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Thriller. Schweiz, 1943
Alternativer Titel -

Regie Franz Schnyder
Drehbuch Kurt Guggenheim, Richard Schweizer nach dem Roman von Kurt Guggenheim
Produktion Praesens-Film A.G.
Musik Robert Blum
Kamera Emil Berna
Schnitt Hermann Haller
Darsteller Robert Trösch, Paul Hubschmid, Robert Freitag, Adolf Manz, Elfride Volker
Länge 78 Min.

Kinostart 2.10.1943

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 3.1.10
©  Bilder Praesens Film, Screenshots molodezhnaja


STORY
Der
Mitrailleur Hermelinger (Robert Trösch) hat im Affekt seinen Vorgesetzten, den Wachmeister Epper (Robert Freitag), erschlagen, und ist auf der Flucht. Er findet Unterschlupf in der Zürcher Altstadt, wo er bei Familie Ruttishuser ein Mansardenzimmer mietet. Als er im Nachbarzimmer Zivilistenkleider klauen will, wird er vom Studenten Fritz Hablützel (Paul Hubschmid) ertappt. Weil der Offizier ist, hat er eine Waffe parat. Unter Druck erzählt Hermelinger, was vorgefallen ist. Danach will Hablützel den Deserteur trotzdem festnehmen. Doch mittlerweile hat sich Hermelinger die Pistole unter den Nagel gerissen.

 

REVIEW
1943 war die Schweiz von den Achsenmächten umzingelt. Kritik an den staatlichen Institutionen war daher nicht gerne gesehen - im Vordergrund stand vielmehr die Absicht, die geistige Landesverteidigung und den Réduit-Gedanken zu fördern: die Alpen als unbezwingbares Bollwerk Europas. Da in "Wilder Urlaub" ein Deserteur als Held diente, legte die Praesens-Film das Skript vorsorglich dem Eidgenössischen Militärdepartement vor, um nicht eine Zensur oder gar ein Verbot zu kassieren. Doch der Schriftsteller Kurt Guggenheim (1896-1983) hatte seine 1941 erschienene Romanvorlage bereits um jene Passagen gesäubert, die hätten beanstandet werden können, weshalb der Film durchgewinkt wurde.

Während der Produktion gab es aber erneut Einwände seitens des Militärs. Die Praesens liess sich nicht einschüchtern, schliesslich hatte man bereits Geld in den Film investiert. Und die beiden Macher versprachen Erfolg: Guggenheim arbeitete als Dialogschreiber und Drehbuchautor bei Erfolgsproduktionen wie Gilberte de Courgenay und Wachtmeister Studer.  Regisseur Franz Schnyder (1910-1993), der sich aktiv um den Job bemüht haben soll, drehte bereits den patriotischen Gassenhauer "Gilberte de Courgenay". 1943 durften die beiden den Film denn auch ins Kino bringen.

Als visuelle Vorlage für die Adaption diente Schnyder der amerikanische Film noir. Das heisst: in "Wilder Urlaub" gibt es viele Spielereien mit Licht und Schatten zu sehen, eine bedrohliche Wendeltreppe, schweisstreibende Verfolgungen durch dunkle Gassen sowie einen moralisch zwiespältigen Antihelden. Zum echten Noir fehlt indes noch einiges - die Femme fatale etwa, oder der komplexe Plot. Hier handelt es sich vielmehr um eine sehr simple Story, die im Verlauf von zwei Tagen spielt, und die sich lediglich bei der Optik an den Vorbildern aus dem Westen orientiert. In dem Bereich punktet der Film.

Die andere Seite der Medaille ist die extreme Redseligkeit. Ob Hermelinger nun Hablützel seine Leidensgeschichte erzählt oder im Restaurant mit dem Fräulein quasselt - das hat einfach keinen Pep. Zeigen wäre stärker als Erzählen, zumal Robert Trösch (1911-1986) mit seinem lethargischen Gerede keine Spannung erzeugen kann. Der Schauspieler sollte den Film tragen, doch sein Talent reicht nicht ganz aus dafür. Der spätere Superstar Paul Hubschmid ist etwas besser als sein Gegenüber, aber auch ihn lässt die Figurenzeichnung im ausgedünnten Skript etwas im Regen stehen.

Tröschs Schwäche ist bedauerlich, denn "Wilder Urlaub" besässe im Kern eine packende Dramaturgie und ein moralisches Dilemma, das eine gute Story ausmachen würde. Dazu die noir-ische Inszenierung und fertig wäre ein ungewöhnlicher Schweizerfilm. Mit seinem blassen Hauptdarsteller und den daraus resultierenden langfädigen Dialogen fällt das Werk jedoch um einige Qualitätspunkte ab. Die Kritiker schauten darüber hinweg und sagen 1943 primär die positiven Aspekte des Films. Das Publikum wiederum war wohl etwas kinofaul und liess ihn durchfallen. Das war für Schnyder verheerend: Er musste sein nächstes Projekt einstellen und drehte zehn Jahre lang keinen Film mehr, bevor er sich mit dem Grosserfolg Uli, der Knecht rehabilitierte.

Der Misserfolg ist bedauerlich, denn Aufmerksamkeit hätte "Wilder Urlaub" verdient. Und trotz der leisen Militärkritik war er auch keineswegs gefährlich für den Schweizer Durchhaltewillen, schliesslich ergab sich Hermelingers Desertierung nicht etwa aus Feigheit oder Pazifismus, sondern weil er einen Mann erschlagen hat, der ihn schikanierte (auch ausserhalb der Armee). Für ein modernes Publikum dürfte "Wilder Urlaub" wenn überhaupt zu wenig kritisch sein. Wer sich allerdings primär auf die visuellen Werte konzentriert, der kriegt hier einen sehenswerten Film geboten, allen Defiziten zum Trotz.

 

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EXTERNE REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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