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Folgende Snapshots aus dem Film Dilwale Dulhania Le Jayenge zeigen euch Plot und Aufbau des Films. Anhand der Bilder erkläre ich auch gleich ein paar Bollywood-Konventionen. Achtung: Auch das Ende wird verraten, deshalb sollten die, die den Film noch nicht gesehen haben, nur bis zur Mitte lesen :) (c) Bilder Yashraj Films

Dass der Filmtitel gleich am Anfang erscheint, ist ungewöhnlich, aber Aditya Chopra wählte diesen Weg. Danach folgt Amrish Puris Monolog. Während er die Tauben füttert, schwärmt er von London und träumt gleichzeitig vom Punjab. Das ergibt bereits ein Leitthema, das sich durch viele erfolgreiche Bollywood-Filme zieht: Heimweh der NRI (im Ausland lebende Inder) - bzw. der Kontrast zwischen West und Ost. Während dem Traum von Punjab läuft das erste Lied: "Ghar Aaja Pardesi".

 

Während dem Song laufen die Credits ab. In Indien ist der Vorspann meistens sehr lange. Manchmal wird er erst nach einem langen Prolog gestartet und listet dann jeden vom Financier bis zum Dialogschreiber auf. Dafür ist der Abspann dann sehr kurz. Normalerweise enden die Credits wie hier mit dem Regisseur (meistens in etwas grösserer Schrift), in seltenen Fällen kommt der Produzent zuletzt. In DDLJ wird nach den Credits die Heldin eingeführt: Simran (Kajol). Auch dies mit typischen Bollywood-Mitteln: Das zweite Bild zeigt den Wind - der wird immer eingesetzt, wenns emotional wird. Oder wie hier, um die Heldin bruchstückhaft einzuführen. Das ist in Hindi-Filmen sehr beliebt. Erst die Haare, dann die Augen, gefolgt vom ganzen Körper.

 

Die Heldin wird auch sofort charakterisiert: Verträumt, jugendlich (18) und der Mutter (Farida Jalal) ergeben. Das Ziel ist danach auch klar: Den Traummann finden. Und der wird praktischerweise gleich eingeführt: Shahrukh Khan als Raj. Auch er erst nicht erkenntbar, danach mit einem passenden Heldenschrei beim Rugby.

 

Damit wird Zeit für den zweiten Song: "Mere Khwabon Mein", der Kajol als begehrenswerte und verliebte Frau zeigen muss. Eine der mysteriöseren Einstellungen zeigt Shahrukh, wie er in der Schweiz einem Flugzeug nachrennt. Damit wird die Schweiz bereits per Traum eingeführt und klargemacht, dass a) Shahrukh etwas durchgeknallt ist und b) Kajol von einem kleinen Draufgänger träumt. Sie neckt den noch imaginären Helden gansuo wie die Zuschauer. Das wird auch durch letztes Bild deutlich: Die obligate Regen-Tanz-Szene. Kajol trägt zwar keinen Sari, aber es handelt sich klar um eine Sequenz der "wet sari"-Kategorie.

 

Die folgenden Minuten sind ganz Shahrukh gewidmet. Er wird als reicher Kerl eingeführt, der an seiner Eliteschule durchrasselt - aber vom Vater (Anupam Kher) dennoch geliebt wird. Wie in Yashraj-Produktionen so üblich fahren die Helden die geilsten Autos. Das letzte Bild zeigt das erste Treffen des Paares - jedoch nur flüchtig und ohne voneinander Kenntniss zu nehmen. Damit wird das schicksalshafte ja fatalistische Element angesprochen, das aus einem Bollywood-Film kaum wegzudenken ist.


 

Das böse Schicksal schlägt gleich nochmals zu: Raj will an Bier kommen und legt sich mit dem Ladenbesitzer an - Simrans Vater (Amrish Puri). Ein Streit, der natürlich später im Film Folgen hat. Simran wird als Gegenteil von Raj gezeigt, betend. Später gibt es eine Szene, in der Kajol in einer christlichen Kirche betet. Viele Bollywood-Filme zelebrieren Religion mannigfaltig, um alle Zuschauer anzusprechen. Simran ist gläubig, das ist wichtig. Wo sie betet ist dagegen egal. Ihr Papa hat ihr eine einmonatige Europa-Reise erlaubt, weil sie so fromm und nett ist. Und so kanns losgehen. Sie eilt auf den Zug. Raj hilft der fremden Dame in London in den Zug ...

