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> Bollywood and Beyond - Indisches Filmfestival Stuttgart 2007 (Kurzkritiken)
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©  Text Marco, molodezhnaja 16.7.07; Zusammenfassungen ©  Filmbüro Baden-Württemberg

 

Zum zweiten Mal nach 2006 stattete ich dem indischen Filmfestival "Bollywood and Beyond" in Stuttgart einen Besuch ab. Diesmal für die ganze Dauer vom 11. Juli bis zum 15. Juli. Manche der gezeigten Filme kannte ich schon, etliche waren mir völlig neu - doch alle konnte ich eh nicht anschauen, weil das Treffen mit anderen Fans und Freunden stets doch noch deutlich wichtiger ist, als das dreihundertste Depro-Drama aus Bengalen. In dem Zusammenhang grüss ich völlig pauschal in die Runde alle, die da waren. Sorry an die, mit denen ich nicht so oft reden konnte, wie gewünscht - das holen wir nächstes Jahr nach. Daher Kaddele, Sunchild, Lohmie, Shahrukh-Khan, Jamc, ansche, babasko, eva-e, enia4x, Wolke, sanaa sanam & Co: Danke und bis nächstes Mal :)

Was war anders dieses Jahr? Es gab weniger Überschneidungen, man konnte sein Programm besser planen. Der Bazar fand diesmal auf der Strasse statt und, vielleicht das Wichtigste, statt von irgendwelchen drittklassigen DVDs (oder gar Raubkopien wie 2006) liefen die Filme dieses Jahr ab Film. Da guckt es sich doch schon viel besser. Grosses Danke also ans Festivalteam, dass diesmal hier alles professioneller wirkte.

Pannen gabs trotzdem, so fiel leider ausgerechnet Dor aus, da die Kopie noch an der Grenze hing. Und da der Projektor keinen Film in 4:3 vorführen konnte, wurde Neecha Nagar in Widescreen gezeigt mit der Folge, dass fast alle Köpfe abgeschnitten wurden. Das Manko wurde beim nächsten Film aus der Chetan-Anand-Tribut-Reihe, Haqeeqat, behoben.

Meine grösste Kritik betreffend des Festivals gilt der Filmauswahl. Die gezeigten Bollywood-Titel waren alle alt - von Don bis KANK: das sind Filme, die es sogar schon auf deutschen DVDs gab. Andere wie Pyaar Ke Side Effects (übrigens für viele der Anwesenden eine positive Überraschung, wie mir schien - ich kannte und mochte den schon vorher) sind immerhin schon international released. Wo jedoch waren die neuen Filme? Selbst was massentaugliches wie "Jhoom Barabar Jhoom"? Oder ein eher neuer Film à la Shootout at Lokhwandala? Da haperte es. Dafür haben die Verantwortlichen beim regionalen Bereich manche unbekannte Filme entdeckt ... leider auch solche, die besser auf alle Zeiten unbekannt geblieben wären. Daher mal weiter mit den Reviews. Ich widme den gesehenen Filmen keine ganze Seite, weil manche von ihnen schon reichlich obskur sind. Daher diese Zwischenlösung mit relativ knappen Kritiken.

 

 


 

Outsourced  
USA / Indien, 2006

Regie: John Jeffcoat
Mit: Josh Hamilton, Ayesha Dharker, Asif Basra, Larry Pine

Länge: 103 Minuten. Englisch

 

Story: Der 32-jährige Todd Anderson (Josh Hamilton) ist Manager in einem Service Call-Center in Seattle. Eines Tages überbringt ihm sein Chef eine schlechte Nachricht: Seine ganze Abteilung wird nach Indien ausgelagert. Todd muss sogar selbst nach Indien reisen, um seine Nachfolger auszubilden.

Kritik: Es braucht schon viel Talent, wenn man Klischees charmant herüberbringen will. Das schafft "Outsourced", das Spielfilm-Regiedebüt von John Jeffcoat. Die Komödie tischt so ziemlich jede Culture-Clash-Szene auf, die man sich im Vorneherein vorstellen kann und bleibt trotzdem stets erfrischend und sympathisch. Lob gebührt dafür dem Regisseur, der das Timing im Griff hat, aber auch den Akteuren um den schnuffigen Josh Hamilton sowie Terrorist-Hauptdarstellerin Ayeshar Dharker, deren Chemie stets stimmt. Ob sie nun im Hotelzimmer Kamasutra-Stellungen ("Affe, der Rübe dreht") durchexerzieren oder bei der Arbeits-Instruktion die gegensätzlichen Lebensauffassungen aufeinander prallen lassen.

