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Drama. Dänemark, 1920
Alternativer Titel Blätter aus dem Buche Satans; Leaves out of the Book of Satan;
Leaves From Satan's Book

Regie Carl Theodor Dreyer
Drehbuch Carl Theodor Dreyer, Edgar Høyer
Produktion Nordisk Film Kompagni
Musik Philip Carli
Kamera George Schnéevoigt
Darsteller Helge Nissen, Halvard Hoff, Jacob Texiere, Hallander Helleman, Ebon Strandin,
Johannes Meyer, Tenna Kraft, Viggo Wiehe, Emma Wiehe, Elith Pio, Clara Pontoppidan
Länge 157 Min.

Kinostart 17.11.1920

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. . .

©  Text Marco, molodezhnaja 19.1.09
©  Bilder Det Danske Filminstitut, Screenshots molodezhnaja


STORY
Gott verbannt Satan (Helge Nissen) aus dem Himmelsreich und schickt ihn in Menschengestalt auf die Erde. Dort solle er versuchen, die Menschen zu verführen und so seine Strafe zu verringern. Im Jerusalem des Jahres 30 tritt er als Pharisäer in Aktion und wiegelt Judas (Jacob Texiere) gegen Jesus (Halvard Hoff) auf. Im 16. Jahrhundert, als die Inquisition in Spanien den Höhepunkt ihrer Macht erreichte, wandelt Satan als Grossinquisitor auf Erden. Er bringt den von Lust erfüllten Don Fernandez (Johannes Meyer) dazu, sich an Isabella (Ebon Strandin), der Tochter von Don Gomez de Castro (Hallander Helleman) zu vergreifen. Danach gehts nach Paris, wo im Herbst 1793 die Königin Marie Antoinette (Tenna Kraft) hingerichtet wird. Gefolgt von Finnland, das 1918 durch die russische Revolution ebenfalls im Chaos versinkt. Hier tritt Satan als Demagoge Ivan auf.

 

REVIEW
Glaube und Religion durchdringt das Schaffen von Carl Theodor Dreyer. Anders als sein skandinavischer Berufskollege Ingmar Bergman jedoch, der religiöse Motive primär zur Isolierung benutzte, hebt Dreyer das Mystische und gar das Sinnliche hervor - in Filmen wie "Ordet" oder "La passion de Jeanne d’Arc". Das Thema faszinierte ihn schon in der Frühphase seiner Karriere, wie "Blade af Satans bog" zeigt. Sein dritter Spielfilm, zu Deutsch "Blätter aus Satans Buch", weist zwar noch nicht die cineastische Kraft späterer Meisterwerke auf, doch etliche Ideen sind bereits vorhanden und auch visuell sind Ansätze von Genialität erkennbar. Bloss noch nicht formvollendet und ausgereift.

Die in vier Episoden aufgeteilte Handlung basiert lose auf verschiedenen Büchern der englischen Erfolgsschriftstellerin Marie Corelli (1855-1924), vor allem "The Sorrows of Satan". Die Idee der Unterteilung in verschiedene Epochen der Geschichte scheint Dreyer bei D.W. Griffiths Mammutwerk "Intolerance" abgeguckt zu haben, doch die beiden Filme unterscheiden sich letztendlich gravierend in Form und Inhalt. Wenn schon, dann findet sich Dreyers Drama näher bei Fritz Langs "Der müde Tod", der etwa zeitgleich entstand, und ebenso einen müde gewordenen Bösewicht zeigt.

Dort ist es der Tod. Hier ist es Satan. Der tut zwar Schlimmes in jeder Epoche, doch am Ende schallt stets vom Himmel herab Gottes Ruf "Tu weiter deine Missetaten". Das ist Gottes Strafe für den gefallenen Engel, doch es mutet geradezu an, als ob Gott hier die treibende Kraft wäre und Satan lediglich eine Schachfigur. Die Frage stellt sich, wie böse Gott in dieser Sache handelt. Dreyer war zwar ein gläubiger Mensch, das zeigt sich in seinen Filme, doch er wagt sich in ungewöhnliche Ecken des religiösen Diskurses vor. Denn Dreyer war gleichzeitig auch Humanist und im Zentrum seiner Filme steht oft die Frau, die unter dem patriarchalischen System leidet - und somit meist auch unter den Strukturen des Christentums.

Dies spiegelt sich in "Blade af Satans bog" gleich in mehreren Sequenzen, vor allem jener um Marie Antoinette und jener um die Inquisition. In Letzterer wird eine junge Frau Opfer der männlichen Lust - nicht zuletzt eines Priesters. Der Teufel ist nicht etwa Schuld an dieser Lust, er lenkt sie nur in die falsche Richtung - in die einer Vergewaltigung. Dreyer lässt diese Szenen meist für sich alleine Sprechen. In späteren Filmen packt er sie in ein grösseres gesellschaftsrelevantes Ganzes, hier indes gibt es gleich mehrere Kräfte, die gegen wirken. Etwa die Vierteilung der Handlung, die emotional distanziert. Ebenso die langen und zahlreichen Zwischentitel, die zu viel erklären und zu wenig fühlen lassen.

Trotz dieser Mängel, zu denen sich auch noch Theatralik und Überlänge gesellen, gibt es immer wieder Momente von grosser Ausdrucksstärke. Visuell beeindruckend etwa die Nachstellung von Da Vincis Gemälde "Das Abendmahl". Eindrücklich auch die Szenen der widerspenstigen Marie Antoinette. Der spätere Dreyer hätte an dem Film einiges weggschnitten und den Fokus wohl noch stärker auf die einzelnen Frauenfiguren gelegt, doch auch was er hier bietet, lässt sich sehen. Das dachte sich auch das Publikum und machte "Blade af Satans bog" zu einem Erfolg.

Die dänische Filmproduktion war indes nicht glücklich mit dem Film, weil er schlicht zu teuer war. Dreyer musste in der Folge ein paar Mal ins Ausland ausweichen, um zu drehen - erst nach Deutschland (wo Michael entstand), später nach Frankreich, wo er dank "La passion de Jeanne d’Arc" zu einem gefeierten Meisterregisseur aufstieg. Gegen Dreyer'sche Klassiker hat "Blade af Satans bog" freilich kein Brot, mich persönlich liess vor allem die letzte Episode überaus kalt. Doch es ist ein interessantes Frühwerk, visuell bereits spannend, thematisch bereits anregend. Wer die Überlänge, die emotionale Distanz und den fehlenden Fokus ausblenden kann, der kriegt Stummfilmunterhaltung auf hohem Niveau geboten.

 

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Danske Filminstitut (Liefert aus DK)

 

EXTERNE REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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