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A l l   A b o u t   L o v e   ~   T s o i   s u e t   y u k   c h i   n g o   o i   n e i

Reviewed 24.12.05

Hongkong 2005 Ko (Andy Lau Tak-Wa) ist ein angesehener und erfolgreicher Doktor. Als seine Frau ZuQing (Charlene Choi Cheuk-Yin) bei einem Autounfall stirbt, macht er sich Vorwürfe und bedauert, nicht mehr für sie da gewesen zu sein. Eines Tages rettet er mit dem Krankenwagen das Leben des Unfallopfers Tse Yuen-Sam (Charlie Yeung Choi-Nei). Von Dr. Lip (Anthony Wong Chau-Sang) erfährt Ko, dass Yuen-Sam das Herz der verstorbenen ZiQing in sich trägt. Die junge Frau scheint das Transplantationsherz jedoch abzustossen. Ko liest in Yuen-Sams Tagebuch, dass ihr Gatte Derek Hui (Andy Lau Tak-Wa) sie verlassen habe. Und da Derek genau so aussieht wie er, beschliesst er, als Derek der sterbenden Yuen-Sam ein paar schöne Tage zu ermöglichen.
Andy Lau agierte in dem ganz auf ihn zugeschnittenen Melodrama als Produzent und verlangte dafür keine Schauspieler-Gage. Laus Charisma und seine Routine machen "All About Love" denn auch die meiste Zeit sehenswert. Viel zu entdecken gibt es bei dem Film indes nicht. Bei aller Sympathie den Akteuren gegenüber, handelt es sich dennoch nur um ein abgestandenes und uninspiriert umgesetztes Konzept, das unverblümt auf die Tränenkanäle der Zuschauer zielt. Umso erstaunter war ich, dass mich die Ereignisse bis zum Schluss kalt liessen.
Das liegt vor allem an Daniel Yus harmloser und konturloser Inszenierung. Er glättet alle Emotionen und Überraschungen zu einem cineastischen Einheitsbrei. Besonders ärgerlich sind etwa die immer wieder eingefügten Rückblenden in die Beziehung von ZiQing und Lok, welche die melancholische Atmosphäre immer wieder zerstören und von Charlene Chois nicht immer überzeugendem Schauspiel weiter nach unten gezogen werden. Dramaturgisch sind die Rückblenden einfach plump und sie vermitteln weder wertvolle Informationen, noch eine sonderlich bewegende Retrospektive der klischeehaften Beziehung. Dass Andy Lau fast doppelt so alt ist wie Charlene macht die Sache wohl auch nicht einfacher - obwohl Lau einfach nicht alt zu werden scheint.
Die andere Dame, Charlie Yueng (Seven Swords) agiert souverän und sie schafft es auch, die eine oder andere Gefühlsregung beim Zuschauer zu provozieren. Doch ihr Part ist ebenfalls enorm stereotyp und Yu bietet alle Klischees auf, welche die Figur der "sterbenden Schönen" zu bieten hat. Die Summe an Krankheiten, Zufällen und Leidensgeschichten würde selbst einem Bollywood-Melodrama die Schamröte ins Gesicht treiben. Yu serviert alles jedoch mit einer solchen Ernsthaftigkeit, das man bald dazu übergeht, den Kopf zu schütteln.
"All About Love" ist kein grundsätzlich schlechter Film. Lau und Yeung sind sehr gut, Co-Stars wie Anthony Wong und Lam Suet sieht man immer gerne, die Melancholie ist oft gut eingefangen und die Bildsprache ist attraktiv - doch man kennt den Film, bevor er zu Ende ist, so voll ist er von voraussehbaren Wendungen und Genre-Klischees. Die eigentlich brisanteste Frage schiebt der Film denn auch still zur Seite: Haben der "falsche" Derek und Yuen-Sam eigentlich Sex - und wenn ja, gilt das technisch nicht als Vergewaltigung? Aber Romantik geht vor, solche Ideen werden nicht aufgegriffen. Die belanglose Inszenierung von Daniel Yu und Co-Regisseur Lee Kung-Lok tut ihr Übriges, um den Film schnell in der Versenkung verschwinden zu lassen. Ein Film für den Augenblick, der schnell vergessen geht.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch 5.1 und DTS sowie Mandarin 5.1
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Tsoi suet yuk chi ngo oi nei; 再說一次我愛妳
Regie: Daniel Yu Wai-Kwok, Lee Kung-Lok

Melodrama

Humor *

Spannung *

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A . V .   ~   Q i n g   c h u n   m e n g   g o n g   c h a n g

Reviewed 11.7.05

Hongkong 2005 Die vier Freunde Jason Chan Ho-Ming (Wong You-nam), Leung Chi-on (Lawrence Chou Chun-Wai), "Band Aid" Ho Bo-Wah (Eric Tsangs Sohn Derek Tsang Kwok-Cheung) und "Fatty" Mak Kai-kwong (Jeffrey Chow Chun-Fai) sind Schüler an einer Filmschule. Sie erfahren, dass ihr Kollege Kar-lok (Tsui Tin Yau) aus der Schule geschmissen wurde, weil er der hübschen Yoyo vorgemacht hat, er drehe mit ihr einen Film - nur um sie ausgiebig vor der Kamera zu küssen. Das bringt die Jungs auf eine Idee: Sie wollen einen Porno drehen, damit sie endlich zu gutem Sex kommen. Ihr Star ist denn auch schnell gefunden: Die Japanerin Manami Amamiya (AV-Schauspielerin Manami Amamiya herself). Der Agent der 20-Jährigen, Sozo Teruoka, verlangt HK$200'000 für den Dreh. Um dies zu finanzieren, nehmen die Freunde einen Kredit auf. Teruoka reist an und verlangt mehr Geld. Als sie dieses endlich zusammen gekratzt haben, kann der Dreh beginnen - doch Komplikationen folgen umgehend.
Wer sich auf viel Sex und Erotik freut, wird enttäuscht: Edward Pang ("Beyond Our Ken") drehte mit "A.V." eher eine Teeniekomödie, vermischt mit einer Hommage an das Guerilla-Filmen und studentisches Unternehmertum, als Stimulation für die Lenden. Ein paar Shots sind zwar sehr suggestiv und die Dialoge bergen auch manch kesse sexuelle Andeutung, aber all dies geschieht auf überraschend gesittetem Niveau. Pang war denn auch nicht darauf aus, anzuecken: Trotz potenziell schlüpfrigem Thema ist "A.V." denn auch eher was fürs Herz.
Die jungen Akteure leisten solide Arbeit, ebenso Pang als Regisseur. Er inszeniert trotz bloss zweiwöchiger Drehzeit kurzweilig mit einer Menge Humor. Herrlich etwa, wenn der Actionchoreograf (Chin Kar-Lok) am Set auftaucht und fragt "this is an action film, right?" oder wenn eine pathetische "I have a dream"-Rede nur dazu missbraucht wird, um Geld für den Pornodreh zu sammeln. Letztendlich steckt hinter den Ereignissen nicht viel dahinter und auch die Romantik schlägt keine gigantischen Wellen. Aber "A.V." amüsiert und steckt mit seinem Charme an. Das reicht für eine laue Sommernacht.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch 5.1 und DTS sowie Mandarin 5.1
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Qing chun meng gong chang
Regie: Edward Pang Ho-Cheung

Tragikomödie

Humor * * *

Erotik * *

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B u g   M e   N o t !

Reviewed 17.9.05

Hongkong 2005 Obwohl sich ihre Mutter (Candy Lo Hau-Yam) lange gesorgt hat, sie würde sich nicht richtig entwickeln, ist aus Moon (Isabella Leong Lok-si) ein hübscher Teenager geworden. Das Mädchen tut Dinge, die Gleichaltrige auch tun - unter anderem sich verlieben. Ihr Objekt der Begierde ist der Einzelgänger Hyland (Wilson Chen Bo-lin ). Was sie jedoch aussergewöhnlich macht, ist der Umstand, dass sie mit Insekten reden kann! Seit sie den einmal gepunkteten Marienkäfer Cootchie (Stimme: Jan Lamb Hoi-Fung) gerettet hat, ist der sowieso ihr bester Freund. Dieses Talent fällt Auntie (Gillian Chung Yan-Tung) auf, einer 70-jährigen Dame, die den Körper einer jungen Frau hat. Sie ist die Anführerin einer Gruppe von übermenschlich begabten Leuten, die sich im "Psychic Park" tummeln. Zu den anderen "Ausgestossenen" im Park gehören "Baldy" Sasha (Xu Boping), der enorm hoch springen kann, Chi (Kenny Kwan Chi-Bun), der Zukunft und Vergangenheit erfühlen kann, Eggy (Steven Cheung Chi-Hung), der durch Wände sehen kann, und die Zwillinge (Zhou Bingqing, Zhou Yuejie), die telekinetische und telepathische Fähigkeiten haben. Bald hat diese Gruppe zwei wichtige Aufgaben: Moon und Hyland verkuppeln sowie die Käfer davon abzuhalten, einen Krieg gegen die Menschheit zu beginnen.
Regisseur Law Chi-Leung alias Lo Chi-Leung ist tief gesunken. Nach sehenswerten Werken wie Inner Senses und Koma setzt er den Zuschauern diese Mainstream-Gurke vor, die er mit der "Emperor Entertainment Group" produziert hat, welche Teenie-Stars von den Twins und Edison Chen über Katie Kwok bis Boy'z und Nicholas Tse lanciert hat. Ihr neues Pferd im Stall: die niedliche Kantopop-Sängerin Isabelle Leung (The Eye 10). Viel zu tun hat sie hier nicht, aber sie lächelt so süss, dass sie garantiert bereits über eine solide Fanbasis verfügt.
Etwas anderes will "Bug Me Not!" auch nicht wirklich erreichen: Fans ansprechen, Teenies glücklich machen. Ich bezweifle jedoch, ob er überhaupt dies schafft. Aus cineastischer Sicht verpasst er jedenfalls alle Ziele. Schlechte Tricks, eine wirre Handlung, infantile Akteure und ein Bonbon-Look voller leuchtender Farben machen das Werk so attraktiv wie einen Endlos-Besuch im Kindergarten. Die 87 Minuten kommen einem entsprechend lang vor.
Die Handlung, sofern vorhanden, plädiert für Umwelt- und Käferschutz und versucht sich in psychologischem Teenager-Aufbau. Das ist nett gemeint, aber macht den Quatsch auch nicht spannender. Vielmehr muss man sich abgestandenen Freakshow-Humor auf Unter-
Wong Jing-Niveau antun, der von langen Nasenhaaren bis Pickelbefall reicht. Und man darf lästig hyperaktiv agierende Teeniestars beim völligen Abbau ihrer Würde zuschauen. Am besten weg kommt noch die eine Hälfte der Twins, Gillian Chung (Twins Effect 2), als nicht alternde Dame. Ihre Partnerin Charlene absolviert immerhin einen unnötigen Kurzauftritt. Alle anderen Idols wie Ex-Boy'z-Cantopopper Kenny Kwan und immernoch-Boy'z Steven Cheung blamieren sich bloss und ärgern vom ersten Auftritt an.
"Bug Me Not!" ist wirklich so albern, wie sich das Konzept anhört und macht wirklich nichts anderes, als ein paar lausig animierte CGI-Käfer mit angesagten Teenagern in einen Topf zu rühren. Das sollte man meiden, selbst wenn man Law Chi-Leung einen finanziellen Gefallen tun möchte. Kauft lieber seine früheren Werke, sonst droht vielleicht noch ein Sequel!

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch 5.1 und DTS sowie Mandarin 5.1
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: 虫不知
Regie: Law Chi-Leung

Komödie

Humor * *

Spannung *

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A   C h i n e s e   T a l l   S t o r y   ~   C h i n g   d i n   d a i   s i n g

Reviewed 17.2.06

Hongkong 2005 Der Tang-Mönch Tripitaka (Nicholas Tse Ting-Fung) ist mit seinen loyalen Freunden Sun Wukong (Wilson Chen Bo-lin), Sandy (Steven Cheung Chi-Hung von der Teenieband Boy'z) und Piggy (Ex-Boy'z Kenny Kwan Chi-Bun) unterwegs in die indische Stadt Shache. Von dort wollen sie jahrhunderte alte Sutren zurück bringen, welche all jene, die aus ihnen vorgelesen bekommen, zu friedliebenden Menschen machen. Doch in Shache werden die Reisenden von einem Baumdämon und seiner Insekten-Armee angegriffen. Sie haben auf das Fleisch des Tang-Mönchs abgesehen, das unsterblich machen soll. Sun Wukong wehrt den Angriff ab und schiesst Tripitaka mit seinem magischen Goldenen Stab in sichere Gefilde. Während die Freunde des Mönchs gefangen genommen werden, trifft er auf die entstellte Reptilienfrau Meiyan ("Twin" Charlene Choi Cheuk-Yin), die sich in ihn verliebt.
Drei Jahre nach Chinese Odyssey 2002 kehrt Regisseur Jeffrey Lau in die Welt von "Journey to the West" zurück. War bereits sein letzter Ausflug nur noch eine sehr freie Interpretation der Geschichten um den Mönch und sein Gefolge, so bleibt für "A Chinese Tall Story", so der Name des neuen Films, fast gar nichts mehr vom Original übrig. Der Film beginnt schliesslich auch mit der Ankunft am indischen Zielort Shache - begleitet von angenehm Bollywood'scher Musik- und Kostüm-Atmosphäre - und alles was danach kommt ist bloss noch Fantasy-Irrsinn.
Ja, irr. Lau hat nämlich ein Faible dafür, klassische chinesische Stoffe in bizarre Sinnesattacken zu verwandeln, wir erinnern uns etwa an die Wong Kar-Wai-Produktion The Eagle Shotting Heroes oder eben an Chinese Odyssey 2002. Auch in "A Chinese Tall Story" schert sich Lau nicht gross um eine kohärente Geschichte, sondern zermantscht Fantasy, CGI-Tricks, tiefer gelegten Humor, Action und Kitsch zu einem exzessiven Bildgewitter. Subtil oder tiefgründig ist daran nichts, es zählt der Bombast - in allen Formen, Farben und Tönen.
Die Musik von Miyazaki-Komponist
Joe Hisaishi dröhnt, die Spezialeffekte prasseln massig und in nicht immer überzeugender Qualität auf die Leinwand und die Akteure chargieren genüsslich. In diesem lauten Durcheinander sind die Stars, meist Leute der Unterhaltungsfabrik EEG, kaum mehr wichtig. Sie verschwinden unter Masken und in Kostümen, die zweifellos einen Blick wert sind. Nicholas Tse ist nicht übel als Mönch, Charlene Choi will nicht richtig in diese Welt passen - ob als hässliches Entchen, als spacige Engels-Heldin oder komplett-CGI-Figur. "Passen" tut aber noch vieles nicht. So spielt dieser Film vor 500 Jahren, doch UFOs, Computerchips und weiss der Kuckuck was für moderne Elemente lassen historisches Ambiente schnell verduften. Lau lotet die Grenzen des Fantasy-Genres voll aus - doch es stellt sich mit der Zeit kein Staunen mehr ein. Vielmehr bricht sein zusammengeklautes Überwältigungskino unter seiner Sinnlosigkeit zusammen.
Opfer des cineastischen Diebstahls gibt es viele. So liessen sich die Konstrukteure für Shache von Minas Tirith inspirieren, längere oder kürzere Sequenzen stammen aus "Starship Troopers", "Matrix Reloaded", "Matrix Revolutions", "Star Wars", "Shrek" und allerlei Animes. Dazu gesellen sich Insider-Gags wie etwa eine Verarsche der "Geheimnis in der Wand verstecken"-Idee aus In the Mood for Love von Laus Kumpel Wong Kar-Wai. All dies vermischt Lau zu einem uneinheitlichen und auf die Dauer auslaugendem Gebräu. Dank irrem Tempo und einigem Humor (mir gefiel die Szene, in der die himmlischen Ritter die mit der Macht der Liebe kämpfenden Dörfler killen) fällt das Ganze nie auf Zu Warriors-Niveau - doch wirklich gut ist das aufgeblasene Nichts auch nicht. Da lieber die klassische Journey to the West-Reihe der Shaws rein ziehen. Oder Chinese Odyssey 2002.

