von Cpt. Mehra (Dalip Tahil). Nun scheint für ihn auch privat die Sonne zu scheinen: Er wird die schöne Kiran (Juhi Chawla) heiraten. Er ahnt nicht, dass er einen Widersacher im Kampf um ihr Herz hat: Rahul (Shahrukh Khan), Mehras Sohn. Er war mit Kiran auf dem College, getraute sich aber nie, sie anzusprechen. Er baute eine obsessive Liebe für Kiran auf. Wie durchgeknallt Rahul ist, zeigt auch, dass er ständig mit seiner Mutter telefoniert, die vor 18 Jahren bei einem Autounfall starb. Nun rückt er Kiran auf die Pelle. Er versucht sogar, Sunil umzubringen. Um dem Psychopathen zu entkommen, heiraten Kiran und Sunil und fliegen in die Schweiz.   
Über-Produzent und Hit-Regisseur Yash Chopra hatte Anfang 90er einige Flops auf dem Rücken, als er "Darr" inszenierte. Doch als der Film an Weihnachten 1993 in die Kinos kam, avancierte er schnell zum Hit (zweiterfolgreichster Film 1993) und war ein weiterer wichtiger Schritt nach oben für Shahrukh Khan. Und genau da liegt das Problem - auf das ich gerne vor der Besprechung des Films zu reden kommen möchte: Dies ist eigentlich Shahrukhs Film. Und das sorgte hinter den Kulissen für riesigen Zoff. Sunny Deol meinte, Yash Chopra habe ihn angelogen und betrogen, weil Shahrukh der eigentliche tragische Held des Films wurde. Das stimmt zum Teil schon, denn als Juhi gegen Schluss einmal schreit "Kill him! Kill him, Sunil!" und Shahrukh ihr einen traurigen Blick zuwirft, hat man Mitleid mit ihm. Mit ihm, dem eigentlichen Bösewicht. Macho-Held Sunny fühlte sich dadurch betrogen. Doch das ist nicht primär Chopras Schuld, sondern ein Beweis für Shahrukhs Star-Appeal. Er hat einfach mehr Talent und mehr Charme als Sunny und drängt sich gerade deshalb schon ins Zentrum des Films. Die Herzen fliegen ihm eher zu als dem stoischen Sunny. Und genau das hielt der gestandene Mann wohl nicht aus. Seither redet er nicht mehr mit Chopra und schwor, nie mehr einen Film mit ihm zu drehen. Auch mit Shahrukh liegt er seither im Streit. Shahrukh dagegen wurde zum Megastar - auch dank diesem Film. Mit Chopra drehte er 1997 Dil To Pagal Hai, während Sunny ohne Chopra auch Megaerfolge feierte. Und noch ein dritter spielte bei der Sache eine Rolle: Aamir Khan. Der hätte eigentlich Shahrukhs Rolle spielen sollen, wollte aber Änderungen im Skript (mehr Interaktion mit Sunny, anderes Ende) und wurde gefeuert. Später meinte er, Sunny habe mit seiner Kritik völlig recht - und drehte nie mit Chopra. Tja, weder Aamir noch Sunny noch Shahrukh hat der Krieg geschadet - heute sind alle drei Hit-Lieferanten.
Nun also zum Film selbst. Wie bereits angedeutet ist Shahrukh zwar der Bösewicht, aber der Star des Films. Er ist famos. Juhi bleibt etwas farblos und Sunny ist stoisch wie eh und je.
Anupam Kher irritiert etwas als Comic Relief. Chopras Inszenierung ist eher unspektakulär, was auch für die Tanzeinlagen gilt. Der beste Song ist Shahrukhs flehender "Jaadu Teri Nazar", gefolgt von "Tu Mere Samne". Ah, und fast eine Stunde des Films spielt in der Schweiz. Das Finale (ein Mix aus "Cape Fear" und "Dead Calm") passiert gar auf dem Genfersee. Ein gut gemachter Film, der sich anzuschauen lohnt. Aber der Trubel hinter der Kamera war eigentlich noch viel spannender ...
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Widescreen (nicht anamorph)
Alternative Titel: Dharr; Angst (Übersetzung)
Regie: Yash Chopra

Liebes-Thriller

Spannung * *

Humor *

Trade Classification: Superhit

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D a s t a k

Reviewed 14.3.04

Indien 1996 Sushmita Sen (Sushmita Sen) wird 1994 zur Miss Universe gekürt. Sharad Sale (Sharad Kapoor) schaut gebannt auf den Fernseher und wird zum Fan. Zum besessenen Fan! Zwei Jahre später dringt er immer weiter in Sushmitas Privatsphäre ein. Als er zwei ihrer Freunde ermordet, tritt Inspektor Rohit Malhotra (Mukul Dev) auf den Plan. Er kennt Sushmita aus der Schulzeit und verliebt sich in sie. Doch der Killer muss erst gefasst werden. Rohit hat einen Plan: Er will Sharad auf den Seychellen in die Falle locken. Doch der hochintelligente Psychopath lässt sich nicht so leicht schnappen ...
Neues sucht man in diesem Thriller des Bhatt-Clans (Mahesh, Mukesh, Vikram) vergebens, denn er verquirlt einfach gängige Elemente aus dem Costner-Liebesthriller "Bodyguard" mit Yash Chopras Hit Darr. Doch die Bhatts haben ihr Metier im Griff, und so ist "Dastak" doch immerhin ganz adrett inszeniert. Zudem ist es eine Freude Sushmita Sen zum ersten Mal in einem Film zu sehen. Die Miss Universe 1994 gibt ihr Kinodebüt als sich selbst. Sie wirkt bereits ausgesprochen natürlich, doch hinter ihren markanten Augen und Augenbrauen verbirgt sich eine Strenge, die ihr als Schauspielerin in späteren, reiferen Rollen (u.a. Samay) zu Gute kommt. Definitiv ein beachtliches Debüt.
Anders Mukul Dev. Sein Einstand in Bollywood ist geprägt von Talentmangel. Manoj Bajpai absolviert einen lustlosen Kurzauftritt als Bannerjee, Polizeichef auf den Seychellen. Sharad Kapoor, der dritte Debütant in der Runde, empfiehlt sich wenigstens als guter Bösewicht. Die Bhatts geben ihm auch nicht so viel Spielraum. Schon besser weg kommen bei ihnen die Songs. "Piya o Piya" ist ein mässiger Song, aber beeindruckend durch seine stilisierte Inszenierung. "Tumhe Kaise Batoon" ist ein sehr leises, melancholisch schönes Liebeslied, u.a. gedreht im Schweizerischen Saanen. "Love With Inspector Rohit"  und "Mujhko Jab Aise Dekhti Ho Tum" (Schweiz) sind dagegen öde Balladen. "Kal Beet Gaya Ye To..." dreht das Tempo wieder etwas auf und ist attraktiv gefilmt in den helvetischen Alpen - noch schöner ist jedoch Sushmita, die sich in der Nummer bis auf die gar hoch gezogenen Hosen von der attraktivsten Seite zeigt.
Auf das blutige Finale brauche ich nicht gross einzugehen, denn es bietet kaum Überraschungen. Dieses Motto gilt damit für den ganzen Film. Anschauen wegen Sushmita, wegen der Musik von Rajesh Roshan und ein paar schönen Inszenierungs-Touchs bei den Song-Nummern. Der Rest ist Routine.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph)..
Alternative Titel:
Klopfen (Übersetzung)
Regie: Mahesh Bhatt

Thriller

Spannung * *

Humor *

Trade Classification: Average

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D a u d

Reviewed 2003

Indien 1997 Der Kleinganove Nandu (Sanjay Dutt) wird von einer Terroristengruppe beauftragt, einen Koffer voller Gold zu rauben. Mit unerbetener Hilfe der schönen Tänzerin Bhawani (Urmila Matondkar) führt er den Auftrag aus und ahnt danach, dass er reingelegt wurde. Zum einen scheint in dem Koffer etwas bedeutend Wertvolleres zu sein als Gold und zum anderen sind nun Pinky (Paresh Rawal), Pushkar (Manoj Bajpai) und ihre Terroristen sowie ACP Nair (Ashish Vidyarthi) und seine Cops hinter Nandu und Bhawani her.
Ich zähle mich durchaus zu den Fans von Regisseur Ram Gopal Varma, doch seine Actionkomödie "Daud" ist doch eine leichte Enttäuschung. Das Tempo ist am Anfang noch ganz gut, doch im Mittelteil hängt der Film durch und gegen Schluss begann ich mich doch ziemlich zu langweilen. Da fiel es auch negativ ins Gewicht, dass Varma 2-3 Songs zuviel in den Film drücken wollte. Die Song-Nummern selbst sind unspektakulär, aber zum Glück darf Urmila zu den Beats tanzen: Obwohl ihre Frisur und Alltagskleidung doch schon sehr passé sind, zeigt Urmila nämlich einmal mehr, wieso sie zu den besten Tänzerinnen in Bollywood gehört. Ihre Moves zu den experimentellen Klängen von Komponist A. R. Rahman sind ausgesprochen sexy (v.a. in der zweiten "Tarzan"-Nummer). Schon im ersten Song, in dem Urmila zunehmend sexier wird, ist klar, dass Sanjay Dutt neben ihr aussieht wie ein Trampel. Er hat in den Spiel-Szenen eine recht gute Chemie mit ihr, doch beim Tanzen hat er keine Chance. Sie tanzt ihn schlicht an die Wand. Und das lässt Sanjay noch lächerlicher wirken.
Urmila ist sowieso eines der Highlights in "Daud". Sie ist auch eine der wenigen Bollywood-Ladies, die in dieser Zeit den eigentlichen Helden des Films mal kräftig versohlen darf. Urmila ist sexy - und tough. Eine für Varma typisch gute Frauenrolle, auch wenn sie in der zweiten Hälfte nachlassen muss.
Ein grosses Problem muss ich noch anschneiden: Es ist der Grundton des Films. Eine leichte Komödie mit Actioneinlagen ist ja ok, doch Varma verfehlt mit manchen Sequenzen schlicht das, was man in diesem Genre so erwarten würde. Es gibt z.B. eine Verfolgungsjagd, bei der die Cops die zwei Hauptdarsteller jagen. Dabei sterben etliche der Polizisten. Es ist ja klar, dass die Cops die zwei nicht fangen dürfen, aber die Cops, die in dem Film nicht korrupt sind und klar im Dienst des Guten stehen, einfach so abzumurksen (einer kommt unters Rad des fahrenden Trucks) will einfach nicht zum Ton einer solchen Actionkomödie passen. Eine ebenso seltsam schräg in der Landschaft liegende Szene ist die, in der Pinky befiehlt, eine ganze Familie (inklusive Bub) zu erschiessen. Die Witze, die eingestreut sind, funktionieren dabei nicht und die Gewalt der Szene findet offscreen statt. Das hinterlässt einen sehr schalen Nachgeschmack. Das ist seltsam, ist Varma doch sonst einer, der die Stimmung in seinen Filmen gut trifft.
"Daud" ist also klar einer seiner schwächeren Filme. Er ist nicht mies, sondern einfach durchschnittlich und leidet an ein paar deftigen Problemen (v.a. Sanjay Dutt). Wenn ihr ihn anschaut, freut euch auf eine üverzeugende Urmila, sexy Tanzeinlagen und eine erste Hälfte, die halbwegs gut unterhält.
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi 4.0. mit englischen UT. Widescreen (nicht anamorph)
Alternativer Titel: Daur - Run
(deutscher DVD-Titel)
Regie: Ram Gopal Varma

Actionkomödie

Action * *

Humor * *

Trade Classification: Average

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D a u l a t   K i   J u n g

Reviewed 6.8.05

Indien 1992 Bhushan Chaudhary (Shafi Inamdar) und Mr. Agarwal (Tiku Talsania) sind zwei reiche Bauunternehmer und seit Jahren Erzfeinde. Im College haben sich jedoch Chaudharys Sohn Rajesh (Aamir Khan) und Agarwals Tochter Asha (Juhi Chawla) verliebt! Tatsächlich kommt Agarwal bald hinter die Beziehung und unterbindet sie, indem er seine Tochter in ihr Zimmer sperrt. Der Architekt Haribhai (Paresh Rawal) und sein dubioser Kollege Mike (Dalip Tahil) sehen darin die Chance, Chaudhary und Agarwal bei einem Land-Deal auszustechen. Haribhai überzeugt Rajesh, dass er mit Asha durchbrennen soll - damit die beiden Väter mit der Suche nach den Kindern abgelenkt wären. Derweil hilft Ashas Tante ihr bei der Flucht. Rajesh und Asha brennen durch und fahren unterwegs einen schwer verletzten Mann an. Er legt Asha die Karte mit dem Weg zu einem Schatz in die Tasche. An dieser sind aber auch der Biker Rana (Kiran Kumar), Mike und der undurchsichtige K.K. Topji (Kader Khan) interessiert.
Wie so mancher frühere Aamir-Film ist auch "Daulat Ki Jung" eine weitgehend missratene, grobe Variante eines 80er-Jahre-Masala-Streifens mit der Kitschromantik eines frühen 90er-Films. Die Mischung geht leider nicht sehr gut auf, Regisseur S.A. Kader kann man für seine einzige Arbeit hinter der Kamera nur schwer gratulieren. Es sind nicht nur die holprige Inszenierung und der Wischiwaschi-Grundton des Films, die missfallen, es ist vor allem auch der zusammen gekramte Plot, der auch genüsslich bei Hollywood-Vorbildern klaut. Die Sache mit der Mondfinsternis kenne ich aus einem Abenteuerfilm, dessen Titel mir entfallen ist (vielleicht "Jewel of the Nile" oder "Quatermain"?)
Die erste Filmhälfte ist noch halbwegs unterhaltsam mit den typischen romantischen Spielchen und den aufgebrachten Eltern - Erinnerungen an den Dev-Anand-Klassiker Tere Ghar Ke Samne werden wach. Vor allem die Streitereien der beiden Väter mit dem Polizisten (Viju Khote) sorgen in diesem Akt des Films durchaus für gelungene Lacher. Doch je weiter sich "Daulat Ki Jung" zum Abenteuerfilm wandelt, umso absurder wird er. Spätestens mit dem Auftauchen von Kader Khans Charakter als eine Art Zwitter aus Django und Dracula, fällt der Plot in riesige Logiklöcher, aus denen er sich nicht mehr befreien kann. Wer also nach einem Film sucht, der viel Sinn macht, der ist am falschen Ort. Oder nach einem, der seine Handlungsstränge sauber zu Ende erzählt - der ganze Paresh-Rawal-Subplot, zum Beispiel, ist vergeudet und selbst die eigentliche Auflösung passiert abrupt.
Aufwerten können das Ganze lediglich die Schauspieler. Aamir und Juhi harmonieren gut, die mehr oder weniger kurzen Auftritte von Kader Khan, Paresh Rawal, Dilip Tajil, Kiran Kumar, Viju Khote und dem hysterischen Tiku Talsania sind gar nicht übel. Und die Musik, die nicht im Ohr hängen bleibt, bietet für den Moment auch ein paar hübsche Melodien. Die abgeschmackte Geschichte und die schludrige Inszenierung retten aber weder Noten noch Akteure: "Dhaular Ki Jung" ist verworrenes, absurdes und unkonzentriertes Kino, wie es Bollywood in den 80ern und frühen 90ern genügend gesehen hat. Über diese Art von trashigen Wegwerf-Filmen ist Aamir Khan heute zum Glück hinweg.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (IND): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Achtung: Diese Ultra-DVD ist offensichtlich nur vom alten Video gezogen und qualitativ schlecht. Aber die Ultra-DVD hat im Gegenzug zur alten WEG-Disk englische Untertitel!
Regie: S.A. Kader

Actionabenteuer-
Romanze

Humor * *

Action * *

Trade Classification: Flop

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D a y a v a n

Reviewed 28.11.03

Indien 1988 Shaktis Vater, ein gesuchter Gauner, wird von der Polizei ermordet. Der Bub rächt sich umgehend, tötet den schuldigen Inspektor und flieht nach Mumbai. Dort wächst er in einem Armenviertel der Stadt auf. Als Erwachsener wird Shakti (Vinod Khanna) im Ghetto von allen geachtet. Er ist der, an den man sich bei Problemen wendet. Als er den korrupten Polizei-Inspektor Ratan Singh (Amrish Puri) tötet, beginnt seine Laufbahn als Gangsterboss. Die Leute im Quartier nennen ihn "Dayavan" (der Gutherzige) und lieben ihn, weil er alles für sie tut und bedingungslos für sie kämpft. Er heiratet (Madhuri Dixit) und hat zwei Kinder. Doch da wird seine Frau bei einem Bandenkrieg getötet. Shakti zieht die Kinder alleine gross. Als sie erwachsen sind, will der Sohn in die Fussstapfen seines Vaters treten, während die Tocher die immer brutaleren Taktiken ihres Vaters ablehnt.
Mit "Dayavan" drehte Schauspieler und Regisseur Feroz Khan ein Remake von Mani Rathnams Nayagan (1987). Damit ist bereits angedeutet, dass der Film ziemlich unnötig ist - denn besser als Rathnam sind eh nur wenige indische Regisseure. Das weiss auch Khan selbst und hält sich deshalb sehr sehr eng an Manis Vorlage. Manche Szenen erreichen sogar fast die Qualität von Nayagan, weil Rathnam sie ein Jahr vorher bereits bestens strukturiert hat. Doch bei den Emotionen happert es. Ein gutes Beispiel ist der Schluss, als der Bub seinen Opa fragt, ob er ein guter oder ein böser Mensch sei. Bei Nayagan flossen bei mir die Tränen, bei "Dayavan" war ich gerade mal leicht gerührt. Der emotionale Effekt ist nicht derselbe - und das zeugt von Rathnams Gespür für Inszenierung und Gefühl. Zudem ist Kamala Haasan einfach der bessere Schauspieler als Vinod Khanna.
Am berühmtesten ist "Dayavan" jedoch wegen Madhuri Dixit. Die Schöne feierte mit dem Film einen ersten grossen Hit und zeigte dabei viel Haut. Sie küsste sogar (Bilder hier), was einen Teil des Publikums irritierte - und von dem sich auch Madhuri selbst distanzierte. Seither versucht sie strikt, ein sauberes Image aufrecht zu erhalten, was ihr auch weitgehend gelungen ist. Schauspielerisch ist sie okay, aber sie wurde später noch überzeugender. Die Co-Stars sind weitgehend gut. Die Songs nicht allzu spektakulär, aber sauber inszeniert. "Dayavan" ist ein solider Film, der sich über drei Generationen erstreckt und szenenweise packt. Die Originalität lässt jedoch zu wünschen übrig. Schaut euch lieber zuerst das Original an.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 4.0. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Feroz Khan

Drama

Spannung * *

Action *

Trade Classification: Below Average

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D e e d a r

Reviewed 21.5.05

Indien 1951 Der kleine Shamu stammt aus armem Hause und ist der beste Freund der reichen Mala. Deren Vater heisst die Freundschaft der Kinder nicht gut. Als die zwei beim Ausritt verunfallen, schmeisst Malas Vater gleich Shamu und seine Mutter, die als Bedienstete arbeitete, aus dem Haus. Der Schock kostet der Mutter das Leben und dieses Trauma macht Shamu blind. Er wird von Choudhury (Yakub) und seinem Pflegekind Champa gerettet und grossgezogen. Viele Jahre später ist Shamu (Dilip Kumar) ein begabter Sänger und mit Champa (Nammi) sehr gut befreundet - sie liebt ihn sogar. Shamus Stimme begeistert auch den Augenarzt Dr. Kishore (Ashok Kumar), der an ihm eine Augenoperation vornimmt. Doch der Schock sitzt tief, als Shamu sehen muss, dass Kishore mit niemand anderem als Mala (Nargis) verlobt ist.
Der bengalische Regisseur Nitin Bose, Cousin von Satyajit Rai und Macher der Blockbusters Gunga Jumna, landete mit "Deedar" einen Superhit. Nicht verwunderlich, konnte er doch drei der grössten Stars der Ära verpflichten: Ashok Kumar, Dilip Kumar und Nargis. Doch ihr fatalistisches Liebesdreieck hat mich erstaunlich kalt gelassen. Der Plot gleitet in voraussehbar melancholischen Bahnen, die Theatralik ist an der Grenze und die Inszenierung kein Feger. Bei nur 118 Minuten Lauflänge baut Bose zudem satte 12 Songs ein. Manche sind zwar recht kurz, andere ganz gut - doch neben soviel Gesang bleibt einfach kaum mehr Raum für Handlung.
Die Akteure meistern ihre Parts ganz solide, der Schnitt des späteren Regisseurs Bimal Roy (Devdas, Bandini) erzeugt einen angenehmen Fluss und eben: Ein paar der Songs sind auch wirklich gut. Doch dafür, dass "Deedar" 1951 die Kassen füllte und drei Superstars vereint, ist er einfach zu enttäuschend. Zu durchschnittlich. Es gibt wahrlich bessere Beispiele, um die Talente aller Beteiligten auszuloten.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Nitin Bose

Drama

Humor *

Spannung *

Trade Classification: Superhit

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D e e w a a n a p a n

Reviewed 2003

Indien 2001 Der schöne Suraj (Arjun Rampal) trifft auf die süsse Kiran (Dia Mirza), die in den Bergen Ferien macht - und verlieben sich. Leider verlieren sich die beiden schon bald wieder aus den Augen. Suraj geht mit seinen Eltern nach Mumbai (Om Puri, Smita Jaykar), wo er ans College geht und ins Sport-Team aufgenommen wird. Da trifft er unverhofft wieder auf Kiran. Der Funken springt erneut. Doch Kirans Vater ist Ranvir Chaudhary (Vinod Khanna), einer der mächstigsten Männer der Stadt. Er will die Beziehung nicht akzeptieren und stellt Suraj ein Ultimatum, um die Stadt zu verlassen.
Eine Traumrolle für Model Arjun Rampal: Vom Loverboy zum Actionhelden. Die Story gibt ja nicht gerade viel her, aber Arjun macht das beste draus. Im Vergleich zu Aankhen und Moksha wirkt er hier angekratzt und gar nicht mehr so attraktiv. Vielleicht liegts auch an dem schlechten Haarschnitt. Die witzigsten Szenen sind die, in denen Arjun zum richtigen Actionhelden mutiert. Die scheinen irgendwie nicht in den Film zu gehören. Einmal zieht er bei Regen sogar in Slow-Motion sein Shirt aus. Ja, das ist etwas für die Ladies, aber es wirkt schon fast peinlich. Nur: Als Suraj beim (ersten) Regenfight Ranvirs Männer veprügelt, fiebert man richtig mit. Es war einfach nötig, dass die Sache nach so vielen Minuten endlich explodiert - und man möchte fast mitprügeln. Natürlich nur, wenn ich dazu das Shirt nicht ausziehen muss.
Hier auf DVD erhältlich
Ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen Untertiteln gesehen.
Regie: Ashu Trikha

