> molodezhnaja Hauptseite
> asian movies
> bollywood

> A (Seite 1)
> A (Seite 2)

 

 

 

A a d m i

Indien 1968 Ausführliche Kritik: hier.

 

A a d m i   A u r   I n s a a n

Indien 1969 Ausführliche Kritik: hier.

 

A a   G a l e   L a g   J a a

Reviewed 5.2.06

Indien 1973 Der Rollschuh-Profi Prem (Shashi Kapoor) verliebt sich in die angehende Ärztin Preeti (Sharmila Tagore), die Tochter des Millionärs Seth Heerachand (Om Prakash). Der kann diese Beziehung nicht gut heissen und schmiedet eine Intrige, in dem er Briefe manipuliert. Das Paar trennt sich. Prem glaubt, Preeti wolle keinen armen Schlucker heiraten, Preeti glaubt, Prem sei nur hinter ihrem Geld her gewesen. Darum soll ihre Heirat mit dem Arzt Amar (Shatrughan Sinha) erfolgen, sobald er in ein paar Jahren zurück aus Deutschland ist. Doch kurz nach Amars Abflug wird bei Preeti eine Schwangerschaft festgestellt: Das Kind ist von Prem! Heerachand verfrachtet sie in ein Sanatorium in Khandala, wo zufällig auch Prems Mutter behandelt wird. Gleich nach der Geburt des Babys will Heerachand es in ein Waisenhaus geben und erzählt Preeti, sie habe eine Totgeburt hinter sich. Prem schafft es jedoch, das Kind an sich zu nehmen, gegen die Bedingung, Preeti niemals wieder zu sehen. Er zieht den kleinen Rahul (Master Tito) alleine gross und gibt ihm, obwohl der Bub wegen einer Kinderlähmung nicht richtig laufen kann, alle Liebe. Da findet sich sogar ein Arzt, der ihn behandeln will: Amar.
"Aa Gale Laag Jaa" beginnt wie ein Shammi Kapoor-Vehikel. Die Szene etwa, in der Prem Preetis Vater um die Hand seiner Tochter bittet, ist ganz nach Shammi-Art aufgezogen. Nur dass hier dessen Bruder die Arbeit macht: Shashi Kapoor. Der zwischen Kunst- und Kommerzkino wechselnde Shashi flirtet hier genüsslich in den Bergen von Shimla, skatet mit Sharmila und bekundet seine Liebe in wunderbaren Liedern von R.D. Burman. Fast so, wie es Shammi im vorigen Jahrzehnt so populär vorgeführt hat. Doch bald schon wechselt der Film den Ton.
Aus "Aa Gale Lag Jaa" wird ein Drama nach Lost-and-Found-Manier, also typisch für seinen Regisseur, Manmohan Desai. Der begann spätestens mit dem 1970er-Blockbuster Sachcha Jhuta den Wechsel zum König der Masala-Movies. "Aa Gale Lag Jaa" ist ein unterhaltsamer Zwitter: ein romantisch angehauchtes Drama mit kurzem Actionfinale. Da echte Fieslinge und deren gross angelegte Niederlage hier nicht zu finden sind, kann man von einem Feelgood-Lost-and-Found-Film reden. Ein erbaulicher und trotzdem dramatischer Publikumsliebling.
Dass Shashi darin glänzt, ist Ehrensache. Sei es um seine Liebe trauernd, schick die neusten Hemden vortragen (hier ein paar Bilder für die Damen von missionbas.de) oder als Vater des kleinen Rahul - Kapoor ist klasse. Selbst in einem Hut-Schal-Dingsbums sieht er gut aus. Sharmila Tagore, umwerfend wie eh und je, kann genau das selbe modische Teil tragen und ebenso gut darin aussehen. Doch der heimliche Star des Films ist Master Tito. Manmohan Desais Lieblings-Kinderstar, der später unter anderem in
Parvarish
und Amar Akbar Anthony zu sehen war, ist einfach herzallerliebst. Seine besten Szenen sind die, in denen er mit seinem Opa, den er zu diesem Zeitpunkt nur als grummligen "Onkel" kennt, Murmeln spielt. Vielleicht die entzückendste Szene im ganzen Film.
Desai beweist eh viel Herz und offeriert manche Szene, die immerhin feuchte Augen macht. Klar sind die Zufälle unglaubwürdig und die fatalistisch angehauchte Thematik dick aufgetragen - doch jeder, der sich mit dem 70er-Jahre-Kino Indiens beschäftigt, wird früher oder später damit konfrontiert. Das gehört zum Lost-and-Found-Kino wie Kurkurma ins Curry. Desai handhabt die Unglaubwürdigkeiten, darunter auch das Klischee von "einmal knuddeln und schon schwanger" aber bereits wie ein Profi und überspielt sie mit Dramatik und temporeicher Inszenierung. Gegen Schluss drosselt er das Erzähltempo etwas, doch langweilig wird der Film nie.
"Aa Gale Lag Jaa" ist nicht Desais bester Film und auch von einem Klassiker kann man kaum sprechen. Deshalb gibts 3½ Sterne nur ganz knapp. Doch der Feelgood-Lost-and-Found-Film sollte alle Fans von Shashi Kapoor erfreuen und auch alle anderen zweieinhalb Stunden lang bestens unterhalten. Vom Jö-Effekt von Titos Augen über die traurige "lass uns knuddeln"-Aura von Shashi bis hin zu Sharmilas sexy Outfit gibt es viel zu viel zu mögen, um sich mit weniger gelungenen Nebensächlichkeiten aufzuhalten
Trivia: In einer Szene nennt sich Shashi Majnu, obwohl er nicht die passenden Kleider trägt. Drei Jahre später spielte sein Neffe Rishi Kapoor den tragischen Helden in Laila Majnu. Und wer verkörperte den jungen Majnu? Master Tito natürlich.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Manmohan Desai

Liebesdrama

Humor * *

Spannung *

Trade Classification: Hit

Want to know more?

 

A a h

Reviewed 12.3.06

Indien 1953 Raj (Raj Kapoor) ist Sohn aus reichem Hause und arbeitet als Ingenieur. Dabei würde er lieber Poet sein. Sein Vater bittet ihn, den letzten Wunsch der verstorbenen Mutter zu erfüllen und Kontakt mit Chandra (Vijaylaxmi) aufzunehmen. Sie ist die lebensfrohe Tochter eines reichen Freunds des Vaters. Raj sagt zu und schreibt einen Brief voller Poesie. Chandra hat jedoch keine Lust, zu antworten, und bittet ihre Schwester Neelu (Nargis), den Job zu übernehmen. Die ist gerührt von Rajs Worten und baut mit ihm unter Chandras Namen eine Brieffreundschaft auf. Gleichzeitig beschliessen die zwei, sich zu besuchen und treffen sich auf halbem Weg. Nach einigen Missverständnissen klärt sich das Rätsel auf und sie verlieben sich. Doch mitten in diesem Glück erfährt Raj, dass er wie seine Mutter an Tuberkulose leidet! Sein Arzt und sein Freund Kailash (Pran) überbringen Raj die Diagnose: Er wird innerhalb der nächsten 2 Jahre sterben.
Als Raj Kapoor und Nargis "Aah" abdrehten, standen sie bereits ein gutes Dutzend mal gemeinsam vor der Kamera. Das sieht man: Die Chemie stimmt, die zwei harmonieren blendend - ob da nun privat ein
Techtelmechtel war oder nicht. Doch abgesehen von diesem Top-Duo hat das Regiedebüt von Raja Nawathe, heute am ehesten bekannt dank seinem in "Ghost World" zitierten Grusel-Trash Gumnaam, wenig zu bieten. Nawathe war Raj Kapoors Assistent bei dessen ersten drei Regiearbeiten Aag, Barsaat und Awaara - und es ist klar, dass er vorwiegend Wert darauf legte, seinen Mentor, der hier als Produzent waltete, ins beste Licht zu rücken. Das hat er geschafft.
Denn Kapoors Rolle ist eigentlich eine positive Umkehr der Devdas-Figur, die einem Schauspieler sehr gelegen kommt: Der sterbenskranke Held, der nicht zu seiner Heldin zurück will. Das mag nach wenigen Parallelen klingen, aber es gibt mehr. Ich möchte sie bloss nicht verraten. Insbesondere das Ende ist extrem ähnlich - lediglich mit anderem Ausgang: "Aah" endet aufstellender. Und keine Angst, das ist kein Spoiler, denn damit ist noch keinesfalls erklärt, ob jemand stirbt oder nicht. Das gehört zum Reiz von "Aah": Er ist zwar ziemlich voraussehbar, aber am Schluss lässt er sich alle Optionen offen. Als Zuschauer ist man daher doch überraschend berührt. Fast mehr als beim opernhaften Finale von Devdas, das in seinem Selbstmitleid suhlt und schematischer wirkt.
Eingangs habe ich erwähnt, "Aah" habe bis auf die Stars nicht viel zu bieten. Das ist etwas überspitzt. Die Story mag nicht die originellste sein, die Inszenierung nicht die Aufsehen erregendste - doch Kurzweil ist garantiert, nicht nur wegen der Chemie von Raj und Nargis, sondern auch wegen der frisch inszenierten ersten Filmhälfte - welche gleichermassen an "Cyrano de Bergerac" und den späteren Mujhse Dosti Karoge erinnert. Dieser Teil des Films ist flott gemacht und aufgepeppt mit schmissigen Songs. Erst später werden die Tracks von
Jaikishan-Shankar
melodramatischer, die Ereignisse forcierter. Nach der Intermission lähmt sich der Plot durch einige überrissene Entscheidungen der Figuren und es kann nicht schnell genug gehen, bis sich alles aufgelöst hat. Bis das soweit ist, hat "Aah" ganz gut unterhalten. Es ist nicht Raj und Nargis' grösste Arbeit, aber ein gefälliges Liebesdrama mit einigen witzigen und einigen rührenden Szenen.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Raja Nawathe

Liebesdrama

Humor * *

Gefühl * * *

Trade Classification: Superhit

Want to know more?

 

A a k h r i   A d a a l a t

Indien 1988 Ausführliche Kritik: hier.

 

A a m n e - S a a m n e

Indien 1967 Ausführliche Kritik: hier.

