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Drama. GB / Indien. Englisch / Bengalisch
Alternativer Titel
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Regie Sarah Gavron
Drehbuch Laura Jones und Abi Morgan nach dem Roman von Monica Ali
Produktion Alison Owen, Chris Collins
Musik Jocelyn Pook
Kamera Robbie Ryan
Darsteller Tanishtha Chatterjee, Satish Kaushik, Christopher Simpson, Naeema Begum, Lana Rahman
Länge 97 Min.

Kinostart 16.11.2007 (GB)
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
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©  Text Marco, molodezhnaja 26.1.09
©  Bilder Optimum, Screenshots molodezhnaja


STORY
Nach dem Suizid der Mutter, werden die bengalischen Geschwister
Nazneem und Hasina getrennt: Die eine wird nach England verheiratet, die andere bleibt in der Heimat Bangladesch zurück. Als Erwachsene führt Nazneem (Tanishtha Chatterjee) in East London ein bescheidenes Eheleben mit dem pummeligen und einige Jahre älteren Gatten Chanu (Satish Kaushik) sowie den beiden Töchtern Shahana (Naeema Begum) und Bibi (Lana Rahman). Romantik und Freude sind weitgehend aus ihrem Alltag verbannt - bis sie Karim (Christopher Simpson) trifft. Der einige Jahre jüngere Nachbar verliebt sich in sie und nach kurzem Zögern gibt auch sie ihren Gefühlen nach. Die beiden beginnen eine Affäre, die Nazneem aufblühen lässt.

 

REVIEW
Jeder Zuschauer dürfte bei dem Film eine andere Lieblingsszene haben. Eine romantische, eine traurige, eine glückliche. Mein Favorit ist eine kurze und auf den ersten Blick unscheinbare Sequenz. Es ist eine, die fast alle Emotionen bündelt und in die Gesichter der Protagonisten brennt: Als Papa Chanu nach Hause kommt und Karim bei sich entdeckt. Der junge Kerl wirkt locker, doch Nazneem ist höllisch angespannt. Chanu wiederum ist erst überrascht, dann misstrauisch, dann traurig, wenn er meint "Everything seems possible when you're young. Then you get older. And you don't need everything to be possible anymore. You just need some things to be certain"
- Wenn du jung bist, scheint alles möglich. Dann wird man älter. Und es braucht nicht mehr alles möglich zu sein. Man braucht nur manche Dinge, die sicher sind.

Chanu ist der Grund für Nazneems Unglück, doch man hat in diesen Sekunden ungeheures Mitleid mit diesem in die Jahre gekommenen und unter seiner Unfähigkeit leidenden Mann. Nazneem dürfte ähnlich fühlen, weshalb dieser Moment durchaus als Schlüsselszene durchgeht. Selbstverständlich gibt es noch weitere gelungene Passagen in dieser britisch-indischen Co-Produktion. So viele, dass sich das Anschauen lohnt. Die britische Kinodebütantin Sarah Gavron inszeniert den Film nach dem Bestseller-Debüt der bengalischstämmigen Engländerin Monica Ali und richtet die Story etwas mehr auf das auf "Frauenfilm"-Themen eingeschworene westliche Publikum aus. So macht sie deutlicher, dass Nazneem vom ehelichen Sexleben frustriert ist, was fast einem Klischee gleichkommt. Zudem wurde die Geschichte um Schwester Hasina in Bangladesh fast auf null zusammengestrichen.

Doch im Kern bleibt die Geschichte dieselbe und handelt vom Erwachen einer Ehefrau. Zum ersten Mal verspürt sie Liebe und nach dem ersten Sex mit Karim geht für sie buchstäblich die Sonne auf. Ja, das ist bisweilen kitschig und schematisch, doch die Gefühle wirken meist echt und lebensnah. In der Vorlage sprach sich Monica Ali nicht pauschal gegen arrangierte Ehen aus, doch in der Filmversion von "Brick Lane" zeigt sich über weitere Strecken, dass diese für Nazneem ein Zwang ist. Sie lebt ohne Freude, ohne Leidenschaft. Sind diese Gefühle erst einmal erwacht, gibt es kein Halten mehr. Sie lernt zu lieben und zu fühlen. Und auch zu fordern. Sie ist nicht länger passive Ehefrau, sondern sucht, wenigstens im Kleinen, etwas Emanzipation.

