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Thriller. USA 2006
Alternativer Titel
Sakrileg

Regie Ron Howard
Drehbuch Akiva Goldsman nach dem Roman von Dan Brown
Produktion Brian Grazer, John Calley
Ausführende Produzenten Dan Brown, Todd Hallowell
Musik Hans Zimmer
Kamera Salvatore Totino
Darsteller Tom Hanks, Audrey Tautou, Ian McKellen, Jean Reno, Paul Bettany,
Jürgen Prochnow, Alfred Molina, Etienne Chicot, Jean-Pierre Marielle
Länge 149 Min.

US-Kinostart 19.05.2006
CH-Kinostart
18.05.200
6

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 17.5.06
©  Bilder Columbia Pictures


STORY
Im Louvre wird ein Wissenschafter ermordet. Die französische Polizei holt den Kryptologen und Historiker Professor Robert Langdon (Tom Hanks) zu Hilfe, der am Tatort von der jungen Polizei-Krpytologin Sophie Neveu (Audrey Tautou) gewarnt wird, er schwebe in Gefahr. Tatsächlich hinterliess der Tote, Sophies Grossvater, geheime Botschaften für Langdon. Er und Sophie gehen den Hinweisen nach und decken eine Verschwörung in der katholischen Kirche auf (Das wäre die Ultra-Kurzfassung ohne Spoiler)

 

REVIEW
Die Positionen zu diesem Film sind längst bezogen, seine Inhalte zu Tode diskutiert. Selbst für jemanden wie mich, der Dan Browns Bestseller nicht gelesen hat, war die halbe Story schon bekannt und die ganze Pro-Contra-Geschichte ausgeleiert. Als kontroverser, reisserischer Thriller kann "The Da Vinci Code" darum nur verlieren, was die Reaktionen der Kritiker bei der Premiere in Cannes erklärt, die weltweit im Satz "viel Lärm um nichts" zusammengefasst wurden. Ob der Film selbst diesen Lärm veranstalte, oder die Personen, die solche Sätze bei passender Gelegenheit von sich geben, möchte ich gar nicht diskutieren.

Das Werk ist jedenfalls ganz okay. Mehr müsste ich dazu gar nicht sagen, denn wenn die Meinungen bereits im Vorfeld gemacht werden, nützten auch 10'000 Zeichen nicht mehr viel. Mir gefiel das durchgehaltene Level an Spannung, dass trotz vielen Dialogen nie zu stark abfiel. Mir gefiel Tom Hanks als etwas steifer Anti-Indiana-Jones, Ian McKellen als Bonmot liefernder heimlicher Star des ganzen Films. Hans Zimmers' Routine-Soundtrack ist nett, die Rückblenden in die Geschichte gur platziert, die Rätsel unterhaltsam. Ich mag Schnitzeljagden, schliesslich bin ich einer der wenigen Kritiker, der National Treasure hartnäckig verteidigen würde. Jener Film, der von vielen als Appetitanreger für den "Da Vinci Code"-Film gehandelt wurde (die Worte billiger Abklatsch nehmen wir jetzt nicht in den Mund), hat mir sogar noch etwas besser gefallen, da er mehr Tempo machte und Spass bot. Etwas, was der Brown'sche Hit-auf-Knopfdruck tunlichst vermeidet. Schliesslich geht es um ernste Themen.

Tut es das? Ich konnte den ganzen Aufschrei ja eigentlich nie nachvollziehen. Der Plot ist doch ein Gedankenspiel, ein was-wäre-wenn-Thriller. Egal ob Mr. Brown in Interviews von sich gibt, 99% seien harte Fakten. Jeder Historiker weiss, dass es so harte Fakten gar nicht gibt, die einen zu solchen absoluten Aussagen hinreissen lassen. Nein, das alles ist geschicktes Marketing, um ein spannendes Denkspiel zu vermarkten, welches historisch durchaus belegbare Elemente aufnimmt, mit Denkspielen würzt und durch eine ungeheure Verschwörungs-Maschinerie verarbeitet wieder ausspuckt. Wenn dann jemand ein Gegen-Buch verfasst, in einer Talkshow Stunk macht oder Bischöfe gleich persönlich auf die Barrikaden gehen, dann ist die Propaganda perfekt. Ich liebe Marketing. Vor allem, wenn die ganze Welt mitmacht.

Was genau an "The Da Vinci Code" wahr sein könnte, will ich gar nicht erst auslegen. Dazu gibts Dutzende Websites und Gegen-Websites. Jede nennt die andere engstirnig und verlogen. Also lieber gar nicht den verbalen Attacken aussetzen. Der Punkt ist, dass vor allem die Maria-Magdalena-Sache in Leonardo Da Vincis 12-Apostel-Bild glaubhaft entwickelt wird. Überhaupt dürfte die ganze Analysier- und Erklär-Sequenz in Ian McKellens Haus die beste des Films sein. Schritt für Schritt werden wir durch die Argumentation geführt - und ausnahmsweise auch mit etwas Humor, damit wir die etwas holprigeren Schlüsse auch gleich mitschlucken. Kontrovers ist die Aussage auf jeden Fall - sofern man gläubig ist und jegliches Gedankenspiel um seine Religion per se ablehnt. Bis zum Schluss empfand ich hingegen die ganze Neuinterpretation der Bibel und ihrer von Kaiser Konstantin angeblich weg gelassenen Evangelien gar nicht als so böse. Man bedenke: Gott wird nicht angetastet, Jesus rückt in ein neues Licht, aber nicht bösartig verzerrt. Und unser Held Langdon entpuppt sich in der Erinnerung an sein Brunnen-Trauma als gar nicht so ungläubig.

