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Melodrama. Indien. Hindi
Alternativer Titel Parineeta - Das Mädchen aus Nachbars Garten

Regie Pradeep Sarkar
Drehbuch Pradeep Sarkar, Vidhu Vinod Chopra nach dem Roman von Saratchandra Chatterjee
Produktion und Schnitt Vidhu Vinod Chopra
Songs Shantanu Moitra
Kamera N. Nataraja Subramanian
Choreografie Howard Rosemeyer
Darsteller Saif Ali Khan, Vidya Balan, Sanjay Dutt, Raima Sen, Dia Mirza, Sabyasachi Chakravarthy,
Achyut Potdar, Biplab Chatterjee, Rekha, Amitabh Bachchan (Erzähler)
Länge 129 Min.

Kinostart 10.6.05
Trade classification
Average
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 6

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. . .

©  Text Marco, molodezhnaja 7.9.05
©  Bilder UTV, Screenshots molodezhnaja


STORY
Calcutta im Jahr 1962: Shekhar Rai (Saif Ali Khan), der Sohn des reichen Nabin Rai (Sabyasachi Chakravarthy), erkennt, dass er Lolita (Vidya Balan) liebt. Sie kam als Waise in das Rai-Haus und wuchs dort behütet auf. Eine tiefe Freundschaft verband sie mit Shekhar, der mit ihr als Muse seine Kompositionen am Klavier entwickelte. Doch erst nun, als der aus London zurückgekehrte Geschäftsmann Girish Babu (Sanjay Dutt) Lolita umwirbt, wird sich Shekhar bewusst, dass er Lolita schon immer geliebt hat. Ihre Beziehung wird auf eine harte Probe gestellt, da Shekhars Vater das Haus, das er mit Lolitas geliebtem Onkel Gurucharan (Achyut Potdar) teilt, an sich reissen will.

 

REVIEW
"Parineeta" ist ungemein elegant. Das wird einem schon während Amitabh Bachchans einleitenden Worten und den begleitenden Bildern vom morgendlichen Calcutta klar. Die opulente Ausstattung droht aber nie, den Film zu erdrücken, wie es beispielsweise in manchen Szenen von Devdas der Fall war, sondern ist integraler Bestandteil der Inszenierung. Geschichte, Look, Schauspiel und Lieder gehen eine Symbiose ein, die zwei Stunden lang betört und berauscht. "Parineeta" mag seine Längen haben und es handelt sich nicht gerade um die Neuerfindung des Drehbuch-Rades - doch dies tritt angesichts der überwältigenden Machart und Präsentation des Films in den Hintergrund. Gerade weil die Story eine simple Dreiecksgeschichte mit den obligaten Themen Liebe, Trauer und Eifersucht darstellt, gerät Regiedebütant Pradeep Sarkar nie in Gefahr, den Film völlig zu überladen.

Sarkar hat dabei aber auch einen überaus talentierten Partner: Vidhu Vinod Chopra, einer der besten Filmemacher Indiens, der als Autor, Produzent und Schnitt-Überwacher diesem Werk durchaus seinen Stempel aufdrückt. Sarkar, der bei Chopras Mission Kashmir als Regieassistent arbeitete, bekommt dadurch denselben Startvorteil wie Rajkumar Hirani (hier als beratender Produzent tätig) vor zwei Jahren, als er mit starker Hilfe von Chopra mit dem Comedy-Hit Munnabhai MBBS debütierte. Ob "Parineeta" nun Chopras Baby ist oder jenes seines Zöglings, ist zweitrangig. Es ist in erster Linie ein sehenswertes Historien-Liebesmelodrama.

Die Parallelen zum bereits erwähnten Devdas sind natürlich erschlagend: Beides sind üppig ausgestattete Melodramen um zwei junge Liebende, deren Familien im Streit sind, und basieren auf Romanen des Bengalen Saratchandra Chatterjee - ausserdem existiert in beiden Fällen bereits eine früher entstandene Filmfassung von Bimal Roy. Der adaptierte Chatterjees Devdas 1955, "Parineeta" jedoch bereits zwei Jahre zuvor mit Ashok Kumar und Meena Kumari. Der neue Devdas wählte folgenden Ansatz: Eindringlichkeit durch Opulenz, grosse Gesten und theatralisches Schauspiel. Der neue "Parineeta" dagegen ist selten theatralisch, dafür meist subtil, brillant ausgeleuchtet und cineastisch zurückhaltender - wenngleich nicht minder faszinierend.