Hier auf DVD erhältlich (HK)
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch 5.1 und DTS sowie Mandarin 5.1 und 2.0
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Ching din dai sing; 情癲大聖
Regie: Jeffrey Lau Chun-wai

Fantasyfilm

Action * * *

Humor * *

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C o l o u r   o f   t h e   L o y a l t y

Reviewed 8.7.05

Hongkong 2005 Der Gangsterboss Dragon (Eric Tsang Chi-Wai) will sich mit seiner neuen Geliebten Shan (Suki Kwan Sau-Mei) zur Ruhe setzen. Doch die Suche nach einem Nachfolger gestaltet sich schwierig, da er noch immer auf einem Gang-Vermögen von 120 Millionen sitzt und er vermutet, seine potentiellen Nachfolger seien primär aufs Geld aus. Als ihn Inspektor Mike (Lam Suet) auch noch warnt, jemand wolle ihn umbringen, heuert Dragon den jungen Fat (Shwan Yu Man-Lok) und seine Truppe als Bodyguards an. So will er sich schützen und herausfinden, wer ihm ans Leder will. Vertrauen kann er nicht einmal seinen engsten Vertrauten Coffin, Bomb, Sunny und Peter.
Der durch und durch uninspirierte Gangsterstreifen hat mit dem Namensvetter Colour of the Truth überraschend wenig gemein. Bis auf den Regisseur versteht sich: Über-Produzent Wong Jing, der hier mit Co-Regisseur Billy Chung (My Schoolmate Is a Barbarian) die Regieanweisungen gab. Die zwei machen zweifellos solide Arbeit, doch in dem Werk steckt nichts, was man nicht hundertfach gesehen hat. Die üblichen Loyalitätskonflikte, die immergleichen Bandenkriege, die aus solchen Film auch bekannten "altgedienter Cop trifft sich mit dem Gangsterboss"-Sequenzen.
Alles ist da, alles ist handwerklich auf gehobenem Niveau. Und auch die Schauspieler überzeugen. Der stets verlässliche Eric Tsang bekommt aber genauso wie Lam Suet oder die Horde an jüngeren Stars wenig Chancen zum Glänzen. Die Frauen im Cast kommen zwar nicht so übel weg, wie bei Wong gewohnt, aber sie teilen alle ein nicht gerade angenehmes Schicksal. Letztendlich eckt "Colour of the Loyalty" aber auch in diesem Bereich nicht gross an. Selbst die hin und wieder ausbrechende Gewalt wirkt wegen CGI-Blut und schnellem Cutting nicht sehr schockierend, sieht man von einer klug gefilmten "Kopf-Zertrümmerung" ab. Durch diese glatte und saubere Machart verliert "Colour of the Loyalty" alle Ecken und Kanten und ist deswegen auch so grauenhaft austauschbar.
Zu sagen hat er wenig, zu zeigen auch nicht viel. Es fehlt an grosser Spannung, an gewaltigen Überraschungen. So lassen sich 90 Minuten durchaus totschlagen, doch am Ende, nach dem etwas aufgedrückten Finale, erhebt man sich kaum erheitert, aufgepeitscht oder belehrt aus dem Sofa, sondern höchstens 90 Minuten älter.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch 5.1 und DTS sowie Mandarin 5.1
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Color of the Loyalty; 黑白戰場
Regie: Wong Jing, Billy Chung Siu-Hung

Thrillerdrama

Spannung * *

Gewalt *

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D e m o n i a c   F l a s h

Reviewed 1.8.05

Hongkong 2005 Der Sohn von Ken Mo Chi-Kin (Anthony Wong Chau-Sang) wurde von einem Laster überfahren, da der Vater unachtsam war. An Ort und Stelle erlitt Mo einen derartigen Schock, dass er seither gelähmt ist. Mit seiner blinden Frau bewohnt er eine luxuriöse Villa. Nebenan haust May Luk (Nicola Cheung Sun-Yu), eine junge Comic-Künstlerin, die im Schlaf unter brutalen Halluzinationen leidet. Sie droht durchzudrehen, erkennt dann aber, dass ihre Träume Visionen sind: Ihr Leben ist in Gefahr. Will ihr der mysteriöse Mo ans Leder? Oder die benachbarten Wah-Brüder?
Anthony Wong, einen der besten Schauspieler Hongkongs, völlig zu verheizen, mutet nach einer Kunst an. Doch das Bild täuscht, denn der preisgekrönte Wong beweist immer wieder aussergewöhnliches Talent darin, völlige Schrott-Rollen auszuwählen. Das ist 2005 nicht anders als vor fünf Jahren. Neuster Beweis: "Demoniac Flash", ein unterirdischer Horrorquatsch, der keinerlei Sinn macht und von Tony Leung (keiner der beiden gleichnamigen Schauspieler) so amateurhaft inszeniert wurde, dass es richtig weh macht. Wenn ich jetzt sagen würde "immerhin Anthony Wong macht das Anschauen wert", dann wäre dies gelogen: Er schlafwandelt durch den Film.
Die anderen Akteure, bestehend aus einer Vielzahl ehemals Erfolg versprechender Jungstars, mühen sich ab - und schauen dabei adrett aus. Aber ihre Figuren sind flach und ihr Schauspiel uninspiriert. Kein Wunder eigentlich bei diesem Plot. Ich hätte Schwierigkeiten damit, jedes Detail der kruden Handlung zu erläutern, aber das liegt wohl daran, dass das Skript derart wirr ist, dass es niemand ganz verstehen kann. Ablaufen tun die Ereignisse nach dem immergleichen öden Muster: Jemand schläft ein, hat einen Albtraum und wacht auf. Nach dem fünften Mal kennt man das System, aber es kommt noch ein gutes Dutzend mal mehr vor, bevor wir beim abstrusen Finale angelangt sind. Alle Beteiligten vergeudeten bei diesem unspannenden, ungruseligen Horrormist, der nur wegen ein, zwei netten Gore-Szenen mehr als einen Stern bekommt, ihr Talent. Alle ausser Tony Leung Hung-Wah: Der scheint keins zu haben.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch 5.1 und 2.0 sowie Mandarin 2.0
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: 飄移凶間
Regie: Tony Leung Hung-Wah

Horrorfilm

Spannung *

Gewalt *

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D i v e r g e n c e   ~   S a n   c h a   k o u

Reviewed 22.6.05

Hongkong 2005 Der Polizist Suen Siu-yan (Aaron Kwok Fu-Shing) trägt schwer an dem Verschwinden seiner Frau Fong (Angelica Lee Sin-je) vor zehn Jahren. Darunter leidet auch seine Arbeit. Als der Killer Coke (Daniel Wu Yin-Cho) einen Kronzeugen exekutiert, den Suen begleiten musste, wird er vollends zum Schwarzen Schaf des Departements. Der Zeuge sollte gegen den Unternehmer Yiu Ting-chung (Gallen Lo) aussagen, den die Polizei schon lange auf der Abschussliste hat. Doch nun ist Yiu plötzlich selber auf die Polizei angewiesen: Sein Sohn, ein Teenie-Sänger namens Yiu Ha, wurde entführt. Yius Anwalt To Hou-sung (Ekin Chen Yee-Kin) schaltet auch etliche zwielichtige Figuren ein, die nach dem Verschwundenen suchen. Da entdeckt Suen, dass Tos Frau Amy (Angelica Lee Sin-je) seiner Fong aufs Haar gleicht. Ist sie seine Frau? Und was weiss Coke über Fongs Verschwinden?
"Divergence" ist ein überraschend sinnloser Film. New Police Story-Regisseur Benny Chan hat den Stil, die Stars und die Atmosphäre - aber einfach kein Ziel. Sei es das enttäuschende Ende, mangelhaft durchdachte Verknüpfung der drei Geschichten oder der fahle Spannungsbogen der Story: Das Thrillerdrama will nicht funktionieren, will nicht packen und seinem Input gerecht werden. Trotzdem übt der Streifen eine seltsame Faszination aus. Der Look, dominiert von mattem Blau und düsterer Tristesse ist so betörend, dass beinahe Tiefgang suggeriert wird, der nie da ist. Und die Schauspieler, sieht man von Ekin Cheng ab, bieten solide bis sehr gute Darbietungen.
Insofern ist "Divergence" ein frustrierendes Werk. Man langt sich im Verlauf der Geschichte immer öfter an den Kopf, weil Chan es derart vermasselt, seinem so gut aufgegleisten Film Schwere zu geben - oder eben eine Richtung. Fast scheint der Titel sich auf die Geschichten zu beziehen: Sie laufen zwar mehr und mehr zusammen, doch sie ufern aus, sie divergieren derart, dass man am Schluss kaum sagen kann, worum es eigentlich in dem Film wirklich ging und wer welche Agenda verfolgte. Klar gibt es eine (schwache) Auflösung und klar scheinen die Schicksale der Charaktere zum Ende abgerundet, doch es ist ein falsches Gefühl von Abschluss. Nicht wie in einem Infernal Affairs, bei dem der Film doch hin und wieder abguckt, wo die Spannung auf ein Ziel hindrängt und man sich nach der Auflösung befriedigt aus dem Kino- oder Wohnzimmer-Sessel erhebt. "Divergence" verläuft vielmehr ins Nichts.
Da ich mich nun schon dreifach wiederholt habe, kann ich auf die positiven Aspekte besser eingehen, welche die drei Sterne knapp rechtfertigen. Die Stars habe ich bereits erwähnt: Aaron Kwok, der sich langsam zu einem Brad Pitt Hongkongs wandelt (vom Teen Star zum attraktiven, reifen und wagemutigen Performer), bekommt am meisten Screen Time und muss vielleicht eine Träne zuviel herausdrücken - doch er hinterlässt einen absolut guten Eindruck. Ditto Daniel Wu, Hongkongs metrosexueller Posterboy, der einen Part wie diesen scheinbar mit Links spielt. Ekin Cheng dagegen ist blass wie Kreide, was durch die Story bedingt, aber trotzdem nicht tolerierbar ist. Die schöne Angelica Lee ist leider unterverwertet, ebenso wie Eric Tsang und Lam Suet, die gern gesehene Kurzauftritte hinlegen. Aber der Gesamteindruck dieses Casts ist deutlich im oberen Bereich.
Das Selbe gilt für den Stil. Es mangelt scheinbar an Action nach einer fetzigen Eröffnungssequenz, aber das macht die kurzen Action-Einlagen umso deftiger. Sehr gut gefiel mir eine Verfolgungsjagd zu Fuss. Solche cineastisch längst ausgeleierten Standard-Elemente noch spannend zu machen, ist für Filmemacher eine Herausforderung - und Chan meistert sie. Daniel Wu und Aaron Kwok springen zuerst aus dem Fenster auf eine stark befahrene Strasse, verfolgen sich vorbei an fahrenden Autos und landen in einer Fischhalle, wo es einen coolen, auch leicht ungewöhnlichen Fight gibt.
Kameramann Anthony Pun (New Police Story) gibt dem Ganzen einen mittlerweile oft gesehenen aber doch noch immer ansprechenden urbanen Look, in dem besonders Daniel Wu und Aaron Kwok fast die logische schauspielerische Konsequenz sind. Zum Schluss dreht Benny Chan nochmals etwas auf in Sachen Action und tischt Schiessereien und Schlägereien in Matsch und Regen auf. Wie zuvor gilt auch hier: Schon gesehen - aber sehr attraktiv neu verwertet. Selbst die in diesem Genre völlig ausgelutschten Elemente wie der bärbeissige Polizei-Boss, der abgewrackte Cop oder der melancholische Killer sind in "Divergence" kaum die störendsten Elemente. Nein, es bleibt die Story. Weil die nicht durchdacht ist, bleibt der Film im oberen Mittelmass stecken und frustriert: Es hätte so viel mehr drin gelegen.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch 5.1 und DTS sowie Mandarin 5.1
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: San cha kou; 三岔口
Regie: Benny Chan Muk-Sing

Thrillerdrama

Spannung * *

Action * *

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D r a g o n   S q u a d   ~   M a a n   l o n e

Reviewed 22.1.06

Hongkong 2005 Die Polizei von Hongkong soll den Gangster Panther Duen überführen. Um den Transport zu überwachen, hat Kommandant Hong Sun (Simon Yam Tat-Wah) ein internationales, fünfköpfiges Team namens "Dragon Squad" zusammengestellt: Hung Kei-Lok (Shawn Yue Man-Lok) aus Hongkong, Wang Sun-Hu (Vanness Wu Jian-Hao) aus den USA, Luo Zei-Jun (Sean Xia Yu) aus China, Pak Yut-Suet (Eva Huang Sheng-Yi) aus Hongkong und James Lam (Lawrence Chou Chun-Wai) aus England. Tatsächlich werden sie bald überfallen, nur um zu erkennen, dass sie eine Ablenkung waren: Der echte Duen wird mit einem anderen Konvoi transportiert. Dieser wird prompt angehalten und Duen entführt. Hinter der Aktion stehen der Kolumbianer Petros Angelo (Michael Biehn) und der koreanische Captain Ko Tung-Yuen (Jun-ho Heo) mit ihrem Team: Der Vietnamesin Song Yuet (Maggie Q), dem Koreaner Lee Chun-Pei (Philip Ng) und dem Amerikaner Pearson. Dieser Trupp hat jedoch ein grösseres Ziel: Panthers Bruder Tiger Duen (Ken Tong). Um Petros und Co. entgegen zu treten, bittet das "Dragon Squad" den kurz vor der Pensionierung stehenden Cop Kong Long (Sammo Hung Kam-Bo) um Hilfe.
Kritiker und Hongkong-Fans gleichermassen waren nicht gerade gnädig mit diesem Big-Budget-Reisser. Vielleicht war das auch nur eine Präventiv-Massnahme, denn als ausführender Produzent waltete Steven Seagal. Mit schlechten Reviews würde man die Kampf-Gurke vielleicht aus der ehemaligen Kronkolonie fern halten. Man kann es sich nur wünschen. Und obwohl ich der Letzte bin, der sich eine Chance entgehen lässt, Mr. Steingesicht Seagal in die Pfanne zu hauen, so muss ich "Dragon Squad" doch in Schutz nehmen: Er ist einfach durchschnittlich.
Dies jedoch mit starken Schwankungen. Die Befreiung von Panther Duen zum Beispiel ist grandios. Vergleicht man die Sequenz mit der ähnlichen in "Exit Wounds" (die mit 'some Michigan militant group'), so sticht die "Dragon Squad"-Schiesserei klar heraus. Geprägt von extremer Brutalität und schonungslosem Polizisten-Gemetzel macht sie auf jeden Fall Lust auf mehr. Das Problem ist: Es kommt nicht viel mehr. Die späteren Schiessereien sind zweitrangig, höchstens die als grosses Setpiece gedachte Auseinandersetzung der beiden Teams in einer Strassenschlucht überzeugt. Sie wird aber etwas abgeschwächt durch ihren Wackelkamera-Overkill und den Hektik-Schnitt.
Durchzogen sind neben der Action auch Inszenierung und Schauspieler. Daniel Lee ("Black Mask"), der auch als Drehbuchautor fungierte, verliert sich in MTV-Ästhetik, schnellen Cuts und albernen Schwarzweiss-Zeitlupe-Rückblenden (um einen die Qualitäten der Mitglieder immer wieder vorzuführen). Für echte Schauspielerei bleibt da kein Platz. Und die Momente, in denen es die Stars dennoch versuchen, fallen durch ihre Ungelenkheit auf. Jedes Mal, wenn die Teenie-Stars zu einer melodramatischen Introspektive ausholen, muss man einfach lachen.
Aber die Veteranen erwischt es nicht besser. Sammo Hung, so genial in SPL, zeigt sich von der faulen Seite und hat nur ein paar kurze Szenen, in denen er glänzen kann. Dazu gehört das Finale gegen den Koreaner Jun-ho Heo (Never to Lose), das auch viel zu hastig geschnitten ist. Simon Yam wirkt unmotiviert, ebenso wie Michael Biehn, bei dem alle Versuche, auf cool zu machen, scheitern. Ich sag das als grosser Fan von James Cameron und damit auch von Biehn in "Aliens", "The Abyss" und "The Terminator" - aber hier ist er austauschbar. Das gilt auch für die Yougsters wie F4-Sänger
Vanness Wu, Shawn Yue (Initial D), Philip Ng, Eva Huang, Li Bingbing und Maggie Q. Für Cop-Kurzauftritte lassen sich Gordon Liu und Audiokommentar-König Bey Logan verschleudern.
Die einzige Massname, die man als Zuschauer darum treffen sollte, ist: Hirn ausschalten. Manche Szenen machen keinen Sinn, oft kann man nicht nachvollziehen, wieso ein Mensch überhaupt an diesem und jenem Ort ist. Auch bei der Motivation hapert es gehörig. Doch inmitten dieses logikfreien Blow-em-ups gibt es ein paar gute Actionszenen, ein paar cool gemachte Sequenzen und einfahrende Gewaltakte. 111 Minuten lang kann man sich also durchaus unterhalten, wenn man sich nicht zu sehr sträubt. Und keine Angst: Steven Seagal ist nie zu sehen.
PS: Bei den Namen herrscht übrigens Totalverwirrung. Praktisch jede Quelle nennt die Figuren anders, teilweise sogar mit verschiedenen Darstellern. Auch bei der imdb ist zum aktuellen Stand einiges durcheinander (Michael Biehn heisst z.B. "Davinci" mit Nachnamen). Ich versuchte mich bei den Namen an die eingeblendeten Karten zu halten.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch 5.1 und DTS sowie Mandarin 2.0
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Maan lone; 猛龍
Regie: Daniel Lee Yan-Kong

Actionfilm

Action * * * *

Spannung * *

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E l e c t i o n   ~   H a k   s e h   w u i

