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Western. USA
Alternativer Titel -

Regie Quentin Tarantino
Drehbuch
Quentin Tarantino
Produktion Stacey Sher, Reginald Hudlin, Pilar Savone

Kamera Robert Richardson
Schnitt Fred Raskin
Darsteller Jamie Foxx, Christoph Waltz, Leonardo DiCaprio, Kerry Washington,
Samuel L. Jackson, Don Johnson, Walton Goggins, Dennis Christopher, James Remar,
David Steen, Dana Michelle Gourrier, Nichole Galicia, Laura Cayouette, James Russo,
Franco Nero, Bruce Dern, Michael Parks, Quentin Tarantino, Jonah Hill, Michael Parks
Länge
165 Min.

Kinostart US 25.12.2012
Kinostart CH 17.01.2013

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
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©  Text Marco, molodezhnaja 8.1.2013
©  Bilder Disney, Screenshots molodezhnaja


STORY
Texas im Jahr 1858: Der deutsche Ex-Zahnarzt Dr. King Schultz (Christoph Waltz) verdingt sich als Kopfgeldjäger und macht damit gutes Geld. Sein aktuelles Ziel sind die drei Brittle-Brüder. Und da er jemanden braucht, der weiss, wie diese Typen aussehen, befreit er den Sklaven Django (Jamie Foxx) aus dessen Gefangenschaft. Zusammen machen sie sich auf zur Farm von Big Daddy (Don Johnson) und erledigen den Job. Doch Django ist Dr. Schultz mittlerweile so ans Herz gewachsen, dass er ihn als Partner für einen Winter anheuert - um danach gemeinsam Djangos geliebte Frau Brunhilde (Kerry Washington) zu befreien. Die wurde an den sadistischen Grossgrundbesitzer Calvin Candie (Leonardo DiCaprio) verkauft, der ein besonders blutiges Hobby hat: Er lässt seine kräftigsten Sklaven an Mandigo-Gladiatorenkämpfen teilnehmen. Und genau darüber wollen Schultz und Django an den Mann herankommen. Doch Candies alter Haussklave Stephen (Samuel L. Jackson) traut den beiden von Anfang an nicht.

 

REVIEW
Halb Italowestern, halb Blaxpoitation, komplett Tarantino: Der Meisterregisseur plündert wieder genussvoll im Filmfundus und schuf sein bisher vielleicht epischstes Werk "Django Unchained", das an der einen oder anderen Stelle holpert - aber als Ganzes so viel Sehenswertes und Faszinierendes bietet, dass man nur staunen kann. Hier ist ein Mann am Werk, der das Kino liebt, und uns nicht nur an dieser Liebe teilhaben lässt, sondern es auf einem Niveau tut, von dem viele seiner Kollegen nur träumen können. Seit er mit "Reservoir Dogs" die Filmbühne betrat, drehte Tarantino keinen einzigen schlechten Film. Im Gegenteil. Und nun reiht sich sein Neuster mühelos in die lange Serie kultiger und nahezu klassischer Werke ein.

Die Probleme sind recht schnell aus dem Weg geräumt und das vielleicht grösste heisst Sally Menke. Die Cutterin schnitt alle Tarantino-Filme seit "Pulp Fiction", sie kam mit dem immensen Material des Chefs klar und schnitt es in eine Form, die Tempo und Raffinesse hat. Eine Symbiose vergleichbar mit jener von Martin Scorsese und Thelma Schoomaker oder Steven Spielberg und Michael Khan. Doch Menke starb tragisch bei einer Bergtour und liess einen Regisseur zurück, der seinen neuen Cutter in der Fülle des Materials erstickt. Der "Fast & Furious"-Editor Fred Raskin trat an, er hatte Menke zuvor schon assistiert. Und auch wenn er eine gute Arbeit macht, so ist "Django Unchained" doch einer der Tarantino-Filme mit der geringsten Dynamik.

Obwohl der Plot einer der stringentesten des Tarantino-Kanons ist, wirkt der Film bisweilen extrem gut, dann fällt er etwas ab. Es fehlt der letzte Schliff. Das manifestiert sich auch - und das ist weniger Raskins Tat als jene des Drehbuchautors und Regisseurs himself - beim Ende. So bekommen wir einen grandios blutigen Showdown, bei dem einige der Hauptfiguren ins Gras beissen, und danach gehts nochmals 20 Minuten weiter. Das wirkt angehängt, es wirkt fast schon unnötig. Klar kriegen wir, schliesslich ist dies ein Tarantino-Film, auch nun noch einiges geboten. Doch "Django Unchained" wirkt wie ein Film mit zwei sich stark ähnelnden Enden.

In diesem Epilog tritt dann auch noch Tarantino einmal mehr als Schauspieler auf. Und er ist richtig mies. Speckig, langweilig, uncharismatisch. Dass er toll abgeht, entschädigt dafür nicht. Und QT ist nicht einmal der einzige, der nicht ganz mithalten kann. Auch Jonah Hill in seiner Minirolle bleibt vergeudet und, Asche auf mein Haupt, der Original-Django Franco Nero spielt so steif wie eh und je, auch wenn sein Kurzauftritt einen herrlichen Moment darstellt. Am schwersten wiegt bei den Schauspielern indes die Blässe von Kerry Washington. Sie ist oft richtig langweilig, dann unbeholfen. Hier wäre es möglich gewesen, die vielleicht schönste Romanze im Tarantino-Universum zu schaffen, Leidenschaft und Liebe, doch es geht nicht, wenn eine Hälfte so öde bleibt.