Liebesmusical /
Actiondrama

Action * *

Spannung * *

Trade Classification: Below Average

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D e e w a a r

Reviewed 2003

Indien 1975 Anand Verma (Satyen Kappu) kämpft für seine Kumpels im Kohlebergwerk. Doch der böse Besitzer entführt seine Familie und zwingt Anand so, einen schlechten Vertrag für die Arbeiter zu unterschreiben. Die Kumpel verprügeln Anand, brandmarken ihn als Verräter, worauf er wegzieht. Seine Familie bleibt zurück, Sohn Vijay wird von wütenden Arbeitern tätowiert: "Mein Vater ist ein Dieb" steht für immer auf seinem Arm. Mutter Verma (Nirupa Roy) hat genug und verreist mit den zwei Söhnen nach Bombay, wo sie hart arbeitet, um Ravis Erziehung zu finanzieren. Vijay dagegen arbeitet als Schuhputzer. Später als Erwachsener kriegt Vijay (Amitabh Bachchan) einen Job am Hafen. Als er sich gegen Gangster Samant und seine Schutzgelderpresser auflehnt, fällt er Samants Rivalen Davar auf. Vijay tritt in die Dienste des Schmugglers und wird dank seiner kriminellen Karriere reich. Sein Bruder Ravi (Shashi Kapoor) wird derweil Polizei-Inspektor ... und zu Vijays Gegner.  
Es ist schon erstaunlich, dass im Jahre 1975 nicht Sholay alle indischen Filmpreise holte. Der ewige Nr.1-Hit Bollywoods musste sich geschlagen geben von "Deewaar". Yash Chopras packender, dramatischer Thriller um einen Bruderkrieg gewann die meisten Preise und machte einen besondes glücklich: Amitabh Bachchan, der auch in Sholay die Hauptrolle spielte. Amitabhs Aufstieg, der 1973 mit Zanjeer begann, war bereits in vollem Schwung, Amitabhs Image als "Angry Young Man" zementiert.
Genau diese "Angry Young Man"-Rolle spielt er auch in "Deewaar" absolut überzeugend. Vor allem in der ersten Hälfte ist Amitabhs physische Präsenz so enorm, dass alle neben ihm verblassen. Die erste Hälfte baut die Story spannend und voller fatalistischer Symbolik auf, während die zweite das moralische Dilemma des Films auswalzt. In dieser zweiten Hälfte gibt es denn auch ein paar Längen und ein paar religiös verklärte Szenen, aber diese mögen den Eindruck kaum zu trüben. Auch dass Shashi Kapoor etwas blass bleibt und die Gangster nicht so richtig zum Zug kommen, lenkt nicht von der Amitabh-Show ab. Dies ist sein Film und ein weiteres Juwel in seiner Krone. Die Songs sind unspektakulär, aber die John-Barry-eske Musik von Maestro R. D. Burman ist groovy.
PS: Amitabh trägt am Hafen die Nummer 786, die ihm im Laufe des Films Glück bringt. Als Gepäckträger in Coolie trägt er genau das selbe Abzeichen: 786 - eine muslimische Glückszahl.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0. mit englischen UT. Vollbild
Alternative Titel: Deewar; Die Mauer (Übersetzung)
Regie: Yash Chopra

Thrillerdrama

Spannung * *

Action * *

Trade Classification: Superhit

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D e e w a a r

Reviewed 23.7.04

Indien 2004 Im Dezember 1971 brach der Krieg zwischen Indien und Pakistan aus. Tausende von Soldaten kehrten nach dem Waffenstillstand in ihre Heimat zurück. Doch 54 indische Soldaten verblieben in Pakistan. Die Regierungen beider Länder haben sie vergessen. 33 Jahre später kämpft die Ehefrau (Tanuja) von Major Ranvir Kaul (Amitabh Bachchan) noch immer für die Rückkehr ihres Gatten. Tatsächlich sitzt der mit seinen Männern im Knast und schafft es, einen Brief nach Indien schmuggeln zu lassen. Nun weiss Ranvirs Sohn Gaurav (Akshaye Khanna), dass sein Vater noch lebt. Er muss ihn befreien. Also reist er nach Pakistan, mogelt sich durchs Land hin zum Camp, in das Kaul und seine Truppe verlegt wurden. Da gelingt einem von ihnen, dem Grossmaul Khan (Sanjay Dutt), die Flucht. Gaurav rettet ihn und überredet Khan, bei der Flucht der anderen Männer mitzuhelfen ...
Mit dem Amitabh-Bachchan-Hit Deewaar (1975) hat dieses teure Epos nichts zu tun. Der Untertitel macht den Plot deutlicher: "Let's Bring Our Heroes Home". Wackere Inder aus den Gefängnissen der bösen Pakistanis holen. Gähn. Hat da jemand die Zeichen der Zeit verschlafen? Selbst Chuck Norris ist über seine "Missing in Action"-Zeit hinweg, aber nein, Regisseur Milan Luthria (Chori Chori) glaubt, das sei immer noch en vogue. Ist es nicht. Der Plot von "Deewaar" ist abgestanden, seit das Genre mit "The Great Escape" seinen Zenit erreichte. Und die Anti-Pakistan-Faxen sind schon seit Jahren passé.
Am übelsten ist dieses "böses Nachbarland, schönes Mutterland"-Gelaber am Anfang. Da darf Amitabh Bachchan viel zu oft bedeutungsschwanger dreingucken und davon erzählen, wie heldenhaft doch die Männer sind, die an Mutter Indiens Brust gesaugt haben. Man ist vesucht, die Vorspul-Taste zu drücken. Zwischendurch gibts wenige Highlights, der Plot wird langsam entwickelt. Der Stil des Regisseurs ist adrett, so dass "Deewaar" immerhin optisch was hergibt. Auch akustisch. Der Schwall an Hintergrundmusik ist zwar auf Dauer anstrengend, aber die wenigen Songs sind hübsch. "Todenge deewaar hum" ist ein kurzer, mässiger Durchhalte-Song. "Marhaba" ist eine Nummer mit coolen arabischen Rhythmen, wenn auch etwas deplaziert. "Ali ali" ist ein sauberer Montagesong und "Chaliye ve chaliye" bietet einen guten Refrain. Das Highlight ist jedoch "Piya baawari", eine hübsche Ballade, in der
Amrita Rao einfach verführerisch ist. Ja sie darf sogar im Regen tanzen. Da schmilzt das Männerherz.
Die niedliche Amrita kennt man spätestens seit Main Hoon Na (übrigens einem politisch ganz gegensätzlichen Werk) und sie hinterlässt auch hier ihre Spuren inmitten dieser Testosteron-Übermacht. Ihr Auftritt ist kurz, ihr Abgang aus dem Film etwas plump, aber selbst so überzeugt sie. Auch Sanjay Dutt ist nicht lange zu sehen und brilliert. Der Film gehört jedoch zwei anderen Mannsbildern: Amitabh Bachchan und Akshaya Khanna. Beides erfahrene Akteure, beide mit guten Leistungen. Bei Amitabh stört der grauer-Bart-dunkle-Haare-Look zwar diesmal mehr denn je, doch er spielt wie immer blendend. Klein aber fein auch die Rolle des Camp-Vorstehers, sadistisch verkörpert durch
K.K. Menon.
In der zweiten Hälfte gibts dann endlich auch etwas Spannung und Action. Dass das Ganze auf Pakistan vs. Indien fusst, vergisst man fast, weils vor allem darum geht, wie die Jungs ausbrechen können. Ganz zum Schluss gibt es nochmals etwas Patriotismus und Pathos, aber all dies ist bescheiden im Vergleich zu Ramsch wie L.O.C. "Deewaar" mag inhaltlich nicht der letzte Schrei sein, ja, er gehört sogar ins letzte Jahrzehnt und er mag so manches Logikloch haben - aber von der Machart her vermag er durchaus zu überzeugen. Kein Knüller, aber ansehnlich.

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Deewaar: Let's Bring Our Heroes Home; Deewaar - Hölle ohne Widerkehr; Die Mauer (Übersetzung)
Regie: Milan Luthria

Actionfilm

Action * *

Spannung *

Trade Classification: Flop

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D e e w a n a

Reviewed 29.2.04

Indien 1992 Die junge Kajal (Divya Bharati) stammt aus armem Hause und schwärmt für den Sänger Ravi (Rishi Kapoor). Als sie von ihm ein Autogramm holt, verliebt er sich in sie und heiratet sie. Doch damit zieht er den Zorn seines Halb-Onkels Dhirendra Pratap (Amrish Puri) auf sich, der es auf das Familienerbe abgesehen hat. Sein Sohn attackiert Kajal, wofür Ravi ihn tötet. Doch auch er kommt dabei um. Um dem Zorn Dhirendras zu entkommen, zieht die trauernde Kajal mit Ravis Mutter in die Stadt. Dort fällt sie dem jungen Raja Sahay (Shahrukh Khan) auf. Der Sohn eines reichen Industriellen (Dalip Tahil) verlässt seine Familie, um die Witwe Kajal zu heiraten. Und da Ravis Mutter die Bindung befürwortet, werden sie ein Paar. Doch auch ihr Glück währt nicht lange.
Frisch von seinen TV-Erfolgen wollte Shahrukh Khan Anfang der 90er ins Kinofach wechseln und fiel mit Dil Aashna Hai gleich mal auf seine markante Nase: Der Film kam erst 1992 ins Kino. Deshalb feierte er seine Leinwandpremiere im besseren "Deewana". Er bekam von Filmfare die Auszeichnung für "sensationelles Debüt" und der Film wurde zum moderaten Hit und zweiterfolgreichsten des schwachen Jahrgangs 1992. Shahrukh war etabliert - und fortan ging es nur noch aufwärts.
Im Regiedebüt von Raj Kanwar (Jeet, Andaaz, Dhaai Akshar Prem Ke) tritt Shahrukh zwar erst nach der Intermission in der 83. Minute zum ersten Mal auf, aber er reisst "Deewana" sofort an sich. Das liegt daran, dass Rishi Kapoor, der eigentliche Star, kein solcher ist. Er ist pummelig, brav und durchschnittlich. Wer jemals auf die Idee kam, ihn zu einem Leading Man zu machen, sollte sich untersuchen lassen. Rishi ist ein netter Kerl, aber kein Kämpfer- oder Liebhaber-Typ. Zudem war er damals auch schon 40 während seine Partnerin Divya Bharati gerade mal 18 war. Die junge Schauspielerin, die mit Shahrukh bereits "Dil Aashna Hai" bestritt, starb übrigens ein Jahr später, als sie betrunken vom sechsten Stock eines Gebäudes fiel. Unfall heisst die offizielle Erklärung, die Medien spekulierten auf Mord.
Aber zurück zum Film. Rishi hat etwas Gutes: Den besten Song. Der erste, "Sochenge Tumhe Pyar" hat eine gefällige Melodie und bleibt im Kopf. "Tumse Pyar Karte" ist eine schwache um-die-Bäume-renn-Ballade, "Payaliya" ist okay, hat wunderbaren klassischen Tanz - und Rishi im Pullover. Schlechte Entscheidung. Bei "Tumse Pyar Kare (II)" und "Teri Isi Ada", den vierten und fünften Songs in den ersten 70 Minuten, hatte ich langsam genug Tanznummern gesehen und wollte mehr Plot. Mit Shahrukhs erstem Song "Koi Na Koi" kam auch die Handlung wieder voran, der rasante Titelsong "Aisi Deewana" und der öde "Tere Dard Se Dil" runden den Soundtrack ab. Alles in allem gelungene Töne, aber auch viel Mittelmass. Gilt ja für den ganzen Film. Die vorher angesprochene Handlung ist erst in den letzten 20 Minuten wirklich spannend, zuvor handelt es sich meistens um Flirtereien und Liebesgesäusel. Bis auf die Auftritte von Amrish Puri, natürlich, der mal wieder richtig böse sein darf. "Deewana" ist kein Klassiker, aber solide inszenierter, gut gespielter und sehr unterhaltsamer Bollywood-Nonsens. Und das Vehikel eben, dass uns den grössten indischen Star der 90er bescherte.

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Diwana; Im Zeichen der Liebe
Regie: Raj Kanwar

Liebesfilm

Humor * *

Action * *

Trade Classification: Hit

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D e e w a n a   M a s t a n a

Reviewed 24.2.04

Indien 1997 Die Gauner Raja Kumar (Anil Kapoor) und Ghafoor (Johnny Lever) klauen einem Inspektor 2,5 Millionen Rupien vor der Nase weg und fliehen damit nach Mumbai. Dort verliebt sich Raja Hals über Kopf in die schöne Psychiaterin Dr. Neha Kapoor (Juhi Chawla). Doch Raja bekommt Konkurrenz: Ein besorgtes Elternpaar (Anupam Kher, Reema Lagoo) bittet Neha, sich um seinen Sohn Bannu (Govinda) zu kümmern. Der hat Angst vor Wasser, Feuer, Höhen, Menschenmassen, Lärm und hunderten von anderen alltäglichen Dingen. Neha versucht, ihn zu heilen, worauf er sich in sie verliebt. Raja kann das natürlich nicht zulassen und versucht, mit fiesen Tricks Nehas Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und Bannu schlecht zu machen. Mit wenig Erfolg: Mal für Mal verliert Bannu eine seiner Phobien. 
Auf David Dhawan kann man meistens zählen, wenn man mal einen Bollywoodfilm zum Lachen braucht. Zwar hat der Comedy-Regisseur auch ein Arsenal an Flops gedreht, aber bei solchen Stars kann ja fast nix schief gehen: Anil Kapoor, Govinda, Johnny Lever, Juhi Chawla, Anupam Kher, Reema Lagoo und in Kurzauftritten Shakti Kapoor, Kader Khan, Raveena Tandon und ... Salman Khan. Der grosse Khan bemüht sich in einem wunderbaren Cameo gegen Schluss zur Musik von
"Didi Tera Dewar Deewana" (HAHK). auch noch in den Film. Immerhin hat er mit Dhawan im selben Jahr den Semi-Hit Judwaa gedreht und stand Dhawan später für Hits wie Biwi No.1 und DHLJ zur Verfügung. Salmans Auftritt ist der krönende Abschluss von "Deewana Mastana". Aber auch vorher gibt es genug, das amüsiert:
Johnny Lever. Ja, ich fange mit ihm an. Es ist ein offenes Geheimnis, dass ich den Komiker nicht mag, wenn er einen guten Film mit lauter Comedy ruiniert. Hier hat er eine Hauptrolle und nimmt sich angenehm zurück. Er bekam verdient den Filmfare-Award als bester Komiker in diesem Jahr. Govinda steht ihm in Nichts nach. Bedeutend schlanker als heute gibt er eine Performance, die langsam in Schwung kommt und letztendlich zur eigentlichen Hauptrolle aufsteigt. Angelegt an Bill Murrays "Baby Steps"-Rolle in "What About Bob?" (1991) hat er die Lacher auf seiner Seite. Anil Kapoor ist der schwächste im männlichen Lead-Trio. Aber die Fön-Frisur als toughen Fighter zu sehen, ist immer wieder (ungewollt) erheiternd. Juhi Chawla ist passabel, sie darf fast nur niedlich lächeln und mit Govinda eine kesse Sohle aufs Pakett legen. Die Nebendarsteller sind unterverwendet, Satish Kaushik als Mafiaboss Pappu ist witzig.
Doch was bei Dhawan zählt ist stets die Chemie der Stars. Die stimmt absolut. Lever, Govinda und Anil spielen sich die Pointen zu und schieben die Handlung immer weiter Richtung Chaos - genau das, was gegen Ende hin jede Dhawan-Komödie auszeichnet. Und ein weiteres Markenzeichen seiner Filme sind die guten Songs. In "Deewana Mastana" spielen die meisten davon im Berner Oberland und einige sind recht cool, auch wenn Klassiker wie in Biwi No.1 fehlen.
"Head Ya Tail", "O Mummy Mummy" und "Tera Bina Dil Lagta Nahin" sind die besten.
Trotz Überlänge, trotz zwei Szenen mit Govinda in Badehosen (ugh!), trotz inkonsequenter Handhabung von Govindas Phobien (er hat Angst vor Wasser, fischt aber ...) und trotz mässiger Songs sowie voraussehbarer Handlung kommt "Deewana Mastana" gut auf Touren. Weil die Akteure überzeugen, Salman einen netten Gastauftritt hat und Dhawan eben sein Handwerk versteht.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0. mit englischen UT. Widescreen (nicht anamorph)
Regie: David Dhawan

Komödie

Humor * * *

Action *

Trade Classification: Hit

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D e e w a n g e e

Indien 2002 Raj (Akshaye Khanna) ist einer der besten Anwälte Indiens. Richtig verliebt war er jedoch noch nie. Das ändert sich, als er die schöne Sängerin Sargam (Urmila Matondkar) trifft. Bevor die beiden ein Paar werden können, wird jedoch Sargams Komponist Mehta brutal ermordet. Der vermeintliche Täter wird blutüberströmt gefasst. Er heisst Taran (Ajay Devgan) und ist Sargams Jugendfreund. Die Sängerin bittet Raj, Taran zu verteidigen. Zögernd stimmt er zu und überzeugt sich von Tarans Unschuld. Doch während der Verhandlung kommen immer mehr Details ans Licht. Da zeigt sich endlich, dass Taran an gespaltener Persönlichkeit leidet: Sein böses ich "Ranjit" hat den Mord begangen! Oder?
Bis zur Intermission ist Anees Bazmees "Deewangee" ein involvierender Thriller, der sich sehr stark an den Richard Gere/Edward Norton-Thriller "Primal Fear" anlehnt. Als Einstimmung auf das Ganze gibt es während den Opening Credits einen Song, der stark an ein Bondlied erinnert. Die anderen Songs sind eher mittelmässig und die Szenen, die nach der Schweiz aussehen, wurden erst noch in Österreich gedreht. Tsts. Zurück zum Film: Die Darsteller sind gut, allen voran Devgan (Company), der den Norton-Part doppelbödig diabolisch spielt. Gut besetzt. Urmila ist etwas unterfordert und Khanna bleibt wieder einmal blass. Das fördert die Sympathie mit dem Bösewicht - über dieses Thema gibt es hier einen interessanten Artikel - und ist dem Film nicht besonders dienlich. Auch dies ist jedoch nur ein kleines Manko. Das grosse ist die zweite Hälfte. Die ist ein inszenatorisches Desaster. Das Hin und Her zwischen Raj und Taran wird schnell langweilig, vorher aufgebaute Charaktereigenschaften (wie Tarans Intelligenz) werden wie es dem Regisseur gerade passt über Bord geworfen. Man wünscht sich einfach, die Tortur würde bald enden. Schade, denn das Setup war gut. Nur mit dem Payoff wars dann halt wohl nichts ...
Auf DVD erhältlich - ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen UT gesehen.
Alternativer Titel: Obession (Übersetzung)
Regie: Anees Bazmee

Thriller

Gewalt * *

Spannung * *

Trade Classification: Above Average

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D e s h   P r e m e e

Reviewed 18.8.04

Indien 1982 Während der britischen Besatzung wird der indische Unabhängigkeitskämpfer Dinanath (Amitabh Bachchan) immer wieder gefoltert. Nach der Unabhängigkeit am 15. August 1947 ist Dinanaths Ruhm verblasst. Als er einen örtlichen Gangster (Kader Khan) der Polizei ausliefert, wird er verleugnet, sein Haus wird abgebrannt. Ehefrau Bharati (Sharmila Tagore) wird mit der kleinen Tochter von den Gangstern entführt. Dabei wird Bharati leprakrank und gibt ihre Tochter in Adoption. Ihren Mann hält sie für tot. Doch er lebt, verarmt und begleitet von seinem Sohn. Sie ziehen in ein Slum, das in vier Regionen geteilt ist: Die Bengalen werden angeführt vom umtriebigen Ghosh Babu (Uttam Kumar, der während dem Dreh verstarb), die Muslime stehen hinter dem korrupten Ghulam Ali (Parikshit Sahani), Samsher Singh (Shammi Kapoor) führt die Punjab-Fraktion an und Puthu Anna (Premnath) dominiert die Einwanderer aus dem Süden des Landes. Die vier Gruppen können sich nicht ausstehen, Dinanath versucht sich als Friedensstifter. Viele Jahre später ist sein Sohn Raju (Amitabh Bachchan) erwachsen und erpresst die Slum-Führer. Er wird immer krimineller und gerät an einen Geldfälscher sowie an einen Diamantenschmuggel, in den ein Mann (Prem Chopra) involviert ist, der ärztliche Hilfe braucht - von Dr. Priti (Parveen Babi), Dinanaths Tochter.
Manmohan Desais viertletzter Film "Desh Premee" vereint all seine Lieblingsthemen zu einem gigantischen Masala-Epos. Die "Lost and Found"-Struktur ist da, Amitabh Bachchan ist dabei, die Religionsverständigung wird zelebriert und der Plot ist gespickt mit den irrsten Zufällen und Schicksalsschlägen. In gewissem Sinne übertreibt Desai es masslos und weiss selbst nicht mehr, was er eigentlich mit dem Film will. Es gibt zuviele Bösewichter, zuviele Zeitsprünge, zuviele Zufälle, zuviele angeschnittene Themen und zuviel Ballast - doch es ist ein klassischer Entertainer, eine Art von Kino, die Ende der 70er auszusterben drohte. Das zeigte sich auch in den Box-Office-Zahlen, die hinter Desais grössten Hits wie Amar Akbar Anthony oder Dharam-Veer zurücklagen.
Der Film beginnt als patriotisches Drama. Dieses Thema gerät sogleich in den Hintergrund, als die Familie auseinanderfällt - etwas, was in den meisten von Desais Filmen zentral ist, hier jedoch wie ein nachträglicher Einfall wirkt. Alsbald kommt die Religionsverständigung dazu, die schematischer kaum eingeführt werden könnte: Desai ordnet Indiens Gesellschaft in vier Himmelsrichtungen an - Ost (Bengalen), Süd (Tamil/Madras), Nord (Punjab) und West (Muslime). Sie alle repräsentieren das Land, in dem nach der Unabhängigkeit regionale Interessenskonflikte dominierten. Dinanaths patriotische Pflicht ist es, die Gruppen zu einen. Doch dann kommt auch noch ein Thriller dazu um Diamantenschmuggel und Falschgeldproduktion, ein Familiendrama um die Zusammenführung der Eltern und ihrer Kinder, ein Vater-Sohn-Drama um die Zivilisierung des kriminellen Sohnes und ein Liebesfilm um die Beziehung zwischen
Hema Malini und Amitabh. Anders gesagt: Das ist einfach zuviel Material. Insbesondere der Malini-Plot leidet sehr darunter.
Inszeniert ist der Film mit Gusto und mit grosser Kelle, wie man es von Desai gewohnt ist. Die Songs sind okay, stechen aber nicht heraus. Die Akteure sind auch überzeugend. Hema Malini
als Asha war zu dieser Zeit jedoch etwas pummelig - in gewissem Sinne sah sie 20 Jahre später neben Amitabh in Baghban fast besser aus. Sharmila Tagore überzeugt als Leprakranke, Amitabh bringt Humor und Charisma in seine Doppelrolle. Navin Nischol ist blass wie immer, Praveen Babi hat nichts zu tun und ist ein weiteres Opfer der "too much"-Strategie von Desai. "Desh Premee", dessen Titel nett übersetzt "Landsleute, habt euch lieb" heisst, ist sicher kein schlechter Film, dafür ist vor und hinter der Kamera einfach zuviel Talent vorhanden. Aber zum wirklich guten Film reicht es dennoch nicht ganz. Hätte Desai aus dem Material zwei Filme gemacht, sie wären vielleicht besser geworden.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph)..
Alternativer Titel: Desh Premi
Regie: Manmohan Desai

