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©  Text Marco, molodezhnaja 21.7.08

 

Die mittlerweile fünfte Ausgabe des Filmfestivals "Bollywood and Beyond" fand zwischen dem 16. und 20. Juli 2008 in Stuttgart statt. Im und um das Kino Metropol versammelten sich Filmemacher und Filmfreunde zum cineastischen Genuss und gegenseitigen Informationsaustausch. Dieses Jahr wurde einmal mehr ein Besucherrekord erzielt, vor allem die Filme um 20 Uhr sowie am Wochenende konnten Scharen von Interessierten anziehen. Das schlug sich auch auf die Medienpräsenz nieder, so war unter anderem das ZDF vor Ort und strahlte einen Bericht im Mittagsmagazin aus.

Gezeigt wurden auch dieses Jahr Filme aus Indien mit zwei Ausrichtungen: Zum einen Hindi-Mainstream, also Bollywood, zum anderen Arthaus-Kino und regionales Kino. Und einmal mehr enttäuschten etliche der Beiträge in der zweiten Kategorie - mit Ausnahmen. Die gezeigten Filme konnten dieses Jahr im Schnitt nicht überzeugen, wenngleich es doch einige unterhaltsame Ausnahmen gab und es sich daher auch nächstes Jahr wieder lohnen wird, vor Ort zu sein.

Nicht 100% zufrieden kann man einmal mehr mit der Organisation sein. Die Filme liefen zum Glück, wie schon letztes Jahr, nicht mehr ab Raubkopien oder DVD, da wurde der Fortschritt von der Vorjahresausgabe weitergeführt. Auch die Gäste wurden gut versorgt, der Ablauf funktionierte. Doch es fielen noch immer zu viele Filme aus - vor allem das Nicht-Zeigen von "Taare Zameen Par" schmerzt extrem. Und dass dann einer der nicht gezeigten Bollywood-Kurzfilme gleich den Kurzfilm-Preis gewinnt, mutet auch etwas kurios an.

Ohne weitere Worte nun aber zu den Kritiken, in chronologischer Reihenfolge. Ausgelassen habe ich, wie jedes Jahr, die Dok- und Kurzfilme, da ich mich auf Spielfilme konzentriere. Den Eröffnungsfilm "Valu the Bull" musste ich leider auslassen, da mir selbst die Wiederholung durch die Lappen ging. Gehe ich nach den Kommentaren vertrauenswürdiger Freunde war dies jedoch kein allzu grosser Verlust: Der Film sei nur durchschnittlich. Und wie siehts mit dem Rest aus? Hier die Kritiken.

 


 

Kaal Chakra  
Indien, 2007

Regie: Vishal Bhandari
Mit: Sachin Khedekar, Varun Bhandari, Amruta Sant, Yateen Karyekar

Länge: 113 Minuten. Marathi

 

Story: Der erfolgreiche Geschäftsmann Shekhar Pradhan (Sachin Khedekar) wird positiv auf HIV getestet. Für ihn bricht eine Welt zusammen, denn er hat keine Ahnung, wie er das Virus eingefangen haben soll. Seine Frau Aditi verlässt ihn kurzerhand, seinen Job ist Shekhar auch so gut wie los. Da bittet ihn die befreundete Ärztin Rekha, auf das Mädchen Kiran aufzupassen, das ebenfalls HIV positiv ist. In der Fürsorge für das Kind findet Shekhar eine neue Lebensaufgabe.

Kritik: Das ging daneben - und zwar gehörig: "Kaal Chakra - A Circle of Life" gehört zur Art der mühsamen Problemfilme, bei denen einem Filmemacher ein Thema unter den Nägeln brennt, er aber weder das Talent noch die Mittel hat, um dies adäquat oder ansprechend an ein interessiertes Publikum zu bringen. Er predigt und predigt bis auch der letzte Zuschauer eingeschlafen ist. Dabei ist das Drama auf schlicht jeder Ebene ein Reinfall: technisch, schauspielerisch, inhaltlich, dramaturgisch, emotional. Es kann ja kaum als Erfolg gewertet werden, wenn man sich bei einem Film wünscht, die Protagonisten würden nun endlich sterben, damit der Film ein Ende hat. AIDS ist immer noch eine ernste Angelegenheit und verdient gute, engagierte Filme. "Kaal Chakra" ist kein solcher Film.