Reviewed 3.1.06

Hongkong 2005 Die Wo-Sing-Society ist eine Triade in Hongkong mit rund 50'000 Mitgliedern. Wie in ihrer rund Hundert Jahre alten Tradition festgehalten wählen die Anführer der Sektionen alle zwei Jahre einen Boss. Der dicke Onkel Teng Wei (Wang Tian-lin) organisiert die Abstimmung, aus der der besonnene Lok (Simon Yam Tat-Wah) als deutlicher Sieger hervorgeht. Dies lässt der impulsive Big D (Tony Leung Ka-Fai) nicht auf sich sitzen und beginnt damit, Opponenten auszuschalten oder "umzustimmen". Derweil macht sich Superintendent Hui (David Chiang) daran, die Triaden-Führer einzulochen. Noch im Knast erklären sie sich den Krieg und schicken Helfer nach China, um den Stab zu bergen, der dem Anführer der Society gebührt. Big Head (Lam Suet) findet das Artefakt und fortan jagen etliche Triaden-Mitglieder wie der eiskalte Jimmy (Louis Koo Tin-Lok) oder der irre Jet (Nick Cheung Ka-Fai) hinter dem Stab her.
"Election" ist einer der besten Hongkong-Filme des Jahres. Leider sagt dies mehr über den durchwegs enttäuschenden Output der ehemaligen Kronkolonie aus, als über den Wert von Johnny Tos neuem Film. Der ist nämlich solide, hat seine grandiosen Momente - doch ist letztendlich gelähmt von einem ununterbrochenen déjà-vu-Gefühl. To ist wieder auf jenem Terrain, das er am besten meistert, doch grandiose neue Ideen hat er nicht mitgebracht, sieht man von ein paar Spielereien ab. Dazu gehören der komplette Verzicht auf Schusswaffen, viele Szenen bei Tageslicht und das Zeigen einer eindrücklichen Triaden-Zeremonie in ihrer ganzen Länge.
Dies dürfte auch ein Grund für das Kategorie-III-Rating in Hongkong sein, da die Behörden die Darstellung von Mafia-Zeremonien nicht gerne sehen und sie lange gar verboten haben. Selbst wenn, wie im Falle von "Election", alles andere als eine Glorifizierung stattfindet. Im Gegenteil: Gerade weil die Sequenz elaboriert ist und detailverliebt die Traditionen zeigt, wird sie ad absurdum geführt, weil man weiss, die halten sich eh nicht an ihre Schwüre. Es ist ein bedeutungsloses Relikt aus früherer Zeit. Das Tagesgeschäft der Triaden ist dagegen schmutzig, intrigant und profan. Viel Respekt und Coolness erlaubt To seinen Gangster jedenfalls nicht und das ist ihm anzurechnen.
Dass der Film dennoch nie wirklich abhebt, ist Tos typisch gedämpften Stil zuzuschreiben. Während dieser Stil bei einem nächtlichen Film durchaus eine stimmungsvolle Atmosphäre erzeugt, setzt hier vielmehr Langeweile ein. Das Gefühl wird dadurch verstärkt, dass To Charaktere herumwirbelt, ohne aufzuzeigen, wohin er eigentlich will. Figuren wie David Chiangs Polizeichef oder der geniale Onkel Teng mit seinem gigantischen Bauch verschwinden nach Belieben. Andere Figuren, die potentiell interessant wären (z.B. Louis Koo) bleiben schmerzhaft oberflächlich. Der Plot ist ähnlich holprig erzählt, handelt mal von den Gangstern, mal von den Cops, mal vom langweiligen Bergen eines bedeutungsvollen Stabs in China - doch eine wirkliche Handlung bleibt lange obskur. Erst zum Schluss zieht "Election" wieder an, dann mit einigen deftigen Überraschungen.
Trotz Tageslicht und ohne Einsatz von Schusswaffen endet "Election" nämlich extrem düster. Tos Abneigung gegen die Triaden ist überdeutlich, wenn er zeigt, dass hier keine Sympathien zu finden sind. Macht geht über alles. Und das zeigt er in realistisch-harten Bildern. Wie gesagt: To ist immer für Szenen gut, die einfahren, die erschüttern, die bewegen - doch als Ganzes ist "Election" ein mittleres Durcheinander. In den Händen jedes anderen Regisseurs wäre es nicht einmal eine Beachtung wert, doch To schafft es immerhin, das Ganze kühn zu filmen und aus seinen Akteuren Top-Leistungen zu holen - Nick Cheung ist ein Derwisch, Simon Yam konzentriert, Tony Leung bedrohlich, Wang Tian-lin köstlich, wenn er stets seine Hosen festhalten muss. So bleibt der Film stets sehenswert. Wieso To aber mit gerade mal routinierten Filmen wie diesem immer wieder Preise abräumt und an Festivals eingeladen wird, geht mir wohl nie in den Kopf.
Fortsetzung: Election 2 (2006)
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch 2.0, 5.1 und DTS sowie Mandarin 5.1
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Hak seh wui; The Black Society; 黑社會
Regie: Johnny To Kei-Fung

Gangsterfilm

Spannung * *

Gewalt * *

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E v e r l a s t i n g   R e g r e t   ~   C h a n g h e n   g e

Reviewed 24.1.06

Hongkong 2005 Shanghai: Die Freundinnen Wang Qiyao (Sammi Cheng Sau-Man) und Lili (Su Yan) träumen von einem besseren Leben. Dieser Traum scheint in Erfüllung zu gehen, als Qiyao dem Fotografen Cheng (Tony Leung Ka-Fai) auffällt. Er macht sie gesellschaftsfähig und prompt nimmt der Offizier Li (Hu Jun) sie unter seine Fittiche. Während er sie zur Miss Shanghai macht, heiratet Lili Cheng, der insgeheim Qiyao liebt. Die folgenden Jahrzehnte sind für Qiyao eine stürmische Zeit und sie geht wechselnde Beziehungen mit jüngeren Männern wie Ming (Daniel Wu Yin-Cho) ein.
Stanley Kwan ist nach Wong Kar-Wai wohl Hongkongs bekanntester Frauen-Regisseur. Besonders in seinen beiden von Jackie Chan produzierten Epen Rouge (Anita Mui) und "Center Stage" (Maggie Cheung) hat er dies unter Kritikerjubel bewiesen. "Everlasting Regret", ebenfalls von Chan finanziert, ist sein neuster Coup als "George Cukor Asiens" und rückt Sammi Cheng (Yesterday Once More) ins Rampenlicht. Dies jedoch mit weniger Erfolg als bei den beiden Vorläufern.
Anzusehen ist der Film jederzeit sehr schön - auch das eine Parallele zu Wong, den Kwan bisweilen etwas zu deutlich zitiert. Besonders zu In the Mood for Love entstehen thematische und visuelle Assoziationen, etwa dann, wenn Sammi zu romantischer Musik von hinten gefilmt über einen Flur schreitet. Doch Wongs ausgeklügelte Bildsprache sucht man bei Kwan dann doch vergebens. Es ist eher ein adrettes Abfilmen. Selbst die Kulturrevolution sieht durch Kwans Linse noch ganz hübsch aus. Das widerspiegelt die Problematik des ganzen Films: Unter einer betulichen Shanghai-Ästhetik, unter Lounge-Feeling und später romantisiertem Rückblick in eine turbulente Ära verkommt das eigentlich schwere Drama um die Liebe einer Frau zur oberflächlichen Seifenoper.
Dies ist mitunter auch Sammis Schuld, die in ihren endlosen Nahaufnahmen zwar hinreissend aussieht, aber ihrer Figur nicht wirklich viel Tiefgang geben kann. Eine Schlüsselszene, in der sie heulend zusammenbricht, ist sogar etwas peinlich. Stets souveräne Co-Stars wie Tony Leung, Hu Jun und Daniel Wu übertünchen ihre Defizite genauso wie es die schönen Bilder tun, doch ohne eine wirklich packende Story (basierend auf dem preisgekrönten Roman von Wong Anyi, Temptress Moon) und eine emotional glaubhafte Hauptfigur nützt letztendlich alles Dekorieren nichts.
"Everlasting Regret" scheitert darum an seinen Ansprüchen und an seinem Titel. Von Bedauern ist wenig zu spüren, geschweige denn von immerwährendem. Selbst der Wechsel von der Society-Lady zum Kommunisten-Frau geht reibungslos, was manche Kritiker der chinesischen Zensur zugeschrieben haben. Zurück bleibt ein fahles Porträt einer interessanten Frau, das seine Chancen nie nutzt und stattdessen in Dekors und Close-ups schwelgt. Und der chronologisch zwar geradlinige, aber etwas holprige Abriss der stürmischen Zeiten im "Leben" einer Millionenstadt, deren Antlitz sich in 100 Jahren mehrfach massiv verändert hat.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Mandarin 5.1. und DTS sowie Kantonesisch 5.1.
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Everlasting Regret; 長恨歌
Regie: Stanley Kwan Kam-Pang

Drama

Gefühl * *

Anspruch * *

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T h e   E y e   1 0   ~   J i a n   g u i   1 0

Reviewed 3.6.05

Hongkong / Thailand 2005 Ko Fai (Kris Gu Yu), seine Freundin April (Isabella Leung Lok-si) sowie die Cousins May (Kate Yeung Kei) und Ted (Wilson Chen Po-Lin) stammen aus Hongkong. Sie reisen mit dem einheimischen Chongkwai (Ray McDonald) durch Thailand. Um sich etwas zu unterhalten, erzählen sie sich Geistergeschichten. Da tischt Chongkwai ein Buch mit dem Titel "10 Wege, Geister zu sehen" auf. Die Truppe beschliesst, die Techniken auszuprobieren. Tatsächlich locken sie Geister an. Doch bei einem Versuch verschwindet Ko Fai. Kurz darauf ist auch April weg. May und Ted reisen zurück nach Hongkong, wo das Grauen aber kein Ende hat.
Die Idee, die "Eye"-Reihe nach dem etwas missglückten zweiten Teil in eine komödiantische Richtung zu lenken, ging schief. Die Pang-Brüder schaffen es nämlich nicht mehr, auch nur einen Tropfen Spannung aus den Ereignissen zu ziehen: Die Geister sind weder unheimlich noch bedrohlich. Das wäre okay, wenn "The Eye 10" wenigstens als Komödie funktionieren würde. Doch dazu ist er zu fahl. Der 84 Minuten kurze Streifen fällt demzufolge zwischen Stuhl und Bank.
Was besonders erschüttert, ist, dass der Streifen nicht einmal gut inszeniert ist. Bei den Pangs konnte man bislang eigentlich davon ausgehen, dass immerhin der Look was taugt. Bei "The Eye 10" ist das Fehlanzeige: Der hemdsärmlig gefilmte Grusler kommt austauschbar daher in jedem Belang. Das muss man schlicht nicht gesehen haben. Schon der Titel kündigte dies eigentlich an: Die 10 bezieht sich auf die zehn Arten, wie man Geister sehen kann. Die ersten beiden Filme werden kurz angedeutet als die Methoden eins und zwei. Die anderen acht Möglichkeiten werden nacheinander abgehakt, wobei man sich die halbe Zeit fragt, was die Charaktere überhaupt noch antreibt.
Die lustlos verkörperten Figuren haben jedoch zu wenig Eigenschaften, zu wenig Potenzial, um sich überhaupt gross für sie zu interessieren. Was mit ihnen passiert, lässt kalt. Die "Eye"-Reihe dürfte damit ihren letzten Atemzug gemacht haben. Die Revitalisierung als Komödie ist missraten. Damit könnten die Pangs höchstens wieder "back to the roots" gehen. Doch angesichts der Tatsache, dass schon der erste Teil zwar solide, aber doch auch ziemlich überschätzt war, ist eigentlich zu hoffen, dass die Regie-Brüder die Geister, die sie riefen, nun endlich in Ruhe lassen.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch 5.1 und DTS sowie Mandarin 5.1
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Jian gui 10; Gin Gwai 2; 見鬼10
Regie: Pang Brothers

Horrorkomödie

Spannung *

Humor *

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T h e   H e i r l o o m   ~   Z h a i b i a n

Reviewed 30.7.06

Taiwan 2005 Der junge Architekt James Yang (Jason Chang Ta-Yong) erbt ein zerfallenes, riesiges Haus, das seiner Familie gehörte. Er überredet seine Verlobte, die Balletttänzerin Yo Hsu (Terri Kwan), mit ihm einzuziehen. Doch schon bald danach passieren in dem Haus seltsame Dinge. Die gemeinsame Freundin Chang Yi-Chen (Chang Yu-chen) wacht plötzlich im Haus auf und ihr Freund Liu Tin-Cheng (Tender Huang) findet auf mysteriöse Weise den Tod. Langsam erkennt James, dass seine Familiengeschichte dunkle Geheimnisse aufweist.
Der ehemalige Musikregisseur Leste Chen gab 2004 mit dem wenig beachteten Teenagerdrama "
Uninhibited" sein Regiedebüt. Für seinen Zweitling "The Heirloom" tat er sich mit der jungen taiwanesischen Firma Three Dots Entertainment zusammen, die zuletzt mit dem Drama Formula 17 einen Hit landen konnte. Eine fruchtbare Kooperation, denn "The Heirloom" dominierte die Kinocharts des Landes für mehrere Wochen. Dabei sind die Zutaten des Films allen Fans des asiatischen Horrors längst bekannt und Chen ringt ihnen nur bedingt neue Aspekte ab.
Visuell liegt er gerade richtig: Er erzeugt eine unheimliche, teilweise gotisch angehauchte Atmosphäre und filmt die zerfallene Umgebung des Hauses gestylt ab. Ein paar Rückblenden und Bild-Verfremdungen zuviel stören dabei kaum. Anders sieht es bei der Story aus: Warum Chen zum Beispiel schon zu Filmbeginn erklärt, dass "Hsiao Guei" das Züchten von Kindergeistern ist, indem man getötete Föten anbetet und sie mit Blut füttert, bleibt sein Geheimnis: Damit nimmt er den halben Film unnötigerweise vorweg. Auch eine Tante, die etwa zur Filmmitte als "Miss Exposition" fungiert und die ganze Story praktischerweise aufklärt, ist plump eingesetzt.
Die Schauspieler kommen mit dem Material relativ gut zurecht, Jason Chang (Formula 17) bleibt blass, aber attraktiv, Co-Star Terri Kwan ("
Turning Left and Turning Right") ist ebenso attraktiv, spielt aber besser. Wenn Chen vor dem Finale eine Zuspitzung orchestriert, indem er die Ballettvorführung zu Ereignissen im Haus montiert, wirkt das etwas bemüht, aber Terris Spiel tröstet darüber hinweg. Überhaupt drängt Chen gegen Schluss seine aus Musikvideo-Tagen stammende Technik zu sehr in den Vordergrund, wo doch der emotionale Abschluss der Geschichte Vorrang verdient hätte. Sonderlich spannend ist sein opernhafter Touch schliesslich auch nicht. Da liegt ein Problem des ganzen Films: Schmuck anzusehen ist er, doch die müde Story entwickelt selten Drive und schockt kaum, wodurch einem die 97 Minuten überraschend lang vorkommen. Das Material hätte einen besseren Film verdient.
Hier auf DVD erhältlich (D)
Hier auf DVD erhältlich (HK)
Hier auf DVD erhältlich (US)
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Mandarin 5.1 und DTS mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Zhaibian; 宅變
Regie: Leste Chen

Horrorfilm

Spannung * *

Gewalt *

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H i m a l a y a   S i n g h   ~   H e i   m a   l a i   a h   s i n g

Reviewed 16.4.05

Hongkong 2005 Himalaya Singh (Ronald Cheng Chung-Kei) lebt mit seinen Eltern im Himalaya und ist eins mit Natur und Geist. Um ihm durch die Konfrontation mit dem Bösen Erleuchtung zu ermöglichen, schicken sie ihn nach Indien. Dort soll er die Tochter des Yoga-Königs (Sanalan Mody) heiraten, die schöne "Indian Beauty" (Gauri Karnik). Doch Singh landet bei der forschen Tally (Cecilia Cheung Pak-Chi), die sich in ihn verliebt - ihm aber trotzdem helfen will, Indian Beauty zu erobern. Derweil haben sich vier Herren aus Hongkong in der indischen Stadt eingefunden. Onkel Panik (Sean Lau Ching-Wan) mit seinen zwei Neffen (Tsui Tin-Yau und Wong Yau-Nam vom Pop-Duo "Shine") sowie der reisende Onkel Tapfer (Francis Ng Chun-Yu), der viel Geld im Koffer trägt. Panik wird von Gaunern hypnotisiert und ausgeraubt. Er leidet fortan unter Halluzinationen und verirrt sich im Palast von Indian Beauty, die er für einen Kerl hält. Tapfer und die Neffen trinken aus Versehen indischen Gedächtnis-Lösch-Saft und wissen nicht mehr, wie sie verwandt sind, ob sie Yakuas sind oder vielleicht doch Yoga-Schüler.
Johnny Tos Partner Wai Ka-Fai stösst mit "Himalaya Singh" in hochkommerzielle Gefilde vor und präsentiert eine farbenfrohe, überdrehte Komödie. Leider ist sie alles andere als gut. Der ganze Plot um Himalaya Singh, der vom Gebirge in die Stadt kommt, hätte meines Erachtens für eine drollige Komödie gereicht. Er verliebt sich in Cecilia Cheung, sollte aber Bollywood-Schauspielerin Gauri Karnik (Sur) erobern, weil sein Vater es so will. Das reicht doch für eine Komödie.
Aber Wai reicht es nicht. Er wirft ein Deppen-Quartett in die Mischung und versaut den ganzen Film. Zum einen wegen Lau Ching-Wan. Seine Nachäffung von Mr. Bean ist traurigstes Beispiel von Hongkong-Comedy. Alles von seinen Körperbewegungen über seine Stimme bis hin zur Lippenmotorik passt er dem englischen Komiker an. Jedes Mal standen mit die Haare zu Berge. Dann muss er auch noch ärgerliche Schwulenwitzchen durchpauken, die nur jedes Mal Kopfschütteln auslösen. Auch die kurzen Anspielungen an "Raiders of the Lost Ark" und Kill Bill funktionieren schlecht. Dieser ganze Handlungsstrang gehört die Schnitt-Toilette runter gespült.
Der Plot um die drei Kerle, die ihre Identität vergessen haben, ist kaum besser. Wai weiss denn auch nicht, wie er diese drei Handlungsstränge eigentlich auflösen soll und lässt das Ganze in eine furchtbar unbefriedigende Deus Ex Machina münden. Einfach fertig - hoffentlich gibts kein Sequel. "Himalaya Singh" kann man sich angucken wegen den schönen exotischen indischen Locations, wegen den hübschen Frauen (Cecilia und Gauri), wegen den irren CGI-Effekten und der kunterbunten Machart. Aber das reicht kaum, um 92 Minuten lang wirklich zu unterhalten.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch 5.1 und DTS sowie Mandarin 5.1
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Hei ma lai ah sing; 喜馬拉亞星
Regie: Wai Ka-Fai

