Selected Reviews 2004 (O-Z)


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Ich habe weder Platz noch Zeit, allen Filmen eine eigene Seite zu widmen. Andererseits sind Ein-Satz-Kritiken für viele Filme auch wieder zu schade. Deshalb hier, für ein paar ausgewählte Filme, mittellange Kritiken. Achtung: Warten, bis die Seite ganz geladen ist. Lange Wartezeit.

 

Die Filme:
9 Songs, 13 Going on 30, 50 First Dates
After the Sunset, Along Came Polly, Around the World in 80 Days
Before Sunset, Birth, Bridget Jones: The Edge of Reason, The Butterfly Effect
The Calcium Kid, Catch That Kid, Cellular, Closer, Collateral
Dawn of the Dead, De-Lovely, Derrick, Dirty Shame, Dodgeball: A True Underdog Story
Eros, Eurotrip
Fahrenheit 9/11, Finding Neverland
Garfield: The Movie, Germanikus, The Girl Next Door, The Grudge
Hellboy, Hidalgo, A Hole in My Heart, A Home at the End of the World, Home on the Range
I Heart Huckabees, Immortel (ad vivam), In My Country
Jersey Girl
Kinsey
Ladder 49, The Ladykillers, Life Aquatic With Steve Zissou
The Machinist, La mala educación, The Manchurian Candidate, Mean Creek, Mean Girls, Meet the FockersMillion Dollar Baby, Millions, Mysterious Skin
The Notebook
A Piece of My Heart, The Prince and Me, The Punisher
Ray, Resident Evil: Apocalypse, Les rivières pourpres 2: Les anges de l'apocalypse
Saved!, Saw, Scooby-Doo 2: Monsters Unleashed, The Secret Window, Shall We Dance?, Shaun of the Dead, Sideways
Spanglish, Starship Troopers 2: Hero of the Federation, Starsky & Hutch, The Stepford Wives, Strähl

Taking Lives, Temporada de pacos, (T)Raumschiff Surprise - Periode 1, Two Brothers
Der Untergang
Vanity Fair
Walking Tall, Wild Things 2, Win a Date With Tad Hamilton!, Der Wixxer

 


A Piece of My Heart USA 2004
Liebesfilm
Reviewed 10.7.05

Regie, Produktion und Buch: Matt Cooper
Mit: Martin Henderson, Piper Perabo, Jennifer Tilly, Kathleen Wilhoite, Artie Lang, Joe Pantoliano, Andrew Keegan, Nichole Hiltz, Jason Winer, Aaron Paul

"A Piece of My Heart" (deutsch: "Das perfekte Paar") hat mir mal wieder gezeigt, dass ich tatsächlich kein nachtragender Mensch bin. Der Neuseeländer Martin Henderson stand bisher auf meiner Hass-Liste, weil er in The Ring langweilte, der Gurke Torque mitspielte und Bride & Prejudice herunter zog. Doch diesmal mochte ich ihn richtig gut leiden. Anscheinend hat er endlich ein Genre gefunden, das ihm passt: Eine einfach gestrickte romantische Komödie. Oder es liegt an Co-Star Piper Perabo, die ihn aufblühen liess.

Die wie immer niedliche Perabo spielt Julia, die am College das Herz von Drew (Henderson) erobert. Als sie ihren arroganten Freund Trey (Andrew Keegan) endlich sitzen lässt, werden die zwei ein Paar. Julia verzichtet auf ihren Job in Chicago und zieht mit Drew nach Los Angeles, wo er beim schwulen Anwalt Louis Carbonelli (Joe Pantoliano) einen Job bekommen hat. Doch Los Angeles erweist sich als schwieriges Pflaster für eine Beziehung. Nicht nur wegen Drews hysterischer Schwester Terri (Kathleen Wilhoite) und der sexuellen Verführung, die Drew in Form von wohl gerundeten Damen im Hause seines Klienten, des Schauspielers Monty Brant (Aaron Paul), entgegenkommt - sondern auch, weil in all der Hektik und dem urbanen Alltag die Romantik bald ins Hintertreffen gerät.

Hier punktet Regisseur Matt Cooper, der auch die Bühnenvorlage schrieb, mit viel Ehrlichkeit. Es schmuggeln sich zwar ein paar typische "L. A. Life"-Klischees in die Handlung ein und so mancher vermeintlich derbe Ausdruck wird wohl nur gebraucht, damit der Film realistisch ist - doch die Beziehungsprobleme sind nachvollziehbar. Man wünscht wirklich beiden das Beste und mich als Mann hat eher Julias ständiges Nachfragen und ewiges Hinterfragen geärgert, aber das beweist vielleicht gerade, dass Cooper die Männlein-Fräulein-Dialektik gut drauf hat. Die Dialoge, hin und wieder drehbuchtechnisch forciert, kommen deshalb auch absolut glaubhaft rüber. Zu verdanken ist das auch den Akteuren, deren Chemie einfach stimmt. Mir ist vorher nie aufgefallen, dass Henderson eigentlich ein attraktiver Typ ist. Und Piper ist sowieso immer ein Goldschatz. Beide zusammen lassen es hier warm ums Herz werden. Und wenn es zum grossen Knall kommt und Drew (Klischee!) im Regen stehen bleibt, dann vergoss ich doch fast eine Träne für ihn. Das hätte ich bisher nicht unbedingt für möglich gehalten bei ihm.

"A Piece of My Heart" geht deshalb ganz klar als positive Überraschung durch. Er ist sicher kein Meisterwerk, hat ein paar Stereotypen, ist etwas voraussehbar und mancher Streit leicht konstruiert, doch die Chemie stimmt - was zentral ist für einen Film dieser Art. Des Weiteren ist er mit 89 Minuten angenehm kurz, die Nebenfiguren sind herrlich schrill (Jennifer Tilly, Joe Pantoliano, Artie Lang, Kathleen Wilhoite) oder schön kinky (Aaron Paul, Jesse Capelli, Nichole Hiltz) und die Dialoge auch nicht zu verachten. "You're doing a sequel to Hamlet?" ist nur einer davon. Kurzfazit: Gute Hollywood-Liebesfilme sind heute selten. "A Piece of My Heart" ist ein kleiner, feiner Film und definitiv einer dieser Seltenheiten.

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The Prince & Me USA 2004
Liebeskomödie
Reviewed 6.5.04

Regie: Martha Coolidge
Mit: Julia Stiles, Luke Mably, Ben Miller, James Fox, Miranda Richardson, Eliza Bennett

Die alte Geschichte vom Landmädchen, das sich in einen Prinzen verliebt - der "Cinderella"-Plot, der die Herzen der Mädchen höher schlagen lässt. Doch Regisseurin Martha Coolidge verleiht ihrer Version "The Prince & Me" ein paar emanzipatorische Anstriche. Julia Stiles spielt Paige Morgan, eine aufgeweckte junge Frau aus Manitowoc, Wisconsin, die für Liebe keinen Platz im Leben hat, da sie an die Uni will. Eines Tages trifft sie auf einen süssen Jungen, der sie plump anmacht: Eddie (Luke Mably). Sie ahnt nicht, dass Eddie richtig Edvard Valdemar Dangaard heisst und der Kronprinz von Dänemark ist. Er liebt die Frauen und das Autorennen und floh vor der Klatschpresse nach Amerika, da er glaubt, die College-Girls seien kleine Sexbomben. Paige ist das Gegenteil davon und genau deshalb lässt Eddie nicht locker. Er erobert tatsächlich ihr Herz.

Der Rest des Films verläuft streng nach Genre-Protokoll. Ganz am Schluss hätte Martha Coolige den Film mit einer bittersüssen Note beenden können und ihn leicht über das Niveau gängiger "Cinderella"-Stoffe heben können. Doch sie hängt (auf Druck des Studios?) ein Happy End an, das unnötig wirkt. Und aufgesetzt. Ansonsten gibt es erstaunlich viel Gutes zu berichten von "The Prince & Me". Julia Stiles ist wie immer charmant und gut. Ihre Abneigung für Shakespeare ist besonders witzig, da sie in ihrer Karriere bereits in den Shakespeare-Teeniefilmen "O" und "10 Things I Hate About You" mitgespielt hat - und sogar in einer Version von "Hamlet", der ja ironischerweise der Prinz von Dänemark ist. Ihr Leinwandpartner Luke Mably ist niedlich, mehr muss er auch nicht sein. Er ist nur Katalysator der Ereignisse und muss mit seinem Euro-Charme spielen. Sein Film-Diener Søren, verkörpert von Ben Miller, sorgt mit seinen Kommentaren für die besten Lacher. Die Story basiert übrigens sehr lose auf jener von Dänen-Prinz Frederik, der die bürgerliche Tasmanierin Mary Donaldson geheiratet hat. Und dieser für "The Prince & Me" umgesetzte Plot erwärmt ja schon das Herz - zumal die Hilfe gegenseitig ist: er macht sie zur Berühmtheit, sie ihn zum besseren Mann.

Ein paar kleinere Mängel habe ich noch. Eddies Leben vor Paige ist ja eigentlich recht cool: schöne Frauen (mehrere auf einmal), viel Geld und geile Autos. Das stellt der Film als schlecht hin. Gut hingegen sind amerikanische Bauern, Monogamie und Bescheidenheit. Europäer erscheinen als steif und im schlimmsten Fall arrogant, Amerikaner hingegen als bodenständig und nicht zu schade, sich bei der Begrüssung zu umarmen. Dafür geben die Europäer doch Begrüssungsküsse, etwas, womit Amis nicht klar kämen - aber das klammert der Film aus. Was solls. Er lebt von solchen (Kultur-)Klischees - und sicher nicht auf böswillige Art. Schliesslich ist es eine Goodie-goodie-Komödie. Wäre das Finale noch etwas melancholischer und würde Paiges Traum (nämlich eine eigene Karriere) noch stärker ehren, "The Prince & Me" würde eine glatte Empfehlung ergattern. So bleibt es bei einem milden "ihr könnt ihn anschauen und werdet es nicht bereuen".

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Roger Ebert (USA) 2½/4
James Berardinelli (USA) 2½/4
imdb


The Punisher USA 2004
Actionthriller
Reviewed 17.4.04

Regie und Buch: Jonathan Hensleigh
Mit: Thomas Jane, John Travolta, Will Patton, Laura Harring, Ben Foster, Rebecca Romijn-Stamos, John Pinette, Roy Scheider

Jonathan Hensleigh, Autor solcher Blockbuster wie "Armageddon" und "Die Hard With a Vengeance" gibt mit "The Punisher" sein Regiedebüt. Es handelt sich um die zweite Adaption des kultigen, aber umstrittenen Comics von "Marvel". Umstritten, weil hemmungslos der Selbstjustiz gefröhnt wird. Aber in gewissem Sinne sind die meisten Comics ja Rache-Geschichten. Spider-Man, "Batman", Daredevil - bloss wüten die eben in einem comichaft überhohten Universum. Der Punisher agiert in der normalen Welt. Und das macht ihn grimmiger. Thomas Jane, Star aus "Deep Blue Sea" und Dreamcatcher spielt den Punisher. Er hat gehörig trainiert, um in die Rolle des Frank Castle zu schlüpfen. Am Anfang bräuchte es das gar nicht, denn da ist Castle ein Top-FBI-Agent, der ein glückliches Leben mit Ehefrau und Sohn lebt. Einziger Nachteil: weil er stets undercover arbeitet, muss die Familie ständig umziehen. Nun soll damit Schluss sein. Die Castles werden nach London ziehen, vorher gibts noch ein rauschendes Familienfest auf Puerto Rico.

Doch bei Franks letztem Job kam ein junger Mann ums Leben. Er war der Sohn des Geldwäschers und Supergangsters Howard Saint (John Travolta). Der ordert Castles Liquidierung an. Saints Frau, die schöne Livia (Laura Harring), setzt noch eins drauf: die ganze Familie soll sterben. Und so radieren die Schergen die Castles aus. Mutter, Vater (Roy Scheider), Frau, Sohn, Tante, Neffe, Onkel - alle tot. Nur Frank überlebt, rappelt sich und hoch ... und schwört natürlich Rache. Im Totenkopf-T-Shirt, das ihm sein Sohn geschenkt hat, räumt er gnadenlos auf. Das hat durchaus auch seinen Reiz, zumal Travolta den Fiesling echt schmierig spielt und man mit dem Rächer mitfiebert. Doch das Setting in der realen Welt hat eben schon seine Probleme. Die Idee, dass hier einer rumläuft, um die Missetaten der Welt zu sühnen, ist nicht gerade geschmackvoll, insbesondere, da ich Rächerfilme in den wenigsten Fällen toll finde. Es gibt Ausnahmen (etwa Kill Bill, Spider-Man oder Gladiator), doch die spielen meist in ihrer eigenen Welt. "The Punisher" gehört eher in die Kategorie von A Man Apart oder Enough. Er ist besser als die beiden, weil Travolta an seiner Rolle Spass hat, weil die erste halbe Stunde mit der Familien-Exekution extrem derb ist und weil Hensleigh kaum vom düsteren Ton abweicht. Wenn ers tut, vor allem in den Szenen mit den Nachbarn (u.a. Rebecca Romijn-Stamos) des Punishers, gerät der Film arg ins Stocken.

Der Film ist als Ganzes gesehen sicher kein Knüller. Er ist düster, brutal und geradlinig, doch eben auch überlang, vorhersehbar und reaktionär. Was ihn noch knapp über andere Rächerfilme setzt, ist sein Comic-Ursprung mit Totenkopf-Shirt, Punisher-Mobil und anderen Elementen. Gelungen ist er indes kaum. Eines ist jedoch sicher: besser als die erste Verfilming von 1989 ist er wohl auf jeden Fall. Die hatte weder das legendäre Shirt, noch einen brauchbaren Star. Oder denkt jemand, Dolph Lundgren könne schauspielern? Ich habe "The Punisher" 1989 nicht gesehen, aber die Kritiken bei imdb lassen es einem Angst und Bang werden. Doch ist es wirklich ein Ruhmeszeichen, wenn man sich brüsten kann, besser als ein Lundgren-Film zu sein?

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Roger Ebert (USA) 2/4
James Berardinelli (USA) 1½/4
imdb


Ray USA 2004
Biografie
Reviewed 11.12.04

Regie, Story und Produktion: Taylor Hackford
Mit: Jamie Foxx, Kerry Washington, Regina King, Clifton Powell, Harry J. Lennix, Bokeem Woodbine, Aunjanue Ellis, Sharon Warren, Curtis Armstrong, Richard SchiffDavid Krumholtz, Warwick Davis, Patrick Bauchaun, Kurt Fuller

"Ray" wird wegen zwei Dingen in Erinnerung bleiben: Der Musik und Jamie Foxx. Die Musik, jene von Ray Charles, kennt aber bereits fast jedes Kind, weshalb Jamie Foxx die einzige aber umso überragendere Überraschung in dem Film darstellt. Taylor Hackfords Biografie der grossen amerikanischen Soullegende ist nämlich relativ numerisch inszeniert, aber Jamie Foxx macht sich den Charakter derart zu eigen, dass man ihm die "Oscar"-Nomination quasi auf dem Silbertablett präsentieren müsste. Eine der besten Performances dieses Jahres, bei der man (oft in den Gesangsszenen) den Schauspieler Jamie Foxx völlig vergisst und nur noch die Legende Ray Charles sieht. Nur einmal nimmt Jamie die Brille ab und wenn man seine Augen sieht, entdeckt man plötzlich wieder kurz den Hollywood-Star. Doch die Passage beweist umso mehr, wie grandios er im Rest des Films in seiner Figur aufgeht.

Den Plot kann ich schnell anreissen. Er beginnt mit Rays Reise nach Seattle, wo er in eine Band aufgenommen wird und sich am Klavier langsam nach oben arbeitet. Er heiratet Della Bea (Kerry Washington), hat aber noch etliche Affären, u.a. mit seiner Sängerin Margie (Regina King), wird heroinsüchtig und mit Liedern wie "I've Got a Woman", "Georgia on My Mind", "Unchain My Heart", "What'd I Say" und "Hit the Road Jack" zum Superstar. Hackford konzentriert sich im späteren Teil des Films auf den Aufstieg, die Frauen und die Sucht und endet mitten im Leben. Eine Text-Einblendung widmet sich ganz kurz dem späteren Schaffen und erklärt, dass Ray am 10. Juni 2004 starb, nach Fertigstellung des Films.