 

A a n

Reviewed 16.10.05

Indien 1952 Jai Tilak (Dilip Kumar) ist ein Farmer der nordindischen Rajput-Kaste. Er ist dem Maharaja (Murad) gegenüber loyal und ist deshalb dessen Geschwistern Prinz Shamsher Singh (Premnath) und Prinzessin Rajshree (Nadira) ein Dorn im Auge. Bei einem feierlichen Wettkampf legt sich Jai mit Shamsher an und weckt die Aufmerksamkeit der stolzen Rajshree. Als Shamsher seinen Bruder stürzt, beschliesst Jai, Rajshree zu "zämen" und ihr Herz zu erobern. Das wiederum passt der Farmerin Mangala (Nimmi) nicht, die schon lange ein Auge auf Jai geworfen hat.
Der 1907 im heutigen Gujarat geborene Mehboob Khan († 1964) war bereits in den 1930er- und 40er-Jahren ein fleissiger Regisseur - leider sind die über zwei Dutzend Filme heute schwer erhältlich oder gar verschollen. Die bekanntesten Werke drehte er jedoch im späteren Abschnitt seiner Karriere, angefangen 1949 mit dem Star-Drama Andaz und 1957 auf dem Höhepunkt angelangt mit Mother India. Zwei ganz unterschiedliche Filme liegen zwischen diesen beiden - das finanziell enttäuschende Drama Amar und das Spektakel "Aan". Letzterer ist Indiens erster Film in Technicolor und in Sachen epischer Präsentation dem deutlich bekannteren Mother India in nichts unterlegen.
"Aan" mischt, was nicht zusammen zu passen scheint: Ein eigentlich zeitgenössisches Setting mit historischer Kulisse, die stark nach Sandalenkino aussieht. Amerikanische Technicolor-Extravaganz, entliehen aus Filmen wie "Gone With the Wind" oder "The Thief of Baghdad" mit stalinistischer Ästhetik wie stolz schauende Menschen im Profil. Der Sozialist Khan vereint all dies zu einem fortschrittskritischen, basisdemokratischen Kinovergnügen für die Massen. Autos sind suspekt, der König hält das Wort des Volkes hoch und der Schurke ziert sich zum Schluss, damit wirklich nochmals ganz deutlich ist, was er vorhat, mit einer Nazi-Mütze.
Nichts ist verständlicherweise subtil an diesem Film. Aber warum auch. Vor allem die erste Hälfte reisst mit ihrer überschwänglichen Inszenierung mit. Manche Bildkomposition ist etwas statisch und Mehboobs Faszination für Sonnenuntergänge erreicht ein bedenkliches Niveau - doch Langeweile kommt inmitten von Intrigen, pompösen Akteuren und riesigen Sets nicht auf. Dilip Kumar agiert für jemanden mit dem Titel "King of Tragedy" erstaunlich locker und steht meist in "Peter Pan"-Pose im Bild. Die Debütantin Nadira reisst den Film hindurch die Augen derart auf, dass man Angst bekommt, sie fallen heraus, wenn man sie auf den Kopf tätschelt. Doch spätestens in der zweiten Filmhälfte blüht sie auf. Und wenn sie mit einer Riesenrose im Bad planscht, ist sowieso alles vergessen.
"Aan" hat etliche solcher bleibender Bilder. Sei es die süsse Nimmi, die ununterbrochen lachend durch den Film rennt, sei es der psychedelische Song kurz vor Schluss. Diese Dekadenz steht fast im Widerspruch zu den Bauern-ehrenden Worten im Vorspann zu Bildern, die Dilip beim Pflügen zeigen. "Aan" zelebriert das Spektakel, aber lobt das Einfache. Er ehrt die Keuschheit, lebt aber dennoch die Sexualität. Es ist ein beinahe schizophrenes Epos und deshalb nicht annähernd so konzentriert wie Mother India, doch genau dieses Ausufernde macht ihn so faszinierend. In gewisser Weise nimmt er etliche aus späteren Jahren bekannte Bilder vorweg. Das Masala-Kino mit seinen Genre-vereinenden Merkmalen hat hier Ursprünge und was wäre heute ein Film von Yash Chopra ohne seine Kolonnen von Frauen, die in gelben Feldern tanzen? Voilà - alles hier dabei. Inklusive einem Holi-Song, einem Verführungssong und vielem mehr, was als Blaupause fürs moderne Bollywood-Kino dienen könnte.
"Aan" ist kein cineastisch ausgeklügelter Film, keiner, der inhaltlich neue Wege geht - aber er erdrückt alle Kritik mit Pomp und ist derart ungezügelt darauf aus, die Leinwand zum Bersten zu bringen und zu unterhalten, dass er einfach fasziniert. Stars, Löwen, Drachenkopf-Türen! Man kann sich die marktschreierischen Taglines für diesen Film regelrecht vorstellen. Ja, er gefiel mir.
PS: 1952 kam unter dem Titel "Mangala: Indische Liebe und Leidenschaft" eine 82-minütige Fassung bis nach Deutschland. Auf DVD existiert sie bislang leider nicht. Die Eros-Disk hat eine Lauflänge von 162 Minuten. Die in Frankreich zusammen mit Andaz erschienene Doppel-DVD "Mangala, Fille des Indes" weist eine Lauflänge von 155 Minuten auf, soll aber die satteren Farben bieten. Wer französische Untertitel lesen kann, ist mit dieser Disk also gut bedient. Kaufen könnt ihr sie hier bei amazon.fr - eine sehr ausführliche Kritik, die zeigt, dass Bollywood auch in Frankreich gut Fuss gefasst hat, lest ihr hier.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternative Titel: Savage Princess; Mangala - Indische Liebe und Leidenschaft; Stolz
Regie: Mehboob Khan

Historienepos

Spannung * *

Action * *

Trade Classification: -

Want to know more?

 

A a n d h i

Indien 1975 Ausführliche Kritik: hier.

 

A a n d h i y a n

Indien 1952 Ausführliche Kritik: hier.

 

A a n   M i l o   S a j n a

Indien 1970 Ausführliche Kritik: hier.

 

A a s h i k   A a w a r a

Indien 1993 Ausführliche Kritik: hier.

 

A b d u l l a h

Indien 1980 Ausführliche Kritik: hier.

 

A b h i m a a n

Reviewed 21.8.05

Indien 1973 Subir Kumar (Amitabh Bachchan) ist einer der bekanntesten Sänger Indiens. Sein Assistent und Freund Chander Kripalani (Arsani) ist ununterbrochen damit beschäftigt, Termine zu koordinieren. Da bekommt er einen ganz speziellen Termin in die Hand, dem Subir sofort nachkommt: Seine Ziehmutter Durga Mausi (Durga Khote) bittet ihn zu sich. Nach vielen Jahren kehrt er deshalb zu ihr nach Südindien zurück. Während seines Aufenthalts hört er die hübsche Uma (Jaya Bachchan-Bhaduri) singen. Er ist betört und heiratet die Tochter des Lehrers Sadanand (A. K. Hangal) umgehend. Bei ihrer nachträglichen grossen Feier in Bombay taucht auch der Musikmäzen Brajeshwar Rai (David) auf und ihm zu Ehren singen die frisch Verheirateten gemeinsam. Rai merkt sofort, dass Uma die bessere Sängerin ist und befürchtet das Schlimmste. Schon bald nehmen die zwei gemeinsam Platten auf. Als ein Filmproduzent Uma solo anheuert, drängt Subir noch, den Job anzunehmen. Doch als sie tatsächlich berühmter wird als er, leidet die Beziehung.
"Abhimaan" kam knapp zwei Monate nach der Hochzeit von Jaya Bhaduri und Amitabh Bachchan in die Kinos und markiert die wohl beste schauspielerische Zusammenarbeit des Paares. Unter der Regie von Hrishikesh Mukherjee, der sie mit Guddi zum ersten Mal zusammenbrachte, durchspielen die zwei die ganze Palette der Emotionen in einer Liebesbeziehung. Die facettenreiche Darbietung brachte Jaya einen Filmfare-Award ein, den sie mit Dimple Kapadia für Bobby teilen musste. Ebenfalls gewonnen hat S. D. Burman für seine bezaubernde Musik. Aber auch die restlichen Beteiligten, insbesondere Amitabh und Hrishikesh verdienen Applaus.
Nicht dass "Abhimaan" keine Probleme hätte. Er kam mir für einen 122-Minuten-Film zum Beispiel überaus lang vor und die zweite Hälfte hat ihre Durchhänger. Insbesondere gegen Schluss nutzt Mukherjee denn auch einige melodramatische Tricks, die etwas gesucht wirken. Aber das zentrale Thema von der Dynamik innerhalb einer Ehe ist fantastisch umgesetzt. Amitabhs Charakter wird als ein selbstbewusster Sänger eingeführt, der v.a. die Damen gerne um sich schart. Darunter auch Bindu, die als Vamp bekannt wurde und Hrishikesh um einen Imagewechsel bat, den er ihr mit dieser Rolle prompt gewährte. Als Amitabh die zierliche Jaya entdeckt, sind die Machtverhältnisse klar. Er, der grosse, berühmte Star, sie die kleine, unscheinbare und schüchterne Ehefrau an seiner Seite. Als sie bei der Hochzeit zusammen singen, meint David "das gibt Probleme". Wie wahr.
Denn das Ego von Subir, stellvertretend für das vieler Männer, lässt es nicht zu, dass die Frau berühmter wird als er. Fans rennen zuerst zu Uma, Fotografen bitten ihn, aus dem Bild zu treten. Die Wunden für Subirs einst so grosses Selbstbewusstsein sind katastrophal. Mukherjee inszeniert all dies zwar deutlich, aber dennoch nicht aufdringlich. So sind auch Bachchans Gesten gegenüber seiner Frau erst liebevoll verspielt und später unterkühlt. Wie gesagt: Alle Facetten werden abgedeckt und die zwei Bachchans meistern sie famos.
"Abhimaan" ist beeindruckendes Kino in typischer Mukherjee-Art. Nicht unnötig lang, nicht zu aufdringlich, famos besetzt sowie versetzt mit wunderbarer Musik und leisem Humor. In den 70er-Jahren gab es zweifellos bessere Filme und auch viele erfolgreichere Filme - aber nur wenige, die mit Mainstream-Anspruch eine Ehe derart ausgiebig analysierten. Ingmar-Bergman-Masala, sozusagen. Insbesondere für Fans der Bachchans ist "Abhimaan" deswegen ein absolutes Muss.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternativer Titel:
Abhiman
Regie: Hrishikesh Mukherjee

Melodrama

Gefühl * * *

Humor *

Trade Classification: Above Average

Want to know more?

