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Politthriller. USA 2005
Alternative Titel
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Regie Stephen Gaghan
Drehbuch Stephen Gaghan nach dem Buch von Robert Baer
Produktion Michael Nozik, Georgia Kacandes, Jennifer Fox
Ausführende Produzenten George Clooney, Steven Soderbergh, Jeff Skoll, Ben Cosgove
Musik Alexandre Desplat
Kamera Robert Elswit
Darsteller George Clooney, Matt Damon, Jeffrey Wright, Chris Cooper, Alexander Siddig,
Mazhar Munir, Christopher Plummer, Amanda Peet, Tim Blake Nelson, William Hurt
Länge 126 Min.

US-Kinostart 23.11.2005
CH-Kinostart
23.02.2006

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 6.2.06
©  Bilder Warner Bros.


STORY
Während der CIA-Agent Bob Barnes (George Clooney) in Teheran einen Auftrag vermasselt, ist in Washington die Hölle los: Die Chinesen haben sich Öl-Rechte im nahen Osten gesichert. Die unbekannte Firma "Kellen" unter Jimmy Pope (Chris Cooper) hat sich im Gegenzug Förderrechte in Kasachstan gesichert. Prompt möchte der Öl-Gigant Connex mit Kellen fusionieren. Das ruft die Behörden auf den Plan. Der Anwalt Bennett Holiday (Jeffrey Wright) untersucht, ob die Fusion rechtens wäre, oder ob es Leichen im Keller der Firmen hat. In Genf bringt ein persönliches Drama den Familienvater und Öl-Kenner Bryan Woodman (Matt Damon) zu seinem Traumjob: Er berät Prinz Nasir Al-Subaai (Alexander Siddig), der der nächste Emir seines Landes werden könnte. Ein Land, das zwar eine reiche Elite hat, aber eine arme Arbeiterschaft. Zu jener gehört auch der Pakistani Wasim (Mazhar Munir), der mit seiner Vater hier arbeitet. Doch durch die Fusion der Öl-Firmen wurde er arbeitslos. Nun gerät er in den Kreis von Islamisten, die ihm das geben, was er braucht.

 

REVIEW
"Syriana" teilt weite Kreise seiner Zuschauer in ein Pro- und Kontra-Lager, gespalten entlang der politischen Mitte. Doch die "der Film legt die Schandtaten Amerikas bloss, darum ist er gut"-Mentalität ist ebenso albern wie die "Liberaler Bullshit"-Gegenmeinung. Die zweite Regiearbeit von "Traffic"-Autor Stephen Gaghan ist einfach ein guter Film. Und ein hochinteressanter. Leider ist er nicht ganz ausgereift, was ich vor allem einem Manko zuschreibe: Er ist zu kurz. Viel zu kurz, sogar.

In den zwei Stunden schafft es Gahgan nicht, alle Subplots wirklich auszuformulieren. Manche wirken wie Telegramme, die Ideen kurz zusammenfassen, anstatt sie in ihrer Komplexität zu präsentieren. Am schlimmsten erwischt das die familiären Hintergründe wie Holidays alkoholkranker Vater und Bobs unglücklicher Sohn. Beides Elemente, die anstatt "menschlichem Drama" bloss Klischees auftischen. Gut, diese Familiengeschichten sind für den Film als Ganzes nicht so wichtig, darum ist ihre Nutzlosigkeit nicht so tragisch. Anders sieht es mit dem Wasim-Plot aus. Der ist elementar für den Film und funktioniert leider überhaupt nicht. Zum einen ist er losgelöst vom Rest des Films. Zum anderen wird er im Schnelldurchlauf abgespult. Wir merken nie, was in dem jungen Pakistani wirklich vorgeht, wir bekommen sein Leid kaum zu spüren. Und doch sollen wir glauben, dass es für moslemische Terroristen ein Leichtes ist, ihn zu rekrutieren.

Das Traurige dabei ist: Dies hätte die wichtigste Episode sein sollen. An ihr hätte Gaghan zeigen können, dass es vor allem Armut und mangelnde Vision ist, welche die Menschen in die Hände der religiösen Killer treibt. Und Amerika trägt daran eine Mitschuld: Da die Öl-Verbrauchs-Nation Nummer eins das Geld und das Öl aus den arabischen Ländern saugt, im Gegenzug aber nur die Elite dafür entschädigt, kann nie eine Mittelschicht entstehen. Eine solche wäre im Kampf gegen den Terror aber elementar: Eine Volksgruppe, welche die zwei "L" lieben lernt (Liberty and Luxury) - eine, die etwas zu verlieren hat und sich dafür einsetzt, dass radikale Kräfte weniger Macht haben. Amerikas Gier nach Öl sabotiert das Aufkommen dieser Mittelschicht und so ist es für die Führer, die im Namen Allahs töten, ein Leichtes, die verarmten Massen zu lenken. Man denke nur an die aus allen Rudern gelaufene Aggression wegen den Mohammed-Karrikaturen. Da druckt eine dumme, rechtslastige Zeitung mässig amüsante Zeichnungen ab (okay, der "sorry, wir haben keine Jungfrauen mehr"-Gag ist witzig, da er die Selbstmordattentats-Industrie aufs Korn nimmt, nicht den Propheten), ein paar Agitatoren bringen sie, angereichert mit Anti-westlicher Polemik unters Volk und schon brennt der ganze Nahe Osten. Warum? Weil die Unterschicht manipulierbar ist, sie wegen mangelnder Arbeit eh zu viel Zeit hat und den dekadenten Westen nach jahrelanger Indoktrination sowieso am liebsten geköpft sehen will. Auf beiden Seiten sind damit längst gehegte Vorurteile auf einen Schlag wieder bestätigt.