Da Charles in die Entstehung des Films involviert war und Hackford das Skript seit 1987 nie einem Studio schmackhaft machen konnte, war der Respekt vor dem Material vielleicht etwas gross. Hackford hat zwar Elemente drinnen, die "Ray" von einem 08/15-Biopic abheben, so etwa die traumatisierte Kindheit und so manche schlechte Behandlung der Frauen durch den immer "vergifteteren" Ray - doch der Rest ist wirklich nach Schema abgekurbelt. Wer Rays Leben kennt, wird kaum überrascht, alle anderen dürften die zweieinhalb Stunden auch nicht vom Hocker gehauen werden. Ausser eben von der Musik und von Jamie Foxx. Der Film wird dadurch absolut sehenswert und macht die überlange Zeit im Kino wett. Danach kauft man sich garantiert die CD oder gräbt die alten Ray-Platten wieder aus. Ich hab die CD zum Glück vom Verleiher gekriegt und hör gerade jetzt "Hit the Road Jack" - der nach dem Film immer etwas aggressiver tönt, als vorher. Wieso? Ah, guckt euch den Film an ...

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Roger Ebert (USA) 4/4
James Berardinelli (USA) 2/4
Slant Magazine (USA) 1½/4
imdb


Resident Evil: Apocalypse GB/D/CAN/F/USA 2004
Horrorcation
Reviewed 27.9.04

Regie: Alexander Witt
Buch und Produktion: Paul W.S. Anderson
Mit: Milla Jovovich, Sienna Guillory, Thomas Kretschmann, Oded Fehr, Jared Harris, Sophie Vavasseur, Sandrine Holt, Mike Epps, Raz Adoti, Eric Mabius

"Resident Evil: Apocalypse" ist ein leichter Fortschritt gegenüber dem ersten Teil, aber ein zu kleiner, um eine bessere Bewertung zu erlangen. Der Plot klinkt kurz vor dem Ende des Originals ein und zeigt, dass die Umbrella Corporation ihre ehemalige Sicherheitschefin Alice (Milla Jovovich) etlichen Experimenten unterzogen hat - sie wurde unter anderem mit dem T-Virus infiziert, um zur unbesiegbaren Kampfmaschine zu werden. Nun steht sie in der Stadt Raccoon City, die von Zombies dahingerafft wird. Das Virus ist entkommen, die Bewohner beissen sich gegenseitig. Umbrella-Boss Major Cain (Thomas Kretschmann) hat die Stadt abgeriegelt. Deshalb sind die Leute, die nicht fliehen konnten, auf sich alleine gestellt. Alice ist gut gewappnet. Ihr schliessen sich die nicht minder kampfstarke Jill Valentine (Sienna Guillory), der S.T.A.R.S.-Soldat Carlos Olivera (Oded Fehr), die Journalistin Terri Morales (Sandrine Holt) und der Rumhänger L.J. (Mike Epps) an. Die Gruppe bekommt bald einen Funkspruch von draussen: Umbrella-Wissenschafter Ashford (Jared Harris) will ihnen helfen, zu entkommen, wenn sie seine Tochter Angie (Sophie Vavasseur) retten, die sich im Schulhaus verschanzt hat. Keine leichte Aufgabe, da die Zeit drängt: Umbrella will die Stadt bald dem Erdboden gleich machen und hat zudem ihr neues Projekt aktiviert: Nemesis, eine Killermaschine, die es mit Alice aufnehmen kann.

Das "Geheimnis" von Nemesis ist schnell gelüftet, deshalb war ich erstaunt, dass am Ende dessen Identität wie eine Art Überraschung enthüllt wurde. Davor gibts vor allem eins: Action. Zum Glück hat Kino-Amateur Paul W.S. Anderson nur das Skript verfasst und die Regie dem Debütanten aber erfahrenen 2nd-Unit-Regisseur und Actionfilmer Alexander Witt übergeben. Der macht gehörig Tempo. Am Anfang wirkt sein Herumgeschneide noch etwas wirr, doch bald klickt er ein. Das Gehirn muss man ausschalten, sonst fragt man sich alle paar Minuten, wie das nur abgehen konnte. Lieber darauf konzentrieren, dass Anderson und Witt ein paar Dinge richtig gesehen haben. Zum Beispiel: Zwei sexy Killerbräute sind besser als eine - Jovovich und Guillory sind in ihren Hotpants wahre Augenweiden und sorgen für gehörig Sex mit Action. Tempo ist wichtiger als Logik - Nur nicht nachdenken lassen, sonst sieht man die Logiklöcher. Action ist besser als Zombies - klar ist "Resident Evil" eine Zombieserie, doch die Biester sind nur Mittel zum Zweck. Wer richtige Zombiefilme will, ist bei dieser Serie falsch. Dafür liefert sie Nonstop-Ballerei.

"Resident Evil: Apocalypse" ist also definitiv ein hirntoter Film, der einen zu langen Epilog hat, dessen Kampfaction seltsam verschwommen ist (eine von Witts schlechteren Regieentscheidungen) und der gehörige Logiklöcher aufweist. Aber Kretschmann ist diabolisch cool, Milla Jovovich noch eine Kategorie cooler, die Action feurig, das Gore-Level angemessen, die Effekte besser als in Teil eins und das Tempo hoch. Das reicht für gefällige Popcorn-Unterhaltung für Leute, die ihre Ansprüche auch mal niedriger schrauben können. Wie ich ...

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Roger Ebert (USA) ½/4
Cinema (D) 4/5
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Les rivières pourpres 2: Les anges de l'apocalypse F 2004
Horrorthriller
Reviewed 23.4.04

Regie: Olivier Dahan
Buch und Produktion: Luc Besson
Mit: Jean Reno, Benoît Magimel, Christopher Lee, Camille Natta, Johnny Hallyday, Gabrielle Lazure, Augustin Legrand

Als seriöser Kritiker müsste man diesen Film eigentlich hassen, denn cineastisch gesehen funktioniert vieles nicht. Auf diese Probleme komme ich bald zu sprechen - aber ich nehme den Film dennoch in Schutz. Ich halte mich schon für einigermassen seriös und sehe auch die Schwächen (vor allem im Drehbuch). Aber ich habe mich wunderbar unterhalten. Fast zwei Stunden lang düstere, spannende Ereignisse. Echt ein solider Thriller. Im Zentrum steht erneut Jean Reno als Komissar Niemans. Doch er hat nicht mehr Vincent Cassel an seiner Seite. Er ermittelt in einem grotesken Mordfall. Im Kloster Lothaire in Lothringen wurde jemand lebendig eingemauert. Eine Blutprobe führt zur ersten Spur. Der Bruder des Toten erzählt Niemans von einer mysteriösen Sekte, die sich für die Apostel halten. Ein weiteres Mitglied soll Maurer sein und in den Tunneln der Maginot-Linie arbeiten. Niemans findet nur noch dessen Leiche.

Zur selben Zeit fährt der junge Inspektor Reda (Benoît Magimel) einen Mann an, der aussieht wie Jesus. Er bringt ihn ins Spital, wo er zu halluzinieren beginnt und von der Apokalypse berichtet. Wenig später will ein Mönch den Mann umbringen. Reda verfolgt ihn, kann jedoch nicht mit dem Mönch, der übermenschliche Kräfte zu besitzen scheint, mithalten. Als er ins Spital zurückkehrt, wartet Niemans auf ihn. Reda war einst sein Schüler und die beiden freunden sich sofort wieder an. Sie erkennen, dass ihre Fälle verknüpft sind und ermitteln gemeinsam weiter. Dies ähnlich wie im Original "Les rivières porpres", wo Cassel und Reno erst nach selbstständigen Ermittlungen zusammenarbeiten. Es gibt noch weitere Gemeinsamkeiten wie die düstere Inszenierung, das okkulte Element und viel Blut. Doch letztendlich gehen beide Filme auf "Seven" zurück. Teil 2 sogar noch mehr: es gibt eine Liste, die die Toten diktiert (Tödsünden bei "Seven", Apostel bei "Pourpres 2"), es gibt einen älteren Cop und einen impulsiveren jüngeren, es gibt viele dunkle Szenen mit Taschenlampen, Leichen im Bild, eklige Tötungsarten und Regen. Aber was solls. "Les rivières porpres 2" erreicht zwar nie das Level von "Seven" und löst sich zum Ende hin auch deutlich vom Vorbild. Doch er ist Fun Fun Fun.

Reno ist gut wie immer. Und Cassel vermisse ich nicht gross. Ich bin nicht sein grösster Fan - und in Cassels "La haine"-Kollege Benoît Magimel hat Regisseur Olivier Dahan einen würdigen Ersatz gefunden. Er ist jung, dynamisch und sexy (eben wie Brad Pitt in "Seven"). Er kann austeilen und rennen. Die erste Prügelei, in der er verwickelt ist, ist echt geil. Die geht voll ab. Und er rennt heiss. Einen modernen Actionstar muss man am Rennen beurteilen, habe ich hier festgestellt. Denn moderne Actionstars müssen flink und kräftig sein, schnell und wendid. Grazie und Power in einem. Arnie und Sly können nicht rennen, deshalb haben sie ausgedient. Wer gut rennt, kommt dagegen cool rüber - das gilt für Franka Potente in "Lola rennt", Keanu Reeves in "Speed" und "The Matrix". Auch ein Colin Farrell rennt gut und eben Benoît Magimel. Seine Verfolgung des Mönchs ist wirklich saumässig gut. Natürlich möchte ich nicht den Film an einem Spurt aufhängen, aber die Szene ist eindrücklich. Es gibt noch weitere, aber der Rest ist vor allem wegen der Atmosphäre oder wegen dem Blut cool.

Die anderen Darsteller gehen etwas unter. Camille Natta ist süss, aber bloss eine Stichwortgeberin. Mylène Jampanoï ist noch süsser, darf aber bloss in die Kamera schauen. Und Christopher Lee ist zwar gar nicht süss, aber eindrücklich. Das Problem ist, sobald er ins Spiel kommt, gehts mit dem Film bergab. Versagt hat aber keiner der Akteure. Nicht einmal Olivier Dahan kann man beschuldigen. Nein, es ist Luc Besson, der versagt hat. Den ersten Film liess er mit einem absolut absurden Finale enden, eine deus-ex-machina von einem Schluss, die den halben Film ruinierte. "Les rivières pourpres 2" ist noch schlimmer. Es wird eine gigantische religiöse Verschwörung aufgebauscht, Ereignisse von historischer Wichtigkeit - und dann das. Ein Schluss wie ein Mix aus "Raiders of the Lost Ark" und viel viel viel leerer Luft. Ohne es zu spoilern, aber es passiert nichts. Die Auflösung ist ein Nichts, eine Falle. Und dann ist es einfach vorbei, ohne, dass die zwei Stunden vorher noch gross SInn machen. Es stellen sich gigantische Fragen nach den Hintergründen, nach dem Wieso und dem Warum. Die Motivation der Fieslinge ist schon schwach genug, aber wenn sie an das Teil gelangen, hinter dem sie her waren, bricht der Film sprichwörtlich in sich zusammen. Ich kann darüber hinwegschauen, weil ich zuvor gut unterhalten wurde - aber ignorieren kann ich diesen Schwachsinn nicht. Wieso kriegt die "Rivières pourpres"-Reihe keine guten Enden hin? Das weiss wohl nur Luc Besson. Na ja, lasst es euch von einem seriösen Kritiker sagen, der durchaus auch Unseriöses mag: "Les rivières pourpres 2" ist ein spannender, atmosphärischer und letztendlich guter Film - mit einem Finale, das so belanglos ist, dass es das erste fast noch in den Schatten stellt.

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Saved! USA 2004
Satire
Reviewed 31.10.04

Regie und Buch: Brian Dannelly
Mit: Jena Malone, Mandy Moore, Macaulay Culkin, Patrick Fugit, Eva Amurri, Heather Matarazzo, Chad Faust, Mary-Louise Parker, Martin Donovan, Elizabeth Thai

"I think I am gay" - mit diesen Worten ruiniert Dean (Chad Faust) das propere Leben von Mary (Jena Malone). Die 17-Jährige lebt mit ihrer Mutter (Mary-Louise Parker) in einer US-Vorstadt, besucht ein christliche High-School und trifft sich mit ihrer besten Freundin Hilary Faye (Mandy Moore) regelmässig zu Gebets-Sitzungen. Um dem Freund das "Schwulsein" auszutreiben, hat Mary Sex mit ihm. Er bleibt schwul und landet in einer christlichen Umerziehungsanstalt. Und Mary ist schwanger. Dies fällt nur der jüdischen Schulrebellin Cassandra (Eva Amurri) auf, die sich mit Hilarys behindertem Bruder Roland (Macaulay Culkin) angefreundet hat. Erst jetzt merkt Mary, dass Leute wie Cassandra, Roland oder Pfarrerssohn Patrick (patrick Fugit) ihr näher sind als die heuchlerische Hilary ...

Die Satire "Saved!" wurde unter anderem produziert von REM-Frontman Michael Stipe und klagt das verlogene Gebaren der christlich-fundamentalistischen Amerikaner an. Die erste Hälfte des Films tut dies auf oft brillante Art und lässt etliche Dialoge doppeldeutig erscheinen. Wenn Hilary Mary betreffend Dean fragt "will he come out?" meint sie zwar die Haustüre, doch als Zuschauer weiss man, dass coming-out bei Dean noch was anderes heisst. Auch Sätze wie "I know what you're looking at. And Jesus does too" hören sich im richtigen Kontext einfach köstlich an. Hilary meint wohl kaum, dass Jesus die Hintern von Jungs anguckt, aber der etwas frechere Zuschauer hört aus etlichen Dialogen derartige Spitzen heraus. Die jungen Akteure tragen sie auch wunderbar vor. Jena Malone ist einmal mehr bezaubernd, Mandy Moore stiehlt als Jesus-Schnepfe die Show und Macaulay Culkin ist überraschend zurückhaltend und gut.

Der Film wäre wohl wirklich toll, wenn er am Schluss nicht ein paar gravierende Fehler machen würde. Zum einen lösen sich alle Probleme etwas gar einfach in Wohlgefallen auf, zum anderen werden etliche Handlungsstränge einfach schwach aufgelöst - nicht zuletzt jener von Hilary. Das Finale gefiel mir dann wiederum besser als manchen Kritikern. Es ist unheimlich kitschig und auf gewisse Art unglaublich christlich. Manche Reviewer sehen darin einen Verrat, da die Satire es auf das Christentum abgesehen hat. Das ist vielleicht der Wunsch dieser Kritiker, aber die Wahrheit sieht anders aus: "Saved!" attackiert die funamentalistischen Christen, die wie der Pastor sagen "the Bible is not gray, it is black and white". "Saved!" propagiert indes das gelebte, menschliche und fortschrittliche Christentum, genau das macht das Finale. Vielleicht nicht der genialste Abschluss für eine sonst bissige, aber sicher kein verloger, denn er liegt ganz auf der Linie des Films.

