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> MEMOIRS OF A GEISHA

 


 

Drama. USA 2005
Alternativer Titel
Die Geisha (Deutsch)

Regie Rob Marshall
Drehbuch Robin Swicord, Doug Wright
Produktion Steven Spielberg, Douglas Wick, Lucy Fisher
Musik John Williams
Kamera Dion Beebe
Darsteller Zhang Ziyi, Michelle Yeoh, Gong Li, Ken Watanabe, Kôji Yakusho,
Kaori Momoi, Youki Kudoh, Kenneth Tsang, Cary-Hiroyuki Tagawa, Mako, Ted Levine
Länge 140 Min.

US-Kinostart 09.12.2005
CH-Kinostart
19.01.2005

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Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 23.12.05
©  Bilder Warner Bros.


STORY
Japan 1929: Da ihre Mutter krank ist, werden die
9-jährige Chiyo (Suzuka Ohgo) und ihre Schwester Satsu (Samantha Futerman) von ihrem Vater, einem einfachen Fischer, in die Stadt verkauft. Während Satsu in ein Bordell geschafft wird, erweckt Chiyo dank ihren blauen Augen das Interesse von "Mutter" Nitta (Youki Kudoh), der Chefin eines Geisha-Hauses im Hanamachi-Viertel. Das Geld im Haus verdient die bekannte Geisha Hatsumomo (Gong Li), die Chiyo nicht ausstehen kann. Als Chiyo verrät, dass Hatsumomo den jungen Koichi (
Karl Yune) als Lover hat, herrscht endgültig Krieg und die Geisha sorgt dafür, dass Chiyo jahrelang nur als Dienstmädchen arbeiten kann. Die Hoffnung gibt sie nicht auf, besonders ein Treffen mit dem "Direktor" (Ken Watanabe) lässt in Chiyo den Wunsch reifen, auch Geisha zu werden. Jahre später wählt Hatsumomo das andere Mädchen im Haus, Pumpkin (Youki Kudoh), als ihren Zögling aus - dafür wird Chiyo von Hatsumomos Rivalin Mameha (Michelle Yeoh) rekrutiert. Sie gibt Chiyo den Namen Sayuri, macht sie zur bekannten Geisha und führt sie in noble Kreise ein. Sayuri trifft den Direktor wieder - und dessen Geschäftspartner Nobu (Koji Yakusho), der sich für sie zu interessieren beginnt.

 

REVIEW
Ein Film zum Zerpflücken: "Memoirs of a Geisha" serviert sich den Kritikern regelrecht auf dem Tablett und illustriert Hollywoods Kulturimperialismus derart eindrücklich, dass der geneigte (europäische) Filmanalytiker nicht anders kann, als ihn ungespitzt in den Boden zu rammen. Oberflächlich sei er, er zeige die Geisha-Kultur nicht und er mache einen Zirkus daraus, wird geschrieben. Das Traurige ist, dass ich dem sogar zustimmen muss - doch ist das so tragisch? Wer wirklich etwas über Geishas lernen möchte, beweist schon ziemliche Naivität, wenn er dies in einem Hollywood-Film sucht. Trotz dem Titel, der genau das vielleicht zu deutlich verspricht, ist "Memoirs of a Geisha" keine Analyse der Geisha-Kultur, keine kulturhistorisch und soziologisch interessante Studie des Phänomens. Es ist nur ein hübsch verpacktes, oft triviales Drama.

Ob dies der Buchvorlage gerecht wird, weiss ich nicht, denn ich habe sie nie gelesen. Arthur Goldens Roman wird aber in literarischen Kreisen durchaus geschätzt, was vermuten lässt, dass zumindest der Lesestoff mehr Hintergründe zeigt, als es der Film vermag. Nicht zuletzt darum hat ursprünglich Steven Spielberg die Regie selbst übernehmen wollen, gab dann aber an Spike Jonze und später an Chicago-Regisseur Rob Marshall ab. Der tut eben, was er gut kann: Choreografieren, Bebildern, Schwelgen.

Denn daran führt kein Weg vorbei: "Memoirs of a Geisha" ist extrem schön. Kitschig, in seiner Bildsprache einfach gestrickt - aber zweifellos erdrückend schön. Die Schauspielerinnen sind schön, die Natur, die Farben, die Kostüme. John Williams' Musik und Yo Yo Mas Cello-Klänge sind schön. Wer all dies abblockt, tut sich selbst keinen Gefallen, denn das ist der grösste und wichtigste Pluspunkt von "Memoirs of a Geisha".

Der nächste sind die Schauspieler. Ich amüsiere mich immer prächtig darüber, wenn jemand Kulturvergewaltigung ortet und selbst nicht weiss, was jetzt bei asiatischen Schauspielern Ruf- und Familienname ist - Zhang und Gong, für alle nicht Eingeweihten, sind zum Beispiel Familiennamen und stehen vorne. Selbst der Verleih schreibt inkonsequenterweise von "Ziyi Zhang" und Gong Li. Wie sie nun auch benannt werden, die beiden sind auf jeden Fall die interessantesten im Cast. Jedes Mal, wenn sie aneinander gerieten, schaltete ich in die Meta-Ebene und sah den Zickenkrieg von Zhang Yimous Ex und deren Nachfolgerin. Wir erinnern uns: Gong Li war Zhang Yimous Muse und Geliebte in seiner wichtigsten künstlerischen Phase, bevor Zhang Ziyi diesen Posten Ende der 90er übernahm. Die Rivalität der beiden Frauen wird also unbewusst doppelt spürbar und ich fand jedes Zähnefletschen, sei es noch so chargierend von Gongs Seite, einfach ein Genuss.