Komödie

Humor * * *

Action * *

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H o m e   S w e e t   H o m e   ~   G w a i   m u k

Reviewed 18.2.06

Hongkong 2005 Ray (Alex Fong Chung-Sun) und May (Shu Qi) ziehen mit ihrem Sohn Cho-Li (Tam Chun Ho) in ein grosses, neues Apartmenthaus in Hong Kong. Dort häufen sich schon bald seltsame Ereignisse, die in einem Unglück münden: May sieht, wie eine Kreatur (Karena Lam Kar-Yan) ihren Sohn über das Dach hinaus zieht. Doch am Boden findet die Polizei (um Lam Suet) keine Leiche. Der Bub ist verschwunden. Während die Polizei eher die labil wirkende May hinter dem Ganzen vermutet, wacht Cho-Li in den Lüftungsschächten des Hauses auf.
Soi Cheang alias Cheang Pou-Soi erregte in Horrorkreisen bereits Aufsehen mit Filmen wie "New Blood" und "Horror Hotline". Doch seine beste Arbeit dürfte
Love Battlefield aus dem Jahr 2004 sein. Mit "Home Sweet Home" kehrt Cheang nun wieder in Horrorgefilde zurück. Angereichert mit einem heftigen Schuss Melodrama und Mystery. Leider konnte mich der anfänglich packende Streifen nicht über die ganze Lauflänge begeistern. Zu durchschaubar ist das Ganze inszeniert, zu durchsichtig sind Cheangs Absichten. Selbst die starke Leistung von Shu Qi hilft nicht.
Mit seinem "Mutter und Sohn ziehen in Apartment-Haus"-Ausgangslage erinnert der Film bisweilen an Dark Water, nur dass dieses Mal der Papa auch mit von der Partie ist. Cheang behält die Spannung aufrecht, indem er die Zuschauer im Dunkeln darüber lässt, welche Gefahr in den Gängen lauert. Auch eine der besseren Szenen des Films, in der der kleine Chi-Lo, gespielt vom niedlichen Tam Chun Ho, übers Dach hinaus gezogen wird, lässt noch mehrere Varianten offen. So bald aber klar wird, wer oder was für die Tat verantwortlich ist, lässt der Film nach.
Dabei werdet ihr durchaus entgegen gesetzte Meinungen lesen. Etliche Reviewer machen darauf aufmerksam, dass das Mutter-Thema in seiner parallelen Erzählweise tiefgründig und Karena Lams Spiel souverän sei. Ich finde beides dagegen etwas plakativ. Lam chargiert unter ihrem Makeup teilweise etwas heftig und die Parallelen wirken bemüht. Auch die psychologische Schiene um Chi-Los Anpassung an die neuen Umstände ist etwas plump. Cheang glaubt hier, tiefgründigen Grusel aufzutischen, doch über 1x1-Psychologie kommt er nicht hinaus.
Dazu ist das Ganze schlicht nicht mehr sonderlich überraschend, sondern wird geleitet von Zufällen und voraussehbaren Wendungen. Die einzige, die dabei wirklich nie zu Schaden kommt, ist Shu Qi, die famos agiert. Alex Fong wird ziemlich schnell ausgeschaltet und Lam Suet spielt eine von ihm dutzendfach gesehene Rolle. Der kleine Tam Chun Ho, zu Filmbeginn ein drolliger Kerl, hat Mühe in jenen Szenen, in denen er Angst aussenden soll.
"Home Sweet Home" bot für mich deshalb zu wenig. Zu wenig echten Tiefgang, zu wenig Spannung, zu wenig Emotionen. Die Idee, ein kleines Kind in Gefahr zu bringen, ist immer Garant für ein Minimum an emotionaler Involvierung, dass der Film aber trotzdem nur sporadisch mitreisst, rückt ihn in ein noch durchschnittlicheres Licht. Es ist ein löblicher Versuch, einer, der durchaus seine Momente hat. Aber mangels echten Überraschungen, Innovationen und Spannungsszenen blieb der Mysteryfilm deutlich hinter meinen Erwartungen zurück.

Hier auf DVD erhältlich (US)
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch 2.0 und DTS sowie Mandarin 2.0 und DTS
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Gwai muk; The Monster; 怪物
Regie: Cheang Pou-Soi

Mysterydrama

Spannung * *

Action *

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H o u s e   o f   F u r y   ~   J i n g   w u   m o   s i n g

Reviewed 21.5.05

Hongkong 2005 Der Chiropraktiker Teddy Yue Siu-Bo (Anthony Wong Chau-Sang) ist Witwer und zieht seine zwei Kinder Nicky (Stephen Fung Tak-Lun) und Natalie (Gillian Chung Yan-Tung) mit viel Liebe gross. Sie halten ihn aber für einen kleinen Trottel, weil er die halbe Welt mit seinen Kampf-Geschichten langweilt. Nicky will lieber endlich eien Freundin und baggert Natalies kesse Schulfreundin Ella (Charlene Choi Cheuk-Yin) an. Natalie wiederum hat sich den Musikproduzenten Jason (Daniel Wu Yin-Cho) geangelt. Diese Liebschaften führen zu noch mehr Streitereien zwischen den Geschwistern, die bisher schon die Martial-Arts-Techniken, die ihr Vater ihnen beigebracht hat, primär gegeneinander einsetzem. Doch da wird ihr Dad von dem im Rollstuhl sitzenden Millionär Rocco (Michael Wong Man-Tak) entführt. Er will von Teddy die Identität des Agenten Tai Chi-Lung erfahren, der ihm einst die Wirbelsäule ruiniert hat. Teddy, der tatsächlich selbst auch Agent war, bleibt hart. Seine Kinder, nunmehr überzeugt, dass ihr Vater wohl doch kein Trottel ist, organisieren mit Onkel Chiu (Wu Ma) die Rettung.
Für die meisten Kritiker war "House of Fury" schon im Voraus abgeschrieben. Regisseur und Hauptdarsteller Stephen Fung ("
Enter the Phoenix") ist schliesslich etwa so unbeliebt wie die Twins Gillian Chung und Charlene Choi (Twins Effect), die hier auch mit von der Partie sind. Und wie beim letzten grossen Twins-Reinfall Twins Effect 2 waltete Jackie Chan als einer der Produzenten. Doch Fungs amüsanter Actionstreifen liefert 101 Minuten gefällige Unterhaltung mit Stärken und Schwächen. Absolut nichts, was einen völligen Verriss rechtfertigt.
Vielmehr gibts Lob zu verteilen: An Anthony Wong, der als treuherziger Papa eine eindrückliche Performance abliefert. An Yuen Woo-ping, der zwar nicht seine beste Actionchoreografie zeigt, aber trotzdem famose Stunts und Techniken präsentiert. Schlau auch, dass er jedem der Kämpfer einen klaren Stil gab und bisweilen auch härter zur Sache geht - vielleicht ein Resultat des Erfolges von Ong-bak in Hongkong. Der Seil-Einsatz ist dafür diesmal weniger gelungen. Manchmal sieht es so falsch aus, dass es selbst meinen Wire-Goodwill übersteigt.
Auch Gillian Chung ist köstlich. Ich mag das Twin-Girl sehr und hier wächst sie hervorragend in ihre Rolle. Das gilt insbesondere für die Kämpfe. Ihre Partnerin Charlene Choi kommt hier kaum vor und dient nur als Appetitanreger von Stephen Fung - ihr "want to French kiss?"-Gag ist ja auch ganz drollig. Die anderen Akteure liefern ein durchzogenes Bild: Stephen Fung selbst agiert ziemlich hölzern, Michael Wong bekommt viel zu wenig zu tun, Daniel Wu spielt dieselbe Rolle wie schon oft zuvor, Wu Ma ist passabel, der junge Jake Strickland als Roccos Sohn nicht übel - wobei ich die Idee von fightenden Kids eigentlich nie für eine sehr gute Idee halte.
Doch eben: Sympathische Darsteller, starke Fights und jede Menge Kurzweil sind nicht alles. Es braucht auch einen Plot - und hier versagt "House of Fury" weitgehend. Zum einen ist die Handlung völlig voraussehbar und weist dramaturgische Lücken auf. Ganz schwach auch das Ende des Schurken, das absolut keinen Höhepunkt darstellt. Schon etwas besser gelungen sind die kleineren Dinge im Skript. Etwa als Teddys "House of Fury"-Logo beschädigt wird und es nun "Fist of Fury" heisst - worauf er gleich Bruce Lees Kampfrufe aufgreift und Lee'sche Fight-Techniken einsetzt. Auch sehr gelungen ist der Kampf der Geschwister um die Fernbedienung. Kleine, feine Momente dieser Art halten den Spass-Faktor jedenfalls kontinuierlich hoch.
"House of Fury" ist kein intellektuell stimulierendes Werk, kein gewaltiger Knüller und keine Innovationsschmiede. Doch als Actionunterhaltung taugt er absolut und bietet einen halbwegs ausgewogenen Mix aus versierten Akteuren und Teeniepoppern für die jungen Zuschauer. Zynismus-Regler nach unten schieben und sich amüsieren!

Hier auf DVD erhältlich (HK)
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch 5.1 und DTS sowie Mandarin 5.1
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Jing wu mo sing; 精武家庭
Regie: Stephen Fung Tak-Lun

Actionkomödie

Action * * *

Humor * *

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I n i t i a l   D   ~   T a u   m a n   c h i   D

Reviewed 29.8.05

Hongkong 2005 Der 18-jährige Takumi Fujiwara (Jay Chou Lit-Lun) hat einen Teilzeit-Job in der Tankstelle von Yuuichi Tachibana (Kenny Bee Chung Chun-To). Dieser ist der Vater von Takumis bestem Freund Itsuki (Chapman To Man-chat), einem selbst ernannten Rennfahrer. Takumi fährt jeweils mit, wenn Itsuki auf dem Mt. Akina die kurvenreiche Strecke runter rast. Doch gegen andere Fahrer wie Ryousuke Takahashi (Edison Chen Koon-Hei) und Takeshi Nakazato (Shawn Yu Man-Lok) zieht er den Kürzeren. Wenn dagegen Takumi am Steuer sitzt, lässt er alle hinter sich. Er fährt Auto, seit sein Vater Bunta "Tofuman" Fujiwara (Anthony Wong Chau-Sang) ihn einst in seinem Toyota mit einer Ladung Tofu losgeschickt hat. Der Ex-Rennfahrer erkannte das Potential seines Sprösslings und schickte ihn immer öfters auf Tour, bis er die Strecke in Rekordzeit absolvierte. Nun ist er bereit für Grösseres und will gegen den Profi Kyoichi (Jordan Chan Siu-Chun) antreten. Nicht nur auf der Strasse läuft alles bestens, auch privat: Takumi hat das Herz der Studentin  Natsuki  Mogi (Anne Suzuki) erobert.
Als ein Infernal Affairs-Fan erster Stunde bin ich arg enttäuscht davon, was Andrew Lau und Alan Mak als Nachfolgeprojekt abliefern. "Initial D" mag ein asienweiter Blockbuster gewesen sein, doch im Vergleich zu I.A. ist er ein leb- und liebloses Routineprodukt. Für einen Rennstreifen zu langweilig für ein Coming-of-Age-Drama zu oberflächlich und für eine Mangaverfilmung zu wenig innovativ. Selbst zweieinhalb Sterne gibts für diesen Schnellschuss nur haarscharf, weil manche Nebendarsteller gute Arbeit leisten und die relaxte Art des Films manchmal eine hübsche Atmosphäre erzeugt.
Ansonsten versagen die Macher gerade da am gravierendsten: Atmosphäre. Den Einsatz von Filtern, Linsen und cleverer Bildgestaltung vermisse ich hier im Gegensatz zu I.A. sträflich. Jedes Bild wirkt billig, jeder Shot uninspiriert. Selbst das US-Gegenstück "The Fast and the Furious" kann da besser punkten. Auch beim Geschwindigkeitsrausch, der sich hier trotz Splitscreen, Freeze Frames, Zeitraffer und schnellem Schnitt nie einstellt. Ich kenne die Manga-Vorlage von Shuichi Shigeno nicht, aber normalerweise erzeugen Mangas Dynamik durch einen cleveren Zeichenstil. Und die Anime-Version soll mit pulsierendem Beat und rasanter Machart ebenso schweisstreibend sein. Hier jedoch ist nichts von Dynamik zu sehen. Wie man ein Autorennen langweilig macht, ist wohl auch eine Kunst.
Dafür haben die Charaktere etwas mit dem bekritzelten Papier gemein: Sie sind zweidimensional. Grösster Sünder ist der taiwanesische Popstar Jay Chou, der durch den Film schlafwandelt wie ein Zombie auf Valium. Ein missratenes Hauptrollen-Debüt. Als sein Papa ist Anthony Wong ganz keck, aber er war schon viel besser. Edison Chen und Shawn Yue, die Jungs aus Infernal Affairs II sind nicht übel. Chapman To ist witzig. Und Anne Suzuki bleibt blass in der Liebhaberinnen-Rolle. Sie hat auch eine der seltsamsten Szenen des Films zu meistern: Als Takumi und sie baden gehen, sieht sie seine Narben, worauf er sagt, sein Dad hätte ihn früher geschlagen. Sie erwidert "Das macht dich männlich. Ein richtiger Mann braucht ein paar Narben". Psychologie à la Lau und Mak. Eine absolut unsensible Sequenz, die nur Kopfschütteln auslöst und zeigt, wie wenig Hirn in diesem Machwerk steckt.
Letztendlich gilt dies auch für den moralischen Aspekt des Films: Auf öffentlichen Strassen zu rasen ist cool. Autos kommen eh keine entgegen und wenn man verunfallt, dann hat man keine Schramme. Keine Toten, keine Verletzten, nichts - nur Spass. Ja, genau, schön ist das Raserleben. Ich will nicht die moralische Keule schwingen, aber wie wäre es mit dem Hauch von Verantwortung? Von Realismus? Kein Bedarf, schliesslich will der Film ja cool sein, mit seinem lästigen Hiphop- und Rock-Score, seiner "schau mich an"-Inszenierung und seinen angesagten Jungstars.
"Initial D" fällt trotzdem - oder gerade deswegen - auf die Nase. Er hat ein paar wenige gute Rennszenen, einen guten Auftritt von Anthony Wong und er dauert nur 100 Minuten. Das ist die wohl knappst mögliche Voraussetzung für die 2½-Sterne-Bewertung. Der spannungsarme Strassenfeger hätte gut eine tiefere Beurteilung verdient. Er ist aber primär einfach eine Enttäuschung: Schauspieler mit drei verschiedenen Sprachen (Kantonesisch, Mandarin, Japanisch) kamen zusammen, ein grosses Budget wurde aufgetrieben, ein international gefeierter Manga adaptiert und hinter der Kamera haben sich Grössen des Showbiz versammelt. Dann darf man doch mehr erwarten als das hier, oder?