Eingelullt wird man von Beginn weg, wenn die grausige Hintergrundmusik aufs Trommelfell schlägt und jede Szene mit grauenhaften, oft unpassenden Klängen "veredelt". Die Nachsynchronisation ist, wie in vielen indischen Billigfilmen, eine echte Pein und kombiniert mit dem Soundtrack ergibt dies eine Folter für die Gehörgänge. Wer das zwei Stunden lang unbeschadet durchhält, verdient meinen Respekt, denn Regisseur Vishal Bhandari (The Hangman) tut wirklich alles, um sein Publikum diesbezüglich zu vergraulen.

Doch er hört da nicht auf. Die ersten 40 Minuten des Films, inklusive einer bemühten Rahmenhandlung, hätte man spielend halbieren können. Die Story rotiert danach mehrfach um sich selber um nur beliebig weitergesponnen zu werden. Man könnte aus "Kaal Chakra" einen Endlos-Film machen, bei dem stets jemand Neues ins Spiel kommen würde, der dann auch wieder HIV positiv ist. Ad infinitum. Wobei einem das Gezeigte hier durchaus auch endlos vorkommt. Dazu ein paar grauenhafte Jump-Cuts, miese Zeitlupen-Einsätze und lustlose Schauspieler um den Bollywood-Nebendarsteller Sachin Khedekar - und fertig ist ein Film, der all das vereint, was missglücktes Problemkino ausmacht. Werke wie dieses werden gerne an Festivals gezeigt und gehen danach vergessen. Besser so.

Kurz: Gut gemeint, aber in allen Belangen einfach nur grässlich. Ein Problemfilm der übelsten Sorte.


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Bolly Double  
Kanada 2006

Regie: Arun Bharali
Mit: Koel Purie, Raahul Singh, Christian Rossel, Sitara Hewitt, Jazz Mann

Länge: 103 Minuten. Englisch & Hindi

 

Story: Die naive Kavita (Koel Purie) arbeitet in einer Videothek in Toronto. Mit ihrem Kumpel Prem (Christian Rossel) guckt sie sich am liebsten die Bollywood-Filme mit dem Superstar Kohinoor (Koel Purie) an. Als die Diva zu einem Dreh nach Toronto reist, sieht Kavita die Chance gekommen, ihrem Idol nahe zu kommen. Doch auf dem Weg ins Studio wird Kohinoor entführt. Regisseur Mayur (Raahul Singh) geht auf die Lösegeldforderungen gar nicht erst ein, denn er hat entdeckt, dass Kavita aussieht wie seine teure Hauptdarstellerin - kurzerhand castet er sie als Double! Doch damit löst er ein gefährliches Durcheinander aus.

Kritik: Mit seiner Komödie nimmt der in England geborene Inder Arun Bharali genüsslich die Konventionen des Bollywood-Kinos auf die Schippe. Zwar sieht man dem Spass das kleine Budget jederzeit an und bei der Optik gibt es so manchen Abzug - doch das Werk unterhält einfach köstlich und ist umso unterhaltsamer, je mehr man über Bollywood Bescheid weiss. Die Parodie-Szenen an sich sind nicht immer ganz treffsicher, da hätte etwas mehr Biss manchmal gut getan, nur schmälert dies den Genuss höchstens marginal.