 

... und schwupps sind wir in einem Zug der Schweizerischen Bundesbahnen. Im Gepäckabteil kommt es zum ersten richtigen Treffen - und sofort zum Streit. Später im Abteil prahlt Shahrukh. Man beachte die Person in der Mitte: Shahrukhs Freund wird gespielt von niemand anderem als dem späteren Hit-Regisseur Karan Johar, Macher von Knüllern wie "Kabhi Khushi Kabhie Gham" ("Sometimes Happy, Sometimes Sad"), "Kuch Kuch Hota Hai" und "Kal Ho Naa Ho" (als Producer). Aber weiter mit der Story. Während Shahrukh über seiner "Eroberung" prahlt ...


 

... macht Kajol ihn nebendran fertig. Doch eben: Was sich liebt, das neckt sich. Und sie necken sich in Paris weiter. Na ja, die billige Kulisse soll Paris suggerieren, aber macht das nicht sonderlich überzeugend. Vielleicht ists auch nur ein französisches Restaurant in der Schweiz. Wichtig ist, da es eine Europareise sein soll, kann man ja nicht nur die Schweiz bereisen. In "Paris" zeigt Shahrukh seiner Herzdame, dass er eben mehr drauf hat, als flirten - nämlich singen und tanzen. Mit dem coolen Song "Ruk Ja o Dil Deewane".

 

Der hats drauf, der Raj. Doch zum Schluss lässt er seine Partnerin fallen. Dafür entschuldigt er sich - natürlich nur zum Spass. Ein weiteres Mal wird unterstrichen, dass man diesem Mann nichts glauben darf. Doch die beiden letzten Bilder zeigen noch mehr: 1) dass man mit jedem Gesicht berühmt werden kann (Karan Johar, 2. Bild links) und 2) es gibt immer Passanten, die in die Kamera schauen. Bollywood-Filmemacher haben nie das Geld, Strassen abzusperen oder teure Statisten zu kaufen. Deshalb gibts immer Leute, die das Treiben beobachten. Besonders gute Starrer sind die Leute in Luzern, die jedesmal ausser sich zu sein scheinen, wenn diese fremden Leute da auf dem Gehsteig tanzen :)

 

Ein typisch Schweizerischer Kiosk. Na ja, fast. Shahrukh hat nun den charakteristischen Hut aufgetrieben und Kajol wird gleich die Kuhglocke kaufen - beides Symbole, die im Laufe des Films auftauchen. Wegen dem bösen Shahrukh verpasst Kajol in Zweisimmen den Zug nach Zürich (resp. Gstaad, wos als nächstes hingeht). Damit hat sie genug: Sie trennt sich von ihm.

 

 Doch Kajol, auch in der Schweiz ist Autostoppen an der Autobahn nicht erlaubt. Die Polizei ist denn auch gleich zur Stelle. Bevor sie Kajol abführen können, hält der rettende Shahrukh an der Strasse und umarmt Kajol so heftig, dass selbst die Polizisten (wohl ungewollt) lachen müssen. Er "rettet" sie aus den Armen der freundlichen Gesetzeshüter und kutschiert sie weiter.

 

 Kajol ist verständlicherweise gedehmütigt, doch was bleibt ihr anderes übrig, als bei Shahrukh zu bleiben. Als es Nacht wird, wollen die beiden ein Zimmer mieten, doch in der Pension ist nur ein Einzelbett frei. Das geht nicht, Inder leben schliesslich vor der Heirat keusch - also gehts ab in die Scheune. Dort wärmt sich Shahrukh mit Alkohol auf, weil es so kalt ist - medizinisch der sichere Weg zum Erfrierungstod, aber im Film funktionierts. Und als Kajol kalt hat, genehmigt auch sie sich einen Schluck. Plötzlich springt sie aus dem Heu und singt "Zara Sa Jhoom Loon Mein". Ja, sie ist besoffen. Und wenn man in indischen Filmen Alkohol trinkt, stirbt man entweder ("Devdas") oder man dreht komplett durch. So wie hier. Kajol rennt durch Gstaad ...

 

... und krabbelt sichtlich amüsierten Gästen über den Tresen. Danach gehts zu einer Pflichtszene: Tanz im Schnee. Solche Bilder wurden regelrecht zum Klischee. Wieso tummeln sich die Bollywood-Stars eigentlich immer derart in den Alpen? Zum einen erinnern die Berge an Kaschmir, wo es oft zu riskant ist, zu drehen. Zum anderen repräsentiert die Schweiz ein friedliches und vor allem reiches Idyll. Die Stadt sorgt für Luxus, die Alpen für die Natur. In DDLJ ist die Alpen-Szene etwas speziell, da Kajol ja besoffen ist. Deshalb darf sie auch anzügliche Texte singen. Songtexte sind oft doppeldeutig, doch wenn eine Dame betrunken ist, darf sie wirklich sagen, was sie denkt. Ein richtiger Bollywood-Held wie Shahrukh lässt seine Hormone aber nicht mit ihm durchgehen und reagiert "erstaunt".