Actionthriller /
Tragikomödie

Action * *

Humor * *

Trade Classification: Semi-Hit

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D e v

Reviewed 30.6.04

Indien 2004 Joint Commissioner of Police, Dev Pratap Singh (Amitabh Bachchan), ist ein altgedienter Polizist. Als seine Leute einen muslimischen Kriminellen mitsamt dessen Familie erschiessen, schürt der islamische Politiker Latif (Eshan Khan) den Unmut. Es kommt zu einer Demonstration, bei der JCP Dev das Feuer eröffnen lässt. Dabei stirbt unter anderem der friedliebende Ali, der Vater des jungen Anwalts Farhaan (Fardeen Khan). Farhaan lässt sich von Latif zum Killer ausbilden, damit er Dev töten kann. Doch als Farhaan Schwäche zeigt, will Latif ihn eliminieren. Dabei zündet er eine Bombe vor einem Hindu-Tempel. Die Hindus ziehen danach mordend durch die muslemischen Viertel. Sie vergewaltigen auch Farhaans Freundin Aaliya (Kareena Kapoor) und töten ihre ganze Familie! Latif verlangt, dass die Leute nicht aussagen und sie privat Rache nehmen können. Doch Aaliya wendet sich an Dev. Und auch Farhaan will das Morden beenden. Doch just nun, wo Dev etwas gegen die Rädelsführer in der Hand hat, blockiert ihn Chief Minister Bhandarker (Amrish Puri). Er schickt Special Commissioner Teijinder Khosla (Om Puri), um Devs Eifer zu stoppen. Das Problem: Tej ist der beste Freund von Dev und dessen Frau Bharati (Rati Agnihotri) ...
Mit Thakshak wandte sich Alternativ-Filmer Govind Nihalani dem Mainstream zu. Mit "Dev" bleibt er dieser Linie treu, doch hinter den Stars und der aufwändigen Inszenierung stecken noch immer die Anliegen eines engagierten Filmemachers. "Dev" ist jedoch nicht primär der Message wegen ein überzeugender Film. Die Botschaft vom friedlichen Zusammenleben ist zwar gut gemeint, aber bei weitem nicht neu. Und sie wurde auch schon besser vorgetragen. Nein, was "Dev" wirklich sehenswert macht, sind die Akteure. Kareena Kapoor, Om Puri - und Amitabh Bachchan.
Dabei sah es am Anfang noch anders aus. Ich hatte Bachchans Charakter schon zu Beginn abgelehnt. Er schiesst einem Demonstranten, der ihm das Geschlechtsteil zeigt, besagtes Ding ohne Warnung weg. Ich kann ja verstehen, dass er sich beschämt fühlt durch diesen Akt, aber als Polizist schiesst man keinem unbewaffneten Menschen die Eier weg. Da hört jegliches Mitgefühl für die Ehre der Polizei auf. Deshalb kam mir Dev vor wie ein Dirty Harry und ich wies ihn emotional ab. Keine gute Ausgangslage, schliesslich sollte man mit der Hauptfigur wenigstens ein bisschen mitfühlen können. Ich stellte mich auf drei Stunden reaktionäres Gewäsch ein. Doch das Gegenteil war der Fall. Ziemlich schnell wandelt sich Dev zu einem Charakter, der jenem, der Bachchan in Khakee spielt, nicht unänhlich ist. Ein Polizist mit ehrenvollen Absichten, der ab und zu unkonventionelle Mittel gebraucht. Aber er stellt das Recht über alles - und kann bei Unrecht nicht zusehen.
Unrecht geschieht sehr viel in "Dev". Muslime attackieren Hindus, Hindus attackieren Muslime. Und die Politiker schüren den Hass. "Politics is the largest killer in our country" sagt Om Puri einmal treffend. Die Frage ist: muss man das alles wieder vorgesetzt bekommen? Der Anblick von brennenden Menschen ist unangenehm und bewegt zweifellos. Aber er macht auch wütend. Wenn Zuschauer diese Wut nicht in die richtige Richtung kanalisieren können, ist der gut gemeinte Effekt von "Dev" dahin. Aber der Plot bleibt dennoch überzeugend. Die Songs sind schwächer, mir gefiel nur das Titelstück "Rang dini". Die Kameraarbeit von Nihalani selbst hat ein dokumentarisches Feeling, die Hintergrundmusik ist passabel. Hie und da hört sie sich an wie billiges Midi-Geklimpere.
Doch eben: die Akteure sind top. Bachchan ist einmal mehr der Fels in der Brandung. Om Puri steht ihm in nichts nach und spielt mit viel Understatement diesen grau angehauchten Charakter. Fardeen Khan empfand ich als etwas blass, Amrish Puri ist in seiner gelassenen Art besonders diabolisch. Überraschend auch Kareena Kapoor. Ohne den Hauch von Glamour (wie in den meisten ihrer jüngeren Rollen) spielt sie souverän und überzeugend. Die Schauspieler und die humane Botschaft machen "Dev" sehenswert. Erwartet nichts Neues und stellt euch auf ein paar Durchhänger im Erzähltempo ein - doch "Dev" ist lohnendes Kino, das in der zweiten Hälfte hie und da recht deftig ist.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Govind Nihalani

Drama

Spannung * *

Anspruch * *

Trade Classification: Flop

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D e v d a s

Reviewed 2003

Indien 1955 Als Kind war Devdas ein kleiner Tunichtgut, weshalb ihn sein reicher Vater nach Calcutta schickte. Als Erwachsener kehrt Devdas (Dilip Kumar) nun zurück. Er ist ein gebildeter Mann von Welt geworden und möchte endlich seine Jugendfreundin, die Nachbarstochter Paro (Suchitra Sen), heiraten. Doch da diese aus weniger gut gestelltem Hause kommt, haben ihre Eltern etwas dagegen. Frustriert verlässt Devdas das Haus und verfällt dem Alkohol. Paro wird derweil mit einem reichen Witwer verheiratet. Devdas stürzt immer tiefer. Nur die Prostituierte Chandramukhi (Vyjayanthimala) kümmert sich noch um ihn.
[Vorsicht, im letzten Abschnitt hat es Spoiler] Ich kann technisch an "Devdas" nichts bemängeln: Der Bollywood-Klassiker ist blendend inszeniert, noch besser gespielt und gespickt mit guten Songs. Besonderes Lob gilt Hauptdarsteller Dilip Kumar und den Kind-Darstellern in den ersten Minuten des Films. Doch irgendwie packt mich das "Devdas"-Thema nicht. Ich hatte mit dieser Version die gleichen Probleme wie mit jener von Sanjay Leela Bhansali (2002): Die Charaktere waten in Selbstmitleid. Nie wird jemand aktiv, alle bleiben passiv, was dem Film einen ungemütlich fatalistischen Anstrich gibt. Dass die Liebes-Tragödie schwerer Stoff ist, ist klar, doch ich will nicht 161 Minuten lang sehen, wie Leute mit dem Schicksal hadern, ohne auch nur einmal etwas zu unternehmen. Klar, das ist eben gerade das Thema des Films - aber ebenso klar: So ist es schlicht langweilig. Die Umsetzung ist geglückt, weil die Themen abgedeckt sind, doch als Zuschauer blieb ich unberührt.
Das Ende ist natürlich dennoch sehr ergreifend, aber gerade dem Finale wegen würde ich Bhansalis Version den Vorzug vor dieser von Regielegende Bimal Roy (Bandini) geben: Das Ende hat nicht die Power der Bhansali-Version - und Devdas sterben zu lassen, bevor er Paro sieht, ist nicht so genial, wie ihn Paro noch kurz erblicken lassen. Wie dem auch sei: "Devdas" (die 55er-Version) gilt als Klassiker des Hindi-Kinos und ich sehe leicht, wieso. Doch genauso wie mich Bhansalis Epos von 2002 weniger berührte, als ich dachte, gingen auch viele emotionalen Momente von Roys Epos an mir vorbei. Selbstbemitleidende Charaktere in einem fatalistischen Liebes-Tragödie - das ist "Devdas". Wem das gefällt, der wird dieses Opus lieben.  

Auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Fullscreen.
Regie: Bimal Roy

Liebesdrama

Spannung * *

Melodrama * * * *

Trade Classification: Superhit

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D e v d a s

Reviewed 2002

Indien 2002 10 Jahre lang studierte Devdas Mukherjee (Shahrukh Khan) in London. Nun kehrt er als ausgebildeter Jurist zurück in sein reiches indisches Heimathaus. Seine Familie begrüsst ihn überschwänglich - doch Devdas hat nur Augen für Nachbarstochter Paro (Aishwarya Rai). Die Schöne war seine Kindheitsfreundin und wird nun seine Geliebte. Doch da Paros Mutter Sumitra (Kiron Kher) einst eine Tänzerin war, wollen Devdas' Eltern eine Heirat verhindern und demütigen Paros Familie. Daraufhin verlässt Devdas den Palast und verfällt dem Alkohol, während Paro sich mit einem reichen Herrn verheiratet. Devdas träumt aber weiter von seiner Liebsten, selbst die Kurtisane Chandramukhi (Madhuri Dixit), die sich in ihn verliebt, kann ihn nicht auf andere Gedanken bringen.
Die "Romeo und Julia"-esque Story von "Devdas" wurde zuvor bereits mehrfach verfilmt, unter anderem von Bimal Roy 1955 - doch die neuste Adaption des bengalischen Romans von Saratchandra Chatterjee durch Sanjay Leela Bhansali (Hum Dil De Chuke Sanam) ist ganz klar die aufwändigste: Der bislang teuerste indische Film aller Zeiten und der erste Bollywood-Film, der beim Filmfestival in Cannes antreten durfte. Zudem avancierte er zum erfolgreichsten Bollywood-Streifen des Jahres 2002 und zu Indiens offiziellem Kandidaten für die Auslands-"Oscar"-Auswahl.
Und dies trotz gehörigen Defiziten. Da ist etwa die äusserst melodramatische Story mit der unglaubwürdigen Thematisierung der Alkoholsucht, da ist ein durchhängender Mittelteil und da ist Shahrukh Khan, der mit der anspruchsvollen Rolle leicht überfordert ist - das schien die meisten Kritiker nicht zu stören, denn Khan gewann einen der 9 Filmfare Awards von "Devdas". Die Wucht des Films bremsen diese Mankos aber eben nur bedingt. Bhansali ist ein Meister im Umgang mit Schauwerten und er arrangiert sie hier grandios: Die poetische Musik, das spektakuläre Dekor, das opernhafte Finale, die tollen Kostüme und die fulminanten Tanzeinlagen - das macht einfach Laune. Nicht zuletzt spielen die weiblichen Stars den King Khan glatt an die Wand und werten den Film um ein Vielfaches auf.
Die eine ist Madhuri Dixit in ihrer letzten Rolle vor der grossen Babypause. Sie liefert eine fantastische, reife Performance ab und tanzt wie eine Göttin, wofür sie ihre fünfte "Filmfare"-Auszeichnung holte. Die andere ist Aishwarya Rai, die "Miss World 1994" und ohne zu übertreiben eine der schönsten Frauen der Welt. In dieser ebenfalls Filmfare-gekrönten Darbietung beweist sie eindrucksvoll, dass sie eben auch schauspielern kann. Und blendend tanzen. Allein schon wegen Rai sind diese 181 Minuten das Durchhalten wert. Die Augen werden in "Devdas" also vollumfänglich bedient - und obwohl zu einem als Magnus Opus gefeierten Werk doch noch etwas mehr gehören würde, belohnt "Devdas" die Zuschauer mit einem einzigartigen Erlebnis. Bhansalis letzter, Hum Dil De Chuke Sanam, ist nach meinem Empfinden aber noch besser - und wegen weniger Theatralik auch rührender.

Hier auf DVD erhältlich (D)
Hier auf DVD erhältlich (GB)
Ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen Untertiteln gesehen.
Alternativer Titel:
Devdas - Flamme unserer Liebe
Regie: Sanjay Leela Bhansali

Liebesdrama

Spannung * *

Erotik *

Trade Classification: Superhit

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D h a a i   A k s h a r    P r e m   K e

Reviewed 2003

Indien 2000 Karan Khanna (Abhishek Bachchan) ist Captain in der indischen Armee und freut sich auf seinen Heimurlaub, den er mit Freundin Nisha (Sonali Bendre) verbringen will. Unterwegs stösst er auf die schöne Sahiba (Aishwarya Rai), die er erst vor brutalen Schlägern und dann vor einem Selbstmordversuch retten muss. Sie erzählt Karan, sie habe am College Freiheitsluft geschnuppert und ihrer konservativen Familie am Telefon aus rebellischem Scherz gesagt, sie habe geheiratet. Ihr Vater Yogi (Amrish Puri) hat daraufhin verkündet, er würde sie töten, wenn er sie sieht. Khanna willigt ein, zu helfen und begleitet Sahiba nach Hause. Bis auf Yogi schliessen alle den Neuling sofort ins Herz und halten ihn natürlich für Sahibas Mann. Er kann den Irrtum nicht aufklären, sonst würde Oma (Sushma Seth) einen Herzinfarkt erleiden. Es kommt noch schlimmer: Sahiba verliebt sich in Karan.   
Der Film von Raj Kanwar (Farz) beginnt mit einem Tiefschlag, als Abhishek Bachchan mit hoch gehaltener indischer Flagge muslimische Rebellen abschiessen darf. Zum Glück geht der Film auf ganz anderen Bahnen weiter, doch die Ausgangslage, die danach präsentiert wird, ist auch nicht gerade neu - und nicht gerade stimulierend: Der Mann, der sich als Gatte ausgeben soll. Das geht doch nie gut. Und in "Dhaai Akshar Prem Ke" nimmt die Sache sogar noch mehr Wendungen, als man sich ausmalen mag. Genau dies hat mich jedoch sonderbarerweise ziemlich gefesselt. Im wahren Bollwood-Stil hat "Dhaai Akshar Prem Ke" alle Entertainment-Fäden gezogen und letztendlich einen recht bombastischen Film abgegeben. "Too much" ist die beste Klassifikation ... aber wie ich immer sage: Better too much than too little. Trotz all seiner inszenatorischen Probleme und einer ziemlichen Überlänge ist Kanwars Film also für mich unterhaltsam gewesen.
Zwei der Songs spielen übrigens in der Schweiz (Bern und Berner Oberland), Salman Khan hat einen (unnötigen) Mini-Gastauftritt und Nebendarsteller wie
Anupam Kher (Bend It Like Beckham), Amrish Puri oder die schöne Sonali Bendre sind immer eine Freude. So, ich habs mir bis zum Schluss aufgehoben: Amitabh Bachchans Sohn Abhishek Bachchan liefert gute Arbeit und harmoniert bestens mit Co-Star Aishwarya Rai. Miss Rai war natürlich mal wieder eine Augenweide. Wieso wandere ich eigentlich nie in den Alpen, wenn sie gerade tanzt? Aishwarya in saftigen Schweizer Wiesen. Das wär ein Anblick.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Dhai Akshar Prem Ke
Regie: Raj Kanwar

Liebesfilm

Gefühl * * *

Humor *

Trade Classification: Flop

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D h a d k a n

Indien 2000 Anjali (Shilpa Shetty) ist die einzige Tochter aus reichem Hause und verliebt sich ausgerechnet in den armen Dev (Sunil Shetty). Sie verspricht ihm und seiner Mutter (Sharmila Tagore), Dev nie zu verlassen. Da ihr Vater (Kiran Kumar) Anjali aber einem anderen Mann versprochen hat, verlässt sie Dev dennoch. Dessen Mutter erleidet einen Herzinfarkt, als sie die Nachricht erfährt, und stirbt. Derweil heiratet Anjali den steinreichen Ram (Akshay Kumar), der von ihrem Vater ausgewählt wurde. Rams Stiefmutter (Sushma Seth), seine Stiefschwester Nikki (Navneet Nishan) und deren Mann Bob (Parmeet Sethi) hassen Anjali, da sie es auf Rams Vermögen abgesehen haben. Als Ram sich auf die Seite seiner Frau stellt und die Familie rausschmeisst, reift endlich Liebe zwischen den Jungvermählten. Alles könnte so schön sein - bis drei Jahre später Dev auftaucht.   
Regisseur Dharmesh Darshan zeichnet für zwei von Aamir Khans schlechtesten Filmen (Mela, Raja Hindustani) verantwortlich - also keine guten Vorzeichen für diese Aamir-lose Liebesgeschichte. Doch "Dhadkan" ist überraschend gut. Na ja fast gut, aber für Darshan-Verhältnisse geradezu brillant ... die Schauspieler sind überzeugend. Sunil Shetty ist besser als oft, Akshay Kumar ist in der Über-Gutmensch-Rolle (Motto: "Nur Güte kann Bosheit besiegen") zwar unterfordert, aber gut. Shilpa Shetty ist eines der Highlights,
Mahima Chaudhary ist als Devs Businesspartnerin unterfordert. Die Nebendarsteller sind eine Bereicherung, einen Kurzauftritt hat Anupam Kher.
Die Songs ziehen den Film arg in die Länge und auch die Background-Musik ist höchstens mässig. Gleiches gilt auch für den Plot, der der Tagline "brich nie ein Herz" folgt und dann auf konservative Bahnen einsteuert. Zum Schluss ist es dann ziemlich lächerlich, wie sich alles zum Guten wendet. Zudem sind einige Fragen offen geblieben: Wie wurde Dev so reich? Wieso gibt sich Dev so schnell geschlagen am Schluss? Wie gelang es Dev genau, die Firma zu übernehmen? Was genau macht Mahima Chaudhry eigentlich in dem Film?? Ach und wieso hat Akshay Kumar einmal mehr von Szene zu Szene eine andere Frisur? Da die Antworten auf diese Fragen ausbleiben und weil der Plot nun wahrlich nicht viel Neues bietet, muss ich Darshans Film mit 2½ Sternen abspeisen. Aber hey, er ist besser als Mela ...

Hier auf DVD erhältlich (GB Edition)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Herzklopfen (Übersetzung)
Regie: Dharmesh Darshan

Liebesfilm

Gefühl * *

Humor *

Trade Classification: Average

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D h a r a m - V e e r

Reviewed 4.1.04

Indien 1977 Der Jäger Jwala Singh (Pran) begehrt Prinzessin Meenakshi (Indrani Mukherjee). Doch ihr Bruder, der König, verhöhnt den mittellosen Jäger. Als die Prinzessin auf der Jagd belästigt wird, rettet Jwala sie und heiratet sie heimlich. Doch nach der ersten Nacht zieht Jwala aus, um einen Tiger zu töten. Er verunfallt, Meenakshi hält ihn für tot und fällt in einen Schockzustand. Derart versteinert will sie nur noch einer heiraten - König Pratap Singh von Dheerajpur. Sie werden vermählt. Da erwacht Meenakshi wieder. Sie akzeptiert die Heirat, wenn Pratap dafür ihr Baby akzeptiert - denn sie ist schwanger von Jwala. Monate später stirbt Pratap und Meenakshi gebärt Zwillinge. Ihr neidischer Bruder Satpal Singh, der vom König verbannt wurde, wirft das erste Baby über die Schlossmauer. Jwalas Falke Sheroo (Sheroo) rettet es und bringt es zum immer noch ohnmächtigen Jwala. Ein Schmied und dessen Frau, die Jwala pflegten, nehmen das Baby auf, nennen es Dharam Singh Lohar und ziehen es gross. Das andere Baby von Meenakshi tauscht der böse Satpal mit seinem eigenen Baby aus, damit sein Fleisch und Blut einst König werde. Doch Satpals Frau tauscht die Kinder wieder zurück. So wächst Meenakshis echter Sohn Rajkumar Veer Singh in ihrem Schoss heran. Viele Jahre später sind Dharam (Dharmendra) und Veer (Jeetendra) die besten Freunde. Dharam verliebt sich in Prinzessin Pallavi (Zeenat Aman) und Veer schenkt sein Herz der Zigeunerin Roopa (Neetu Singh).
Wie wichtig Regisseur Manmohan Desai in den 70ern war, habe ich in der Kritik von
Parvarish erläutert. Besonders 1977 war eine Machtdemonstration für Desai. Nicht weniger als vier seiner Filme belegten Spitzenplätze in den Jahres-Top-10: Amar Akbar Anthony (Rang 1), "Dharam-Veer" (Rang 2), Parvarish (Rang 4) und "Chacha Bhatija" (Rang 5). "Dharam-Veer" ist einer der letzten Filme, die Desai nicht mit Amitabh Bachchan abgedreht hat, sondern mit Dharmendra und Jeetendra. Ansonsten sind fast alle Desai-Elemente da: Das zentrale "Lost & Found"-Thema, Fantasy-Elemente, Zufälle und Schicksalsschläge. Nur die Lauflänge ist mit 157 Minuten geradezu bescheiden.
Eine Kritik erübrigt sich eigentlich fast, denn wer andere Desai-Filme liebt, sollte auch den hier mögen. Mir gefiel vor allem die Ausstattung, die so gar nicht historisch einzuordnen ist: Arenen wie bei den Römern, Kleider zwischen 1001 Nacht und Antike sowie Segelschiffe wie im Mittelalter - die aber ziemlich eindeutig dampfbetrieben sind. Bei einem Abenteuerfilm guckt ja hoffentlich niemand auf derartige Unstimmigkeiten. Auch die manchmal schlechten Tier-Effekte (falscher Tiger, falscher Falke, springendes Pferd im Terry-Gilliam-Stil) sollten nicht abschrecken. Dann ist "Dharam-Veer" ein bombastischer Bollywood-Entertainer, wie ihn eben nur Desai drehen konnte.
Es gibt jedoch zwei Dinge, die mich ziemlich ärgerten. Das erste ist Dharmendra. Er ist okay in der Rolle, aber sein Geschwätz vom "wahren Mann", vom Körper aus Stahl und vom dicken, ehrenvollen Blut erreicht Übermenschen-Qualitäten und ist mit der Zeit nur noch peinlich. Eigentlich typisch, denn heutzutage hört man ähnliche Parolen von Dharmendras Sohn Sunny Deol in beinahe jedem Film. Sunnys Bruder Bobby hat übrigens einen Mini-Auftritt als junger Dharman. Nun gut, das andere, was mich aufregte, war die letzte halbe Stunde. Das Finale ist bei Desai immer problematisch, weil sich die Probleme bis zum Explosionspunkt aufstauen und dann eben heldenhaft den Film zum Bersten bringen. Bei "Dharam-Veer" funktioniert der Aufbau aber nicht. Die Leute bei Desai sind ja immer etwas dumm, doch hier ist es übertrieben. Jeder kann eine Intrige pflanzen, weil die Charaktere jedem sofort glauben. Wie dumm muss man sein, um sich vom Bösewicht derart einfach aufs Glatteis führen zu lassen? Natürlich ist es dramaturgisch nötig, dass der Schurke nun zum Endschlag ausholt und die Helden bis an den Abgrund bringt - doch es ist in "Dharam-Veer" sogar für Bollywood'sche Verhältnisse zu dick aufgetragen. Ein Beispiel: Der böse Onkel schiesst einen königlichen Pfeil in den Rücken von Dharams Mutter. Diese Pfeile dürfen nur von der Königin und dem Prinzen abgefeuert werden. Sofort folgert Dharam, einer der beiden habe Mama ermordet. Ach herrjeh, könnte nicht jemand den Pfeil geklaut haben? Und würde ein Täter eine Waffe benutzen, die so eindeutig zuzuordnen ist? Wohl kaum. Und vor dem Finale gibt es dutzende solcher Momente, in denen man sich an den Kopf langt.
Das Finale selbst, gedreht auf Schiffen, ist auch nicht der Knüller, da Desai die Action-Geographie nicht im Griff hat. Man weiss nie, wer wann auf welchem Schiff ist. Der Schnitt ist schlecht, die Orientierung fehlt. Die Passage verkommt zum heillosen Durcheinander. Aber zum Schluss ist ja alles wieder gut und zurück bleibt ein etwas fahler Nachgeschmack. "Dharam-Veer" bietet Spektakel, grosses Kino und ein paar gute Songs (die besten sind die Zigeuner-Nummern "Hum Banjaron Ki" und "Raaz Khul Jaaye To") - in Sachen Unterhaltung können eben nur wenige Filmemacher mit Manmohan Desai mithalten. Doch das Hirn bleib hier mehr noch als bei anderen Desai-Filmen auf der Strecke. Und Dharmendras Blut-und-Boden-Faxen hat man danach gründlich satt.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternative Titel:
Dharam Veer; Dharamveer
Regie: Manmohan Desai

Abenteuerfilm

Action * * *

Humor *

Trade Classification: Blockbuster

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D h a r m p u t r a

Reviewed 30.9.05

Indien 1961 Nawab Badruddin (Ashok Kumar) zieht nach dem Tod seines Freundes Gulshan Rai dessen Sohn Amit gross. Aus dem Buben wird der angesehene Arzt Amrit Rai (Manmohan Krishna), der mit Savitri (Nirupa Roy) eine glückliche Ehe führt. Eines Tages taucht Nawab auf und erklärt Amrit, seine leibliche Tochter Husn Bano (Mala Sinha) sei schwanger von ihrem Lehrer Javed Hamid (Rehman), dessen Hochzeit mit Husn der standesbewusste Nawab unterdrückte. Amrit und Savitri bieten an, das Baby Dilip als das ihre anzunehmen. Jahre vergehen, Indien wird unabhängig und Husn heiratet Javed. Doch nach einer Fehlgeburt kann Husn nie Kinder haben. Ihr Sohn Dilip (Shashi Kapoor) wuchs derweil zum hinduistisch-nationalistischen Kämpfer heran. Er weiss nicht, dass seine echten Eltern Moslems sind. Schlimmer noch: Er poltert gegen die Nachbarn - bei denen es sich um niemand anderes als seine Mutter handelt.
Yash Chopras zweite Regiearbeit "Dharmputra" ist beherztes Kino, kurzweilig inszeniert und souverän gespielt - doch der damals 29-jährige Regisseur zeigt künstlerisch noch nicht so viel Feuer: Die Machart wirkt etwas statisch, die Vermittlung des ehrenwerten Inhalts lehrmeisterhaft. Doch das Drama ist allemal sehenswert, nicht zuletzt darum, weil es 1961 viel Mut brauchte, um dieses heisse Eisen anzupacken und auch durchzuziehen.
Basierend auf dem Roman von Acharya Chatursen Shastry erklärt sich Chopra zum glühenden Gegner der Teilung Indiens und Pakistans und plädiert für das friedliche Zusammenleben der Religionen. Um seinen Standpunkt emotional zu unterstreichen, spitzen sich die Ereignisse im Finale zu und münden in rührende, aber kaum mehr glaubhafte Gesten. In den Schluss hätte durchaus mehr Zeit investiert werden können. Mit 147 Minuten ist der Film relativ knackig umgesetzt, da hätten 5-10 Minuten mehr Hadern mit dem Schicksal am Ende durchaus drin gelegen.
Aber Chopra bringt sein Anliegen an den Mann und die Frau - und das zählt. Zur Verfügung stehen ihm dazu ein paar erlesene Akteure. Ashok Kumar wackelt mit seinem Gehstock etwas gar bemüht, um richtig alt zu wirken, doch er spielt den ehrenwerten Freiheitskämpfer bestens. Mala Sinha (
Pyaasa) als tragische Mutter-Figur überzeugt absolut - und ein junger Mann setzt seinen Fuss in die Bollywood-Türe: Shashi Kapoor, zuvor bereits Kinderdarsteller in den Filmen seines Bruders Raj Kapoor, gibt sein energievolles Debüt als erwachsener Schauspieler.
Die Musik ist unspektakulär aber zweckdienlich, die Kameraarbeit ebenso. Highlights sind indes die Dialoge von Akhtar-Ul-Iman (Daag), die besonders bei den wuchtigen Reden grosse Kraft entwickeln. "Dharmputra"mag inszenatorische Defizite haben, den Schluss etwas verhauen und von den Songs her kaum lange in Erinnerung bleiben - doch es ist ein engagiertes, souveränes Werk eines jungen Filmemachers mit offensichtlichem Talent.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Yash Chopra