Schon eher stört die Verfremdung der Bilder, die in einem sehr unnatürlichen Look mündet. Da hätte ein einfacher Filter mehr erreicht, als dieser oft extreme Farbkontrast. Ziel war es wohl, das Ganze etwas psychedelisch aussehen zu lassen, doch der Schuss ging nach hinten los. Wirklich psychedelisch sind dagegen einige der Musik-Clip-Szenen. Genial etwa die Kombination von Grieg, Techno und LSD-artigen Bildern. Das macht Laune und war für mich eines der Highlights des ganzen Films.

Doch die teilweise sehr überdrehte Show funktioniert nicht zuletzt darum, weil die Hauptdarstellerin überzeugt: Koel Purie (Amal, Mixed Doubles, Life Mein Kabhie Kabhiee) sprudelt vor Energie und sie macht die Sache sympathisch. Mit ihr im Zentrum ist auch die wildeste Verwechslungsorgie stets noch halbwegs glaubhaft. Auch die restlichen Akteure wie etwa die auf Sexpüppchen getrimmte Sitara Hewitt machen ihre Arbeit überzeugend. Mit Witz und viel Energie gewann das Regiedebüt Publikumspreise in Houston und Toronto - nicht verwunderlich: Es ist ein richtiger Crowd Pleaser.

Kurz: Visuell etwas lästig, inhaltlich aber eine Gaudi - die Bollywood-Persiflage macht Spass und wird gegen Schluss immer amüsanter.

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Jodhaa Akbar  
Indien 2008

Kritik hier.

 


 

68 Pages  
Indien, 2007

Regie: Sridhar Rangayan
Mit: Mouli Ganguly, Joy Sengupta, Jayati Bhatia, Zafar Karachiwala, Uday Sonawane

Länge: 92 Minuten. Hindi

 

Story: Mansi (Mouli Ganguly) arbeitet in einer AIDS-Beratungsstelle. Ihr fällt es nicht leicht, nüchtern an ihre "Fälle" heranzugehen, weil sie hinter den Menschen, die sie um Hilfe ersuchen, auch immer die Schicksale sieht, die sie berühren. Um ihre Gefühle zu verarbeiten, führt Mansi ein Tagebuch. Es beinhaltet sechs Lebensgeschichten ihrer Patienten - darunter das schwule Pärchen Kiran (Joy Sengupta) und Mohit (Sherrin Verghese), den transsexuellen Tänzer Umrao (Uday Sonawane), die Prostituierte Paayal (Jayati Bhatia) und den drogensüchtigen Geschäftsmann Nishit (Zafar Karachiwala).
 

Kritik: Nach Kaal Chakra der zweite AIDS-Film, der einfach nur anödet. Der oberlehrerhafte Problemfilm des als Menschenrechtler und Schwulenaktivisten arbeitenden Sridhar Rangayan bettet staubtrockene Geschichten in eine grenzenlos einschläfernde Rahmenhandlung ein und bringt es weder fertig, eine spannende Geschichte zu erzählen, noch aufzurütteln. Technisch wie schauspielerisch ist das Werk eine Enttäuschung und inhaltlich gibt es hier für ein aufgeklärtes Publikum nichts zu holen. Dass die Sache grässlich nachvertont wurde und jeder Ton künstlich wie fehlplatziert wirkt, erklärt sich von selbst - das scheint bei billigen Problemfilmen aus Indien schon Pflicht zu sein. Doch dass auch der ganze Rest, von Schnitt bis Story, nicht viel taugt, ist dann doch ein Schlag ins Gesicht.

In Indien konnte das Drama dennoch den einen oder anderen unbedeutenden Preis einheimsen, was ein Problem indischer Alternativfilme aufzeigt: Stärker noch als hier im Westen ist das Publikum getrennt in Mainstream und Independent. Die Filme aus dem jeweils anderen Segment meiden die meisten Zuschauer wie der Teufel das Weihwasser. Und aus dieser Defensivhaltung heraus gratulieren sich die Independent-Filmer untereinander am liebsten selbst. Nimmt ein Werk ein Thema auf, das im Mainstram zu oft untergeht oder ignoriert wird, ist der Applaus sicher - unabhängig davon, ob der Film inszenatorisch oder dramaturgisch etwas taugt. Es geht ums Prinzip: Wenn etwas Nicht-Bollywood-konform ist, muss es ja Wert haben. Und wenn es ein kontroverses Thema anpackt, muss es ja gut sein.