Die Dialoge sind smart, der Soundtrack ist flott und zitiert unter anderem "Saajanji Ghar Aaye" aus Kuch Kuch Hota Hai, der Umgang mit Sexualität wirkt angenehm unverkrampft. Nur so können aus Kulturklischees eben kleine Lebensweisheiten werden. Wer da beklagt, dass ein durchaus ernsthaftes Thema mit einem Zuckerguss überzogen wurde, der schiesst übers Ziel hinaus, denn "Outsourced" will zwar durchaus zum denken anregen, aber dies mit Humor, Lebensfreude und Indien-Faible. Das arme Indien wird dabei nicht etwa ausgeblendet, aber auch nicht zum Element, das den Film herunterziehen würde in die Domäne depressiver Message Movies. Und das Outsourcen der amerikanischen Filmen wird zwar kritisiert und mit einer zynischen Schlusspointe versehen, doch der Film macht ebenso klar, dass die Kunden (also wir) daran Mitschuld haben, weil wir nach günstigen Preisen verlangen, die es eben bei industriellen Gütern nur mit der Bezeichnung "made in India" oder aus sonst einem günstig produzierenden Land gibt.

Kurz: Ein Film zum Zurücklehnen und geniessen - ohne dabei das Hirn ganz auszuschalten. Wohl der beste Beitrag des Festivals - und er gewann auch verdient den Publikumspreis.

> Deutsche DVD hier
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Restaurant  
Indien 2006

Regie: Sachin Kundalkar
Mit: Sonali Kulkarni, Uttara Baokar, Hemu Adhikari, Sameer Dharmadhikari

Länge: 125 Minuten. Marathi

 

Story: Die tatkräftigen Frauen Janhavi und Padmakka Patwardhan führen ein Restaurant. Janhavi verliert nach dem Suizid ihres Freundes Paul jegliches Interesse am Kochen und an neuen Rezepten. Ausserdem befindet sie sich mitten in einem Gerichtsverfahren, bei dem sie eventuell ihren Bungalow, in dem sie lebt und der zugleich das Restaurant ist, verlieren könnte. Unterstützung erhalten die beiden Frauen von Personen aus ihrem Umfeld, so zum Beispiel von ihrem Küchenchef Sameer oder dem Anwalt Deshpande.

Kritik: Die Vorführung des Films stand unter keinem guten Stern, denn das schlechte Framing schnitt den Personen immer mal wieder die Köpfe ab. Das amüsierte und war irgendwie gar nicht so unpassend für ein Kunstdrama, in dem so manche Figur etwas kopflos agierte. Doch das ist noch lange nicht das Schlimmste an "Restaurant", dem Spielfilmdebüt des schwulen Kurzfilmers Sachin Kundalkar: Sein Werk ist schlicht elendiglich langweilig.

Das miserable Dubbing, bei dem jeder Fusstritt gleich klingt und alle Hintergrundgeräusche nur aus einer schlechten Sound-Sammlung zu stammen scheinen, trägt das Seine zum Misslingen dieser Durchhalteübung bei. Doch nicht nur technisch - von Bildsprache über Ton bis zu Hintergrundmusik und Schauspiel - ist "Restaurant" eine öde Sache, auch die Story trägt nichts zum Wachbleiben des Zuschauers bei. Vielmehr setzen die Macher auf vorhersehbare Dramaturgie, unnütze Nebenfiguren (Gitarren-Boy, Kind etc.) und zähe Setups. Die Faszination des Essens kommt dabei nie richtig zum Zug, schon gar nicht beim unappetitlich aussehenden Apfelkuchen, bei dem sich der "American Pie"-Junge wohl einen wunden Penis geholt hätte.

Kurz: An diesem lethargischen Drama ist der lockere Tanz kurz vor Schluss noch das Beste, der Rest ist anstrengend, vorhersehbar und ziemlich lästig.

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Lage Raho Munna Bhai  
Indien 2006

Kritik hier.

 


 

Neecha Nagar  
Indien, 1946

Regie: Chetan Anand
Mit: Kamini Kaushal, Uma Anand

Länge: 122 Minuten. Hindi

 

Story: Das Bauprojekt eines geldgierigen Politikers verursacht ein Abwasserproblem, unter dem die Bewohner des Tals Neecha Nagar leiden. Obwohl die ganze Stadt im Dreck erstickt und Krankheiten sich ausbreiten, unternehmen die Behörden nichts gegen die sanitäre Katastrophe. Stattdessen bauen sie ein Spital, in dem die Kranken behandelt werden. Eines Tages beschliessen die Bewohner, dass Spital zu boykottieren.

