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Drama

Japan 1968
Alternative Titel Kamigami no Fukaki Yokubo; The Profound Desire of the Gods;
Kuragejima - Legends from a Southern Island; 神々の深き欲望

Regie Shohei Imamura
Drehbuch Shohei Imamura, Keiji Hasebe
Darsteller Rentaro Mikuni, Choichiro Kawarazaki, Kazuo Kitamura, Hideko Okiyama,
Yoshi Kato, Yasuko Matsui, Kanjuro Arashi, Sen Hara, Jun Hamamura

Länge 173 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 16

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 5.12.10
©  Bilder Eureka, Screenshots molodezhnaja


STORY
Auf der südjapanischen Insel
Kurage lebt die Familie Futori. Der Patriarch Yamamori (Kanjuro Arashi) hat zwei Söhne namens Nekichi (Rentaro Mikuni) und Kametaro (Choichiro Kawarazaki) sowie eine Tochter namens Toriko (Hideko Okiyama). Innerhalb der Sippe wird seit Jahren Inzest betrieben, vor allem die geistig zurückgebliebene Toriko gibt sich den Trieben hin. Die ganze Sippe ist wegen ihres Inzests und ihres seltsamen Verhaltens ausgestossen, sozialen Kontakt hat sie kaum mehr. Nekichi muss tagein tagaus ein Loch buddeln, während er die Shamanin Uma (Yasuko Matsui) umgarnt, die jedoch dem Zuckerrohrplantagen-Besitzer Ryu (Yoshi Kato) zugeneigt ist. Da kommt der Ingenieur Kariya (Kazuo Kitamura) aus Tokio auf das Eiland. Er soll eine Wasserpipeline für eine Zuckerfabrik bauen, doch dazu muss er sich erst mit den Inselbewohnern anfreunden.

 

REVIEW
Das Schaffen von Shohei Imamura ist fast auf Anhieb erkennbar. Sein Interesse für das Animalische und Primitive, seine Darstellung von Sex und Mythen, von Urtrieben und Konflikten mit der Moderne. Und seine Einbindung von allerlei Getier in die Bilder. Das macht ihn zu einem Künstler mit ganz eigener Handschrift, zu erleben in seinen frühen wie späten Werken, von The Insect Woman und Ballad of Narayama bis The Eel. Nachahmer fand er indes nur wenige, weil kaum jemand mit diesem Stil umgehen konnte. Am ehesten noch Eiji Okuda mit seinem 2004er-Werk Runin. Und wer im Westen nach Vergleichbarem sucht, der müsste am ehesten bei Werner Herzog anfangen.

Gerade diese Vorlieben machen Imamura zum besten Repräsentanten von Japans New Wave. In den 60ern versuchten jene jungen Regisseure, das Kino der Vorfahren umzukippen, vor allem jenes von Yasujiro Ozu, dessen Assistent Imamura einst war. Mit der Darstellung von Wildheit, Inzest und Gewalt ist "Profound Desires of the Gods" ein buchstäblicher Anti-Ozu, in totalem Kontrast zu den gesitteten und höflichen Familienporträts Ozus. Hier geht es um Inzest, um das Primitive und Wilde eben. Ein urtypischer Imamura. Der Film beginnt mit einer Montage aus Wasserschlangen, Seegurken, Schnecken und Fischen - feuchten Kreaturen also, die das Sexuelle bereits implizieren, bevor es überhaupt da ist.

Als Handlungsort dient eine fiktive Insel namens Kurage, deren geographische Lage anhand von Dialekt und Klima aber klar ist: Okinawa. Und diese Inselgruppe, so wird auch im Film erklärt, soll der Sage nach das Produkt einer inzestuösen Götterbeziehung gewesen sein. Diesen Göttern ist es als einzige erlaubt, Inzest zu betreiben, bei den Menschen bleibt es tabu. Ein Tabu freilich, das unsere Protagonisten brechen. Die Futoris sind eine Sippe ausser Rand und Band. Alleine schon ihre exakten Verwandtschaftsgrade zu klären, fällt schwer. Und doch hegt Imamura viel Sympathie für sie, weil sie auf ihre vulgäre Art die Urtümlichkeit jenes Eilands repräsentieren.

