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Drama
Japan 2000
Alternativer Titel
Yurika

Regie Shinji Aoyama
Drehbuch Shinji Aoyama
Darsteller Koji Yakusho, Aoi Miyazaki, Masaru Miyazaki, Yoichiro Saito, Sayuri Kokusho

Länge 208 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 12

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 11.1.09
©  Bilder Arthaus, Screenshots molodezhnaja


STORY
Kozue (Aoi Miyazaki) und ihr Bruder Naoki (Masaru Miyazaki) fahren mit dem Bus zur Schule. Unterwegs steigt ein Mann zu, der an Bord ein Massaker verübt. Nur die beiden Schüler und der Busfahrer Makoto Sawai (Koji Yakusho) überleben. Der Amokläufer selbst wird von der Polizei vor den Augen der Kinder niedergestreckt. Zwei Jahre später sind Kozue und Naoki noch immer traumatisiert. Ihre Mutter hat sie verlassen, der Vater ist tödlich verunfallt. Nur Cousin Akihiko (Yoichiro Saito) wohnt bei ihnen. Da kreuzt Busfahrer Makoto wieder auf. Auch er ist von dem Ereignis gezeichnet und wird zu allem Übel noch als Täter in einer Mordserie verdächtigt. Er nimmt sich der beiden Kinder an und hofft, sie aus ihrem seelischen Tief zu holen.

 

REVIEW
“Eureka“ ist ein Film über das Weitermachen: Wie Menschen nach einem traumatischen Erlebnis wieder Fuss fassen können, wie sie lernen müssen, neu zu vertrauen. Das Thema ist universell, auch wenn Regisseur Shinji Aoyama (Eli, Eli, Lema, Sabachthani?) die Inspiration zum Film aus dem Giftgasanschlag der Aum-Sekte 1995 auf die U-Bahn in Tokio holte und sich nun spezifisch auf einen Amoklauf konzentriert. Was jedoch den Schmerz in den beiden Kindern und dem Busfahrer auslöst, ist von zweitrangiger Bedeutung. Es geht vielmehr darum, das Erlebte zu verarbeiten. Und das braucht Zeit. In dem Fall viel Zeit.

Die gerne ausgesprochene Floskel “Zeit heilt alle Wunden“ ist schliesslich keine leere Worthülse - nur braucht jeder Mensch unterschiedlich lange. Der Film selbst nimmt sich beinahe dreieinhalb Stunden Zeit dafür. Das lässt man gelten, schliesslich verdient sich “Eureka“ diese Überlänge durch eine nuancierte Darstellung von Schmerz, emotionalem Rückzug und des anschliessenden Heilungsprozesses. Was die Sache jedoch noch komplizierter macht, ist, dass das Werk nicht nur lang ist, sondern auch noch weitgehend ohne Farbe auskommt. Und ohne echte Spannungsmomente. Geduld mitzubringen, ist also zwingende Voraussetzung.

Doch der formal strenge, ja fast asketische Ansatz Aoyamas zahlt sich aus. Durch die monochromen Cinemascope-Bilder in Sepia/Weiss, die geruhsame Kameraarbeit und den methodischen Schnitt entfaltet sich ganz langsam ein Film von eindringlicher Wirkung. Jede Einstellung wirkt wohlüberlegt, jede Montage behutsam. Eile ist nicht Sache dieses Films, dafür ein Verharren im Moment, stets begleitet von Figuren, die zwar viel schweigen, aber doch viel von sich preisgeben. Superstar Koji Yakusho (I Just Didn't Do It, “Babel“) etwa zeigt einmal mehr eine Paradeleistung.

Doch es sind die Kinder, die noch mehr erstaunen: Die damals 14-jährige Aoi Miyazaki, die zuvor in Werbefilmen auftrat, und der zwei Jahre ältere Masaru Miyazaki sind real Geschwister, weshalb ihre Chemie makellos ist, selbst in ruhigen Momenten. Aoi avancierte danach verdient zum Leinwandliebling (Nana, Heavenly Forest) und auch Masaru startete eine kleine Schauspielkarriere -die beiden hier am Beginn ihres Aufstiegs zu sehen, ist bemerkenswert. Das Casting passt auch, weil beide zwar in Tokio geboren sind, aber aus Kyushu stammen, jener drittgrössten Insel im Süden Japans, auf der der Film spielt.

Kyushu hat Mittelmeercharakter und so spürt man trotz der Sepia-Bilder auch stets die Wärme der Gegend, die den erkalteten Gemütern gegenübersteht. Der aus Kyushu stammende Aoyama macht seine Heimat hier beinahe zum Mit-Protagonisten und kann auf den eigenwilligen Dialekt sowie eindrückliche Landschaften zählen. Visuell gibt es an “Eureka“ sowieso kaum etwas zu bemängeln. Schauspielerisch auch nicht. Wenn es Probleme gibt, dann liegen die im Drehbuch.

Während zu Beginn jedes Detail stimmt und alles perfekt inszeniert ist (von der Beiläufigkeit des Amoklaufs bis zum Gesichtsausdruck der ins Visier kommenden Kinder), häufen sich später kleine Fragezeichen an. Ob etwa der Cousin nötig ist für die Handlung. Ob die parallel entwickelte Mördersuche wirklich so schlau ist. Ob Naokis Verführung durch die Gewalt gegen Schluss sinnvoll ist. Oder ob man nicht doch eine halbe Stunde hätte straffen können.

All dies verblasst jedoch Angesichts der Schwäche des Endes. Wenn man so viel Zeit in Figuren und ihr Seelenpein investiert hat, dann möchte man nicht mit der Mutter aller Metaphern abgefertigt werden: dem Gang ans Meer. Von Takeshi Kitano bis Aoyama, jeder scheint diesen plumpen Ausweg dann und wann zu suchen. Das Meer heilt die Wunden, der Anblick des Ozeans führt zur Katharsis. Einfach so, weil das Meer halt da ist. Das mag bisweilen funktionieren, aber nicht hier. Nach drei Stunden harter Seh-Arbeit verlangt man nach mehr.

Wenn am Schluss das Bild farbig wird und die Kamera gen Himmel wirbelt, bleibt man dementsprechend enttäuscht zurück. Das wars? “Eureka“ beginnt genial, ist danach gut und fällt am Ende aufs Mittelmass, weil auf einfache Symbolik vertraut wird. Als Ganzes hinterlässt das Werk deswegen einen zwiespältigen Eindruck. Ja es ist einzigartig, doch die Beliebigkeit der Schlussphase unterwandert seine Grösse. Es fällt fast in sich zusammen. Das ändert derweil nichts an der Tatsache, dass jeder Fan japanischer Filme gut daran tut, sich einmal dreieinhalb Stunden Zeit zu nehmen und sich dieses eindrückliche Drama zu Gemüte zu führen.

 

MEINE DVD
Deutschland, Code 2, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch 2.0 mit deutschen Untertiteln.

 

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SCREENSHOTS


 

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