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Drama
Japan 1983
Alternative Titel Die Ballade von Narayama; Narayama bushiko; 楢山節考
 

Regie Shohei Imamura
Drehbuch Shohei Imamura nach einer Novelle von Shichiro Fukazawa
Darsteller Ken Ogata, Sumiko Sakamoto, Aki Takejo, Mitsuko Baisho, Nijiko Kiyokawa

Länge 130 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 16

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 29.10.08
©  Bilder Trigon, Screenshots molodezhnaja


STORY
Ein japanisches Bergdorf im 19. Jahrhundert: Die Tradition will es, dass die alten Menschen auf den Berg Narayama steigen, um zu sterben, wenn sie 70 Jahre alt geworden sind. Dieses Schicksal blüht
in einigen Wochen auch der Grossmutter Orin (Sumiko Sakamoto). Sie ist auf ihr Sterben vorbereitet und will vorher noch die familiären Zustände regeln: Ihr verwitweter Sohn Tasuhei (Ken Ogata) kann eine Ehe mir Tamayan (Aki Takejo) aus dem Nachbardorf eingehen, einer ihrer nicht erstgeborenen Söhne, die laut Dorfregel nicht heiraten dürfen, braucht noch ein Sexleben, und Enkel Kesakichi (Seiji Kurasaki) sollte endlich sesshaft werden. Während Orin sich nunmehr auf ihr Schicksal vorbereiten kann, leidet Tasuhei unter dem baldigen Tod der Mutter.

 

REVIEW
Zweimal gewann Shohei Imamura in Cannes die Goldene Palme. Für The Eel und für "Ballad of Narayama". Beide Auszeichnungen waren auf ihre Weise verdient, denn es handelt sich um gute Werke - doch bei beiden wurde ich das Gefühl nicht los, sie seien etwas überschätzt worden. Bei "Narayama" gibts dafür auch noch einen Beweis, wenn man so will: Dieselbe Story nach einer Novelle von Shichiro Fukazawa wurde ein Vierteljahrhundert früher bereits als Ballad of Narayama von Keisuke Kinoshita (1912-1998) verfilmt. Und jene hochgradig stilisierte Interpretation gefiel mir etwas besser als die von Imamura.

Das soll keineswegs heissen, die Verfilmung sei schlecht, sie hat bloss in den ersten zwei Dritteln etwas viel Ballast. Anders als Kinoshita, der sich präzise auf die Vorbereitung des Sterbens konzentriert und daraus die philosophische Kraft seines Werks holt, ufert Imamura immer wieder aus. Er zeigt in holprig eingeschnittenen Szenen Tiere beim Sex und beim sich gegenseitig fressen, wodurch er einerseits illustrieren will, dass die Menschen sich nicht viel weiter entwickelt haben, als die Tiere - und ihre animalische Seite kommt in Zeiten der existenziellen Bedrohung stärker zum Vorschein. Zum anderen deutet Imamura so den ewigen Zyklus des Lebens an: Sex, Geburt, Leben, Tod. Das gilt auch für die Menschen im Film, erweitert durch Anbau, Ernte und Essen.

Aus diesem Zyklus-Gedanken holt der Film aber nicht viel heraus. Es wirkt wie eine Fussnote, unausgereift und mit wenig Relevanz für die Hauptgeschichte um Orins bevorstehenden Tod. Spannender ist Imamuras Zeichnung der Dorfgemeinschaft. Anders als Kinoshita vor ihm legt der Regisseur grossen Wert auf Realismus. In dem Ort ist der Boden tatsächlich karg, das Klima harsch. Und daher scheint die ganze Gesellschaft in diesem Kaff daraus ausgerichtet, Nahrung einzusparen und ideal zu verteilen: Heiraten dürfen nur die Erstgeborenen, die Nicht-Erstgeborenen streifen wie Tiere durch die Strassen, überschüssige Kinder werden schon mal wie Abfall entsorgt und die Alten müssen eben mit 70 sterben. Wer noch fit ist für seine Jahre oder wie Orin noch gute Zähne hat, wird geächtet, weil man sich zu gesund gefressen habe.

Orin reagiert darauf, indem sie sich die Zähne ausschlägt und sich auch körperlich in den Zustand bringt, den sie im Kopf bereits erreicht hat: Sie ist bereit zu sterben. Anders als andere im Dorf, die sich an ihrer kümmerlichen Existenz festkrallen, sieht sie der "Pilgerreise" zum Narayama fast schon gelassen entgegen. Ihre Lockerheit färbt auch auf den Film ab: Anders als der Vorgänger ist Imamuras "Ballad of Nayarama" oft komisch und verliert sich in Albernheiten. Dazu gibts freilich auch noch jede Menge Sex, da der zu den Lieblingsthemen des Regisseurs gehört. Der Film hebt sich so gleich doppelt von der künstlichen 1958er-Version ab, weil er nicht nur naturalistisch scheint, sondern der Fleischeslust frönt. Er zeigt gerne und hemmungslos auch die vermeintlich schmutzigen Seiten des Menschseins.

All das ist gelungen, aber nicht spektakulär. Der Mix aus Comedy und Drama wirkt beliebig, die vielen schönen Naturaufnahmen begeistern nur zu einem gewissen Mass. Doch dann kommt das Finale: Die letzten 30 Minuten verleihen dem Werk die Grösse, die es verdient. Der Aufstieg in die Hölle wird zur spirituellen Reise für beide Protagonisten. Da endlich wird die Liebe sichtbar, die vorher kaum zu spüren war. Menschen mögen unter harten Bedingungen agieren wie Tiere, doch selbst wenn die Menschlichkeit auf ein Minimum verkümmert, so bleibt ein Rest immer da. "Ballad of Narayama" mag etwas zu lang sein und in der Anfangsphase etwas ausufernd, doch er setzt seine Geschichte ebenso brutal wie poetisch um, ebenso schonungslos wie stimulierend. Die Verfilmungen von 1958 und 1983 unterscheiden sich gravierend, sind aber beide auf ihre Art sehenswerte Filme von Regisseuren mit einer kraftvollen cineastischen Stimme.



MEINE
DVD
Schweiz, Code 0, PAL
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch mono mit deutschen, französischen und englischen Untertiteln.

 

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Trigon (Liefert aus CH)

 

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SCREENSHOTS


 

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