Zum Schluss erschien mir die Aussage des Films eigentlich sogar gläubig. Nicht im Sinne einer der christlichen Kirchen, aber hier sind Leute, die an Gott glauben, an seine Macht und an seinen Sohn auf Erden. Das ist mehr als ich von mir behaupten könnte. Für mich war das Ende von "The Da Vinci Code" deswegen durchaus ein Bekenntnis zum Glauben, wenn auch keines, das sich mit den Vorstellungen der Gläubigen vereinen lässt. Eine etwas paradoxe Situation. Nicht minder problematisch dürften deshalb die plumperen Attacken auf christliche Institutionen wie die katholische Kirche oder den Opus-Dei-Zirkel sein. Im Film wurden genau diese deswegen wohl etwas reduziert. Killer, Cop und Bischof arbeiten zwar für Opus Dei, doch Ian McKellen erklärt im Fluchtauto, die wahren Schurken seien nicht Katholiken oder Opus Dei, sondern noch eine kleinere Gruppe. Da habe ich kurz mal abgehängt und gedacht, vor lauter Relativieren fühle sich bald gar niemand mehr auf die Füsse getreten.

Das bringt mich direkt zu Ron Howard. Der will nie jemandem auf die Füsse treten. Die Schweizer Boulevardzeitung "Blick" nannte ihn nicht unpassend einen "Regisseur des Konsens'". Ja, das ist Howard. Ich bete seinen "Apollo 13" an und mag einige seiner Filme von "Willow" über "Backdraft" bis "The Missing" - doch es fällt auf, dass er stets der Ronny bleibt, den er als Schauspieler in Jugendtagen verkörperte: Glatt, nett, blass. Ein Regisseur mit teilweise hervorragendem technischen Know How und Talent fürs Geschichtenerzählen, aber ohne Vision. Man stelle sich vor, Oliver Stone hätte "The Da Vinci Code" verfilmt, wie er "JFK" inszenierte: schnelle Cuts, ineinander verwobene Zeitlinien, dramatischer Stil. Es wäre ein cineastisches Fest. In Howards' Händen wird es zum gepflegten Thriller mit guten Stars und einem einzigen Gesamteindruck: solide.

Bleiben die dramaturgischen Probleme, die das Vergnügen am stärksten trüben. So hat Howard das Buch nach bestem Wissen und Gewissen verfilmt, aber nicht immer adaptiert. Die Szene am Anfang vor der Mona Lisa etwa, geht so schnell, dass ein Laie nicht mitkommt. All das Gefasel von Horizont und weiblicher/männlicher Hälfte sprudelt einfach so aus Hanks heraus. Niemand fragt danach, niemand ist an dem Punkt bereits am Rätsel lösen. Dafür werden einem später ein paar Dinge vorenthalten. Wie Jean Reno etwa so schnell erkennt, wen er in der Kirche in England verhaften soll, hat mich kurz verwirrt. Klar kann man sich das zusammenreimen, aber wenn man alles nur reimen muss, wird es anstrengend. Gleiches gilt für die zu dünn geratene Rückblende in die Vergangenheit des killenden Albinomönchs (Paul Bettany). Der ist übrigens das sichtbarste Element der Vertuschungs-Maschinerie, der sonst noch der Bischof, süffig gespielt von Alfred Molina, angehört, sowie ein paar No-Names. Auf der anderen Seite ein paar Männer, von denen wir nur einen kurz sehen. Dieses Gut-Böse-Geflecht soll über Tausend Jahre in Kämpfe für und wider der Aufdeckung des Geheimnisses gesteckt haben? Das ist mir etwas tief gestapelt. Da fehlen die verschworenen Kreise, die grossen Gruppierungen. Wenn das nur je vier Leute auf jeder Seite sind, wann hatten die denn die Zeit, so viele Hinweise zu verstecken und sicher zu stellen, dass nicht einer davon mal zufällig verloren geht? Das ist allen Schnitzeljagden etwas eigen: Sie brauchen viel Goodwill. Und den gibt man hier nicht immer gerne.

Die etwas übertriebenen 146 Minuten gehen aber durchaus unterhaltsam vorbei. Den Schlusstwist konnte ich seltsamerweise voraus ahnen und er wurde auch etwas matt präsentiert - alle Szenen in der kleinen Kirche haben mich eh etwas kalt gelassen. Aber ansonsten war ich stets involviert, manchmal interessiert, oft neugierig. Den Akteuren fehlt untereinander die Chemie, aber für sich sind sie treffend besetzt, auch Hanks, dem Hölzernheit vorgeworfen wird. Wäre er agiler, könnte man den Film ja gleich "Indiana Jones and the Last Crusade II" nennen. Das passt also schon so. Und Ian McKellen ist, wie bereits erwähnt, klasse. Und das wars - viel Lärm um wenig. Um einen soliden, gut gemachten und unterhaltsamen Film mit Schwächen. Ohne den Lärm würden die meisten das auch einsehen. Aber das scheint der neue Trend der Medien zu sein: Erst hypet man einen Film mit Leitartikeln, kontroversen Artikeln und Wissens-Input in den Himmel und lässt ihn dann gnadenlos zu Boden krachen, indem man meint "viel Hype um nichts". Das ist ein kleines Perpetuum Mobile, das die Presse doppelt so lang mit News versorgt und bei jedem Blockbuster bestens funktioniert.

 

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