Kritik: Mit "Neecha Nagar" gab der damals erst Theater-erfahrene Chetan Anand sein Regiedebüt und gewann einen der in diesem Jahr an ein gutes Dutzend Filme vergebenen "Grand Prix'". Die Story basiert lose auf Maxim Gorkis "Nachtasyl" ("The Lower Depth") und zeichnet ein faszinierendes Bild vom Klassenkampf zwischen oben und unten (Neecha), zwischen arm und reich. Spannender als der etwas didaktische Inhalt, der ein paar Parallelen zur indischen Unabhängigkeitsbewegung aufweist, ist jedoch Anands Technik. So liess er sich primär von russischen Regisseuren inspirieren und setzt auf suggestive, schnelle Montage und methodisches Schauspiel. Einzig der Schurke agiert gestelzt und fast comic-haft, auch dies jedoch gewollt. Daher entsteht ein spannender Mix aus expressionistischem und naturalistischem Kino.

In Erinnerung bleiben aus diesem Auftakt zur "Tribute to Chetan Anand"-Reihe die apokalyptischen Bilder von der Abwasser-Katastrophe sowie die Musik von Ravi Shankar, der hier seine erste Kino-Komposition ablieferte, die wiederum bestens mit den Bildern harmonierte. Weniger geglückt sind indes die Lieder, die etwas losgelöst vom Plot wirken und rasch langweilen. Etliche nicht gerade glaubhafte oder spielfreudige Statisten und Nebendarsteller stören das Gesamtbild ebenso. Daher gönne ich "Neecha Nagar" den Status eines Klassikers, verwehre ihm jedoch eine höhere Bewertung.

Fazit: Angegrautes, aber faszinierendes Drama, das technisch viel bietet, aber mit Längen aufwartet. Wieso sich die Bewohner angesichts der Lebensgefahr so passiv benehmen, werde ich auch nie verstehen.

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Guru  
Indien 2006

Kritik hier.

 


 

Mahulbanir Sereng – Songs of Mahulbanir  
Indien, 2004

Regie: Shekhar Das
Mit: Sabyasachi Chakrabarty, Rupa Ganguly, Shilajit, Chandrayee

Länge: 135 Minuten. Bengalisch

 

Story: Der Stamm der Santhali lebt in Westbengalen relativ abgeschieden. Kontakte mit Nicht-Stammesgenossen werden gemieden. In diese Welt kommt eines Tages ein Arzt, der sich jedoch schon bald das Vertrauen der Stammesmitglieder verdient.

Kritik: Der erste von zwei Filmen des Regisseurs Shekhar Das, die in Stuttgart gezeigt wurden, demonstriert einmal mehr, warum das bengalische Kunstkino in einer Sackgasse steckt. Fehlende Inhalte werden durch vorgetäuschtes Engagement und verkünstelte Inszenierung kaschiert, mangelnde inszenatorische Fähigkeiten ruinieren nach wenigen Sekunden schon jedes Gefühl eines echten Kinogenusses. Das Dubbing habe ich schon weiter oben angesprochen, doch in "Mahulbanir Sereng" ruiniert es fast den Film. Immer die gleichen Konserventöne und schlicht erbärmliche Synchronisationssprecher lassen ein Eindringen in diese Welt gar nicht zu. Wenn etwa das Stammes-Mädel ständig herumstöhnt, als sei es in einem Porno, dann lenkt dies eher ab, als dass es involviert.

Doch auch abseits dieses Patzers ist "Mahulbanir Sereng" ein Reinfall: Die Bildsprache ist uninspiriert, die Montage wirkt zögerlich, die Akteure sind schlapp. Nur die liebliche Musik holt ein paar Punkte und bewahrt dieses langweilige Filmchen vor dem völligen Abstieg in die C-Liga. Das hat durchaus ein Interesse an der Welt der indischen Stammesmitglieder, doch er hat keine echte Geschichte und kein inszenatorisches Talent. Da nützt aller Goodwill letztendlich nichts. Und Das' zweiten Festivalsbeitrag "Krantikaal" (2005) hab ich mir deshalb wohlwollend geschenkt.

Fazit: Gut gemeintes, aber langweiliges und amateurhaftes Drama nach einem Roman von Tapan Bandopadhyay.


