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Drama
Südkorea / Japan 2005
Alternative Titel Hwal; The Arrow; Hwal - Der Bogen;

Regie Ki-duk Kim
Drehbuch Ki-duk Kim
Produktion Ki-duk Kim
Darsteller Yeo-reum Han, Seong-hwang Jeon, Si-jeok Seo, Gook-hwan Jeon

Zuschauer -
Länge
89 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 14

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 24.8.05
©  Bilder KD Media, Screenshots molodezhnaja


STORY
Ein alter Mann (Seong-hwang Jeon) hat vor zehn Jahren ein Mädchen gefunden, das er auf seinem Boot gross zog. Nun ist das Mädchen (Yeo-reum Han, Samaria) sechzehn. Die zwei leben als Quasi-Liebespaar, aber ohne Intimität. Erst an ihrem 17. Geburtstag wird er sie heiraten. Bis dahin wäscht er sie zärtlich und fasst nachts ihre Hand an. Mehr nicht. Und er verteidigt sie gegen jegliche Anmachversuche von Männern, die jeweils für einen Angelausflug auf sein Boot kommen. Sobald einer der Kunden sich an das Mädchen heranmacht, schiesst der Alte mit seinem Bogen einen Pfeil ab. So auch bei einem jungen Studenten (Si-jeok Seo). Doch diesmal ist alles anders: Das Mädchen mag den Jungen und reagiert auf die Eifersucht des Alten mit Trotzigkeit.

 

REVIEW
Notiz an Ki-duk Kim: Menschen können reden. Ich weiss, es ist grauenhaft schick, seine Charaktere schweigen zu lassen, aber nach dem wiederholten Mal wird selbst dieser Trick billig. Genau das ist "The Bow": Ein billiger Trick, um die Festival-Publikum einzulullen. Ein zusammengeschustertes Drama, das beinahe als Selbstparodie von Kims früheren Werken durchgeht. Alles ist da, von den stummen Protagonisten (3-Iron, The Isle etc.) über das Leben auf dem Wasser (The Isle, Spring, Summer ...) und das Mädchen, das seinen Peiniger liebt (Bad Guy) bis hin zum verhunzten Ende (beinahe jeder Ki-duk-Kim-Film). Selbst die Tierquälerei früherer Kim-Streifen kehrt für eine kurze und absolut sinnlose Sequenz zurück. Es ist überdeutlich: Dem so gefeierten Filmemacher gehen die Ideen aus.

Das mag hart klingen, aber ich stehe beinahe sowieso alleine da. In der Filmwelt wird Kim momentan hochgejubelt wie kaum ein zweiter, jeder neue Film von ihm bekommt einen internationalen Release zugesprochen, der besseren koreanischen Filmen verwehrt bleibt. Dabei war Kim tatsächlich mal einer der vielversprechendsten asiatischen Filmemacher, sieht man mal von seiner katastrophalen Bruchlandung Real Fiction ab. Seine Filme waren roh, etwas diffus, aber stets faszinierend. Nun sind sie edel, prätenziös und faszinierend. Vor allem "The Bow". Mein Missfallen mit Kims eingeschlagener Richtung habe ich schon bei seinen letzten drei Filmen kundgetan, doch sein letzter, 3-Iron, war trotz allen Problemen ein sehr schöner und fesselnder Film. Genauso wie in jenem Werk reden auch hier die Protagonisten den Film hindurch kein Wort. Doch in "The Bow" macht das keinen Sinn. Es kommen Leute an Bord, die Fragen stellen, doch unsere Helden lächeln nur dumm zurück. Da wird deutlich, dass dies nur ein Gimmick ist. Und wenn sie sich etwas à la Lost in Translation zuflüstern, steckt kein Mysterium dahinter, sondern die "stumme" Idee verkommt zur Lächerlichkeit. Will sich Kim über sich selbst lustig machen? Später kam mir dieser Gedanke erneut, als das Mädchen (die Personen haben nicht nur keine Stimme, sie haben auch keine Namen. Wie umwerfend) sich kurz zwei Angelhaken in den Mund steckt - und nichts Blutiges passiert. Ein Wink zu The Isle?