Aber lasst es von jemandem gesagt sein, der Filme quer durch alle Genres, durch alle Herkunftsländer anschaut: "68 Pages" ist richtig mies. Leidenschaftslos umgesetzt, dröge erzählt. Stimmungswechsel gibts hier im Minutentakt und wenn am Schluss bei aller Tragödie die Protagonistin, verkörpert vom bengalischen Model Mouli Ganguly, immer wieder skandiert, das Leben sei doch schön und man solle Hoffnung haben, wird das Ganze zur unfreiwillig komischen Sozial-Farce. Thematisch mutig, wenn man so will, aber als Film schlicht und einfach eine Nullnummer von grenzenloser Langeweile.

Fazit: Unbrauchbarer Problemfilm, der sechs öde Geschichten in eine fade Rahmenhandlung bettet und mit seiner lehrmeisterlichen Art am Ende nur noch zum Lachen anregt. Unfreiwillig.

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Loins of Punjab Presents  
Indien / USA, 2007

Regie: Manish Acharya
Mit: Shabana Azmi, Manish Acharya, Seema Rahmani, Ajay Naidu, Ishitta Sharma, Ayesha Dharker, Darshan Jariwala, Loveleen Mishra

Länge: 88 Minuten. Englisch & Hindi

 

Story: Die Fleischfirma "Loins of Punjab" organisiert in New Jersey einen indischen Gesangswettbewerb namens "Desi Idol". Unter der Leitung des schmierigen Bokade (Jameel Khan) soll eine dreiköpfige Jury den Gewinner des Hauptpreises über $25'000 ermitteln. Natürlich melden sich Dutzende von Möchtegern-Talenten, unter ihnen die intrigante Society-Lady Rita Kapoor (Shabana Azmi), der schwule Rapper Turbanotorious B.D.G. (Ajay Naidu), der Amerikaner Josh Cohen (Michael Raimondi), der mit seiner Freundin Opama (Ayesha Dharker) anreist, die Teenagerin Preeti Patel (Ishitta Sharma), die gleich die ganze Verwandtschaft im Schlepptau hat, die Schauspielerin Sania Rehman (Seema Rahmani) und der unsichere Vikram (Manish Acharya).

Kritik: Die Komödie des jungen Regiedebütanten Manish Acharya hat einige Probleme, manche davon ziemlich offensichtlich. Doch er macht ungeheuer gute Laune. Ganz toll etwa schon die Einführung der Hauptfiguren, die Acharya im Stile einer Mockumentary à la Christopher Guest ("Best in Show") angeht und jeden Kandidaten mit ein paar bissigen Sprüchen abspeist. Funny stuff. Jede Figur hat dann gleich von Beginn weg ihre Marotten und ihre definierenden Merkmale - von der reichen Intrigantin bis zum schwulen, fluchenden Hopper. Letzterer ist die vielleicht ungewöhnlichste Figur und Darsteller Ajay Naidu beeindruckt zudem mit seinen Breakdance-Schritten.

Singen tun die meisten Darsteller auch gleich selbst und so kommen wir in den Genuss eines Liedes von Independent-Queen Shabana Azmi, die es hier sichtlich geniesst, die fiese Diva zu spielen. Ebenso überzeugend der Regisseur selbst, der den schüchternen Vikram spielt, oder die attraktive Seema Rahmani, deren Charakter vorgibt, Hindi zu können, dabei aber nur einen Job im indischen Biz sucht. All diese Kandidaten stehen auf ihre Art neben den Schuhen und alle hat man am Ende ins Herz geschlossen. Der Showdown auf der Bühne ist daher ein weiterer Höhepunkt des Werks und er endet auch durchaus gewitzt mit einem Knall.