Drama

Spannung * *

Anspruch * *

Trade Classification: -

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D h o o m

Reviewed 13.10.04

Indien 2004 Der Polizist ACP Jai Dixit (Abhishek Bachchan) lebt glücklich mit seiner schönen Frau Sweety (Rimi Sen) und ist in seinem Beruf einer der besten. Der einzige Störfaktor in seinem Leben: Eine Motorrad-Gang führt in der Stadt immer wieder mit spektakulären Aktionen Diebstähle durch. Jai will sie kriegen und rekrutiert dazu den Motorrad-Freak Ali (Uday Chopra) als Helfer. Die beiden kommen dem Pizzalieferanten Kabir (John Abraham) auf die Spur, der die Gang offensichtlich anführt. Doch Kabir ist ein cleverer Kerl und lässt sich nicht schnappen. Und was hat die hübsche Sheena (Esha Deol) zu verbergen, mit der Ali anbändelt ...?
"Dhoom" wurde von vielen Analysten schon vor dem Start für tot erklärt, doch der Actionfilm mauserte sich trotz seinen zuletzt nicht gerade erfolgreichen Hauptdarstellern und einem nicht gerade Bollywood-typischen Thema zu einem der grössten Hits 2004. Vielleicht weil die Produzenten Yash Chopra und Aditya Chopra (DDLJ) einfach immer Qualität garantieren. Oder weil der Film knackige 124 Minuten lang ist und genau das liefert, was er verspricht: rasante Action, Stunt-freudige Akteure und visuellen Sex-Appeal. "Dhoom" ist modernes Kino nach westlichem Gusto - jedoch versetzt mit Bollywood-Nummern und einem so typisch indischen Verständnis für komplettes und rücksichtsloses Entertainment. Ein sehr unterhaltsamer Film!
Als Vorbilder werden meist "The Fast and the Furious" und Torque zitiert. Bis auf die Motorräder hat er mit Letzterem zum Glück nichts zu tun. Und bis auf den Einsatz von NOS-Beschleunigungsgas und dem Diebe-mit-Rennmaschinen-Plot sind auch die Parallelen zu "FF" dünn gesät. Ich würde sogar als Vergleich am ehesten "Taxi" herbeiziehen, in dem ein Cop einen Raser für seine Dienste anstellt, um eine motorisierte Gang zu schnappen. Aber letztendlich ist "Dhoom" halt halbwegs originell. Die Versatzstücke kennt man, diese Form der Ausführung ist jedoch mal was anderes.
Vom Vorspann an legt "Dhoom" das Tempo vor. Es folgt eine Raub-Sequenz mit interessantem Einsatz von Split-Screen (a), Humor, Erotik und Action. Die Action ist im Vergleich zu Hollywood- und Hongkong-Ware etwas rudimentär, doch die Leute um Regiedebütant Sanjay Gadhvi versuchen wenigstens, dem Publikum etwas Spektakuläres zu bieten. Die Bilder (b) zeigen es - Höhepunkt ist (trotz etwas schwächlichen Wire-Effekten) der Fight auf dem fahrenden Laster.
Die Akteure zeigen sich dabei topfit. Abhishek Bachchan mit cooler Brille konnte so verdient seinen ersten Hit nach langer Durststrecke landen. Der von mir sonst nicht so geschätzte Uday Chopra ist ganz cool und John Abraham spielt mal wieder böse - aber mit viel Style. Sein Shirt wird er natürlich los, damit die Mädels im Publikum was zu bestaunen haben (c), denn ansonsten gehört der Film eher den Jungs. Nicht nur wegen den schnellen Maschinen und der Action, auch wegen der Darstellerinnen.
Schon der erste Auftritt von Rimi Sen macht klar, dass die Damen im Cast zwar nur Schmuck sind - aber was für einer. So (d) muss man eine sexy Dame einführen. Was mich noch mehr überraschte: Esha Deol ist richtig heiss. Für mich war die Deol-Schwester immer ein kleines Mauerblümchen mit seltsamem Mund. Doch in "Dhoom" mausert sie sich glatt zum Postergirl für alle pupertierenden Boys. Die Bilder (e) sprechen für sich.
Die meisten der Aufnahmen stammen aus den Songs. Es gibt viereinhalb davon. "Shikdum" ist Rimis neckische Strip- und Verführnummer mit Abhishek, deren Refrain ganz hübsch ist. "Dilbara" ist ein heisser Regentanz zu rassiger Melodie. "Dhoom Machale" bietet rockig-flotten Sound zu einer Tanz-Performance von Esha. Sehr verführerisch. Und die okay-Nummer "Salaame" bringt Uday mit Esha sowie Abhishek mit dem reizenden Item-Girl
Perizaad Zorabian (Bollywood Calling, Mumbai Matinee) zusammen (wobei ich nicht ganz sicher bin, ob das nicht Rimi Sen ist). Abschluss bildet eine Reprise von "Dhoom Machale" während dem Abspann, bei dem Thai-Popstar Tata Young einen Gastauftritt absolviert und sich u.a. mit John im Schlamm wälzt (f).
Sei es wie es wolle ... "Dhoom" bietet Genuss fürs Auge und einen Adrenalinschub für den Rest des Körpers. Der Streifen ist nicht der innovativste, schon gar nicht der hellste und auch nicht der packendste - doch er bietet zwei Stunden Entertainment in Reinform. Heisse Mädchen, heisse Maschinen und, sorry, viel heisse Luft. Den sollte sich jeder Bollywood-Fan, der nicht nur auf nur "Tanz hinter Bäumen"-Ästhetik steht, unbedingt reinziehen.

Hier auf DVD erhältlich (D)
Hier auf DVD erhältlich (GB)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: The Stain; The Stigma; Dhoom! - Die Jagd beginnt
Regie: Sanjay Gadhvi

Actionfilm

Action * * *

Spannung * *

Trade Classification: Superhit

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D h u n d

Reviewed 12.12.04

Indien 1973 In einer nebligen Nacht gelangt Chandra Shekhar (Navin Nischol) zur "Hill View"-Residenz. In dem einsamen Haus findet er eine Leiche. Daneben steht eine Frau und erklärt, sie habe den Mann umgebracht. Ihren Mann, um genauer zu sein. Sie ist Rani Sanjit Singh (Zeenat Aman) und habe ihren tyrannischen Gatten Thakur Ranjit Singh (Danny Denzongpa) erschossen. Sie werde sich deshalb der Polizei stellen. Chandra bringt sie davon ab, immerhin habe der Kerl es ja verdient. Er arrangiert vielmehr einen Einbruch und spannt die nichts ahnende Zofe Lasse als Zeugin ein, damit der Verdacht von Rani abgelenkt wird. Der Plan scheint zu funktionieren: Die Polizei sucht bald nach einem Einbrecher im Mantel. Die Inspektoren R. K. Joshi (Madan Puri) und Bakshi (Jagdish Raj) recherchieren aber im Haus - bei Rani, Ranjits Stiefmutter (Urmila Bhatt), seinem geisteskranken 16-jährigen Bruder Sunil, dem Diener Banke Lal (Deven Verma) und dem Hausfreund Suresh Saxena (Sanjay Khan).
B.R. Chopras Versuch eines Hitchcock-Thrillers landet letztendlich eher im Whodunit-Bereich einer Agatha Christie. Mit durchzogenem Resultat. "Dhund" ist zweifelsohne einer der besseren klassischen Thriller aus Bollywood, doch von wahrer Spannung fehlt letztendlich jede Spur. Und Filme, die in einer halbstündigen Gerichtsverhandlung münden, müssen schon etwas bieten, um nicht gängigen Twist-Klischees zu verfallen. "Dhund" macht das nicht. Die Überraschung ist eher melodramatisch als schockierend. Und die Ereignisse bis dahin sind eher unterhaltsam als nervenzerrend.
Der Film ist jedoch gut inszeniert. Chopra behält die Zügel im Griff und bringt "Dhund" mit knapp zwei Stunden in den Stall. Die Darsteller sind solide, die Kameraarbeit vorbildlich. Songs gibt es zum Glück nur drei, wovon der letzte eine melancholische und etwas unnötige Ballade ist. "Jubna Se Chunariya
" und "Jo Yahan Tha" hingegen sind peppige Abtanz-Tracks, zu denen attraktive Girls ganz klassische Tänze aufführen. Im ersten gehören sie zur Abteilung verführerischer Bordell-Tanz, im zweiten in die Schublade keckes Frauendoppel mit aufkommender Lesben-Ästhetik. Das hat man 1973 vielleicht nicht so gesehen, aber zum Schluss des Songs "spielt" die eine den Mann und die andere die Frau - und sie kommen sich beinahe intim nahe. Eine neckische Nummer, zweifellos.
"Dhund" ist vielleicht nicht der spannendste oder überraschendste Film Bollywoods, aber er ist ein solider Thriller, dessen Inszenierung am meisten Lob verdient. Die Tanznummern sind ausgesprochen klassisch arrangiert (Bilder hier) und B.R. Chopa griff für einmal nicht auf ein gigantisches Star-Cast zurück, sondern überrascht mit einem B-Film und beinahe B-Besetzung: Danny Denzongpa, die schöne Zeenat Aman und Navin Nischol absolvieren frühe Rollen, der einzige grosse Star ist Ashok Kumar in einem Cameo als Anwalt. Ein hübsches Filmchen, nicht mehr, nicht weniger. Für Freunde des klassischen Bollywoods auf jeden Fall sehenswert.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1.mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternative Titel:
Fog; Trance
Regie: B.R. Chopra

Thriller

Spannung * *

Humor *

Trade Classification: -

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D h u n d :   T h e   F o g

Reviewed 2003

Indien 2003 Die Freunde Kunal (Apoorva Agnihotri) und Sameer (Amar Upadhyaya) fotografieren Simran (Aditi Govritikar), die schöne Tochter des Industriellen Malhotra, ohne deren Einwilligung und setzen sie aufs Titelblatt ihres Magazins. Simran ist sauer, doch die Wut legt sich schnell und sie und ihre Schwester Kajal (Divya Palat) freunden sich mit den zwei Jungs an. Sameer und Kunal überreden Simran alsbald, bei einem Schönheiswettbewerb mitzumachen. Dort nimmt auch Simrans ehemalige Schulkollegin Tanya (Sweta Menon) teil. Weil sie befürchtet, nicht zu gewinnen, und deshalb fast durchdreht, greift ihr psychopathischer Bruder Ajit (Irfan Khan) zu krassen Methoden: Er erpresst Simran. Sie nimmt dennoch teil und gewinnt. Nun will Ajit sie töten ... 
Au Backe, was für ein Reinfall. Der aus Horrorfilmen wie "Scream" oder "I Know What You Did Last Summer" und viel leerer Luft zusammengeschnippselte, mit Musik aus "Psycho" und "Per un pugno di dollari" unterlegte Horrorthriller ist echt zum Abschalten. Haben die US-Vorbilder wenigstens ihre Spannungsmomente und einen Teenie-Appeal, hat "Dhund" gar nichts. Keinen guten Plot, keine guten Schauspieler, keinen guten Killer. Im Gegenteil: Die Akteure, allen voran Neuling Upadhyaya und die schöne Aditi sind Furcht erregend schlecht. Die Handlung ist abstrus und die Auflösung ein Hohn. Der Killer ist einer der albernsten aller Zeiten und seine Mordwaffe (ein Garten-Rechen) lächerlich. Aber eben: Dem Ganzen den Deckel setzt der Schluss auf. Der ist zum Haare ausreissen. Übelst. Da wird ein Plot aus dem Hut gezaubert, der vorher überhaupt keine Rolle spielte.
Und wo ist eigentlich der titelgebende Nebel? Und wo die Spannung? Der Killer überrascht nie sein Opfer und versteckt sich, sondern läuft einfach herum. Buuuh, wie unheimlich. Es gibt einfach keine Spannung in dem Film. Und keine Logik - ein Beispiel: Jemand wird getötet. Die Spuren des Mordes werden verwischt, die Leiche entsorgt. Aber niemand denkt daran, die blutige Badewanne zu entleeren, in der die Person ermordet wurde? Also muss jemand zurück fahren, um sie zu entleeren. So'n Schmarrn. Wieso dann eineinhalb und nicht nur einhalb Sterne? Es gibt ein paar kompetente Nebendarsteller, Aditi ist gut fürs Auge und der dritte Song ist wirklich noch groovy. Sas reicht eigentlich nur für einen Stern, aber ich bin grosszügig. Ihr solltet das nicht sein - und den Film einfach meiden.
PS: Mit Shyam Ramsay stand hinter der Kamera einer der berüchtigten Ramsay-Brüder, die in den 70er- und 80er- Bollywood mit ihren billig produzierten Horror- und Trashfilmen aufmischten. Heute sind sie Kult. "Dhund" ist Shyams erster Film nach 10 Jahren Pause.
Hier auf DVD erhältlich (D)
Hier auf DVD erhältlich (US)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1.mit englischen UT. Widescreen (nicht anamorph)
Alternativer Titel: Dhund - Der Nebel
Regie: Shyam Ramsay

Horrorthriller

Spannung *

Gewalt *

Trade Classification: Flop

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D i l

Reviewed 1.2.04

Indien 1990 Der 21-jährige College-Schüler Raja (Aamir Khan) stammt aus armem Hause. Dennoch verguckt er sich eines Tages in die reiche Madhu (Madhuri Dixit). Die beiden streiten sich ständig, spielen sich böse Streiche, die fast eskalieren. Doch was sich liebt, das neckt sich eben. Derweil hat Rajas geldgieriger Vater (Anupam Kher) einen Plan, wie er zu Geld kommen kann: Er gibt sich dem reichen Mr. Mehra (Saeed Jaffrey) gegenüber als Industrieller aus, gewinnt sein Vertrauen und die Abmachung, ihre Kinder zu verheiraten. Natürlich ist Mehra Madhus Vater und so endet das erste Treffen der potentiellen Ehepartner im Eklat. Doch von den Vätern in die richtigen Bahnen gelenkt, blüht die Liebe auf. Als sie endlich verlobt werden sollen, erfährt Mehra, dass sein "Freund" ein armer Mann ist. Er annuliert die Beziehung und beleidigt Rajas Vater mit einer Ohrfeige. Nun herrscht Krieg zwischen den Vätern - doch ihre Kinder lieben sich noch immer.
Zwei Jahre nach seinem Durchbruch mit Qayamat Se Qayamat Tak konnte Aamir Khan mit "Dil" einen zweiten Hit landen. Das Debüt von Regisseur Indra Kumar (mit dem Aamir später Ishq und Mann drehte) avancierte zum zweiterfolgreichsten Film des Jahres 1990 und ist bis heute einer von Aamirs lukrativeren Filmen. Auch für Madhuri war "Dil" ein Erfolg. Doch anscheinend hat der Dreh mit Aamir ihr nicht besonders Spass gemacht, denn bis auf den im gleichen Jahr entstandenen
Deewana Mujh Sa Nahin blieb der Film ihre einzige Zusammenarbeit. Auf deutlich fruchtbareren Boden fiel ihre Kooperation mit den beiden anderen Khans Salman und Shahrukh.
Doch zurück zu "Dil". Es wäre durchaus verständlich, wenn Madhuri den Dreh nicht mochte. Der Film ist nämlich nicht gerade gut und insbesondere sie als Frau hat einen unglücklichen Part in dem Unterfangen. Den mechanischen Plot, dessen Fehden-Handlung insbesondere in
Qayamat Se Qayamat Tak besser funktionierte, hat Indra Kumar abstossend umgesetzt. Die Bilder sind muffig, der Soundtrack übertrieben und die Akteure forcieren ihre Charaktere bis zum Gehtnichtmehr. Am übelsten ist Anupam Kher. Er soll vom amüsanten Daddy zum eigentlichen Bösewicht des Films mutieren, eine Wandlung, die zu keiner Sekunde glaubwürdig ist. Aamir hat es nicht viel besser. Er muss Madhuri als "Lektion" fast vergewaltigen und darf mit ihr einen Gefängnis-Song unter einem Meer von Galgensträngen singen. Was ist hier in die Macher gefahren? Sowas will man nicht sehen! Madhuri ist wie angedeutet in einer besonders mitleiderregenden Position. Sie ist sozusagen das Freiwild, das man fast vergewaltigen, herumschuppsen und bei Gelegenheit mal küssen und entehren darf.
Ja selbst die Songs gefielen mir nicht. "Na Jane Kahan Dil Khe Gaya" ist noch einigermassen nett, doch die anderen sind allesamt vergessenswerter Durchschnitt. Bei einer Lauflänge von 165 Minuten hätte man da gut 1-2 Songs kippen können. "Dil" wäre aber auch dann noch eine nicht enden wollende Tortur. Zwei Sterne kriegt der Film wegen ein paar witzigen Pointen, ein paar guten Akteuren und einem akzeptablen Tempo in den ersten 30 Minuten. Das reicht wirklich nicht für eine Empfehlung.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi Stereon mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternative Titel: The Stain; The Stigma
Regie: Indra Kumar

Liebesfilm

Humor * *

Spannung *

Trade Classification: Hit

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D i l   A a s h n a   H a i

Reviewed 24.6.05

Indien 1992 Laila (Divya Bharati) ist im Bordell aufgewachsen und verdient ihr Geld als Tänzerin im Fünfsterne-Hotel von Digvijay Singh (Kabir Bedi). Während einer Performance ruft sie ihre Mutter an: Sie liegt im Sterben und erklärt, Laila sei nicht ihre leibliche Tochter! Die junge Frau fällt aus allen Wolken und sucht mit Hilfe von Singhs Sohn Karan (Shahrukh Khan), der sich in sie verliebt hat, nach ihrer Mama. Laila erfährt, dass sie aus einem Waisenhaus entführt wurde. Und Razia (Farida Jalal) erklärt, dass sie sie dorthin gebracht habe. Entgegen genommen habe sie das Baby damals von drei Frauen: Barkha (Dimple Kapadia), Raaj (Amrita Singh) und Salma (Sonu Walia). Die drei College-Mädchen genossen das Leben und angelten sich Liebhaber. Barkha den Abenteurer Sunil (Mithun Chakraborty), Raaj den Reiter Prinz Arjun Singh (Jeetendra) und Salma den Sohn der College-Leiterin, Akram (Nassar Abdulla). Doch eine von ihnen wurde schwanger! Die drei Freundinnen beschlossen, sich zurückzuziehen, damit niemand merkt, wer von ihnen schwanger sei. Danach gaben sie das Kind ins Waisenhaus und starteten grosse Karrieren. So ist Barkha heute Ministerin, Raaj leitet ein Gestüt und Salma das College. Karan und Laila beschliessen, die drei Frauen wieder zusammen zu bringen, um die Wahrheit herauszufinden.
Um Shahrukh Khans Kinodebüt gibts immer Missverständnisse. Nach seinen TV-Erfolgen, u.a. in der Serie "Fauji", wagte Khan 1990 den Sprung auf die grosse Leinwand. Der Film hiess "Dil Aashna Hai" und entstand als bisher einzige Kino-Regiearbeit der Schauspielerin Hema Malini. Doch aus dem Kinotraum wurde vorerst nichts - der Film startete nämlich erst im Dezember 1992. Und so kam Shahrukh in einem anderen Werk zu Debüt-Ehren: Deewana, der im Juni 92 anlief.
Darüber dürfte Shahrukh mittlerweile sicher nicht unglücklich sein, denn Deewana brachte ihm viele Lorbeeren ein. "Dil Aashna Hai" nicht. Das ist nicht primär die Schuld von King Khan. Er schleicht zwar noch etwas unbeholfen durch die Sets und macht neben dem hünenhaften Kabir Bedi eine etwas liederliche Figur - aber er ist in seiner Naivität ja ganz drollig. Ganz anders die anderen Akteure! Bedi ist noch der Beste und kommt gut weg, Jeetendra dagegen ist ebenso verschwendet wie der talentlose Mithun Chakraborty, die steife Dimple Kapadia und die Miss India 1985, Sonu Walia, die ich gar nicht gerne sehe. Amrita Singh ist blass und Farida Jalal kommt kaum vor. Grösste Fehlbesetzung ist indes die 1993 tödlich verunfallte Divya Bharati, mit der man nicht genug mitleidet.
Hema Malinis Regie kann auch nicht gerade entzücken. Es fehlt zuerst klar an Struktur und die Rückblende zu den Damen ist ziemlich öde. Im Mittelteil, bevor es an die Lösung des Rätsels geht, kommt am ehesten Spannung auf. Gegen Schluss wiederum fällt das Ganze auseinander, wenn Malini in 80er-Jahre-Schemata zurückfällt und absurdeste Wendungen und schreckliche Actionszenen (u.a. mit Shahrukh) verkaufen will. Dadurch bekommt der Film zu allem Übel noch einen Trash-Faktor. Ungemütlich auch eine Sequenz, bei der Shahrukh eine Ohrfeige austeilt. Der Grund ist nachvollziehbar, aber die Szene hinterlässt trotzdem einen schalen Nachgeschmack.
"Dil Aashna Hai" ist letztendlich einfach kein guter Film. Die Schauspieler sind unmotiviert, die Regie uninspiriert, die Songs schlaff und die Geschichte nur ansatzweise mal was Neues - vor allem die Idee der drei Frauen, das Kind zu verheimlichen. Das ganze "ich arme Frau bin im Bordell aufgewachsen"-Thema war dagegen bereits 1992 reichlich ausgelutscht, die "Sohn will gegen den Willen seines Vaters eine Tänzerin heiraten"-Story ebenso. Und letztendlich ist der Streifen mit 155 Minuten auch wahnsinnig lang. Wie gesagt: Shahrukh Khan kann froh sein, wurde er der indischen Kinogemeinde nicht mit diesem Werk schmackhaft gemacht. So hat dieser Flop seiner Karriere letztendlich nicht gross geschadet.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternative Titel:
The Heart Knows;
The Heart Knows the Truth; Im Wendekreis der Liebe
Regie: Hema Malini

Drama

Spannung *

Humor *

Trade Classification: Flop

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D i l   C h a h t a    H a i

Reviewed 2002

Indien 2001 Akash (Aamir Khan), Sameer (Saif Ali Khan) und Sid (Akshaye Khanna) sind die besten Freunde. Die drei jungen Inder haben auf ihre Art jedoch alle Probleme mit der Liebe. Akash glaubt an die Zwei-Wochen-Beziehung. Jede feste Bindung macht dem Grossmaul Angst. Sameer glaubt an die wahre Liebe - doch Glück hatte er damit bisher kaum. Sid, ein sensibler Maler, hat den Traum von der Liebe beinahe ausgeträumt, als er die ältere Tara (Dimple Kapadia) trifft und sich in sie verliebt. Akash kann das nicht ernst nehmen und gerät wegen Tara in einen Streit mit Sid. Die Freundschaft zerbricht, Akash zieht nach Australien. Dort verliebt er sich in Shalini (Preity Zinta).
"Dil Chahta Hai" ist das Regiedebüt von Farhan Akhtar, dem Sohn des Bollywood-Hitautors und Lyrics-Schreibers Javed Akhtar. Dem jungen Filmtalent gelang ein wunderschönes Stück indisches Kino, das die lange Tradition aufsaugt und dennoch in ein neues Kleid packt. Stil, Songs und Kamera sind allesamt erfrischend, auch wenn der Inhalt bis auf ein paar ungewöhnliche Liebesbeziehungen ja generell wenig Neues her gibt.
In der zweiten Hälfte der saftigen 180 Minuten drückt Akhtar ein paar Mal gekonnt auf die Tränendrüsen. Das es funktioniert, liegt vor allem an den starken Schauspieler, die den auf den ersten Blick oberflächlichen Rollen enormen Esprit verleihen. Voran gilt dies für Akash-Darsteller Aamir Khan, den Star des Megahits Lagaan. Er dominiert dieses empfehlenswerte Stück "neues Bollywood", ohne sich zu stark ins Rampenlicht zu stellen, weshalb auch die jüngeren Co-Stars wie Saif, Akshaye und Preity glänzen können. Top!
Hier auf DVD erhältlich (D)
Hier auf DVD erhältlich (GB)
Ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen Untertiteln gesehen.
Alternativer Titel: Das Herz sehnt sich (Übersetzung)
Regie: Farhan Akhtar

