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Bibelfilm. USA 2006
Alternativer Titel Es begab sich aber zu der Zeit...

Regie Catherine Hardwicke
Drehbuch Mike Rich
Produktion
Wyck Godfrey, Marty Bowen
Musik Mychael Danna
Kamera Elliot Davis
Darsteller Keisha Castle-Hughes, Oscar Isaac,
Shaun Toub, Hiam Abbass,
Ciáran Hinds,
Shohreh Aghdashloo, Stanley Townsend, Nadim Sawalha, Stefan Kalipha, Eriq Ebouaney
Länge 101 Min.

US-Kinostart 01.12.2006
CH-Kinostart
07.12.200
6

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 23.11.06
©  Bilder NewLine


STORY
Nazareth in Galiläa zur Zeit der Herrschaft des römischen Kaisers Augustus: Die junge Maria (Keisha Castle-Hughes) lebt mit ihrem Vater Joachim (Shaun Toub) und ihrer Mutter Anna (Hiam Abbass) in einem einfachen Haus. Die Familie leidet schwer unter den Steuern der Römer. Darum beschliesst der Vater, die Tochter mit dem Tischler Josef (Oscar Isaac) zu verheiraten. Ein Jahr lang soll das Paar getrennt und keusch leben, bevor die Ehe vollzogen wird und Maria in Josefs Haus ziehen kann. Kurz nach dem väterlichen Entscheidung bekommt Maria Besuch von Erzengel Gabriel (Alexander Siddig). Er verkündet, sie würde schwanger werden mit dem Sohn Gottes. Maria fügt sich, hat aber noch Zweifel. Da Gabriel erklärt hat, auch ihre Verwandte Elisabeth (Shohreh Aghdashloo) sei trotz ihrem hohen Alter schwanger geworden und werde in Gottes Sinne einen Jungen namens Johannes gebären, bricht Maria auf, um im Bergland von Judäa Rat bei Elisabeth zu suchen und sich zu vergewissern, dass sie sich die Erscheinung des Engels nicht eingebildet hat. Elisabeth und ihr Mann Zacharias (Stanley Townsend) heissen die junge Frau willkommen und überzeugen sie davon, dass sie tatsächlich gesegnet sei. Nach Johannes' Geburt und mittlerweile sichtbar schwanger kehrt Maria zurück in ihr Dorf Nazaret, wo sie wegen der vorehelichen Schwangerschaft gemieden wird. Josef jedoch hält zu ihr und macht sich mit Maria auf gen Bethlehem, da der wegen einer Prophezeiung paranoid gewordene König Herodes (Ciáran Hinds) angeordnet hat, jede Familie müsse der Volkszählung willen in ihre Heimat zurückkehren.

 

REVIEW
In der Blütezeit des Monumentalfilms in den 50ern und 60ern waren die grössten Epen fast untrennbar mit dem Bibelfilm verbunden. Heute ist die Kombination nicht zwingend, nein, sie wird sogar vermieden, da ein teures Epos nicht alleine auf ein Publikum gläubiger Christen zielen kann. Das finanzielle Risiko wäre gross. Umso sinniger, dass der Bibelfilm seinerseits nicht mehr an den Monumentalfilm gekoppelt ist. "The Nativity Story", der Bibelfilm von Catherine Hardwicke, stapelt dementsprechend tief: Die Sets, die Kostüme und die Drehorte suggerieren einen Historienfilm, doch die Lauflänge ist bescheiden, die Tricks minimal, der epische Charakter ebenso.

Der Film ist vielmehr darauf aus, die "private" Ebene der Vorgänge vor Jesu' Geburt zu dokumentieren und behandelt mehr oder weniger vorlagentreu das erste Kapitel des Lukasevangeliums, einzelne Verse des zweiten Kapitels sowie Verse aus den ersten zwei Kapiteln des Matthäusevangeliums (bis 2.18). Wer einen postmodernen Bibelfilm oder eine Dekonstruktion der Vorlage erwartet, ist hier Fehl am Platz. Die ehemalige Produktionsdesignerin Hardwicke, die mit ihrem Erstling Thirteen noch schockte, hält sich an den Titel des Films: Nativity plays nennen sich im Englischen die beliebten Krippenspiele - und "Nativity Story" ist genau das. Ein Film gewordenes Krippenspiel.

Ein sehr erbauliches noch dazu. Ich bin zwar religionslos, aber christlich erzogen worden, deshalb kenne ich die Story natürlich - ebenso wie Millionen anderer Menschen. Und ich habe mich zwischendurch immer wieder dabei ertappt, wie ich gerührt war. Nicht, weil der Film meinen Glauben "zurückgeholt" hätte, sondern einfach, weil die gezeigten Menschen in Demut und Liebe handeln. Nicht nur vor Gott, sondern auch einander gegenüber. Das war für mich stets eine der positiven Seiten der Religion und unterscheidet den Film deutlich vom Peitschen-und-Blut-Spiel des Bibelfilm-Renaissancefilms The Passion of the Christ, der technisch zwar auf hohem Niveau spielte, aber für einen "Ungläubigen" eher als Folterfilm daherkam, denn als etwas, was Spirituell erbaulich wäre. "The Nativity Story" ist das Gegenteil, die andere Facette der Jesusgeschichte, und für mich die angenehmere, die Hoffnungsvollere (bei den meisten Christen dürfte es umgekehrt sein, ist doch Christus' Auferstehung Hoffnungsbringer Nummer eins).