Hier auf DVD erhältlich (HK)
Hier auf DVD erhältlich (GB)
Meine Disk (HK): Code 3 NTSC. Kantonesisch 5.1/DTS, Mandarin 5.1 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widesceen.
Alternative Titel: Tau man chi D; 頭文字D
Regie: Andrew Lau Wai Keung, Alan Mak Siu Fai

Actionfilm

Spannung * *

Action * *

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K u n g   F u   M a h j o n g   ~   J e u k   s i n g

Reviewed 21.8.05

Hongkong 2005 Der Spieler Chi Mo-Sai (Yuen Wah) verprasst mal wieder sein ganzes Geld. Auf der Flucht vor Gangstern gerät er in ein Restaurant und staunt über das Gedächtnis des Kellners Ah Wong (Roger Kwok Chun-On). Er bittet ihn, für ihn Mahjong zu spielen, da er sich mit seinem Gehirn die Spielsteine merken kann und so leichter gewinnt. Doch seine Chefin Tante Fei (Yuen Qiu) will ihn nicht gehen lassen. Kurzum steigt Wong durchs Zimmer von Feis Adoptivtochter "Überbiss" Jan (Iris Wong Yat-Tung), die in ihn verliebt ist, und besucht mit Chi die Spielhöllen der Stadt. Er macht viel Geld und fällt der schönen Casino-Besitzerin Lady Phoenix (Jade Leung Zheng) auf. Aber nicht nur ihr: Auch der Unterweltboss Tin Kau Ko (Wong Jing) wirft ein Auge auf den jungen Spieler, in dem er eine Gefahr für seinen Status als Spielerkönig sieht. Für Wong wird das Leben noch besser, als er sich in die hübsche Cheryl Tin (Theresa Fu Wing) verliebt. Doch das Glück hält nicht lange.
Lange hat es nicht gedauert, bis Vielfilmer Wong Jing sich den Superhit Kung Fu Hustle vorgenommen hat. Dass es schwierig ist, von einem bereits parodistischen Film eine Parodie zu drehen, zeigt sich hierbei eindrücklich. Doch "Kung Fu Mahjong" hat dennoch ein paar echte Lacher drin. Viele davon im schlüpfrigen und selbstironischen Bereich, versteht sich, schliesslich ist Wong Jing als Regisseur, Autor, Produzent und Star für das Werk verantwortlich.
Wong holt sich für die Hauptrollen die Kung Fu Hustle-Co-Stars Yuen Wah und Yuen Qiu und lässt sie ein paar irre Kung-Fu-Attacken starten. Doch viel mehr Parallelen zum Namensvorbild gibt es nicht. Stattdessen zitiert Wong auch manch anderen Film, namentlich seine ganzen erfolgreichen Spieler-Filme und auch Kill Bill, Vol.1. Dies tut er mit von ihm gewohntem Tempo und lässt Langeweile gar nie aufkommen. Selbst die Mahjong-Duelle sind halbwegs spannend, auch wenn ich keine Ahnung von den Regeln dieses Spiels habe. Ein paar Regeln werden im Schnelldurchlauf erklärt, ein paar Tipps gegeben - und dann wieder durch "Spezialregeln" gekippt. Das ist für einen Spielkenner sicher noch viel amüsanter, aber auch für Laien erfüllt es den Zweck.
Letztendlich gibt es auch ein paar undankbare Frauenrollen, ebenfalls typisch Wong Jing. Eine hat einen tollen Body und krumme Zähne, eine scheidet nach einem viel zu kurzen Auftritt in einer beinahe unpassend dramatischen Szene aus dem Film. Aber der Twist, der zu ihrem Ausscheiden führt, ist ziemlich witzig. Diese Wendung führt auch dazu, dass Ah Wong irr wird. Dies ist der Schwachpunkt des ganzen Films. Roger Kwoks Madman-Act ist anstrengend und mit der Zeit peinlich. Aber zum Glück gibt es genug anderes, was halbwegs amüsiert. "Kung Fu Mahjong" ist keine klasse-Parodie, keine subtile Komödie, kein Actionfeuerwerk. Aber ein typischer Wong-Jing-Film, der von allem etwas bietet und schnell wieder vergessen ist. Wer Zugang zu kantonesischem Humor und zu Mahjong hat, darf auch gerne die Bewertung noch etwas erhöhen. Alle anderen seien gewarnt:  Es geht hastig, infantil und mit dem Holzhammer zu und her.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch 5.1 und DTS sowie Mandarin 5.1 und DTS
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Jeuk sing; 雀聖
Regie: Wong Jing, Billy Chung Siu-Hung

Komödie

Humor * * *

Action * *

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L e g e n d   o f   t h e   D r a g o n

Reviewed 23.7.05

Hongkong 2005 Fung-Ki (Timmy Hung Tin-Ming) wächst bei seiner Mutter Susanna auf, die in Hongkong einen kleinen Lieferservice betreibt. Fung-Ki würde gerne Martial-Arts lernen, um sich verteidigen zu können, doch Mutter verbietet es ihm. Ihr Gatte Dragon Ki (Sammo Hung-Kam-Bo) war nämlich einst Kung-Fu-Champion und liess sie sitzen, um in China nach Erleuchtung zu suchen. Als sich Fung-Ki jedoch mit dem Schnösel Cheng Fu-Keung (Carl Ng Ka-Lung) anlegt, der ihm seine Model-Freundin Laura ausgespannt hat, muss er kämpfen können. Kurzum reist er mit seinem besten Freund Robert (Huang Xiao Ming) Richtung Festland ins Dorf Taichi. Dort lebt tatsächlich Dragon Ki, der seinem Sohn das Kämpfen beibringt. Doch auch etliche Damen residieren in dem Ort, die den Jungs gerne die Köpfe verdrehen wollen.
Besonders aktiv ist Sammo Hung filmtechnisch nicht mehr. Umso schmerzhafter ist es, dass er einen seiner raren Auftritte ausgerechnet in diesem missratenen Werk gibt. "Legend of the Dragon" ist ein amateurhaftes Filmchen ohne Ambitionen, ohne Stil und ohne Spannung. Selbst Sammo wirkt darin verloren und, ja, alt. Klar ist er 53 und es ist immer noch beachtlich, was der füllige Kerl für Bewegungen drauf hat, doch Regisseur Johnny Lee kann Sammos altersbedingten Schwächen nie kaschieren und seine Stärken nie hervorheben. Die Kämpfe, mit Zeitlupen- und CGI-Einsatz, sind deshalb schlicht und einfach vergurkt. Sie haben keinen Pfiff und keine Kraft.
Die jugendlichen Darsteller schneiden nicht viel besser ab. Sie treten zwar nicht so gelangweilt in Erscheinung wie Sammo, dafür mangelt es ihnen an Talent in den meisten Belangen. Timmy Hung ist etwas ärgerlich, die anderen Youngsters gehen schnell mal vergessen und ihre Nebenhandlungen versanden. Bei den Gastauftritten von Richard Ng bekommt man deshalb leuchtende Augen, weil diese einen wenigstens halbwegs aus dem öden Trott heraus reissen.
"Legend of the Dragon" bekommt keinen anständigen Plot hin, zeigt seine Schauspieler von ihrer schlechtesten Seite und wirkt visuell wie ein schnell gedrehtes Heimvideo. Als sei dies nicht genug ärgert der unverhohlene Patriotismus, der den Film mit einem Hoch auf das wiedervereinte China einläutet. Wirklich taugen tut "Legend" deshalb bloss als Ode an chinesische Tugenden und das Tai-Chi-Kämpfen. Dessen Regeln werden vorgelesen und eingeblendet - doch nach diesem Film dürften die wenigstens Lust auf den Kampfsport bekommen. Man kann genau so gut beim Rollstuhl-Marathon im Altersheim mitmachen. Der hat sehr wahrscheinlich noch mehr Saft.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch 2.0 und DTS sowie Mandarin 2.0
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: 龍威父子
Regie: Johnny Lee King-kai

Actionfilm

Action * *

Humor *

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M o b   S i s t e r   ~   A h   S h o u

Reviewed 2.10.05

Hongkong / China 2005 Vor vielen Jahren haben Gent (Eric Tsang Chi-Wai), Whack (Anthony Wong Chau-Sang), Chance (Simon Yam Tat-Wah) und Buddy (Alex Fong Chung-Sun) zusammen gekämpft und wurden Freunde. Nun führen sie ein Syndikat unter Gents Führung an. Fast wie eine Familie, was nicht zuletzt Phoebe (Annie Liu Sum-Yau) unterstreicht. Gent hat die junge Frau vor Jahren vor der Erschiessung durch Nowa (Karena Lam Kar-Yan) gerettet, indem er ihr versprach, sie zu heiraten, wenn sie 18 wird. Nun lebt sie aber als seine Ziehtochter bei Gent und seinen drei Freunden. Nun fordert Nowa jedoch die versprochene Heirat. Gent, der mit dem Gedanken spielt, aus dem Gangsterleben auszusteigen, weigert sich. Es kommt zu einem Bandenkrieg, in dessen Verlauf Phoebe, stets beschützt von Bodyguard Pilot (Liu Ye) und verliebt in einen gleichaltrigen Jungen mit roter Mütze, wichtige Entscheidungen treffen muss.
"Mob Sister" ist eine der heftigsten Enttäuschungen aus Hongkong in diesem Kinojahr. Regisseur Wong Ching-Po hatte 2003 mit Fu Bo einen guten, kontroversen Film vorgelegt und ein Jahr danach mit Jiang Hu immerhin als Stilist punkten können. Doch alle Probleme, die er mit seinem zweiten Film bereits hatte, werden in "Mob Sister", seinem dritten, noch verstärkt: Stars verheizt, Stil übertrieben, Story vergessen. Nach 89 Minuten, wenn der prätentiöse Langweiler überstanden ist, fragt man sich zu Recht, ob hier Anfang und Schluss vergessen gingen.
Die erste halbe Stunde gibt bereits die Gangart vor und ist extrem mühsam. Anstatt die Vorgeschichte der Charaktere ein für allemal abzuhaken, werden ständig wieder Stückchen davon in schlecht montierten Rückblenden eingestreut. Eine richtige Handlung kommt nicht in Schwung. Das liegt auch an Wongs zwanghaftem Einsatz von langsamen Aus- und Überblendungen. Etliche Szenen münden in einen fade-to-black-Cut, um ihre Wichtigkeit zu unterstreichen und eine Melancholie zu erzeugen, die sich die Geschichte zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht verdient hat. Begleitet von einem breiigen Klavier-Score wird die Tortur sogar noch grösser.
Beim Tod eines zentralen Charakters, der die Story erst ins Rollen bringt (nach 40 Minuten!), hofft man noch, nun würde endlich etwas passieren. Stattdessen mehr vom Selben: Melancholie, Rückblenden, Klischees. Selbst die Akteure bekommen keine Chance, zu Glänzen. Besonders schwach wirkt Anthony Wong. Der sonst so blendende Schauspieler darf an keiner Stille richtig brillieren. Eric Tsang kann beim wiederholten Mal als aussteigewilliger Gangsterboss auch nicht mehr punkten und Karena Lam hat trotz unausgereifter Rolle immerhin etwas Präsenz. Simon Yam und Alex Fong sind verschwendet, der Festland-Schauspieler Liu Ye ist nicht übel. Und Newcomerin Annie Liu wird der ihrer Rolle, die eine Bandbreite interessanter Emotionen böte, nicht gerecht.
In ihrem Part steckt das winzige Potential des Films. Die Idee, dass Liebe den Hass besiegen könnte, dass erst ein Opfer Frieden bringen könne - doch wenn dies endlich mal angesprochen wird, ist es für den Film längst zu spät und er mündet in eine Crash-Orgie, die aus dem Nichts kommt und nichts bringt. Sie wirkt wie im falschen Film.
"Mob Sister" entstand als Koproduktion zwischen China und Hongkong, weshalb vor dem Release einige Cuts angebracht wurden. Es hat aber auch so noch einige Gewaltakte drin, weshalb ich annehme, die Schnitte wurden eher bei der positiven Darstellung des Gangsterlebens verlangt. Wie so oft in Hongkongfilmen ist die Darstellung der Triaden denn auch etwas schizophren. Auf der einen Seite ist offensichtliche Bewunderung für ihren Lebensstil, ihre grossen Autos und Reichtümer da. Auf der anderen Seite wird zerbrechliche Loyalität gezeigt und in einem fast symbolischen Akt der Reichtum (die Autos) zum Schluss zertrümmert. Doch eine wirkliche Anti-Gangster-Aussage ist schwer aus dem Film heraus zu lesen. Da hätte mehr drin gelegen.
Und so ist es eben mit dem ganzen Film. Das langweilige Drama nimmt sich schaurig wichtig, hat aber nichts zu sagen, nichts zu erzählen und nichts dem ausgelutschten Genre hinzuzufügen. Gestandene Akteure straucheln mit ihren zweidimensionalen Rollen und wenn immer sie ein paar Sekunden spielen dürfen blendet Regisseur Wong zu dahinsäuselnder Klaviermusik aus. Es ist wie 90 Minuten Einschlafhilfe. Schöne Bilder im konstanten Fluss, andauernd am Ausblenden, am Aufhören - anstatt jemals richtig zu beginnen. 2 Sterne sind eigentlich noch zu gnädig und beziehen sich einzig auf das Visuelle. Und selbst dieses ist mit ein paar schräg gehaltenen Kameras und Animations-Einschüben nicht ausgereift. Wie gesagt: eine herbe Enttäuschung.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch 5.1 und DTS sowie Mandarin 5.1
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Ah Shou; Ah sou; 阿嫂
Regie: Wong Ching-Po

Gangsterdrama

Spannung *

Action *

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M o n g o l i a n   P i n g   P o n g

China 2005 Ausführliche Kritik: hier.

 

T h e   M y t h   ~   S a n   w a

Reviewed 14.12.05

Hongkong / China 2005 Der Archäologe Jack Chan (Jackie Chan) hat immerzu real scheinende Träume, die in der Qin-Zeit angesiedelt sind. Darin sieht er sich als Meng-Yi (Jackie Chan), General des ersten Kaisers von China, Qin Shihuangdi, der den Auftrag bekommt, die kaiserliche Konkubine Ok-soo (Hee-seon Kim) zu beschützen. Jack ist derart fasziniert von diesen Träumen, dass er ein Angebot seines Kumpels William (Tony Leung Ka-Fai) akzeptiert, dem Geheimnis des Grabes von Kaiser Qin auf die Spur zu kommen. So erhofft sich Jack Informationen über Meng-Yi und Ok-soo. Tatsächlich entdecken sie mysteriöse Steine, welche die Gravitation aufheben und die Qin in den Nachbarstaat Dassar lieferte. Aber was haben diese mit dem General und der Konkubine zu tun?
"The Myth" ist besser als Jackie Chans letzte Hollywood-Produktionen wie The Tuxedo und The Medallion - aber leider nur knapp. Die Fantasy-Actionromanze ist kein guter Film. Unter der Regie von Stanley Tong (Swordsman II, Police Story 3, "Rumble in the Bronx") versucht sich Chan in einer doppelgleisig fahrenden Geschichte, die weitgehend ohne Humor auskommen muss, und scheitert an elementaren Dingen wie Plot, Spannung, Action, Spass und Höhepunkten.
Es gibt ein paar gelungene Szenen, die durchaus als kleine Highlights durchgehen, doch beinahe jede davon gabs in ähnlicher Form schon mal bei Jackie zu sehen - und meist besser. Die überzeugendste Sequenz ist jene auf dem Klebeband. Jackie und seine Gegner liefern sich dabei auf klebrigem Untergrund einen Fight, in dessen Verlauf Bollywood-Star Mallika Sherawat immer mehr von ihren Kleidern verliert. Mallika, die (zum Glück) für Aishwarya Rai einsprang, hat nur eine kleine Rolle und ist, sobald sie für ihre englischen Dialoge den Mund aufmacht, ziemlich überfordert - doch in ihrer kurzen Kampfszene und eben bei dem unfreiwilligen Beinahe-Strip macht sie eine sprichwörtlich gute Figur. Ansonsten hätte sich mancher Bollywood-Fan mehr von ihrem Kurzaftritt erhofft.
Die eigentliche weibliche Hauptrolle spielt die Koreanerin Hee-seon Kim (
A Man Who Went to Mars) mit Anmut und Grazie. Sie ist auch eines der kleinen Highlights. Jackie, der in bald an Woody Allen erinnernder Manier fast doppelt so alt ist wie seine Partnerin, schlägt sich in der Doppelrolle ganz gut, auch wenn ihm in den Kampfszenen deutlich die Energie früherer Jahre fehlt. Er ist auch auf Hilfe von Doubles und CGI angewiesen - das alleine wäre nicht schlimm, wenn dies gut in den Film integriert wäre. Doch vor allem bei den Tricks hat Tong oft geschlampt. Greenscreen, Seil-Stunts, Gewaltszenen und umfallende Pferde sind schwach und reissen einen aus dem Film. Die Blutspritzer, die nach New Police Story erneut zeigen, dass es Jackie mit dem Image-Wechsel ernst scheint, sind zwar durchaus willkommen, aber derart künstlich, dass sie selten überzeugen.
Ganz ohne Humor muss die Handlung in der Vergangenheit auskommen. Umso schmerzlicher ist deshalb das Finale, das derart übertreibt, dass es unfreiwillige Lacher generiert. Ich habe mich amüsiert über Jackies Fight auf dem Leichenberg - doch da zuvor derart viel Pathos in diesen Handlungsstrang investiert wurde, prallen da zwei verschiedene Stimmungslagen aufeinander, die sich nicht vertragen. Schade, denn die historisch absolut unhaltbaren Rückblenden bzw. Träume sind durchaus hübsch gefilmt und machen Laune - auf ganz altmodische Art. Die Kämpfe sind solide, die Kostüme prachtvoll. Realität geht dabei flöten, doch das soll mich nicht stören.
Die Gegenwart-Szenen sind etwas witziger, vor allem dank Tony Leung und Mallika Sherawat. Doch es fehlt ihnen an einer Dramaturgie, die Zuspitzungen erlaubt. Vielmehr laufen beide Handlungen auf das Finale zu, ohne jemals davor gross zu packen. Das ist bei einem Zwei-Stunden-Film verhereend, da sich Langeweile breit macht. Da helfen auch die schicken Überblendungen nichts. Ganz zum Schluss wagen sich Tong und Chan dann endgültig auf Fantasy-Terrain. Insofern hat mich "The Myth" stark an A Terracotta Warrior erinnert, der ebenfalls auf zwei Zeitebenen spielt und von einem imperialen Krieger, Unsterblichkeit, ewiger Liebe und Qins Kaisergrab handelt. Bloss ist Ching Siu-Tungs Fantasy-Romanze eine ganze Liga besser, da die beiden Stories besser voneinander profitieren, ja sich gegenseitig noch verstärken. Das ist bei "The Myth" leider nicht der Fall.
Nicht einmal beim Greenscreen-exzessiven Finale, welches für alle, die sich zuvor bereits gelangweilt haben, bloss noch lächerlich sein dürfte. Ich fand Teile davon reizvoll, doch es ist einfach zu wenig zu spät, um das Ruder herumzureissen. "The Myth" ist edel gefilmt, stark besetzt und hat seine Momente - doch von grossem Kino, vor allem von einer grossen Geschichte, ist der Genre-Gemix ein ganzes Stück entfernt.