Liebesfilm

Humor * *

Spannung *

Trade Classification: Hit, Superhit in Mumbai

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D i l   H a i   K e   M a n t a   N a h i n

Reviewed 8.1.05

Indien 1991 Pooja (Pooja Bhatt) ist die Tochter des Reederei-Millionärs Seth Dharamchand (Anupam Kher). Er hat sie mit Liebe erzogen, doch dabei hat er sie gehörig verwöhnt: Sie kriegt, was sie will. Ausser ihren Wunschgatten. Sie liebt nämlich den Schauspieler Deepak (Sameer Chitre), doch Papa verbietet eine Heirat mit dem geldgierigen Schnösel kategorisch. Also türmt Pooja und erfährt, dass Deepak in Bangalore dreht. Mit dem Bus fährt sie los. Den Platz neben ihr nimmt der Reporter Raghu Jetley (Aamir Khan) ein. Der verarmte Charmeur sitzt bald mit Pooja in einem Dorf fest, als der Bus ohne sie weiterfährt. Sie sind aufeinander angewiesen - und kommen sich näher. Derweil machen mehrere Fraktionen Jagd auf Pooja, auf die Dharamchand einen Finderlohn ausgesetzt hat.
Der Bhatt-Clan hat eine lange Tradition im Filme-Wiederverwerten. Mit "Dil Hai Ke Manta Nahin", dem achterfolgreichsten Film 1991, nahmen sich Regisseur Mahesh Bhatt und Autor Robin Bhatt den Film "It Happened One Night" vor. Der Frank-Capra-Klassiker mit Clark Gable war der grosse Abräumer bei der "Oscar"-Verleihung 1935 und wurde in Indien bereits als Chori Chori (1956) mit Raj Kapoor neu verfilmt. Bhatts Fassung weist mit Aamir Khan einen Hauptdarsteller vor, der erst kurze Zeit zuvor den ganz grossen Durchbruch in Bollywood geschafft hat. Doch was taugt der Film?
Nicht so viel. Aamir macht seine Sache gut. Trotz knallroten 7/8-Hosen, läppischer Kapitänsmütze und viel zu vielen Zigaretten, die er im Laufe des Films raucht, spielt er voller Energie und Humor. Seine "prolliger Macho mit Herz"-Parts verkörperte er zu dieser Zeit zwar im Überfluss, doch er ist halt eben gut darin. Ähnlich gute Worte lassen sich aber nicht für die Hauptdarstellerin finden. Pooja Bhatt ist eine der schlechtesten Schauspielerinnen Bollywoods und bekam ihre Rollen nur, weil sie Mahesh Bhatts Tochter ist. Tatsächlich absolvierte sie zwei Drittel ihrer Filmauftritte für Papa Bhatt. DHKMN war ihr zweiter Kinofilm und sie agiert überkandidelt. Ich bin normalerweise beeindruckt davon, wie selbst in B-Filmen Bollywoods die Schauspieler überzeugend spielen. Bis ich also jemanden so kritisiere, braucht es viel - doch Pooja hat es nicht anders verdient.
Die Nebendarsteller haben wenig zu tun. Der Frisuren-geschädigte Anupam Kher und Komiker Tiku Talsania als Aamirs Boss agieren hysterisch, aber bisweilen ganz witzig. Das Erzähltempo ist passabel, wenngleich die Ereignisse voraussehbar sind und wahrlich nicht 158 Minuten dafür aufgewendet werden müssen. Die neun Songs des Duos Nadeem-Shravan, die darin inbegriffen sind, hören sich nicht schlecht an, drosseln aber das Tempo an gewissen Stellen zusätzlich. "Galyat Sakhli Sonyahi" hat einen eingängigen Rhythmus, "Dil Hai Ke Manta Nahin" ist bewegend und brachte Sängerin
Anuradha Paudwal den Filmfare-Award ein, "Dil Tujhe Aa Gaya", "Main Ishq Da" und "Dulhan Tu Duhna Main" sind okay.
Dieses Fazit gilt letztendlich für den ganzen Film: okay. Ganz hübsch, ganz harmlos, von Aamir ganz gut gespielt. Er bekam dementsprechend auch eine Filmfare-Nomination, genauso wie Anupam Kher und Regisseur Bhatt. Doch wegen der affektierten Hauptdarstellerin, dem nicht sehr euphorisch recycelten Plot und massiver Überlänge gibts reichlich Abzug. Der Film ist sicher kein Meilenstein in Aamirs Karriere, aber ein weiterer Halb-Erfolg auf dem Weg nach ganz oben.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Achtung: Die Videosound-DVD hat keine Untertitel, die Spark-DVD schon.
Alternativer Titel: Dil Hai Ki Manta Nahin
Regie: Mahesh Bhatt

Liebeskomödie

Humor * *

Spannung *

Trade Classification: Semi-Hit

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D i l   H a i   T u m h a r a

Reviewed 2002

Indien 2002 Nach dem Tod ihres Mannes zieht Sarita (Rekha) neben ihrer eigenen Tochter auch das Kind der ebenfalls verstorbenen Geliebten ihres Gatten gross. Die beiden Mädchen Shalu (Preity Zinta) und Nimmi (Mahima Chaudhary) wachsen glücklich auf und Sarita wird Bürgermeisterin des Dorfes Palampur. Da ziehen dunkle Wolken auf: Die Fabrik von Mr. Khanna macht Defizite. Khannas Sohn Dev (Arjun Rampal), der in den USA studiert hat, soll die Fabrik auf Vordermann bringen. Die Bauern bangen um ihre Existenz. Dev inspiziert die Fabrik inkognito - und verliebt sich dabei in Shalu.
Bollywood as Bollywood can - doch diesmal wirkt die Formel der Dreiecksbeziehung besonders forciert. Da "Dil Hai Tumhara" mit über drei Stunden Laufzeit etwa doppelt so lang ist wie nötig, ist der Effekt noch erdrückender. Die erste Stunde strengt bereits ziemlich an, da die Akteure hysterisch spielen und Schönling Arjun Rampal (Moksha) die Comedy-Szenen nicht so im Griff hat. Doch er wird mit der Zeit besser und entwickelt einigen Charme, insbesondere mit seinem aufgedrehten Co-Star Preity Zinta (Dil Chahta Hai, Mission Kashmir). Klick macht es dennoch zu selten. Die letzte Stunde ist dann ein voraussehbares Hin und Her ohne viel Struktur. Alles in allem Bollywood-Dutzendware. Ich mag Arjun und Preity eigentlich sehr gern, deshalb die 2½-Sterne. Aber das ist weit entfernt von einer euphorischen Bewertung.
Das Drehbuch schrieb übrigens Regisseur Rajkumar Santoshi
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln.
Alternative Titel: Mein Herz gehört dir; Dil Hai Tumhaara (Übersetzung)
Regie: Kundan Shah

Liebeskomödie

Spannung *

Humor * *

Trade Classification: Below Average

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D i l   K a   R i s h t a

Reviewed 2003

Indien 2003 Der steinreiche Jai (Arjun Rampal) verliebt sich in die schöne Tia (Aishwarya Rai). Sie unterrichtet an einer Taubstummen-Schule in Mumbai, welcher Jai finanziell unter die Arme greift. Tia ahnt nicht, dass der Schönling sich in sie verguckt hat. Als er ihr seine Liebe beichtet, muss er schockiert erkennen, dass sie bereits vergeben ist: an den armen, aber liebenswerten Raj (Priyanshu Chatterjee). Da Jai trotzdem nicht nachlässt, heiratet Tai ihren Raj und gebärt ihm einen Sohn. Jai versinkt in Alkohol und Depression. Monate vergehen, bis seine beste Freundin Amrita (Isha Koppikar) Jai zur Vernunft bringen kann. Er beschliesst, dem Alkohol abzuschwören, fährt aber noch einmal in angetrunkenem Zustand - und kracht mitsamt Amrita an Bord in ein Auto. In diesem sassen Tia und Raj! Amrita und Raj versterben noch auf der Unfallstelle, Tia verliert ihr Gedächtnis. Da jede Erinnerung an ihre Vergangenheit Tias Gehirn ruinieren könnte, willigt ihre Mutter (Raakhee) schweren Herzens ein, dass Jai sie nach Südafrika bringt und ihren Sohn als den seinen ausgibt. Kann das auf Dauer gut gehen?  
"Dil Ka Rishta" hat viel Potenzial, verschenkt dies aber weitgehend in der zweiten Filmhälfte. Ausserdem wirkt er trotz bescheidener Lauflänge (143 Min.) deutlich zu lang. Das soll nicht heissen, dass ich mich nicht unterhalten habe. Aishwarya Rai gibt einmal mehr eine solide, wenngleich in manchen Szenen auch etwas affektierte Darbietung. Ex-Supermodel Arjun Rampal ist selbstverständlich auch sehr hübsch anzusehen. Die zwei sind auf jeden Fall ein attraktives Paar, das man - plump gesagt - einfach gerne anschaut. Vor allem in der Schwelg-Nummer "Dil Haye Dil".
Rampal hat in den ganz emotionalen Szenen (etwa im Spital) zwar Mühe, aber wenn er besorgt seine Wimpern zusammenziehen muss, überzeugt er. Zudem fällt auf, dass er in aggressiveren Momenten imponierender herüberkommt. In einer Starker-Mann-Rolle wäre er eigentlich ganz gut aufgehoben - etwas, was er später unter anderem in Asmabhav nachgeholt hat. Die anderen Akteure sind schnell abgehandelt: Raakhee ist solide wie immer, doch ich sehe sie nicht mehr wahnsinnig gerne: Sie spielt mittlerweile nur noch die "ewige Mutter" und dies stets etwa gleich. Der Komiker
Paresh Rawal (Aankhen) ist berührend als Jais Millionärs-Vater und Priyanshu Chatterjee (Tum Bin) irritiert ein wenig als Raj. Isha Koppikar ist süss, aber ihr Part ist bescheiden.
Die Lieder sind nicht gerade erster Güte, aber Regisseur Naresh Malhotra (Yeh Dillagi) setzt sie visuell interessant um. Bestes Beispiel ist das erste Stück "Daiyya Daiyya Re", in dem Ash in einer Vielfalt hinreissender Kostüme ihr Tanztalent unter Beweis stellt. Abgesehen von den Song-and-Dance-Nummern ist die Inszenierung im oberen Mittelmass, manche Szenen sind zu stark ausgewalzt, was eben in einer übertriebenen Lauflänge resultiert. Schliesslich weiss man bereits nach ein paar Minuten, wie der Film enden wird. Nicht nur, weil er auf Douglas Sirks "
Magnificent Obsession" (1954) basiert, sondern weil Malhotra kaum Wagnisse eingeht. Die Frage ist lediglich, welche Umwege er bis zum Ziel macht. Der erste Teil lebt ganz von diesen Umwegen und man folgt angenehm gespannt. Die zweite Hälfte fällt da im Vergleich ab, bietet aber spektakulärere Bilder, da sie in Südafrika gedreht wurde. Das reicht ganz knapp für einen 3-Stern-Film. Aber Fans von Aishwarya Rai und von schwereren Melodramen sind hier gut aufgehoben.
Deutschsprachige TV-Premiere - 24. September 2005 auf RTL 2

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen UT. Widescreen (nicht anamorph).
Alternative Titel: Nur dein Herz kennt die Wahrheit; Beziehungen des Herzens (Übersetzung)
Regie: Naresh Malhotra

Liebesdrama

Gefühl * * *

Humor *

Trade Classification: Flop

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D i l   K y a   K a r e

Reviewed 23.2.04

Indien 1999 Was für eine glückliche Familie: Der Architekt Anant Kishore (Ajay Devgan) ist verheiratet mit der schönen Kavita (Mahima Chaudhary) und hat mit ihr eine reizende Tochter namens Neha (Akshita Garud). Zudem geht bei ihnen der Milliardär und Poet Somu (Chandrachur Singh) als guter Familienfreund ein und aus. Doch eines Tages kriegt Kavita zu hören, dass eine geheimnisvolle "Tante" Neha Geschenke macht und sie von der Schule abholt. Die immer nervöser werdende Kavita stöbert die Frau auf: Sie heisst Nandita Rai (Kajol) - und ist Nehas Mutter! Kavita hat nämlich vor Jahren ihr Baby verloren, weshalb die Kishores ein Kind adoptieren mussten. Es war Neha. Und warum hat Nandita sie weggegeben? Weil sie keinen Mann hat. Ihr Baby stammt von einem One Night Stand in einem Zug, den sie mit einem Mann verbracht hat, dessen Namen sie nicht kennt, der ihr aber das Leben rettete. Nun trifft Nandita fast der Schlag: Der Mann ist Anant!
Prakash Jha drehte in den 80ern einige innovative und progressive Filme bevor er mit "Bandish" 1996 auf den Kommerz umstieg und bis heute dort verblieb: unter anderem mit Rahul,
Gangajaal oder "Dil Kya Kare". Letzterer hatte bei seiner Veröffentlichung eine riesige Publicity. Immerhin hatten die Hauptdarsteller Kajol und Ajay Devgan am 24. Februar 1999 geheiratet und "Dil Kya Kare" war ihr erster gemeinsamer Film danach - ihr fünfter total. Zudem war das Thema ziemlich progressiv und erinnert rückblickend etwas an den gewagten Plot des später entstandenen Chori Chori Chupke Chupke.
Doch leider macht Jha aus all diesen guten Voraussetzungen zuwenig. So wird ein kontroverser Plot aufgegleist, aber es kommt zu den belanglosesten Lösungen. So viele Emotionen wären möglich gewesen, so viele Enden. Doch Jha wählt Geschrei anstatt Emotionen und einen Ausweg anstatt ein Ende. Eigentlich hätte man gewarnt sein sollen, denn nach einer Stunde, als endlich alle Karten auf dem Tisch liegen, sind die Zufälle bereits derart frappant, dass man nicht mehr von Schicksal reden kann, sondern von Manipulation seitens der Filmemacher. Das wäre mir noch egal, schliesslich bestehen die meisten Bollywood-Filme aus den absurdesten Zufällen - aber danach passiert nichts, was diesen gewaltigen Einschnitt in das Familienleben psychologisch auskosten würde. Mahima schreit, Kajol heult, Akshita plappert Blödsinn und Ajay weiss nicht was er tun soll. Ich seh Ajay gerne als Gangster oder Cop, aber wenn er den verwirrten Familienvater spielen sollte, wirkt er unglaubwürdig. Und wenn man das reale Leben hinzuzieht, ist seine Beziehung mit Kajol fast zu eng, etwas, was den Plot und Anants Liebeszustand schwerer zu entziffern macht.
Die Schauspieler bekommen aber eben in der zweiten Hälfte auch wenig Raum, um sich zu entfalten. Mit Kajol und Mahima sind zwei der sympathischsten Bollywood-Aktricen überhaupt in DKK, doch beide Rollen werden immer undankbarer. Mahima wird hysterisch und Kajol trifft einige Entscheidungen, die nicht zu ihr passen. Bevor es soweit ist, besteht ihre Rolle ja eigentlich nur aus traurig dreinschauen, in der Gegend herumstehen und sagen, sie gehe auf den Zug - was sie selbstredend nie tut.
Die Songs machen diese Probleme keinesfalls wett. Das Titellied, unter anderem gedreht in der Schweiz, ist hübsch und der Punjabi-Song "Menu Lagan Lagi" mit einem Cameo von Model Achala Sachdev ist der einzige mit etwas Pepp. Auch die Kameraarbeit ist passabel. Es ist eigentlich alles sehr enttäuschend an DKK: Da hat Jha ein gutes Ensemble und eine unkonventionelle Ausgangslage - und macht so wenig daraus. Am Schluss, wenn alles vorbei ist, fragt man sich, was für eine Entwicklung die Leute eigentlich durchgemacht haben. Sie haben alle etwas durchgemacht, doch die Situation am Schluss gibt nur einen "ist"-Zustand wieder, den wir bereits kennen. Null Weiterentwicklung. Und wenn es doch eine gab, dann haben die Charaktere die nicht wirklich weitergegeben ...

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Prakash Jha

Drama

Humor *

Spannung *

Trade Classification: Average

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D i l l a g i

Reviewed 18.1.04

Indien 1999 Veer Singh (Dara Singh) zieht mit seiner Familie vom ländlichen Punjab nach Mumbai. Doch das Glück ist ihm vorerst nicht hold: Seine Frau stirbt an Krebs. Papa und seine zwei Söhne zeigen sich jedoch voller Tatendrang und stellen über die Jahre ein Immobilien- und Hotel-Imperium auf die Beine, das sie zu Milliardären macht. Der ältere Sohn, Ranvir (Sunny Deol), versucht, seinem Vater jeden Wunsch von den Lippen abzulesen und leitet die Firma. Da er seiner sterbenden Mutter versprochen hat, seinen jüngeren Bruder zu verwöhnen, tut er das auch. Dabei verkommt Rajvir (Bobby Deol), der sich Rocky nennt, leider zum Rowdie und Säufer, der lieber Partys feiert, als Verantwortung zu übernehmen. Da verliebt sich die hübsche Shalini (Urmila Matondkar) in ihn. Er hat durchaus Interesse, doch als sie ihn fragt, ob er sie heiraten will, verstösst er sie. Shalini ist ausser sich, denn wegen Rajvir hat sie den Heiratsantrag von Ranvir abgelehnt! Ranvir, der ebenso wenig wie sie weiss, dass beide Brüder Shalini begehren, hat sich in sie verguckt und will sie heiraten ...
Jeder Bollywood-Star, so könnte man meinen, wird irgendwann Produzent und /oder Regisseur. Schauspiel-Ikone Dharmendra
waltete bei "Dillagi" als Über-Produzent und liess seinen Sohn Sunny produzieren. Macho-Star Sunny durfte denn auch gleich Regie führen. Es blieb bis heute (Stand 2004) seine einzige Arbeit hinter Kamera. Dabei leistete Deol der ältere eigentlich keinen schlechten Job. Bedeutend schwächer ist sein kleiner Bruder Bobby. Ich mag den Kerl nicht. Sein Talent beschränkt sich aufs Tanzen, spielen tut er noch schwerfälliger als Sunny. Und das will was heissen. Daneben sieht er auch noch so schleimig aus, dass ich ihn als romantischen Helden einfach nicht ernst nehmen kann. Seine Leistung in "Dillagi" zieht das Werk jedenfalls arg runter.
Sunny der Schauspieler ist passabel, auch wenn er hier wie immer den Fehler macht, jegliche Emotion durch Aggression auszuleben. Das ist zu doof. Ein weiterer grosser Übeltäter ist der Editor (und damit indirekt der Regisseur): Der Film ist absurd geschnitten. Mit über drei Stunden ist er viel zu lang und hat viel zu viele unnötige Songs. Das übelste Beispiel sind die beiden öden Songs "Kya yeh sach hai" und "Mein kya karoon", die gleich nacheinander (!) kommen und so den schlechten Klimax noch herauszögern. Wenn wir gerade bei den Songs sind: Einige davon sind ganz okay. Besonders rhytmisch ist "Dhoom Dhoom luck luck" und bei "Tere dil wiche" ist Urmila in einem besonders schönen klassischen Dress zu bewundern. Einige Songs sind offensichtliche Kopien von US-Songs (u.a. "Can't take my eyes off of you"), doch das ist man ja bei Bollywood-Filmen durchaus gewohnt.
Die bereits angesprochene Urmila ist ganz süss und tanzt mal wieder sehr gut. Die Nebendarsteller überzeugen ebenfalls, Preity Zinta, Bobbys Co-Star in Soldier, hat einen Mini-Auftritt am Schluss. Ach, das wär's dann auch schon. Darsteller okay (bis auf Bobby), Handlung altbekannt und forciert, Länge zu übertrieben und Songs zu viele. Das reicht für 2½ Sterne. Damit hat Sunny Deol, Regisseur, nicht gerade versagt, aber qualitativ sicher keinen schlechteren Film abgeliefert, als Sunny Deol, Schauspieler, ansonsten fertig bringt.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Widescreen (nicht anamorph)
Regie: Sunny Deol

Liebesdrama

Humor *

Action *

Trade Classification: Flop, Average im Norden

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D i l   M a a n g e   M o r e ! ! !