Dafür gibts, und nun mal los mit dem Lob, alle anderen: Jamie Foxx zeigt eine charismatische Hauptrolle. Sein Partner in klassischer Buddy-Movie-Manier, Christoph Waltz, wiederholt faktisch die wortgewandte Oscar-Rolle aus Inglourious Basterds, nur diesmal auf der Seite der Guten. Und Leonardo DiCaprio macht sichtlich Freude als sadistischer Fiesling. Dazu Samuel L. Jackson als köstlich schleimiger Haussklave, der das alte System bewahren will, Don Johnson als Südstaaten-Grossmaul: ein tolles Ensemble. Verpackt ist es in die einmal mehr famosen Bilder von Robert Richardson, der abwechselnd Inspiration aus Italowestern und Blaxploitation holt.

Ebenso tut das: die Musik. Natürlich kommt das wunderbare Titellied von Luis Bacalov zum Zug, dazu Morricone-Lieder aus "Two Mules for Sister Sara" und Stücke aus obskuren B-Filmen wie "Lo chiamavano King" (1971). Und Morricone komponierte sogar ein Stück extra für den Film, das melancholische "Ancora Qui" mit Singer-Songwriterin Elisa. Nur zweimal langt Tarantino in meinen Ohren daneben, nämlich bei den Rapstücken. Die sind zu plump: Blaxploitation moderner Art braucht Rap? Mäh. Zudem kommt das eine Black-Power-Stück bei Djangos grösstem Gemetzel zum Zug und hinterlässt einen etwas schalen Nachgeschmack. Die Rap-hörende schwarze Jugend assoziiert so ein Stück nun mit dem Abschlachten von Weissen? Klar ist es eben Blaxploitation, also blutiger Schund aus Schwarzen-Sicht, aber so richtig will das nicht sitzen.

Ansonsten die Musik wieder glorios - bis hin zu einer kleinen Szene, in der Dr. Schultz wegen eines Beethoven-Stücks die Galle hochkommt. "Clockwork Orange" lässt grüssen. Es ist indes reizvoll, dass Tarantino nicht einfach klaut, sondern immer um die Ecke stibitzt. Genres als Ganzes zitiert. Es fällt oft nicht einfach, ein Lied oder eine Szene einem Vorbild zuzuordnen. Tarantino emanzipiert sich also vom simplen Duplizieren und scheint vielmehr das Kino als Ganzes, seine Genres, seine grössten Momente, irgendwie zu kanalisieren. Das macht er mehr oder weniger schon länger so, aber anders als bei Kill Bill ist es hier nicht so einfach, eine Liste von Inspirationen durchzugehen. Die ist eh reichhaltig, von Corbucci (neben "Django" auch Il grande silenzio) und Leone bis Fulci (die Hunde) über "Shaft" bis Kubrick und viele mehr. Eine cineastische Schatztruhe.

Damit sind fast alle typischen Tarantino-Merkmale aufgezählt: erstklassiges Casting, coole Cameos, ausufernde Story, schicker Retro-Style, endloses Zitieren und Kino-Liebhaben. Fehlen noch Gewalt und Dialoge. Erstere ist explosiv, es spritzt in Strömen und Gore-Freunde werden nie enttäuscht, auch wenn nicht ganz Kill Bill-Ausmasse erreicht werden. Bei den Dialogen indes fehlt das letzte Quentchen Genie wie in Tarantinos beiden besten Filmen Inglourious Basterds und "Pulp Fiction", aber auch hier sind immer wieder wahre Textperlen zu hören. Und viel viel "Nigger", was in Amerika für einiges Stirnrunzeln sorgte, mir aber hier keine weiteren Zeilen wert ist, da wir uns im (semi-)historischen Kontext befinden. Passt.

"Django Unchained" ist schliesslich ein schwarzenfreundlicher Film durch und durch. Er mag das Sklaventhema nicht wirklich seriös behandeln, aber immerhin knöpft er es sich vor. Radikal manchmal wie ein "Goodbye Uncle Tom" von 1971, dann eher auf Coolness getrimmt, dann als Spass in "lasst uns die Weissen abknallen"-Manier. Und die Weissen in diesem Film betrauert sicher niemand, handelt es sich doch nur um rotzende und sadistische Hillbillies. Django dagegen ist ein Mann mit Charakter, unser Held eben. Er behält selbst Würde, wenn er kopfüber hängt und ihm ein Schwein von Kerl die Eier abschneiden will - nur dass Foxx da eine Penis-Prothese im Einsatz hat (wohl um seine Männlichkeit nicht in Frage zu stellen, wenn ein Typ sein bestes Stück umklammert) wirkt etwas duckmäuserisch.

Ansonsten ist nix duckmäuserisch an dem Film. Es ist Kino, das uns Themen und Ideen ins Gesicht klatscht. Das vor keinem "Nigger", keiner Gewaltszene, keinem Abmurksen einer liebgewonnen Figur zurückschreckt. Tarantino mag seine wichtige Cutterin verloren haben, aber seinen Drive als Regisseur absolut nicht. Er macht Kino mit grossem "K" für all jene, die es so sehr lieben wie er es tut. Und er schuf einmal mehr Unterhaltung in bester Form. Seinen vielleicht witzigsten Film nebenbei auch. Den besten sicherlich nicht, dazu gibts zu viele Längen und oben angesprochene Abzüge. Aber wer sich davon abschrecken lassen würde, der verpasst einen der geilsten Filme des Jahres. 

 

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