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Melodrama
Japan 1954
Alternative Titel Nijushi no hitomi ;
二十四の瞳

Regie Keisuke Kinoshita
Drehbuch Keisuke Kinoshita nach dem Roman von Sakae Tsuboi
Darsteller Hideko Takamine, Shizue Natsukawa, Chishu Ryu, Kumeko Urabe, Hideyo Amamoto,
Kunio Sato, Takeshi Sato, Tatsuo Shimizu, Yumiko Tanabe, Naoko Tanabe, Mayumi Minami

Länge 156 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 6

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. ..

©  Text Marco, molodezhnaja 2.11.08
©  Bilder Criterion, Screenshots molodezhnaja


STORY
1928 auf Shodoshima, der
zweitgrössten Insel in Japans Inland-Meer: Die junge Hisako Oishi (Hideko Takamine) beginnt ihre Arbeit als Grundschullehrerin in einem kleinen Küstendorf. Mit ihrer westlichen Kleidung und ihrem Fahrrad sorgt sie bei den traditionell eingestellten Einwohnern sofort für Aufmerksamkeit, während die Schüler sie gleich ins Herz schliessen. Sie nennen sie "Miss Kieselstein", da sie kleiner ist als ihre vorherige Lehrerin, aber doch hart wie Stein sein soll. In Wahrheit ist sie ein herzensguter Mensch und als sie sich das Bein bricht, wodurch sie die Stelle aufgeben muss, bricht es den Kleinen auch gleich das Herz. Fünf Jahre später unterrichtet Frau Oishi die Kinder jedoch abermals: diesmal in der Grundschule.

 

REVIEW
Das liebevolle und herzerweichende Melodrama von Keisuke Kinoshita (Ballad of Narayama) gehört in Japan zu den beliebtesten Filmen aller Zeiten, während es im Ausland erst nach und nach entdeckt wurde - dies, obwohl es den Golden Globe als bester ausländischer Film gewann und die Trophäe mehr oder weniger Akira Kurosawas berühmteren Klassiker "The Seven Samurai" wegschnappte. Was den zeitlosen Reiz von "Twenty-Four Eyes" ausmacht, ist sein unprätentiöses und doch so rührendes Bild einer Lehrerin und ihrer Schüler über zwei Jahrzehnte.

Das Altern nimmt dabei eine zentrale Funktion ein, denn "nur die Gestalt der Berge und die Farbe des Meers verändern sich nicht." Zwar ist ebenso wichtig, wie sich Japan in dieser Zeit wandelt und die Unschuld dem Imperialismus weicht (was besonders auf die Schüler einen lebensverändernden Einfluss hat), doch Kinoshita gönnt dem Vergehen der Zeit und dem Zyklus' des Lebens mehr Gewicht. Kinder werden erwachsen, Menschen werden älter, Menschen sterben. Mit viel Enthusiasmus wird die lebensfrohe Jugend beschrieben, mit Wehmut die Verpflichtungen junger Erwachsener gezeigt und letztendlich traurig das Dahinscheiden beklagt - stets ausgehend von Miss Kieselstein, der süssen Lehrerin.

Hauptdarstellerin Hideko Takamine (When a Woman Ascends the Stairs) war dreissig Jahre alt, als der Film gedreht wurde, und sie schlüpft ebenso mühelos in die Rolle der 20-Jährigen wie jene der 40-Jährigen. Das meistert sie alleine durch ihre unterschiedliche Gestik. Man ist zu Tränen gerührt, wenn die etwas in die Jahre gekommene Frau die Namen einer neuen Klasse herunterliest und fast jedes Kind ein Sprössling eines früheren Schülers ist. Takamine drehte bereits seit den Dreissigerjahren als Kinderstar Filme und brachte es auf ein Total von fast 200 Werken, bevor sie 1979 in Rente ging. Auch danach blieb sie als Schriftstellerin und Reisejournalistin aktiv. Seit 1955 ist sie mit Kinoshitas ehemaligem Regieassistenten und späteren Regisseur Zenzo Matsuyama verheiratet.

Doch Takamine alleine würde den Film nicht stemmen, ihr zur Seite steht ein Arsenal superber Kinderdarsteller, die ohne künstliche Übertreibung, sondern getrieben von Natürlichkeit, die Schulklasse auf verschiedenen Altersstufen darstellen. Und selbst dieses Ensemble alleine macht erst den halben Film aus: Wichtiger Protagonist ist stets auch die Landschaft. Das Seto-Inlandmeer Japans gehört zu den idyllischsten Flecken der Erde und wenn die Ecke Japans gezeigt werden soll, in der die Uhren stehen geblieben sind, greifen Filmemacher gerne auf dieses Setting zurück - so etwa Kaneto Shindo in The Naked Island oder Yoji Yamada in Home From the Sea.

Einen Teil seiner Beliebtheit zieht "Twenty-Four Eyes" aber wohl auch aus den Umständen seiner Entstehungszeit. Anders als viele frühe Nachkriegsfilme verzichtet er auf eine harte Abrechnung mit Japans Militarismus, sondern verlagert das Drama auf die persönliche Ebene. Das macht den pazifistischen und menschlichen Unterton universeller. Keine Mutter soll einen Sohn in einem Krieg verlieren, keine Lehrerin ihren Schüler. Historisch relevante Themen wie Kommunistenhatz, Zweiter Weltkrieg oder die Grosse Depression beeinflussen zwar aktiv die Handlung, doch sie werden in einer allgemeingültigen Art als Schicksalsschläge angesehen, gegen die man im Leben ankommen muss. Der Film funktioniert daher heute genauso gut wie 1954: Humanismus, Nostalgie und Melancholie bleiben schliesslich stets relevant.

Zum ganz grossen Klassiker reicht mir persönlich der Film nicht, dazu schleichen sich zu viele Längen ein und ich verspürte eine gewisse Distanz zu den Nebenfiguren. Es gibt so viele Schüler, dass man den Überblick verliert, wer nun welcher kleine Racker war und welche Charaktereigenschaften ihn auszeichneten. Einzig die Lehrerin bleibt als Charakter ausgearbeitet und fassbar, selbst wenn sie die erste Hälfte primär singend verbringt (was genau unterrichtet sie eigentlich?) und die zweite Hälfte primär schluchzend. Doch auch so ist "Twenty-Four Eyes" ein zauberhaftes Werk, in dem es so richtig schön menschelt. Ein bezaubernder Soundtrack und schmeichelhafte Bilder heben das Werk auch technisch auf hohes Niveau. Und wer bei dieser Ode an das Leben angesichts der hochwertigen Sentimentalität nicht wässrige Augen bekommt, ist ein ziemlich harter Klotz.

 

MEINE DVD (Criterion)
USA, Code 1, NTSC
Bild: 4:3
Ton: Japanisch mono mit englischen Untertiteln.

 

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SCREENSHOTS

 


 

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