Reviewed 20.1.05

Indien 2004 Der College-Schüler und Fussball-Amateur Nikhil Mathur (Shahid Kapoor) lebt im schönen Samarpur im Bundesstaat Uttaranchal mit seiner Mutter (Smitha Jaykar). Er hat keine Sorgen und eine hübsche Freundin namens Neha (Soha Ali Khan). Doch bevor sie heiraten können, erklärt Neha, dass sie von mehr träumt: Sie will nach Mumbai, um Flugbegleiterin zu werden. Nikhil folgt ihr, kann sie aber nicht zur Rückkehr bewegen, weshalb sie sich trennen. Nikhil kriegt einen Job beim Musikladen-Besitzer A. R. Rehman (Gulshan Grover), bei dem auch Sara (Tulip Joshi) arbeitet. Die beiden werden ein Paar. Doch noch jemand erweckt Nikhils Aufmerksamkeit: Das hübsche aber freche Gujarat-Girl Shagun (Ayesha Takia), das mit seiner Mutter (Zarina Wahab) in der Wohnung unter ihm lebt.
Ich dachte bisher, Shahid Kapoor eifere Shahrukh Khan nach. Mit "Dil Maange More!!!" hat er aber eine neue Richtung eingeschlagen: Hrithik Roshan - in mehreren Belangen. Er tanzt wie ein Teufel, flasht seinen Bizeps bei mancher Gelegenheit in die Kamera und zieht die grössten Grimassen. Zudem floppen seine Filme, weshalb die Medien genüsslich auf ihm herumhacken. Eine Phase, die Mr. Roshan auch durchmachen musste. Doch ob nun Shahrukh oder Hrithik, Shahid hat einen gewissen Charme. So ganz kann er immer noch nicht überzeugen, wirkt etwas arrogant, aber in den richtigen Rollen spielt er ganz gut. Das ist in "Dil Maange More!!!" der Fall.
Doch die zweite Regiearbeit des Schauspielers Anant Narayan Mahadevan ist dennoch kein Knüller. Nach seinem gewagten, aber misslungenen Debüt
Dil Vil Pyar Vyar ging er kaum Risiken ein besann sich auf ein althergebrachtes Thema: Das Liebesviereck. Nun, nicht ganz das typische Viereck, sondern vielmehr jedes Mannes Traum: drei Frauen und ein Hahn im Korb. Dies führt natürlich nicht zu ausgelassener Freude sondern zu jeder Menge Trubel, Liebes-Verwirrungen und letztendlich doch zum Happyend. Nichts hier, was wirklich überraschen könnte.
Neben Shahid überzeugt am ehesten
Ayesha Thakia (Taarzan - The Wonder Car). Die Schöne mit dem Look-Mix aus Shilpa Shetty und Sushmita Sen ist nicht nur die optisch Ansprechendste im Cast, sie spielt auch am sichersten. Mit Newcomerin Soha Ali Khan konnte ich wenig anfangen. Ihr Spiel, ihr Aussehen, beides wirkt nicht, als ob das Filmbusiness ihr Gebiet wäre. Dabei ist sie die Tochter von Sharmila Tagore, der sie durchaus ähnelt, und damit die Schwester von Saif Ali Khan. Drittes Girl im Bunde ist Tulip Joshi (Mere Yaar Ki Shaadi Hai), die etwas blass bleibt. Nichts also an der Damen-Front, was gewaltig aufzujauchzen lohnt. Dafür rettet Gulshan Grover die Schauspiel-Gilde. Der Altstar ist für einmal 100% nett und ebenso charmant.
"Dil Maange More!!!" ist aber auch kein Schauspieler-Film, sondern soll als trendiges Vehikel für Grossstadt-Teens herhalten - dies, obwohl seine Moral vom heilen Bergdorf und der bösen Metropole nicht primär auf Mumbai-Folks gemünzt sein dürfte. In seinem
Bedürfnis, bei den Jugendlichen anzukommen, lässt "Dil Maange More!!!" leider jede Möglichkeit für gutes Filmemachen aus und wählt immer den modernen, mittelmässigen Weg. Selbst bei den Songs von Himesh Reshammiya. Den Auftakt macht die rassige Nummer "Gustakh Dil", bei der Shahid zapplig abtanzt. Vielleicht bereits das beste Stück. Es folgt der moderne, aber durchschnittliche Track "Shiqwa Bhi Tumse". "O Makhna Ve" ist eine hübsche Disco-Nummer mit englischem Refrain, "Aisa Deewana" eine schön gesungene Ballade und "Maine Chun Liya" ein ebenfalls hörbares, aber gewöhnliches Duett. Den Abschluss macht mit "Kubaku Mujhe Tu", wie könnte es anders sein, ein 08/15-Stück.
Die Musik braucht man nicht wirklich gehört zu haben, vielleicht entdeckt der eine oder andere höchstens einen netten Track darunter. Auch den Film muss man nicht unbedingt gesehen haben. Es handelt sich um routinierte, kurzweilige Unterhaltung, wie sie Bollywood am Laufmeter produziert. Zudem ist er mit 123 Minuten sehr kurz. Shahid Kapoor überlebt den Film und damit den Flop - aber mit Blessuren. Er muss sich ranhalten, damit sein Stern nicht sinkt, bevor er voll am Leuchten ist. Und wenn er wissen will, wie man trotz Flops gefragt bleibt, muss er nicht weit suchen und kann sich an seine damalige Freundin wenden.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Anant Mahadevan

Liebeskomödie

Humor * * *

Gefühl * *

Trade Classification: Flop

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D i l   N e   J i s e   A p n a   K a h a a

Reviewed 16.10.04

Indien 2004 Der Werber Rishabh (Salman Khan) und die Ärztin Pari (Preity Zinta) führen eine erfüllte Ehe. Sie haben Geld, empfinden grosse Liebe füreinander und planen eine Zukunft mit Nachwuchs: Pari ist nämlich schwanger. Doch da verunglückt sie auf der Autobahn. In ihrem eigenen Spital wird den Ärzten klar, dass sie an den inneren Blutungen sterben wird, das Kind ist bereits verloren. Paris letzte Wünsche: Rishabh soll ein Spital für bedürftige Kinder bauen. Und jemand soll ihr Herz bekommen. Rishabh ist am Boden zerstört, will aber Paris Wunsch achten. Als sie stirbt bekommt die herzkranke Dhani (Bhoomika Chawla) das Organ. Sie wird gesund und trifft auf Rishabh - zu dem sie sich auf unerklärliche Art hingezogen fühlt. Rishabh, der nicht weiss, wer das Herz seiner geliebten Rani trägt, weist Dhanis Avancen ab.
Wie viele andere gescheiterte Bollywood-Schauspieler suchte sich der 34-Jährige Akteur Atul Agnihotri einen neuen Job. Und wenn man der Schwager von Salman Khan ist, dauert die Suche auch nicht lange: Atul wanderte hinter die Kamera und gab sein Regiedebüt: "Dil Ne Jise Apna Kahaa" - natürlich mit Salman in der Hauptrolle. Seine Partnerin ist Teere Naam-Co-Star Bhoomika Chawla. Als Dritte im Bunde konnte Preity Zinta gewonnen werden, die momentane Box-Office-Königin von Indien. Aber trotz dieser starken Beteiligung liefert das Melodrama nicht den erwünschten Knaller.
Die Handlung basiert im Kern auf Bonnie Hunts Regiedebüt "Return to Me" mit David Duchovny und Minnie Driver. In diesem Streifen wurden die doch recht melodramatischen Ereignisse durch wohl dosierten Humor und reizende Romantik gemildert. In "Dil Ne Jise Apna Kahaa" bleibt der Humor jedoch auf der Strecke und von Romantik bleibt nicht viel übrig. Die einzigen Gags sind unnötige und ausgesprochen misslungene Tunten-Pointen in der zweiten Filmhälfte. Das heisst: 143 Minuten Melodrama, Schwermut und Tränenströme. Mit der Zeit geht das wohl selbst dem abgehärtetsten Bollywood-Fan an die Nieren - und dies nicht im positiven Sinne.
Dabei beginnt der Film gar nicht so schlecht, was zum Grossteil an Preity Zinta liegt. Sie ist so süss wie immer und harmoniert mit Salman sehr gut. Doch ihr Auftritt endet noch weit vor der Pause, schliesslich muss ja jemand sein Herz spenden. Es geht an Bhoomika, die sich wacker abmüht, aber nie wirklich mit Salman aufblühen kann, da er eine emotionale Wand errichtet hat. Das wirkt sich auf den Film lähmend aus. Einzig die Songs böten Abwechslung von diesem tristen Plot, doch trotz namhaften Komponisten wie A. R. Rahman und
Himesh Reshammiya reisst die Musik nicht mit. "Zinagi hai duaa" ist angenehm für die Ohren, "Savarne lage hum / Bindiya Chamakne Lagi" taugt als hübsche Panjabi-Nummer mit einem Cameo von Riya Sen. Getanzt ist sie aber nur mässig. Der Rest ist enttäuschend: Die gesäuselte Ballade "Dil Ne Jise Apna Kahaa", die Ballade "Ye dil to mila hai", der Lovesong "Jaane baharaa" und die Disco-Nummer "O balle balle".
Wenn immer er die Gelegenheit kriegt, tanzt Salman nicht übel. Auch spielen kann er. Wenngleich sein trauriges Gesicht für die Zuschauer bald einen Sättigungsgrad erreicht hat. Preity ist wie erwähnt wunderbar aber unterfordert. Bhoomika schlägt sich gut und Altstar
Helen darf ihre etwas krächzige Stimme als Dhanis Oma in den Film bringen. Dank diesem durchs Band natürlich wirkenden Ensemble rutscht "Dil Ne Jise Apna Kahaa" nicht komplett in die Bedeutungslosigkeit ab. Es ist ein solide gedrehtes, gut gespieltes und gut gemeintes Drama. Was fehlt sind Inspiration, Innovation und letztendlich auch die grossen Gefühle.
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Dil Ne Jise Apna Kaha; Was das Herz sein Eigen nennt
Regie: Atul Agnihotri

Drama

Humor *

Gefühl * *

Trade Classification: Flop

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D i l   N e   P h i r   Y a a d   K i y a

Reviewed 6.3.04

Indien 2001 Der junge Rahul Khanna (Vinjay Anand) verguckt sich in die schöne Sonia Chopra (Pooja Batra). Um ihr Nahe zu sein, gibt er sich als Reiseführer auf Mauritius aus und wickelt Sonia tatsächlich um den Finger. Zurück in Indien heiraten sie und Rahul eröffnet eine Werbeagentur. Doch weil der mächtige Werber Sanjeev Verma (Faraaz Khan) alle Models an sich bindet, hat Rahul kein Top-Gesicht für seine Produkte. Sein Vater Mahendra Pratap Khanna (Kiran Kumar) gibt ihm einen Tipp: Roshni Batra (Tabu). Das Model ist vor fünf Jahren von der Bildfläche verschwunden. Rahul stöbert sie auf. Sie ist suizidgefährdet, seit ihr Freund Prem (Govinda) ums Leben kam, als er ihr das Leben rettete. Da Rahul sie an Prem erinnert, nimmt sie den Job an. Doch bald wird ihre Liebe obsessiv und Sonia sieht ihre Ehe gefährdet.
1997 ging "Dil Ne Phir Yaad Kiya" in Produktion und hätte das Debüt für Regisseur Rajat Rawail werden sollen. Doch der Dreh war geplagt von Verzögerungen, so dass Rawail 1997 "Zameer" ins Kino brachte und erst im September 2001 DNPYK, wo er prompt floppte. Die endlose Verzögerung ist dem Film denn auch nicht gut bekommen. Das Drehbuch ist schon zerstückelt genug, doch durch die konstanten Re-Shoots und Verzögerungen sind Anschlussfehler in Massen entstanden und der Film verkommt zum Chaos.
Die erste Stunde ist eine Romanze zwischen dem blassen Vinjay Anand (dem Neffen von Govinda) und der noch blasseren Pooja Batra. Dann kommen endlich die eigentlichen Stars Tabu und Govinda ins Spiel - und der Ton des Films wechselt langsam zum Thriller. Anands Frisur wechselt ständig, Tabu ist etwas konstanter, hat aber auch immer neu gelockte Haare. Und Govinda ist bloss in den Rückblenden zu sehen. Fast scheint es, als habe Rawail ihn eigentlich für die Rolle des Prem und jene des Rahul vorgesehen, als sich der Dreh dann aber in die Länge zog, auf Govindas Neffen umgesattelt. Wie auch immer, all diese Continuity-Probleme verstärken den zerstückelten Eindruck des Films. Es gibt in Bollywood Filme, denen eine jahrelange Produktion wenig anhaben können, wie etwa Hum Tumhare Hain Sanam, doch DNPYK leidet ganz bestimmt darunter.
Noch schwerer wiegt für mich die Fehlinterpretation von Tabus Rolle. Ich rede nicht über Tabus Leistung, die ist solide, sondern über ihre Figur. Eigentlich hat man ja Mitleid mit ihr. Sie ist mental angeschlagen wegen dem Liebesleid und dann kommt ein neuer Mann in ihr Leben, der sie an ihn erinnert. Doch anstatt ihr zu helfen, wird sie von allen als "Verrückte" betitelt, geohrfeigt, angeschrien und ausgestossen. Erst dann wird sie zum mörderischen Biest. Und was mit denen in einem Bollywood-Film passiert, ist ja klar. All dies geschieht am Schluss so schnell und überhastet, dass alles, was zuvor aufgebaut wurde, gar nicht mehr wichtig ist. Nach dem Ende von DNPYK fragt man sich, was denn der Film nun eigentlich sein sollte.
Es ist nicht alles Kacke. Govinda und Tabu harmonieren toll, Tabu sieht mal wieder klasse aus (weshalb ein Satz wie "don't show your ugly face again" so seltsam wirkt) und die Songs sind rassig. "Meri Jaan Jaaneja" ist zwar 08/15, aber angenehm up-tempo. "Hosh Mein Nahin Hai Dil" ist noch schneller und recht cool. "Sara Shaher Mein", "Dil Ne Phir Yaad Kiya" und "Ye Mau Sam" sind dagegen mässig. "Duppatta Sambhai Ke", gedreht in London, ist dann aber wieder recht groovig und gibt Tabu ein paar Möglichkeiten, zu tanzen - wenn auch eher reserviert. Wegen den Nummern kann man sich den Streifen anschauen, er ist ja auch bloss 134 Minuten lang. Doch DNPYK ist ganz klar ein Opfer seiner Produktionsprobleme.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Rajat Rawail

Thriller /
Tragikomödie

Spannung * *

Humor * *

Trade Classification: Flop

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D i l   P e   M a t   L e   Y a a r

Reviewed 3.4.05

Indien 2000 Ram Saran Pandey (Manoj Bajpai) ist ein einfacher Mann vom Lande, der in Mumbai einen Job als Automechaniker gefunden hat. Als er sieht, wie sein Kollege eine Kundin übers Ohr hauen will, klärt er die Sache auf und freundet sich mit der Kundin an. Es ist die Journalistin Kamya Lal (Tabu), die die Idee hat, aus Ram Sarams ehrlichem Wesen ein Drehbuch zu machen. Tatsächlich zeigt Regisseur Mahesh Bhatt Interesse und gibt ein Skript in Auftrag. Darin verarbeitet Kamya auch Rams Probleme mit seinen Freunden: Er lebt in einer kleinen WG mit mehreren Männern. Sein bester Freund ist der dickliche Gaitoude (Saurabh Shukla), der mit seiner Frau Gayatri (Divya Jagdale) nicht klar kommt und von seinem Freund Tito (Aditya Srivastava) hintergangen wird. Das kompliziert auch Rams Leben. Vor allem dann, als Kamya nichts mehr mit ihm zu tun haben will, da Bhatt ihr Drehbuch nicht gefiel. Als er ihr seine Liebe beichten will, kommt es zum Eklat.
Das Cover der DVD täuscht genauso über den Inhalt hinweg wie der Titel "Nimms nicht zu Herzen". Ausser, der ist sehr zynisch gemeint. Jedenfalls beginnt der Film von Hansal Mehta (Chhal) als realitätsnahe, aber stets lockere Arbeiterkomödie mit Liebesfilm-Einschlag. Doch sobald Tabus Charakter Kamya Ram zurückweist, beginnt seine Spirale nach unten. Ins Gangstertum und zur Gewalt. Einige der Bilder sind enorm düster und befremdlich. Eingefangen hat sie der junge Kameramann Sanjay Kapoor, den Mehta durchs Internet fand und der zwischenzeitlich auch in der Hollywood-Produktion The Bourne Supremacy als Camera Operator arbeiten durfte (PS: imdb.com meint, es sei die selbe Person wie Schauspieler Sanjay Kapoor - das bezweifle ich irgendwie).
Der Wechsel vom Fröhlichen zum Düsteren sollte Bollywood-Fans nicht ganz neu sein. Doch Hansal Mehta macht es auf beinahe bösartige Weise. Alle Charaktere bekommen ihre dunklen Seiten, jegliche Leichtigkeit wird weggeblasen, um den Zuschauern den Boden unter den Füssen zu nehmen. Zuvor gibts selbst in der Beziehung unter den Männern eine beinahe homoerotisch anmutende Freundschaft mit vielen kleinen Ohrfeigen, gespielten Küsschen und versehentlichem Knuddeln auf engem Schlafraum. Manoj doubelt in einem Song sogar eine Frau. All das trägt zur spielerischen Startphase des Films bei. Doch zum Schluss weiss man nicht einmal mehr, was real ist. Ist das Finale das Ende des Films, für dessen Drehbuch Kamya den Filmfare-Award bekommt? Oder ist es real und ein satirischer Kommentar auf Kamyas Worte, es sei ein Happy End, wenn die Wirklichkeit eher anders aussieht? Beides ist möglich, beides ist reizvoll. Auch die Idee, die Realität durch den Bollywood-Filter zu lassen und Regisseur Mahesh Bhatt als Gaststar ins Team zu holen, ist durchaus gewitzt.
Bei soviel Intelligenz im Skript und Talent bei den Schauspielern - wieso funktioniert "Dil Pe Mat Le Yaar" nicht noch besser? Weil vieles zu willkürlich passiert. Kamyas Rückweisung von Ram zum Beispiel ist nicht völlig glaubhaft. Ebensowenig sein Abstieg. Zudem spielt das Gefühl mit, man möge diesen Leuten etwas Besseres gönnen. Natürlich machen schon die Eröffnungscredits klar, dass hier eher auf Realismus gesetzt wird, doch danach kriegt man genug Songs und Albernheiten, um sich in falscher Sicherheit zu wiegen. Mit einem Knall auf Düsternis zu setzen, ist ein dramaturgisch vermeintlich schlaues Mittel, entfremdet aber nur das Publikum. Das kann kaum Ziel des Films sein. Ich hätte gerne den Film, der am Anfang aufgegleist wird, gesehen. Der wird quasi ausgeblendet. Ebenso gerne hätte ich den Gangsterfilm um Rams Abstieg geguckt. Aber beides vermischt klappt weniger gut.
Inszenatorisch ist "Dil Pe Mat Le Yaar" ansonsten ganz okay. Die Songs sind noch schmissig, die Akteure sowieso überzeugend. Manoj Bajpai und Tabu gehören zu den Besten ihrer Branche in Indien, das können sie hier souverän beweisen. Beide wandeln sich vom netten Menschen zu einer Figur mit Schattenseiten. Dank diesen Zutaten sowie einem Drehbuch, das nicht ganz ausgereift ist, aber auf jeden Fall mal Abseits vom Bollywood-Einerlei etwas wagt, gibts haarscharfe drei Sterne. Wie uneinig sich die Kritiker sind, erkennt ihr bei folgendem Vergleich: Planetbollywood gibt unter "want to know more?" kaum nachvollziehbare 10 von 10 Punkten. Hier dagegen findet ihr einen moderaten Verriss. Ich bleibe dezent in der Mitte ...

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen
Alternative Titel: Don't Take It to the Heart; Nimms nicht zu Herzen, Kumpel (Übersetzung)
Regie: Hansal Mehta

Liebes-
Tragikomödie

Humor * *

Spannung * *

Trade Classification: Flop

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D i l   S e

Reviewed 2002

Indien 1998 Der Radiojournalist Amar (Shahrukh Khan) befragt in Nord-Indien Menschen über 50 Jahre Unabhängigkeit. Dabei trifft er eine geheimnisvolle Frau (Manisha Koirala), in die er sich verliebt. Obwohl sie ihn stets zurückweist, kreuzen sich ihre Wege andauernd. Was Amar nicht weiss: Megha ist eine Revolutionärin, in deren Vokabular das Wort Liebe nicht vorkommen darf. Doch Amar gibt nicht auf.
Die Mannschaft hinter "Dil Se" ist beeindruckend: Produzent Ram Gopal Varma zeichnet für hochstehende Bollywood-Hits wie Company verantwortlich, Executive Producer Shekhar Kapur machte sich vor allem im Westen einen Namen als Regisseur ("Elizabeth") und Regisseur Mani Rathnam gilt nicht erst seit Bombay als einer von Indiens interessantesten und politisch engagiertesten Filmemacher. Vielleicht ist Rathnams erster traditioneller Bollywood-Blockbuster genau aus diesem Grund leicht zerfahren. Mit seinen 160 Minuten ist "Dil Se" für Bollywood-Verhältnisse zwar nicht ausgesprochen lang, doch das Hin- und Her der Charaktere in der letzten Stunde wirkt etwas anstrengend. Zudem ist Shahrukh Khan für die anspruchsvolle Rolle beinahe eine Fehlbesetzung. Aber nur beinahe, denn man leidet durchaus mit ihm. Und Preity Zinta, die hier ihr Debüt absolviert, passt manchmal nicht recht in den Film.
Doch genug gemotzt - denn trotz all dem ist "Dil Se" extrem faszinierend. Zum einen ist die Kameraarbeit von Santosh Sivan, dem Regisseur von Asoka, einfach überwältigend. Besonders während dem dritten Song. Und die erste Nummer auf dem Zug, bei dem Lars von Trier wohl für "Dancer in the Dark" abgeschaut hat, reisst ganz gehörig mit: "Chaiya Chaiya" heisst sie - was für ein Bombentrack, was für eine heisse Tänzerin (Malaika Arora). Ebenfalls zu rühmen ist das Ende von "Dil Se", das kein Happy End darstellt. Zudem sind interessante Themen-Ansätze vorhanden. Dies erklärt, wieso "Dil Se" im Bollywood-Kontext als aussergewöhnlich angesehen wird. Für viele Kritiker ein Meilenstein im indischen Film. Ich bleib mal bei dreieinhalb Sternen, vor allem, weil Mani Rathnam einfach ein brillanter Regisseur ist und selbst die heterogene Struktur des Films irgendwie positiv erscheinen lässt. Ihm vergebe ich jedenfalls gerne ein paar Fehler. Und bei einem Star wie Shahrukh Khan schaut man eh gerne zu.
Deutsche TV-Premiere - 23. Februar 2005 auf arte (Hindi mit deutschen Untertiteln).
Hier auf DVD erhältlich
Ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen UT gesehen.
Alternative Titel: Dil Se..,
Von ganzem Herzen (deutscher Titel); Von Herzen (Übersetzung)
Regie: Mani Rathnam

Polit/Liebesdrama

Spannung * *

Action * *

Trade Classification: Flop, Semi-Hit in Übersee

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D i l   T e r a   A a s h i q

Reviewed 2.4.05

Indien 1993 Chaudhary Ranbir Singh (Anupam Kher) lebt verbittert in Ooty und hat nie geheiratet. Dies, weil seine Schwester Radha ihn vor 20 Jahren enttäuscht hat: Sie brannte mit Arun durch, anstatt den Sohn des Thakurs zu heiraten. Chaudhary wurde dadurch zum einsamen Menschen. Doch als Radha verstarb, nahm er sich trotzdem ihrer drei Kinder an: Vijay (Salman Khan), Bittu und Gudiya. Die kleineren zwei halten ihre Gouvernanten derart auf Trab, dass Chaudhary eine neue sucht. Alt und erfahren muss sie sein. Die junge Sonia (Madhuri Dixit) braucht den Job aber unbedingt, da ihre Mutter im Spital liegt. Mit Perücke und Brille gibt sie sich als Savitri aus und kriegt den Job. Doch während sie in gealterter Weise bald die Herzen von Chaudhary und seinem Bruder Kumar (Kader Khan) erwärmt, verliebt sich Vijay in die jung-Version Sonia. Dies fällt ausgerechnet Pratap Singh auf, dem Erzeind von Chaudhary.
"Dil Tera Aashiq" ist die zweite Zusammenarbeit von Madhuri Dixit und Salman Khan. Ein Jahr später legten die beiden Stars den All-Time-Blockbuster Hum Aapke Hain Koun nach. "Dil Tera Aashiq" reicht weder an dessen Erfolg noch an seine Qualität heran. Es handelt sich vielmehr um ein Routineprodukt ohne grosse Überraschungen, das von Kameramann Lawrence D'Souza uninspiriert inszeniert wurde. D'Souza drehte mit den beiden Stars 1991 bereits den ähnlich faden Saajan. Mehr kann man von dieser neuen Kooperation also nicht erwarten.
Die Handlung ist seltsam befreit von Dramatik. Das ganze Setup böte eigentlich Stoff für grosse Verwicklungen, Verwirrungen und Familienkrisen, doch in der zweiten Hälfte lösen sich diese immer wahnsinnig schnell auf. Bevor man überhaupt mitfiebern kann, ist der Subplot aufgelöst. Auch die Haupt-Bedrohung durch Pratap Singh und seine Schergen erscheint im ganzen Bild marginal, da D'Souza, dessen Credit übrigens erst bei der Intermission auftaucht (!), sich ganz auf die Romanze konzentriert. Das wäre okay, wenn diese mehr hergeben würden.
Doch Salman und Madhuri, so sehr sie sich auch bemühen, lassen den Funken nicht richtig überspringen. Sie haben wohl auch zu wenig Zeit dazu, denn zu viele Songs und Madhuris Spiel mit Anupam Kher lenken wiederum von der wahren Liebe im Plot ab. So ist "Dil Tera Aashiq" viel von allem aber nichts richtig. Seien es die Actionmomente, die Comedy-Einlagen, die amourösen Passagen - nichts wirkt frisch, nichts energisch. Auch die Songs nicht, die zwar allesamt ganz adrett ausgefallen sind. Heraus stechen "Namaste Namaste", bei dem Madhuri und Salman tänzerisch gegeneinander antreten, "Hum Se Sajana Kyon Ruthe", der zu Beginn sehr schön gefilmt ist, und das Titellied "Dil Tera Aashiq", das einen ganz typischen Bollywood-Beat aufweist und den Rhythmus des Vorgängers aufnimmt. Die Tracks sind alle gefällig für Auge und Ohr, aber sie bleiben kaum hängen.
Das unterstreicht die etwas hingesudelte Art des ganzen Films. Mit mehr Aufmerksamkeit für das Drehbuch, die Inszenierung und die Figurenkonstellation hätte der Streifen durchaus besser herauskommen können. Das hört sich etwas technisch an, einfacher gesagt: Er reisst einfach nicht mit, ist zu beliebig und austauschbar mit hunderten anderer Hindi-Romanzen dieser Zeit. Daran ändern weder die Stars noch der Kurzauftritt von Anil Kapoor oder die Songs etwas.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel:
Mad About You
Regie: Lawrence D'Souza

Romanze

Humor * *

Spannung *

Trade Classification: Flop

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D i l   T o   P a g a l   H a i

