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Liebesdrama. USA/GB 2005
Alternativer Titel Die Hüterin der Gewürze

Regie Paul Mayeda Berges
Drehbuch
Paul Mayeda Berges, Gurinder Chadha
Produktion
Gurinder Chadha, Deepak Nayar

Musik Craig Pruess
Kamera Santosh Sivan
Darsteller Aishwarya Rai, Dylan McDermott, Ayesha Dharker, Nitin Chandra Ganatra,
Anupam Kher, Sonny Gill Dulay, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Padma Lakshmi
Länge 92 Min.

CH-Kinostart 29.06.2006

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
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©  Text Marco, molodezhnaja 24.5.06
©  Bilder Ascot-Elite, Screenshots molodezhnaja


STORY
Indien: Als Kind erkannte Tilo, dass sie hellseherische und heilende Fähigkeiten hatte. Dies fiel auch einer Horde Banditen auf, die sie entführten. Bei der Fahrt in ihr Quartier, floh Tilo und landete bei einer alten Frau (Zohra Sehgal), die sie unter ihre Fittiche nahm. Die Frau bildete mehrere "Hüterinnen der Gewürze" aus, brachte ihnen Geheimnisse bei und beauftragte sie, auf der ganzen Welt Gewürzläden zu führen. Die erwachsene Tilo (Aishwarya Rai) wurde in der Nähe San Francisco stationiert. Dort führt sie gewissenvoll einen Laden, weist jedem Kunden das passende Gewürz zu und ist Ansprechperson für alle möglichen Sorgen. Da weckt der Amerikaner Doug (Dylan McDermott) das Interesse der schönen Inderin. Doch kann sie eine Beziehung führen, wenn ihr auferlegt wurde, den Laden nie zu verlassen, nie eines anderen Menschen Haut zu berühren und niemals die Gewürze zum eigenen Wohl einzusetzen?

 

REVIEW
Paul Mayeda Berges ist im Filmbusiness bisher kaum aufgefallen. Er schrieb ein paar Drehbücher für seine Frau und blieb im Hintergrund. Glück für ihn, dass die Ehefrau die Filmemacherin Gurinder Chadha ist - und als Paul ihr vorschlug, den 1997er-Roman Mistress of Spices der in Houston lebenden bengalischen Autorin Chitra Banerjee Divakaruni
zu verfilmen, hatte er die Finanzierung schnell gesichert. Schliesslich schwamm Chadha auf der Erfolgswelle mit Bend It Like Beckham und Bride and Prejudice und gab ihren guten Namen für die Produktion her. Nicht nur das: Am Set von Bride and Prejudice übergab Berges sein Skript an Hauptdarstellerin Aishwarya Rai. Die Bollywood-Queen mochte, was sie las, und sagte als Star zu. Berges konnte loslegen. Leider hat nie jemand daran gedacht, auch mal das Regietalent des Herrn zu überprüfen.

Denn: Er hats nicht drauf. Seine Erzählweise ist holprig, seine Dialoge gestelzt, seine Montage anfängerhaft. Klar kann man davon ein wenig vergeben, immerhin ist er ein Debütant - doch es tut weh, so viel Potential in den Händen eines Amateurs bachab gehen zu sehen. Die Vorlage selbst hätte noch Material geboten, das mit seinen Anklängen bei den "Essen und Lieben"-Filmen wie "Chocolat" (2000) und "Como agua para chocolate" (1992) eine märchenhafte Aura entwickeln könnte. Kombiniert mit Aishwaryas zeitloser Schönheit die richtigen Zutaten für eine fantasievolle, luftig-leichte Romanze.

Berges macht aber schon früh viele Hoffnungen zunichte. Er bringt gleich zwei Prologe, beide sehr verkrampft erzählt, und weiss nicht richtig, wann er in die eigentliche Story einsteigen soll. Das Spiel von K3G-Oma Zohra Sehgal ist bezeichnend in seiner Aufdringlichkeit. Und es wird nicht besser. In San Francisco angekommen wird der Plot immer wieder durch schlecht gemachte Rückblenden unterbrochen, die erste davon nach Kaschmir. Im Roman wurde Tilo von Piraten entführt, was dem Märchen eine noch fabelhaftere Atmosphäre verliehen hätte - im Film bleibt dagegen alles etwas profan und eingeengt. Die meiste Zeit verbringen wir denn auch in Tilos Shop. Und da will die Zeit einfach nicht vergehen: Ashs Voiceover ist einschläfernd und ziemlich schlecht. Ihr monotones Gelaber wiederholt sich ständig und bald hat man auch satt, dass sie ständig ihre Gewürze befragt oder anbetet. Das Wort Gewürze heisst im Englischen "Spices" und wegen seinen drei Zischlauten sollte es moderat eingesetzt werden, da es so auffällig klingt. Doch Ash braucht es in beinahe jedem Satz. Die ganze Zeit dieses Wort, bis man es nur noch hasst.

Wären die Dialoge wenigstens poetisch oder gehaltvoll, man würde dies verzeihen, doch es handelt sich um drögen Glückskeks-Philosophie, die nie einschlägt. Begleitet wird dies von einer bemühten Bildsprache. Dem Star-Kameramann Santosh Sivan mache ich keinen Vorwurf, da jedes Bild für sich zauberhaft aussieht. Aber was er filmen muss, ist oft schlecht gewählt. So ist nach dem dritten dramatischen Zoom auf eine Chilischote das Ganze langsam peinlich. Ja, wir haben es verstanden: Die Gewürzte reden mit Tilo. Aber müssen wir das jede verdammte Minute wiederholt bekommen - in Bild und Ton?