Wo sind die bereits erwähnten Probleme? Es gibt ein paar, so taugt das Spiel einiger Nebendarsteller nicht besonders viel und etliche der Gags, vor allem um den Schleimer Bokade, werden repetitiv. Einige Handlungsstränge wirken zudem nicht ganz zu Ende gedacht und die Szenen mit dem älteren Paar, das stets an einen terroristischen Anschlag glaubt, kommt auch etwas bemüht rüber. Nicht zuletzt hätte dem Mittelteil eine höhere Pointen-Dichte gut getan. Gross jucken dürfte dies freilich nicht, denn "Loins of Punjab Presents" ist ein witziger Querschnitt durch Träume und Albträume rund ums Showbusiness, stets gepaart mit dem Hauch von Absteiger-Mentalität (New Jersey, wo denn sonst) und Aussenseiter-Bonus. Das macht diese publikumsfreundliche Komödie ebenso witzig wie charmant.

Fazit: Eine witzige Idee flott umgesetzt und sauber gespielt. Trotz wenig raffinierter Inszenierung und ein paar schwächerer Momente im Mittelteil ein gelungener Spass.


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Hulla  
Indien, 2008

Regie: Jaideep Verma
Mit: Sushant Singh, Rajat Kapoor,
Kartikadevi Rane, Mandeep, Vrajesh Hirjee

Länge: 110 Minuten. Hindi

 

Story: Der erfolgreiche Börsenmakler Raj (Sushant Singh) zieht mit seiner Frau in einen genossenschaftlich organisierten Wohnblock in Mumbai. Dort hofft er, Ruhe vor dem täglichen Grossstadtrummel zu finden. Doch jede Nacht pfeift der alte Nachwächter Mathew auf seiner Trillerpfeife und beraubt Raj seines Schlafes. Der übernächtigte Makler protestiert, wird aber an den Genossenschaftsleiter des Hauses verwiesen, der den Pfeif-Auftrag erteilt hat. Er heisst Janardan (Rajat Kapoor) und wird von einer Ehekrise sowie fehlenden Berufsaussichten geplagt. Raj kommt bei ihm mit seinem Anliegen nicht weiter. Auch bei der wöchentlichen Genossenschaftssitzung wird er abgespeist. Langsam wächst in Raj die Wut - und er greift zu immer rabiateren Aktionen.

Kritik: Wer jemals in einem Mietshaus gewohnt hat, kann viele Aspekte von "Hulla" durchaus nachvollziehen. Die simpel gestrickte Tragikomödie nimmt ein in Indien nicht unübliches Nachbarschaftsthema und schichtet immer neue Konflikte auf, bis alles in sich zusammenbricht. Im Mittelteil hängt der etwas lange Film gehörig durch und es gibt so manche Szene, die man problemlos hätte schneiden können - nicht zuletzt gilt dies für die blutige Traumsequenz mit dem Premierminister. Doch dieser Probleme zum Trotz ist das Spielfilmdebüt des Autors, Dokfilmers und Musikspezialisten Jaideep Verma unterhaltsam.

In der Hauptrolle glänzt der oft als Gangster oder Cop in Thrillern besetzte Sushant Singh (Family, Showbiz), der den geplagten Yuppie durchaus sympathisch, aber zunehmend hysterisch darstellt. Seine Wandlung zum Neurotiker meistert der Darsteller ziemlich gut. Gleiches gilt für den erfahrenen Rajat Kapoor (Mixed Doubles, Krazzy 4), der mit grauen Haaren und Brille älter aussieht, als in seinen anderen Filmen. Er macht die umgekehrte Entwicklung durch und wird vom etwas grantigen Kerl zu einem Mann, mit dem durchaus auch Mitleid empfinden kann.