Alte Kritik von 2002
Revidiert 26.11.04

Indien 1997 Der erfolgreiche Sänger, Tänzer und Show-Regisseur Rahul (Shahrukh Khan) glaubt nicht an die wahre Liebe. Dabei ist ausgerechnet seine manchmal etwas zickige Gesangspartnerin Nisha (Karishma Kapoor) schon lange in ihn verliebt. Er merkt es nur nicht. Da hat Nisha einen Unfall und Rahul ist gezwungen, Ersatz zu suchen. Den findet er in der Person der schüchternen Pooja (Madhuri Dixit), die er schon zuvor mehrmals flüchtig gesehen hat. Sie glaubt an die wahre Liebe und daran, dass jeder Mensch einen Seelengefährten hat. Ihr Jugendfreund Ajay (Akshay Kumar) ist es sicher nicht. Doch der macht sich trotzdem Hoffnungen und bittet Pooja um ihre Hand. Während sie sich diesen Schritt gut überlegt, flammen ihre Gefühle für Rahul auf. Und auch sein Herz wird langsam weich.
Zwischen den beiden Blockbustern
Dilwale Dulhania Le Jayenge oder Kuch Kuch Hota Hai drehte Shahrukh Khan diese gefällige Liebeskomödie. Für Regisseur Yash Chopra war Shahrukh erste Wahl, da die beiden schon vier Jahre zuvor bei Yashs letztem Film Darr gut zusammenarbeiteten und weil Yashs Sohn
Aditya  bei seinem Debüt DDLJ dank Shahrukh reüssierte. Die Suche nach weiblichen Co-Stars gestaltete sich schwieriger. Yash griff weder auf Kajol noch auf Rani Mukherjee zurück, sondern verpflichtete die Grande Dame des modernen Bollywood-Kinos: Madhuri Dixit. Es war bereits ihr dritter (von total sechs) Auftritten mit Khan. Als zweite Leading Lady trat Karishma Kapoor an, die damals Dank dem Blockbuster Raja Hindustani auf dem Zenit ihrer Karriere war.
Dieses Trio Infernale macht "Dil To Pagal Hai" zu einem vollen Erfolg. Das Drei-Stunden-Musical ist Yashs belanglosester Film und einer seiner schematischsten, doch der Charme der Akteure und die freudvolle Inszenierung fegen die meisten Bedenken hinweg. Was für einen Chopra-Film etwas erstaunt sind die mässigen Songs. Nach der hübschen Einstimmung mit "Ek Duie Ke Vaaste" folgt die attraktiv choreografierte Karishma-Nummer "Le Gayi". Ein 08/15-Song. "Bholi Si Surat" ist eine Fun-Nummer mit sexy Moves von Karishma. Es folgt die Routinenummer "Pyar Kar" und das Titellied: "Dil To Pagal Hai", vielleicht das Highlight des Scores, gedreht im Europapark Rust (Deutschland). "Kol Ladki Hai" ist okay, aber der Regentanz bekommt durch souverän tanzenden Kids Reiz. "Are Re Are", das Leitmotiv-Lied des Films, bildet den zweiten Höhepunkt. Eine schöne Melodie, reizvolle Inszenierung. Den Abschluss machen der passable "Dholna" und ein Medley. Die Musik als Ganzes ist nicht übel, doch abgesehen von "Dil To Pagal Hai" und "Are Re Are" vermisste ich richtige Ohrwürmer, wie es sie in anderen Chopra-Produktionen wie
Darr oder Dilwale Dulhania Le Jayenge gab.
Die Musik ist trotzdem zentral, denn Chopra inszenierte DTPH noch mehr als Tanz- und Gesangsfilm, als andere Bollywood-Regisseure es tun. Karishma und Madhuri bekommen etliche Gelegenheiten, ihr Tanztalent zu beweisen, ob solo oder mit Partner - und einmal sogar in einem spektakulären Tanz-Duell. Madhuri schlägt sich dabei wie zu erwarten formidabel. Ihr Gespür für Rhythmus ist eindrücklich, ihre Bewegungen elegant. Karishma bietet hier einige der besseren Tänze ihrer Karriere und macht eine sprichwörtlich gute Figur. Doch ihr Part ist letztendlich undankbar. Rahul erklärt es einmal so: Gott habe es so gedreht, dass
A immer B liebt, B liebt C, C liebt D. Das ist eine Formel für 50% aller Hindi-Filme und in diesem Geflecht ist Karishma "A". Immer die ungünstigste Position.
C und D müssten hier aber vertauscht sein, denn D liebt C. D ist Akshay Kumar. Ebenfalls eine undankbare Rolle für ihn, aber der vorwiegend als Actionheld bekannte Kumar macht einen sympathischen Eindruck und harmoniert bestens mit Madhuri. Doch der Star ist zweifellos Shahrukh. In gewohnt liebenswerter SRK-Manier umschwärmt er zwei Schönheiten auf einmal und die Zuschauer gleich noch dazu. Er spielte die archetypische Rahul-Rolle schon besser als hier, doch selbst wenn Shahrukh nicht ganz auf der Höhe ist, mag er mehr zu überzeugen, als die Mehrheit aller Hindi-Stars.
"Dil To Pagal Hai" bekommt letztendlich nicht zuletzt dank Shahrukh 3½ Sterne. Aber eben nur knapp. Chopra drehte zum Beispiel zu viele Szenen im langweiligen Tanzstudio, er verliert Zeit mit ein paar unnötigen Szenen und im Mittelteil hats ein paar klare Durchhänger. Madhuris unbezahlbares Lachen und Shahrukhs Charme retten den Tag, ein paar hübsche Songs bleiben hängen, doch im Chopra-Kanon ist DTPH vielleicht einer der schwächeren Einträge. Es fehlt ihm etwas die Seele. Ein guter Gradmesser: Ich hatte nie feuchte Augen - ansonsten passiert mir das bei einem guten Bollywood-Heuler sehr schnell. Nicht bei DTPH. Aber er ist gut. Und er war ein Hit - der siebterfolgreichste Bollywood-Film der Neunziger. So mancher Zuschauer hätte wohl noch eine Träne mehr vergossen, wenn er gewusste hätte, dass Yash Chopra sich bis zu seinem nächsten Film (Veer-Zaara) sieben Jahre Zeit lassen würde!

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1.und Franz. 2.0. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen. Die alte DVD (weiss) ist nicht anamorph, die neue (blau) ist anamorph.
Alternativer Titel: Das Herz ist verrückt (Übersetzung); Mein Herz spielt verrückt
Regie: Yash Chopra

Liebeskomödie

Gefühl * * *

Humor * *

Trade Classification: Superhit

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D i l   V i l   P y a r   V y a r

Reviewed 2003

Indien 2002 Hrithik (Jimmy Shergill) stammt aus einer steinreichen Familie. Doch das Girl, in das er sich verliebt hat, die alles andere als reiche Jojo (Hrishitaa Bhatt), lehnt seinen Heiratsantrag ab. Er müsse erst einmal selbst Geld verdienen lernen. Einer von Hrithiks Angestellten hat ein anderes Problem: Der junge Witwer Dev (Sanjay Suri, PMKK) hat sich in seine Nachbarin Gauri (Sonali Kulkarni, Dil Chahta Hai) verliebt, doch die kann sich nicht mit ihm einlassen, da sie auf ihren behinderten, suizidgefährdeten Bruder Gaurav (Rakesh Bapat, Tum Bin) aufpassen muss. Dann sind da noch Raksha (Namrata Shirodkar) und Krish (R. Madhavan, Kannathil Muthamittal). Sie sind bereits verheiratet und träumen beide vom Erfolg als Sänger. Leider schafft nur Raksha den grossen Durchbruch. Da sich Krish nun nutzlos fühlt, kommt es zum Streit.
"Dil Vil Pyar Vyar" ist weniger ein Film, als eine Hommage an den grossen R. D. Burman. Seine Songs werden hier zu Handlungspfeilern, um die herum die drei Paare ihren Liebesreigen aufführen. Gezwungenermassen wirkt deshalb die Story arg konstruiert und es hat viel zu viele Songs. Ich will mich ja nicht in die Nesseln setzen - aber die Songs sind nicht einmal besonders gut. Sie untermauern die Durchschnittlichkeit und Langsamkeit der Handlung. Sorry R. D. Die Schauspieler sind vorwiegend junge Gesichter, die bekanntesten darunter wären Teen-Idol R. Madhavan und "Miss India 1993" Namrata Shirodkar. Sie haben alle ein paar gute Szenen, aber ebenso viele, in denen sie nicht viel zu tun haben. Die Story gibt ihnen schliesslich auch nicht gerade viel Raum zur Innovation. Anant Mahadevan, Schauspieler in Tumse Achcha Kaun Hai, gibt sein Regiedebüt - weshalb man seine 08/15-Inszenierung verzeihen mag. Symptomatisch für einen Film, der zwar gut gemeint ist, aber einfach nicht wirklich gut gemacht.
Offizielle Website: http://www.dilvilpyarvyar.com/
Auf DVD erhältlich - ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen UT gesehen.
Regie: Anant Mahadevan

Liebesmusical

Humor *

Spannung *

Trade Classification: Flop

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D i l w a l e   D u l h a n i a    L e   J a y e n g e

Reviewed 2002

Indien 1995 London: Simran (Kajol) wird mit einem Mann verlobt, den sie noch nie gesehen hat. Bevor sie sich binden will, überredet sie ihren Vater, den Tankstellenverkäufer Chaudhry (Amrish Puri), dass sie mit drei Freundinnen einen Europa-Trip machen darf. Im Zug nach Paris trifft sie auf Raj (Shahrukh Khan), den Sohn des steinreichen Mr. Malhotra (Anupam Kher). Raj beginnt sofort, mit Simi zu flirten. Sie blockt ab, doch in der Schweiz verfällt sie seinem Charme. Wieder zurück in London trennen sie sich als Freunde - aber beide wissen, dass sie sich verliebt haben. Als Chaudhry das erfährt, packt er Familie und Vermögen zusammen und reist in den Punjab: Simi soll so schnell wie möglich mit ihrem Versprochenen verheiratetet werden.
Das Drei-Stunden-Liebesepos "Dilwale Dulhania Le Jayenge" ist einer der grössten Kassenerfolge der Bollywoodgeschichte und lief nach seinem Start im Jahr 1995 über 700 Wochen lang ununterbrochen in einigen indischen Kinos (Stand: 2009). Zudem gehlrt es mit zehn Filmfare-Awards noch immer zu den Rekordhaltern in Sachen indischen Auszeichnungen. Es ist leicht zu sehen, warum: Der Film von Aditya Chopra (Mohabbatein) vereint all das, was das indische Publikum so mag: wahre Liebe, Heirat, Europa, Lokalpatriotismus, Anstand. Und natürlich Songs. Es fällt mir schwer, einen Favoriten auszumachen, weil alle so wunderbar sind, aber "Mehndi Laga Ke Rakhna", "Tujhe Dekha To" und "Ho Gaya Hai Tujhko" sind besonders gut.
Inszenatorisch ist das Werk nicht das innovativste, aber der Spannungsbogen wird gut aufgebaut. Ein besonderes Vergnügen für mich waren die Szenen in der Schweiz (gedreht wurde unter anderem, in Saanen). Da springen die Leute in London auf den Zug, sitzen in einem SBB-Gepäcksabteil und steigen in Paris wieder aus. Und die beiden Berner Polizisten, die bei Shahrukhs Auftritt verschmitzt lachen müssen, sind besonders herzig.
Apropos Shahrukh. Dies ist definitiv eine seiner besten Rollen. Es spielt den Typ Mann, den er immer wieder in seiner Karriere gibt (im Interview meint er, er spiele sich quasi selbst), doch hier spielt er "sich besonders gut". Wenn das so Sinn macht. Seine Partnerin Kajol war damals noch neu im Business - und dank ihrer Natürlichkeit bereits völlig überzeugend. Es war ihr dritter von bisher fünf Auftritten mit Shahrukh. Neben DDLJ avancierten später KKHH und KKKG zu den grössten Hits des Duos. Auch die Nebendarsteller überzeugen. Erwähnenswert sind Amrish Puri als Kajols Vater, Bend It Like Beckham-Papa Anupam Kher als Shahrukhs Dad und die bezaubernde Farida Jalal als Kajols Mutter. Alles in allem ein absolutes Muss für jeden Bollywood-Fan - schliesslich ist der Film ein Eckpfeiler der indischen Filmindustrie. Und erst noch sehr sehr unterhaltsam. Die drei Stunden lohnen sich trotz ein paar Problemchen in der zweiten Hälfte auf jeden Fall.
PS: Der Titel "Dilwale Dulhania Le Jayenge" stammt aus dem gleichnamigen
Kishore-Kumar-Song aus dem Klassiker "Chor Machaye Shor" (1974), wo Shashi Kapoor seiner Mumtaz "Le jayenge...dilwale dulhania le jayenge" vorsingt.
Hier auf DVD erhältlich (D)
Hier auf DVD erhältlich (GB)
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: DDLJ;
Dilwale Dulhania Le Jayenge - Wer zuerst kommt, kriegt die Braut; Das mutige Herz wird die Braut bekommen (Übersetzung)
Regie: Aditya Chopra

Liebesfilm

Humor * *

Gefühl * * *

Trade Classification: Blockbuster

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D i s c o   D a n c e r

Reviewed 13.7.03

Indien 1982 Als Kind macht sich der Strassenmusiker Anil einen mächtigen Feind: Den reichen Mr. Oberoi. Der brachte seine Mutter als Diebin in den Knast, obwohl sie und Anil nichts verbrochen hatten. Seither arbeitet Anil daran, ein Star zu werden, um es allen heimzuzahlen. Viele Jahre später ist Oberois Sohn Sam der Star am Disco-Himmel. Aus Arroganz entlässt er seinen Manager David Brown (Om Puri). Der Gefeuerte sucht einen neuen Star - und entdeckt Anil (Mithun Chabraborty). Als Jimmy Disco Dancer gibt er ihm eine Chance und macht ihn tatsächlich berühmt. Und steinreich. Sam ist Schnee von gestern und verfällt Alkohol und Heroin. Als Jimmy auch noch Oberois Tochter Rita heiraten will, erklärt der gedemütigte Reiche dem Emporkömmling den Krieg. Dieser endet für mehrere Beteiligte tödlich.   
1982 war diese Desi-Version von John Travoltas "Saturday Night Fever" eine Sensation und Hauptdarsteller Mithun Chakraborty wurde auf einen Schlag zum Star. Der Schauspieler war in den 80ern darauf eine Sensation, mittlerweile wurde es stiller um ihn. "Disco Dancer" blieb seine berühmteste Rolle, der Film soll in Afrika sogar noch in Kinos laufen.
Qualitativ liegt er irgendwo zwischen Kult und Trash. Einigkeit besteht unter Fans, dass der Film einfach wunderbar unterhält. Chakraborty macht als Amitabh-light eine gute Figur, die Songs sind nett, die Tänze gut und die Handlung einigermassen brauchbar. Mittlerweile gibt es etliche Filme, die das "armer Junge will Star werden"-Motto recycelt haben (u.a. der öde Tumse Achcha Kaun Hai), doch keiner erreicht die Qualität von "Disco Dancer". Unter den tausenden von Filmen, die alle Jahre in Bollywood gedreht werden, bleibt dieser in Erinnerung. Und das zeichnet doch einen Klassiker aus ...

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US von BEI): Code 0 NTSC. Hindi 2.0. mit englischen UT. Vollbild.
Regie: Babbar Subhash

Tanzdrama

Spannung * *

Humor *

Trade Classification: Hit

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D o b a r a

Reviewed 6.11.04

Indien 2004 Der Schriftsteller und Drehbuchautor Ranvir Sehgal (Jackie Shroff) ist mit der schönen Anjali (Mahima Chaudhary) verheiratet. Die eheliche Idylle wird eines Tages torpediert, als Ria Deshmukh (Raveena Tandon) aus der Irrenanstalt entlassen wird. Ria ist die Ex-Geliebte von Ranvir, die er vor 14 Jahren nach Suizidversuchen in die Anstalt brachte und bald darauf verliess. Ria sucht Ranvir auf und erklärt ihm, er habe einen Sohn namens Varun (Hitesh Kriplani), der nun 13 Jahre alt sei und in Goa lebe. Sie überredet Ranvir, nach Goa zu fahren. Unterwegs verführt sie ihn nach Strich und Faden und hat immer wieder psychopathische Ausbrüche. Daheim wird Anjali derweil besorgter. Sie sieht ihre Ehe in Gefahr und fliegt nach Goa. Im Flugzeug trifft sie auf Rana (Pakistani-Star Moammar Rana), von dem sie sich umgarnen lässt.
Mit seinem Regiedebüt "Dobara" wollte Schauspieler und Produzent Shashi Ranjan einen erwachsenen Liebesthriller drehen. Sein Ziel hat er höchstens zur Hälfte erreicht. Am enttäuschendsten ist der komplette Mangel an Spannung. Von Thriller keine Spur. Raveena fuchtelt am Anfang zwar mit einer Waffe rum und es wird ein Killer-Nebenhandlung suggeriert, doch die löst sich bald in heisse Luft auf. Das einzige, was der Film wirklich ausarbeitet, ist eine "erwachsene" Dreiecksbeziehung.
In dieser steckt viel Potenzial. Werte wie Ehe, Familie und Liebe kommen zum Zug und die Auflösung ist ziemlich gelungen. Auch die Akteure tun ihr Bestes: Mahima hat die Sympathien auf ihrer Seite, Jackie spielt unterkühlt wie immer, aber vermag den Konflikt seines Charakters einigermassen überzeugend rüberzubringen. Und Raveena Tandon, die vielleicht durch ihre Schwangerschaft bald aus der Filmindustrie verschwindet, wechselt spielend von irr zu verletzt und verliebt. Doch ihre Figur ist die problematischste. Ihre Stimmungsschwankungen sind zwar gut gesielt, aber unglaubwürdig. Auch ihre hysterischen Ausbrüche sind gesucht und der oben erwähnte Thriller-Plot, der ihr zugeschrieben wird, absolut sinnlos. Ria provoziert einfach die falschen Reaktionen: Anstatt Mitleid zu haben, lacht man sie eher aus. Damit ist die Dramatik des ganzen Films sabotiert.
Shashi Ranjans Dramaturgie lässt ebenso zu wünschen übrig. Es fehlt an Tempo und der Mittelteil kommt im Schneckentempo voran. Ein halbes Dutzend mässiger Songs von Anu Malik sowie ein unnötiger Kurzauftritt von Gulshan Grover verlangsamen die Handlung massiv und wirken deplaziert. Sehenswert ist höchstens "
Humnasheen", weil Moammar Rana mit Mahima klasse tanzt und die Sängerin des Stücks, Alisha Chinoy, gleich noch als Item Girl figuriert. Erst das Finale bringt nach etlichen Wendungen und Änderungen in der Charakterisierung der Figuren endlich  ein bisschen Gefühl auf. Ranjans Grund-Konstruktion ist nämlich reif und bewegend - aber eben nicht komplett ausgereift und viel zu schwach umgesetzt. Trotz Ambitionen letztendlich eine ziemliche Enttäuschung.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Noch einmal (Übersetzung)
Regie: Shashi Ranjan

Drama

Spannung *

Humor *

Trade Classification: Flop

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D o   B i g h a   Z a m i n

Reviewed 8.10.05

Indien 1953 In einem westbengalischen Dorf hat es seit zwei Jahren nicht geregnet. Als der Regen die Felder endlich mit Wasser segnet, hofft auch der Farmer Shambu Maheto (Balraj Sahni) auf Besserung. Doch da erfährt er, dass der Landbesitzer Thakur Harnam Singh auf Shambus Stück Land eine Fabrik bauen will. Shambu weigert sich, das Feld zu verkaufen, worauf der Thakur ihn zwingt, die 235 Rupien Schulden zurück zu zahlen. Das Gericht gibt ihm dazu drei Monate Zeit. Shambu verlässt seinen kranken Grossvater (Murad) und seine geliebte Frau Paro (Nirupa Roy), um in Calcutta Geld zu verdienen. Sein Sohn Kanhaiya (Ratan Kumar) begleitet ihn, obwohl ihm der Vater die Mitreise verboten hat. In der Stadt wird Vater und Sohn das Geld geklaut und Kanhaiya bekommt Fieber. Sie finden Unterschlupf in einer einfachen Wohnsiedlung, wo Shambu die Arbeit eines Rickshaw erlernt und so langsam zu Geld kommt. Kanhaiya unterstützt die Bemühungen, indem er als Schuhputzer arbeitet. Doch die Stadt hat noch manchen Schicksalsschlag für das Duo parat.
Bimal Roy war seit Beginn seiner Karriere an gesellschaftlich relevanten Themen interessiert. Ein Dokfilm aus dem Jahre 1943 handelt zum Beispiel von einer Hungersnot in Bengalen. Als Roy Vittorio De Sicas "Ladri di biciclette" ("Fahrraddiebe") am Festival in Bombay gesehen hat, reifte die Idee, Indiens Antwort auf diesen neorealistischen Klassiker zu drehen: "Do Bigha Zamin". Die Einflüsse der italienischen Vorbilder sind unverkennbar, aber auch jene des russischen Kinos. Der Film fügt sich somit ins sozialistische Weltkino der 50er ein, welches zwar von Land zu Land etwas anders interpretiert wurde, aber stilistisch wie inhaltlich viele Parallelen aufwies.
"Do Bigha Zamin" zeigt auf bewegende Weise, wie die Armen Indiens mit ihrem Schicksal zurecht kommen müssen und dabei trotzdem moralische Integrität bewahren wollen. Die Hochachtung vor den einfachen Leuten ist Roy dabei wichtiger als der Hass gegen die Reichen. Der Thakur führt sich zwar schlecht auf, doch er kommt nur kurz vor. Die Szene, die am deutlichsten das Gefälle illustriert, ist das legendäre Rickshaw-Rennen, bei dem ein reicher Passagier Shambu immer mehr Geld bietet, um ihn anzutreiben. Nebenher rennt ein Pferd, das mit Shambu auf gleicher Ebene steht. Manchmal scheint es sogar, der Passagier peitsche Shambu an.
Lob für diese Sequenz gebührt auch Roys Cutter Hrishikesh Mukherjee - der spätere Top-Regisseur waltete in "Do Bigha Zamin" als Editor, Co-Autor und Regieassistent des ehemaligen Kameramanns Roy. Dieses Duo garantiert eine packende Umsetzung, was sich in der vergleichsweise geringen Lauflänge von 125 Minuten widerspiegelt. Selbst die wunderbaren Songs sind Teil der Handlung und perfekt platziert. Der einzige Mangel, den ich im technischen Bereich habe, ist das Skript. Die Dramaturgie ist einfach nicht sonderlich ausgefeilt. Sie besteht aus einem Wechselbad zwischen Hoffnung und Verzweiflung, welches immer wieder neu angeheizt wird durch eine bald nicht mehr glaubhafte Serie von Unglücken, die über die einfachen Helden hereinprasseln. Dass dies sentimental aufgezogen ist, wäre mir noch egal, aber es ist keine besonders ausgeklügelte Erzählweise.
Noch bedauerlicher ist dabei, dass dies alles in einen schwachen Schluss mündet. Ich mag die Symbolik des Endes, ich mag seine einfache, unaufdringliche Art - doch es ist zum einen jener Schluss, der von Anfang an klar ist und andererseits einer, das keinen richtigen Abschluss bildet - weder in Not noch in Freude. Kann sein, dass Bimal Roy genau das vorschwebte: Zu zeigen, dass der tägliche Überlebenskampf für die Familie weite
rgeht und dass sie es geschafft hat, trotz aller Widrigkeiten ihre Bande und ihre Moral aufrecht zu erhalten. Doch mit solch fatalistischer Ironie erreicht der Film in meinen Augen einfach etwas zu wenig. Das Ende ist weder richtig offen noch richtig abgeschlossen. Man wird beinahe in einem schwebenden Zustand entlassen. Unklar bleibt zum Beispiel, ob es der Familie nun besser oder schlechter gehen wird - immerhin hat sie in der Stadt gelernt, Geld zu verdienen. Mehr als zuvor auf dem Land. Das wird zwar philosophisch bereits zu Filmbeginn als etwas Schlechtes hingestellt (die Option, in der Fabrik zu arbeiten, gibt es für den bodenständigen Shambu gar nicht erst), doch am Ende stellt sich diese Frage noch einmal - und bleibt ungelöst.
"Do Bigha Zamin" ist dennoch ein meisterhafter Film. Nicht nur wegen seiner Inszenierung und seiner neorealistischen, bewegenden Machart, sondern auch wegen den Akteuren. Balraj Sahni (1913-1973) und Nirupa Roy (1931-2004) sind fantastisch und werden unterstützt von einer Serie von Laiendarstellern sowie
Meena Kumari in einem Gastauftritt. Nicht minder gelungen ist die Musik, angefangen bei einem Regenlied, nicht unähnlich dem Auftakt von Lagaan. Doch vielleicht am meisten angetan war ich von den kleinen Szenen, nicht dem grösseren Kontext, der ja genau genommen nicht den Gipfel der Innovation markiert. Kleine Momente, wie jener, in dem die Schuhputz-Boys Awaara anstimmen, oder die Vermieterin trotz böser Worte Vater und Sohn im Haus aufnimmt. Es gibt am laufenden Band Stellen voller Herz, voller Ausdruckskraft, voller Poesie.
Deshalb gefiel mir, obwohl ich dem Neorealismus nicht immer besonders zugetan bin, der Film ausgesprochen gut. Seine unprätentiöse Art, sein nie kaschierter Hang zur Sentimentalität, seine fantastischen Schauspieler und Lieder - all das entzückt. Das Publikum liess sich anstecken und machte "Do Bigha Zamin" trotz Fehlen von grossen Stars zum erfolgreichsten Film 1953 und einem der lukrativsten Werke der 50er-Jahre. Für Bimal Roy läutete der Film ein kreatives Hoch ein, das zehn Jahre andauerte und mit dem noch besseren Bandini einen gloriosen Abschluss fand.
PS: Bigha ist übrigens ein indisches Flächenmass, das von der Grösse her zwischen einem Drittel einer Hektare und einem Hektar variiert. Der Titel bezieht sich also auf Shambus Stück Land.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1 mit englischen Untertiteln. Vollbild
Alternative Titel:
Do Bigha Zameen; Zwei Bighas Land
Regie: Bimal Roy

