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Drama. Schweiz
Alternativer Titel -

Regie Leopold Lindtberg
Drehbuch Richard Schweizer
Produktion Praesens-Film A.G. Zürich
Musik Robert Blum
Kamera Emil Berna

Schnitt
Hermann Haller
Darsteller Josiane Hegg, Heinrich Gretler, Anne-Marie Blanc, Margrit Winter,
Armin Schweizer, Mathilde Danegger, Fred Tanner, Pauline Carton
Länge
100 Min.

Kinostart 1944

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco Spiess, molodezhnaja 15.2.2018
©  Bilder Praesens, Screenshots molodezhnaja


STORY
Um traumatisierten Kindern aus dem kriegsgebeutelten Frankreich eine Verschnaufpause zu geben, holt das Rote Kreuz 1943 einige hundert für drei Monate in die Schweiz. Unter ihnen Marie-Louise Fleury (Josiane Hegg) aus Rouen. Da bei ihrer vorgesehenen Gastfamilie die Masern ausgebrochen sind, nimmt sie die Helferin Heidi Rüegg (Anne-Marie Blanc) selbst mit. Ihr Vater (Henrich Gretler) ist anfänglich irritiert. Doch er schliesst den Neuankömmling rasch ins Herz.

 

REVIEW
Die Schweiz kann ein paar Oscars vorweisen, vor allem dank Starproduzent Arthur Cohn, Kurz- und Dokfilmen, und zwei Trophäen für den besten fremdsprachigen Film, nicht zu vergessen H.R. Giger für "Alien". Weil es doch eine überschaubare Menge ist, kann man sich an viele der Preisträger erinnern. Cohn, Koller, Giger, Maximilian Schell. Doch die Sieger aus alten Tagen gingen etwas in Vergessenheit. Hervorzuheben etwa ein Mann mit dem geradezu passenden Namen Richard Schweizer: Zwei seiner Drehbücher wurden ausgezeichnet, jenes für Fred Zinnemans "The Search" (1948) und jenes für das Schweizer Drama "Marie-Louise" (1944). Zeit wohl, sich letzterem endlich Mal zu widmen.

Der Film markierte für die Praesens-Film eine kleine Wende: Nachdem der durch Zensur auf geistige Landesverteidigung getrimmte Wilder Urlaub floppte, widmete sich "Marie-Louise" zwar auch dem Krieg, aber der Sehnsucht auf dessen baldiges Ende. Er rückt die Opfer ins Zentrum, schürt Hoffnung auf eine Zeit des Friedens. Die Eröffnungsszene, die ein Bombardement in Rouen zeigt, und vom im Vorspann nicht genannten Franz Schnyder gedreht wurde, macht dies schon deutlich. Und auch später werden immer Sätze eingestreut, die vor ein paar Jahren noch zu subversiv für die neutrale Schweiz gewesen wäre: "Die, die das alles durchmachten mussten, werden alles wieder aufbauen können. Nicht nur Häuser und Städte, sondern etwas viel Grösseres, Wichtigeres." Nazis weg also, Frankreich frei.

Politik schwingt auch dann mit, wenn propagiert wird, die Schweiz solle doch mehr Flüchtlinge aufnehmen. Selbst die Arbeiter, die selbst auch nicht viel haben, engagieren sich für die Flüchtlinge. Und sozusagen als Vorzeigefall ist Marie-Louise natürlich bestens geeignet. Verkörpert wurde das Mädchen von einem echten "Franzosenkind", Josiane Hegg, die sich also beinahe selber spielt. Ein herzallerliebstes Kind, das selbst dem im Film oft grantigen Heinrich Gretler ans Herz wachsen muss. Das alles könnte etwas kitschig sein, doch die Darsteller sind mit Herzblut dabei und Regisseur Leopold Lindtberg (Wachtmeister Studer) inszeniert gewohnt sicher.

Selbst das, was man heute Swissness nennen würde, bleibt nicht aussen vor. Vom Chorgesang der Berner Singbuben bis hin zu den idyllischen Alpenbildern wird alles abgedeckt. Und wenn (etwas weit hergeholt) das Kind aus einem anderen Land so fasziniert ist von Rütli, Tell und Hohler Gasse, dann blitzt sogar die gute alte geistige Landesverteidigung doch noch ein wenig durch: Die Schweiz als Hort des Friedens im Zentrum des Krieges, nicht nur schön, sondern auch stolz auf seine heldenhaften Ahnen, ob sie nun real sind oder nicht ...

Trotzdem schienen die Macher mit dem Film anfänglich nicht zufrieden und die eh schon gebeutelte Praesens sah den Konkurs kommen, als auch das Publikum ausblieb. Doch im Verwaltungsrat der Firma sass auch Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler, der den Film erbittert verteidigte. Er lancierte Gratiseintritte, promotete "Marie-Louse" in seinem Magazin Der Brückenbauer. Das sass: Die Kritiken waren wohlwollend, das Publikum kam. Eine spektakuläre Million Kinoeintritte konnte das Drama letztendlich verbuchen. Und dann folgte eben noch der Drehbuch-Oscar, der erste überhaupt, den die Academy in dieser Kategorie an einen fremdsprachigen Film verlieh. Das ist auf jeden Fall etwas, worauf Lindtberg, Schweizer & Co. stolz sein können.

  

EXTERNE REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit VLC, verkleinert und geschärft mit Picture Converter und Paint.net


 

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