Kim winkt wie ein Irrer in "The Bow". Er winkt zu seinen alten Fans, er winkt zu den Festival-Besuchern - "schaut her, ich bin innovativ, meine Figuren schweigen, sie sind abgeschieden, sie handeln mysteriös, ich bin gut!" Tatsächlich gäbe es Aspekte in der ersten Filmhälfte absolut reizvoll sind. So etwa die Idee, dass der titelgebende Bogen sowohl als mörderische Waffe wie auch als Instrument gebraucht werden kann, das harmonische Musik erzeugt - eine schöne Illustration des von Kim so geliebten Yin-Yang-Ansatzes. Diese Musik ist sowieso betörend, ebenso wie manche Bildkonstruktion. Auch wenn die Mehrzahl von Kims früheren Filmen eine Spur attraktiver gefilmt war. Mancher Shot wirkt hier zu willkürlich.

Und dann ist da mal wieder das Ende. Es ist noch missratener als bei Kims anderen Filmen. Schuld, Sühne und Übersinnliches verschmelzen zu einem absurden Ende, das nur eines tut: Den Film beenden. Aber dies weder stimmig, noch sinnig oder intelligent. Kim hat das Drehbuch mal wieder selbst geschrieben und ich würde ihm dringend raten, mal einen Autor anzuheuern. Er ist kein guter Drehbuchautor, sondern zitiert sich nur noch selbst und glaubt, wenn er fast allen Regeln des Arthaus 1x1 folgt, mache er einen guten Film. Inhaltlich bleibt auch seine Sympathieverteilung gegenüber den Figuren diffus. Ist die Aussage, dass das Mädchen durchaus glücklich in dem pseudoinzestuösen und -pseudopädophilen Verhältnis hätte leben können, wenn es nicht von der "bösen Zivilisation" eingeholt worden wäre? Seine Anti-Zivilisations-Einstellung brachte Kim schon in Spring, Summer ... unter, doch hier ist sie vermischt mit seiner traditionell obskuren Einstellung zu Frauen gefährlicher. Man ist versucht, eine Rechtfertigung in das Handeln des Mannes zu lesen, eine Verharmlosung: Das Mädchen hatte ja Güte, Schutz und ein schönes Leben. Erst "konservierte Musik", ein junger Mann und zivilisatorische Einflüsse haben sie verdorben.

Für mich bestätigt dies, was ich schon lange vermutet habe: Der Autodidakt Kim hat das Filmen nicht im Blut. Ich habe schon Vergleiche mit Wong Kar-Wai gehört, doch obwohl ich ihm gegenüber auch meine Zweifel habe, ist eines ganz deutlich: Wong atmet Kino, er schafft Welten voller eindringlicher Schönheit, voller Melancholie und Kraft. Kim dagegen versucht etwas Vergleichbares und hakt akademisch ab, was es dazu braucht. Das Resultat wirkt einstudiert und konstruiert anstatt lebendig. Die Künstlichkeit von Kims Welt empfand ich noch nie als so deutlich wie in "The Bow", sein zweitschwächstes Werk nach Real Fiction.

Das Fazit? Früher habe ich mich auf jeden neuen Ki-duk-Kim-Film gefreut. Mittlerweile bin ich vielleicht noch hoffnungsvoll, aber meistens eher verängstigt. Wird er mich wieder enttäuschen? Zeigt er erneut, dass er Arthaus-Zuschauer einlullen kann, aber sein Feuer als Filmemacher verglüht ist? "The Bow" hat meine Ängste bestätigt. Es ist ein attraktiver gefilmter, meditativer, souverän gespielter Film mit einigen interessanten Ideen. Doch eben auch einer, der nur noch recycliert und dies erst noch plump. Eine Kritik hat mich aufgeheitert, weil sie zeigt, dass ich vielleicht doch nicht ganz alleine da stehe. Sie ist von Strictly Film School, eine Page, die sonst oft diametral verschiedene Meinungen zu mir vertritt. Zu "The Bow" meinte diese Seite des anspruchsvollen Films:

No amount of evocative visuals or impeccable, aesthetic construction can redeem this inextricably mired concoction of half-baked philosophy and herb shop spirituality. [...] However, even the loopy recurrence of these carnivalesque, fortune-telling sequences could not foretell the indescribably gauche realization and vulgar, transparent symbolism of the film's preposterous and embarrassingly laughable final scene. Rather than validating Kim's entry into a subtler, more artistically mature phase that had been reflected in his recent films [...] The Bow instead regurgitates like a bloated self-parody of his earlier work.

Dem kann ich nicht mehr viel hinzufügen.

 

MEINE DVD
Südkorea, Code 3, NTSC
Anamorphic Widescreen
Koreanisch Dolby Digital 5.1, DTS und 2.0 mit englischen und koreanischen Untertiteln.

 

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SCREENSHOTS

 


 

 

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