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Roger Ebert (USA) 3½/4
James Berardinelli (USA) 1½/4
BBC (GB) 2/5
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Saw USA 2004
Horrorfilm
Reviewed 25.2.05

Regie:James Wan
Buch: Leigh Wannell nach einer Story von James Wan und Leigh Wannell
Mit: Cary Elwes, Leigh Wannell, Danny Glover, Ken Leung, Monica Potter, Michael Emerson, Dina Meyer

Zuviel möchte ich gar nicht über diesen Film verraten. Er funktioniert am schönsten mit wenig Voriwssen. Zwei Kerle (Cary Elwes und Autor Leigh Wannell) wachen an die Wand gekettet in einem zerfallenen Toilette auf. Ein sadistischer Killer hat für sie ein tödliches Spiel arragngiert. Schon ohne gross zu wissen, worum es danach geht, ahnt man gleich, dass hier ziemlich viele Twists und Logiksprünge dem Zuschauer vorgesetzt werden. Immer in solchen klaustrophobischen Killer-Setups funktioniert doch alles nach des Killers Plan und wenn man sich genau fragen würde, wie was klappt, entdeckt man schnell eine gewisse Strapazierung der Glaubwürdigkeit. Aber das ist egal. Es steht die unglaubliche Anspannung im Vordergrund, die die zu Laborratten reduzierten Menschen durchmachen. Nicht gleich, aber ganz ähnlich wie in Filmen à la "Cube" oder Chan-Wook Parks "Three Extremes"-Beitrag Cut. Dazu kommt die Spannung der "was wäre wenn"-Frage, die sowieso immer cool ist. Schon als Kind hat man doch in der Gruppe so alberne Dinge gefragt wie "würdest du eher den Arm verlieren wollen oder das Bein?" - "Saw" stellt seine Protagonisten vor solche Fragen.

Im Vordergrund steht denn auch kein wirklicher Plot, sondern eine filmische Versuchsanordnung, die ihren ganzen Sadismus erst gegen Schluss entfaltet. Das macht den Reiz von "Saw" aus. Ich würde nicht mal sagen, es ist seine Brutalität. Es gibt schon deftige Bilder, die starke Nerven benötigen - aber diese sind eher kurz. Es ist das tragische, fatalistische Setting, dass den viel grösseren Effekt beim Zuschauer auslöst. Wenn man nicht akzeptiert, durch ein dicht gefädeltes Netz von Wendungen und Überraschungen gezogen werden, wird dem Film ebensowenig abgewinnen können wie es etwa der US-Kritiker Roger Ebert getan hat. Wer indes sich auf die Bahn von Regiedebütant James Wan begibt, wird sich herrlich gruseln, schocken und anspannen dürfen. "Saw" ist einfach gut.

Die Vergleiche zu "Seven" sind okay, aber etwas forciert. Wie gesagt: Im Vordergrund steht die Laboranordnung. Die Tätersuche ist zwar auch spannend, doch dieser Subplot, der vorwiegend vom mies aufspielenden Danny Glover übernommen wird, gibt weniger her. Insofern ist es eher die Stimmung und die brutalen Akte, die "Seven" in Erinnerung rufen. Wan, der den Film in 18 Tagen abgedreht hat, ist aber kein David Fincher. Er inszeniert den Film manchmal mit Zeitraffer und coolen Cuts, etwas, was Fincher zwar kann (siehe "Fight Club") aber bei "Seven" schlauerweise nicht einsetzte. Jeder Anflug von MTV/Musikvideo-Style hätte die diabolische Dramatik untergraben - und das passiert in "Saw" hin und wieder. Aber das kann man kaum als grosse Kritik ansehen: Nur wenige Filme schaffen es schliesslich auf das Niveau von "Seven". "Saw" ist trotzdem ein düsterer, sadistischer, blutiger und intensiver kleiner Film, der mich genau an den richtigen Orten gepackt hat. Der Film war als Videporemiere gedacht, kam aber nach guten Testscreenings erfolgreich ins Kino. Ein Sequel ist in Planung

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Roger Ebert (USA) 2/4
James Berardinelli (USA) 3/4
BBC (GB) 4/5
Total Film (GB) 5/5
Slant Magazine (USA) 2/4
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Scooby-Doo 2: Monsters Unleashed USA 2004
Fantasykomödie
Reviewed 23.3.04

Regie: Raja Gosnell
Buch und Co-Producer: James Gunn
Mit: Freddie Prinze jr., Sarah Michelle Gellar, Matthew Lillard, Linda Cardellini, Seth Green, Alicia Silverstone, Peter Boyle, Tim Blake Nelson

Der zweite "Scooby" ist nicht wirklich schlechter als der erste Teil von 2001, doch weil die Filmemacher aus den groben Fehlern des Originals nichts gelernt haben und das ganze Arsenal an Blech abermals auffuhren, wird "Scooby-Doo 2" zum noch frustrierenderen Erlebnis. Freddie Prinze jr. sagt einmal sinnig "words are for wimps" und so versuche ich, mich kurz zu fassen. Die Gang muss diesmal einen Schurken bezwingen, der Monster bastelt und mit denen Coolville attackiert. Die Schuld dafür wird "Mystery Inc." in die Schuhe geschoben. So weit der bescheuerte Plot, aber um den gehts ja auch nicht. Worum denn? Keine Ahnung. Geld vielleicht. Die Zuschauer sollen kommen und ein bisschen subtile Werbung kann auch nicht schaden ("wieso müssen wir immer in Spukhäusern recherchieren, anstatt in einem KFC"). Viel Geschwür um Nichts. Ein 90-minütiger Luftballon, bevölkert von Knallchargen und idiotischen Witzen. Jede einzelne Szene mit dem dämlichen Köter Scooby hätte bereits einen Razzie verdient. Und dann kommen sie auch wieder, die Furz-, Rülps-, Kotz- und Kalauer-Pointen, die den ersten Teil so unerträglich machten. Während Matthew Lillard damals noch wenigstens halbwegs okay war, er ist er diesmal eine Plage. Gleiches gilt für Scooby.

Sarah Michelle Gellar kommt nicht viel besser weg. Das letzte Mal war sie niedlich, diesmal sieht sogar Alicia Silverstone besser aus. Gellar verkommt zum Dekor. Wie Freddie Prinze Jr. Am besten kommt Linda Cardellini weg. Als Velma ist sie ganz passabel. Bis auf eine Szene, in der sie in ein hautenges, knallrotes Latexkostüm schlüpfen muss, um Seth Green zu betören. Mann sieht sie geil aus und Mann passt das nicht in den Film. Geradezu um dies zu belegen, rutscht sie danach auf der Bank hin und her und gibt Furzgeräusche von sich. "Es ist der Anzug". Was für ein Brüller ... nicht. Na ja, wenigstens sieht man, wenn sie in den Bus steigt, dass Velma nicht nur das Geek-Girl mit dicken Brillengläsern ist, sondern wahre Kurven zu bieten hat. Aber diese Diskussion führt wohl zuweit. Nur, wenn wir gerade bei Kurven sind: einmal verwandeln sich Shaggy und Scooby in allerlei Gestalten. Eine doofe Szene. Doch Shaggy kriegt einmal den Unterleib einer Frau. So beschissen die Sequenz ist, so viele Männer werden sich danach fragen, welche Frau diesen Body zur Verfügung stellte. Hmmmm ...

Okay, zurück zum Kindlichen am Film. Beziehungsweise zum Infantilen. Die Gags haben wir abgehakt, die sind Scheisse. Die Darsteller sind unter Durchschnitt und Peter Boyle kann einem nur Leid tun. Die Handlung ist für die Säue und die Schlusspointe nicht nur doof sondern auch zu erahnen. Die Sets sind passabel, die Effekte auch. Leider wurden mit den Pixels so depperte und kotzende Geister gezaubert, dass man sich dennoch schnell über die CGI-Kreaturen nervt. Wie über den ganzen Film. Und das Übelste hab ich mir zum Schluss aufbewahrt: wenn die Gang darüber diskutiert, dass jeder so sein soll, wie er nun halt mal ist, kommt der Film schlicht zum Stillstand. Diese Westentaschen-Philosophie-Stunde ist zum Würgen. "Shaggy, du bist ein Verlierer, aber deshalb lieben wir dich" - "habt den Mut, euch nicht zu verstellen, sondern so aufzutreten, wie ihr wirklich seid". Hätte es im Kino einen skip-Knopf, ich hätte ich bei diesen Szenen gedrückt. Sie sind schlicht unausstehlich schlecht geschrieben und nicht minder schlecht gespielt. Aber "words are for wimps" - also sag ichs ganz kurz: "Scooby-Doo 2" ist gequirlte Scheisse, die weder für Erwachsene, noch für Kinder geniessbar ist. Das Machwerk hat einen schnellen Kinotod verdient, damit uns (oder vor allem mir) ein dritter Teil dieses Schwachsinns erspart bleibt. Und würde nun bitte jemand den Delete-Knopf drücken, damit der geistesgestörte Scooby-Köter im Afro-Look aus meinem Kopf verschwindet? Danke!

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Roger Ebert (USA) 2/4
BBC (GB) 2/5
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The Secret Window USA 2004
Thriller
Reviewed 15.3.04

Regie: David Koepp
Buch: David Koepp nach einer Novelle von Stephen King
Mit: Johnny Depp, John Turturro, Maria Bello, Timothy Hutton, Charles S. Dutton, Len Cariou

David Koepp ist ein brillanter Drehbuchautor, der kommerzielle Filme wie "Jurassic Park" oder "Spider-Man" genauso gut erzählen kann wie klaustrophobische à la "Panic Room". Er beherrscht auch das Regiefach, wie er mit seinem spannenden Erstling "The Trigger Effect" und später mit "The Stir of Echoes" eindrücklich bewiesen hat. Dass Koepp eine Novelle von Stephen King inszenieren kann, bei der es um einen Autor in der Klemme geht, ist also nicht so abwegig. Und Koepp hat anscheinend bei "Panic Room" und David Fincher gut aufgepasst, denn der Stil von "The Secret Window" erinnert an ein Gebräu aus Koepp und Fincher. Schon der erste Shot könnte aus dem Fincher-Hanbuch für Regisseure sein. Die Kamera fährt langsam durch ein höher gelegenes Fenster ins Haus, durch das Zimmer, die Treppe hinunter in einen Spiegel. Der Schmutz auf den Spiegel löst sich auf und wenn wir nahe genug dran sind, wird aus dem Spiegel der tatsächliche Raum, also die Reflektion. Ein erster Hinweis, dass in dem Film vielleicht nicht alles so ist, wie es scheint.

Im Zentrum steht der Autor Mort Rainey (Johnny Depp), der sich von seiner Frau (Maria Bello) getrennt hat und nun alleine in einer abgelegenen Hütte wohnt. Dort sucht ihn eines Tages der Südstaatler John Shooter (John Turturro) auf, der ihn beschuldigt, seine Geschichte geklaut zu haben. Und tatsächlich: das Manuskript liest sich exakt wie Raineys Geschichte "The Secret Window". Der Schreiberling will den lästigen Shooter loswerden, doch der will Wiedergutmachung - und um die zu kriegen, beginnt er Rainey zu terrorisieren.

Mehr sollte man nicht verraten, denn der Film hat ein paar Twists auf Lager. Das Problem ist: die grosse Wendung kann man sehr früh erahnen. Koepp legt die Hinweise nicht ganz offen auf den Tisch, aber jeder, der einigermassen engagiert dabei ist und in den letzten Jahren ein paar Filme gesehen hat (die ich jetzt nicht nennen darf, sonst sind es Spoiler ...), kommt der Sache schnell auf die Spur. Das ist eigentlich egal, denn Koepp geht es nicht primär um den Twist sondern um den Weg dahin. Ein bisschen wie M. Night Shyamalan in "Signs". Bloss nicht so genial - dafür mit Johnny Depp. Der spielt zurückhaltender als zuletzt, hat aber ein paar Ticks und Macken seines Jack-Sparrow-Charakters aus "Pirates of the Caribbean" behalten. Er ist famos und die Akteure, die ihn umgeben - vor allem John Turturro - sind ebenfalls gut. Koepp behält zudem die inszenatorischen Zügel straff in der Hand, alles bleibt spannend, humorvoll oder einfach unterhaltsan. Und ganz zum Ende macht er keinen Rückzieher, spielt das vorher aufgebaute Szenario konsequent und tough zu Ende. Respekt.

"The Secret Window" ist ein solider Thriller. Kein King-Meisterwerk und sicher nicht Koepps beste Arbeit als Autor. Aber ich habe mich, obwohl ich den Twist früh erraten habe, nie gelangweilt. Und das ist doch auch eine Kunst, oder ...? Ach ja, wer dennoch Hilfe braucht betreffend den Filmen, die ich oben angedeutet habe, einfach die nächste Zeile anschwärzen: Fight Club - Schizophrener, der sein Haus zerstört ... A Beautiful Mind - ganzes Hirngespinst nur im Kopf ... The Sixth Sense ... Identity ... alles ähnliche Twists.

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Roger Ebert (USA) 3/4
James Berardinelli (USA) 3/4
imdb


Shall We Dance? USA 2004
Tanzfilm
Reviewed 4.10.04

Regie: Peter Chelsom
Mit: Richard Gere, Jennifer Lopez, Susan Sarandon, Stanley Tucci, Lisa Ann Walter, Anita Gillette, Bobby Canavale, Omar Benson Miller, Richard Jenkis

Shall We Dance? von Masayuki Suo war 1996 in seiner Heimat Japan der grosse Abräumer beim Publikum und bei Preisverleihungen. In Amerika vertrieb Miramax den Streifen - und schnitt fast 20 Minuten raus. Dieser Cut wurde international released und avancierte zum Hit. Damit war das Zeichen für die Weinsteins klar: Ein Remake muss her. Acht Jahre später ist es da. Richard Gere übernimmt Koji Yakushos Rolle des gelangweilten Versicherungsagenten John Clark, der in Chicago Tag für Tag seinen Geschäften nachgeht, ohne wirkliche Lebenslust zu empfinden. Er liebt seine Frau Beverly (Susan Sarandon) über alles, doch ihre Beziehung ist abgekühlt. Vieles ist selbstverständlich geworden. Da entdeckt John von der EL (Hochbahn) aus eine schöne Frau am Fenster von "Miss Mitzi's Ballroom Dance". Jeden Tag erblickt er die mysteriöse Frau. Bis es ihn packt: Er geht rein in den Tanzclub und trifft auf Paulina (Jennifer Lopez). Sie ist die Schöne am Fenster und die Assistenz-Ausbildnerin in der Tanzschule. Sie überredet John dazu, einen Kurs zu belegen. Und so taucht er jede Woche dort auf, tanzt mit der Besitzerin Miss Mitzi (Anita Gillette), der wilden Bobbie (Lisa Ann Walter), dem verkappten schwulen Anfänger Chick (Bobby Canavale) und dem übergewichtigen Vern (Omar Benson Miller). Paulina, einst eine angesehen Ballroom-Königin, bleibt unerreichbar. John tanzt dennoch weiter und wird richtig gut. Aber seine Abwesenheit und Gefühlsaufbesserung entgeht auch Beverly nicht. Sie stellt einen Detektiv (Richard Jenkins) an, der John nachspionieren soll ...

Soweit die Geschichte, die einigermassen dem japanischen Vorbild folgt. Die Rolle der Beverly wurde ausgebaut, doch da Susan Sarandon hervorragend spielt und der Film so einen interessanten Twist bekommt, sei das verziehen. Der "Twist" ist eigentlich keiner, nur, dass man darauf vorbereitet sein soll, dass "Shall We Dance?" keine Romanze zwischen Gere und Lopez ist. Der Streifen bekommt so einen altmodischen, liebevollen Charme, der dafür plädiert, die Liebe und Romantik in der Ehe nicht absterben zu lassen. Und wenn Sarandon mit Tränen in den Augen sagt, man heirate vor allem, damit man jemanden hat, der das eigene Leben wahrnimmt und dadurch aufwertet, dann ist das schon sehr gefühlvoll. Doch Regisseur Peter Chelsom ("Serendipity") wechselt von gefühlvoll bald zu schnulzig. Der voraussehbare Plot bietet wenig Überraschungen, dafür ein paar überhastete Drehbuch-Momente. Der Streit zwischen Gere und Sarandon ist schlecht platziert, einige Dialoge gegen Ende schrecklich sperrig vorgetragen. Und das unweigerliche Happy End sehr aufgedrückt. Der Film ist zweifellos gut gemeint, doch ihm fehlt der Witz, wie ihn etwa "Strictly Ballroom" aufweist.