 

A f s a n a   P y a r   K a

Reviewed 1.8.05

Indien 1991 Mahinder Behl (Kiran Kumar) verliess einst seine Frau Beena (Beena), um eine im Sterben liegende Dame zu ehelichen. Dadurch verwirklichte er seinen Traum von Reichtum. Nach dem Tod der Frau, wollte er zu Beena und dem gemeinsamen Baby zurück, doch die prinzipientreue Beena beendete die Beziehung. Da eine alleinstehende Frau es in der indischen Gesellschaft schwer hat, übergab sie Sohn Raj an Mahinder. Der zog ihn alleine gross. Nun ist aus Raj (Aamir Khan) ein lebensfroher College-Schüler geworden. Er ahnt nicht, dass die neue Rektorin des Colleges seine Mutter Beena ist. Er hat vielmehr einen Narren an der hübschen Nikita (Neelam) gefressen, der Nichte von Mahinders ehemaligen Vermieter Anand Verma (Saeed Jaffrey). Die zwei verlieben sich - und stossen bald auf eine Reihe von Problemen.
Ein weiteres von Aamir Khans durchzogenen Frühwerken: "Afsana Pyar Ka" beginnt als durchaus drollige Liebeskomödie, hängt im Mittelteil aber arg durch und mündet in ein Standard-Finale, das unnötig durch blutige Action aufgepeppt wird. Dieser Hang zur Gewalt in Geschichten, die solcher gar nicht bedürften, zieht leider viele von Aamirs weniger bekannten Filmen der 90er-Jahre qualitativ herunter. Hier ist es nicht gar so dramatisch, weil der Anteil an Action eher moderat ausgefallen ist - aber das Gesamtbild wird dadurch deutlich gestört.
Aamir selbst ist wunderbar in dieser einzigen Regiearbeit von Shahjahan. Er tänzelt leichtfüssig, flirtet verträumt und prügelt sich mit Inbrunst. Seine Partnerin Neelam, die den meisten aus Kuch Kuch Hota Hai bekannt sein dürfte, wo sie sich selbst spielt, begann ihre Karriere schon im zarten Alter von 16 Jahren und ist hier mit 21 eine richtige Veteranin. Die Chemie mit Aamir ist nicht schlecht, aber haut nicht aus den Socken. Die weiteren Co-Stars überzeugen, der immer wieder an der Seite der grossen Stars auftauchende Deepak Tijori (der spätere Regisseur von Filmen wie Fareb und
Khamoshh) amüsiert einmal mehr durch seine Vokuhila-Frisur als sein Schauspiel.
Gefilmt werden diese Akteure meistens im schummrigen Gegenlicht oder gar durch einen Milchfilter. Das 80er-Jahre-Feeling kann der Film deshalb nie abschütteln und er wirkt heute schlecht gealtert. Besonders übel diesbezüglich ist der erste Song, "Aashiq Deewana Hoon", eine Coverversion von "La Bamba". Bei den Songs eher positiv fällt dagegen "Tip Tip Tip Tip" auf, bei dem Aamir Gene-Kelley-haft mit einem Schirm im Regen tanzt. Die Lieder hinterlassen sicher keinen bleibenden Eindruck, sind aber alle angenehm anzuhören. Ein grösseres Manko ist vielleicht, dass Udit Narayan, der mit Aamir in Qayamat Se Qayamat Tak durchstartete, nicht mehr zum Zug kam.
"Afsana Pyar Ka" ist ein Film, den man als Kritiker kaum zerpflücken kann, aber eine Empfehlung auszusprechen, fällt ebenso schwer. Er hat gelungene Elemente, charmante Schauspieler und hübsche Songs - aber eine uninspirierte Inszenierung, eine mittelmässige Geschichte und unnötige Action stören das Gesamtbild. Für Aamir-Fans sicher kein Hinderungsgrund. Und auch alle anderen Bollywood-Anhänger können angenehme 143 Minuten verbringen.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: A Love Story
Regie: Shahjahan

Liebesfilm

Humor * *

Action * *

Trade Classification: Flop

Want to know more?

 

A g a n t u k :   T h e   S t r a n g e r

Indien 1991 Ausführliche Kritik: hier.

 

A g n e e p a t h

Indien 1990 Ausführliche Kritik: hier.

 

A g n i   S a k s h i

Reviewed 12.2.06

Indien 1996 Ravi Kapoor (Ravi Behl) liebt Urmi (Divya Dutta). Doch er kann sie nicht heiraten, bevor sein älterer Bruder nicht endlich unter der Haube ist: Suraj Kapoor (Jackie Shroff), einer der einflussreichsten Unternehmer Mumbais, hat die Richtige aber noch nicht gefunden - bis er bei einem Autounfall die hübsche Shivangi (Manisha Koirala) trifft. Er verliebt sich umgehend in sie und bringt sie dazu, ihn zu heiraten. Ihr junges Eheglück wird abrupt gestört, als der dubiose Vishwanath (Nana Patekar) auftaucht. Er behauptet, Shivangi heisse eigentlich Madhu, stamme aus Mauritius - und sei seine tot geglaubte Ehefrau.
"Agni Sakshi" ist inspiriert vom Hollywood-Hit "
Sleeping with the Enemy" (1991) mit Julia Roberts. An Originalität mangelt es ihm dementsprechend, was er jedoch durch starke Schauspieler beinahe aufwiegt. Beinahe. Regisseur Parto Ghosh, der in den letzten Jahren aufs Terrain der B- und C- Filme gewechselt hat (Chetna, Sitam), entlockt der Story zu wenig Neues und inszeniert zwar gefällig, aber kaum inspiriert. Es handelt sich um einen Reissbrett-Thriller.
Wären da nicht Nana Patekar und Manisha Koirala, man könnte ihn glatt vergessen. Patekar schafft es jedoch in Darr-Manier, als Bösewicht den Film an sich zu reissen. Zwar ist er keinesfalls der "nette Psycho" wie Shahrukh Khan in jenem Hit, sondern wirklich extrem böse, doch in Sachen Charisma stiehlt er dem eigentlichen Star Jackie Shroff spielend die Show. Ein Gefühl, das durch das nicht ganz ausgereifte und etwas billige Finale unterstrichen wird, welches nur dank der Überzeugungskraft von Patekar überhaupt funktioniert. Er reisst den Film an sich mit seinem unterschwellig bedrohlichen Spiel, da man jederzeit damit rechnen muss, dass er explodiert.
Auf der anderen Seite gibt Manisha Koirala ein starkes Porträt einer unterdrückten Frau. In Rückblenden sieht man, wie sie von ihrem Gatten genötigt wird. Ghosh steht dabei deutlich auf der Seite der Frau(en), die sich von solcher Unterdrückung lösen soll(en). Das ist nicht selbstverständlich in einer Filmindustrie, die meist den Frauen die Schuld am Misslingen einer Ehe in die Schuhe schiebt und immer gerne Szenen einbaut, in denen die Familie die Frau in die Arme des Gatten zurück treibt, um ihm "noch einmal eine Chance zu geben". Schliesslich sei dies "ihre Pflicht".
All zu viel Sozialkritik darf man sich von "Agni Sakshi" indes nicht erhoffen. Es handelt sich vielmehr um einen kompetenten, durchschnittlichen Thriller mit Drama-Einschüben. Die Musik ist nicht übel, die Inszenierung passabel, die Nebendarsteller wie die blasse Divya Dutta in einer ihrer ersten Rollen sowie der farblose Ravi Behl gehen schnell vergessen. Patekar und Koirala schaffen es aber, über diese Voraussetzungen hinaus zu wachsen und sich mit starken Darbietungen in die Köpfe der Zuschauer zu brennen. Das sah wohl auch das indische Publikum so, das "Agni Sakshi" zum fünfterfolgreichsten Film des Jahres 1996 machte.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Parto Ghosh

Thrillerdrama

Spannung * *

Humor *

Trade Classification: Hit

Want to know more?

 

A j a n a b e e

Reviewed 5.2.06

Indien 1974 Rohit (Rajesh Khanna) verliebt sich in die verführerische Reshmi (Zeenat Aman). Die stammt aus reichem Hause, während Rohit der Mittelschicht angehört. Sie verschafft ihm einen Job als Forstaufseher auf dem Anwesen ihres Vaters. Dadurch deckt Rohit die Betrügereien von Reshmis Schwager Moti Babu (Prem Chopra) auf, der prompt zurück schlägt und Rohit die Vergewaltigung einer Tänzerin anhängt. Der Verunglimpfte wird ausgepeitscht und verlässt die Stadt Richtung Bombay - doch Reshmi, welche die Wahrheit in letzter Sekunde herausgefunden hat, reist mit ihm. Sie heiraten und Rohit findet einen Job in der Model-Agentur von M.M. Puri (Madan Puri). Reshmi langweilt sich derweil daheim. Zum Glück entdeckt ihr Nachbar Chetan Kumar (Asrani) ihr Talent fürs Malen - und fürs Modeln.
Sixties-Hit-Regisseur Shakti Samanta (Aradhana, An Evening in Paris) feierte auch in den 70ern noch Erfolge - unter anderem mit diesem top besetzten Drama. Vom Unterhaltungswert her steht es Samantas besten Filmen doch ziemlich nach, was unter anderem an den verschiedenen Erzählebenen liegt. Es gibt eine Rahmenhandlung, eine erste Hälfte in und um Reshmis Anwesen und eine zweite Hälfte in Bombay. Die Geschichte macht dadurch etliche Wechsel in Stil und Ton durch, was weniger für Abwechslung, als für unstete Spannung sorgt.
Am besten gelungen ist die romantische Ebene zwischen Rajesh Khanna und Zeenat Aman. Die beiden flirten in den Bergen und kämpfen gegen intrigante Familienmitglieder. Dies unterlegt mit R.D. Burmans solider Musik sorgt für Laune. Mit dem Wechsel in die Grossstadt kommen zwar interessante neue Elemente dazu, die aber das Tempo drosseln. Fragen wie "soll eine verheiratete Frau berufstätig sein?" oder "was ist wichtiger - Familie oder Beruf?" tauchen auf und regen kurz zum Nachdenken an. Besonders tief schürft Samanta indes nie.
Ärgerlicher wird auf Dauer, dass Rohit ständig mit teilweise gravierenden Vorwürfen konfrontiert wird, die er nicht entkräften kann. Das ist ein bekanntes Problem von 70's-Filmen, wo auf den Helden gerne viel Leid aufgetürmt wird und er oft gar nicht versucht, es abzuwerfen - aus welchen Gründen auch immer. Meist ist es eine Mischung aus Resignation und Hilflosigkeit. Hier gipfelt das Ganze in einem Prozess, der, wie so oft, ziemlich plump und unglaubwürdig aufgezogen wird. All das schadet dem Film und besonders seinem Unterhaltungswert.
Aber es gibt auch genug zu mögen, sei es die lockere romantische Szenerie, seien es die angedeuteten Eheprobleme oder Zeenats mal wieder strahlender Auftritt - und da es nie zu viele Zeenat-Bilder im Netz geben kann, dazu gleich eine kleine Galerie. Doch "Ajanabee" ist letztendlich ganz Rajesh Khannas Film. Er glänzt in allen Lebenslagen, erzeugt Freude und Mitgefühl und trägt alle Ebenen, auch die Rahmenhandlung mit
Yogeeta Bali als Hilfe suchende Sonia, spielend auf seinen Schultern. Sein Ruhm mag in dieser Zeit wegen des Phänomens Amitabh Bachchan etwas zu bröckeln begonnen haben, aber Star-Power hatte der Mann noch allemal.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Shakti Samanta

Drama

Spannung *

Humor *

Trade Classification: Hit

Want to know more?

 

A k a y l a

Indien 1991 Ausführliche Kritik: hier.

 

A l i b a b a   A u r   4 0   C h o r

Indien 1980 Ausführliche Kritik: hier.

 

A l l a h - R a k h a

Indien 1986 Ausführliche Kritik: hier.