Hier auf DVD erhältlich (HK)
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch 5.1 und DTS sowie Mandarin 5.1
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: San wa; Der Mythos
Regie: Stanley Tong Kwai-Lai

Fantasy-
Actionromanze

Humor *

Action * * *

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P e r h a p s   L o v e   ~   Y u   g u o .   O i

Reviewed 13.2.06

Hongkong / China / Malaysia 2005 Die Schauspiel-Diva Sun Na (Zhou Xun) und der gefeierte Lin Jian-dong (Takeshi Kaneshiro) drehen zusammen ein Musical unter der Regie von Nie Wen (Jacky Cheung). Jian-dong und Na kennen sich von früher, doch während sie diese Episode vergessen will, möchte er sie aufleben lassen. Wen wiederum, mit dem Sun Na momentan liiert ist, leidet unter einer Schaffenskrise, welche durch die Unsicherheit über Sun Nas Gefühle noch verstärkt wird. Als ein mysteriöser Mann namens "Montage" (Jin-hee Ji) in Shanghai auftaucht und daran arbeitet, die "Deleted Scenes" wieder in die Leben von Jiang-dong und Sun Na zurück zu bringen, castet sich Wen in seinem eigenen Film, um ein erneutes Aufblühen der Liebe zwischen den beiden zu verhindern.
"Perhaps Love" ist ein Film, den ich mehr bewundere als liebe. Doch die Bewunderung ist so stark, dass die meisten Mängel in den Hintergrund treten. Meine Reaktion entspricht interessanterweise stark jener des Bollywood-Films Parineeta, der unter seiner gelackten Oberfläche ebenfalls ganz grosse Liebesthemen anpackt, aber emotional erstaunlich distanziert bleibt. So erging es mir bei "Perhaps Love". Das Liebesdreieck wird unter der elaborierten Struktur aus Rückblenden und Parallelmontagen erdrückt, anstatt echten Emotionen serviert uns Peter Chan filmkonforme Melancholie und tröpfchenweise Gefühle, die nur in einzelnen Szenen wirklich echt berühren.
Doch eben: Der Film sieht umwerfend aus. Die winterlichen Peking-Szenen filmte Christopher Doyle (Hero, 2046), die Shanghai-Szenen fing Peter Pau (Crouching Tiger, Hidden Dragon) ein - zwei der besten Kameramänner der Welt sorgen also dafür, dass jeder Shot sitzt. Vor ihrer Linse bewegen sich mit Takeshi Kaneshiro und Zhou Xun zwei bildschöne Stars. "Die Kamera liebt ihn", heisst es im Film einmal über Lin, und das trifft den Nagel auf den Kopf. Die Kamera schmeichelt dem House of Flying Daggers-Schönling Kaneshiro ungemein und seine sexy Stimme verstärkt das
Knistern automatisch. Auch schauspielerisch ist er in den Jahren unter erstklassigen Regisseuren wie Wong Kar-Wai und Zhang Yimou gereift. Heute repräsentiert er den quintessentiellen und kompletten asiatischen Filmstar. Und "Perhaps Love" unterstreicht diesen Anspruch vorzüglich.
Die Chinesin Zhou Xun ("Suzhou River") ist nicht minder faszinierend. Zwischen unschuldigem Mädchen und kühler Diva wechselt sie spielend hin und her. Dabei schaut sie jederzeit hinreissend aus. Der koreanische TV-Star Jin-hee Ji erweitert die pan-asiatische Truppe souverän und Jacky Cheung, der beste Sänger der Truppe, schliesst sie ebenso überzeugend ab. Ich bin kein grosser Cheung-Fan, doch seine melancholische Aura passt. Ausserdem ist der Sänger hier gesanglich gut aufgehoben, denn "Perhaps Love" ist nicht nur ein Liebesdrama, sondern auch ein Musical.
Regisseur Peter Chan lässt damit dieses
Jahrzehnte lang vernachlässigte Genre wieder aufleben, inspiriert von Ost und West. Für die Choreografie sorgte niemand anderes als Bollywoods Tanz-Nummer eins Farah Khan, die Regisseurin von Main Hoon Na. Ob sie die beste Wahl war, bezweifle ich - so sind manche Steps typische Khan-Arrangements, anstatt etwas mehr chinesische Bewegung hinein zu bringen. Es fehlte mir auch jeweils ein Leitmotiv durch die einzelnen Songs und Tänze: Sie wirken etwas zerstückelt, der Aufbau stets etwas willkürlich. Das kann Khan besser. Aber reizend sind diese in Kontrast zur Melancholie stehenden Einschübe allemal.
Vielleicht repräsentieren die Tanzszenen aber genau das Problem des Films: Er ist etwas zerstückelt. Chan hätte gut daran getan, weniger auf ein so komplexes und letztendlich unnötig verzweigtes Film-im-Film-Gerüst zu setzen, und dafür die Emotionen zwischen den drei Protagonisten besser auszuarbeiten. Ein schwelgerischer Bilderrausch übertüncht diese Schwäche uns suggeriert selbst dann Emotionen, wenn eigentlich gar keine da sind - doch ein mulmiges Gefühl, dass der Film noch viel besser hätte sein können, bleibt zurück.
Für Peter Chan, der bis auf sein "Three"-Segment Going Home sechs Jahre lang der Kamera fern blieb, ist "Perhaps Love" aber auf jeden Fall ein Triumph. Der in Thailand geborene, unter John Woo trainierte und mittlerweile auf vielen Hochzeiten tanzende Chan etabliert sich als Allrounder. Er ist der Produzent hinter der The Eye-Serie, hinter den beiden Three-Anthologien und dem thailändischen Jan Dara. Nun vereint er Schauspieler aus Taiwan, China und Korea für einen Film: Ein echter pan-asiatischer Filmemacher also.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (HK): Code 3 NTSC. Mandarin 5.1 und DTS mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Yu guo. Oi; 如果‧愛
Regie: Peter Chan Ho-Sun

Musical-
Liebesdrama

Anspruch * *

Spannung *

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T h e   P r o m i s e

China/HK/J/SK 2005 Ausführliche Kritik: hier.

 

R i d i n g   A l o n e   F o r   T h o u s a n d s   o f   M i l e s

China/J/HK 2005 Ausführliche Kritik: hier.

 

S e o u l   R a i d e r s

Reviewed 9.4.05

Hongkong / Südkorea 2004 Der Chinese Lam (Tony Leung Chiu-Wai), der als Agent für die Japaner arbeitet, trifft bei einem Auftrag auf die Diebin JJ (Shu Qi). Beide haben es auf zwei Dollar-Druckplatten abgesehen, deren Wert auf etwa 30 Millionen Dollar geschätzt wird. Lam ist schlauer und JJ muss ohne Platten abziehen. Lam bringt die wertvollen Teile schnurstracks zur US-Botschaft. Doch dort überlistet ihn Owen Lee Shing-Ka (Richie Ren Xian-Qi) und gelangt an die Platten. Er will sie in Seoul an den Gangsterboss Polarbär verkaufen. Doch weil der sich durch seinen Handlanger Schwarzbär (James Kim) und eine Übersetzerin (Meme Tian) vertreten lässt, verzögert sich der Deal. Derweil hat Lam in Seoul drei Helferinnen rekrutiert: Moon Ji-hee (Cho Soo-Hyun), Lee Youn-mi (Hanna Cho Han-Na) und Choi Sun-Ah (Choi Yei-Jin). Mit ihnen nimmt er die Verfolgung von Owen auf - und stösst dabei auch wieder auf JJ.
Die Fortsetzung von "Tokyo Raiders" ist sicher nicht der am dringensten herbeigesehnte Film des Jahres. Doch Regisseur Jingle Ma (Silver Hawk) garniert die dünne Handlung mit viel Coolness, einigen attraktiven Fights und mehreren flotten Sprüchen, so dass eines garantiert ist: Unterhaltung. Kaum jemand dürfte in diesem Film eh nach Anspruch oder realitätsnahen Charaklteren suchen. Das versteht auch der einfach nie alternde Tony Leung, der seine schwach charakterisierte Figur nimmt und mit ihr Spass hat. Dies dringt bis zum Zuschauer durch.
Die anderen Akteure haben nicht halb so viel zu tun. Richie Ren noch am ehesten und er macht das Beste aus seiner Leinwandzeit. Taiwans Starlet Shu Qi (So Close) ist dagegen etwas unterfordert, noch schlechter weg kommen die drei Girls von Tony. Man fragt sich, wieso er so verboten attraktive Helferinnen zusammen sammeln muss und die dann kaum eingesetzt werden. Ein dramaturgisch unvorteilhafter Kniff, der die Zuschauer auch eines potenziell anregenden Anblickes beraubt: kickende, attraktive Mädels. Das wertet schliesslich jeden Film auf.
Aber auch so gibts viel zu bestaunen. Massgeblich Tony Leung, der einfach gefällt und das einzige Überbleibsel aus "Tokyo Raiders" darstellt. Er und die anderen sind zu 95% in schwarz gekleidet - was auch sonst, denn die Vorgabe "cool" setzt sich bis in die Kleider durch. Der Look des Films passt sich ebenfalls an. Es dominiert die metallische Kühle der Metropolen Hongkong und Seoul. Die Mischung aus Metall und Schwarz ist mittlerweile sicherlich ausgelutscht, doch Jingle Ma gelingt immer mal wieder ein attraktiver Shot. Auch bei den Fights, die nicht zu sehr auf Wire-Fu setzen, sondern Strassenfights ästhetisieren und so trotzdem cool wirken. Um dieses Wort kommt man bei einem Film wie "Seoul Raiders" kaum herum. Wer diese Form des Filmemachens nicht mag, hat bereits verloren.
Höchstens der Humor könnte dann noch amüsieren. Ich fand insbesondere Tonys Darbietung von Sätzen wie "du kannst mich aufmischen, aber nicht meine Haare!" oder (in der U-Bahn) "Hat jemand einen Hammer? ... Du bist aber gut ausgerüstet" zum Kichern. Keine wahren Schenkelklopfer, aber wohl dosierter und international verständlicher Humor. Das zeichnet "Seoul Raiders" eben auch aus: Massentauglichkeit. Ohne Ecken und Kanten stets unterhaltsam. Das reicht nur für knappe drei Sterne.

Hier auf DVD erhältlich (HK)
Hier auf DVD erhältlich (D) 
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch 5.1 und DTS sowie Mandarin 5.1
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: The Korean Job; 韓城攻略
Regie: Jingle Ma Chor-Sing

Actionkomödie

Humor * *

Action * * *

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S e v e n   S w o r d s   ~   A h   S h o u

Reviewed 13.10.05

China / Hongkong / Südkorea 2005 China um 1660: Die mandschurische Regierung will die nationalistischen Aufstände auslöschen und verbietet darum den Gebrauch von Martial-Arts. Jeder, der dennoch kämpft, wird geköpft. Die Regierung zahlt sogar 300 Silberstücke für jeden Kopf. General Fire-wind (Sun Honglei), ein Offizier der letzten Dynastie, schlägt mit seinen Leuten aus dieser Situation Kapital: Sie reiten mordend durchs Land, töten selbst Frauen und Kinder, um für deren Köpfe Geld zu kassieren. Der ehemalige Henker Fu Qing-Ju (Liu Chia-Liang) will diesem Treiben ein Ende setzen und Fire-winds Bande im "Martial Dorf" aufhalten. Er rekrutiert die Dörfler Wu Yuan-Yin (Charlie Yeung Choi-Nei) und Han Zhi-Ban (Lu Yi), um mit ihm auf dem Himmelsberg Mt. Tian die Hilfe des Einsiedlers Shadow-Glow (Ma Jingwu) suchen. Der Meister rüstet sie mit legendären Schwertern aus und gibt ihnen vier seiner besten Schüler als Begleiter mit, darunter Yang Yun-Chong (Leon La Ming) und den schweigsamen Koreaner Chu Zhao-Nan (Donnie Yen Ji-Dan). Die sieben kehren ins Martial-Dorf zurück und sagen Fire-wind den Kampf an.
Dieser Reinfall tut weh. Ich habe meine Erwartungen zwar herunter geschraubt, als mich der Trailer bereits überraschend kalt liess, doch wenn Tsui Hark mit einem Epos dieses Ausmasses antritt, gibt es wohl nur wenig Genre-Fans, die keine kribbelnde Erwartungshaltung aufbauen. Leider wird Tsui dieser niemals gerecht: "Seven Swords" ist missraten und das einzig epische daran ist das Ausmass seines Durcheinanders. Mir ist klar, dass der Film eine komplizierte Vorgeschichte hat und Tsui Hark einen ersten 4-Stunden-Cut massiv herunterkürzen musste. Das spürt man in jeder Filmminute. Doch das macht die vorliegende Schnittfassung nicht besser. Nein, im Gegenteil: Beim Gedanken an eine noch längere Version wird mir angst und bang. Die Figuren sind langweilig, die Geschichte hundertmal gehabt. Wie man damit vier Stunden füllen will, bleibt fraglich.
Doch ich bespreche die 152-minütige Kinofassung. Die beginnt mit einer der wenigen Actionsequenzen, welche einen vor allem visuell fesselnden Einstieg markiert. Das monochrome Bild bildet einen starken Kontrast zu den knallroten Elementen. Die ziemlich blutigen Kämpfe mit interessanten Waffen und die "Kiss"-inspirierten Schurken zeigen sofort, dass Tsui nicht darauf aus ist, Ang Lee oder Zhang Yimou Konkurrenz zu machen. Deren Epen waren edle, stilisierte Ballette. "Seven Swords" ist typischer für Hongkong: brutal, schnell und etwas rotzig. Und es ist typisch für Tsui, denn er mischt immer mal wieder gerne Genres und fügt einen Schuss Trash hinzu. Die bleichen Bösewichter mit ihren Tattoos und
Jean-Baptiste-Emanuel-Zorg-Gedächtnisfrisuren gehören ganz bestimmt dazu. Das gibt dem Film von Beginn weg einen eigenwilligen Touch. Und obwohl ich diese aus einem anderen Film entsprungenen Bösewichter alles andere als mochte, so konnte ich eine gewisse Faszination für Tsuis Mut, dem momentanen Trend entgegenzuwirken, nicht zurückhalten.
Leider gehts von da an bergab. Es folgen überraschend wenige Kämpfe, was erstaunt, wenn Top-Choreografen wie Donnie Yen und Shaw Brothers-Veretan Liu Chia Liang mitspielen. Und die, die es zu sehen gibt, enttäuschen mit schnellen Schnitten, schludriger Choreografie und etwas zu wenig Blut. Wenn man schon einen trashigeren Ansatz wählt, dann hätte mehr Blut dazu gehört, nicht nur ein paar CGI-Schnitte durch schnell weggeblendete Glieder. Diese Kämpfe sind dementsprechend nichts richtig: weder modern, noch elegant, noch klassisch. Keiner bleibt in Erinnerung, nicht einmal der Fight gegen Schluss in der engen Gasse. Alles schon gesehen. Und besser.
Zwischen den Kämpfen gibt es Füllmaterial, das zu keiner Sekunde packt. Das Problem ist, dass nicht eine Figur interessant ist. Die Motive sind öde, die Schauspieler nicht gerade gut und ihre Figurenzeichnung dünn. Von Anfang an beweist Tsui ausserdem Mühe, die Charaktere dem Publikum nahezubringen und ihre Verbindung untereinander zu erklären. Vielleicht gelingt dies in einem 4-Stunden-Cut besser, doch in dieser Version ist es ein heilloses Durcheinander. Streckenweise ist es unmöglich, überhaupt zu verstehen, was abgeht. Die narrative Struktur ähnelt fatalerweise stark dem wirren Zu Warriors, wo auch eine Gruppe uninteressanter Figuren ein Ziel verfolgt, das nie ganz klar wird. Wenigstens das Ziel ist in "Seven Swords" da: Schutz des Dorfes und Tötung des Generals und seiner Horden - doch im Getümmel aus Nebenhandlungen und Ballast geht sogar das manchmal unter.
Dabei wäre es gar nicht so schwierig gewesen: Die Handlung basiert auf Liang Yu-Shens Buch "Seven Swordsmen from Mountain Tian", ähnelt aber in seiner Struktur Kurosawas "Seven Samurai". So hätte es Tsui auch anpacken können: Schurken, Helden, Dörfler schildern und bei allen Einblicken in das Leben der sieben Helden nie das Ziel aus den Augen verlieren. Dann kommt die Struktur ganz automatisch. "Seven Swords" zerfällt dagegen in seine Einzelteile und ist schnell weder spannend noch interessant. Die Versuchung, einzunicken, ist gigantisch.
Noch lange auf dem Film rumzuhacken, würde das Bild etwas verzerren. Ich finde ihn immerhin nicht schlecht, sondern durchschnittlich - und genau darin liegt die Enttäuschung. Ich wollte mehr. Aber schon die Vorzeichen waren schlecht, denn ein solches Epos ist eigentlich gar nicht Tsui Harks Stammrevier. Und er hat dies hier leider eindrucksvoll bewiesen. Zu mögen gibt es an "Seven Swords" den Mut zur Andersartigkeit -  weg vom Ballett, hin zu Endzeit-Look und trashig angehauchten Figuren - sowie ein paar Bilder. Die Kameraführung ist als Ganzes unbefriedigend, aber immer wieder schleichen sich eindrückliche Aufnahmen in die Ereignisse, die immerhin das Auge erfreuen.
Das alleine macht die 152 Minuten indes nicht wert. Der holprig montierte, unübersichtlich inszenierte und lustlos erzählte Film spornt seine Akteure (bis auf Sun Honglei) kaum zu Höchstleistungen an und verdient den ganzen Hype, der um ihn entstanden ist, eigentlich gar nicht. Er sollte nicht in einem Atemzug mit den grossen (anders gelagerten) Werken des Genres verglichen werden, sondern gehört ganz deutlich in Tsui Harks durchwachsenen Kanon. Kein Epos in House of Flying Daggers-Manier, also, sondern eher Tsuis historische Variante von Zu Warriors.