Mit "Witz" meine ich Cleverness und nicht per se Gags. Denn von denen hat es genügend. Stanley Tucci ist köstlich als tanzgeiler Biedermann und Lisa Ann Walter hat manch guten lauten Moment ("Don't watch my ass!") - doch sie verkommt letztendlich zur Karikatur. Wenn selbst Karikaturen zum Teil des Kitsch-Finales werden, ging wohl etwas schief. Und wieso genau können all diese Leute in wenigen Monaten so tanzen, dass sie an einem Wettbewerb teilnehmen können? Bei einer Tanzlektion pro Woche? Ja, in Hollywood gibts eben noch echte Helden - auch auf dem Tanzboden.

"Shall We Dance?" ist kein übler Film, er bietet vielmehr altmodisch-gefühlige Romantik mit melodramatischem Einschlag. Richard Gere spielt wie immer - will heissen, er ist sympathisch. Susan Sarandon, Stanley Tucci und Richard Jenkins sind köstlich. J.Lo beginnt sehr schwach wird aber dann besser. Ihr wird vom Drehbuch her ein Trauma, ein Tiefgang aufgedrückt, der nie sichtbar wird. Umso störender sind ihre "melancholischen" Szenen zu Beginn. Auch die Voice Over und Briefe-Vorlesen nerven, da sie das Ganze sehr tranig machen. Und dann feht es eben an Spontanität und Frische. Selbst die Tänze sind klischiert, vom feurigen Latino-Tanz bis zum edlen Walzer. Alles schon gesehen, alles schon besser verpackt. "Shall We Dance?" ist zweifellos gut gemeint, ganz okay gemacht und ganz niedlich - aber er ist schnell gegessen, verdaut und wieder vergessen.

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Shaun of the Dead GB 2004
Horrorkomödie
Reviewed 8.9.04

Regie: Edgar Wright
Buch: Edgar Wright, Simon Pegg
Mit: Simon Pegg, Kate Ashfield, Nick Frost, Lucy Davis, Dylan Moran, Nicola Cunningham, Bill Nighy

"Shaun of the Dead" ist eine köstliche Komödie, rasant inszeniert, lustvoll gespielt und ziemlich derb. Am Anfang gehen Regisseur / Autor Edgar Wright und Autor / Star Simon Pegg, die in Britannien als Macher der Serie "Spaced" bekannt sind, nicht gerade nett mit ihren Landsleuten um. Die einen sind verkaterte Barsitzer, die kaum mit Frauen umgehen können und kein Ziel im Leben haben. Die anderen sind Lebens-entleerte Maschinen-Menschen, die langweiligen Jobs und Hobbies nachgehen. In gewissem Sinne sind sie schon Zombies - und so fällt dem armen Shaun (Pegg) gar nicht auf, dass um ihn herum plötzlich menschenfressende Untote laufen.

Letztendlich ist es eine Ein-Gag-Idee. Zwei Barhocker, eben Shaun und sein fauler Kumpel Ed (Nick Frost), reagieren mit bodenständiger Art auf die Invasion der Zombies und wollen in dem Getümmel Shauns Mutter und Freundin retten. Es folgt viel Blut, noch mehr Humor und etliche Anspielungen auf Zombiefilme - vornehmlich jene von George Romero. Man kann ein wenig Sozialkritik reinlesen, auch ein bisschen Spannung gibts, doch primär macht der Hit einfach grässlich Spass. Ansehen!

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BBC (4/5)
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Sideways USA 2004
Tragikomödie
Reviewed 21.1.05

Regie und Buch: Alexander Payne
Mit: Paul Giamatti, Thomas Haden Church, Virginia Madsen, Sandra Oh, Marylouise Burke, Jessica Hecht, M. C.Gainey, Alysa Reiner

So ganz kann ich es nicht nachvollziehen, wieso dieses Jahr so viele Kritiker all ihre Lobhudelein über diesen Film ergiessen. Jedes Jahr gibt es ihn, diesen ganz gelungenen, aber irgendwie ansteckend überbewerteten Film. Letztes Jahr wars Lost in Translation, davor The Hours und A Beautiful Mind. "Sideways" ist eigentlich der beste Film von all diesen Werken, doch so ganz will mir nicht in den Kopf, wieso all die Preisverleiher ihn aufs Podest heben. Ist er wirklich besser als Eternal Sunshine of a Spotless Mind? Oder The Incredibles? In meinen Augen nicht - aber Sideways" hat gegenüber diesen Filmen einen klaren Vorteil: Viele Menschen erkennen sich darin wieder. Und das hat bei der Kritikergilde immer hohen Stellenwert. So mancher männliche Reviewer dürfte sich insbesondere in Paul Giamatti wiedererkannt haben. Aber mal diese Sticheleien beiseite: "Sideways" ist ein verzaubernder, schöner Film. Ein Midlife-Roadmovie mit erstklassigen Darstellern. About Schmidt gefiel mir trotzdem besser.

Diesen Vergleich binge ich natürlich wegen dem Regisseur: Alexander Payne. Ein grosses Talent, zweifellos. Mit seinem letzten Film hat er mich mehr bewegt - mit diesem hier mehr amüsiert. Die Story dreht sich um den Lehrer, Energievampir und Möchtegern-Schriftsteller Miles (Paul Giamatti). Sein College-Freund Jack (Thomas Haden Church) wird in einer Woche heiraten, weshalb die beiden eine kleine Reise durchs Santa Ynez Valley organisieren, wo der kalifornische Wein angebaut wird. Weinexperte Miles erhofft sich Entspannung, Wein-Konsum und Flucht vor seiner Melancholie, die ihn seit seiner zwei Jahre zurückliegenden Scheidung stets übermannt. Der vitale TV-Schauspieler Jack will aber was ganz anderes: Vor seiner Heirat nochmals richtig Frauen aufreissen. Nach etlichen Degustationen ist es denn auch soweit: Jack angelt sich die sexgeile Weinverkäuferin Stephanie (Paynes Ehefrau Sandra Oh), Miles grummelt sich die Kellnerin Maya (Virgina Madsen) an. Während Jack und Stephanie sich bald die Seele aus dem Leib poppen, verstehen sich Maya und Miles auf einer ganz anderen Ebene prächtig.

In einer der schönsten Szenen des Films diskurieren die beiden über Wein (was auch sonst). Miles erklärt, dass er die Pinot-Trauben am liebsten mag, weil sie nicht überall wachsen, eine dünne Haut haben, aber bei richtiger Pflege grossartig sind. Langsam merkt Maya, dass er eigentlich über sich redet - sie legt ihre Hand auf seine und antwortet ähnlich zärtlich und extrem offen in Wein-Sprache über ihre Gefühle.  Miles ruiniert den Moment, aber der Effekt aufs Publikum ist enorm. Die Szene alleine dürfte Madsen eine "Oscar"-Nomination einbringen. Sie hat sie verdient, denn sie ist die Seele des Films, ungemein einfühlsam und natürlich. Giamatti ist ebenso stark. Kaum einer spielt einen Verlierer derart offen, derart lebensnah und einfühlsam wie er. Alexander Payne weiss eben perfekt, wie er über seine Charaktere lachen kann - und sie dennoch ganz doll lieb hat. Niemals würde Payne seine Charaktere in den Dreck ziehen. Das zeichnet ihn in der heutigen zynischen Zeit besonders aus: Seine Charaktere sind durchaus auch zynisch und schwarzhumorig, aber Payne liebt sie dafür. Und das merkt man.

Der letzte lobenswerte Darsteller ist der bullige Thomas Haden Church, brillant besetzt und überraschend aufspielend, wenn man ihn bisher aus Komödien wie "George of the Jungle" kannte. Er hat ein paar gute Szenen, doch seine emotionalste kam gegen Schluss. Da bricht er zusammen - und im Publikum wurde seltsamerweise hysterisch gelacht. Ich fand die Szene überaus dramatisch. Das ist eine Stelle, welche die eingangs erwähnte Theorie bestätigt: Kritiker können sich mit dem Giamatti-Charakter identifizieren und leiden mit ihm. Nicht jedoch mit Churchs Charakter, der andauernd Sex hat und gut aussieht. Den lacht man in seinem verletzlichsten Moment lieber aus. Wie dem auch sei: Die Charaktere sind der stärkste Punkt von "Sideways". Die jazzige Musik, die wunderbaren Bilder im 70's-Retro-Stil, die Dialoge über Wein und Leben, der Humor, die Dramatik - alles ist herrlich, doch alles fusst in den fantastischen Charakteren.

Alexander Payne hat eine Art, einfache Geschichten sehr bewegend, humorvoll und ehrlich zu erzählen. Das ist hier besonders sinnig, denn wir erinnern uns: Im Wein liegt Wahrheit - aber in "Sideways" auch Suff, Melancholie, Lügen und, ja, sicher auch Wahrheit. Deshalb geht der Film ans Herz, seine Charaktere bleiben in Erinnerung. Dennoch ist der Film niemals in meinen Jahres-Top-10. Dazu ist er zu plump. Das Wort sollte nicht zu böse aufgefasst werden, aber ich habe manche Charakter-Entwicklungen und Jokes meilenweit gerochen. Selbst Miles' Roman-Pointe ist irgendwie voraussehbar da aus "Wonder Boys" gestohlen. Seis drum, ich mochte den Film, würde ihn aber bis auf die Schauspieler kaum auszeichnen. Noch eine Spur weiter geht einmal mehr das böse Slant-Magazin. Oben beschriebene, emotionalste Szene des Films zwischen Giamatti und Madsen umschreiben die so (und damit entlasse ich euch): Frustrated novelist Miles [...] describes a Pinot grape as “thin skinned and temperamental” his character comes, ever so subtly, into crystal clear focus. It’s the kind of writing that certain people, blinded by its mechanistic perfection, like to applaud: pointed, revealing, and, quite frankly, totally fucking obvious. All of Payne’s films are, more or less, an accumulation of such perfect character moments as these. They’re like Screenplay 101 classes taught by René Descartes: Individual components (e.g. characterization, photography, music) are polished to within an inch of their life and then assembled into the most pleasing piece of bric-a-brac you ever did see.

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Roger Ebert (USA) 4/4
James Berardinelli (USA) 3½/4
Total Film (GB) 5/5
Cinema (D) 5/5
Slant Magazine (USA) 2½/4
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Spanglish USA 2004
Tragikomödie
Reviewed 5.3.05

Regie, Buch und Produktion: James L. Brooks
Mit: Adam Sandler, Paz Vega, Téa Leoni, Cloris Leechman, Shelbie Bruce, Sarah Steele, Ian Hyland, Victoria Luna

James L. Brooks hat bei mir immer einen kleinen Bonus. Weniger wegen seinen vielen angesehenen Filmen wie "As Good As it Gets" als wegen seiner Fernseharbeit. Dieser Mann ist einer der treibenden kreativen Kräfte hinter den "Simpsons". Sowas verdient eh schon einen Lifetime Achievement Award. Und deshalb wollte ich auch "Spanglish" gnädigere 3 Sterne geben - abes es reichte nicht ganz. Der massiv zu lange Film ist so voller Klischees, dass gutes Schauspiel und sympathischer Ton letztendlich nichts mehr retten können und der Film bis auf ein oder zwei Mal alle seine Chancen zu wahrer Grösse verpasst.

Die Story dreht sich um die schöne Flor (Paz Vega), die mit ihrer Tochter Cristina (Shelbie Bruce) aus Mexiko nach Los Angeles zieht. Viele Jahre leben sie im hispanischen Quartier und während Cristina bald Englisch spricht, lernt Flor die Sprache nicht. Erst als sie mehr Geld braucht, sucht sie sich einen Job bei einer weissen Familie. Den Claskys. Papa John (Adam Sandler) ist ein Spitzenkoch mit grossem Herzen, Mama Deborah (Téa Leoni) eine arbeitslose Karrierefrau mit Neurosen und Gefühlskälte, Tochter Bernice (Sarah Steele) ist übergewichtig aber nett und Oma Evelyn (Cloris Leechman), eine ehemalige Jazzsängerin, ist dem Wein verfallen. Diese Familie mischt die sympathische, immer lächelnde Flor gehörig auf. Doch als auch ihre Tochter in diese Welt der Reichen hineingezogen wird und Flor Englisch lernt, tauchen Probleme auf.

Das Aufeinandertreffen der Kulturen umfasst wirklich alle Klischees, die man sich vorstellen kann. Am Schlimmsten dabei Téa Leoni, die mit groteskem Spiel eine emotional erkaltete Mittelklasse-Weisse spielt, wie sie stereotyper kaum sein könnte. In einer Szene kann sie tatsächlich das "R" nicht rollen, weil weisse Zungen ja so verklemmt sind. Sandler, von dem man mittlerweile weiss, dass er auch ernste Rollen meistert, spielt sympathisch, doch sein Dauer-Genuschle geht auch irgendwann auf den Keks. Die Spanierin Paz Vega ("Lucía y el sexo") ist ein noch speziellerer Fall. Sie sieht umwerfend aus und ist wirklich süss, doch der Penelope-Cruz-Verschnitt spielt bei jeder Gelegenheit die gleichen Mannerismen durch. Und eben: Die Klischees. Arme, aber noble Frau aus Mexiko mit mehr Ehrlichkeit als es die bösen weissen Frauen haben. "Spanglish" erschien mir wie eine Herrenfantasie - die feministisch geschulten weissen Frauen können den Wert eines Mannes nicht mehr schätzen, weshalb der Mann Geborgenheit bei einer Drittwelt-Dame sucht. Filme wie "Spanglish" schüren diese Vorurteile noch gehörig.

Die drei Hauptdarsteller haben deshalb schon viel Reiz eingebüsst. Vor allem Leoni, deren Neurosen in dieser Form nicht glaubwürdig sind - immerhin aber manchmal witzig. Besser weg kommen die Nebenrollen. Cloris Leechman ist köstlich und die kleine Sarah Steele einfach wunderbar. Sie hat zwei Szenen im Film, eine am Anfang, eine gegen Schluss, die zu den einzig "echt" bewegenden Sequenzen des Films gehören. Alles andere wirkt kühl kalkuliert und emotional nicht real. Es ist, als ob Brooks durch seine geschliffenen Dialoge und Szenen-Anatomie eine Wand aufbaut, die durch die übertrieben Lauflänge von 130 Minuten und die Klischees noch dicker wird. Nur den Kindern oder der reifen Leechman gelingt es, diese Wand zu durchbrechen. Es gibt auch eine sehr bewegende "Ode an die Mutter"-Szene gegen Ende, die ebenfalls bewegt, doch im Gegensatz zu den Steele-Szenen ist dies eine stark Drehbuch-gesteuerte Passage, die in ein etwas übereiltes Ende mündet.

"Spanglish" ist nicht schlecht, er hat gute Akteure und in manchen Momenten grosse Sympathie, ja sogar Magie. Doch so viel ging nicht bei mir rein. Leonis Charakter, Sandler als Koch, die Beziehung zwischen Flor und John, Cristinas Hin-und-Her zwischen Mama und Deborah - es wirkt alles sehr eingehämmert durch ein Drehbuchkonstrukt. Nur wenn es Schauspielern gelingt, aus diesen Zwängen herauszubrechen, bewegt "Spanglish" wirklich. Es stecken vielleicht sogar zwei gute Filme drin. Doch nach über zwei Stunden Sandler-Genuschel und Leoni-Ausbrüchen hat man wenig Lust, danach zu suchen.

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Roger Ebert (USA) 3/4
James Berardinelli (USA) 3/4
BBC (GB) 2/5
Slant Magazine (USA) 2/4
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Starship Troopers 2: Hero of the Federation USA 2004
Sci-Fi-Horror
Reviewed 25.5.04

Regie und Co-Produzent: Phil Tippett
Buch und Co-Produzent: Ed Neumeier
Mit: Richard Burgi, Colleen Porch, Ed Lauter, Brenda Strong, Ed Quinn, Lawrence Monoson, Sandrine Holt, Kelly Carlson

Der erste Starship Troopers war ein Geniestreich, einer der besten Sci-Fi-Filme der letzten 10 Jahre und einer der unterhaltsamsten und subversivsten Streifen der 90er. Daran lass ich nicht rütteln. Für die Fortsetzung hatten die Macher 5% des Budgets zur Verfügung. Für die Direct-to-DVD-Produktion war Regisseur Paul Verhoeven nicht mehr verfügbar, dafür nahm Effekt-Legende Phil Tippett, der mittlerweile aussieht und spricht wie Philip Seymour Hoffman, zum ersten Mal im Regiestuhl Platz. Er muss einem schon leid tun, weil sein Nachfolger nie an das Original heranreichen kann bei diesen Voraussetzungen. Und im Audiokommentar der DVD lassen sich Autor Ed Neumeier, Tippett und Producer Jon Davison auch ausführlich über das mangelnde Budget aus. Die Idee der Macher, um Geld zu sparen, war Folgende: machen wir keine Sci-Fi-Satire, machen wir Sci-Fi-Horror. Und anstatt den blitzblanken Bildern von Jost Vacano hüllen wir alles in Rauch und Nebel. Das ist löblich, schiesst aber komplett am Ziel vorbei.