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Omkara  
Indien 2006

Kritik hier.

 


 

Khosla Ka Ghosla!  
Indien 2006

Kritik hier.

 


 

Bheja Fry  
Indien 2007

Kritik hier.

 


 

Haqeeqat  
Indien, 1964

Regie: Chetan Anand
Mit: Balraj Sahni, Dharmendra, Vijay Anand, Indrani Mukherjee

Länge: 184 Minuten. Hindi

 

Story: 1962 droht die Rote Armee Chinas mit verheerenden Folgen für Indien, sollten die indischen Soldaten sich nicht von dem strittigen Gebiet nahe Ladakh in Nordostindien zurückziehen. Major Ranjit Singh (Balraj Sahni), Major Pratap Singh (Vijay Anand), Hauptmann Bahadur Singh (Dharmendra) und sein Vater, Brigadier Singh (Jayant) sind unter den Soldaten, die den Auftrag haben Indiens Grenze zu verteidigen. Ihre Aufgabe ist es, so hart wie möglich vorzugehen, um so Gewaltaktionen von Seiten Chinas gegen Indien zu provozieren. Gerade als die Chinesen ihre Angriffe auf die indischen Quartiere beginnen, schmiedet Bahadur Heiratspläne. Die Soldaten müssen in den harten Kampf ziehen, um ihre Grenze zu sichern und Bahadur muss sich mit den Gedanken abfinden, dass er seine Liebe vielleicht niemals wieder sehen wird.

Kritik: Nach seinem Flop "Anjali" im Jahr 1957 gönnte sich Chetan Anand eine längere Pause, bevor er in den 60er-Jahren auf den Regiestuhl zurück kehrte. Den grössten Coup landete er 1964, als er im Auftrag von Nehru einen patriotischen Kriegsfilm drehte, der den Konflikt zwischen Indien und China thematisieren sollte. Indien war damals moralisch auf einem absoluten Tiefpunkt angelangt und ein Film, der dieses Wir-Gefühl propagierte, kam wie gerufen - er avancierte zu einem der grössten Hits Anands.

Dabei verzichtet der Regisseur auf grosse Stars: Mit dabei waren der junge Dharmendra, der noch kein Box-Office-König war, Chetans Bruder Vijay Anand (damals bereits selbst Regisseur) und Do Bigha Zameen-Star Balraj Sahni. Das Geld sollte eben nicht in die Tasche bekannter Schauspieler fliessen, sondern in die Produktion. Und das zahlte sich aus. So drehte Chetan in der schwer zugänglichen Region von Ladakh und fing eindrückliche Berglandschaften ein, vor denen die menschlichen Schicksale ihren Lauf nehmen.

Dieses Prinzip des grossen Kriegs-Themas, das durch Rückblenden und private Geschichten "personalisiert" wird, war nicht neu und fand auch später wieder Anwendung (z.B. in Border), doch Chetan Anand verfolgte es hier konsequent und durchaus gut. Ebenso gelungen sind der Soundtrack und die Lieder von Madan Mohan (Veer Zaara) sowie die Leistung der Akteure. Doch "Haqeeqat" ist ein Kind seiner Zeit, sein Patriotismus, auch wenn nicht von allzu aufdringlicher Natur, macht den Film etwas ungelenk. Zwar tischt Anand einige beachtliche Szenen auf und er widersteht oft der Versuchung, die Chinesen zu dämonisieren (bis auf ein paar harte Szenen gegen Schluss) - doch alles wirkt zu schulmeisterlich ausgerichtet auf die patriotische Wirkung.

Zudem ist der Film schlicht zu lang. Drei Stunden immergleiche und etwas langweilige Strategie-Entscheidungen, unterbrochen von MG-Salven und romantischen Rückblenden - das geht ans Sitzleder. Zumal Anands Inszenierung zwar bildstark, aber eher hemdsärmlig wirkt. Nichtsdestotrotz: Die Qualitäten überragen die Defizite um ein Weites und machen "Haqeeqat" zu einem der besten Kriegsfilme Bollywoods. Nicht nur das: Er dürfte mir auch auf alle Zeiten in Erinnerung bleiben, weil in Stuttgart neben mir Chrissy jedes Mal kurz gelächelt hat, wenn die Chinesen ihren Propagandaspruch "Chini-Hindi bhai bhai" (Chinesen und Inder sind Brüder!) riefen. Wenn man den Satz so oft hört, wird er wirklich lustig. Und ich hab mitgelächelt. Unpassend für einen solch tragischen Film? Bah. Wen kümmerts.