Doch auch diese Aussage ist mit Vorsicht zu geniessen, denn es findet keine Rebellion statt, keine Umkehr der Geschlechterrollen. Und zum Ende hin ergibt sich beinahe eine traditionell südasiatische Unterwürfigkeit der Frau - doch all dies nach dem Gebot des Glücks. Denn Nazneem erkennt, dass der runde Chanu ein Mann mit grossem Herzen ist. Und dass er alles andere als dumm ist, als er in einer durch die anti-islamische Stimmung nach 9/11 aufgeheizten Sitzung der Moslem-Bruderschaft für einen Islam des Friedens plädiert. Szenen wie diese waren es übrigens, die dem Film in England zu einer Kontroverse verhalfen. Völlig unsinnig, denn hier wird weder die Religion noch die Bevölkerungsgruppe pauschal verurteilt. Und wenn einem Werk wie diesem verboten wird, Fragen über das Zusammenleben einer Kulturgemeinschaft zu stellen, dann gute Nacht. "Brick Lane" ist nicht kontrovers, er ist höchstens ein wenig kritisch.

Doch gerade die Gutmütigkeit macht ihn auch ein wenig mutlos. Die Dramaturgie wirkt sehr konventionell und bisweilen kann man sich dem Gedanken nicht erwehren, dass hier heftig viel Sozialkitsch geboten wird. Während Nazneem etwa ihren ach so schrecklichen Sex mit dem Ehemann erdulden oder sein Schnarchen aushalten muss, schweifen ihre Gedanken in die Heimat Bangladeschs ab - in der die beiden Mädels wohl nichts anderes gemacht haben, als durchs Gras zu rennen. Ich kenne Bangladesch nicht persönlich, doch es ist eines der ärmsten Länder der Welt und der Alltag sieht für 99.9% der Bevölkerung nicht aus wie in einer Benetton-Werbung. Keine spielenden Kinder in saftig grünen Wiesen. "Brick Lane" spielt dagegen mit solchen verkitschten Stereotypen, um seine meist bipolaren Aussagen zu transportieren. In der Beziehung zwischen Nazneem und Chanu gibt es Facetten. Alles andere bleibt eher zweidimensional.

Lohnen tut sich das Drama dennoch auf jeden Fall. Es ist edel gefilmt, sensibel erzählt und stark gespielt. Tannishtha Chatterjee ("Schatten der Zeit") glänzt in der Hauptrolle, unterstützt von Satish Kaushik, der sich in Bollywood eine Karriere als Komiker und Regisseur (Karz) gemacht hat, und hier mit seinem Aussehen und den Sprachfehlern alleine schon Pathos-Punkte sammelt. Dass der Film vor Ort im "Curry-Gürtel" von Ost-London gedreht wurde, trägt zudem zur Authentizität bei. So darf man gut eineinhalb Stunden in eine interessante Welt eintauchen, in eine von Problemen und Alltagssorgen geprägte Ehe, in der sich die Protagonisten aber doch ohne vordergründiges Drama zusammenraufen lernen. Dass dazu etwas Kitsch, etwas Sinnlichkeit und ein paar Klischees kommen, verleiht dem Ganzen wenigstens massentauglichen Unterhaltungswert.

 

MEINE DVD
Optimum (GB), Code 2, PAL
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Englisch 5.1 und 2.0 mit englischen Untertiteln

 

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EXTERNE REVIEWS 
imdb

 

SCREENSHOTS


 

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