Damit wird "Starship Troopers 2" nämlich zum komplett beliebigen Filmchen. Das Original stach gerade aus der Masse durch seinen absichtlich cleanen Propaganda-Look. Die Fortsetzung übernimmt Teile der Propaganda-Maschinerie am Anfang (nicht einmal den Mauszeiger von "want to know more" konnten sie sich leisten), vergisst die Sache danach aber völlig und zeigt eine Art "Western meets Korea-Kriegsfilm" im All. So ist die erste Hälfte wirklich mühsam. Die besten Shots sind Kopien aus dem Original und ragen wirklich heraus. Der Rest ist schmuddliger. Billiger! Kein Wunder, musste der Streifen in 26 Tagen abgedreht sein. Und damit die Locations beschränkt werden konnten, blieb auch der Plot simpel: ein paar Troopers verschanzen sich in einem Outpost, der von Käfern belagert wird. Es folgt viel Blabla, ein bisschen aufgesetzte Nacktheit, ein paar schöne Menschen in abgefuckter Stimmung und schwache Dialoge, von denen Zeugs wie "everyone's fucking instead of fighting" noch zum besseren gehört. Nicht einmal die Musik lenkt davon ab: die Komponisten versuchten zwar, den klassische Sound von Max Steiner und Bernard Herrmann anzudeuten, doch an die militärischen Fanfaren von Basil Poledouris kommen sie zu keiner Sekunde heran. Wieder gut gemeint, aber das Original ist Tausendfach geiler.

Die zweite Hälfte macht dann annähernd Spass. Da werden Köpfe abgehackt, Käfer dringen in Körper ein - die Idee ist, die, dass "Starship Troopes 2" zum klaustrophobischen Horror wird. Nicht umsonst fragt einmal jemand "who goes there?"... so heisst die Vorlage zu Carpenters genialem "The Thing"-Remake und genau an den Film erinnert "2" nun viel mehr. Es geht darum, dass die Bugs nun in Mini-Form in die Körper der Menschen schlüpfen und sie dirigieren. Ein paar wirklich gute Effekte. Und wieder Nacktheit. Kelly Carlson läuft eh die halbe Zeit nackt herum. Bei Verhoeven wirkten diese Nudity-Szenen natürlich, hier bloss aufgesetzt. Wenn auch immerhin halbwegs anregend. Und eine Pseudo-Vergewaltigungsszene ist zwar grob, aber wohl auch nur drin, um wenigstens ein wenig von der Kontroverse des Originals zu behalten. Letztendlich ist er aber eben nicht kontrovers, nicht subversiv und nicht gut. Das bisschen Militär-Kritik und Propaganda-Satire bekommt man am Schluss, wenn der kritische Soldat zum patriotischen Helden aufgebauscht wird. Der Rest ist Creature-Horror im All. Da hat diese Serie wirklich besseres verdient. Ganz hassen mag ich ihn nicht, weil sich selbst die Verantwortlichen keine Illusionen machten und das beste aus dem Budget herausholten. Aber dann müsste man halt sagen: lasst die Serie ruhen oder dreht einen neuen Kinofilm. Wieder als bissige Satire mit viel Blut, Action und Fun. Sonst lieber sein lassen ...

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Starsky & Hutch USA 2004
Krimikomödie
Reviewed 10.3.04

Regie und Buch: Todd Phillips
Mit: Ben Stiller, Owen Wilson, Vince Vaughn, Snoop Dogg, Fred Williamson, Juliette Lewis, Jason Bateman, Amy Smart, Carmen Electra, Will Ferrell, Chris Penn

Ich bin nicht 100% sicher, aber ich glaube, ich habe nie eine Episode von "Starsky & Hutch" gesehen. Macht nix, diese Serien-zu-Film-Adaption ist dennoch ein Gaudi - denn eigentlich ist es nur ein weiterer Stiller-Wilson-Film. In neuem Outfit. Ben und Owen, ein wahres Dream-Team Hollywoods, spielte bereits sechsmal zusammen, und sie sind jedesmal classy. Stiller meist hyperaktiv und/oder korrekt, Wilson eher cool, relaxed und sexy. Wie auch hier. Wilson ist Detective Hutchinson, der es mit den Regeln als Cop nicht so genau nimmt. Während Stiller ein regeltreuer Polizist ist, der bei seinen Kollegen nicht gerade als beliebt gilt. Die zwei werden vom Lieutenant (Fred Williamson) natürlich in bester Buddy-Tradition zu Partnern gemacht und hängen sich an den Drogenbaron Feldman (Vince Vaughn).

Vaughn ist witzig als jüdischer Gangsterboss, Juliette Lewis irritiert als seine Gespielin. Snoop Dogg ist köstlich als Zuhälter und Informant in überzogenen 70's-Klamotten. Fred Williamson ist okay, Carmen Electra sieht als Cheerleaderin zu modern aus während ihre Partnerin Amy Smart genau den 70's-Girl-Look trifft. Und Will Ferrell in einer uncredited Rolle ist wie immer durchgeknallt gut. Wie er Owen Wilson um "Gefälligkeiten" für seine Auskünfte bittet, ist einfach zum Brüllen - "arch your back and look back at me over your shoulder. Like a dragon". Doch eben: Die Stars sind Wilson und Stiller. Ihre Chemie ist unbezahlbar, sie haben die gleiche Art Humor und sind perfekt aufeinander abgestimmt. Wer "Zoolander" nicht mochte, oder mit ihren Szenen in "The Royal Tenenbaums" oder "Meet the Parents" nichts anfangen konnte, der wird wohl auch hier nicht zum Fan der beiden. Doch ich mag sie extrem. Ihre kleinen, homoerotisch angehauchten Freundschaftsbekundungen, ihre gegenseitigen Gifteleien - sie sind das cineastische Ehepaar, dass Ben Affleck und Matt Damon nie sein wollen!

Und ich staune immer noch, wie Wilson zur Sexbombe aufgebaut wurde. Er ist von den beiden immer der Attraktivere - trotz oder wegen dieser extremem Charakternase. Auch hier kriegt er die Girls. Manchmal zwei gemeinsam. Und man nimmt es ihm sofort ab. Stiller ist eher für die physischen Gags zuständig. Wie etwa jene, in denen er Koks intus hat. Oh ja, das kann er. "Starsky & Hutch" hat einen iditioischen Plot, einen etwas sperrigen Auftritt der beiden Serien-Originale und zu wenig kultige 70's-Inszenierungstricks. Doch er hat Owen Wilson und Ben Stiller. Das bringt ihm eine Empfehlung von mir ein.

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Roger Ebert (USA) 3/4
James Berardinelli (USA) 3/4
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The Stepford Wives USA 2004
Komödie
Reviewed 25.6.04

Regie: Frank Oz
Mit: Nicole Kidman, Bette Midler, Matthew Broderick, Glenn Close, Christopher Walken, Jon Lovitz, Roger Bart, Faith Hill

1973 schrieb Ira Levin seinen feministischen Roman "The Stepford Wives". 1975 setzte Bryan Forbes ihn zu einem beklemmenden Thriller um, der intelligent, feministisch und technikkritisch daherkommt. Er hatte seine Fehler, aber er funktionierte auf gefürchige Weise. Und der grosse Twist ist wohl den meisten bekannt. Nicht? Okay, dann vorsichtig weiterlesen. Ich gehe später darauf ein. Nun, 2004, drehte Mr. Yoda Frank Oz ("Housesitter", "In & Out") ein Remake. Da die Katze aus dem Sack ist, dachten sich Oz und sein "In & Out"-Drehbuchautor Paul Rudnick, drehen sie das Material zur Komödie um. Das Material dazu ist vorhanden, schliesslich steckt in dem Plot eine böse Satire. Welcher Plot ist denn das?

Joanna (Nicole Kidman) ist eine mächtige und erfolgreiche TV-Direktorin. Doch als eine ihrer Shows einen Kerl dazu bringt, auf sie zu schiessen, fürchten sich ihre Bosse vor Klagen und lassen sie fallen. Joannas braver Ehemann Walter (Matthew Broderick) kündigt sofort ebenfalls beim Sender und zieht mit seiner Frau und den Kindern aufs Land. Nach Connecticut ins Städtchen Stepford. Dort werden sie von Claire (Glenn Close) empfangen, die sie einführt. Stepford ist ein Städtchen, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Die Häuser sind im 50's-Look, die Frauen alle blond gelockt und immer freundlich. Und die Männer haben einen grossen "Men's Club" in einem schlossartigen Haus. Joanna fühlt sich von Anfang an unwohl, freundet sich aber bald mit der männerhassenden Schriftstellerin Bobbie (Bette Midler) und dem schwulen Roger (Roger Bart) an. Die drei ahnen, dass in Stepford etwas nicht stimmt. Vor allem mit den Frauen nicht ...

Ja was denn nicht? Das herauszufinden machte einen Teil des Reizes des Originals ein. Beim Remake ist schnell klar, was nicht stimmt. Das wäre ja okay, da man voraussetzen kann, die meisten wüssten vom Original her, was abgeht. Zudem verrät der Trailer eh den ganzen Plot. Aber als Komödie funktioniert "The Stepford Wives" irgendwie nicht. Die erste Hälfte mit Nicole Kidmans Karrieresturz und dem ersten Zusammentreffen mit der Stepford-Welt ist ganz witzig, doch dann türmen sich die Logiklöcher, die Themen-Verwässerungen und die Albernheiten. Das zentrale Anliegen des Feminismus' verschwindet je länger je mehr und der Film verkommt zur Kritik von Schönheitswahn und Technikgläubigkeit. Nicht mehr so gewichtig wie früher. Alle, die die 1975er-Version nicht gesehen haben, brauchen dieses Remake erst gar nicht anzugucken. Lieber erst den anderen anschauen. Und für die, die das Original kennen, nun ein paar Spoiler ...

... also, wir wissen schnell, was los ist: die Frauen sind Roboter. Eine dreht durch und sprüht Funken, eine andere agiert als Geldautomat. Doch Moment: später erklärt Christopher Walken, er manipuliere mit Chips die Gehirne der Frauen. Also keine Roboter, sondern manipulierte Frauen aus Fleisch und Blut? Wie können Sie dann Geld ausspucken oder Funken sprühen? Was die Frauen tatsächlich sind, bleibt ein Rätsel. Klone, Cyborgs, Roboter oder gehirngewaschene Menschen - der Film widerspricht sich hier andauernd selbst. Das ist nicht das einzige Problem. Man(n) stelle sich etwa vor, man könne seine Frau beliebig neu erschaffen. Wer von uns männlichen Homo Sapiens würde dann seine Angetraute aussehen lassen wie Bette Midler? Oder wie die biedere Faith Hill? Ich kenne meine Geschlechtsgenossen und mich selbst doch recht gut und ich behaupte mal, wir würden Frauen vom Typ Angelina Jolie / Britney Spears / Keira Knightley / Carmen Electra / Michelle Hunziker vorziehen. Oder irgend eine andere geile Dame. Aber Bette Midler? Damit suggeriert der Film, dass die neuen Stepford-Frauen aus den alten Stepford-Frauen modelliert werden müssen. Dem wiederum widerspricht Walken in seiner Erklärung, sie können jede Frau beliebig verändern. Na also. Widerspruch jagt Widerspruch. Damit nicht genug: wenn die Leute von Stepford so schön in die gute alte Zeit zurück wollen, in der die Männer noch Männer und die Frauen noch Hausfrauen waren, wieso lassen sie dann ein schwules Pärchen nach Stepford kommen? Die beiden sind witzig und sollen dem Film einen modernen Touch verleihen - doch es widerspricht der Grundidee des Films.

An etlichen Stellen wird diese sabotiert. Nicht zuletzt am Schluss, wenn es ein paar Twists gibt, die selbst den Feminismus-Aspekt relativieren. Was mit Glenn Close und Christopher Walken passiert, raubt den Film noch der letzten Satirebotschaft, ja dreht sie sogar fast um. Und was bleibt? Ein hübsch ausgestatteter, sehr attraktiv besetzter (Kidman ist witzig!) und nur zu Beginn komischer Film. Danach wird er immer anstrengender und für Kenner des Originals sogar richtig peinlich. Schade.

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Roger Ebert (USA) 3/4
James Berardinelli (USA) 1½/4
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Strähl CH/D 2004
Krimi
Reviewed 7.3.04

Regie: Manuel Flurin Hendry
Buch: Michael Sauter (+Musik), David Keller
Mit: Roland Wiesnekker, Johanna Bentzer, Manuel Löwensberg, Mike Müller, Max Rüdlinger

Ich komme aus der Region Basel. Die Zürcher Langstrasse kannte ich deshalb lange nur aus Filmen. Oder aus den Nachrichten. Im Gymnasium besuchten wir das Quartier, um vor Ort die Ghettoisierung und Sexualisierung eines Quartiers zu studieren. Und seit ein paar Jahren arbeite ich nun selbst in Zürich und kenn die Strasse etwas besser. Dennoch: ich seh mich als Aussenseiter - und als solcher beurteile ich auch diesen Langstrassen-Krimi. "Strähl" heisst er, sinnigerweise benannt nach seiner Titelfigur, einem heruntergekommenem Cop, blendend verkörpert von Roland Wiesnekker. Im Schmelztiegel aus Prostitution, Drogenhandel und Multikultur (aka. Langstrasse) arbeitet er, mehr schlecht als recht, und versucht, einen albanischen Grossdealer in die Finger zu kriegen. Dabei ist er alles andere als zimperlich. Als er es bei einem jungen Junkiepärchen (Johanna Benter, Manuel Löwensberg) übertreibt, wird er von seinem Boss (Max Rüdlinger) in bester Copfilm-Manier gefeuert. Nun versucht er halt, auf eigene Faust seine Gegner einzulochen, seinen Job wieder zu kriegen - und sich im Griff zu halten. Denn der Cop beim "Gift" (so die Bezeichnung des Rauschgiftdezernats) ist selbst süchtig. Nach Tabletten.

Schon Wiesnekker alleine macht den Film sehenswert. Lässig und doch kaputt, erfahren und doch zu impulsiv. Er hat alle Eigenschaften eines typischen Grosstadtbullen, wie wir ihn aus US-Filmen oder von Deutschlands Schimanski kennen. Und weil er im Langstrassenquartier ermittelt, kann Regiedebütant Manuel Flurin Hendry, der selbst aus Zürich stammt, all die Charaktere des Kreises auftreten lassen. Junkies, Albaner, Polizisten, Verrückte, Penner. Etc. Dieses Panobtikum ist gelungen, zudem werden sich Ortskundige orientieren können und gegebenenfalls sogar die Augen aufsperren, ob sie irgendwo im Hintergrund zu entdecken sind. Sie müssen aber schnell schauen, denn Hendry schneidet rasant. Die erste Verfolgungsjagd gibt den Ton vor. Laute Musik, schnelle Schnitte, geile Kamera. Körniger Look, ausgewaschene Farben, Handkamera-Ästhetik. Genau richtig für diesen Typ Film.