Nicht nur die Technik überzeugt jedoch, auch die Akteure sind eine Wonne! Saif Ali Khan begeistert als zurückhaltender Künstler ebenso wie als enttäuschter Liebhaber. Sanjay Dutt hat nur eine kurze Rolle und meistert sie passabel. Doch die wahre Entdeckung ist Newcomerin Vidya Balan. Sie hat beinahe die Ausstrahlung einer Madhuri Dixit und bringt die Tragik ihrer Figur ebenso herüber wie ihre Freude. Ohne zu übertreiben eines der besten Debüts dieses Jahres - deshalb hat Vidhu Vinod Chopra sie auch gleich für seine nächsten zwei Produktionen "Yagna" und die Munnabhai-Fortsetzung engagiert. In kleineren Parts erfreuen Raima Sen als Koel und Dia Mirza als Gayatri, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Überzeugend auch die Patriarchen Achyut Potdar und Sabyasachi Chakravarthy.

Letztendlich muss man Pradeep Sarkar aber auch unbedingt für die Einbindung der Lieder gratulieren. Die Stücke von Shantanu Moitra (Yahaan) sind für sich bereits bezaubernd - vor allem das Duett "Piyu Bole" - doch in den Film integriert sind sie einfach blendend. Der eben erwähnte Track zum Beispiel beginnt als Brainstorming des Liebespaars, das Melodie und Text fortlaufend weiterführt. Unbedingt erwähnen muss man auch "Kaisi Paheli Hai", der am ehesten einem Item-Song entspricht, und mit Satin-Rot und der unvergleichlichen Rekha eine Paris-Atmosphäre à la Moulin Rouge herbeizaubert. Durchaus angebracht, galt Calcutta doch lange Zeit als "Paris Südasiens". Genau dies ist ein weiterer zentraler Antrieb hinter "Parineeta": Eine vergangene Ära zu zeigen, die so vielleicht gar nie existiert hat, aber in unseren Köpfen dank nostalgischer Verklärung derartige Dimensionen angenommen hat. Eine Ode an Calcutta ist der Film also ebenso wie eine Ode an die Liebe.

"Parineeta" ist grosses Gefühlskino ohne allzu grosse Gesten. Es ist prunkvolles Ausstattungskino ohne dekadente Übertreibungen. Die Filmemacher schaffen die Balance zwischen visueller Opulenz und subtiler Geschichte, zwischen aufwändiger Rekonstruktion einer Ära und intimer Dreiecksbeziehung. Ich siedle "Parineeta" deswegen eine Spur höher an als der verwandte Devdas, obwohl jener das bessere Finale und mit Aishwarya Rai und Madhuri Dixit die besseren Tänzerinnen aufweisen kann. In beinahe allen anderen Punkten obsiegt jedoch "Parineeta". Fans des schwelgerischen, sinnlichen und nostalgischen Bollywood-Kinos, das nicht primär laut sein will, kommen hier deshalb voll auf ihre Kosten.

 

SONGS
1) Suno Suno - Hochzeitslied zu den Credits. Bunt und frech.
2) Soona Soona - Poetisches Klagelied.
3) Piyu Bole - Wunderbares Duett. Das schönste Stück des Films.
4) Kaisi Paheli Hai - Moulin-Rouge-Song mit Rekhas glamourösen Gastauftritt.
5) Hui Main Parineeta - Kurzer, erotischer Song.
6) Yeh Hawayein - Bezauberndes Reiselied.
7) Raat Hamaari - Wehklagend, kurz und subtil.

 

MEINE DVD
UTV (USA), Code 0, NTSC
Anamorphic Widescreen
Hindi Dolby Digital 5.1 mit englischen Untertiteln (Film und Songs). Ausserdem deutsche, französische, italienische, spanische, holländische, malayische und arabische Untertitel von unterdurchschnittlicher Qualität. Kurze Übersetzungen sind okay, längere teils unverständlich. Beispiele hier.
Disk Rating * * * ½ (Schickes 2-Disk-Digipack, kraftvolles Bild. Bonusdisk mit Making-of, Behind-the-Scenes und Curtain Raiser)

 

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EXTERNE REVIEWS 
indiafm.com (2½/5)
Planetbollywood (9/10)
BBC (4/5)
Rediff.com
jump-cut ("
Der Film ist hinreissend gefilmt, durchaus zu seinem Schaden")

 

SCREENSHOTS
Mit deutschen Untertiteln. Die englischen sind besser, aber die deutschen sind unfreiwillig komischer. Siehe DVD-Beschreibung oben.

Anmerkung: Das drittletzte Bild heisst in Englisch "with interest" und wird statt als "mit Zinsen" als "mit Interesse" übersetzt. Das zeigt, dass auch die falsche Übersetzung einzelner Wörter irreführend sein kann. Noch krasser bei "Hat es zugestöpselt und Schwule! Es hat geblasen" - die englischen Untertitel reden von der ausgefallenen Sicherung so: "I plugged in the oven and poof! It blew!" Bedeutend weniger pervers.

 


 

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