Hier auf DVD erhältlich (HK)
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch 5.1 und Mandarin 5.1
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Die sieben Schweter; Qi jian; 七劍
Regie: Tsui Hark

Epos

Action * * *

Spannung *

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T h e   S h o e   F a i r y

Taiwan 2005 Ausführliche Kritik: hier.

 

S l i m   T i l l   D e a d

Reviewed 16.4.05

Hongkong 2005 Das Model Ivy wird tot aufgefunden. Sie ist bis auf 70 Pfund abgehungert. Inspektor Tak (Anthony Wong Chau-Sang) übernimmt die Ermittlungen. Ihm zur Seite stehen sein Assistent "Bull" Albert (Raymond Wong Ho-Yin), der Festland-Paparazzi Tin Fuk (Wu Qing-Zhe) und sein neuer Teamleiter William Hung (Wong Jing). Es ist jedoch Taks Frau Ling (Shereen Teng Shui-Man), von der der Inspektor seit einiger Zeit keinen Sex mehr bekommt, die entdeckt, dass der Mörder wohl weiter töten wird. Tatsächlich entführt er kurz darauf Si-Si (Crystal Ting Yui-Lei), die danach mit abgehackten Beinen aufgefunden wird - sie wiegt 70 Pfund. Nun geraten die Models von Hongkong langsam in Panik. Fei (Vonnie Lui Ho-Yun) und Queenie (Zuki Lee Si-Pui) werden als nächste Opfer vermutet, ihre Assistentin Cherrie (Cherrie Ying Choi-Yi) wird deswegen ständig nervöser. Doch zum Glück hat Tin Fuk einen Verdächtigen: Ken (Jing Gang-Shan), den er bereits wegen einem Fall aus China kennt.
Regisseur Marco Mak (Colour of the Truth) greift für die Wong Jing-Produktion "Slim Till Dead" den grassierenden Schönheits- und Schlankheitswahn auf und verarbeitet ihn zu einem durchwachsenen Thriller. Die Idee von den zu Tode gehungerten Models böte mehr Stoff, als der Film tatsächlich präsentiert. Nicht zuletzt geriet er viel zu zahm. Die Gräueltaten werden in ein paar offensichtlichen CGI-Shots abgehakt. In den 90ern hätte vor allem Wong Jing selbst aus diesem Material einen Kategorie-III-Thriller geschnitzt. Davon ist "Slim Till Dead" meilenweit entfernt.
Auch spannungsmässig hätte Mak viel mehr aus der Vorlage herausholen müssen. Der Jagd nach dem Täter fehlt es an Fokus und an Pep. Auch die potenziellen Opfer sind alle nicht gerade die, mit denen man am meisten mitfiebert. Das wiederum böte Raum für eine Satire um doofe Models, denen der eigene Körper wichtiger ist als das Leben. "Slim Till Dead" hat denn auch tatsächlich seine satirischen Momente, doch es sind nicht genug, um dem Schlankheitswahn mit schwarzem Humor zu begegnen. Auch gängiger Wong-Jing-Humor kommt vor, darunter eine witzige Anspielung auf Three... Extremes: Dumplings sowie ein paar gelungene Dialoge.
Die sind denn auch ein Grund, warum "Slim Till Dead" nicht komplett auf die Nase fällt: Die Akteure, darunter der wie immer herrliche Anthony Wong, tauschen gewitzte Dialoge aus und die Streitereien zwischen Wong und Filmfrau Sherin Teng amüsieren. Die Besetzung von Wong hat einen ironischen Beigeschmack, denn der heute ranke, schlanke Star-Schauspieler war noch vor wenigen Jahren ein pummeliger, aufgedunsener Kerl. Ihn als Hauptfigur in einem Film um Schlankheitswahn zu sehen, grenzt an Genialität. Aber ansonsten ist "Slim Till Dead" leider weit entfernt von jeglichem Genie. Die Auflösung ist plump, die Spannungskurve zu flach, die Chance zur Satire verpasst. Wenn selbst Wong Jung, der übrigens in einer Nebenrolle zu sehen ist, handzahm und brav wird, geht es mit Hongkongs Filmindustrie wohl bergab.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch 5.1 und DTS sowie Mandarin 5.1
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Thin; 瘦身
Regie: Marco Mak Chi-sin

Thriller

Spannung * *

Humor *

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S P L :   S h a   P o   L a n g

Reviewed 7.1.05

Hongkong 2005 Detective Chan Kwok-Chung (Simon Yam Tat-Wah) ist mit Zeugen unterwegs, als ein Auto in ihn crasht und der Killer Jet (Jacky Wu Jing) den Mann tötet. Dadurch kommt Jets Boss, der Gangsterboss Wong Po (Sammo Hung Kam-Bo) frei. Chan, der beim Crash schwer verletzt wurde, erfährt vom Arzt, dass er an einem tödlichen Tumor im Kopf leide. Umso verbissener kämpfen er und sein Team nun daran, Wong hinter Gitter zu bringen. Dabei sind sie auch bereit, das Gesetz zu umgehen - sehr zum Missfallen von Inspektor Ma (Donnie Yen Ji-Dan), der die Einheit bald übernehmen wird und sie stets begleitet. Als Chans Männer bei ihren Aktionen zu weit gehen, hetzt Wong ihnen Jet auf den Hals.
Ich war in letzter Zeit nicht gnädig mit dem Hongkong-Kino. Es mag sogar sein, dass ich es unterbewusst bereits abgeschrieben habe. Immergleiche, gestylte Thriller, Infernal Affairs-Aspiranten oder missglückte Big-Budget-Versuche. Umso schöner war die Überraschung, als mit "SPL: Sha Po Lang" der beste Hongkong-Film des Jahres über meine Mattscheibe flimmerte. Nicht nur das: Der Action-Noir von Wilson Yip (White Dragon) ist einer der besten asiatischen Filme des Jahres und Hongkongs überzeugendster Output seit Infernal Affairs. Genau solch einen Kick in die Weichteile brauchte die lahmende Filmindustrie: "SPL" ist, mangels treffenderer Wörter, geil!
Vier Sterne sind der Lohn dafür, auch wenn ich sie knapp gebe. Es gibt ein paar kleine Logiklöcher in der juristischen Behandlung von Wong Po, einen etwas schwachen forensischen Subplot und über-melodramatische Musik. Doch der Rest ist ein cineastischer Genuss. Yip nutzte alle modernen stilistischen Mittel, die ihm zur Verfügung stehen, verband sie jedoch mit Ästhetik des Hongkong-Kinos der 80er und 90er - und damit jener von Herren wie Woo, Lam oder To. Die Mischung aus alter Klasse und moderner Präsentation ist göttlich. Sei es der Einbezug der nächtlichen Skyline, die dunklen Hinterhöfe oder Sammos bunt leuchtendes Hauptquartier: Jedes Bild ist attraktiv, aber nie so überkonstruiert, dass es dem ästhetischen Selbstzweck dient.
Inmitten dieser visuell prächtigen und hochatmosphärischen Inszenierung choreografierte Donnie Yen einige der besten Fights seiner Karriere. Er experimentiert mit verschiedenen Kampfarten wie
Jiu Jitsu, lässt die Action schlagartig aus der Handlung heraus wachsen und inszeniert sie ebenso heftig wie roh - dies erst noch ohne den Einsatz von CGI oder deutlichen Wire-Effekten. Wenn Sammo Hung zum ersten Mal loslegt und Yen ihn "ruhig stellt", ist die Lust auf mehr da. Und es kommt mehr, stets wohl dosiert. Der Strassenkampf zwischen Yen und dem aufsteigenden Star Jacky Wu Jing ist phänomenal, sehr brutal, ungemein rasant und in langen Shots gefilmt. Doch es kommt noch besser, wenn Yen gegen den schwergewichtigen und mittlerweile 53-jährigen Sammo antritt. Sammo ist in dem Film ein diabolisch-cooler Kampfbrocken, der noch voll zupacken kann. Es dürfte kaum einen Martial-Arts-Fan geben, dem dabei nicht der Sabber aus dem Mundwinkel tropft.
Doch Yip ist schlau genug, der Action nicht zuviel Raum zu lassen. Ihm geht es um mehr. Um die Korruption der Seele, den Ausverkauf der eigenen Werte - und die Konsequenzen des eigenen Handelns. Ganz wunderbar kommt Letzteres im Finale zusammen, das ich keinesfalls spoilern werde, aber das Freud und Leid so nahe zusammenbringt, dass es weh tut. Das düstere und doch hochmoralische Ende ist derart gut, dass ich dem Film oben aufgelistete Fehlerchen gerne vergebe. Auch die Schauspieler zeigen sich von der besten Seite, das trifft vor allem auf Sammo, Donnie, Simon Yam und Wu Jing zu. Sammo ist ebenso unkontrollierbar wie reserviert - eine seiner besten Rollen der letzten Jahre. Simon Yam ist der verletzliche und doch verlässliche Anführer, dessen Tumor-Story etwas aufgedrückt wirkt, aber deutlich macht, dass er vom Leben nicht mehr viel erwartet.
Donnie ist Mr. Cool im schwarzen Leder, halboffenen Hemd und stets bereit, die Handkante einzusetzen. Auch hier gilt: Er war in letzter Zeit selten besser - vielleicht sogar nie. Heimlicher Star dürfe Wu Jing sein. Seine plötzlichen Auftritte sind ungemein sadistisch. Er spielt seine agile Kampfmaschine so ohne Gefühl, dass ein grosses Verlangen nach einem Fight geschürt wird, in dem jemand dem Kerl zeigt, wos lang geht. Yip ist sowieso gut darin, Emotionen richtig aufzubauen, sei es Vergeltungslust, Mitleid oder Spuren von Hoffnung - bloss um in manchen Szenen alles wieder auf den Kopf zu stellen. Ohne weitere Worte: Gebt SPL eine Chance und entdeckt anhand dieses düsteren Meisterwerks, dass das Hongkong-Kino alles andere als tot ist.

Achtung: Der Film erschien Ende 2005 / Anfang 2006 in drei chinesischen DVD-Versionen, eine davon (China DVD-5) unbrauchbar!

Hongkong 2-DVD-Set (Deltamac)
94 Minuten NTSC uncut, Code 0. Rot-schwarzes Cover. Hier auf DVD erhältlich
Kantonesisch 5.1. und DTS sowie Mandarin 5.1. Anamorphic Widescreen

China DVD-9 (Zoke Culture)
92 Minuten PAL uncut, Code 0. Blau-schwarzes Cover. Hier auf DVD erhältlich
Kantonesisch 5.1. und DTS sowie Mandarin 5.1. Anamorphic Widescreen, Bild weniger breit als HK.

China DVD-5 (?)
88 Minuten PAL cut, Code 0. Vielfarbiges Cover.
Diese Version ist v.a. am Schluss gekürzt / verändert. Deshalb spare ich mir den Kauf-Link.

USA (Genius Products)
93 Minuten NTSC uncut, Code 1.
Hier auf DVD erhältlich

Alternative Titel: Sha Po Lang; SPL; KillZone; 殺破狼

Regie: Wilson Yip Wai-Sun

Actionthriller-
Drama

Action * * *

Spannung * *

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T a i h a n g   M o u n t a i n   ~   T a i   H a n g   S h a n   S h a n g

Reviewed 1.10.05

China 2005 Nach dem Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke am 7. Juli 1937 und des Ausbruchs des Krieges zwischen Japan und China fallen Beijing und Tianjin bald in die Hände der Invasoren. Ein neues Ziel der Japaner scheint der Tianhang-Berg zu sein. Deshalb überquert Commander Zhu De (Wang Wu Fu) mit den drei Hauptdivisionen der 8. Route Army den Gelben Fluss Richtung Tianhang. Am Ping-Xing-Pass kommt es zur ersten Konfrontation. Die in Anzahl und Bewaffnung unterlegenen Chinesen besiegen die Japaner. Der nunmehr als Held gefeierte Zhu De macht sich an die Zerstörung des japanischen Militärflugplatzes von Yangmingbao. Da die Aktion gelingt, sind die Japaner in Bedrängnis. Sie setzen nun auf den erfahrenen Feldherrn Abe, der selbst seine eigenen Männer misshandelt.
60 Jahre nach dem Ende des japanisch-chinesischen Kriegs übt die filmemachende Gilde des Reichs der Mitte Vergeltung auf der Kinoleinwand. "Taihang Mountain" ist nur eines von mehreren Epen, welches den chinesischen Mut im Krieg hochleben lässt - und dazu auch keinen Aufwand scheut: 100'000 Statisten waren am Werk, 100 Tonnen Sprengstoff wurde eingesetzt, dazu 1000 Waffen und etliche Akteure - inklusive Tony Leung Ka-Fai in einer kleinen Nebenrolle. Leider verpufft dieser immense Einsatz in nicht viel mehr als Schall, Rauch und Propaganda.
"Taihang Mountain" ist zweifellos episches, gross angelegtes und prächtiges Kino, doch es ist derart verbohrt darauf, China zu ehren und Japan in die Knie zu zwingen, dass es bald einmal mehr weh tut als die Gewalt auf der Leinwand. Die Schlachten sind immens, eingefangen mit wuchtigen Kamerafahrten und inszeniert mit deftigen Spritzern von Blut. Pyrotechnisch gab es seit vielen Jahren nichts Beeindruckenderes mehr zu sehen als dies. Statisten, Pferde, Fahrzeuge - alles wirbelt durch die Luft. Doch es fehlt der emotionale Anker.
Die Figuren im Gemetzel sind nicht gut eingeführt, es fehlt jeglicher Kontakt zwischen ihnen und den Zuschauern. Auch mit der Schlachtgeografie hapert es etwas. Regisseur Wei Lian und seine zwei Assistenten Shen Dong und Chen Jian schaffen es nicht, Spannung durch kleine Ziele in den Schlachten zu erzeugen. Klar heisst die Mission einmal, einen strategischen Hügel zu besetzen oder einen Commander auszuschalten - doch es fehlen die Ziele, die inmitten der Schlacht eine Linie darstellen und Spannung dadurch generieren, ob die Soldaten es schaffen oder nicht. Dies unter der Gefahr von nicht enden wollendem Kugelhagel, versteht sich.
Zwischen den Schlachten fällt "Taihang Mountan" dann sogar komplett ab. Es werden grosse Reden geschwungen, dass die Welt noch lange staunen würde über die Errungenschaften. Offiziere werden geehrt, die im Gemetzel sich an die Spitze ihrer Leute stellen. Ein Erzähler rekapituliert die Erfolge der Chinesen und erklärt, wie demotiviert die Invasoren sind. Die ganze Sprache und Machart ruft Erinnerungen an Propagandafilme von vor 50 Jahren wach. Vor allem, wenn man "Starship Troopers" gesehen hat, ist die gebotene Durchhalte- und Siegesmentalität nur noch lächerlich. Dass Regisseure heute noch sowas auf die Beine stellen, ist deshalb leider eher unfreiwillig komisch als wirklich packend - und bei einem Heldenepos ist "komisch" eben leider Gift. Ausserdem ist es bedauerlich, denn so mancher vollbrachte tatsächlich Heldenhaftes in diesem Krieg.
Und so scheitert "Taihang Mountan" als Film, reüssiert jedoch als eindrückliches Schlachtenepos. Es fehlt an Gehalt, an historischer Korrektheit, an Zurückhaltung, an Intelligenz, an Spannung und an Tiefgang - aber in dem Film kracht es gehörig, die Trickeffekte sind herrlich und Pyromanen dürften jubilieren. Auch Filmfans, die glaubten, Propagandafilme im Stile russischer, deutscher oder amerikanischer Kriegsfilme der 40er-Jahre seien ausgestorben, werden hier eines Besseren belehrt. 60 Jahre nach Kriegsende geht der Krieg in den Köpfen also durchaus noch weiter. Inmitten neu aufflammender anti-japanischer Gesinnung in China dürfte so ein Film dementsprechend mit offenen Armen empfangen werden.

