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Sci-Fi-Film
Japan 1987
Alternative Titel Jigoku no banken: akai megane;
紅い眼鏡

Regie Mamoru Oshii
Drehbuch Mamoru Oshii, Kazunori Ito
Darsteller
Shigeru Chiba, Machiko Washio, Hideyuki Tanaka, Tessho Genda

Länge 117 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 16

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 2.5.10
©  Bilder Bandai, Screenshots molodezhnaja


STORY
Ende des 20. Jahrhunderts: Um der Gewalt in den Grossstädten Herr zu werden, baute die Polizei eine neue Spezialeinheit auf - die "Anti Vicious Crime Heavily Armored Movile Special Investigation Unit", weitum bekannt als Kerberos Panzer Cops, die Wachhunde der Hölle. Die gepanzerten Superpolizisten wurden mit der Zeit selbst korrupt und gewalttätig, weshalb die Einheit aufgelöst wurde. Nur die drei Kerberos
Midori Washio
(Machiko Washio), Soichiroh Toribe (Hideyuki Tanaka) und Koichi Todome (Shigeru Chiba) weigerten sich und wollten ehrenvoll weiterkämpfen. Das Resultat: Zwei wurden verhaftet, Koichi entkommt. Jahre später kehrt er in die Stadt zurück, um seine Freunde zu retten. Dabei taucht er in einen unheilvollen Überwachungsstaat ein.

 

REVIEW
Aus der 1986 initiierten "Kerberos Saga" hat Anime-Meister Mamoru Oshii eine medienübergreifende Franchise gemacht: Mangas, Spielfilme, Animes, Games, Hörspiele - in jedem Bereich gibt es etwas über diese Parallelwelt, in der die "Wachhunde der Hölle", eben die Kerberos, eine zentrale Rolle spielen. Mit dazu gehören der gefeierte Anime Jin-Roh sowie die Kerberos-Realfilme, die Oshii gleich selbst inszenierte.

"The Red Spectacles" ist der erste dieser beiden und gleichzeitig einer der ersten grossen Beträge zur Kerberos-Saga. Doch wer nun auf Action hofft, mit Cops in Rüstungen, die aus dem Zweiten Weltkrieg entlehnt scheinen, der sollte sich anderswo umschauen: Nach einer kurzen Auftaktphase in Farbe, in der Oshii die Panzer-Cops zelebriert und gleichzeitig ihre Geschichte im Schnelldurchlauf abhakt, wechselt "The Red Spectacles" völlig das Terrain.

Er wird sepiafarben, also Schwarzweiss mit braun-grünem Einstich. Gepanzerte Gesetzeshüter sind keine zu sehen, dafür nur unser sonnenbebrillter Held Koichi. Und der stolpert durch eine surreale Welt, die zwischen Film noir, Science-Fiction, Drogenvision und Slapstick pendelt. Sinn macht das spätestens dann nicht mehr, wenn Koichi  von einer Horde Pantomimen angegriffen wird und sie nackt bekämpft.

Doch "Sinn" scheint nicht Oshiis primäre Absicht zu sein. Vielmehr huldigt er einigen Inspirationen ganz exzessiv. Das eine ist Anime: Die Kamerawinkel sind oft gewagt, Figuren bewegen sich etwas künstlich und der rasante Wechsel des Tonfalls erinnert an Anime-Werke im Stile von Oshiis Urusei Yatsura 2, bei dem sich alberner Witz mit melancholischem Philosophieren abwechseln kann. Hier geht er ebenso vor, egal, ob das Publikum dabei den Kontakt zur Story verliert.

Ein kleinerer Einfluss ist alles, was deutsch ist: Von den Panzer-Cops in Kriegsrüstung bis hin zur Ästhetik, die sich immer mal wieder bei Fritz Lang zu bedienen scheint - primär bei seinen expressionistisch ausgeleuchteten Stummfilmwerken. Weiter gehts bei einem anderen Europäer: Jean-Luc Godard. Die Nouvelle vague war immer schon eine von Oshiis Favoriten und hier holt er sich die Sci-Fi-Noir-Atmosphäre aus Godards wirrem "Alphaville".