Wieso dann nur 3 Sterne? Da ist mal der Start. Ich habe ewig lange gebraucht, bis ich mich an die Dialoge gewöhnt habe. Die Texte aus der Feder der beiden Achtung, Fertig, Charlie!-Autoren hören sich oftmals einstudiert an. Obwohl sie "natürlich" tönen sollen, klingen sie künstlich, ja fast vorgetragen. Vielleicht sind auch ein paar Akteure noch nicht gut genug, aber das "ey, Mann, was wotsch"-Getue ging mir schnell auf den Keks. Doch wunderlicherweise kam ich bald in den Beat des Films, vor allem Dank Wiesnekker, dem süffigen, sogar schmierigen Mike Müller sowie Neuentdeckung Johanna Bentzer. Und wenn man mal drin ist, sind die Dialoge eigentlich sehr gelungen. Es braucht eine Anlaufszeit, auch, weil Schweiz-typisch viele Dialekte zusammenkommen (soviele Basler hat es nie auf der Langstrasse!), doch es zeugt von der Qualität des Drehbuchs und der Insenierung, dass man schnell darüber hinweg sieht und in die Handlung eintaucht.

Diese ist recht düster, ja fast gewagt, wenn sie mit Drogen und kaputten Cops so offen umgeht. Der Realitätsgehalt ist fragwürdig, sind die Methoden der Cops doch eher an Hollywood angelehnt, als an Schweizer Verhältnisse, wo schon der kleinste Polizei-Übergriff von irgendeiner Behörde geahndet und verfolgt wird. Auch darüber blickt man locker hinweg. Weniger tolerant muss ich mit gewissen Symbolen sein. So hat Strähl einen Piranha zuhause und thematisiert das in viel zu vielen Dialogen. "Frässe oder gfrässe wärde" will gesagt sein, doch es ist forciert. Das gilt für ein paar Elemente, wie die Liebesbeziehung zwischen Wiesnekker und Bentzer. Doch der Gesamteindruck ist positiv. Den Drehbuchautoren möchte ich besonders gratulieren, weil sie mich, der ja kein besonderer Fan des Schweizer Films ist, derart abholen konnten. Und weil sie amerikanische Stoffe wie die Teenie-Klamotte in "Charlie" und nun den Grossstadtthriller helvetisieren. Ich mag populäres Kino und es ist Zeit kriegt auch die Schweiz diese Art Filme. Weiter so, Jungs! Als nächstes ein Sci-Fi-Film im Berner Oberland? Oder ein Horrorthriller in der Uni Basel? Hightech-Thriller in der ETH? Fantasy in den Alpen? Es gibt vieles ... ich drück mal die Daumen.

Und auch die Inszenierung sowie die Akteure machen aus "Strähl" einen Genuss. Ich gäbe fast eine bessere Bewertung, aber der langsame Start, kleinere Holperer und die letztendlich nicht super-neue Geschichte halten mich etwas zurück. "Strähl" hat das Zeug, Preise abzuräumen und international erfolgreich zu sein. Hat er auch voll verdient!

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Taking Lives USA/CAN 2004
Thriller
Reviewed 1.4.04

Regie: D. J. Caruso
Musik: Philip Glass
Mit: Angelina Jolie, Ethan Hawke, Olivier Martinez, Tchéky Karyo, Kiefer Sutherland, Gena Rowlands, Jean-Hugues Anglade, Paul Dano

Nach einem beklemmenden Prolog folgt der Vorspann von "Taking Lives" und erinnert so frappant an "Seven", dass mich ein mulmiges Gefühl beschlich. Klaut der Film noch mehr? Ist es ein 08/15-Serienkiller-Thriller? Ja und ja. "Taking Lives" hat keinen imaginativen Knochen in seiner Struktur, sondern klaut aus allerlei Killer-Filmen wie "Seven" oder "Silence of the Lambs". Doch ich möchte Regisseur D. J. Caruso (The Salton Sea) nicht des Diebstahls bezichtigen. Dafür sind die Links zu anderen Filmen zu diffus. Nein, die Anklage wiegt schwerer: Mangel an Ideen. Wenn ein solch ausgelutschtes Genre wie jenes des Serienkiller-Thrillers angepackt wird, braucht man Ideen, Twists, Spannungsmomente. "Taking Lives" hat fast nichts davon, sondern ist stets durchschaubar. Angelina Jolie, so schön wie schon lange nicht mehr, spielt die FBI-Agentin Illeana Scott, die nach Montréal gerufen wird, um eine Mordserie aufzuklären. Zusammen mit ihren kanadischen Kollegen (Tchéky Karyo, Olivier Martinez, Jean-Hugues Anglade) entdeckt sie, dass der Mörder stets ein Opfer tilgt und danach dessen Identität annimmt. Nun gibt es auch endlich einen Zeugen für eine Tat: Den Galeriebesitzer und Maler Costa (Ethan Hawke). Er soll den Ermittlern weiterhelfen, schwebt jedoch bald selbst in Lebensgefahr.

Soweit so gähn. Dumm ist vor allem, dass schnell einmal klar ist, wer wohl der Killer ist. Es gibt zwar ein paar falsch gelegte Spuren, doch es gibt eigentlich zu wenig Verdächtige. Da ist Ethan Hawke. Ängstliche Zeugen sind immer verdächtig. Ganz klar ist auch Kiefer Sutherland ein Kandidat. Der Schauspieler hatte wohl Drehpause bei "24" und hält sein Gesicht ein paar Sekunden in die Kamera. Mamma Gena Rowlands kann man zu den Verdächtigen zählen, aber auch Olivier Martinet und Jean-Hugues Anglade. Dann wirds enger. Oder vielleicht sogar Scott? Nein, da macht Caruso keine Andeutungen. Die anderen sind aber alle ganz kurz mal verdächtig. Aber Caruso spielt zu wenig mit den Hinweisen, legt zu wenig falsche Fährten. Und so quält man sich durch einen höchsten sporadisch spannenden Plot und wartet auf die erwartete Auflösung. Es gibt ein paar gute Momente dazwischen. So etwa einen grauenhaft erschreckenden Moment im Keller. Und Angelinas Lippen. Yummi.

Gespielt ist er okay - Angelina ist richtig gut. Inszeniert ist er auch ganz nett, gefilmt ganz schön (Montreal erscheint in bestem Licht). Es gibt ein paar deftige Morde und Bilder von übel hergerichteten Leichen. Aber das reicht nicht. Wenn das Ende dann endlich in Sicht kommt, wird auch noch Angelinas Charakter verraten. Es ist immer zu applaudieren, wenn ein Regisseur Madame Jolie eine Sexszene zumutet und sie auch noch ihren Busen zeigen lässt - doch die Szene passt nicht zu Illeana Scott. Und dann, dann kommt es. Das Ende. Ohne auch nur etwas zu spoilern: es ist grotesk. Nicht gewaltig schlecht und immerhin annähernd neuartig, soch einfach grauenhaft absurd. Damit verliert der Film auch noch einen ½ Stern ganz zum Ende hin. Macht total ganz knapp 2½. "Taking Lives" ist kein richtig schlechter Film. Ich mag ihn auch gar nicht hassen - dafür ist er zu banal. Jolie hat mit "The Bone Collector" schon einmal einen solch vergessenswerten Thriller gedreht. "Taking Lives" ist sogar noch eine Spur schwächer. D. J. Caruso, erheben Sie sich und vernehmen Sie das Urteil: schuldig. Mildernde Umstände: die Jolie-Sexszene. Dafür dankt Ihnen die ganze Männerwelt. Strafe: das nächste Mal einen besseren Film drehen. Bitte!

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Roger Ebert (USA) 3/4
James Berardinelli (USA) 2½/4
TOTAL Film (GB) 2/5
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Temporada de pacos MEX 2004
Tragikomödie
Reviewed 20.7.05

Regie, Buch: Fernando Eimbcke
Mit:
Daniel Miranda, Diego Cataño, Enrique Arreola, Daniela Parea

Der kleine, feine Streifen aus Mexiko wird allerorts als Entdeckung und als Geheimtipp gefeiert. Dies durchaus nachvollziehbar, denn lakonischer Humor, angedeutete Homosexualität und subtil gezeichnete Jugendfreundschaft ziehen bei Fans des Independent-Kinos immer. Doch "Temporada de pacos" ist zum Glück keine möchtegern-intelligente Arthaus-Studie, sondern ein Film, der ans Herz geht, ein wenig amüsiert und vor allem interessant inszeniert ist. Der Spielfilmdebütant Fernando Eimbcke klammert sich gar sehr an die Werke Jim Jarmuschs, doch der langsame Schnitt, die einfachen Einstellungen und die gefälligen Schwarzweiss-Kompoisitionen erzeugen eine ungemeine Ruhe und Vertrautheit, die der Geschichte gut tut.

Sie dreht sich um den 14-jährigen Flama (Daniel Miranda), der mit seinem Freund Moko (Diego Cataño) alleine daheim ist. Sie spielen Videogames, trinken Cola und bestellen eine Pizza. Die kommt 11 Sekunden zu spät, behaupten sie - und wollen nicht zahlen. Doch der Pizzaboy Ulises (Enrique Arreola) macht nicht mit und dringt in die Wohnung ein, wo er wartet, bis bezahlt wird. Derweil backt die 16-jährige Nachbarin Rita (Daniela Parea) in der Küche einen Kuchen und weckt das Interesse von Moko.

Überraschungen gibt es wenige, eine grössere erst am Schluss. Sie hebt den Film aus dem vorangegangenen Realismus in einen beinahe trance-ähnlichen Zustand. Stets bodenständig sind jedoch die Akteure, ein Quartett, das man einfach mögen muss. Sie halten das Interesse wach und sorgen für Sympathie. Der Schluss, der etwas gar wenige Handlungsstränge abschliessen will, wird deshalb ziemlich wehmütig und unterstreicht den Wert der Freundschaft. Ein wenig Homoerotik kommt genauso dazu wie Teenager-Küsse, aber alles ohne Schock-Aspekt, sondern unaufdringlich und liebevoll. Kein grosser Film, kein brillanter und sicherlich kein revolutionärer - aber ein lebensnahes und absolut charmantes Kleinod über Pubertät, Freundschaft, Sex und Drogen - das hört sich viel reisserischer an, als der Film wirklich ist. PS: Abspann anschauen nicht vergessen!

BBC (GB) 3/5
Slant Magazine (USA) 3/4
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(T)Raumschiff Surprise - Periode 1 D 2004
Sci-Fi-Komödie
Reviewed 22.7.04

Regie, Buch und Produktion: Michael "Bully" Herbig
Mit: Michael "Bully" Herbig, Christian Tramitz, Rick Kavanian, Til Schweiger, Anja Kling, Sky Dumont

Die Hälfte der Gags sind zum Ablachen, ein Viertel ist bloss noch blöd und ein weiterer Viertel fällt flach auf die Nase. Kein Schmunzeln, kein Ginsen, nix. Diese Quote von "(T)Raumschiff Surprise", dem ersten demokratisch gewählten Film überhaupt, ist nicht übel. Doch ich würde Bullys Kassenhit "Der Schuh des Manitu" etwas höher einstufen. Genauso die kurz zuvor gelaufene Komödie Der Wixxer. Mit letzterem hat "(T)raumschiff" gemeinsam, dass es eine Parodie ist. Eine auf Sci-Fi, Abenteuer und Western. Das Publikum der "Bullyparade" wollte es so. Und obwohl ich gerade zwei andere deutsche Komödien als "besser" eingestuft habe, so gebe ich allen dreien drei Sterne, denn auch das Tunten-Raumschiff ist ein unbestreitbarer Spass.

Der Plot? Die Marsianer attackieren die Erde. Die Regierung beschliesst, die depperte Besatzung der "Surprise" in die Vergangenheit zu schicken, um den ersten Kontakt mit den Marsianern zu verhindern. Schrotty (Rick Kavanian) bleibt aus Versehen zurück, dafür reisen mit Mr. Spuck (Bully) und Cpt. Kork (Christian Tramitz) zwei unerwartete Gäste: Königin Metapha (Anja Kling) und der toughe Taxifahrer Rock (Til Schweiger). Doch beim Transport durch Raum und Zeit geht so manches schief ...

Die ersten paar Minuten des Films sind eindrücklich. Man muss erst mal aus dem Staunen rauskommen, wie fantastisch die Effekte sind. "(T)Raumschiff" war doppelt so teuer wie "Manitu" - und das sieht man. Die FX sind auf Hollywood-Niveau und absolut top. Auch Bullys Inszenierung ist ambitionierter geworden, vielschichtiger, ausufernder. Doch das ist auch eines der Probleme des Films: Er ist zu ausufernd. Die vielen Geschichten ergeben kein befriedigendes Ganzes. "Manitu" war aus einem Guss, "(T)Raumschiff dagegen ist ein Best-of der Ideen. Manchal gute, manchmal schlechte. Zu den guten gehört ein Grossteil des Sci-Fi-Materials. "Star Wars" und "Star Trek" kommen unter die Räder und obwohl so mancher Gag bereits in "Spaceballs" verbraten wurde, hats viele gute, witzige Pointen. Die meisten natürlich von der tuntigen Art. Entweder man mags, oder man mags nicht.

Die Episode im Mittelater ist schwächer. Sky Dumont hat zwar einen delikaten Auftritt als William der Letzte und das Ritterduell ist geil inszeniert (Tils Rüstung ist zum Schreien), doch die Passage wirkt wie ein Füller. Gleiches gilt für die Western-Episode, die zu viele Gags aus "Manitu" übernimmt. Ja sogar Santa Maria (auch Sky Dumont) kehrt zurück mit der selben geilen Einführungsmusik. Das ruft Erinnerungen wach, doch Bully macht nix daraus. Besonders bei diesem Teil platzen vielen Pointen. Ein paar Gründe gibts jedoch, weshalb den ganzen Film hindurch vieles gut ist: Zum Beispiel Til Schweiger. Er ist kein Komiker, aber wie er sich aufs Korn nimmt ist komödiantisch toll. Die Wortgefechte zwischen Bully und Tramitz - immer ein Vergnügen. Eben die Effekte, aber auch der Soundtrack (inkl. "Imperial March"-Klon) und der Schnitt (inkl. Wipes im "Star Wars"-Stil). Die Songs von Stefan Raab - die sind skurril. Und Anja Kling: Sie ist toll.

Anders ist durch den ganzen Film dagegen schwach: Rick Kavanian. Er bekommt die schwächsten Pointen, sorry Rick. Und seine "Darth Vader"-Persiflage ist ein Langweiler gegenüber "Spaceballs" Dark Helmet. Selbst sein Ost-Dialekt ist nicht so witzig wie jener on Oli Dittrich in Der Wixxer. Der Imperator - sowas von verschenkt. Selbst sein "ich bin dein Vater", ein Satz, den ich als "Empire Strikes Back"-Fanatiker ja lieben muss, kommt nicht rüber. Aber auch die Story: Die ist schwach. Na ja, daran wird sich niemand gross stören. Und so sollte man halt den Gags folgen. Es gibt Dürreperioden, doch als Ganzes (ich hab gesagt 50% seien gut) gibts genug zu lachen. Für Schweizer besonders das Laser-Taschenmaser. Und nach dem Abspann gibts noch eine witzige kleine Überraschung. Also Entertainment pur. Infantil, aber funny. Bloss nicht ganz der Komödien-Überflieger, den ich erwartet hätte ...

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Cinema (D) 5/5
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Two Brothers F/UK 2004
Tier-Abenteuerfilm
Reviewed 21.7.04

Buch, Produktion und Regie: Jean-Jacques Annaud
Mit: Sangha, Kumal, Guy Pearce, Jean-Claude Dreyfus, Freddie Highmore, Oanh Nguyen, Philippe Leroy-Beaulieu, Moussa Maaskri, Vincent Scarito, Mai Anh Lë

Mit "Two Brothers" bringt Jean-Jacques Annaud zwei seiner filmischen Vorlieben zusammen: Tiere und Asien. Tiere gabs in "L'ours" (1988), Asien in "Seven Years in Tibet" (1997) und "L'amant" (1992). Am ehesten verwandt ist "Two Brothers" mit "L'ours". Die Geschichte dreht sich nämlich um zwei Tiger-Brüder (Sangha und Kumal), die getrennt werden und in Gefangenschaft geraten. Mehr gibts gar nicht zu sagen, denn der Plot ist simpel und letztendlich etwas konstruiert. "L'ours" lebte von einer Natürlichkeit, von einem dokumentarischen Feeling. "Two Brothers" ist dagegen eher eine Soap Opera - ein kitschiger Film in Disney-Tradition, der sich um Umwelt-, Tier- und Kulturschutz bemüht. All dies löblich. Doch auch etwas voraussehbar.