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Don  
Indien 2006

Kritik hier.

 


 

Dor (fiel aus)  
Indien 2006

Kritik hier.

 


 

Pyaar Ke Side Effects  
Indien 2006

Kritik hier.

 


 

Kabhi Alvida Na Kehna  
Indien 2006

Kritik hier.

 


 

Chetan Anand - The Poetics of Film
Etwas schleppende und zu sehr auf Lobhudelei ausgerichtete Doku über den bemerkenswerten Regisseur, inszeniert von dessen Sohn Ketan Anand.

 


 

Kathantara - Another Story  
Indien, 2005

Regie: Himansu Kathua
Mit:
Anu Choudhury, Bhaswati Basu, Rasesh Mohanty, Debaprasad Dash

Länge: 116 Minuten. Oriya / Bengalisch

 

Story: 1999 verwüstet ein gewaltiger Wirbelsturm die ostindische Küste und hinterlässt tausende Tote und Verletzte. Der Sturm zerstört Häuser und sogar ganze Dörfer und sorgt für völliges Chaos in der Region. Kalpana (Anu Choudhury) verliert ihren Ehemann und ihre gesamte Familie bei dem Unglück. Sie lebt nun einsam und isoliert in ihrer zerstörten Heimat bis eines Tages der Reporter Dipankara aus Bangladesch in ihr Leben tritt. Ursprünglich will er nur einen Artikel über Kalpanas tragische Geschichte schreiben, allerdings verliebt er sich schnell in die Verletzlichkeit und Unschuld der jungen Frau.

Kritik: Ich habe es schon oben angesprochen: Regisseure, die kein anständiges Dubbing-Equippment besitzen, sollten das Dubbing vielleicht lassen. Traditionell wird in Indien selten mit Sync Sound gefilmt, das heisst, der Ton direkt vom Set wird nicht verwendet. Stattdessen wird alles im Studio nachvertont (Dubbing). Das betrifft Stimmen ebenso wie Geräusche. Oft lässt dies die Filme etwas künstlich wirken, doch wenn die Techniker gute Arbeit leisten, was bei den meisten Bollywodfilmen der Fall ist, überhört man dies spielend.

Anders leider beim Kunstkino. Dort scheinen die Filmemacher vom Gedanken besessen, ihre Handlungen wären derart stark und ihre Inszenierung derart kraftvoll, dass sich nur Kunstverächter mit solch trivialen Dingen wie Atmosphäre und Ton beschäftigen. Also klingen diese Werke nach distanzierten, tonlosen Gebilden, bei denen immer gleiche Vögel aus der Konserve zwitschern und ein Geräusch beim Laufen den Höhepunkt aller Gefühle darstellt. Es herrscht tödliche Stille, kein Plätschern des Meeres, kein Rauschen der Blätter. Solche Filme sind klinisch tot.

Und wenn sie dann noch so lethargisch inszeniert sind wie "Kathantara", dann ist die Gefahr gross, dass man beim Zuschauen ins Koma fällt. Warum viele bengalische Regisseure ("Kathantara" ist gedreht in Bengalisch und der Landessprache des Bundesstaates Orissa) immer jede Szene etwa doppelt so lang laufen lassen, wie es nötig wäre, ist mir ein Rätsel. Als wollen sie das Tempo absichtlich drosseln. Nimmt man dazu das miese Dubbing, die schlechten Statisten, die gähnigen Darsteller und die lustlose Story, die nur halbherzig Themen wie Politik, Umwelt und Patriarchat zusammen wuselt, dann entstand hier ein Werk von solch Mark durchdringender Langeweile, dass es zum Durchhaltetest für jeden Kinogänger mutiert.

Sicher, es steckt ein wenig was drin in diesem Film, vielleicht ist er sogar gut gemeint - doch das Ausmass der Amateurhaftigkeit der ganzen Produktion lässt jegliche positiven Ansätze verpuffen. Das indische Kunstkino ist leider momentan beinahe so klinisch tot wie dieser Film. Statt Anspruch wird 08/15-Betroffenheitsquark geboten, statt inszenatorischer Raffinesse nur zelebrierte Langeweile. Da doch lieber Bollywood'schen Nonsens oder klassisches Kunstkino der Parallel-Cinema-Zeiten bzw. der bengalischen Klassiker à la Satyajit Ray. Das indische, alternative Kunstkino von heute liegt im Sterben. Und Filme wie "Kathantara" beschleunigen sein Ableben.


