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Thriller-Tragikomödie
Südkorea 2005
Alternative Titel Chinjeolhan geumjassi; Lady Vengeance; 친절한 금자씨

Regie Chan-wook Park
Drehbuch Chan-wook Park, Seo-Gyeong Jeong
Produktion Young-wook Cho, Chun yeong Lee, Tae-hun Lee
Darsteller Yeong-ae Lee, Min-sik Choi, Shi-hoo Kim, Seung-Shin Lee, Byeong-ok Kim
Cameos Kang-ho Song, Ha-kyun Shin, Hye-jeong Kang, Ji-tae Yoo, Dae-yeon Lee, Seung-beom Ryoo u.a.

Zuschauer 3'648'808
Länge
115 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 18

   

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 5.1.06
©  Bilder CJ Entertainment, Screenshots molodezhnaja


STORY
Im Alter von 19 Jahren tötet Geum-ja Lee (Yeong-ae Lee) einen fünfjährigen Buben und wandert dafür 13 Jahre lang ins Gefängnis. Dort ist sie ihren Zellengenossinnen behilflich und schafft unangenehme Gefangene aus dem Weg - bis sie unter dem Namen
Gütige Miss Geum-ja ("Chinjeolhan geumjassi") bekannt wird. Nach ihrer Freilassung nutzt Geum-ja ihre im Gefängnis geschlossenen Freundschaften, um einen Racheplan zu orchestrieren, durch den sie an ihrem ehemaligen Partner Mr. Baek (Min-sik Choi) Vergeltung üben kann.

 

REVIEW
Der Plot hört sich geradlinig an, doch das ist er nur ansatzweise. Chan-wook Park spickt die A-nach-B-Rache-Handlung mit Rückblenden und füttert den Zuschauern geschickt stets neue Informationen. Die Tötung des Buben, die Hintergründe, die Verwicklung von Baeng - alles wird nur Stück für Stück preisgegeben und das ganze Ausmass des Dramas für die Zuseher ersichtlich gemacht. Nach etwa drei Viertel des Films liegen neue Karten auf dem Tisch, die Geum-ja ihre Aktion neu überdenken lassen. Dieser narrative Wechsel wirkt sich sogar visuell aus, denn das Bild wird von dort an farbloser, bis es als Schwarzweiss-Bild mit einzelnen Farbtupfern endet. Dies jedenfalls im auf DVD erschienenen koreanischen Cut, der Parks Vision entspricht. Im Kino lief eine komplett farbige Fassung, da Park die Zeit für die Farbig-zu-Monochrom-Version fehlte.

Der Farbverlust macht noch deutlicher, dass wir uns am Ende einer Trilogie befinden, die nun "ausgeblendet" wird. Park hat sie mit Sympathy for Mister Vengeance begonnen, mit dem grossartigen Oldboy fortgeführt und nun mit "Sympathy for Lady Vengeance" abgeschlossen. Leitthemen sind deshalb weniger die Rache an sich, sondern Sühne und Vergebung - religiöse Themen, die auch nach religiöser Symbolik verlangen. Park liefert diese in Form von Heiligenschein, Tofu-Hostie und Kuchen-Abendmahl. Aber die Symbolik bleibt leer. Park ist visuell versiert und inszenatorisch verspielt, für ihn ist die Symbolik genauso wie der Einsatz ausgeklügelter Kameraeffekte und -winkel ein Mittel für die Aufpeppung und Mystifizierung der Story. Wie frühere Werke des Regisseurs sind Parallelen zum Schaffen von David Fincher auszumachen - nicht nur bei den Kamerafahrten durch Gegenstände und Türen.

In diesem Stil liegt ein Grossteil des Reizes von "Sympathy for Lady Vengeance". Der Stilist Park war für mich stets faszinierender als der Geschichtenerzähler Park - was daran liegt, dass er seine Storys absichtlich kompliziert macht und einen Twist sucht. JSA hatte einen, Oldboy hatte einen grossen, Cut hatte mehrere. In "Lady Vengeance" wartet man auf einen und eigentlich kommt er nicht. Mich erinnert das Ganze an M. Night Shyamalans Signs, wo wegen den beiden Twist-reichen Vorgängern auch alle auf den grossen Moment warteten und er gar nie eintrat. Der ganze Film ist Spannungsaufbau, sorgfältige Aneinanderreihung von neuen Informationen. Nur dass es im Falle von "Sympathy for Lady Vengeance" schon eine wichtige Überraschung hat, eben dort, wo die Farbe zu verschwinden beginnt. Aber man darf die nie als Twist verstehen, sondern nur als Moment, welcher der Rache eine neue Dynamik gibt.