Hardwicke versteht es gut, mit einfachen Mitteln stimmige Szenen zu erzeugen. Manchmal wirken die Dialoge etwas banal, aber es ist auch nicht einfach, die alltäglich anmutenderen Szenen der Evangelien hochstehender zu gestalten - man denke etwa an "als ich die Stimme deines Grusses hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe" (Lukas 1.44), das hier visuell u.a. dadurch dargestellt wird, dass sich Maria und Elisabeth ihre Bäuche anfassen. Die positive Seite dieser Einbettung in den historischen Alltag zeigt sich in den frühen Szenen mit Maria und Josef. Wie reagiert ein Ehemann in einer patriarchalisch-traditionellen Gesellschaft, wenn die Frau von einer Reise zurückkehrt und meint, sie sei schwanger von Gott? Heute würde man sie für verrückt erklären, damals als Ehebrecherin. Hardwicke deutet an, dass Maria dafür hätte gesteinigt werden können und "The Nativity Story" entwickelt durchaus spannende Facetten. Leider geht die Bibel über diese rasch hinweg und im Film bleibt die Thematik dementsprechend dramaturgisch etwas salopp. So verhalten sich im Dorf alle ruhig und bald reist das Paar ab, weg von den vorwurfsvollen Blicken.

Diese frühen Szenen des Films, die an sich relativ ereignisarm sind und etwa in der Elisabet-Story etwas öde gerieten, lebt "The Nativity Story" ganz von den Akteuren. Der Film ist schlicht grandios besetzt. Whale Rider-Girl Keisha Castle-Hughes, die erst 16 ist und nächstes Jahr auch real ein Kind erwartet, verkörpert endlich eine dem Alter damaliger Frischverheirateter angemessene junge Frau. Und sie spielt mit schlichter Liebenswürdigkeit. Der wenig bekannte Oscar Isaac bleibt etwas blass, doch auf der Reise nach Bethlehem etwa strahlt er genau die Richtige Menge an Demut und Aufopferung aus. Seine Position als Vater eines Babys, das nicht seines ist, wird in der Gesellschaft auch nicht gerade ruhmvoll betrachtet. Die zwei Hauptdarsteller spielen jedoch, trotz ihrer überzeugenden Darbietungen, eher am unteren Ende der Skala. Die Nebenfiguren sind nämlich grandios. Shaun Toub ("Crash") und die aus Nazaret stammende Hiam Abbass (Munich) spielen Marias Eltern mit einer Echtheit, die unter die Haut geht. Dass nicht irgendwelche Stars gecastet wurden, sondern starke Persönlichkeiten mit Heimat im Mittleren Osten, ist ideal.

Dasselbe gilt für die gebürtige Iranerin Shohreh Aghdashloo (The Lake House), die neben Abbas zweite wichtige Muslima im Cast, die der etwas unterentwickelten Elisabeth-Rolle Leben einhaucht. Köstlich auch Nadim Sawalha, Stefan Kalipha und Eriq Ebouaney, welche die drei Weisen aus dem Morgenland spielen. Sie sorgen für etwas Humor und sind eine Freude zum Zuschauen - vor allem Nadim Sawalha (Syriana), der eine ungeheure Ähnlichkeit zu Joe Pesci hat. Mein Favorit unter den Darstellern ist jedoch Ciáran Hinds (Munich). Als Herodes ist er ebenso clever wie paranoid, so bedrohlich wie hilflos. Die Kamera geht aus gutem Grund immer ganz nah an sein Gesicht, weil in diesen Agen so viel abgeht. Die Herodes-Geschichte, die mit der Kindstötung-Episode den Film umklammert, ist zwar auch nicht ganz ausgereift, doch dank Hinds trotzdem ein Genuss.

Ein Teil des "nicht ausgereift"-Problems ist die Spannweite des Films. Er beginnt sinnigerweise knapp vor Marias Empfängnis, doch wo hört man die Geschichte auf? Das als wunderbare Bibel-Fresko arrangierte Bild kurz nach der Geburt, das an Kitsch grenzt, aber für jeden Christen, ja selbst für Ex-Christen, sehr schön gemacht ist - böte ein elegantes Schlussbild. Doch es fehlen noch Handlungsstränge um Herodes. Also wo aufhören? Der Film endet zum Gesang von "Stille Nacht" mit der Flucht nach Ägypten, ein wenig erinnernd an das Ende von "Fellowship of the Ring", doch ein Sequel gibt es wohl kaum, dazu muss man schon die Bibel hervorkramen. Anders gesagt: Wir hören mittendrin auf. Das ist das "Problem" jedes Krippenspiels, doch im Film wird es noch deutlicher.

An "The Nativity Story" gibt es sicherlich manches zu bemängeln - ein paar Dialoge, ein bisschen (Story-bedingtes) Pathos, ein paar visuelle Belanglosigkeiten - doch es ist der ideale Film, um wieder mal zu zeigen, was wir am 25.12. eigentlich feiern. Der Film wird garantiert von kirchlichen Kreisen Lob einstreichen und von liberaler Seite zerrissen, da es sich schliesslich um a) Hollywood'sche Geldmacherei und b) Propaganda der US-Evangelisten handeln muss. Doch kontrovers ist an diesem Film nichts, er verfilmt vielmehr eine bekannte, aber stets reizvolle Geschichte neu, einfach und berührend. Dass ein Filmkritiker mit antikirchlicher und antireligiöser Einstellung nicht das Idealpublikum darstellt, versteht sich von selbst und dass ein gläubiger Mensch im Kino zu Tränen gerührt sein wird, ebenso. Daher lasst es euch von einem Kritiker gesagt sein, der Religion und Esoterik ins Reich der Fantasie verbannt, aber versucht, sich deshalb nicht vom Genuss eines Films abzuhalten: Es ist ein schöner, erbaulicher Film, der Werte zelebriert, hinter denen eigentlich auch hyperkritische Geister stehen könnten - sofern sie sich nicht gezwungen fühlen, Zynismus und Kirchenkritik per se in alles zu packen, was mit der Bibel zusammenhängt.

 

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