 

A m a r

Reviewed 15.11.05

Indien 1954 Der Anwalt Amar (Dilip Kumar) wird der schönen Anju (Madhubala) versprochen. Doch während einer stürmischen Nacht versteckt sich das Milchmädchen Sonia (Nimmi) in Amars Haus vor dem zwielichtigen Bauern Sankat (Jayant). Amar kann sich nicht kontrollieren und fällt über Sonja her. Sie flieht und erzählt niemandem, wer sie genötigt habe. Aber sie verweigert die Heirat mit Sankat. Anju steht ihr in dieser Entscheidung bei, beginnt aber zu ahnen, dass Amar in die Sache verwickelt ist.
Zwischen den gefeierten Historienspektakeln Aan und Mother India drehte Regisseur Mehboob 1954 seinen nach eigenem Bekunden liebsten Film: "Amar". Das Drama enttäuschte an den Kinokassen, kann mit den beiden zuvor genannten, bekannteren Werken aber beinahe mithalten. Dies vor allem wegen der Akteure und dem inszenatorischen Mut. Dilip Kumar spielt einen sehr negativ angehauchten Charakter und seine Figur dient als Dreh- und Angelpunkt für die Kritik am Kapitalismus und der herrschenden Klasse. Auf der anderen Seite steht Nimmi, deren Reinheit schon am Anfang verdeutlicht wird, da sie mit etlichen Tieren spricht und immer strahlt.
Nimmi verkörpert die wohl abwechslungsreichste Rolle und sie meistert sie mit Bravour. Die aufgeweckte Actrice ist auch in einigen der besten Szenen mit dabei - so einer Verfolgungsjagd bei Regen, die in Dilips Zimmer mündet. Dort schildert Mehboob beinahe wortlos die Vergewaltigung, indem er in beschleunigtem Schnitttempo die Kamera immer näher an Nimmis nasses Gesicht heranbringt. Die Sequenz ist ausgesprochen kraftvoll. An anderen Stellen stilisiert Mehboob so sehr, dass die Bilder ins Surreale abgleiten. "Amar" ist auch gerade deshalb einer seiner verspieltesten und wagemutigsten Filme. Die Schauspieler gehen mit und passen ihre Mimik an. Nimmi und Madhubala agieren bisweilen so hyperaktiv wie in einem Stummfilm.
Madhubala hat die etwas undankbarere Rolle der beiden Frauen, doch dank ihrer Präsenz und ihrer Fähigkeit, Leid auf die stille Art auszudrücken, besteht sie neben Nimmi und bildet einen Kontrast. Sie verkörpert auch das Positive ihrer Klasse. Mehboob, das wird selbst jenen, die ihn nicht kennen, bereits bei seinem Logo mit Hammer und Sichel klar, ist ein Sozialist und seine Botschaften in den Filmen dementsprechend leicht deutbar. In "Amar" steht Dilip für die Korruption und Dekadenz des Bürgertums, während Nimmi die Reinheit darstellt. Sankat, gespielt von Jayant, erscheint lange als Rüpel, doch der erste Eindruck scheint zu täuschen. Damit ist er das Gegenteil des gepflegten Dilip, der eine dunkle Seele hinter seiner properen Fassade versteckt.
Die Ausnutzung der Bauern und ihrer Naivität rückt dadurch im Zentrum der Geschichte. Die ländliche Gemeinschaft hat zwar ihre Fehler und wird insbesondere wegen ihrer Behandlung der Frauen nicht nur gelobt, sie stellt aber die bessere Alternative zum machtgierigen Bürgertum dar. "Amar" hat deshalb wie manche von Mehboobs Filmen im Grunde eine etwas naive und einfach gestrickte Aussage. Doch cineastisch setzt er sie bravourös um und bringt durch Schattierungen in den Figurenzeichnungen Vielschichtigkeit hinein. Das reicht nicht ganz für ein Meisterwerk, zumal auch die Songs in der zweiten Filmhälfte zu reichlich und zu eintönig werden - aber es reicht deutlich für einen spannenden Film, der sich wegen der wagemutigen Inszenierung und den hervorragenden Schauspielleistungen des Trios Dilip, Nimmi, Madhubala unbedingt lohnt.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Mehboob Khan

Drama

Spannung * *

Anspruch * *

Trade Classification: Above Average

Want to know more?

 

A m a r   P r e m

Reviewed 7.11.05

Indien 1971 Pushpa (Sharmila Tagore) kann ihrem Mann kein Kind gebären, weshalb er eine zweite Frau heiratet und seine erste Gattin mit einem brennenden Holzscheit aus dem Haus jagt. Im Dorf kann Pushpa niemandem mehr unter die Augen treten und nach einer falschen Anschuldigung wirft sie sogar die eigene Mutter hinaus. Napal Babu, ein "Freund des Hauses", bringt sie nach Calcutta und quartiert sie in einem Bordell ein. Dank ihrer Gesangsstimme wird sie schnell zum Star unter den Konkubinen und hat im trunksüchtigen Anand Babu (Rajesh Khanna), dem reichsten Mann der Stadt, einen guten Kunden. Seine Frau vernachlässigt ihn, weshalb er Nacht für Nacht in Pushpas Arme flieht. Die Jahre vergehen und Pushpa baut sich eine kleine, aber feine Existenz im Rotlichtquartier auf. In einem benachbarten Haus lebt ein Mann aus ihrem Dorf, der nichts mit ihr zu tun haben will. Sein Sohn Nandu jedoch besucht sie jeden Tag, da seine Stiefmutter ihn schlecht behandelt. Pushpa wird mehr und mehr zu seiner Ersatzmutter.
Für "Amar Prem" brachte Regisseur Shakti Samanta das Traumpaar seines Megahits Aradhana wieder zusammen. Doch anders als beim publikumsträchtigen Vorgänger handelt es sich bei "Amar Prem" trotz des schwelgerischen Titels nicht um eine gängige Romanze. Samanta nähert sich vielmehr dem middle-of-the-Road-Stil eines Hrishikesh Mukherjee. Das Publikum liess sich davon nicht abhalten und machte "Amar Prem" zum moderaten Hit.
Grund dafür ist zweifellos Sharmila Tagore. Sie spielt in allen drei Zeitperioden wunderbar - sei es als physisch leidende junge Frau mit erotisch verschwitztem Körper, sei es als seelisch leidende und ausgestossene Konkubine oder als leidende alte Dame. In beinahe jeder Einstellung kullern Tränen über ihr Gesicht und wenn sie dazwischen mal Freude zeigen darf, wirkt dies umso aufheiternder. "Amar Prem" ist für Sharmila ein einziger Triumph.
Aber nicht ausschliesslich ihrer. Rajesh Khanna, der die deutlich kleinere Rolle übernimmt, agiert souverän, der Darsteller des kleinen Nandu ist ungemein liebenswert und Farida Jalal guckt auch ganz kurz vorbei. Shakti Samanta dirigiert seine Mimen mir ruhiger Hand und erzählt seine Geschichte ohne viel Tamtam. Deshalb ist sie umso kraftvoller. Das Happy End etwa, ist alles andere als aufgeblasener Pomp, sondern ein kleiner, aber verdienter emotionaler Höhepunkt mit eine
m ungewöhnlichen Resultat, das nicht in die "die Liebenden fallen sich endlich in die Arme"-Kategorie fällt. Aber Liebe steckt in dem Film auf alle Fälle drin - wenn auch auf andere Art.
Dies zeichnet jede Minute von "Amar Prem" aus. Liebe zwischen Mutter und Kind, zwischen Bruder und Schwester, zwischen Schicksalsgenossinnen - oder eben das
Umgekehrte: der Mangel an Liebe. Der Plot selbst ist relativ dünn und, wage ich es zu sagen, auch etwas voraussehbar - doch es sind die Konstellationen und deren Wechsel im Laufe der Generationen, die den Film voranbringen und dem intimen Werk etwas Episches verleihen. Auch an kleinen sozialkritischen Spitzen mangelt es nicht. Etwa, wenn die ach so fromme Dorfkultur als Hort von Intrigen gezeigt wird, während die vermeintlich sündige Pushpa betet und ausschliesslich Gutes tut.
Zum Gelingen trägt letztendlich auch die reizende Musik von R.D. Burman bei, deren Auftakt während dem Vorspann das Lied "Doli mein bithai ke" macht, gesungen von seinem Vater S.D. Burman. Auch die von Lata Mangeshkar und Kishore Kumar intonierten Stücke machen Laune. Es ist vielleicht nicht R.D.s bester Soundtrack, aber einer, der zum Film passt wie kaum ein anderer es geschafft hätte. Das Fazit kann nur lauten: ein sehenswertes Werk. Es gewann folgerichtig drei Filmfare Awards, einen für die Lyrics, einen für das Drehbuch und einen für den Sound. Schade ging Sharmila Tagore leer aus - denn sie verleiht dem Werk mit ihrem rührenden Porträt der prinzipiell etwas klischeehaften aber hier glaubwürdigen Heiligen Hure sein Herz. Sie gibt der titelgebenden "Ewigen Liebe" ein Gesicht. Eines, das auch mit Tränen überzogen noch strahlt.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternativer Titel: Immortal Love; Unsterbliche Liebe (Übersetzung)
Regie: Shakti Samanta

Melodrama

Gefühl * *

Anspruch * *

Trade Classification: Hit

Want to know more?

 

A m b e r

Indien 1952 Ausführliche Kritik: hier.