Solch eine lieblose und talentfreie Inszenierung schadet natürlich auch den Akteuren. Anupam Kher als einer der Kunden wirkt verschlafen und hat gerade einen herzhaften Lacher am Anfang. Später, als er seiner Tochter die Beziehung zu einem Mexikaner verbietet, sagt er ohne Ironie oder Hinterfragung, alle Mexikaner leben in Slums und seien Kriminelle. Ich wartete an der Stelle auf eine Antwort, auf einen Aufschrei, doch nichts passierte. Von Filmemachern wie Berges und Chadha, die sich ethnischer Vorurteile bewusst sein sollten, tut so eine befremdliche Aussage weh. Dadurch wird die ganze Behandlung von Herkunft und Hautfarbe etwas zwiespältig - vom Quoten-Afroamerikaner über den (schlecht spielenden) Sikh-Jungen, der unter dem Einfluss "der Weissen" (der Westen ist, wie oft in indisch angehauchten Filmen, ein Hort von Gewalt und Kriminalität) zum schiesswütigen Hip-Hopper wird. Irgendwas hängt schief in Chadha und Berges' Welt. Das ist mir in Bride and Prejudice aufgefallen, etwa beim lächerlichen Gospel-Chor - doch hier taucht das Gefühl, das Weltbild der beiden sei entrückt, noch mehr auf. Sie meinen es wohl gut, langen aber oft daneben.

Das spiegelt sich auch in ihrem Bild von weissen Männern. Jonathan Rhys Meyers in Bend It Like Beckham war blass und diente dazu, die Frau aus ihrem traditionellen Gefängnis zu "befreien". Martin Henderson war in Bride and Prejudice noch blässer und diente dazu, Ash zu heiraten und ihre Familie vom Druck zu erlösen. Und Dylan McDermott in "Mistress of Spices" ist ebenfalls blass und hat die Aufgabe, Ash von ihrer Rolle als Gewürz-Engel zu erlösen. Indische Frauen brauchen also weisse Erlöser. Und die sind stets so öde, dass man sich fragt, was die Damen eigentlich an ihnen finden. So funktioniert die Chadha-Berges-Welt. Beim Anblick des lustlos aufspielenden McDermott habe ich mich zudem gefragt, ob Ash eigentlich vertraglich zugesichert bekam, nur fade Kerle an ihre Seite zu lassen. Erst Henderson und nun das.

Also müsste sie ja leichtes Spiel haben, McDermott zu übertrumpfen. Doch sie schafft es nur knapp. Ja, Ash sieht wunderschön aus, ihre Augen sind betörend, ihr Näschen putzig - doch schauspielerisch hat sie viel mehr auf dem Kasten als das hier:  ständig derselbe unterwürfig-schüchterne Blick, stets der gleiche monotone Ton in der Stimme. Dieser Part fordert nichts von ihr und lässt sie zu wenig spontan herüberkommen. Da war Bride and Prejudice besser, da er wenigstens ein Lebensgefühl ausstrahlte. Tilo hingegen ist ein ödes Püppchen.

"Mistress of Spices" ist demnach eine Enttäuschung. Ein steriles, künstliches Ding mit klischeehaftem Blick auf Kulturen, hölzernen Figuren, mühsamen Dialogen und einem hauchdünnen Plot - da gedeiht nichts. Und trotzdem kann ich ihn nicht ganz ablehnen. Santosh Sivans Bilder tun den Augen gut, Aishwarya Rai sowieso. Die zum Schluss langsam aufkeimende Romantik führt zu ein paar schönen Szenen (wenngleich auch keinem Kuss) und der Laden ist eine Welt, die man gerne anschaut. Jeder, der sich einmal mit kühlenden und erhitzenden indischen Gewürzen auseinander gesetzt hat oder überlegt hat, wie viele Fenchelsamen man nach dem Murg Dopiaza reichen sollte, damit die Gäste nicht tagelang einen Orkan im Gedärm haben, der kann in die Gewürz-Philosophie einfühlen. Das Streicheln der Mandeln, das Liebkosen der Kardamom-Kapseln, all das hat etwas Sinnliches. Man möchte die Pfannen hervor holen und kochen.

Dieses Gefühl des aromatischen Dahinschwebens, das den Film manchmal auszeichnet, hat seinen Reiz. Es ist ein Werk, süss wie eine Cashew-Nuss, leicht verdaulich wie Kurkumapulver. Doch angesichts der vielen Defizite, bleibt nur ein 2-Stern-Film. Und die Bitte an Ash, sich bessere Rollen im Westen auszusuchen. Nachdem, was man hört, soll auch "The Last Legion" eher enttäuschen, weshalb der Hollywood-Ausflug von Frau Rai schneller beendet sein könnte, als ihr lieb ist. Memo an sie: Weniger blasse Kerle als Co-Stars zulassen. Und bessere Drehbücher suchen. Aus "Mistress of Spices" geht sie noch unbeschadet davon, doch wie lange hat sie den Goodwill noch auf ihrer Seite?

 

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