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Fantasyfilm. USA 2006
Alternativer Titel
Eragon - Das Vermächtnis der Drachenreiter

Regie Stefen Fangmeier
Drehbuch Peter Buchman nach dem Roman von Christopher Paolini
Produktion John Davis, Wyck Godfrey
Musik Patrick Doyle
Kamera Hugh Johnson
Darsteller Edward Speleers, Jeremy Irons, Robert Carlyle, Sienna Guillory,
Garrett Hedlund, Djimon Hounsou, John Malkovich, Gary Lewis, Rachel Weisz
Länge 105 Min.

US-Kinostart 15.12.2006
CH-Kinostart
14.12.200
6

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 8.12.06
©  Bilder
20th Century Fox


STORY
Die Welt
Alagaësia wird von Galbatorix (John Malkovich) regiert, einem Despoten, der vor vielen Jahren die ehrenvollen Drachenreiter eliminiert hat, die im Land für Gerechtigkeit sorgten. Nun herrscht in dieser Welt Angst vor Repressionen des dunklen Fürsten und seines Handlangers, des Schattenmagiers Durza (Robert Carlyle). Der böse Zauberer verfolgt eines Tages die Rebellin Arya (Sienna Guillory), die mit einem wertvollen blauen Gegenstand unterwegs ist. Bevor der Schurke sie schnappt, kann sie den Gegenstand an den Farmerjungen Eragon (Edward Speleers) weitergeben, der während der Jagd im "Spine"-Wald den mysteriösen Stein erblickt. Der Teenager Eragon lebt auf einem Hof bei seinem Onkel Garrow und seinem Cousin Roran, denen er vorerst nichts von dem Stein erzählt. Da bricht plötzlich die Schale auf und ein Wesen schlüpft heraus - es war kein Stein, sondern ein Ei. Vor Eragon steht ein bläulicher Drache, der bald darauf schon erwachsen ist und mit ihm telepathisch kommuniziert. Der Drache ist eine "sie", heisst Saphira (Rachel Weisz) und ist fortan mit Eragon untrennbar verbunden. Über diese Symbiose klärt ihn der mysteriöse Reisende Brom (Jeremy Irons) auf, der Eragon ebenso die Grundzüge der Magie beibringt und ihn in die Hochburg der Rebellen bringen will. Denn Galbatorix' Schergen sind schon auf der Jagd nach ihm, da die Zeit der Drachenreiter nicht wieder anbrechen darf.

 

REVIEW
"Eragon" ist kein Film von Leuten, die von einem Stoff wahrhaft inspiriert wurden oder die grosses Kino schaffen wollen. Es ist vielmehr ein Produkt, ein Versuch der Filmindustrie Hollywoods, den Erfolg von "The Lord of the Rings" zu kopieren. Die Vorlage habe ich nicht gelesen, doch Zusammenfassungen bei Wikipedia und anderen Quellen machen schnell deutlich, dass in der 105-minütigen Adaption einiges verändert wurde (Murtagh stösst spät zum Team) und noch schlimmer: Grosse Brocken weggelassen wurden. Ich kam aus dem Film heraus und wusste nicht einmal, dass darin Elfen vorkamen. Vielleicht sparen sie sich die ja für Teil zwei auf. Zwerge? Keine drin. Die "mächtige Hexe Angela"? Ein Gastauftritt. Eragons Vater-Ersatz Horst? Irgendeine Randfigur in der Kneipe. Ich weiss nicht wie viel Regiedebütant Stefen Fangmeier hier abgespeckt hat, doch es dürfte viel sein, denn am Endprodukt ist nicht mehr viel dran.

Mich als Fantasy-Fan hat das Ganze trotzdem noch knapp unterhalten. So sind die Trickeffekte überzeugend, die Ritte auf dem Drachen temporeich und Jeremy Irons' Spiel überzeugend. Er ist der mit Abstand beste Performer im Film und das überrascht, hat er doch mit seinem letzten Drachenfilm "Dungeons & Dragons" eine Bauchlandung hingelegt. Hier spielt er mit Würde und Schalk, genau richtig für den Part. Am anderen Ende der Skala John Malkovich. Er kommt als König kaum vor, von seiner Tyrannei sieht man nichts. Dafür von seinem gnadenlosen Chargieren. Er. Spricht. Unglaublich. Langsam. Und. Betont. Jedes. Wort. Mit der Zeit will man nur noch, dass er aufhört. Und da er in einem schlechten Billig-Set lungert, macht diesen Drang noch akuter.