 

A m r a p a l i

Reviewed 20.5.06

Indien 1966 Nordindien im 5. Jahrhundert vor Christus: Ajatshatru (Sunil Dutt), der König des Reiches Magadh am Ganges, will mehr Macht. Darum greift er mit seinen Truppen das nördliche Nachbarland, das demokratische Reich Vaishali an. Wider erwarten unterliegt Ajatshatru. Er selbst wird im Kampf verletzt und schlüpft in eine feindliche Uniform, um zu entkommen. Er landet bei der schönen Tänzerin Amrapali (Vyjayanthimala), einer Patriotin von Vaishali, die kurz darauf zur Palasttänzerin ernannt wird. Sie pflegt den König gesund, ohne zu ahnen, wen sie vor sich hat - und verliebt sich in ihn. Ajatshatru plant bereits, sie zu heiraten und zur Königin zu machen. Dafür ist er zu allem bereit.
Lekh Tandon gab 1962 sein Regiedebüt mit dem Shammi Kapoor-Hit Professor. Leichte Filme und Romanzen waren in seiner Karriere sein Steckenpferd. Heute dürfte er eher bekannt sein, als der Mann, der Shahrukh Khan der indischen Bevölkerung bekannt machte - mit der TV-Serie "Fauji". Neben Shahrukh trat er zudem als alter Mann in Swades auf und war als Aamir Khans Grossvater in Rang De Basanti zu sehen. Sein ambitioniertestes Projekt war jedoch zweifellos "Amrapali". Das Historienspektakel war sein zweiter Film und basiert auf der bekannten Geschichte der Kurtisane Amrapali, die zu den Anhängern des Buddha Siddhartha Gautama gehörte.
Buddha kommt jedoch nur im einleitenden Monolog sowie in den letzten, völlig überhasteten, Filmminuten vor. Tandon verzichtet weitgehend auf diesen, eigentlich spannenden und philosophischsten Teil der Geschichte, und widmet sich ganz dem Liebesdrama zwischen Amrapali und dem König. Das verleiht dem Film Stringenz, die sich auch in der Lauflänge niederschlägt: 119 Minuten sind nicht gerade das, was man einem Bollywood-Epos zuordnen würde.
An den Kinokassen fiel "Amrapali" dennoch gnadenlos durch. Für Hauptdarstellerin Vyjayanthimala war dies einer der Gründe, Bollywood bald darauf nach ihrer Heirat mit Raj Kapoors Leibarzt im Jahr 1968 Lebewohl zu sagen. Schade, denn an ihr kann es kaum gelegen haben, dass der Film floppte: Sie spielt voller Grazie, ihre Kostüme sind heiss und die Tänze eine Wonne. Die Aktrice gehört zu den begnadetsten Tänzerinnen der Bollywoodgeschichte, was in "Amrapali" besonders deutlich wird - etwa in dem Tanzduell, das sie zur Palasttänzerin macht.
Überhaupt ist der Film zu gut für einen Flop. Auch Sunil Dutt agiert mit Grösse und seine Co-Stars überzeugen. Die Musik ist solide, die Ausstattung edel, die Kampfszenen nicht schlecht. Das überschwängliche Lob, das man vielerorts liest, haben sie indes nicht verdient, da sie etwas zu steif inszeniert sind. Zudem gab es weltweit schon viel Besseres zu sehen - nicht nur in Hollywood, man denke etwa an Sergei M. Eisensteins "
Alexander Nevsky", der "Amrapali" in diesem Bereich leicht toppt und 30 Jahre älter ist. "Amrapali" lebt denn auch nicht primär vom Spektakel, sondern vom Dilemma seiner Hauptfigur und ihrer tragischen Liebe.
Ihre Entscheidung, das Land vor die Liebe zu stellen, kann man durchaus auch im politischen Umfeld dieser Zeit anschauen: 1965 brach der zweite Pakistanisch-Indische Krieg aus, der ein Jahr später endete - Parallelen zur "Amrapali"-Geschichte, in der eine "friedliebende Demokratie" (gabs das damals schon?) vom "bösen Nachbarn"
angegriffen wird, dürften durchaus eine Resonanz
gefunden haben. Aber eben: Es half alles nichts, die Kinokassen klingelten nicht. Schade, der Film hätte es durchaus verdient.
PS: Die Geschichte von Amrapali wurde mehrfach verfilmt. Hema Malini brachte zudem als Star, Regisseurin und Produzentin eine dokumentarische TV-Miniserie heraus. DVD hier.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Lekh Tandon

Historien-
Liebesdrama

Spannung * *

Anspruch *

Trade Classification: Flop

Want to know more?

 

A n a m i k a

Indien 1973 Ausführliche Kritik: hier.

 

A n a n d

Reviewed 16.8.05

Indien 1970 Dr. Bhaskar Bannerjee (Amitabh Bachchan) bekommt den "Saraswati Award" für seinen Debütroman "Anand" verliehen. Bei der Verleihzeremonie erklärt der Krebsspezialist Bannerjee, dass sein Buch nichts anderes ist als ein Tagebuch, das die letzten Tage eines Freundes schildert: Anand Saigal (Rajesh Khanna). Der kommt aus Delhi nach Bombay, um bei Bannerjee, den er "Babu Moshai" nennt, zu leben. Bannerjees Kollege Dr. Prakash Kulkarni (Ramesh Deo) hat dies organisiert, da Anand an Magenkrebs leidet und bald sterben wird. Da er keine Familie hat, soll Bannerjee sein Freund bis in den Tod sein. Tatsächlich freunden sich der schüchterne Bannerjee und der stets gut gelaunte Anand an. Der "glückliche Kranke" verkuppelt sogar Bannerjee mit der schönen Renu (Sumita Sanyal). Doch alle wissen: Bis zu Anands Tod kann es sich nur noch um Tage handeln.
Auf "Anand" bin ich zum ersten Mal beim Release von Kal Ho Naa Ho gestossen. Nicht wenige Kritiker verglichen die beiden Werke und deuteten sogar an, es handle sich um ein Remake. Danach habe ich den Film wieder vergessen. Erst nun, fast eineinhalb Jahre später, als ich mich mit zunehmender Freude dem herausragenden Schaffen von Regisseur Hrishikesh Mukherjee widme, stand "Anand" plötzlich wieder auf dem Programm. Tatsächlich sind einige Parallelen zu KHNH vorhanden [Spoiler, für die, die KHNH nicht gesehen haben]: Das Auftauchen des todkranken "guten Engels", der Beziehungen flickt und melancholische Menschen aufheitert. Und das Finale. Die zentrale Idee von KHNH, dass ein Sterbender die Frau, die er liebt, einem anderen überlässt, ist in "Anand" bloss Backstory und wird verbal abgehakt. Aber sie ist vorhanden. [Spoiler Ende].
Mit einem derart rührenden Plot hat Hrishikesh Mukherjee bereits einen Trumpf in der Hand. Der bengalische Meisterregisseur, der in Bollywood sogenannte "middle of the road"-Filme leicht abseits des Kommerzes drehte, inszeniert seine Filme meist ohne Ballast und dafür mit einer starken Prise Natürlichkeit. Das kommt der Story in "Anand" eindeutig zu Gute. Er trägt zwar Sentimentalitäten am Schluss sehr dick auf, doch nie hat man das Gefühl, man bekomme die Emotionen diktiert. Das Wort "subtil" möchte ich nicht verwenden, aber es geht in diese Richtung. Der Ansatz jedenfalls ist ein deutlich anderer als in Kal Ho Naa Ho, um das moderne Ebenbild nochmals zu zitieren.
Doch was "Anand" wirklich beachtlich macht, sind die Akteure. Rajesh Khanna, damals dank dem Blockbuster Aradhana auf
dem Zenit seiner Karriere, kooperierte zum ersten Mal mit Mukherjee und gewann gleich einen der sechs Filmfare-Awards, welche "Anand" einsackte - Khannas zweiter nach Manmohan Desais Sachcha Jhutha. Nicht wenige Kritiker empfinden Khannas Darbietung denn auch als eine der besten seiner Karriere. Ich mag mich nur halbwegs anschliessen, da seine Überdrehtheit vor allem zu Beginn schnell auf den Geist geht. Aber Khanna strahlt einen beinahe kindlichen Optimismus im Angesicht des Todes aus, der einfach ansteckt. Und er hat Amitabh Bachchan zur Seite, der quasi sein ernstes Gegengewicht liefert. Bachchan, der erst ein Jahr zuvor mit Saat Hindustani debütierte und für "Anand" ebenso ausgezeichnet wurde wie Khanna, agiert sehr gut. Sein Part ist zurückhaltend, beinahe blass, aber der junge Big B macht die Rolle sein Eigen. Es ist vielleicht seine bekannteste und beste Performance in der Vor-Angry-Young-Man-Zeit, also vor Zanjeer.
Wie gut Bachchan ist, fiel auch Rajesh Khanna auf. Bei der Premiere soll er Mukherjee zugeflüstert haben "meine Zeit ist abgelaufen - da siehst du den neuen Superstar". Eine prophetische Aussage, die aber erst ein paar Jahre später Wirklichkeit wurde. Das nächste und letzte Aufeinandertreffen in den Hauptrollen in Mukherjees Namak Haraam stand denn auch unter ganz anderen Vorzeichen. Aber wie auch immer die "Machtverteilung" unter den beiden war: Es ist hier eine Freude, ihnen zuzusehen. Auch die Nebendarsteller glänzen. Allen voran die schöne Sumita Sanyal und Seema Deo als Gattin von Babus Kollege Dr. Kulkarni. Selbst der Komiker Johnny Walker, der einen Kurzauftritt absolviert und trotz seinem Ansehen in Bollywood nie zu meinen Favoriten gehörte, ist hier bezaubernd.

"Anand" ist vielleicht bei kritischer Betrachtung kein komplettes Meisterwerk. Der Einsatz von Sentimentalität ist gar einfach gestrickt, die Hintergründe mancher Figuren sind nicht ideal ausgearbeitet - aber vielleicht braucht es dies gar nicht. Mukherjee wirft allen Ballast über Bord und beschränkt sich sogar auf nur drei (sehr schöne!) Lieder, um in 122 Minuten direkt in die Herzen der Zuschauer zu zielen. Mit brillantem Cast und effizienter Dramaturgie kommt er zu einem perfekt montierten Finale, das kaum ein Auge trocken lassen dürfte. Das Kino von Hrishikesh Mukherjee ist auf jeden Fall eines, das sich zu entdecken lohnt - vor allem, da auch heutige Bollywoodfans den Mix aus Humor, Melancholie und schnörkelloser Inszenierung zu schätzen wissen dürften.
PS: Der Film ist der Stadt Bombay sowie Raj Kapoor gewidmet.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Hrishikesh Mukherjee

Melodrama

Gefühl * * *

Humor * *

Trade Classification: Hit

Want to know more?

 

A n a n d   A u r   A n a n d

Indien 1984 Ausführliche Kritik: hier.