Alles was danach kommt fand ich aber leider enttäuschend. "Sympathy for Lady Vengeance" schafft es nicht, mit der ausgedehnten und zugegeben bewegenden Rache-Sequenz wirklich etwas Tiefgründiges auszusagen über die Charaktere. Zudem sind die Taten der Personen für mich einfach nicht glaubhaft. Parks distanzierter Stil macht die Szenerie eher zu einem Theater des Grauens, als zu einer echten Katharsis. Eine Aussage in diesem Sinne, wonach der Akt der Vergeltung nicht automatisch eine Erlösung mit sich bringt, schwebte ihm wohl auch vor, was die Szenen danach deutlich machen - doch die Rache-Sequenz für sich ist eine Enttäuschung. Darum, und wegen einiger weiterer Abzüge, die ich gleich erwähne, ist dieser der schwächste Teil der "Vengeance"-Trilogie.

Auch in Sachen Bildsprache reicht er zum Beispiel nicht an Oldboy heran. Park weitet sein Spektrum hier gehörig aus und wechselt zwischen Traumsequenzen, News-ähnlicher, körniger Bilder, kitschig angehauchter Symbolik, düsteren Schattenspielen und (meist knapp vorher ausgeblendeten) Gewalttaten. So cool jedes Bild für sich ist (schon de Eröffnungssequenz ist göttlich), so schlecht zieht sich ein Stil durch den Film. Es gilt eben: Park spielt. Und er spielt faszinierend - doch das Resultat ist, dass nicht die gleiche Dringlichkeit, nicht der gleiche pulsierende Vorwärtsdrang entsteht, wie in Oldboy.

Dann ist der Genre-Mix nicht 100% geglückt. "Sympathy for Lady Vengeance" ist nämlich über weite Strecken eine rabenschwarze Komödie mit deftigem Humor. Der gefiel mir, doch dabei distanziert man sich von den bereits von Natur aus unterkühlten Figuren. Dass man im letzten Drittel überhaupt noch etwas spürt, liegt nur am Talent der Akteure (v.a. der Theatermimen in den Nebenrollen) - ansonsten begibt sich Park mit den distanzierenden Stilmitteln auf dünnes Eis. Auch hier ist die Fazsination stets da, aber die Emotionen nehmen Schaden.

Zu guter Letzt empfand ich Parks Necken der Zuschauer diesmal leicht arrogant. Es gibt eine Szene am Esstisch, in der plötzlich der Schauspieler wechselt (oder war es nur seine Kleidung?) und man als Zuschauer kurz aus der Bahn geworfen wird. Wer war jetzt das schon wieder? Warum der Wechsel? Etliche Male im Film war das Verlangen da, zurückzuspulen, weil man nicht sicher ist, ob man die Passage kapiert hat. So etwas kann reizvoll sein, aber auch frustrierend. In diesem Falle war es für mich Letzteres. Den ganzen Film hindurch beschlich mich das Gefühl, einen Twist übersehen oder einen Wink nicht verstanden zu haben. Das sorgte für Unruhe. Und als der "grosse Twist" à la Oldboy gar nie kam, war meine Verwirrung perfekt. Wenn ich behaupten würde, ich hätte alles verstanden, würde ich wohl lügen. Und falls ich doch alles verstanden habe, wäre ich etwas enttäuscht darüber, dass es gar nicht so viel zu verstehen gibt: Die Story ist oberflächlicher, als man glauben würde und Parks Kaschierung durch eben diese kleinen Mätzchen und seltsamen Schnitte ein plumpes Ablenkungsmanöver.

Festhalten muss ich zum Schluss aber unbedingt nochmals, dass "Sympathy for Lady Vengeance" ein hochgradig faszinierendes Werk ist, mit dem Park seinen Status als bester Regisseur Koreas unterstreicht. Ki-Duk Kim, übrigens auch oft gefangen in wiederkehrenden Themen und religiöser Symbolik, biedert sich für meinen Geschmack zu sehr beim Arthaus an, während Park Mainstream-tauglichere und aus einer "Geek-Sicht" interessantere Filme dreht. "Sympathy for Lady Vengeance" ist jedenfalls eine Bilderpracht mit tollen Akteuren - sei es TV-Actrice und JSA-Star Seung-Shin Lee mit ihrem betörenden Look oder Oldboy-Star Min-sik Choi in seinem ausgedehnten Cameo -, mit einem mehrfach deutbaren Finale und neuen Aspekten zum Thema Rache und Sühne. Neu für diese Trilogie jedenfalls, nicht für Filme allgemein. Es ist auf jeden Fall der würdige Abschluss einer cineastischen Tour-de-Force-Trilogie, die noch auf Jahre hin Fans und Analytiker in ihren Bann ziehen wird.

 

MEINE DVD
Südkorea, Code 3, NTSC
Anamorphic Widescreen
Disk 1: Koreanisch Dolby Digital 5.1 mit englischen und koreanischen Untertiteln.
Disk 2: Koreanisch Dolby Digital DTS mit englischen und koreanischen Untertiteln.
(Limited Edition out of print)

 

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SCREENSHOTS
Die letzten vier Bilder zeigen zwei Momentaufnahmen aus dem "Director's Cut" (monochrom) bzw. der Kinoversion (farbig).

 


 

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