Wie bei Godard ist der Noir-Aspekt des Films durch einen postmodernen Filter gejagt, was für ironische Distanz sorgt, nicht unähnlich dem später entstandenen ersten Maiku Hama-Film. Es gibt Szenen, die sind Noir pur, es gibt andere, die verbinden brillant Noir mit futuristischem Ambiente, namentlich das geheime Restaurant, bei dem Koichis Kontaktmann meint "nicht einmal Gerüchte kommen durch diese Stadt". Das spielt auch schön auf den Orwell'schen Aspekt der Story an, denn es regiert ein faschistoides System mit Überwachungsstaat-Allüren.

Wirklich sehen tut man davon recht wenig. Meistens wird über etwas gesprochen. Oder es wird angedeutet. Oshii ist in keinem Bereich darauf aus, seinem Publikum etwas vorzukauen - und das ist auf Dauer ebenso irritierend wie frustrierend. Der Mann kann mit seinem ins Prätentiöse übergehende Fabulieren manchmal danebenhauen, das zeigte er etwa in Avalon. Aber er ist ein Meister von Optik und Stimmung. Kaum ein anderer zeitgenössischer Regisseur könnte minutenlang die Fahrt durch einen Tunnel zeigen, begleitet von der Musik des stets genialen Kenji Kawai, und dabei suggerieren, all das bedeute etwas.

Am ehesten wäre ein David Lynch dazu fähig. Doch solche Vergleiche sind letztendlich müssig, denn Oshii ist ganz er selbst. Es ist nicht zufällig, dass er für "The Red Spectacles" ein ganzes Alternativuniversum aufbaute, zu dem er später immer wieder zurückkehrte. Der Mann braucht seine eigene Welt! Und in dieser hat unheilvolle Optik genauso Platz wie explosive Durchfallattacken oder eine Pantomimen-Slapsticknummer.

Wie so oft bei Oshii wird eingeladen, das Ganze als ein Fantasiegebilde deuten (Traum, Vision), etwas, bei Avalon besonders prätentiöse Ausmasse annahm und auch hier den Reiz eher schmälert, als es die Story bereichern würde. Besonders am Ende wird diese Lesung in den Vordergrund gerückt. Überhaupt birgt die Schlussphase Enttäuschendes, verirrt sich Oshii doch in seiner Traumlösung ebenso wie in einer Szene in einen unnützen Meta-Trick. Ja dies ist ein Film - das, mein lieber Herr Oshii, wissen wir auch ohne einen Hinweis darauf.

Obwohl ich manchmal allergisch auf Oshiis Möchtegern-intelligentes Fabulieren um Traum und Realität reagiere, so hat mir das hier erstaunlich viel Spass gemacht. Vielleicht auch, weil vieles vage bleibt. Kommen die Durchfallattacken von einem Gift des alten Mannes? Wer fährt Koichis Taxi? Warum ziert das Gesicht der Frau die halbe Stadt? Und wo genau befindet Koichi denn nun? Nicht alles davon wird glaubhaft oder überhaupt aufgelöst. Und doch greifen die verschiedenen Stile, die Einzelszenen und Stimmungswechsel irgendwie ineinander.

Kann gut sein, dass man dies an einem Tag hasst und als langweilig abtut, an einem anderen liebt wie verrückt. Oshiis Filme finden nicht selten einen Zugang im Unterbewusstsein und entsprechend unterschiedlich können die Reaktionen ausfallen. Ich für meinen Teil hab mich diesmal unterhalten. Den Film brauch ich kein zweites Mal anzuschauen, dazu ist er doch zu diffus. Doch auf jeden Fall ist genug Interesse da, auch den nächsten Kerberos-Realfilm (Stray Dog, 1991) sowie Oshiis dritten Realfilm (Talking Head, 1992) anzuschauen.

 

MEINE DVD
USA, Code 1, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln.

 

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EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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