Da hätte diese Episode einhaken müssen. Stattdessen liefert uns Gaghan Ansätze einer solchen Story. Schauspieler und Model Mazhar Munir spielt den Wasim zwar sympathisch und wir sehen, was für einen Sinn sein Handlungsstrang hat - aber er wirkt nie echt. Alles geht viel zu schnell und am Schluss lässt sein Schicksal erstaunlich kalt. Das ist katastrophal für den Film, der eigentlich unser Herz und unser Hirn gleichzeitig ansprechen will.

Aber "Syriana" ist trotzdem kein Reinfall - im Gegenteil. George Clooney, der für seine Rolle 20 Kilo zugenommen hat und den Film mit seinem Partner Steven Soderbergh finanziert hat, spielt grandios den abgewrackten Agenten. Da der Film auf dem Buch des CIA-Agenten Robert Baer basiert, ist das Porträt auch absolut glaubhaft. Erst die letzten Clooney-Momente im Film sind etwas zu unglaubwürdig, Bobs finale Szene leider nicht halb so eindrücklich, wie sie bei besserem Timing hätte sein können. Auch der Erzählstrang von Matt Damon ist gelungen, was auch am souveränen Spiel seines Co-Stars Alexander Siddig aus "Deep Space Nine" liegt: Er spielt den etwas klischiert sympathischen Araber-Führer (so wie sie sich der Westen gerne wünscht) mit Kraft und Glaubwürdigkeit. Deshalb ist sein Schicksal auch jenes, das den grössten emotionalen Aufschrei erzeugt.

Eher ins Mittelfeld fällt der Washington-Plot um Jeffrey Wright. Er ist schlicht nicht spannend genug, da hilft die grandiose "Corruption is why we win"-Rede von Tim Blake Nelson sowie das fulminante Spiel von Chris Cooper und Christopher Plummer nicht viel. Ein Oliver Stone hätte da viel mehr herausgeholt. Gaghan filmt dagegen zu manierlich, zu sehr darauf bedacht, Informationen zu vermitteln. Nur ein paar Bilder, die hinter den armen Gastarbeitern die Wohnblöcke der Reichen im Dunst zeigen, haben suggestive Kraft. Generell kommt Gaghan aber nicht an sein Vorbild Steven Soderbergh heran, der Gaghans "Traffic"-Skript so kongenial verfilmt hat. "Syriana" ist viel trockener und lässt im Vergleich zum "Traffic" kalt. Aber er stimuliert das Mit- und Nachdenken. Alleine dafür gebührt im schon Lob.

Nachdenken sollte man auf jeden Fall. Den Film einfach als anti-amerikanisch zu schubladisieren und daraus seine vorhandene oder fehlende Qualität abzuleiten, ist viel zu simpel. "Syriana" packt die CIA tatsächlich hart an, stellt Amerikas Gier nach Öl bloss und deckt Korruption in dieser ach-so-freien Demokratie gnadenlos auf. Das ist düsterer Stoff und sollte eigentlich auch Amerika-Kritiker nicht nur jubeln lassen, sondern vielmehr zu Überlegungen anregen, was denn zu ändern ist. Nur mit "Bush ist ein Idiot" skandieren ist es nicht getan. "Syriana" eckt an, rüttelt auf und stösst an. Er ist klasse gespielt, vielschichtig und stellenweise packend. Wenn Gaghan besser mit den Emotionen hantiert und den Subplot um den pakistanischen Flüchtling schlauer eingefädelt hätte, ihm wäre tatsächlich ein "Traffic mit Öl" gelungen. So reichte es noch zum souveränen und sehenswerten Politthriller, der das ganze Mosaik aus Terror, Öl, Verzweiflung, Macht, Religion und Korruption nicht annähernd komplett aufarbeitet, den Teufelskreis aber immerhin anreisst. Und er fasziniert, weil niemand der Beteiligten das ganze Netz und alle Auswirkungen sieht, sondern nur seinen kleinen Beitrag dazu liefert.

 

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EXTERNE INFOS & REVIEWS 
imdb.com

Roger Ebert (4/4)
James Berardinelli (3½/4)
Slant Magazine (
2/4)


 

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