 

A n d a z

Reviewed 11.11.05

Indien 1971 Ravi (Shammi Kapoor) ist ein erfolgreicher Geschäftsmann. Er lebt mit seiner Mutter (Achala Sachdev) und seiner kleinen Tochter Munni in einem grossen Haus. Seine Frau Mona (Simi Garewal) hat er vor Jahren verloren: Da er sich so sehr ein Kind wünschte, hat sie ihm verschwiegen, dass sie die Geburt nicht überleben wird. Eines Tages trifft der Witwer auf Sheetal (Hema Malini), die Lehrerin von Munni. Ihr Mann Raj (Gastauftritt: Rajesh Khanna) ist tödlich verunglückt, seither zieht sie ihren Sohn Deepu (Alankar Joshi) alleine gross. Sie und Ravi kommen sich näher - doch die Liebe einer Witwe darf in der konservativen Gesellschaft nicht sein. Ravis durchtriebener Bruder Badal (Roopesh Kumar) will dies zu seinem Vorteil nutzen.
Das Regiedebüt von Sholay-Regisseur Ramesh Sippy ist ein seltsamer Zwitter. Zum einen scheint es ein Liebesfilm ganz in der Tradition eines Shammi-Kapoor-Streifens des vergangenen Jahrzehnts zu sein: Das Setting in der Berglandschaft des Himalayas, die anfänglich unschuldige Romanze, die durch das Auftauchen von Schurken eine dramatische Note bekommt. Doch "Andaz" ist mutiger. Es geht um die Liebe zweier verwitweter Menschen, um den Bruch mit sozialen Normen. Und der Bösewicht wacht am Morgen schon mal im Bett zwischen zwei blonden Frauen auf. Es ist der Mix aus Sixties-Konventionen mit Themenbereichen, die sonst eher im Kino eines Hrishikesh Mukherjee abgehandelt werden, der "Andaz" speziell macht.
Doch gänzlich gelungen ist er nicht - auch wegen der Unentschlossenheit in der Dramaturgie. Shammi selbst, damals bereits mit ein paar Pfunden zuviel gesegnet, befand sich am Ende seines kometenhaften Karriere-Höhenflugs. Und obwohl er sein Stolzieren und Flirten noch immer drauf hat, so fehlt ihm doch die ungezügelte Energie früher Kassenschlager. Seine Chemie mit Hema Malini überzeugt auch, doch die junge Schauspielerin agiert manchmal etwas gar zurückhaltend. Auch hier mangelt es an Pep. Sippy, der später die Stilmittel Bollywoods aus dem FF beherrschte, nutzt sowieso kaum Möglichkeiten, um seinen Film aufzupeppen: keine Zooms, kein Donner, kein Exzess. Was für einen middle-of-the-road-Film passt, funktioniert in einem Kommerzwerk wie diesem beschränkt. Seis drum: Drei Sterne ist "Andaz" trotzdem ganz deutlich wert.
Eben wegen der Chemie der Stars, wegen der mutigen Thematik, wegen den gelungenen Songs und wegen so manchen echt guten Szenen. So gibt es etwa eine Sequenz, in der ein Pfarrer die Worte "Die Entscheidung deines Herzens ist die Entscheidung Gottes" ausspricht, über die es sich zu sinnieren lohnt. Eine bittere Vergewaltigungsszene später im Film wird vermischt mit einer Botschaft (du sollst nicht lügen) und ist durchaus von verstörender Natur. Zum Schluss geht dann alles etwas gar schnell, aber man kommt mit und die wichtigsten Handlungsstränge werden aufgelöst. Die 152 Minuten gehen dementsprechend schnell vorbei. Zum Klassiker-Status reicht das mitnichten noch nicht - doch zur soliden Unterhaltung allemal.
PS: Im Song "Dil Use Do" tanzt bei einer fröhlichen Kostümparty der Gitarrist in der Verkleidung Adolf Hitlers herum. Was im Westen als Affront angesehen und höchstens als Satire in "Southpark" akzeptiert würde, hat in indischen Filmen einen "harmloseren" Charakter. Sprüche über den Diktator werden dort gerne mal geklopft und da in der Bevölkerung Hitler oft nicht als Tyrann und Massenmörder wahrgenommen wird, sondern als legitimier Führer der Deutschen, der gegen die bösen Engländer gekämpft hat, widerspiegelt dies auch ein gewisses Mass an Unkenntnis. Eine tiefere Aussage steckt nicht dahinter.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi 5.1 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Ramesh Sippy

Liebesfilm

Gefühl * *

Humor *

Trade Classification: Superhit

Want to know more?

 

A n d h a a   K a a n o o n

Indien 1983 Ausführliche Kritik: hier.

 

A n g o o r

Indien 1982 Ausführliche Kritik: hier.

 

A n j i

Reviewed 27.8.05

Indien 2004 1932 macht sich der amerikanische Grabräuber Bhatia (Bhupinder Singh) auf die Suche nach dem "Atma-ling"-Stein, den Bhagirath vom Gott Shiva erbeten hatte, um Ganga wieder auf die Erde zu holen. Der Stein kann dies vollbringen, Gangas Wasser würde unsterblich machen. Doch dies bleibt Bhatia verwehrt, denn der Stein wird von einem magischen Trishul (Dreizack) und einer Riesenschlange bewacht. Bhatia muss den Stein fallen lassen. 73 Jahre lang bleibt er verschollen. Just in dem Jahr, in dem er Ganga wieder herbeirufen könnte, kommt ihm ein Professor auf die Spur und benachrichtigt seine Schülerin Swapna (Namrata Shirodkar) in Amerika. Dann wird er von den Schergen des mittlerweile 99-jährigen Bhatia (Tinnu Anand) ermordet. Swapna reist nach Indien und trifft den wackeren Anji (Chiranjeevi), der durch Zufall auf den Stein stösst und ihn zu seinem Guru bringt. Doch der gierige Bhatia ist ihnen bereits auf der Spur.
Vier Jahre lang sollen die Macher an dem Telugu-Film "Anji" gearbeitet haben. Das Budget explodierte und soll am Schluss bei 25 crore (250 Millionen Rupien) gestanden haben. Dieser Betrag war kaum mehr einzuspielen und da der Film auch nicht umwerfend lief, warf "Anji" Verlust ab. Die lange Arbeit an den Effekten hat sich aber ausbezahlt: "Anji" gewann den Preis für die besten Tricks bei den 52.
National Film Awards. Tatsächlich sind ein paar beachtliche Trickeffekte zu begutachten, etwa einer mit einem brennenden Öl-See in einer Höhle. Viele der CGI-Effekte sind dagegen auf ausgesprochen tiefem Niveau angesiedelt und können selbst mit amerikanischen B-Produktionen von vor fünf Jahren schwer mithalten. Aber sie tun ihre Aufgabe: Eine Fantasiewelt erzeugen.
Diese ähnelt übrigens etwas zu stark westlichen Vorbildern: Ganze Sequenzen wurden aus den drei "Indiana Jones"-Filmen und "Romancing the Stone" übernommen. Die Intro-Sequenz mit dem Stein in der Höhle ist ein Ripoff der Eröffnungsszene von "Raiders of the Lost Ark", es folgt die Busreise mit Schlammrutschbahn aus "Romancing the Stone". Gegen Schluss häufen sich die eklatanten Diebstähle bei "Indiana Jones and the Last Crusade": Eine Person wird tödlich verwundet (im Original: Sean Connery) und der Held muss die unsterblich machende Flüssigkeit aus einem Tempel holen, der voll gespickt ist mit Fallen. Kommt euch bekannt vor? Es geht noch weiter: Die Fallen lassen sich wie im Original überlisten, bloss haben die Macher von "Anji" "Last Crusade" nicht mehr so präsent und verwechseln die Prüfung mit dem Namen Gottes und jene mit dem "Augen können täuschen"-Motiv.
Aber seis drum, das Konglomerat aus Hollywood'schen Abenteuerklassikern taugt als Gerüst, das Kodi Ramakrishna (und Produzent
Shyam Prasad Reddy, der die Regie zeitweise übernommen haben soll) auch mit jeder Menge hinduistischer Mythologie füllen. Das macht die Ereignisse immerhin halbwegs "neuartig". Aber der Plot bleibt ein Abklatsch und eine Enttäuschung. Was überzeugt denn überhaupt noch? Der Star. Chiranjeevi wird mit grossen Lettern als "Megastar" aufgelistet und er macht der Bezeichnung alle Ehre. Er hat Charisma und Energie und tanzt wie ein Derwisch. Miss India 1993
und Bollywood-Schauspielerin Namrata Shirodkar (Bride and Prejudice) ist in der Kathleen Turner / Kate Capshaw-Rolle etwas unterfordert. Und Bollywood-Schurke Tinnu Anand chargiert genüsslich.
Die Songs sind attraktiv bebildert, nicht immer ideal platziert und souverän betanzt, auch wenn Chiranjeevi hin und wieder seine Glieder ein wenig zu stark schüttelt. Die Lieder selbst kann ich nicht beurteilen, da ich versehentlich die die in Hindi synchronisierte DVD gekauft habe, im Glauben, es sei ein Bollywood-Film. Die Lieder sind dubbed und dies nicht immer gut. Im Original klingen sie sicherlich besser, könnten die mittelmässige Bewertung aber auch kaum verbessern: "Anji" ist aufwändig, ist knallig und teilweise auch richtig unterhaltsam - doch mit hemdsärmlig zusammengeklautem Plot, einem nicht immer überzeugenden Effekte-Overkill und schwach ausgearbeiteten Nebenfiguren reichts nicht zu einem "gut".
Trivia: Bhatia soll in Amerika leben, seine Szenen in den USA entstanden aber ganz deutlich auf einem süddeutschen Flugplatz. Von dort aus fliegt er weg, das Bild wechselt zu einer Weltkarte (auch à la "Indiana Jones") und wir sehen den Jet von Amerika nach Indien düsen.
Hier auf DVD erhältlich (Deutsch)

Hier auf DVD erhältlich (Telugu)
Hier auf DVD erhältlich (Hindi)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi-Synchronisation 2.0 mit englischen Untertiteln. Letterboxed.
Alternative Titel: Diler: Indian Jones; Diler - The Daring (Hindi)
Regie: Kodi Ramakrishna

Fantasy-Actionfilm

Action * * *

Spannung * *

Trade Classification: Average

Want to know more?

 

A n k h e n

Indien 1968 Ausführliche Kritik: hier.

 