Irgendwo dazwischen siedeln sich die restlichen Akteure an. Robert Carlyle wird trotz nicht immer überzeugender Maske als eigentlicher Haupt-Bösewicht nicht zur Witzfigur, sondern überzeugt. Der 18-jährige Newcomer Ed Speleers wirkt mit seiner maskulinen Stimme etwas alt - das war wohl der Grund, warum er im Film 17 ist, im Buch nach meinem bescheidenen Wissen zwei Jahre jünger. Er spielt solide, zeigt sich dem weiblichen Publikum mal oben sexy entblösst und darf ein wenig mit dem Schwert kämpfen. Was ihm indes fehlt ist Charisma. Das blonde Bürschchen ist einfach eine durchschnittliche Figur. Sienna Guillory agiert ganz stattlich, ist jedoch unterfordert. Djimon Hounsou verschwendet sein Talent, sein Name Ajihad in Zeiten islamistischen Terrors vielleicht ein bisschen ungemütlich. Rachel Weisz braucht als englische Sprecherin von Saphira etwas Gewöhnungszeit, doch ihre sanfte Stimme, die Eragon telepathisch wahrnimmt, passt mit jeder Minute besser.

Die Schauspieler repräsentieren den Film als Ganzes nicht schlecht: Von gut bis schlecht, generell völliger Durchschnitt. Von mir kriegt der Film daher abgerundete 2 Sterne - da ich Fantasygeschichten mag, habe ich erst noch einen halben drauf klatschen, doch es gibt einfach so viel an dem Werk, was nicht passt. Und was schamlos geklaut ist. Daher folgen nun viele Zeilen Anklagen und Verriss. Das steht im Ungleichgewicht zur Bewertung, denn das Positive ist zum Grossteil schon gesagt - aber nochmals: ich hab mich halbwegs unterhalten, etwas schlechter als bei Narnia, der sich mehr Zeit nahm für seine Story und auch schon nicht wirklich gut war.

Zu den "Inspirationen": Dem Buch wurde bei seiner Veröffentlichung vorgeworfen, es sei ein Abklatsch von "Lord of the Rings", "Star Wars" und anderen Fantasy-Stoffen wie "Earthsea" und "Dragonriders of Pern". In wiefern dies stimmt, ist aus meiner Position schwer zu sagen. Geschichten um junge Männer, die ausziehen, und zu Helden werden, sind sozusagen Standardmaterial des ganzen Genres und auch "Star Wars" diesbezüglich bei Tolkien fündig geworden. Doch die Parallelen sind schon erdrückend, von der Namensgebung bis zur Struktur. Das Problem ist, dass der Film dies noch viel deutlicher macht. Da er etliche Ideen weglässt, reduziert Regisseur Fangmeier den Stoff auf das Wesentliche: Durch eine junge Frau kommt ein Farmjunge an ein einen Gegenstand, dank dem er Kontakt zu einem weisen alten Aussenseiter schliesst. Der wird nach der Tötung seines Onkels sein Mentor, bildet ihn aus und bringt ihm die Macht, sorry, Magie bei. Der Mentor will, dass der Junge die Rebellen anführt, die sich an einem geheimen Ort verstecken und auf ihre Chance warten, den bösen Herrscher und seinen mächtigen Handlanger zu stürzen. Der Junge unterbricht aber sein Training, um die Prinzessin zu retten. Dabei passiert was Tragisches, das ich nicht spoilern will, doch die Grundidee dieses Handlungsabrissses ist klar: Das ist "Star Wars", fast Punkt für Punkt.

Fangmeier ist sich sogar nicht zu schade, eine Szene in den Film zu nehmen, die den Blondschopf Eragon zu wehmütiger Musik zeigt, wie er vor seiner Hütte sitzt und den Sonnenuntergang anschaut. Gut, so eine Sequenz ist cineastisches "Allgemeingut", aber in einen Film, dem eh schon "Star Wars"-Kopie vorgeworfen wird, packt man einfach keine Szene rein, die fast 1:1 aussieht wie der Doppel-Sonnen-Untergang auf Tatooine. Da legt sich ein Regisseur regelrecht selber die Plagiats-Schlinge um den Hals.