Die beste Performance kommt von den trainierten Tigern. Manchmal grenzenlos süss, dann sehr emotional - es scheint, als suche der schon immer spirituell angehauchte Annaud in ihre Augen nach Tiefgang. Und er wird hin und wieder fündig. Die menschlichen Akteure sind vor allem Comic Relief. Und Star Guy Pearce wirkt etwas gelangweilt und unterfordert. Aber er Film richtet sich ja auch an simple Gemüter, die aufschreien, wenn ein Tier gequält wird und sofort ein Beitrittgesuch für Greenpeace, WWF oder PETA unterschreiben. Dabei spielt der Film ja in den 40ern und spiegelt nicht die heutige Situation. Ich bin für Tierschutz wie jeder normale Mensch, doch "Two Brothers" ist eigentlich nicht das geeignete Vehikel für einen "Save the Tiger"-Kreuzzug. Er will vielmehr ein ansatzweise naturschützerisches Abenteuer sein - für die ganze Familie.

Die ganz Kleinen dürften indes etwas geschockt sein, da es düstere Szenen hat und mal wieder in bester "Bambi"-Manier ein Elternteil abgemurkst wird. "Two Brothers" würde ich dementsprechend ab etwa 8 Jahren mit elterlichem Beistand empfehlen. Ansonsten unbedenklich, süss, kitschig, kurzweilig, etwas holprig erzählt (vor allem gegen Schluss) und harmlos. Kein Film, den man enthusiastisch verteidigen mag, aber auch keiner, den man gross angreifen kann. Er ist, was er ist: Ein niedlicher Tierfilm, den man auch am TV nachholen kann ...

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Roger Ebert (USA) 2½/4
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Der Untergang D 2004
Drama
Reviewed 1.9.04

Regie: Oliver Hirschbiegel
Produktion und Buch: Bernd Eichinger
Mit: Bruno Ganz, Alexandra Maria Lara, Thomas Kretschmann, Ulrich Matthes, Corinna Harfouch, Heino Ferch, Ulrich Noethen, Juliane Köhler, Götz Otto, Christian Berkel, Justus von Dohnanyi, Fabian Busch, Matthias Habich, Michael Mendl, Traudl Junge, Mathias Gnädinger

Zu diesem Film werden ganze Leitartikel geschrieben werden, ausführliche Rezensionen. Ich versuche deshalb, mich kurz zu fassen. Das 13.5-Millionen-Euro-Werk von Oliver Hirschbiegel ("Das Experiment") ist aufwändig, aufrichtig und ambitioniert. Doch er scheitert an etlichen cineastischen Hürden und ist trotz des akzeptablen Gesamteindrucks eine mittlere Enttäuschung. Es scheint, als hätte sich der Jungregisseur bei diesem ausufernden Epos die Finger verbrannt. Hätte er den Plot auf ein Kammerstück um die letzten Tage Hitlers konzentriert, der Film wäre besser und kürzer. Hätte er einen Film über die letzten Tage des Krieges draussen auf den Strassen gedreht, der Film wäre besser - doch das Hin- und Her zwischen klaustrophobischem Hitler-Psychogramm und aufwändiger Kriegskulisse mit nicht enden wollenden Star-Aufmarsch macht die 150 Minuten Lauflänge zu einer Geduldsprobe. Zu viel soll in den Film. Zu wenig schaut dabei raus.

Eingeklammert ist "Der Untergang" von Zitaten der echten Traudl Junge (1920-2002). Sie sagt am Anfang, sie sei damals naiv gewesen - und sofort blendet der Film ein. Er stellt damit voraus, dass die Leute naiv waren, dass sie dem Führer folgten, dass sie zu Unmenschen wurden - ohne wirklich zu reflektieren, wieso. Genau dies schenkt sich Hirschbiegel und sucht nicht nach Erklärungen. Das ist weise, denn er würde sich wohl in dem Thema verzetteln - wie es die meisten tun würden. Dafür geht er nach einem Prolog direkt ans Ende. Nach 1945 in den Berliner Bunker Adolf Hitlers (Bruno Ganz). Die Russen kommen näher, die Offiziere versagen, Selbstmord wird für viele zur einzigen Option. Der Titel ist Programm und da sind wir bereits bei einer Schwäche: Rund ein Viertel der Dialoge ist vom Typ "XY, du musst Berlin verlassen" oder "Das ist das Ende". Dies wird mit der Zeit geradezu grotesk. Und im letzten Drittel erschiesst sich einer nach dem anderen. Dass Hitler am Filmende tot ist darf ich wohl vorausschicken, ohne zu spoilern - doch mit seinem Tod ist der Film nicht fertig. Danach tötet sich eine Person nach der anderen. Das kollektive Sterben wird zum Ritual. Nur einmal, als Frau Goebbels (brillant: Corinna Harfouch) in einer grauenhaft beklemmenden Szene all die Kinder mit Gift tötet, ziehen wirklich starke Emotionen auf. Ansonsten gibts gut zwei Dutzend Selbstmorde, die kaum mehr Schwere bekommen.

Das letzte Drittel ist das emotionalste und in gewissem Sinne das Beste - trotz seinen Schwächen. Das erste fand ich dagegen schlicht schlaff. Es holpert an allen Ecken und Enden, massgeblich beim Schnitt. Hirschbiegel behält sein Ensemble nicht unter Kontrolle, Leute kommen und gehen ohne grossen Sinn für die Story - das mag historisch stimmen, geht aber cineastisch nicht auf. In einer Sequenz attackiert Fegelein (Thomas Kretschmann) den Führer, ein Kollege gibt zurück, er als dekandenter Aufsteiger wolle nur seine Haut retten - da wirft Fegelein ein erbostes "hey!" in die Runde - und Schnitt. Wo ist das Argument, das mit der Sequenz eingeleitet wurde? Später attackiert ein Bub aus einem Bomben-Loch aus mit einer Panzerfaust einen sowjetischen Panzer und während er rennt ... Schnitt. Kein Abschuss, kein Ende. Etliche Szenen kamen mir vor wie ein Coitus interruptus. Wo ist die Essenz der Szene? Wo ihre Verbindung zur nächsten? Das Konzept wird nicht klar. Doch wie kann es auch dem Editor klar sein, wenn es den Machern nicht klar ist.

Was sollen sie nämlich erreichen mit dem Film? Ein Werk wider das Vergessen? Eine dokudramatische Aufarbeitung? Ein Psychogramm Hitlers? Fast alle diese Aspekte scheitern. Am geglücktesten ist die historische Aufarbeitung, denn die Dialoge spiegeln die Informationen, die Überlebende wie Frau Junge gesammelt haben. Historisch ist er also oft korrekt. Auch die Akteure sind gut und verkörpern ihre Rollen top - mit zwei wichtigen Ausnahmen: Ulrich Matthes macht seinen Goebbels ein wenig stark zur Karikatur und bleibt zu passiv. Und Bruno Ganz, der garantiert viel Lob ernten will, ist doch noch mehr Ganz als Hitler. Seine Äusserlichkeit, seine Sprache - alles sehr eindrücklich und bisweilen extrem eindringlich, doch mir kam er vor wie jemand, der das Geschichtsbuch vorliest, anstatt es zu interpretieren. Vielleicht ist es auch zu brutal für einen Schauspieler. Doch das Resultat ist: Der Mensch Hitler wird nicht durchleuchtet. Dass er überhaupt als Mensch erscheint, weinen und küssen darf, wird viele Leute schon mal auf die Barrikaden rufen - daran habe ich mich nicht gestört, schliesslich ist der Gedanke, dass ein Mensch und kein Monster solche Gräueltaten anrichten kann, viel erschreckender. Was mich enttäuschte, war der Mangel an Einsicht in die Figur. Motivation und Denken verkommen zu Randnotizen, Hitler schreit vielmehr seine Phrasen, die Leute gucken ihn zunehmend an wie einen Irren - und es gibt keine Essenz daraus. Wir beobachten nur. Das ist okay für einen Dokfilm, aber für einen Spielfilm erhoffte ich mir mehr. Mehr Neues, Bewegendes, Lehrendes, Fühlendes. Irgendwas! Ein Film wider das Vergessen ist "Der Untergang" nur bedingt geworden, da er das zeigt, was man eh schon weiss und es so auch nichts gibt, was man daraus bereits vergessen hat. Vielleicht ein paar Unverbesserliche werden sehen, dass dieser Kerl ja doch nichts Gutes für sein Volk wollte und Dinge sagte wie "es ist vollkommen egal, wenn das Volk mit mir untergeht". Doch ohne wirkliche Analyse hat der Film böse gesagt nur eine bescheidene Existenzberechtigung.

Das tönt alles etwas harsch, denn immerhin gebe ich drei Sterne und betone nochmals, er ist gut gespielt, niemals langweilig, gut gemeint und ausgesprochen aufwändig - aber es ist ein Koloss von Film, der sich nicht bewegt. Leute kommen und gehen, ganze Handlungsstränge sind unwichtig für den Plot (Kretschmanns Auftritt zum Beispiel), Überraschungen bleiben aus. Und so fragt man sich am Schluss, was der Film nun sollte. Was er wollte. Wer war Hitler? Man ist danach nicht schlauer. Wie kann man diesen Horror verhindern? Der Film zeigt es nicht auf - höchstens mit Abschreckung durch dokumentarisches Zeigen. Und durch Traudls Schlusswort, wonach es keine Entschuldigung für Naivität gibt. Das ist eine starke Aussage. Doch die gabs schon im Traudl-Dokfilm "Im toten Winkel: Hitlers Sekretärin". Dazu braucht es kein 150-Minuten-Bollwerk, um es nochmals aufzuwärmen. Es gibt Passagen, die bleiben im Kopf. Corinna Harfouchs Tötung der Kinder etwa und ihr Satz "die Welt, die nach dem Nationalsozialismus kommt, ist nicht wert, darin zu leben". Oder die Szene, in der der Verrat Adolf Speers Hitler eine Träne in die Augen treibt. Oder die abgesägten Glieder im Lazaret. Die Liste ist lang. Doch die guten Momente reichen letztendlich nicht aus, um ein "Meisterwerk"-Siegel auch nur in Griffweite zu bringen. Dazu sagt der Film einfach zu wenig aus.

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Vanity Fair GB/USA 2004
Kostüm-Liebes-Tragikomödie
Reviewed 23.12.04

Regie: Mira Nair
Mit: Reese Witherspoon, James Purefoy, Romola Garai, Jonathan Rhys-Meyers, Gabriel Byrne, Jim Broadbent, Bob Hoskins, Rhys Ifans, Eileen Atkins, Douglas Hodge, Meg Wynn Owen

Die indische Regisseurin Mira Nair mutet als seltsame Wahl an für die Adaption des britischen Romans "Vanity Fair" von William Makepeace Thackeray (1811-1863). Doch zum einen lebte Thackeray in Indien, Nair weiss, wie man Heiratsfilme dreht (Monsoon Wedding) und aus konservativen asiatischen Regionen stammende Filmemacher können sich oft in die starren Strukturen des Viktorianischen Englands (1839-1901) einfühlen. Siehe Ang Lee und "Sense and Sensibility". Dessen Autorin Jane Austen behandelte in etwa die selben Themen wie sie in "Vanity Fair" vorkommen, doch Thackerays 800-Seiten-Roman wird viel eher mit dem später erschienenen "Gone With th Wind" verglichen, da er epischer ist. Wie dem auch sei: Mira Nair ist eine gute Wahl.

Und ist der Film gut? Ja, jedenfalls am Anfang. Nair erzählt, wie Becky Sharp im Waisenhaus aufwächst und als junge Dame (Reese Witherspoon) sehr gut gebildet ist. Deshalb darf sie auch mit ihrer Freundin Amelia Sedley (Romola Garai) mitreisen, als diese für eine Woche zu ihren Eltern fährt. Die zwei Frauen wollen in dieser Zeit Becky mit dem Indien-Händler Joseph Sedley (Tony Maudsley), verkuppeln, Amelias Bruder. Das Vorhaben scheitert, da Amelias Verlobter George Osborne (Jonathan Rhys-Meyers) die Verbindung zu einer einfachen Gouvernante für nicht schicklich hält. Becky verlässt das Sedley-Anwesen und heuert als Gouvernante bei Sir Pitt Crawley (Bob Hoskins) an. Sie macht aus dessen brüchigem Schloss ein stattliches Haus und freundet sich mit seiner steinreichen Schwester Matilde (Eileen Atkins) an. Sie liebt Beckys aufmüpfige Art. Doch als sie ihren Sohn Captain Rawley Crawley (James Purefoy) heiratet, ist es mit der Sympathie vorbei. Rawley wird enterbt. Becky versucht dennoch weiter die soziale Leiter hochzukommen, was sie unter anderem zu Lord Steyne (Gabriel Byrne) führt - und an die Front im Krieg gegen Napoleon.

Doch eigentlich gehts primär um Beckys sozialen Aufstieg, das ist das zentrale Element, das nach dem Zusammenkürzen des Buches hervorstechen muss. Im Roman ist sie bösartiger und ihr Aufstiegswille deftiger. Auch im Film heisst es "I had thought her a mere social climber. I see now she's a mountaineer" - doch nicht zuletzt wegen Reeses sympathischer Darstellung ist Becky netter. Die Kritik am sozialen Gefüge in England umschifft Nair keineswegs, geht damit aber spielerisch um und spickt sie mit allerlei Anekdoten. In der ersten Filmhälfte wird zwischen den Schichten geflirtet, wird gestritten und intrigiert. Eine Stunde lang ist das Tempo famos und sind die Dialoge noch besser. "Revenge may be wicked, but it's perfectly natural" O ja.

Erst in der zweiten Filmhälfte schleichen sich Längen ein, was die 138 Minuten Laufzeit etwas anstrengend macht. Der Plot wird episodischer, die Dialoge weniger frech und das Interesse sinkt. Nair behält den Film aber immer auf Kurs, meist mit delikaten Sets und Kostümen, wenns sein muss auch mit Dreck und Abfall, um die weniger hübschen Strassenzüge zu zeigen. Das Auge wird fürs Durchhalten sicherlich belohnt. Auch ein paar tolle Schauspieler stören natürlich nicht. Reese ist okay, James Purefoy als ihr Gatte auch. Bend It Like Beckham-Boy Jonathan Rhys-Meyers ist gut, Gabriel Byrne liess mich kalt. Jim Broadbent kann sein Talent nicht voll ausspielen, Bob Hoskins dagegen brilliert. Rhys Ifans überrascht in einer ganz seriösen Rolle und Eileen Atkins klaut jede Szene, in der sie drin ist.

Etwas fragwürdig ist Nairs Idee, die britischen Kolonien in den Plot einzubinden - und dies immer wieder. Indien spielt eine zentrale Rolle. Dadurch kommen auch immer wieder Sitar-Klänge ins Spiel und man hat irgendwann durchschaut, dass die Regisseurin wohl nur ihre Heimat huldigen will. Die unpassendste Sequenz, ein heisser "Sklaventanz" mit Reese, der angeblich im Buch nicht vorkommt, ist dagegen arabisch inspiriert und choreografiert von Bollywood-Regisseurin Farah Khan (Main Hoon Na). Aber auch das will nicht richtig funktionieren. Erst das Finale in Indien passt dann wieder. Weniger davon wäre wohl mehr gewesen. Alles in allem macht Mira Nair aber einen guten Job. Sie inszeniert stilsicher, ihre Akteure sind beeindruckend, die Ausstattung ebenso. Könnte der ganze Streifen die Qualität der ersten Hälfte aufrecht erhalten, es wäre ein wirklich toller Film. So ist er "nur" gut.

