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Thrillerdrama. Indien. Hindi
Alternativer Titel
Corporate: Paisa - Power - Politics

Regie Madhur Bhandarkar
Drehbuch Madhur Bhandarkar, Manoj Tyagi
Produktion Sahara One
Songs Shameer Tandon
Kamera Mahesh Limaya
Choreografie Longines Fernandes
Darsteller Bipasha Basu, Kay Kay Menon, Rajat Kapoor, Raj Babbar, Lillete Dubey,
Harsh Chhaya, Sammir Dattani, Sandeep Mehta, Achint Kaur, Minissha Lamba,
Vinay Apte, Payal Rohatgi, Ashok Pandit, Javed Akhtar, Atul Kulkarni (Erzähler)
Länge 142 Min.

Kinostart 6.7.2006
Trade classification
Below Average
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12

   

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. . .

©  Text Marco, molodezhnaja 8.8.06
©  Bilder Sahara One, Screenshots molodezhnaja


STORY
Vinay Sehgal (Rajat Kapoor), Boss der mächtigen Sehgal Group, und Dharmesh Marwah (Raj Babbar), der Anführer der ebenso einflussreichen Marwah Group, sind seit vielen Jahren erbitterte Konkurrenten. Als die amerikanische Firma Friscon sich mir Sehgal zusammentut, um den Getränkemarkt aufzufrischen, kommt Bewegung in das Macht-Geflecht. Die Leitung der Expansion soll Sehgals Schwager Ritesh (Kay Kay Menon) übernehmen, der nach einigen Jahren in London nach Indien zurückkehrt. Dort empfängt ihn seine Ex, Vinays treue Managerin Nishiganda Dasgupta (Bipasha Basu), die schon bald alles tut, um Ritesh geschäftliche Vorteile zu verschaffen. Derweil brodelt der Konflikt der rivalisierenden Konzerne auch an anderem Ort: Sie versuchen, Politiker davon zu überzeugen, ihnen einen lukrativen Teil des PSU (öffentlicher Sektor), zuzuteilen. Dabei werden die Methoden von Sehgal und Marwah immer rabiater.

 

REVIEW
Ich bin etwas erschrocken darüber, wie schwach "Corporate" beginnt. Mit fantasielosem Kameraeinsatz filmt Madhur Bhandarkar öde und sperrige Gespräche über Themen ab, die einem Laien schwer verständlich sind. Das weckte stilistisch Erinnerungen an Page 3, Bhandarkars soliden, wenn auch etwas überschätzten Überraschungshit, der auch primär aus statischen Party-Gesprächen montiert gewesen schien. Und da Page 3 (Thema: Presse) der Auftakt zu einer losen Trilogie über den Zustand Indiens sein soll, zu dem "Corporate" (Thema: Wirtschaft/Politik) nun den zweiten Teil liefert, wäre eine Fortführung dieser etwas schlaffen Inszenierung durchaus möglich.

Doch weit gefehlt. Der harzige Einstieg geht schnell vergessen und beinahe unbemerkt wird die Erzählweise immer raffinierter, bis man zum Schluss mit der packenden und durchaus emotionalen Story mitfiebert. Ohne Firlefanz, aber mit einer immer konzentrierter und vielschichtiger werdenden Story greift der ambitionierte Filmemacher Themen auf, die ihm unter den Fingernägeln brennen, und bündelt sie nach dem etwas ausgefransten Start zum zielsicheren Thrillerdrama. "Corporate" ist sein bisher bester Film.

Und das will etwas heissen, schliesslich ergatterten schon seine früheren Werke wie Satta und Chandni Bar viel Lob. Doch Bhandarkars Schaffen hing stets etwas Didaktisches an. Er war gefangen zwischen dem Kunst- und dem Mainstreamkino, weshalb die Filme nie ganz so tief schürften, wie nötig gewesen wäre, aber daneben auch nie annähernd unterhaltsam genug daherkamen, um dies zu übertünchen. Seine Filme sind allesamt sehenswert, darüber muss man gar nicht diskutieren, doch es fehlte ihnen das Gefäss zur idealen Verschmelzung von Kritik und Kino. "Corporate" hingegen trifft den Nagel diesbezüglich meistens auf den Kopf. Mit vifer Bildsprache, fulminanten Akteuren und einer zum Schluss hammerharten Story klagt Bhandarkar kapitalistische Exzesse in der aufstrebenden Wirtschaft Indiens an. Als Zugabe kommentieren normale Arbeiter im Stile Shakespeare'scher Comedy-Nebenfiguren raffiniert die Dekadenz der Reichen. Geht der Film mit der Anklage zu weit? In manchen Belangen vielleicht schon, denn Politiker und Wirtschaftsbosse geben ihm in sozialistisch angehauchter Manier leichte Opfer ab. Doch auf der anderen Seite hat die Realität den Film bereits überholt.