Hier auf DVD erhältlich (HK)
Meine Disk (China): Code 0 NTSC. Mandarin 2.0 und DTS.
Mit englischen Untertiteln. Letterboxed Widescreen.
Alternative Titel: On the Mountain of Tai Hang; Tai Hang Shan Shang; In the Tai Hang; 太行山上
Regie: Wei Lian, Shen Dong, Chen Jian

Kriegsfilm

Action * * * *

Gewalt * *

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T h r e e   T i m e s   ~   Z u i   h a o   d e   s h i   g u a n g

Reviewed 8.1.06

Taiwan / F 2005 1966: Kaohsiung in Süd-Taiwan. Chen (Chang Chen) verliebt sich in May (Shu Qi), die in seiner Lieblings-Poolhalle arbeitet. Doch er hat keine Zeit mehr, da er bald ins Militär einrücken muss.
1911: Ein politisch engagierter Journalist (Cheng Chan) im japanisch besetzten Taiwan besucht regelmässig eine Kurtisane (Shu Qi). Obwohl beide aus verschiedenen Kreisen stammen, kommen sie sich näher.
2005: Jing (Shu Qi) hat ein Loch im Herz, ist halb blind und leidet unter Epilepsie. Obwohl sie mit einer Frau liiert ist, gibt sie sich mit einem wortkargen Fotografen (Chang Chen) ab.

Ich habe die Werke von Hou Hsiao-hsien bisher gemieden. Die Kritiken und Kommentare zu seinen früheren Filmen wie "Millennium Mambo" und "Café Lumière" haben sich genau nach der Art Kino angehört, welche mir nicht zusagt. Die Vorzeichen für das neuste Hou-Werk "Three Times" standen eigentlich nicht gut: Das notorisch Unterhaltungs-verachtende Slant Magazine gab 4 von 4 Sterne, in Frankreich erntete er gute Kritiken und anstatt einer einzelnen Geschichte präsentiert sich der Film als Anthologie, eine Filmform, die mir nicht gross behagt.
Vielleicht hätte ich es also wirklich lassen sollen, denn "Three Times" ist nicht mein Ding. Hou Hsiao-hsien scheint mir ein wunderbarer Regisseur für Stimmungen zu sein, für Momentaufnahmen und kleine, subtile Gesten - aber als Geschichtenerzähler fällt er unten durch. Er unterbietet darin sogar Wong Kar-Wai, der ähnlich abstrahiert Verlangen und Sehnsucht auf die Leinwand bannt. Hous Ansatz ist visuell weniger künstlich als jener von Wong, aber nicht weniger gekünstelt. So sehr er akustisch und visuell auf einen poetischen Realismus aus ist, so distanziert und unecht erschienen mir die Figuren - da ändert auch das starke Spiel der Protagonisten nichts.
Shu Qi liefert eine phänomenale Darbietung in allen drei Episoden. In jeder hat sie einen Moment, in dem sie entweder innerlich oder äusserlich leidet - und sie tut es mit Bravour. Ihre etwas entrückte Eleganz passt bestens zur allgemeinen Stimmung des Films. Chang Chen agiert ähnlich überzeugend, fällt aber mit seinem auf den ersten Blick ausdruckslosen Spiel leicht ab. Das Problem ist jedoch, dass die beiden Stars keinen echten Charakter haben, den sie entwickeln können. Wir sehen zwei Personen in verschiedenen Zeitabschnitten, zu denen wir keinen Kontakt aufbauen können, von denen wir so gut wie nichts wissen. Ihre Romanzen, sofern überhaupt vorhanden, wirken angedeutet und flüchtig. Ich weiss, das ist Teil des Sinns des Films, doch es funktioniert nicht. Von Sehnsucht sah ich nichts, da gar nie eine Beziehung sichtbar wurde. Und ohne Sehnsucht fällt der Film auf die Nase. Hou rekonstruiert Sehnsucht und Verlangen nur durch seine mise-en-scène.
Darin ist er gut. Seien es die oft durch Türen gefilmten Innenräume in der ersten Episode, die streng konstruierten Räume in der zweiten oder die unterkühlte Stadtlandschaft in der dritten: Alles erzeugt auf Anhbieb eine Stimmung und eine Zeit. Die Jahre 1911, 1966 und 2005 werden mit kleinsten Mitteln illustriert und in einen sozipolitischen Kontext gestellt. Während dieser in #1 (A time for Love) und #3 (A Time for Youth) angenehm im Hintergrund bleibt, ist er in #2 (A Time for Freedom) zu plakativ. Diese Episode ist mit ihrem erzählerischen Gimmick - es gibt keine Dialoge, nur Stummfilm-Zwischentitel - auch die schwächste. Das ununterbrochene Klaviergeklimper und die langweilige Inszenierung erzeugen akute Einschlafanfälle und konstantes Desinteresse.
"A Time for Love" ist besser, da die Musik, die naturalistische Soundkulisse und das hoffnungsvoll-subtile Ende gelungen sind. "A Time for Youth" wiederum ist durchschnittlich und hat ein paar gelungene Momente. So etwa Jings Weinen auf dem Motorrad, während er sie fragt, ob es ihr gut gehe. Trotz eMail und anderer Kommunikationsmittel können die zwei ihre Gefühle nicht austauschen. Die Art der Kommunikation spielt in allen drei Episoden eine Rolle, in der dritten ist sie am besten gelöst. All das hört sich durchaus faszinierend an, doch wie Eingangs erwähnt: Es handelt sich um Momente, um Stimmungen. Als Ganzes ist "Three Times" ein Langeweiler erster Güteklasse, der narrative Konventionen keck über Bord wirft und dadurch alle Essenz mit ihnen.
Über zwei Stunden präsentiert Hou vielmehr nicht entwickelte Gefühle, schön-stimmungsvolle Bilder und gekünstelte Elegie. Der Umstand, dass Hou unter Kunstfilm-Fans, in Kritikerkreisen und im Wichtigsten Filmland™ Frankreich grosses Ansehen geniesst, erstaunt mich eigentlich nicht. Besser, unterhaltsamer oder tiefgründiger wird das schläfrige Liebesdrama dadurch auch nicht.

Hier auf DVD erhältlich (HK)
Hier auf DVD erhältlich (US)
Meine Disk (China): Code 3 NTSC. Mandarin 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Zui hao de shi guang; 最好的時光
Regie: Hou Hsiao-hsien

Drama

Anspruch * *

Gefühl * *

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W a i t   ' T i l   Y o u ' r e   O l d e r   ~   T u n g   m u n g   k e i   y u n

Reviewed 26.12.05

Hongkong 2005 Der 12-jährige Kwong (Howard Sit Lap-yin) macht seinen Vater Chan Man (Felix Wong Yat-Wah) für den Suizid seiner Mutter (Li Bingbing) verantwortlich. Er hasst aber nicht nur den Vater, sondern auch dessen neue Frau Tsui Mun (Karen Mok Man-Wai). Einzig mit deren Sohn Billy (Jacky Wong) kommt er gut aus. An der Schule, an der Mr. Chan als Basketball-Trainer arbeitet, hat Kwong auch nur einen richtigen Freund: Den schwergewichtigen "Bär" (Chim Pui-Ho). Die beiden verbringen ihre Zeit damit, von der hübschen Lehrerin Miss Lee (Cherrie Ying Choi-Yi) zu schwärmen. Eines Tages stösst Kwong im Park auf einen seltsamen Forscher, der ihm verrät, er besitze ein Serum, das altern lässt. Kwong klaut es und stürzt. Dabei gelangt etwas von der Flüssigkeit in sein Blut - und tags darauf ist er ein erwachsener Mann (Andy Lau Tak-Wa). In seinem neuen Körper macht sich Kwong ersteinmal an Miss Lee ran, die an ihrer Liebe zum Vize-Rektor Chow (Lam Ka-Tung) kaut.
"Wait 'Til You're Older" ist Hongkongs Antwort auf den Tom-Hanks-Hit "Big". Aber diese einfache Klassifizierung führt in die falsche Richtung. Denn wo der Hollywood-Tränendrücker als aufbauende Feelgood-Fabel diente, wagt sich Regisseur Teddy Chan (Accidental Spy, Purple Storm) in dunklere Gefilde. Zwar ist sein Moralstück ebenfalls mit einer aufbauenden Message verbunden, doch mancher Zuschauer dürfte überrascht sein, auf welches Terrain Chan seinen Film gegen Schluss steuert. Tränen sind auch garantiert - aber aus anderer Motivation als bei "Big".
Im Zentrum des Films steht Andy Lau, der ausser dem kindlichen Kwong alle Altersklassen seiner Figur routiniert spielt. Es ist immer wieder erstaunlich, wie jugendlich der mittlerweile 44-Jährige wirken kann. Einzig Opa Kwong sieht trotz des Make-ups von
Mark Garbarino (Running On Karma, A.I., "Nutty Professor") nicht wirklich überzeugend aus. Eine erstklassige Performance bringt Lau indes nicht zustande, er wirkt zu reserviert, bisweilen gar auf Autopilot. Seine Co-Stars hinterlassen bessere Eindrücke - angefangen beim kleinen Howard Sit bis hin zu den Damen Cherrie Ying und Karen Mok. Auch Felix Wong überzeugt in seiner stilleren Vater-Rolle.
"Wait 'Til You're Older" ist an manchen Stellen etwas morbid - darunter fällt auch der Gedanke an den Mutter-Sohn-Suizid. Er hat auch ein paar Probleme im letzten Drittel, welche an der Glaubwürdigkeit nagen. Klar ist es Fantasy-angehauchter Stoff, doch dennoch sollten die Figuren etwas schwerer davon zu überzeugen sein, dass Andy-Kwong der kleine Kwong ist. Abzüge gibts auch beim Mangel an wirklich frischen Ideen in der ersten Filmhälfte. Da kann man angesichts vieler "Kind im Erwachsenenkörper"-Filme wirklich sagen "been there, done that".
Doch allen Defiziten zum Trotz empfehle ich die Tragikomödie wegen ihres mutigen Finales und der melodramatischen Tränen-Garantie. Es ist ein Wohlfühl-Film, der nicht die üblichen Knöpfe drückt und sich die Emotionen redlich verdient. Dass Chan ihn zudem schnörkellos und bildstark inszeniert hat, ist auch nicht zu verachten: ja, ein schöner Film. Das dachte sich auch das Hongkong-Publikum, das den Streifen zum Hit machte und ihn in der Zuschauergunst vor den zeitgleich gestarteten, aber deutlich teureren The Myth wählte.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch 5.1 und DTS sowie Mandarin 5.1
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Tung mung kei yun; 童夢奇緣
Regie: Teddy Chan Tak-Sum

Tragikomödie

Humor * *

Spannung *

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T h e   W a y w a r d   C l o u d   ~   T i a n   b i a n   y i   d u o   y u n

Reviewed 11.7.05

Taiwan / Frankreich 2005 Shiang-chyi (Chen Shiang-chyi) kehrt aus Paris nach Taipei zurück. Dort muss sie mit einer extremen Dürre leben, die die Stadt heimsucht. Der Preis für Wasser ist so horrend gestiegen, dass die Bewohner auf Wassermelonen als Getränk zurückgreifen. Shiang-chyi begegnet dem wortkargen Hsiao-kang (Lee Kang-sheng), der ein Stockwerk über ihr wohnt und als Schauspieler in Pornofilmen arbeitet. Die zwei beginnen eine Affäre.
"The Wayward Cloud" ist ein beinahe-Remake von Tsai Ming-liangs The Hole und eine Pseudo-Fortsetzung von "
What Time Is It Over There?" Die Darsteller sind die gleichen, ihre Rollennamen auch, aber die Figuren haben die Jobs gewechselt. So wichtig ist es auch nicht, woran "The Wayward Cloud" anknüpft. Der Film ist jedoch zweifellos ein hunderprozentiges Tsai-Ming-liang-Werk: Sex, Musical und apokalyptische Wetter-Kapriolen präsentiert als schrill-schräge, wortkarge und schwer zu entziffernde Gesellschaftssatire. Manchmal funktioniert sowas. Manchmal weniger.
Im Falle des in Berlin dreifach ausgezeichneten "The Wayward Cloud" eher weniger. Unschlagbar sind jedoch ersteinmal die Bilder. Hier ein kleiner Auszug. Tsai schafft Kontraste, er experimentiert mit Farben und Kamerawinkeln. Das Werk ist deshalb zu jeder Minute absolut sehenswert. Er beginnt bereits mit einem Highlight: der fruchtigsten Fisting-Szene aller Zeiten. Und das ist nur die Einstimmung in etliche, ziemlich explizite Sexszenen, die durchaus stimulierend wirken. Und sie sind witzig - was auch dadurch begründet ist, dass Sex in Taiwan (und anderen Teilen Asiens) oft als durchaus humoreskes Spiel der Körper wahrgenommen wird. Die Akteure tun ihre Bett-Arbeit dementsprechend befreit von Zwängen. Dafür unterliegen sie anderen. Etwa jener, nicht zu sprechen.
Wie viele Filme von Tsai ist auch "The Wayward Cloud" beinahe wortlos. Das war ein Auslöser für mich, endlich mein Arthaus 1x1 zu schreiben, eine Liste von fiktiven Regeln für angehende Kunstfilmer. Tsai verkörpert beinahe das perfekte Bild eines Filmemachers, der diesen stur-durchschaubaren Leitlinien folgt. Die Stummheit der Figuren gehört ganz klar dazu. Alle Punkte des "Arthaus 1x1" kann ich an "The Wayward Cloud" kritisieren, aber da dies reichlich überflüssig wäre, lasse ich dies weg. Zusammengefasst könnte man es so ausdrücken: Die Bilder in "The Wayward Cloud" sollen für sich sprechen - sind aber so stumm wie ihre Protagonisten. Vor lauter Metaphern, Parabeln, Anspielungen und Suggestionen hat der Film letztendlich keine brauchbaren Aussagen mehr.
Er hat durchaus was zu sagen - aber dies gehört zum schwächsten Aspekt des ganzen Films. Die Bilder sind attraktiv, die Darsteller um Tsais Dauer-Star Lee Kang-sheng, die Tsai-Veteranin Chen Shiang-chyi und die japanische Pornodarstellerin Sumomo Yozakura sind trotz schwach gezeichneter Figuren überzeugend und die Atmosphäre ist wie bei Tsai immer geglückt. Diesmal fehlt das Wasser, das in The Hole zuviel war - was Tsai erlaubt, die Feuchtigkeit spendende Wassermelone zu einem wahren Fetischobjekt zu stilisieren. Aber schon hier geht er in unerklärliche Richtungen. Shiang-chiys mütterlich-sexuelle Liebe zu einer Melone ist nicht viel mehr als ein Running Gag.
Da liegt der Hund begraben. Tsai macht sich ein bisschen lustig über dies und das, kritisiert die soziale Entfremdung und macht dafür scheinbar auch noch die Entpersonifizierung von Sex' verantwortlich. Masturbation ist ein sehr kalter Akt (oder ein lächerlicher, wenn der Deckel der Wasserflasche "stecken bleibt") und Pornografie ein monotoner - ja abstossender. Hier kommt Moral mit der Holzkeule, wenn die Schauspielerin in der letzten Pornoszene tot (oder zumindest k.o.) ist und die Crew trotzdem dreht. Die Aussage, das Schauspieler in diesen Filmen zu totem Fleisch werden, hat Tsai in Pressekonferenzen auch unterstrichen. Was für eine Erkenntnis. Sie taugt weder als ironischer Kommentar noch als gesellschaftlich relevante Aussage. Das Phänomen der Pornografie ist viel zu vielschichtig für einen einfach gestrickten und letztendlich gehaltlosen Film wie "The Wayward Cloud".
Zum Schluss wird langsam klar, dass Tsai nicht weiss, wo er hin will. Er spielt mit Bildern und Szenen, aber ihm geht es mehr um den Schockwert. Seine simple Moral wird in einem grotesken Schlussbild zementiert, das man als typischen Arthaus-Sexismus abtun muss. Während in einem Hollywood-Film in jeder noch so kleinen Szene Sexismus gedeutet wird, hat das Kunstkino darin stets carte blanche. Wie sonst ist es zu erklären, dass ein Werk wie dieses in Berlin den Drehbuch-Preis gewinnt? Ist niemand aufgefallen, dass Tsai die Pornografie, die er so plump angreift, als Mittel zum Zweck gebraucht? Um zu schocken und zu stimulieren? Die sexualisierten Fetisch-Bilder Tsais sind für sich gesehen alle drollig, widerlich oder sonst irgendwie interessant. Aber ihre Deutung ist diffus - und zum Schluss enden die Versuche doch eher in einer sexistischen Leseart.
Will er damit aufrütteln? Kaum. Die Bilder sollen eben für sich sprechen - und bleiben stumm. Dem Zuschauer sei die Deutung überlassen. Das finale Abspritzen in den Mund ginge als Metapher auf die Ausbeutung der Frau noch durch und taugt als Katharsis für die unerfüllte Leidenschaft der wortkargen und entfremdeten "Liebenden". Aber wieso die Frau danach tut, was sie tut (oder eben nicht), ist bloss noch prätentiös oder plump. Hier ist ein Regisseur, der schrill und unkonventionell sein kann - aber mit jedem Film mittlerweile das Gleiche aussagt. Und dies erst noch auf durchsichtige Weise.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (HK): Code 3 NTSC. Mandarin 5.1 und 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Tian bian yi duo yun; 天邊一朵雲
Regie: Tsai Ming-liang

Musical-
Tragikomödie

Humor * *

Erotik * * *

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