 

Sie rollt den Schnee hinunter und will Shahrukh küssen - doch das geht natürlich nicht. Küsse auf den Mund gibts im Bollywood-Kino zwar, doch meist nur in kleineren Produktionen. Ausnahmen wie "Raja Hindustani" mit Aamir Khan sorgen dann jeweils für Riesenwirbel. Doch DDLJ ist züchtig. Dennoch ist man am morgen danach unsicher, was passiert ist. Kajol ist jedenfalls geschockt, als sie im Bett aufwacht. Hat er? Hat er nicht?

 

Shahrukh neckt Kajol natürlich und für eine zeitlang glaubt man tatsächlich, er habe mit ihr geschlafen. Doch es kommt schnell die Erlösung. Er hat nur Lippenstift auf seine Brust gemalt. Er würde sie nie ausnutzen - denn er ist Hindustani, ein echter Inder. Die Szene ist eine Schlüsselszene im Film ...

 

... denn sie zeigt Kajol, dass Shahrukh kein schlechter Kerl ist. Nun kann die Liebe aufblühen. Wir sehen Kajol in der Kirche - wie oben angetönt ist sie gläubig. In welchem Gotteshaus sie betet, ist egal, diesmal ist es ein christliches. Und wofür betet sie? Wohl die Liebe zu Shahrukh - doch der spasst noch immer herum. Mit grossen Shahrukh-Augen beichtet er ihr seine Liebe.

 

Doch es war natürlich nur ein Scherz. Aber auch er weiss inzwischen, dass etwas im Busch ist und vor der Weiterfahrt meint er zu sich, wenn sie sich umkehrt, liebt sie ihn. Bevor sie in den Zug steigt, dreht sie sich tatsächlich um. Es ist vollbracht, es hat gefunkt.

 

Zurück in London wird nochmals das Kuhglocken-Symbol in Erinnerung gerufen. Und da sich die beiden ja nun verliebt haben, ist es Zeit für einen Liebessong. Im wunderbaren "Ho Gaya Hai Tujhko To Pyar" gehts nochmals in Gedanken zurück in die Schweiz, wo der eine jeweils dem anderen begegnet und sich sagen lassen muss "hey, Junge, du bist verliebt". Dieses Spiel wird hin- und hergetrieben. Auch auf einem Doppelstock-Bus in London.

 

Damit ist es Zeit geworden, das Drama für die zweite Hälfte aufzugleisen. Amrish Puri hört, dass sich seine Tochter auf der Reise verliebt hat und fühlt sich verraten, hat er doch seine Tochter nur gehen lassen, falls sie sich benehme. "Verlieben" gehört definitiv nicht in die Kategorie "benehmen". Und so fasst er eine radikale Entscheidung: Sie gehen nach Punjab, wo Kajol verheiratet werden soll! Derweil merkt Shahrukh, dass Kajol die Frau fürs Leben ist und will um ihre Hand bitten - doch sie ist weg. In letzter Sekunde sieht er die Glocke. Das Zeichen, dass er ihr nachreisen muss ... Pause. Indische Filme haben wegen ihrer Überlänge immer "Intermissions", wie es früher auch bei Hollywood-Epen wie "Gone With the Wind" üblich war.

 

Die zweite Hälfte spielt komplett in Punjab. Wir lernen die neuen Protagonisten kennen, darunter Amrish Puris Familie - und den "Feind", Kajols Verlobten, der schon beim ersten Sichtkontakt als Fiesling identifiziert wird. Fieslinge sind im Bollywood-Kino meist sexuell fordernder als die Helden, zudem oft dunkelhäutiger oder ungepflegter. Dass der Verlobte ein falscher Kerl ist, ist sofort klar: Seine Familie will nur an Amrish Puris Geld ...

 

Und um den Ganzen mehr Dramatik zu verleihen, soll die Heirat bald steigen. Doch Hilfe naht: Auf dem Feld steht eine Kuh mit Kajols Glocke. Wind zieht auf. Wind, Blitz und Regen haben immer prophetische oder unterstreichende Funktion. Selbst in Innenräumen kann es winden, wenn die Dramatik einer Szene unterstrichen werden soll. Und der Wind hat recht: Da steht er - Shahrukh und säuselt Teile des wunderbaren Titelstücks "Tujhe Dekha To".

 

Und iniziiert vom bekanntesten Bild des Films kann der Song denn auch starten. Er bringt uns u.a. auch nochmals in die Schweiz zurück - ein letztes Mal. Danach muss Shahrukh zur Tat schreiten. Die Braut will gerettet sein. Erster Schritt seines Plans: Sich mit der Familie anfreunden. Der Verlobte ist einfach. Shahrukh gibt sich einfach als Millionär aus und schwupps sind sie Freunde ...

Bilder sind Snapshots aus meiner DVD, (c) www.yashrajfilms.com


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