A n k u r

Reviewed 11.10.05

Indien 1974 Surya (Anant Nag) will ein College besuchen, doch sein aristokratischer Vater (Kader Ali Beg) beharrt darauf, dass er einst die Farm übernimmt. Darum verfrachtet der Vater Surya in eine Landhütte, um einen Teil des Anwesens zu überwachen. Ausserdem verheiratet er ihn mit der minderjährigen Saru (Priya Tendulkar), die sich ihm anschliessen wird, sobald sie volljährig wird. In seinem kleinen Haus fühlt sich Surya bald zur Haushälterin Laxmi (Shabana Azmi) hingezogen, die einer niederen Kaste angehört. Doch zu seinem Erstaunen hält sie zu ihrem Ehemann, dem trinksüchtigen, taubstummen Kishtayya (Sadhu Meher). Als dieser nach einem Diebstahl und anschliessender Demütigung verschwindet, versucht Surya erneut, an Laxmi heranzukommen.
Mit seinem Spielfilm-Regiedebüt "Ankur" legte der vorherige Dokfilmer Shyam Benegal bereits eines seiner besten und erfolgreichsten Werke vor. Massgeblich daran beteiligt ist Benegals Entdeckung, die 24-jährige Shabana Azmi. Er heuerte sie erst an, nachdem unter anderem Waheeda Rehman den Part ablehnte. Ein Gewinn für den Film, denn Azmi ist umwerfend. Ebenso schön wie kämpferisch, eben so subtil wie ausdrucksstark, ebenso verführerisch wie keusch. Die Rolle der Laxmi scheint ihr auf den Leib geschrieben und Azmi empfahl sich damit gleich als eine der wichtigsten Schauspielerinnen des indischen Parallel Cinema, des Independentkinos.
Neben Azmis souveränem Auftritt fasziniert Benegals behutsame Regie, die die Nuancen des Alltags sowohl visuell wie akustisch einfängt. Die kleinen Töne, das Putzen, Kratzen, Hämmern, wird zum zentralen Bestandteil des Films. Das Haus ist dadurch realistisch integriert in sein Umfeld - und der konstante Geräuschpegel zeigt, dass man selbst in der vermeintlichen Intimität nie alleine ist. Jemand ist immer da, jemand wacht und informiert die Gesellschaft. "Ankur" greift aber nicht die Kasten-fixierte, ländliche Gesellschaft und ihren Modalkodex per se an, sondern deren hierarchischen und patriarchalischen Aufbau. Ein Mann verspielt beim Kartenspiel seine Frau, ein anderer stellt seine öffentlich zur Anklage und sowohl der aristokratische Vater wie auch sein Sohn gehen fremd.
Selbst der "gute" Mann, der taubstumme Kishtayya säuft und verhält sich schlecht. Dass seine Frau zu ihm hält und ihre "Aufgabe" als Hüterin des Haushalts wahrnimmt, verstärkt einerseits die Kritik am Patriarchat, das den Frauen gar keine andere Wahl lässt, und macht gleichsam aus Laxmi einen noch stärkeren Charakter, da sie selbst bei ungewohnten äusseren Verführungen und Einflüssen standhaft bleibt und den Kodex der Gesellschaft, sei er gut oder nicht, aufrecht erhält - besser als es die Männer jemals tun - und dies, ohne dafür Lohn oder Dank zu ernten.
"Ankur" prügelt den Zuschauern seine Botschaften zum Glück nicht ein, das ist Benegals wohl grösstes Verdienst als Regisseur. Vielmehr bettet der Filmemacher sie in einen edlen, durchaus leicht verständlichen Film mit ansprechender Musik und beeindruckenden Bildern. Diese sind eine der allerersten Arbeiten des Kameramanns und späteren Regisseurs
Govind Nihalani (Dev). Also noch ein (fast)-Neuling, der sich mit diesem starken Film der indischen Filmszene empfahl. Die Arbeit von Azmi, Benegal und Nihalani vereint sich in "Ankur" zu einem absolut sehenswerten Film, der auch Kinofans, welche Bollywood vorziehen und das "Kopfkino" eher meiden, durchaus gefallen kann.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild
Alternativer Titel: Seedling
Regie: Shyam Benegal

Drama

Anspruch * *

Spannung *

Trade Classification: -

Want to know more?

 

A n o k h a   P y a r

Indien 1948 Ausführliche Kritik: hier.

 

A n u p a m a

Reviewed 6.9.05

Indien 1966 Der reiche Mohan Sharma (Tarun Bose) liebt seine Gattin Aruna über alles. Doch bei der Geburt des ersten Babys stirbt die Frau. Mohan ist am Boden zerstört und macht das Kind für den Tod seiner geliebten Aruna verantwortlich. Auch viele Jahre später, als aus dem Baby die schöne Uma (Sharmila Tagore) geworden ist, lässt Mohan sie seine Abneigung spüren. Sie führt deshalb ein zurückgezogenes Leben und ist Fremden gegenüber schüchtern. Ihre beste Freundin ist die Haushälterin, die sie quasi gross gezogen hat. Eine Wende in Umas Leben tritt ein, als sie mit Arun (Deven Varma) verlobt werden soll. Der reist mit dem Lehrer und Poeten Ashok (Dharmendra), dessen Mutter (Durga Khote) und Schwester sowie der schrillen Annie (Shashikala) im Schlepptau an. Arun liebt eigentlich Annie. Und Ashok verguckt sich alsbald in die schüchterne Uma.
Hrishikesh Mukherjee machte sich einen Namen als Regisseur des "middle of the road"-Kinos zwischen Kunst und Kommerz. "Anupama" ist eines seiner Werke, das stark zu ersterem tendiert. Er ist so behutsam inszeniert, dass er gewisse Längen nicht kaschieren kann und sträubt sich hartnäckig gegen Bollywood-übliche Bestrebungen, Themen mit Tempo und Glamour aufzupeppen. Dem zum Trotz ist dieses stimmungsstarke Kleinod beeindruckendes Kino, das von seinen Stars ebenso lebt wie von seiner einfach umwerfenden Kameraführung.
Hrishikesh Mukherjees Dauer-Kameramann
Jaywant Pathare gewann für seine Arbeit den Filmfare-Award und schnappte ihn dem in diesen Jahr triumphierenden Guide weg. Den Preis verdient er für seine kraftvollen Kompositionen, die von einer geschickten Abfolge von vielsagende Nahaufnahmen, Ich-Perspektiven und dezenten, aber blendend eingesetzten Kameraschwenks lebt. Einer der besten kommt früh, als der Arzt in einer quälend langen Sequenz die Treppe hinuntersteigt und am Fusse Mohan trocken sagt, seine Frau hätte nicht überlebt. Die Kamera steigt empor in eine göttliche Perspektive und verharrt demonstrativ lange mit Blick auf den stocksteifen Mohan.
Mukherjee und seine Crew erzeugen Emotionen durch derartige inszenatorische Finessen, nicht durch lauten Musik-Einsatz, Krawall-Acting und Kamera-Achterbahnen, sondern durch sehr kunstvolle, nuancierte Inszenierung. Die Akteure passen sich diesem zurückhaltenden Stil perfekt an: Dharmendra und Sharmila Tagore agieren etwas distanziert, etwas hölzern, etwas monoton - doch dies unterstreicht ihre Schüchternheit. Ihr langsames Antasten mit Hilfe von präzise gewählten Worten. Mukherjee beeilt sich in dieser Beziehung nie, was ein paar Zuschauer abschrecken könnte. Echte Entscheidungen treffen die Charaktere erst in der letzten Viertelstunde. Zuvor könnte man im Gerichtsjargon von der Beweisaufnahme reden: Charaktere stellen sich vor, tasten sich näher und verlieben sich ganz langsam. Beiden Akteuren gebührt dafür ungemeines Lob.
Die Lieder von Hemant Kumar (Sahib Bibi Aur Ghulam) decken ein abwechslungsreiches Spektrum an Stilen ab und unterbrechen die Handlung nie. Der dezente Einsatz der Songs gehört zu den weiteren Plus-Punkten des Films. Ebenso das Finale, das einen aufstellenden Charakter hat - selbst die letzten Tränen, die zu Herzen gehen, sind nicht nur Tränen der Trauer, sondern Tränen der Hoffnung. Es hat eine Läuterung stattgefunden. "Anupama" ist nämlich genauso die Geschichte von Vater und Tochter wie es jene von zwei Liebenden ist. Die Beziehung der Sharmas ist eigentlich noch wichtiger als der romantische Aspekt. Dharmendras Erscheinen ist lediglich der Katalysator für die Umwälzungen im festgefahrenen Leben von Vater und Tochter Sharma.
"Anupama" ist nicht für jedermann geeignet und ist für meinen nicht gerade Neorealismus-bevorzugenden Geschmack etwas stark angelehnt an das Kino von Michelangelo Antonioni und Carl Theodor Dreyer (besonders dem mir verhassten "Gertrud" - aber ohne dessen Kälte). Das gedrosselte Erzähltempo erweckt deshalb hin und wieder den Anstrich von Selbstzweck. Aber wer sich auf dieses Liebesdrama einlässt, das Mukherjee seinem Mentor Bimal Roy gewidmet hat, der wird mit leisem Humor, subtilen Gefühlen, einer der ausgefeiltesten Bildsprachen im Bollywood-Kino der 60er und einigen der besten Schauspielerleistungen des Jahrzehnts belohnt.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Hrishikesh Mukherjee

Liebesdrama

Gefühl * * *

Humor *

Trade Classification: Above Average

Want to know more?

 

A p n a   D e s h

Indien 1972 Ausführliche Kritik: hier.

 

A p r a d h

Indien 1972 Ausführliche Kritik: hier.

 

A s h a n t i

Indien 1982 Ausführliche Kritik: hier.

 

A s l i - N a q l i

Indien 1962 Ausführliche Kritik: hier.

 

A u r a t

Indien 1967 Ausführliche Kritik: hier.

 

A u t o g r a p h

Reviewed 17.7.06

Indien 2004 Der Werber Senthil (Cheran) wird bald heiraten. Darum verlässt er Madras und reist durch Südindien, um Personen aus seiner Vergangenheit zur Feier einzuladen. Da ist Kamala (Mallika), die erste Liebe aus Schultagen auf dem Land in Tamil Nadu. Da ist Lathika (Gopika), die Senthil in Kerala kennen lernte, wo er das College besuchte und wegen seiner Sprache von vielen Mitschülern gemieden wurde. Auch auf der Einladungs-Liste steht Divya (Sneha), die Senthil in Madras zu neuem Lebensmut verhalf.
 Der tamilische Regisseur Cheran ("Thavamai Thavamiruntu") präsentiert den Zuschauern seinen Film als süsse Erinnerung. Und um den persönlichen Charakter zu unterstreichen, übernahm er die Hauptrolle des Senthil, der zu Beginn und Ende des Films auch direkt in die Kamera zum Publikum redet. Das ermöglicht ihm, von Anfang an zu suggerieren, "kommt mit mir auf eine Reise in die Vergangenheit und die Erinnerungen" - ein Leitmotiv, das "Autograph" denn auch fantastisch durchspielt und zu jeder Minute einfühlsam umsetzt.
 Cheran selbst, ebenso wie seine jüngeren Inkarnationen im Film, geben sympathische Identifikationsfiguren ab, gerade weil sie so menschlich sind. Senthil ist etwas schüchtern, kommt bei Frauen aber gut an - und endet damit mehrfach mit einem gebrochenen Herzen. Wir wachsen an unseren Dramen, sie formen unseren Charakter, so eine Botschaft des Films. Zum Schluss kommen die Fäden der Handlung zusammen, in einem vermeintlich unspektakulären, aber ungemein herzlichen Finale. Es überzeugt gerade deshalb, weil es nicht auf die offensichtlichste Lösung setzt und auch nicht mit grossem Tamtam Senthils Triumph feiert. Stattdessen hängt eine bittersüsse Atmosphäre über den Szenen und wenn man manche Menschen zusammen sitzen sieht, wird einem warm ums Herz. Der Film illustriert schön, wie im Laufe unseres Lebens unsere sozialen Netze wachsen und die Menschen, die wir getroffen haben, auch uns definieren. Grosse Worte, aber keinesfalls kopflastig gezeigt - sondern mit Herz und Understatement. Das birgt inszenatorische Souveränität.