Richtig mitreissen will "Hulla" nach seinem gelungenen Auftakt nicht. Er vergibt ein paar Chancen zu noch besseren Pointen, gibt sich der Überlänge hin und wirkt bisweilen etwas simpel gestrickt. Die emotionale Komponente, die am Schluss plötzlich Überhand nimmt, scheint daher nicht ganz verdient. Doch sie funktioniert halbwegs - wie eigentlich fast alles in dem Werk. "Hulla" ist kein Film, der viele Preise absahnen wird oder Kasse machen kann, doch er macht aus einem alltäglichen Nachbarschaftskonflikt, wie ihn beinahe jedes grössere Mietshaus sieht, eine Komödie mit leiser sozialkritischer Komponente und ein bisschen Gefühl. Das reicht, damit dem Publikum nie langweilig werden kann.

Fazit: Etwas lang, etwas simpel, etwas dünn - doch dank guter Denkansätze, charmanter Schauspieler und einigen gelungenen Pointen durchaus einen Blick wert.


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Hum Tum  
Indien 2004
Lief als Ersatzfilm für den kurzfristig entfallenen "Taare Zameen Par". Regisseur Kunal Kohli war anwesend für ein sympathisches Q & A.

Kritik hier.

 


 

Amal  
Kanada, 2007

Regie: Richie Mehta
Mit: Rupinder Nagra, Naseeruddin Shah, Seema Biswas, Koel Purie, Roshan Seth, Vik Sahay

Länge: 101 Minuten. Hindi & Englisch

 

Story: Der Autorikscha-Fahrer Amal (Rupinder Nagra) bringt seine Fahrgäste stets mit Charme und Freundlichkeit an ihre Zielorte in Delhi. Längst hat er dank seiner zuvorkommenden Art seine Stammgäste, darunter die Ladenbesitzerin Pooja (Koel Purie). Eines Tages steigt der grantige alte Penner G.K. (Naseeruddin Shah) in Amals Rikscha und lässt sich herumkutschieren. Am Ende der Fahrt will er die Rechnung nicht vollständig bezahlen - und Amal lässt ihn gewähren. Er will keinen Streit. Kurz darauf beginnt die Anwältin Sapna (Seema Biswas) verzweifelt, nach Amal zu suchen: G.K., der eigentlich steinreich war, ist verstorben und hat sein Vermögen an Amal vererbt.

Kritik: Der Gewinner des Jury-Preises beim diesjährigen "Bollywood and Beyond"-Festival ist ein würdiger Gewinner, aber auch leicht überschätzt. Die Geschichte um den herzensguten Rikscha-Fahrer, dem ein Millionenerbe blüht, hat viel Charme und glänzt dank ihrer einfachen, unprätentiösen Machart. Doch es fehlt das letzte Quäntchen Originalität und Amal ist als Hauptfigur nicht 100% glaubhaft. Gerade er als überzeichnet harmoniesüchtiger Mensch macht "Amal" zum Sozialmärchen und wie so viele Filme dieser Gattung rutscht auch er hin und wieder in den Sozialkitsch ab. Diesen Vorwurf musste sich der kanadische Filmemacher Richie Mehta von einigen Kritikern aus seiner indischen Heimat anhören, die den vermeintlich authentisch aussehenden Film nicht als solchen hinnahmen.

Mir persönlich kam "Amal" dagegen ziemlich realistisch vor, bis hin zu den netten Details wie der U-Bahn, die gebaut wird, und die Rikscha-Fahrer wohl in die Arbeitslosigkeit treiben wird. Delhi erscheint hier als pulsierende, boomende, aber trotzdem an vielen Orten noch reichlich heruntergekommene Metropole. Sie liefert aber für den Film auf jeden Fall einen spannenden Hintergrund, sowohl visuell wie sozialwissenschaftlich. Was hier abgeht, auch im Kleinen, erzählt urbane Alltagsgeschichten und das macht einen Teil des Reizes aus.