Sie sind Teil der Natur, wie alles andere, das da kreucht und fleucht. Aber sie sind auch dabei, die Natur zu bändigen, wenn etwa Nekichi seit 20 Jahren ein Loch gräbt, damit ein riesiger Fels hinein plumpsen kann und den Anbau von Reis wieder ermöglicht. Warum solche Details herausheben? Weil "Profound Desires of the Gods" eigentlich keinen echten Plot besitzt. Die Ankunft des Ingenieurs und seine Verwicklungen mit den Inselbewohnern dienen als roter Faden, doch diese Story rechtfertigt nie drei Stunden Laufzeit. Nein, Imamura lässt die Handlung vielmehr in alle Richtungen ausfransen - und tut dies mit Genuss.

Das Leben auf der Insel, das Leben in der Sippe: Beides wird so zum festen Bestandteil der Dramaturgie. Faszinierend etwa, wenn die Inselbewohner ihre Boote mit Schweinen beladen, die sie zur Hauptinsel bringen. Unterwegs fällt ein Tier in den Ozean und wird von Haien gefressen. Was wie eine unnütze Szene wirkt, wird Teil von Imamuras Mosaik-artiger Erzählweise. Und vor allem bildet nahezu jedes dieser kurzen Handlungsstücke Imamuras Weltbild ab. Eines, das wie der Japan-Spezialist Tony Rayns erklärt, eher darwinistisch als marxistisch ist. Während nämlich die New-Wave-Macher sich gerne der Filmtheorie und der Politik hingaben, interessierte sich Imamura eher für Menschen, für Triebe, für den Kampf ums Überleben. Darwin und Freud dominieren seine Werke.

Das heisst keinesfalls, dass Imamura apolitisch ist. Ein Film wie Pigs and Battleships ist hochpolitisch und Imamura verstreckt sein sozialistisches Gedankengut auch nicht vorsätzlich. Er hält nur wenig vom Postulieren und Predigen. Er zeigt. Er dringt ein. Er macht sich dreckig. Ein Grund, warum ich Imamuras 60er-Jahre-Filme jenen seines New-Wave-Kollegen Nagisa Oshima vorziehe, der eher intellektuell distanziert scheint. Und ein Grund, warum Imamura deutlich zeitloser wirkt als Oshima, der erst mit In the Realm of the Senses eine Kehrtwende vollzog und sich ironischerweise ein wenig Imamura annäherte.

"Profound Desires of the Gods", das muss an dieser Stelle festgehalten werden, ist nicht Imamuras bester Film. Ballad of Narayama und Black Rain sind schwer zu schlagen. Doch auch wenn er mit drei Stunden arg lang ist und das ganze triebgesteuerte Gewusel mit der Zeit abzuschlaffen beginnt, so bleibt die Faszination doch stets intakt: dank den starken Schauspielern, dem herrlichen Soundtrack von Toshiro Mayuzumi und natürlich den oft atemberaubenden Bildern. Das leuchtend blaue Meer, die saftig grüne Flora, die verschwitzten Leiber, die kreuchende & fleuchende Fauna. Sich dem zu entziehen, fällt schwer.

1968 war die Welt indes nicht bereit für den Film. Imamura, der das Leben in Okinawa in vollen Zügen genoss und zum Frust seiner Crew den Dreh von sechs auf 18 Monate ausdehnte, überzog das Budget massiv, weshalb der finanzielle Flop schon programmiert war. Aber es kam noch schlimmer, denn die Reviews waren nicht gut, das Publikum blieb fern. Was Imamura als sein Magnum Opus plante, brachte ihm einen Bruch mit der Verleihfirma Nikkatsu ein, kostete ihn (da er selbst als Produzent waltete) viel Geld und sorgte dafür, dass Immaura ein Jahrzehnt lang lieber Dokumentarfilme drehte. Sein Comeback gab er Ende der 70er. Und danach folgten auch bald zwei Filme, die in Cannes gewannen: Ballad of Narayama und The Eel. Der Ruf war wieder hergestellt. Nun konnte auch endlich "Profound Desires of the Gods" re-evaluiert werden. Verdient hat er es, denn er ist quintessentielles Imamura-Kino.

 

MEINE BLU-RAY
Grossbritannien, Code 2, PAL
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch 1.0 mit englischen Untertiteln.

 

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SCREENSHOTS

Screenshots der Blu-ray mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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