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Roger Ebert (USA) 4/4
James Berardinelli (USA) 3/4
Slant Magazine (USA) 2/4
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Walking Tall USA 2004
Actionthriller
Reviewed 13.8.04

Regie: Kevin Bray
Mit: The Rock, Neal McDonough, Johnny Knoxville, Ashley Scott, John Beasley, Barbara Tarbuck, Kristen Wilson, Khleo Thomas, Michael Bowen

"Walking Tall" war 1973 ein düsterer Thriller, in dem Joe Don Baker mit grossem persönlichen Verlust gegen Korruption und Gangster in seiner Heimatstadt in Tennessee kämpfte. Der Film wurde als rechter Actionreisser abgetan, doch sein sozialkritischer Aspekt war nicht zu übersehen. Für viele Fans ist er ein Kultfilm und ein aggressiver Sozialthriller im Stile des später entstandenen "First Blood" ("Rambo I"). Genau bei diesem Film bedient sich nun das Remake von "Walking Tall". Das Setting wurde in den Bundesstaat Washington verlegt und erinnert stark an "First Blood". Der Plot vom Mann, der gegen das Unrecht kämpft, wurde beibehalten. Damit kommen 70's-Inhalt, 80's-Setting und 90's-Filmstil zu einem Actionthriller fürs neue Jahrtausend zusammen. Mit nicht sonderlich befriedigendem Resultat.

Die Hauptrolle übernimmt Wrestlingstar "The Rock". War Joe Don Baker im Original eine gebrochene Figur, die sich selbst beweisen musste, dass sie noch ein Mann ist, ist The Rocks Chris Vaugh von Anfang an ein richtiger Mann: Ein Sargeant mit Muckis und Gerechtigkeitsempfinden. Im Original hiess der Kerl noch Buford Pusser, so wie auch das real existierende Vorbild hiess. Eine Namensänderung macht Sinn, nicht weil "Buford Pusser" einfach ein schlechter Heldenname ist, sondern weil The Rocks Charakter hat mit Pusser wenig zu tun. Er kommt auch, ganz modern, aus einer Multikultifamilie mit schwarzem Papa und weisser Mama. Das ist gut gemeint, aber wenn man einen Film machen will, bei dem ein urchiger Kerl für die traditionellen Werte seiner Heimatstadt kämpft, ist etwas albern, einen Star zu haben, der aussieht wie der Inbegriff eines urbanen Mannes des 21. Jahrhunderts.

Wie dem auch sei: Sgt. Vaughn kommt in seine Heimatstadt, entdeckt, dass das Sägewerk, in dem sein Paps gearbeitet hat, vom geldgierigen Jay Hamilton Jr. (Neal McDonough) geschlossen wurde. Dafür leitet er nun ein Casino. Bei seinem ersten Besuch in dem Sündentempel, erkennt Chris, dass beschissen wird. Er prügelt sich und startet einen Kreuzzug gegen Hamilton, denn im Casino werden auch noch Drogen vertrieben. All dies im Namen der Gerechtigkeit, denn der Titel "Walking Tall" heisst, "mit erhobenem Haupt dahinschreiten". Und so übt sich Chris in reaktionärer Gewalt. Eine Gerichtsverhandlung verkommt zur unfreiwillig komischen Farce, bei der Vaughn die Jury und die Wähler überzeugt, dass er der bessere Sheriff sei. Und "Jackass" Johnny Knoxville darf sein Partner werden. Ob in Polizeiuniform oder in zivil, die Message bleibt hinterwäldlerisch. Ab besten wird das dadurch illustriert, dass die beiden Cops ein Pornogeschäft, das in der Gemeinde aufgegangen ist, als Indiz für den Verfall des Orts anschauen. Sex? Igitt, sowas teuflisches!

Drogen, Sex und Glücksspiel - das sind die Feindbilder. The Rock darf zwar mit der heissen Ashley Scott auch Sex haben, doch da blendet der PG-13-Film schnell aus. Er darf auch Alkohol trinken, aber das ist schliesslich legal. Ja, so einfach ist die Holzfäller-Welt in "Walking Tall". Ein Mann soll Familie haben, Holz fällen und mit seinen Buddies Football spielen. Allein von diesem Inhalt ausgehend ist "Walking Tall" eine Riesengurke von Film. Aber ich mag The Rock. Er hat ein enormes natürliches Charisma und man guckt ihm gerne zu. Dann ist der Film auch angenehm kurz - ohne Endcredits gerade Mal 75 Minuten. Und die Action ist angenehm altmodisch. Faustkämpfe und Schussgefechte - doch am coolsten sind die Attacken, die Chris (wie Pusser im Original) mit einem Holzpfahl ausführt. Das hat auch ein mythisches Element, schliesslich will Vaughn ja die Holzfäller-Ideologie im Film wieder aufleben lassen. Und so ist es symptomatisch, wenn das letzte Bild das wieder eröffnete Sägewerk zeigt und die Widmung "für Sheriff Buford Pusser". So heimelig, so sittsam, so amerikanisch. Es soll bloss niemand über den Namen Pusser lachen ...

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Roger Ebert (USA) 2/4
James Berardinelli (USA) 1½/4
BBC (GB) 3/5
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Wild Things 2 USA 2004
Thriller
Reviewed 23.3.04

Regie: Jack Perez
Mit: Susan Ward, Leila Arcieri, Isaiah Washinton, Linden Ashby, Joe Michael Burke, Katie Stuart

Der erste "Wild Things" (* * * *) war zwar kein Meisterwerk, aber ein extrem knisternder Thriller in schwülem Klima mit mehr Twists, als der Logik gut tut. Doch von einem solchen Cast kriegt man gerne einen Mindfuck: Denise Richards, Neve Campbell, Matt Dillon, Kevin Bacon, Bill Murray. Von den dreien ist beim unnötigen Sequel leider keiner mehr dabei. Nicht verwunderlich, schliesslich wurde es auch direkt für den Videomarkt gedreht. Die Hauptrolle übernahm nun "In Crowd"-Girl Susan Ward. Sie spielt High-Society-Tussi Brittney, deren Stiefvater bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommt. Doch sie erbt nichts. Vielmehr wird eine leibliche Tochter gefunden: Brittanys Schulfeindin Maya King (Leila Arcieri). Sie weist die richtige DNA auf und kriegt 70 Millionen Dollar.

Dass dies nur der Anfang zu einem Intrigenspiel ist, weiss jeder, der den ersten Teil gesehen hat. Das Problem dabei: man weiss, dass jeder falsch spielt. Der Pfeffer in der Handlung ist weg, da jeder Twist sich ankündigt. Das Original war voller Überraschungen, das Sequel strotzt dagegen von Aha-Effekten. Regisseur Jack Perez gibt sich zwar Mühe, doch er hat nicht John McNaughtons Talent. Die schwüle, knisternde Atmosphäre mit leichtem Sleaze-Touch ist weg, dafür kommt gelackte Videoclip-Ästhetik zum Zug. Bestes Beispiel ist ein knackiges Volleyballturnier, das die schönen Mädels vorwiegend von unten und in Zeitlupe abbildet. Passt zu "Wild Things", ist aber nicht halb so voyeuristisch gedreht. Überhaupt hat man das Gefühl, in dem Film wimmle es von schönen und noch schöneren Menschen - und dennoch macht Perez nichts daraus. Bis auf eine einzige Szene. Im Original war der flotte Dreier von Denise, Matt und Neve ein Highlight, in "Wild Things 2" sieht es nicht viel anders aus: Susan, Leila und Joe Michael Burke tauschen Zungenküsse aus, bis der Fernseher Feuer fängt. Die Szene ist im Vergleich zum Rest so sexy, dass sie einfach herausragt. Sie kommt noch immer kaum an eine Sequenz im Original heran und existiert nur, um beim besseren ersten Teil abzugucken und etwas T & A zu bieten - doch na ja, da der Film wild im Titel hat, schaut man dabei gerne zu.

Das macht das Gesamtbild jedoch nur bedingt besser. Am Schluss denkt man sich, das wars nun mit den Twists, dann kommt der Abspann, der wie das Original noch ein paar Twists mehr verrät. Doch das Ganze wirkt lustlos angehängt, schliesslich hat der Plot bereits ein paar Wendungen zuviel genommen. "Wild Things 2" ist kein ganz übler Film, aber verblasst im Vergleich zu Teil eins. Typisches Videofutter eben ...

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Win a Date With Tad Hamilton! USA 2004
Komödie
Reviewed 29.7.04

Regie: Robert Luketic
Mit: Kate Bosworth, Topher Grace, Josh Duhamel, Nathan Lane, Sean Hayes, Gary Cole, Ginnifer Goodwin, Stephen Tobolowsky, Paris Hilton (scenes cut)

Wer träumt schon nicht davon, einmal einen richtigen Star zu treffen - vielleicht sogar den Lieblingsstar. Das hübsche Teenieidol mit dem geilen Sixpack, die Traumfrau mit der Traumfigur. Und wer würde in diesem Fall nicht komplett weiche Knie kriegen? Auf dieser Ausgangslage baut "Win a Date With Tad Hamilton!" auf. Darin spielt Blue Crush-Girl Kate Boswirth die Supermarkt-Kassiererin Rosalee aus West Virginia, die vom Hollywood-Jungstar Tad Hamilton (Josh Duhamel) träumt. Tatsächlich gewinnt sie eines Tages bei einem Onlinespiel ein Date mit ihm! Sie fliegt nach L.A., trifft sich mit ihm und macht einen solch guten Eindruck auf den Gigolo, dass er nach West Virginia fliegt und seinerseits Rosalee zu einem Date einlädt. Die ganze Stadt ist entzückt. Bloss einer nicht: Pete (Topher Grace, "Traffic"), seit 22 Jahren Rosalees bester Freund und heimlich in sie verliebt. Tad hat Muskeln, Moneten und Movies zu bieten - da kann Pete nicht mithalten.

Es ist nicht primär diese altbekannte Dreiecksgeschichte die den Reiz von "Win a Date...!" ausmacht, sondern die "was wäre wenn"-Idee. Die erste Hälfte des Films von Robert Luketic ("Legally Blonde") ist denn auch die Gelungenere. Kate Bosworth darf mit ihrem Lächeln entzücken, Topher Grace amüsiert mit seinem Kumpelcharme und Josh Duhamel kann das Publikum mit etlichen Vorzügen davon überzeugen, dass er tatsächlich als Superstar durchgeht, bei dem man dahinschmilzt, falls man ein Date mit ihm kriegt. Doch oh je, danach wird alles etwas braver. Der Womanizer verliebt sich - in den Deleted Scenes des Films weist er sogar jederman(n)s liebste Medien-Schlampe Paris Hilton ab! Und wofür? Für ein unschuldiges Landmädchen, dass doch einen Rückzieher macht, sobald Tad sie beim ersten Date befummeln will. Okay, ich bin ein Kerl und vielleicht denk ich in den falschen Parametern ... aber es ist doch etwas unglaubwürdig, dass man die Person, die für feuchte Träume sorgt, derart abweist. Liegt aber eben in der Natur des Films: Ein PG-13-Filmchen, das sein Publikum (brave Mädchen) eben nicht vor den Kopf stossen will. Dann gäbs ja auch keinen Film, also denke ich mal, Rosalee macht das schon richtig.

Und so mündet der Film da, wo man es erwartet. Dazwischen gibts ein paar wirklich witzige Gags, etwa die, in der Pete Tad zeigen will, wie man ein richtiger Bauer ist. Das Melken hat Tad jedoch bei einem Remake von "The Grapes of Wrath" gelernt. Und beim Holzhacken ist er mit seinem Adoniskörper auch ein paar Punkte vor Spargelphilip Pete. All das ist sympathisch, weil es Pete als unser Ebenbild aufbaut. Die wenigsten von uns sind Tad, die meisten sind Pete. Und so lacht man mit einem weinenden Auge. In diesem Belang ist der Film nicht nur ein Chick Flick, sondern bietet auch was für uns Jungs eine Identifikationsmöglichkeit. Bloss verpackt in viel Kitsch und Teenie-Girlie-Freuden. Das dürfte wohl so manches XY-Chromosom eher abschrecken. Fazit? Anschauen. Jedenfalls wer weiblich und zwischen 12 und 16 ist. Mir hats gefallen ... und dabei gehöre ich nicht einmal in die eigentliche Zielgruppe.

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Roger Ebert (USA) 3/4
James Berardinelli (USA) 2/4
BBC (GB) 3/5
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Der Wixxer D 2004
Komödie
Reviewed 10.5.04

Regie: Tobi Baumann
Buch: Oliver Kalkofe, Bastian Patewka, Oliver Welke
Mit: Oliver Kalkofe, Bastian Patewka, Olli Dittrich, Thomas Fritsch, Anke Engelke, Tanja Wenzel, Lars Rudolph, Christoph Maria Herbst, Wolfgang Völz, Oliver Welke

Ich bin jetzt noch erstaunt, wie gut ich diesen Film fand. Die Ausgangslage einer Edgar-Wallace-Parodie war ja vielversprechend, dennoch hatte ich Angst, das Ganze ginge gehörig in die Hosen. Und die ersten paar Minuten mit Anke Engelke und Olli Dittrich trafen dann auch tatsächlich den Ton nicht so richtig. Doch mit dem Vorspann wurde alles besser. Geiler Sound, witzige Zeitungsausschnitte, fetziges Retro-Design. Und der Rest des Films war etwa ähnlich. Denn danach kommt der "Held" ins Spiel: der abgefuckte Chief Inspector Even Longer (köstlich: Oliver Kalkofe). Der hat seinen Partner Rather Short (Thomas Heinze) verloren und bekommt nun von seinem Boss Sir John (Wolfgang Völz) einen neuen Partner zugeteilt: den pinneligen Very Long (Bastian Patewka). Das ungleiche Scotland-Yard-Duo muss den Mord am bekannten Bösewicht "der Mönch mit der Peitsche" aufklären. Einziger Zeuge ist der schusselige Ossi Dieter Dubinsky (Olii Dittrich), dessen Frau Doris (Anke Engelke) zeitgleich entführt wurde. Longer weiss bald, wer den Mönch getötet hat: der Wixxer! Doch wer steckt hinter der diabolischen Maske dieses Superverbrechers? Etwa der adelige Mopszüchter Earl of Cockwood (Thomas Fritsch), der mit seinem Butler Hatler (Christoph M. Herbst) und der schönen Miss Pennymarket (Tanja Wenzel) im Schloss Blackwhite Castle residiert? Long und Longer ermitteln ...

Dass das Schloss Blackwhite das letzte Schloss in Schwarzweiss ist, bietet Anlass für hübsche Farbwechsel - der Film ist etwa zu 1/3 in stilvollem Schwarzweiss. Und auch sonst ist einiges stilvoll. Von der Ansprache "hier spricht Edgar Wallace' Nachbar" bis zum Zitieren von Wallace-Bösewichtern (witzig: der Frosch mit der Maske) bis Wallace-Titel machen Regisseur Tobi Baumann und seine Autoren die ganze Wallace-Sache einfach gut. Und der Film wird immer besser. Vorausgesetzt man mag Humor à la Zucker-Abrahams-Zucker oder Mel Brooks, bei denen einige Pointen abgeschaut sind. So sagt Longer etwa mal "Mensch so kann ich nicht arbeiten" als im Hintergrund die Musik anschwillt - die Kamera schwenkt zur Seite und zeigt eine Blaskapelle, die für die Musik verantwortlich war. Auch schwarzen Humor gibts zu Genüge. Leider auch solchen unter der Gürtellinie (Furzgags, Mops-Gags) und ziemlich derbe - namentlich alles, was die Möpse und Hatler betrifft, eine Hitler-Imitation mit Schnurrbart und Hitler-Stimme. Seine Dialoge sind sehr böse, doch wenn man sich auf diesen Humor einlässt, hat man über 80 Minuten Spass. Die Crew hatte jedenfalls sichtliches Vergnügen an dem Ulk, das merkt man. Und ich ... ich sass im Sessel, habe geschmunzelt und gelacht - und mich eben gewundert, das ich den Film so gut fand. Tja, manchmal wird man gerne positiv überrascht.

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