Amal selbst wird verkörpert von Rupinder Nagra, der denselben Part bereits in Mehtas gleichnamigen Kurzfilm von 2004 gespielt hat. Er agiert zurückhaltend überzeugend, auch wenn mir etwas der Esprit in seiner Performance fehlt. Ganz anders Naseeruddin Shah, der es hinter seinem Vollbart sichtlich geniesst, den fluchenden Clochard zu spielen. Bandit Queen-Star Seema Biswas als Anwältin und Koel Purie (siehe auch Bolly Double) spielen solide, "Indiana Jones 2"-Premierminister Roshan Seth gibt Biswas' Assistenten und hat gegen Ende ein paar starke Momente. Der junge Vik Sahay ist als einer von G.K.s Söhnen ein kleines Highlight, da hinter seinen funkelnden Augen vieles abgeht, das man als Zuschauer lange nicht einordnen kann.

Allzu tief gräbt "Amal" letztendlich nicht. Es handelt sich um ein eindrücklich gemachtes, einfach inszeniertes Sozialmärchen, das mit leisem Witz und nachvollziehbaren Gefühlen die Zuschauer auf seine Seite holt. Der Schluss ist ungewöhnlich in mancherlei Hinsicht, aber sicherlich konsequent. Und wenn der Film zu seinem Schlussspurt ansetzt, mag man dem herzensguten Amal sein Vermögen einfach nur gönnen. Der Mann hat so ein grosses Herz, seine Gutmütigkeit wirkt fast schon ansteckend. Darin liegt sicher auch das Geheimnis des Erfolges von "Amal". Er ist weder der tiefgründigste, noch kritischste oder raffinierteste Film - doch der Protagonist hat ein grosses Herz und bleibt bescheiden. Solche Menschen kann es nie genug geben.

Fazit: Ein liebenswertes Sozialmärchen, bis auf das ungewöhnliche Ende nicht sehr überraschend, aber auf stille Art einfühlsam und authentisch.


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Manorama Six Feet Under  
Indien 2007

Kritik hier.

 


 

Hanuman Returns / Return of Hanuman  
Indien 2007

Kritik hier.

 


 

Via Darjeeling  
Indien 2008

Kritik hier.

 


 

Mithya  
Indien 2008

Kritik hier.

 


 

Chak De! India  
Indien 2007

Kritik hier.

 


 

Ore Kadal - The Sea Within  
Indien, 2007

Regie: Shyamprasad
Mit: Mammootty, Meera Jasmine, Narain, Ramya Krishnan

Länge: 110 Minuten. Malayalam

 

Story: Die junge Deepti (Meera Jasmine) vermisst in ihre Ehe die Leidenschaft. Ihr arbeitsloser Mann Jayan (Narain) trägt zudem nicht viel zum Haushalt bei. Als Deepti eines Tages dem unnahbaren Nachbarn Dr. Nathan (Mammootty) einen Besuch abstattet, ist es um sie geschehen. Der preisgekrönte Schriftsteller ist zwar ein Alkoholiker und geht mit Frauen um wie mit Sklaven - doch Deepti fühlt sich von ihm angezogen und beginnt eine Affäre. Während sie sich längst in den intellektuell überlegenen Mann verliebt hat, investiert er keine Emotionen. Für ihn ist die Frau nur ein Liebesspielzeug. Derweil verschlechtert sich ihr Zustand wegen wachsender Schuldgefühle. Als sie schwanger wird, verliert Deepthi gar den Verstand.

Kritik: Basierend auf dem Roman "Heerak Deepthi" des Bengalen Sunil Gangopadhyay schuf der preisgekrönte Regisseur Shyamprasad ein auf Sparflamme brodelndes Liebesdrama von intellektueller Schwere. Ein Vergleich mit europäischen Filmemachern der 70er-Jahre bietet sich hier ebenso an wie einer mit klassischen Autoren der Marke Tennessee Williams. Doch all dies mit einem indischen Touch, besonders einem bengalischen - selbst wenn der Film im südlichen Kerala entstanden ist. Diese Mixtur aus verschiedenen künstlerischen Einflüssen aus der ganzen Welt und doch einem urindischen Setting machen "Ore Kadal" zu einem faszinierenden Film, der am diesjährigen "Bollywood and Beyond"-Festival denn auch den Publikumspreis gewann. Eine seltsame Aufteilung, hätte ich diesen Award eher für Amal erwartet, der dafür den Jurypreis gewann, welcher wiederum an "Ore Kadal" hätte gehen können.