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Vanaja  
Indien / USA, 2006

Regie: Rajnesh Domalpalli
Mit:
Mamatha Bhukya, Urmila Dammannagari, Karan Singh, Ramachandriah Marikanti

Länge: 111 Minuten. Telugu

 

Story: Die 14-jährige Vanaja (Mamatha Bhukya) ist die Tochter eines verarmten Fischers aus Andhra Pradesh. Sie träumt davon Tänzerin zu werden und ein besseres Leben zu führen. Um ihren Vater finanziell zu unterstützen, verlässt sie die Schule und nimmt eine Stelle im Haushalt der reichen ehemaligen Tänzerin Rama Devi (Urmila Dammannagari) an. Die aufgeweckte Vanaja kann Rama Devi schon bald davon überzeugen, ihr Tanzstunden zu geben und sie erweist sich als hervorragende Schülerin. Doch dann lernt sie Ramas 23-jährigen Sohn Shekhar (Karan Singh) kennen, der gerade aus den USA zurückgekommen ist. Der attraktive Mann nutzt Vanajas jugendliche Naivität hemmungslos aus und vergewaltigt das Mädchen - Vanaja wird schwanger.

Kritik: Der Abschlussfilm des diesjährigen Festivals, gehört zu den besseren Beiträgen. Es handelt sich um Rajnesh Domalpallis Abschlussarbeit an der Columbia University in New York. Das Geld kratzte er bei Bekannten und kleinen Firmen zusammen, gedreht wurde in Indien. Im Zentrum steht Mamatha Bhukya, die 13 Jahre alt war, als sie für den Film gecastet wurde, und extra Schauspielerei und Tanz erlernen musste, Das Resultat ist atemberaubend: Das Mädchen agiert mit einer ansteckenden Leichtigkeit und tanzt wie eine kleine Göttin. Dass sie dies erst für "Vanaja" erlernt hatte, verdient ungeheuren Respekt.

Die Kleine ist denn auch das mit Abstand Beste am ganzen Film, doch auch Domalpalli leistet souveräne Arbeit. Vor allem zu Beginn des Films, wenn der Humor und das Drama sich die Wage halten. Etliche Gags, die von der kessen Vanaja ausgehen, sind fast schon Schenkelklopfer. Doch bereits die erste Szene, in der ein Bub dem Mädchen das Kleid wegreisst, deutet an, wohin der Plot geht. Mit der Vergewaltigung Vanajas, die diese Anfangsszene widerspiegelt, wechselt der Ton und "Vanaja" fällt etwas auseinander. Man merkt, dass das Skript ursprünglich anders ausgelegt war und dementsprechend mäandrierend wirkt es nun. Als ob man sich nicht richtig entscheiden könnte, ob Humor nun halb oder ganz aus dem Film verbannt werden sollte, wirken manche Szenen unausgegoren.

Besonders kompliziert wird das bei den Themen, die mit Sex zu tun haben. In einer frühen Sequenz beobachtet Vanaja den duschenden Shekhar, gespielt vom gut gebauten Karan Singh, dem einzig "urbanen" Mitglied des ansonsten primär ländlichen Laien-Casts. Dieser Moment birgt jugendliche Neugier und amüsiert. Dass dies später zum Unheil der kleinen Vanaja wird, kündigt sich an und funktioniert auch. Doch nach der Vergewaltigung hat Vanaja weiterhin eine seltsam lockere Einstellung zu allem Sexuellen. Wenn sie einmal dem örtlichen Postboten Sex für eine Dienstleistung anbietet, dann irritiert dies zutiefst. Sprich: Es wirkt unglaubwürdig, dass dieses traumatisierende Erlebnis, und sei Vanaja noch so stark, keine deutlicheren Wunden hinterlassen hat. Sie macht weiter wie zuvor - und das verharmlost fast schon den Gewaltakt.

Doch der Rest von "Vanaja" ist beachtlich: Schöne Bilder, tolle Tänze, starke Musik, süsser Humor, ebenso eindrückliche wie glaubhafte Akteure und ein wenig Kritik am indischen Klassen- und Kastensystem, das hier durch die Geburt von Vanajas Sohn, einem "Bindeglied" zwischen den Kasten, ins Wanken gerät. Dies ist ein ambitionierter Film, ein sehenswerter, trotz etwas zielloser zweiter Hälfte. Und zweifelsohne ein würdiger Abschluss für das Festival.


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