Die andere Inspiration ist "Lord of the Rings". Die ähnlich klingenden Namen, die vom Isländischen inspirierte Altsprache - das ist mir noch ziemlich egal, denn so etwas gehört mittlerweile zum Fantasy-Grundstock. Doch Fangmeier kopiert Peter Jacksons visuellen Kodex aus den "Lord of the Rings"-Adaptionen sklavisch. Dieselben Kameraflüge über Berggipfel, dieselben Schlachten im Halbdunkel, ja herrjeh selbst die mit einem imaginären Scheinwerfer beleuchteten Strassen, die Jackson immer wieder gerne zeigt, kommen vor. Wo "Lord of the Rings" jedoch visuell Massstäbe setzte, ist das hier nur ein plumper Abklatsch. Dies zeigt sich auch in der Montage der Szenen, deren Aufbau und deren Choreografie. So ist die Einleitung in die Story wirr und das Finale in den Beor-Bergen ein Affront. Im Film werden die Elfen und Zwerge aus dem Buch in der Schlacht weggelassen, wohl um Parallelen zu Helm's Deep zu vermeiden - doch statt dadurch die Schlacht übersichtlich zu gestalten, haben die Macher keinen Plan, wie sie eine solche aufbauen. Da ein paar Leute, dort ein paar Holzgerüste, hier irgendwelche geifernden Angreifer. Es folgt Wirrwarr, ein paar Schläge, ein wenig Radau. Was dabei fehlt sind Taktik, eine Geographie  der Anlage und Choreografie der Kämpfe. Was Helm's Depp so umwerfend gemacht hatte, war nicht das Draufhauen zweier Armeen, sondern dass wir erst das Gebäude kennen lernen, dann den Ablauf der Schlacht bereits im Kopf durchgehen und dadurch den Ereignissen aufmerksamer folgen. Hier besteht die Chance nicht - das ist keine Schlacht, sondern planloser Lärm.

Immerhin liefern sich Eragon auf Saphira und Durza auf seiner Fledermaus-artigen "schwarzen Magie" einen adretten Fight, das entschädigt für die restlichen Pannen ein wenig. Doch es ist offensichtlich, wie wenig Ahnung die Filmemacher von Kino haben. Sie entwickeln ein paar coole Tricks, bauen ein paar Sets und wuseln darin herum. Ohne Vision, ohne Inspiration. Die Vorlage hätte auf jeden Fall Besseres verdient - das kann man sogar sagen, wenn man sie nicht kennt. "Eragon" ist aufs Wesentliche reduziertes Reissbrettkino, das mehr Fragen offen lässt, als beantwortet. Wie kam das Ei zu Eragon? Wer zum Henker ist diese Arya überhaupt? Was genau ist Galbatorix' Hintergrund? Im Film rast man oft durch solche inhaltlichen Aspekte im Eiltempo hindurch, manches wird derart überhastet, dass man kaum Zeit hat, die Figuren, die Geschichte und die Welt einsinken zu lassen. Dabei ist gerade das die Stärke von Fantasy: Das Erschaffen einer Welt, in der wir uns danach bewegen und in der sich abenteuerliche Dinge abspielen. Den "Eragon"-Machern lag Alagaësia in dem Fall nicht am Herzen, denn sie interessieren sich nicht für diese Welt.

Das Resultat ist ein Film, der Potential gehabt hätte, aber zum schnell konsumierten und schnell vergessenen Fantasy-Flickwerk mutiert. Visuell wie inhaltlich zusammengeklaut und daher nur wegen oberflächlichen Genüssen unterhaltsam. Die Landschaften in Osteuropa sind stattlich, die Tricks beeindruckend, die Sets (bis auf den Saal des Königs) gelungen, die Musik nicht übel, die Kameraarbeit vor allem in den Drachenszenen solide. Eben, ein belangloser 2-Sterne-Film, dem es selbst bei viel Goodwill knapp nicht zu einer höheren Bewertung reichen kann. Schade: Ich hätte gerne mal einen guten Drachen-Film gesehen.

 

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