Doch so oder so: Er bekam einen Preis - und es ist leicht zu sehen, warum. Das Drama gehört zu der Art Film, die mit ihrer subtilen Art die Independent-Filmfans begeistern. Mir persönlich war das Werk ein wenig zu lang, es fehlte ihm an Glaubwürdigkeit und die Zeit, die im Film verstreicht, kommt nie richtig herüber. Die Story sollte schliesslich über mehrere Jahre spielen, doch es verändert sich an den Figuren nur wenig, selbst das Poster vor Nathans Apartment ist nach einem halben Jahrzehnt immer noch dasselbe. Mit etwas mehr Aufmerksamkeit für solche Kleinigkeiten hätte der Film schon einiges erreicht.

Doch das ist letztendlich ein eher kleines Problem. Schwerer wiegt für mich, dass Deepthis Anziehung nie so richtig glaubwürdig scheint. Ebenso wenig ihr Fall in den Wahnsinn und später Dr. Nathans langsames Zerfressenwerden von Schuldgefühlen. Das alles funktioniert auf dem Papier als einer Art intellektuell variiertem Schundroman, doch umgesetzt als Film fehlt mir das letzte Quäntchen an Effort, um die Story den Zuschauern glaubwürdig zu vermitteln. Weil Regisseur Shyamprasad ein talentierter Mann ist, nimmt man die Story an und lässt sich mit ihr treiben, doch an sich ist mir da zu wenig Fleisch am Knochen.

Vorbehaltlos gut dagegen die Leistung der Akteure um Kerala-Superstar Mammootty und die natürlich aufspielende Meera Jasmine. Auch die Atmosphäre mit ihrer schwülen Luft und der knisternden, unterschwelligen Spannung, vermag stets zu fesseln. Das ganze Schwelgen in Selbstmitleid, Schwermut und Seelenpein ist mir etwas zu viel, das würde ich als typisch bengalisch abtun, doch man kann damit leben, zumal sich die Figuren ihr Leid "verdienen" im Verlauf des Films. Um die Liste der Negativpunkte endlich abzuschliessen: Das Ende war mir etwas zu offen, als wolle man es nicht den Zuschauern überlassen, sondern wisse schlicht nicht, wie so etwas enden soll. Und die Hintergrundmusik kam mir oft vor wie eine Klavier-Version des Soundtracks von "Requiem for a Dream". Das Wort Plagiat würde ich aber nie in den Mund nehmen. 

Trotz allen Vorbehalten meinerseits, welche die meisten Kritiker im Übrigen nicht teilen, bekommt dieses stimmige Werk seine 3 Sterne und damit eine Empfehlung. Es ist stark gespielt, behutsam inszeniert und nicht unspannend erzählt. Das in meinen Augen gravierendste Problem, dass das schwermütige Beziehungskarussell nicht so glaubwürdig ist, wie man meinen könnte, wird durch eine geschickte Dramaturgie wettgemacht, so dass im Verlauf des Films die Vorbehalte eher schwinden, als stärker werden. Wer auf bengalisches, anspruchsvolles Kino steht, der sollte diesem Malayalam-Drama auch eine Chance geben. Man wird mit Kino für Kopf und Herz belohnt.

Fazit: Intelligent und bewegend - dieses schwermütige Malayalam-Drama im Stil eines bengalischen Werks ist zwar nicht ganz glaubhaft und leicht selbstgefällig, aber atmosphärisch dicht und stark gespielt.


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Thoda Pyaar Thoda Magic  
Indien 2008

Kritik hier.

 


 

Shoot on Sight  
GB 2007

Kritik hier.

 


 

 

 

 

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