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Drama. USA 2008
Alternative Titel
-

Regie Darren Aronofsky
Drehbuch Robert D. Siegel
Produktion Darren Aronofsky, Scott Franklin
Musik Clint Mansell
Kamera Maryse Alberti
Darsteller Mickey Rourke, Marisa Tomei, Evan Rachel Wood, Mark Margolis, Todd Barry, Ernest Miller
Länge 105 Min.

US-Kinostart 17.12.2008
CH-Kinostart
26.02.2009

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 13.1.09
©  Bilder Frenetic, Screenshots molodezhnaja


STORY
In den 80er-Jahren war der Profi-Wrestler Randy „The Ram“ Robinson (Mickey Rourke) der Star unter den modernen Gladiatoren. Zwanzig Jahre später kämpft er in kleinen Arenen, sein Körper macht kaum mehr mit, aber das Publikum liebt ihn immer noch. Ausserhalb des Rings steht Randys Leben dagegen vor dem Abgrund. Er hat einen schlecht bezahlten Job, kriegt kaum das Geld für seine Miete zusammen und seine Tochter Stephanie (Rachel Evan Wood) hat er seit Jahren nicht mehr gesehen. Der einzige Sonnenschein in dieser tristen Existenz ist die Stripperin
Cassidy (Marisa Tomei), in die er sich verliebt hat, die seine Gefühle aber nicht erwidern darf. Da reisst ein Zwischenfall den alternden Showman aus seiner liederlichen Trott.

 

REVIEW
"The Wrestler" ist nicht das Comeback des Mickey Rourke - es ist die Rolle seines Lebens. Die Grenzen zwischen der Filmfigur Randy "The Ram" und dem Schauspieler Rourke vermischen sich, Schicksale laufen zusammen und nach ein paar Minuten leidet man mit beiden. Mickey Rourke war in den 80er-Jahren ein Sexsymbol und ein Superstar. Seine schmutzige Scheidung, seine entstellenden Schönheitsoperationen und der unglückliche Karriereschritt, sich als Boxer zu versuchen, haben nicht nur seinen Stern vom Himmel gerissen, sondern ihn zur jämmerlichen Galionsfigur der ramponierten Ex-Stars in Hollywood gemacht. Erst “Sin City“ deutete das Comeback an. “The Wrestler“ zeigt nun, was dieser Mann noch drauf hat.

Denn es ist nicht alleine das Mitgefühl, das man für Rourke hat, welches die Rolle so grossartig macht. Es ist die völlig verinnerlichte Darstellung des Versagers. Man weiss, dass dieser Mann namens Randy nur etwas richtig kann, und das ist Wrestlen. Zu sehen, wie er aber selbst damit altersbedingte Probleme hat, tut richtig weh. Ihn zwischen anderen kaputt gegangenen und ins Seniorenalter gekommenen Wrestlern zu erblicken, hat ungeheures Pathos. In diesen ungemütlich beleuchteten, langsam zusammenfallenden Sportschuppen um New Jersey wirkt es, als sei das Leben aus. Randy schleppt sich von einem Match zum nächsten, nur knapp überhaupt überlebend.

Die Fights selber fordern auch ihren Tribut. Ja, es ist alles abgesprochen und gestellt - doch im Ring selbst geht es dennoch knallhart zur Sache. Wie die Männer sich vor dem Kampf kurz austauschen darüber, welche Schläge und Griffe sie anwenden, ist von erfrischender Leichtigkeit und Freundschaft geprägt. Man spürt den Zusammenhalt dieser Männer, die sich für die Unterhaltung der Massen blutig schlagen. Aber nur da ist "The Ram" daheim. Ausserhalb scheitert er. Man registriert bei jedem Wort dieser rauen Stimme in “Rocky Balboa“-Tonlage regelrecht zwei Jahrzehnte des Scheiterns.

So ergeben sich ein paar ungeheuer rührende Szenen. Etwa wenn Randy endlich Kontakt zu seiner Tochter aufbaut und er zu ihr mit Tränen in den Augen meint “ich möchte doch nur, dass du mich nicht hasst“. Eine simple Aussage mit ungeheurer Wirkung. Auch die Interaktion mit der gealterten Stripperin Cassidy ist geprägt von Wehmut und zerbröselnden Träumen. Dazu steuern die Schauspieler einen grossen Teil bei. Rourke mit seinen gefärbten, langen Haaren, dem Hörgerät und dem kaputten Gesicht müsste nicht einmal gross spielen, man würde ihm den gescheiterten Versager schon abnehmen. Doch er spielt dazu noch - und ist schlicht grandios. Marisa Tomei sieht umwerfend aus, zeigt aber auch, dass sie mit 44 Jahren in dem Business zum alten Eisen gehört. Und dass sie wie Randy in dem Gewerbe wenig Zukunft hat. In einer Szene wird sie von jüngeren Gästen als alte Frau beschimpft. Und obwohl man Marisa zu dem Zeitpunkt noch nicht mal zu sehen bekam, ist es wieder da, dieses Mitleid.

Es ist nicht so, dass die Figuren um Mitleid betteln würden. Darren Aronofsky zeigt vielmehr ihr Leben derart glaubhaft und in seiner Hoffnungslosigkeit trostlos wiederholend, dass Mitgefühl sich ganz automatisch entwickelt. Von der ausgewaschenen 16mm-Optik der Dok-Kamerafrau Maryse Alberti über die behutsame Montage und die simple Story: alles unterstützt das Heranreifen von tiefen Emotionen in den Zuschauern. Das vielleicht Erstaunlichste dabei ist, dass hinter der Kamera Darren Aronofsky stand. Der talentierte Mann, der mit dem fiebrigen “Pi“ debütierte, den meisterhaften “Requiem for a Dream“ nachschob und mit dem faszinierenden “The Fountain“ floppte. Diese drei Filme strotzten vor visuellen und technischen Einfällen. “The Wrestler“ ist dagegen ein Anti-Aronofsky, ein nüchterner Film, bei dem der Regisseur fast nicht auffällt. Nur die kurz aufblitzenden (und ironisch gebrochenen) Jesus-Allegorien oder die nicht immer subtil verpackte Botschaft zeugen von Aronofsky. Wenn schon, dann erinnert das Über-die-Schulter-Filmen eher an Gus Van Sant oder die Dardennes-Brüder.

Umso klarer richtet der 39-Jährige der Fokus auf Schicksale und Charaktere. Die haben mich mehrere Male zum Weinen gebracht. Wenn gegen Ende etwa Ram zu Guns ’N Roses’ “Sweet Child of Mine“ in die Arena schreitet, dann hat dies wehmütiges Pathos von solcher Intensität, dass man nicht anders kann, als berührt sein. Aronofsky gibt aber nicht einmal die Chance, diese Gefühle hemmungslos herauszulassen - er beendet den Film mit einem Standbild. Doch zuvor lebt alles. Es sind eintönige, gescheiterte Leben, die hier gezeigt werden, aber es sind echte Leben. Man leidet mit Randy. Man leidet mit Rourke, der Dekaden falscher Entscheidungen kanalisiert. Ob man ihn hinter der Delikatessentheke des Supermarkts sieht, ihn beim Drink in der Stripbar beobachtet oder im Ring, wo er sich für das letzte Bisschen Energie kaputt machen lässt: Es ist die Schauspielleistung des Jahres. Ob er sich selbst verkörpert oder nicht, ist nicht von Belang, denn das Ergebnis dieser Fusion ist fast schon transzendent. Und der Film drumherum eine Wohltat.

 

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