Die Frauen halten mit Cheran perfekt mit: Mallika ist ungemein süss, die aus Kerala stammende Gopika (4 the People) mit ihren grossen Augen perfekt gecastet und Snehaein richtiger Wirbelwind. Jede dieser Frauen prägt ihr jeweiliges Segment - und um dies noch zu unterstreichen, heuerte Cheran vier Kameramänner für die vier verschiedenen Ebenen seines Films an. Dass der Look trotzdem einheitlich bleibt, zeugt von Talent. Und doch hat so jedes Segment seinen eigenen Charakter. Für mich besonders interessant war die Kerala-Episode, die eine ganz spezielle, vom Wasser dominierte Welt zeigte - und mir erst noch beibrachte, dass Malayalam und Tamilisch, obwohl beides drawidische Sprachen, so unterschiedlich sind, dass die jeweiligen Sprecher sich gegenseitig nicht verstehen. Ja: So macht nostalgisch-schwärmerisches Kino Spass. "Autograph" hat Herz und Seele, er ist ein sehr persönlicher Film, dessen Einladung man unbedingt annehmen sollte - trotz zum Schluss doch noch schnell erwähnten kleinen Längen und des "Diebstahls" von Eric Claptons "Tears in Heaven" als Hintergrundmusik.

Hier auf DVD erhältlich
Gesehen am "Bollywood & Beyond 2006"-Festival in Stuttgart.
Regie: Cheran

Liebesdrama

Humor * *

Spannung *

Trade Classification: Hit

Want to know more?

 

A u z a a r

Reviewed 18.3.06

Indien 1997 Yash (Sanjay Kapoor) und Suraj (Salman Khan) sind die besten Freunde, besuchen das College und begehren beide die hübsche Prathna (Shilpa Shetty). Ihre unbeschwerte Jugend endet abrupt, als ein Handlanger des Gangsterbosses Bhaiji (Kiran Kumar) Yashs Vater, den Gangsterboss Thakur (Paresh Rawal), mit einem Säbel schwer verletzt. In blinder Wut tötet Yash Bhaiji. Da Thakur fortan im Rollstuhl sitzt, übernimmt Yash, der bislang die Geschäfte des Vaters ablehnte, die Leitung der Bande. Während er Prathna heiratet und auf die Abschussliste von Bhaijis Sohn Baba (Nirmal Pandey) gerät, lässt sich Suraj zum Polizisten ausbilden. Sein bisher grösster Auftrag ist es einen Gangsterboss in Mumbai überführen: Yash Thakur.
Salman Khans kleiner Bruder Sohail Khan gab mit "Auzaar" sein Debüt als Autor und Regisseur. Der Auftakt zu einer ziemlich erfolgreichen Karriere hinter der Kamera, zu der ab 2002 auch jene als Schauspieler dazu kam. Starthilfe bekam er natürlich von Salman, der in "Auzaar" die Hauptrolle verkörpert. Den Job erledigt er mit gewohnter Routine, wobei er in den Action-Passagen besser abschneidet als in den Comedy-Episoden zu Beginn des Films. Nur einen Tipp sollte er sich für alle Zeit zu Herzen nehmen: Nie wieder in ultra knappen Jeans-Shorts tanzen.
An seiner Seite bleibt Sanjay Kapoor etwas blass. Als Actionhelden habe ich ihn eh nie gemocht, für die Collegeszenen wirkt er deutlich zu alt. Dritte im Bunde ist Shilpa Shetty, die zwar damals schon mit einem Luxuskörper die Männerherzen höher schlagen liess, aber zehn Jahre deutlich reifer und auch sexier wirkt als mit 80er-Jahre-Mop auf dem Kopf. Überhaupt gilt, wie bei manchen Bollywood-Filmen der mittleren 90er, dass die Mode hier alles andere als zeitlos ist. Akute Fehlgriffe bei der Kleidungswahl sollen aber den Spass am Film nicht mindern.
Unterhaltsam ist er nämlich allemal. Die Action orientiert sich am Masala-Kino vergangener Jahre, die Handlung ist zu gleichen Teilen inspiriert von "The Godfather" und dem Kino John Woos - vor allem A Better Tomorrow. Der Trash-Wert von "Auzaar" wird noch erhöht durch grässliche Hintergrundsmusik,
riesige Logiklöcher und eine schrecklich unorganisierte Polizeiaktion in der Wüste, wie man sie nur im Bollywood-Kino findet. Wenn die Polizei in Hindi-Filmen Fallen stellt, ist das nur knapp amateurhafter als die von mir gerne gescholtenen Gerichtsverhandlungen. Nie scheint die Polizei wirklich zu planen, stattdessen stellt sich ein Inspektor nach der überraschenden Konfrontation mitten ins Schussfeld, worauf eine gigantische und verlustreiche Schiesserei vom Zaun bricht. Ein echter Polizist würde umgehend des Amtes enthoben nach solchen Fehlplanungen.
Doch eben: "Auzaar" funktioniert als Trash. Und nur als solcher. Ernst nehmen darf man die Ereignisse trotz eingespritztem Pathos nie, amüsieren kann man sich über die absichtlich witzigen Szenen genauso wie über die unfreiwillig komischen. Nur Johnny Levers Behindertenwitze gehen schnell auf den Keks, ebenso die mässigen Songs inklusive einer schamlosen Cover-Version von "Macarena" ("Dil Le Le Lena"). Für Fans des 80er-Kinos bietet dieser Film aber auf jeden Fall sinnfreies und teilweise köstliches Entertainment, auch wenn er rund 10 Jahre zu spät kommt. Merken tut dies ein unwissender Zuschauer aber eh nicht, da man anhand des Looks den Film spielend im Jahre 1986 ansiedeln könnte.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Sohail Khan

Actionthriller

Action * *

Humor * *

Trade Classification: Average

Want to know more?

 

A w w a l   N u m b e r

Reviewed 13.8.05

Indien 1990 Ranvir Singh alias Ronnie (Aditya Pancholi) ist der grösste indische Cricket-Spieler. Doch in letzter Zeit ist sein Ego derart angewachsen, dass sein Spiel darunter leidet. Der aufstrebende Player Sunny (Aamir Khan) stiehlt ihm bei einem Game sogar die Show. Das veranlasst den Chef des indischen Nationalteams, den Ex-Cop Vikram "Vicky" Singh (Dev Anand), der pikanterweise auch Ronnies Bruder ist, dazu, seinen ehemaligen Schützling zu feuern und dafür Sunny ins Team zu hieven. Dass er beim Spiel Indien-Australien nicht dabei sein soll, macht Ronnie so zornig, dass er empfänglich ist für die Avancen von Maria (Neeta Puri). Die Schöne ist die Anführerin der "Temple Flower"-Terrorzelle und plant mit ihren sechs Kollegen ein Attentat auf das Stadion. Da Sunny ihm auch noch sein Mädchen Aarti Rani (Ekta Sohini) ausgespannt hat, willigt Ronnie ein, bei dem Anschlag mitzumachen. Derweil wurde Vicky vom Chief Minister zu seinem alten Polizei-Job zurück beordert, um die Terror-Gefahr zu bannen.
Songs, Cricket, Terrorismus. Schon die Kombination der Themen von "Awwal Number" ist etwas seltsam. Der ganze Film ist noch eine Stufe irrer. Altstar Dev Anand inszenierte den Film mit sich in der Hauptrolle und spielt den Bruder des 25-jährigen Aditya Pancholi. Nun gut, Dev, du hast dich dein Leben lang sehr gut gehalten, aber mit 67 Jahren spielt man keinen Bruder eines Twens mehr. Das fällt auch trotz noch so künstlichen Haaren auf. Und da Mr. Anand sich etwas zu eitel für ein paar graue Strähnen war, sieht er auch in den Rückblenden exakt gleich aus, was es ziemlich schwierig macht, den Überblick über die Zeitebenen zu haben. Wirr geschnitten? Sowieso.
Vor allem das Finale. Ich kenn mich beim Cricket nicht gut aus, aber ich weiss, dass es ein Spiel ist, das ziemlich lange dauert. Das Spiel, das am Ende gezeigt wird, müsste eigentlich eine ziemliche Zeit laufen. Aber der Film suggeriert, dass es sich nur um Minuten handeln kann, da die Helis mit Ronnie und Dev die ganze Zeit über dem Stadion schweben und die Sequenz aufgebaut ist wie eine Suspense-Zuspitzung, bei der jede Sekunde zählt. Der Ablauf der Zeit stimmt in diesen letzten Minuten einfach nicht. Aber das ist letztendlich nur ein kleines Übel. "Awwal Number" ist als Ganzes ziemlich missraten und ein klares Anzeichen dafür, dass der gealterte Dev nicht mehr an seine besten Jahre (und die dauerten immerhin von den 40ern bis in die 70er) anknüpfen kann. Später folgten noch üblere Machwerke wie der im Greisesalter gedrehte Love at Time Square.
"Awwal Number" strebt bei der Bewertung also tendenziell noch tiefer als 2 Sterne - aber es gibt Aspekte, die man mögen kann. Vor allem Aamir Khan. Er hat in seiner frühen Karriere manchen Mist gedreht und etliche Filme auch dadurch ruiniert, dass er plötzlich zum brutalen Actionhelden mutierte. Hier darf er sympathisch bleiben und Cricket spielen. Den Part des Actionhelden übernimmt Dev. Das macht die Sache zwar noch lächerlicher, aber Aamir ist aus dem Schneider. Sein charismatisches Spiel, die gefälligen, wenn auch nicht überragenden Songs - das gibt ihm einen deutlichen Bonus. Witzig auch, dass es gerade Aamir Khan ist, der hier mitspielt: Es gibt wenige Filme über Cricket und zwei davon gehen damit auf Aamirs Konto. Der andere ist natürlich Lagaan, bei dem auch Kulbhushan Kharbanda mit von der Partie ist, der hier den Terroristen Kundi spielt.
Apropos Terroristen. Das ist ja die lächerlichste Truppe, die es gibt. Sie haben keine politische Agenda, aber dafür haben sie ein Foto, das sie alle bei der "Gründung" zeigt. Kaum hat Dev das Foto, weiss er praktischerweise gleich, wer alles zum Terrorpack gehört. Wenn doch nur Osamas Meuchelverein es George W. Bush auch so einfach machen würde. Nicht nur das: Die "Tempelblumen" haben auch ein Symbol, das sie Leuten bei jeder Gelegenheit unter die Nase reiben. Vor allem unserem Helden Dev, damit er seine angestaubten grauen Zellen nicht noch stärker beanspruchen muss, sondern einfach die Leute einbuchten und die Story schnell vorantreiben kann.
Es sei hiermit nochmals klipp und klar gesagt: "Awwal Number" ist Trash. Aber kurzweiliger Trash, der in 138 Minuten so irres Zeug präsentiert, einen so charismatischen Aamir, so gefällige Songs und so depperte Terroristen, dass das Ganze durchaus zum amüsanten Seherlebnis mutiert. Eine auf rein cineastischen Kriterien fussende Bewertung müsste deutlich schlechter ausfallen - aber das kann ich Aamir und Dev dann doch nicht antun.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Dev Anand

Thriller

Action * *

Spannung * *

Trade Classification: Flop

Want to know more?

 

A y a a s h

Indien 1982 Ausführliche Kritik: hier.

 

A z a a d

Indien 2000 Ausführliche Kritik: hier.

 


 

created by molodezhnaja
all rights reserved

copyrighted material