Drama

Anspruch * *

Gefühl * *

Trade Classification: Blockbuster

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D o l i   S a j a   K e   R a k h n a

Reviewed 12.2.05

Indien 1998 Inder Kumar (Akshaye Khanna) hat sein College in Bangalore abgeschlossen und will nun seinen MBA-Abschluss machen. Mama Chandrika (Moushumi Chatterjee) ist betrübt, denn sie wollte den Sohnemann endlich verheiraten. Mit Hilfe seines Dads Satish (Anupam Kher) bekommt Inder trotzdem sein Studium. So ziehen er und seine Freunde Pinto, Lallan und Jimmy los. Sie kommen im Haus von Lallans Onkel, dem pensionierten Armee-Oberst Nair, unter. Dann eines Tages erblickt Inder die hübsche Pallavi Singh (Jyothika Sadhana) und ist umgehend verliebt. Das ruft den Zorn ihrer drei älteren Brüder hervor. Nacheinander verprügeln Inspektor Prithvi Sing (Tej Sapru), Dr. Surak Singh (Paresh Rawal) und Vicky Singh (Mohish Behl) den armen Inder. Pallavi will, um seine Gesundheit zu schonen, nichts mehr mit ihm zu tun haben. Doch die Liebe ist stärker und so brennen die beiden durch und kommen beim Fischer Jojo (Amrish Puri) unter.
"Doli Saja Ke Rakhna" ist ein ziemlich konservativer Liebesfilm, der deshalb auf den ersten Blick nicht sehr attraktiv wirkt. Doch Regisseur Priyadarshan, der im neuen Jahrtausend vor allem durch die "H-Komödien" Hera Pheri, Hungama und Hulchul zu neuem Ruhm kam, erzählt den Plot angenehm und bringt auch so manche Emotion aus dem Stück heraus. Vor allem das Finale, das beinahe noch etwas länger hätte sein können, geht ans Herz. Der Rest des Films ist indes etwas grosszügig bemessen. 173 Minuten für einen doch eher dünnen Film, ist masslos zuviel.
Darstellerisch glänzt Hauptdarsteller Akshaye Khanna mit nobler und zurückhaltender Männlichkeit. Co-Star Jyothika (12B) gibt ihr Debüt und ist ganz solide. Nach diesem Film zog sie sich ins Tamil-Kino zurück. Verfeinert wird DSKR aber vor allem durch die Co-Stars, von denen Amrish Puri vielleicht den seltsamsten Auftritt hat. Als Seemann-Verschnitt tritt er erst in der zweiten Hälfte in Aktion und beweist mal wieder sein Verwandlungstalent.
Die Geschichte ist, wie oben erwähnt, reichlich dünn und konservativ. Sie hat gegen Ende ein paar Überraschungen, doch es sind wenige. Auch die Musik gehört nicht zum Besten und dies, obwohl A.R. Rahman sie komponiert hat. Heraus stechen der Fun-Song "Taram Pum", "Kissa Hum Likhenge" mit seiner Mittelmeer-Ästhetik und der hübsche "Kheva Re", der Amrishs Auftritt einläutet und der schönen Mink einen Gastauftritt gewährt.
Viel zu sagen gibt es zu dem Film ansonsten eigentlich nicht. Er wird präsentiert von Rajkumar Santoshi und markiert die erste fruchtbare Zusammenarbeit von Regisseur Priyadarshan mit Akshaye Khanna. Wer auf gemütliches Familienkino mit etwas Humor und Dramatik steht, ist hier jedenfalls gut aufgehoben. Er ist zu lang und zu wenig einfallsreich, aber für Entertainment ist zweifellos gesorgt.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Priyadarshan

Liebesfilm

Humor * *

Spannung * *

Trade Classification: Average

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D o n

Indien 1978 Erste Kritik von 2003 überarbeitet. Neue ausführliche Kritik: hier.

 

D r e a m s

Reviewed 26.3.05

Indien 2004 Sakhti (Dhanush) ist der Sohn eines Millionärs (Pyramid Natarajan), der dem jungen Mann seinen exzessiven Lebensstil finanziert: Am College ist für Sakhti nicht Lernen angesagt, sondern Rauchen, Saufen und Girls anmachen. Nun hat er es auf seine Nachbarin Preethi abgesehen, aber auch auf die verführerische Sruthi (Diya). Doch sein Leben macht eine Kurve, als er die Brahmanin Charu Iyer (Parul Yadav) erblickt. Er verliebt sich in das brave Mädel und will sich bessern.
Dieser orientierungslose Teenie-Schmuddelstreifen ist Dhanushs bisher grösster Reinfall - sowohl finanziell wie künstlerisch. Der Jungstar sorgte zuvor mit Filmen wie Kadhal Kondain, Purhu Kotaiyilirinthu Saravanan oder Thiruda Thirudi für Aufsehen, doch "Dreams" produzierte bereits vor seinem Start nur Trubel: Der Release wurde verschoben, die Produzenten machten Zoff. Nach schwacher Werbung floppte der Streifen denn auch gnadenlos. Und dies vollkommen verdient. Was Dhanush und sein Vater, Regisseur Kasthoori Raja, hier auftischen, ist Quatsch.
Primär wegen der Story. Als Zuschauer weiss man kaum, wohin der Film will. Ob er ein Thriller werden möchte, eine College-Komödie, ein Jugenddrama. Und anders als ein guter Masala-Filmer schafft Raja es nie, diese verschiedenen Genres unter einen Hut zu bringen. Die Schauspieler leiden sichtlich unter diesem Mangel an Fokus. Dhanush, sonst ein talentierter junger Mann, spuckt die Dialoge seines Vaters ohne Vitalität aus. Zumeist handelt es sich zudem um Vulgäritäten, die in meinen Untertiteln zensiert wurden. Der ganze Film hat die Aura eines schmierigen Billigfilms.
Damit meine ich nicht nur die Dialoge. Auch die Aktionen der Jungs sind fragwürdig. Die Mädchen werden wie Ware behandelt, man bricht einfach so in ihre Schlafzimmer ein und fühlt sich cool dabei. Das Bild, das der Film zeichnet, ist extrem ungemütlich. Dies scheint auch Raja einmal einzufallen und er stellt das College als Ort allen Übels da. Da beginnen die Kids zu rauchen, Pornos zu schauen und zu saufen. "Dreams" verwandelt sich in ein Moralstück, das erklärt, wie kaputt die heutige Jugend sei, dass ihre Werte verloren gingen. Doch ein Film, der sich nicht zwischen Zeigefinger und Skin-Flick entscheiden kann, ist verdammt dazu, zu scheitern, weil er niemanden anspricht.
Die weiblichen Darsteller, allesamt irgendwie nicht so hübsch, wie sie sein sollten, zeigen ein paar Mal viel Haut - worauf ihnen irgend etwas Böses passieren darf. In einer Szene rechtfertigt Dhanush sogar eine Attacke seines Freundes mit der Idee, eine Frau müsse halt damit rechnen betatscht zu werden, wenn sie sich bauchfrei zeige. Dass sich Leute heute noch solchen Müll ausdenken, stimmt nachdenklich. Vor allem, weil sich der Film ansonsten so hip darin fühlt, zügellos zu sein. Die Songs sind eine Ansammlung von doppeldeutigen Dialogen und lasziven Tänzen. Alles andere als schön gesungen, sondern nur dazu dienlich, aufzuheizen - und in der nächsten Szene kriegt man als Zuschauer eingetrichtert, wie sündhaft die Jugend und die heutige Zeit sei.
Dieses verlogene Wechselbad aus verruchter Verführung und schulmeisterlicher Massregelung ist kaum auszuhalten. Und dies erst noch über satte 149 Minuten. Zum Schluss steht prophetisch "dreamt by Kasthoori Raja" - doch diesen Albtraum hätte er tatsächlich nie auf Zelludloid bannen sollen. Uns zuliebe nicht und auch nicht seinem Sohn zuliebe, dem dieser Film die Karriere vermiesen kann. Alle Hoffnungen ruhen auf seinem nächsten Film, doch von seinem Dad sollte sich der mittlerweile verheiratete Dhanush filmisch lieber fernhalten.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Tamil 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Kasthoori Raja

Drama

Humor *

Erotik *

Trade Classification: Flop

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D u l h a n   H u m   L e   J a y e n g e

Reviewed 19.8.03

Indien 2000 Sapna (Karishma Kapoor) ist Waise und ist bei ihren drei exzentrischen Onkels aufgewachsen: Dem Dandy Vicky (Anupam Kher), dem Wrestler Bhola (Om Puri) und dem Guru Prabhu (Paresh Rawal). Ihr Kindermädchen bietet eines Tages dem reichen Seth Oberoi (Kader Khan) an, dessen Sohn Raja (Salman Khan) mit Sapna zu verheiraten. Doch die Onkels lehnen ab, bevor sie Junior Oberoi überhaupt gesehen haben. Sapna hat genug von dieser Farce und verreist in die Schweiz. Raja folgt ihr unerkannt und knüpft Kontakt mit ihr. Schon bald verlieben sich die beiden ...   
Vom Titel her will diese David-Dhawan-Komödie klar an den Überflieger DDLJ anknüpfen - und auch inhaltlich sind etliche Parallelen auszumachen. Doch während DDLJ mit seiner herzerwärmenden Formel im Genre eine Ikone wurde, reicht es für DHLJ gerade mal für einen Platz unter den akzeptablen Klonen: Der Film ist nicht schlecht, unterhält in den ersten 90 Minuten sogar sehr gut - doch ihm fehlt die Originalität und Spontanität des Vorgängers.
Das ist nicht die Schuld der Darsteller. Salman Khan wird zwar oft als steif verschrien, doch solche Rollen wie die in DHLJ liegen ihm ganz gut. Nach 43 Minuten darf er endlich völlig grundlos zum ersten Mal sein Shirt ausziehen - es bleibt nicht das letzte Mal. Partnerin Karishma Kapoor, die zum achten Mal mit Salman vor der Kamera steht und zuvor mit ihm in Biwi No. 1 (auch von Dhawan) und Hum Saath-Saath Hain Erfolge feiern konnte, ist niedlich und lässt so manchen Berner seine Augen verdrehen, wenn sie knapp bekleidet durch die Schweizer Hauptstadt tollt. Johnny Lever als Tourleiter ist ganz okay und das Onkel-Trio (Om Puri, Anupam Kher, Paresh Rawal) ist eine Casting-technische Bestleistung - bloss leider ist Anupam in seiner tuntigen Rolle recht schwach und Om Puri unterfordert. Der Rest der Akteure bleibt fad.
Zur Handlung ... die ist wie angetönt nicht sonderlich einfallsreich und endet eigentlich nach 90 Minuten. Danach gibts viel zu viele Songs und noch ein paar Ränkelspiele. Nach nur 140 Minuten ist der Film vorbei. Die Songs sind aber keineswegs schlecht, sondern wie von einem Dhawan-Film gewohnt sehr lüpfig. Song zwei, "Dere Dere Chalna" ist cool, Song drei, "Oh Mr. Raja" ausgelassen und Song fünf "Le Gayee Le Gayee" ausgesprochen groovy. Sehr gefälliger Soundtrack. Dazu noch viel Schleichwerbung (McDonald's, Shell) und lockere Akteure - fertig ist ein Hit aus der Konserve.
Was Schweizer Zuschauer besonders interessieren dürfte, ist die queere Geografie: Die Inder verlassen den Flughafen Kloten und sehen den Bus davon fahren. Schnitt. Sie rennen ihm nach - in ein Bergdorf! Danach folgen ein paar Songs in Bern und im Oberland, bevor die Reisegruppe nach Österreich weiterreist. Auf dem Weg dahin, landen sie jedoch im Welschland (sind sie in die falsche Richtung gefahren?) und warten in Saanen (vergleiche DDLJ ...) auf den Direktzug nach Österreich. So schön. 

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Widescreen (nicht anamorph)
Alternative Titel: DHLJ; Die Braut gehört mir (Übersetzung)
Regie: David Dhawan

Liebeskomödie

Humor * * *

Spannung *

Trade Classification: Average

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D u m

Reviewed 2003

Indien 2003 Der couragierte Uday (Vivek Oberoi) und sein bester Freund Mohan (Sushant Singh) trainieren hart, um ins Polizeicorps aufgenommen zu werden. Weil der Offizier Raj Dutt Sharma (Mukesh Rishi) alle Bewerber, die eine Verbindung zu mächtigen Männern haben, ablehnt, werden sie als Kandidaten aufgestellt. Das Glück scheint für Uday komplett, als er sich auch noch in Kaveri (Dia Mirza), die schöne Schwester seines zukünftigen Schwagers verliebt. Bei einem nächtlichen Spaziergang geraten die beiden an einen betrunkenen Pöbler. Es kommt zum Streit, in dem Uday den Typen übel verprügelt. Er ahnt nicht, dass es sich bei dem Mann um den korrupten Inspektor Shankar (Atul Kulkarni) handelt. Der erklärt Uday den Krieg und lässt sich von nichts aufhalten.
Shooting-Star Vivek Oberoi zeigte sich Ende 2002 in Saathiya von der sanften Seite und nur ein paar Wochen später in "Dum" gleich von seiner ganz harten. Vivek überzeugt in beiden Rollen - und er ist vielleicht auch der wichtigste Grund, sich den Rachethriller "Dum" anzusehen. Sein Duell mit Atul Kulkami (Chandni Bar) ist intensiv und dank E. Nivas' zu Beginn pulsierender Regie fiebert man mit. Es gibt am Anfang nur zwei (hippe) Songs, danach konzentriert sich der Film voll auf die Story. "Dum" hatte alle Komponenten, zu einem soliden 3er-Film zu werden, wenn nicht sogar noch mehr. Doch nach der Hälfte der Laufzeit (165 Min.) ging es langsam bergab. Die Handlung kommt nicht mehr vom Fleck, es wird einfach nur noch "gegenseitig gerächt". Noch schlimmer: Nun platziert Nivas völlig uninspiriert drei Songs. Der letzte, eine ziemlich sexy Nummer, ist schlicht unverzeihbar. Alle Spannung schwindet. Doch es kommt noch viel schlimmer. Die letzte halbe Stunde ist entsetzlich dämlich. Die Handlung stottert, die Logik wird ausgesetzt und mündet in einen hirnverbrannten "wer mutig und rechtschaffend ist, gewinnt immer"-Schluss. Fragen, die aufkommen, sind etwa: Wer hat den doofen Plan ausgeheckt, Shankar zu überführen? Wieso bringt niemand Kaveri in Sicherheit? Wieso wird der brutale Killer Babu (Yashpal Sharma, Lagaan) plötzlich zum Helden? Wie kam Sharma frei? In diesen letzten Minuten verspielt Nivas alles Kapital. "Dum" rutscht zu einem Film ab, den ich irgwendwo zwischen 1½ und 2 bewerten würde. Wieso nicht geradlinig Udays Rache mit ein zwei Rückschlägen zu zeigen - anstatt den Spiess mindestens vier mal wieder umzudrehen? Das ist so ermüdend! Nur weil die erste Hälfte gut und die Akteure durchs Band solide sind, kriegt der Film seine 2½ Sterne. Eine Enttäuschung bleibt er dennoch. Obwohl "Dum" damit der erste Flop in Viveks noch junger Karriere ist, wird er ihn überleben, da seine Leistung ja zweifellos überzeugend ist.
Hier auf DVD erhältlich (D)
Hier auf DVD erhältlich (GB)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Dum: Blutige Rache; Mut (Übersetzung)
Regie: E. Nivas

Thriller

Spannung * *

Action * *

Trade Classification: Flop

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D u p l i c a t e

Reviewed 2002

Indien 1998 Der schüchterne Bablu (Shahrukh Khan) ist ein ziemlicher Versager, der sogar noch im Bett seiner Mutter (Farida Jalal) schläft. Nun scheint ihm das Glück jedoch hold, als er von der schönen Sonia Kapoor (Juhi Chawla) als Hotelkoch eingestellt wird. Gerade als sich die beiden auch privat näher kommen, wird Bablu verhaftet. Die Polizei hält ihn für Manu (Shahrukh Khan), einen gefährlichen Raubmörder, der aus dem Knast ausgebrochen ist. Die Verwechslung wird zwar aufgelöst, doch fortan schwebt Bablu in Lebensgefahr.
Für SRK-Fans ist "Duplicate" natürlich eine Offenbarung, immerhin darf der Superstar gleich in zwei Rollen auftreten. So sieht man King Khan als etwas idiotischen Komiker und als brutalen Killer. Beides in einem Film - das gibts nicht alle Tage. Die Co-Stars werden zu Nebendarstellern degradiert. Juhi Chawla kommt in ihrer sechsten Zusammenarbeit mit Khan noch am besten weg. Sonali Bendre darf als Manus Loverin vorwiegend ihre erotischen Reize zur Geltung bringen und Farida Jalal gibt mal wieder die typische Filmmutter (sie spielt auch in KKHH Shahrukhs Mutter). Kajol hat einen Kurzauftritt etwa zur Filmmitte am Bahnhof zur Musik von DDLJ.
Inszenatorisch liess sich Regisseur Mahesh Bhatt nicht besonders viel Spektakuläres einfallen. Die Szenen, in denen Shahrukh zweimal zu sehen ist, sind tricktechnisch gut gelungen, auch die Songs sind peppig inszeniert (und wurden zum Grossteil in der Schweiz gedreht) und die Action ist kompetent. Manchmal sogar richtig brutal und rasant - ein Beispiel: Der erste Barfight von Manu mit seinen Ex-Partnern. All diese Elemente sowie das vergnügliche, wenngleich auch hie und da etwas anstrengende, Spiel von Shahrukh Khan machen "Duplicate" zu einer gefälligen Verwechslungskomödie der Marke Bollywood. Grosses Kino? Sicher nicht ... aber nette Unterhaltung allemal.   

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0. mit englischen UT. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: Duplicate - Doppelgänger
Regie: Mahesh Bhatt

Actionkomödie

Humor * * *

Action * *

Trade Classification: Flop

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D u s h m a n

Reviewed 3.4.04

Indien 1998 Der Postbote Gokul Pandit (Ashutosh Rana) vergewaltigt und tötet ein 15-jähriges Mädchen. Er wird nicht geschnappt, weshalb er bald Lust auf eine neue Tat bekommt. Sein Opfer: die unlängst mit dem adretten Kabir (Jas Arora) verlobte Sonia Saigal (Kajol). Gokul vergewaltigt die 18-Jährige und tötet sie auf brutalste Weise. Mutter Sonia (Tanvi Azmi) steht unter Schock, doch am härtesten trifft der Schlag Sonias Zwillingsschwester Naina (Kajol). Sie schafft es, den Killer aufzuspüren und verhaften zu lassen. Doch da keine Beweise vorliegen, kommt Gokul frei und mordet weiter. Auch Naina steht auf seiner Abschussliste. Die verzweifelte Frau wendet sich an den Ex-Major Suraj Singh Rathod (Sanjay Dutt). Der ist zwar blind und depressiv, aber ein Top-Fighter. Er leitet Nainas Ausbildung zur Kampf-Amazone.
"Dushman" ist ein löblicher Film, weil er das in Bollywood beliebte Rache-Thema einmal auf eine Frau münzt. Eine Frau als harte Rächerin. Der Mann hilft ihr zwar, ist aber blind und seelisch verkrüppelt. Man merkt, dass hier drei Frauen das Sagen hatten: Pooja Bhatt (Produktion), Tanuja Chandra (Regisseurin, Sur) und Kajol in einer Doppelrolle. Insofern ist "Dushman" für die Emanzipation der Frau im indischen Actionkino ein Meilenstein. Viele Kritiker haben deshalb gelobt - etwas "Neues" ist in Bollywood schliesslich so selten, dass man fast automatisch für Aufsehen sorgt. Aber auch aus anderen Gründen kam er in weiten Teilen gut an. Bei mir nicht wirklich.
Er ist nicht übel, aber auch nichts Besonderes. Die Revenge-Story ist auch nicht viel besser als das unsägliche J.Lo-Vehikel Enough. Und etwa gleich reaktionär. Immerhin sind die Akteure toll. Kajol brilliert in einer Doppelrolle, bekam dafür eine "Screen Weekly"-Auszeichnung und eine "Filmfare"-Nomination. Sanjay Dutt hält sich angenehm im Hintergrund. Eine "dynamite role", wie die Credits ankündigen, ist es aber nicht. Grosse Überraschung ist Newcomer Ashutosh Rana, der sowohl von "Filmfare" als auch von "Screen Weekly" als bester Bösewicht ausgezeichnet wurde. Ständig schwitzend und diabolisch schauend macht er wirklich Angst. Zudem sind seine Taten (zu Filmbeginn mindestens) religiös motiviert, etwas, was im sonst gottesfürchtigen Bollywood kaum zu sehen ist. Vergewaltigen im Namen Gottes - das hätte Sprengkraft, wird aber bald einmal aufgegeben. Auch sonst ist das Drehbuch einer der Schwachpunkte. Grosse Sorgen machte mir das reaktionäre Gehabe. Der Indizienprozess, bei dem Gokul freikommt, ist eine Farce. Jeder normale Rechtsstaat müsste den Angeklagten freilassen, denn es waren keine Bewise vorhanden. Doch danach poltert Kajol gegen die Polizei und das Gesetz, das nichts unternimmt. Typisch selbstjustizlerisches Gewäsch. Es kommt noch alberner. Eine Frau von einer Menschenrechtsvereinigung stellt sich schützend vor Gokul und verlangt von der Polizei, ihn in Ruhe zu lassen. Natürlich hasst man diese verblendete Idiotin. Doch damit wird nur die seriöse Arbeit solcher sozialen Institutionen schlecht gemacht, die es ja anscheinend nur darauf abgesehen haben, Verbecher zu schützen und der Polizei das Leben schwer zu machen. Diese primitive Manipulation beraubt den Film mindestens eines halben Sterns. Nochmals fast einen halben muss ich wegen dem Ende abziehen. Sowas von plump. Nach dem deftigen Finale wäre ein Downbeat-Ende angesagt gewesen, das "I love you" ist eine Konzession ans Publikum, aber ein Verrat an den Charakteren. Dann ist "Dushman" leider auch ziemlich schlampig inszeniert. Die Songs, alles Balladen von mittelmässiger bis langweiliger Qualität, reissen auch nicht vom Hocker.
Der Film ist also gut gespielt und in gewissem Sinne revolutionär. Aber wirklich gut ist er eben leider nicht. Eher ein 08/15-Revenge-Teil mit forciertem Ablauf. Fast 3 Sterne - aber eben nur fast ...

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: Feind (Übersetzung)
Regie: Tanuja Chandra

Thriller

Gewalt * *

Action * *

Trade Classification: Average

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