Zhang Ziyi spielt denn auch sehr adrett. Ihre blauen Kontaktlinsen machen ihre Schönheit noch spezieller und obwohl ich sie spät im Bauernkleid attraktiver fand als im teuersten Kimono ist sie eine erleuchtend unschuldige Präsenz. Ex-Miss-Malaysia und Hongkong-Queen Michelle Yeoh steht ihr in nichts nach und spielt voller Güte. Gong Li gibt sich zickig und ist eben öfters am Chargieren, doch das passt schon. Das Problem dabei ist, dass die Geisha-Kultur ja eine ist, in der Gefühle unterdrückt werden und schon den Kleinen auf Emotionslosigkeit gedrillt werden. Dass hier die Damen konstant am intrigieren und Gefühle herauslassen sind, mag also irritieren. Darüber habe ich erstaunlich problemlos hinweg sehen können.

Ebenso darüber, dass die Schauspieler Englisch reden und die wichtigsten von ihnen keine Japaner sind. Die Sprache ist halt leider ein Kompromiss. Mir wäre Japanisch auch lieber, aber jedes Mal dasselbe Lamentieren vom nicht korrekten Sprachgebrauch bei jedem Film (sei es Akzent, Dialekt oder Sprache) geht mir auf den Sack. Die Entscheidung ist gefallen und da die Schauspielerinnen selber reden, haben sie immerhin einen asiatischen Akzent - keinen japanischen, denn da liegt das zweite Problem: Yeoh ist gebürtige Malaysianerin, Zhang und Gong sind Chinesinnen. In Japan wurde dies als Affront gedeutet und auch Chinesen waren nicht glücklich über den "Diebstahl" ihrer Mimen. Doch auch hier gilt: Was solls? Mel Gibson ist auch kein Schotte, Harrison Ford auch kein Space Cowboy und Klaus Kinski auch kein transsilvanischer Vampir. Dennoch können sie entsprechende Rollen spielen. Nur um seine politische Korrektheit zu beweisen, wird hier ein unnötiges Theater veranstaltet. Ich bedaure es ja auch, dass die Macher nicht auf den grossen Pool talentierter japanischer Aktricen zurück gegriffen haben, doch die Denkweise, dass die drei Namen vermarktbar sind, macht für eine solch teure Produktion nun mal Sinn. Ich verweise hier zudem mal ohne Worte auf die umstrittene, aber doppelbödige Website All Look Same, die zur Thematik auch was beiträgt ...

Aber zurück zum Film. Die japanischen Darsteller im Cast, darunter die verlässlichen Stars Ken Watanabe und Yôji Yakusho, geben in den etwas anspruchslosen Parts ihr Bestes. Schauspielerisch gibt es eh wenig zu bemängeln - mein heimliches Highlight ist Youki Kudoh als ständig grummelnde Puffmutter. Der Film beharrt zwar darauf, dass es kein "Puff" ist, doch ob die Geishas nun "a walking piece of art" (Zitat Mameha) sind und ihren Körper nicht verkaufen, so wird ihre Jungfräulichkeit später dennoch versteigert und die Geishas werden zu Luxus-Animierdamen. In solchen Momenten ist es am unvorteilhaftesten, dass der Film zwischen verniedlichender Nostalgie, Kulturkitsch und dem Anspruch, das Geisha-Phänomen zu beleuchten, hin- und herschwankt, denn er verwickelt sich in Widersprüche.

Mit Logik ist es eh nicht immer so weit her. Ich habe zum Beispiel Sayuris Verlangen nach dem Direktor nie abgenommen, schon gar nicht diese bedingungslose Versessenheit, ihn zu erobern. Da scheinen stets nur Weichen für ein Happyend gestellt zu werden, das in dieser Form gar nicht passt. Marshall drängt den Stoff in ein konventionelles Liebesdrama und strauchelt deshalb besonders in der zweiten Filmhälfte mehrfach. Dass die Menschen gefangen sind in ihren Zwängen und Pflichten, hätte eigentlich ein düstereres Ende bedingt, welches den Film idealer abgerundet hätte.

Wie gesagt: Man kann viel bemängeln. Die Sprache, die chinesische Besetzung, das nicht wirkliche Verstehen der Geisha-Kultur, der mangelnde Tiefgang, die aufgedrückte Romanze und die blassen Emotionen - doch bei aller Kritik ist es doch ein Film, der mit guten Akteuren, betörenden Bildern, teilweise absichtlich artifizieller Machart und einer einigermassen interessanten Geschichte Unterhaltung nach Hollywood-Konventionen generiert. Zuschauer, die viel über Japan wissen und merken, dass die Kimono teilweise falsch herum getragen werden, dürften ebenso wie solche, die japanische Filme der Marke Ozu oder Mizoguchi kennen, enttäuscht sein, vielleicht sogar wütend. Laien sollte der Film besser gefallen, auf die Gefahr hin, dass sie einen falschen Eindruck von der Kultur gewinnen. Aber vielleicht ist dies ja Ausgangspunkt, mehr über Geishas und über Japan zu erfahren, als dieser Film fähig ist, zu vermitteln. Sei es wie es wolle: Mir gefiel er nicht schlecht und aus cineastischer Sicht ist er sicher überzeugender als aus inhaltlicher. Was man im Kino vorzieht, dürfte jeder selber wissen.

 

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EXTERNE INFOS & REVIEWS 
imdb.com

Roger Ebert (2½/4)
James Berardinelli (3/4)
Slant Magazine (½/4)

 

 


 

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