Zentral in der Story ist die Entdeckung von Pestiziden in einem Softdrink - und die Weigerung der Firma, dagegen etwas zu unternehmen. Dies basiert auf erschreckenden Tests vor einigen Jahren, wonach in Coca-Cola- und Pepsi-Getränken Rückstände von Pestiziden entdeckt wurden. Erst bleiben es Einzelfälle, doch während "Corporate" in die Kinos kam, passierte auf juristischer Ebene einiges. Anfang August verlangte ein Gericht von den beiden Firmen, die Rezeptur der Getränke offenzulegen, während wütende Protestanten öffentlich Flaschen ausleerten. Man schaue den Film und suche die Parallelen.

Es ist diese teilweise erschreckende Nähe zur Realität, die "Corporate" seinen Biss gibt. Damit erreicht er mitnichten ein Level wie die grossen Vorbilder, namentlich "Wall Street", die noch mit viel mehr Gusto und Konsequenz an das Thema heran gingen - doch Bhandarkar serviert starken Tobak mit letztendlich aufwühlenden Folgen. Zu Verdanken ist dieser auch emotional wirkende Effekt nicht zuletzt den Schauspielern: Bipasha Basu, die schon in einigen Filmen ihr Talent für kühle, intelligente Frauenrollen an den Tag legte, brilliert als verführerische Managerin, der jedes Mittel recht ist - und sieht dabei so schön aus, wie schon lange nicht mehr. Man kann ihre Nishi nur schwer mögen, doch tut es trotzdem. Und das zahlt sich bald aus. Neben ihr glänzt einmal mehr Kay Kay Menon mit einer kraftvollen, gewollt passiven Darbietung.

Zudem verleiht eine Riege erstklassiger Neben- und Charakterdarsteller den kleinen Rollen Profil: Altstar Raj Babbar und Regisseur/Schauspieler Rajat Kapoor (Mixed Doubles) geben skrupellose Gegner ab, Lillete Dubey verleiht einer ganz kleinen Rolle etwas Glanz, Achint Kaur ist beinahe erschreckend als Sehgals Frau, Atul Kulkarni (Rang De Basanti) gibt den Erzähler, Minissha Lambas (Yaahan) Story versandet leider, während Schmuddel-Queen Payal Rohatgi überrascht: Sie spielt nämlich ironischerweise die Schauspielerin Payal, die für Geld mit Politikern ins Bett geht. Eine mutige Rollenwahl, verziert mit einem Item-Auftritt im Qawwali "O Sikandar", der ganz dezent Bollywood-Song-Nummern persifliert. Aber nur ganz dezent, denn Bollywood ist nicht Bhandarkars Ziel. Noch nicht.

"Corporate" ist vielleicht nicht der kontroverseste Film, den Bollywood je produziert hat, ebenso wenig wie der unterhaltsamste. Doch die Mischung aus beidem gelingt und mit 1A-Stars, starker Inszenierung und Dialogzeilen wie "Korruption ist ein Zeichen verfassungsmässiger Freiheit" (erinnert an "Syriana") macht dieses Thrillerdrama allemal eine gute Figur. Wenn sich Madhur Bhandarkar in diesem Tempo weiterentwickelt, freu ich mich auf jeden Fall auf den Abschluss seiner Trilogie.

 

SONGS
1) Lamha Lamha - Passables Asha-Stück zu Bipashas Erinnerungen (Asha Bhosle)
2) O Sikandar - Hörenswerter Item-Qawwali mit Gastauftritt von Payal Rohatgi (Sapna Mukerji, Kailash Kher).
3) Peele Peele Do Do Ghoont - Flottes Disco-Stück, leider nur als Hintergrundmusik verwendet und mit albernen Lyrics (Vasundhra Das, Sangeet Haldipur)
4) Zindagi Ke Maze - 08/15 Werbeliedchen.

 

MEINE DVD
Sahara One (IND), Code 0, NTSC
Anamorphic Widescreen
Hindi Dolby Digital 5.1 mit englischen, französischen und arabischen Untertiteln (Film und Songs).
Disk Rating * * ½ (Bild teilweise matt, oft unscharf und seltsam flackernd. Als Bonus gibts den Film Page 3 gratis im Digipack dazu)

 

BESTELLEN 
nehaflix (USA)

 

EXTERNE REVIEWS 
indiafm.com (3/5)
BBC (4/5)
Rediff.com (3/5)

 

SCREENSHOTS

 


 

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