The Terminal (2004)

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US-Start: 18.06.2004
CH-Start: 30.09.2004


Regie: Steven Spielberg
Buch: Sacha Gervasi, Jeff Nathanson nach einer Story con Jeff Nathanson und Andrew Niccol
Executive Producers: Andrew Niccol, Patricia Whitcher
Kamera: Janusz Kaminski
Musik: John Williams
Cast: Tom Hanks, Catherine Zeta-Jones, Stanley Tucci, Diego Luna, Chi McBride, Kumar Pallana
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Kritiken:
Roger Ebert (USA) 3½/4
a sweet and delicate comedy, a film to make you hold your breath
James Berardinelli (USA) 3/4
a fine, enjoyable, uplifting fantasy that's suitable for viewing by all members of the family
Slant Magazine (USA) 2½/4 as with all of Spielberg’s work there are more than a few diamonds in the rough
(c) DreamWorks

 

Review:

15.9.04

"The Terminal" verkauft eine Lüge. Die Tragikomödie basiert auf der Geschichte des Iraners Merhan Karimi Nasseri, der 1977 auf der Suche nach Asyl durch Europa irrte und auf dem Pariser Airport Charles de Gaulle strandete, wo er seiner Papiere beraubt wurde. Da sein Staat, der Iran unter dem Shah, nicht mehr existierte, konnte er keine neue Papiere beantragen und sitzt seit dem 26. August 1988  im Transit-Bereich des Flughafens. Er ist heruntergekommen und langsam verrückt geworden. Angebote der Franzosen, ihn aufzunehmen, lehnte er ab. Das ist die traurige Basis - und Steven Spielberg macht daraus einen Aufsteller. Doch was solls. Soll uns "The Terminal" doch anlügen. Nasseris Story ergäbe tatsächlich eine bissige Satire über Bürokratie her oder ein bewegendes Drama über Heimatlosigkeit, doch Spielberg und seine Autoren (u. a. Mr. "Truman Show", Andrew Niccol) wollten nicht diesen Aspekt beleuchten. Das ist ihr gutes Recht.

Sie verlegen den Plot nach New York und machen aus Nasseri einen Ostblock-Bürger Namens Viktor Navorski (Tom Hanks). Als der auf dem Flughafen John F. Kennedy landet, wird in seiner Heimat Krakozhia geputscht. Sein Pass ist ungültig, er darf nicht einreisen. Zurückfliegen darf er auch nicht - da sein Pass eingezogen wurde und alle Flüge in die Heimat gestrichen sind. Der peinlich korrekte Flughafenchef Frank Dixon (Stanley Tucci) offeriert Viktor, für die Dauer des "Problems" im internationalen Terminal des Airports zu verweilen. Er glaubt, die Sache behebe sich von selbst. Das ist nicht der Fall: Viktor, der kein Wort Englisch redete, lernt durch Bücher die Sprache, verpfelgt sich in den unzähligen Shops des Terminals, schläft am Gate 67, das umgebaut wird und nistet sich häuslich ein. Er wird der Liebling der Terminal-Arbeiter (u. a. Diego Luna, Chi McBride und der köstliche Kumar Pallana) und verliebt sich sogar in die Erstklass-Stewardess Amelia Warren (Catherine Zeta-Jones).

Die Zusammenfassung deutet es eigentlich schon an: "The Terminal" ist ein Zwitter. Er beginnt fulminant. Spielberg und sein Art Director Alex McDowell haben unter ständigem Einbezug von Kameramann Janusz Kaminski das ganze Terminal mit allen Shops und Rolltreppen nachgebaut. Das riesige Set wurde umzogen mit einem gigantischen Bild, dass die Aussenwelt suggerieren soll. Die Flugzeuge, die man sieht, stammen aus dem Computer. Die Illusion ist perfekt. Nie wurde ein so grosses, voll funktionierendes Set gebaut, dass so ... banal aussehen soll. Spielberg arbeitet immer mit den selben Leuten und das zahlt sich mittlerweile voll aus. Alles von Kaminskis Kameraarbeit bis zu Williams' Musik ist herrlich. Selbst inhaltlich ist "The Terminal" gelungen. Wie sich ein Normalo in den Fängen der Burokratie verfängt, ist beklemmend und die Immigrationsbehörden der USA kommen auch nicht so gut weg. Wer einmal in die USA einreisen wollte (v. a nach 9/11) weiss, welche arroganten Machtmenschen diese Beamten sein können.

Doch nach und nach macht Spielberg Fehler. Einer ist Catherine Zeta-Jones. Ihre Rolle ist passabel, ihr Spiel auch, doch sie ist falsch gecastet. Zu keiner Minute ist ihre Seelenverwandschaft zu Viktor spürbar oder glaubwürdig. Dann hält Spielberg den amerikanischen Traum hoch. Das kann ich akzeptieren: Da kommt einer in einen Prototypen des US-Schmelztiegels und lernt in diesem Mikrokosmos die Regeln des Landes, integriert sich und amerikanisiert sich. Dies aus reiner Willensstärke und vor allem moralischer Integrirät. Das ist sauber. Doch man müsste Viktor deshalb nicht zu einem Heiligen machen. Der Film verliert mehr und mehr an Glaubwürdigkeit, je länger Viktor im Terminal agiert. Schlimmer noch: Stanley Tucci avanciert zum Bösewicht. Die Bürokratie zu personifizieren raubt dem Streifen seine satirische Kraft! So kann man einen Menschen hassen anstatt den verknorzten Apparat. Die USA und ihre nicht immer menschlichen Immigrationspraktiken sind aus dem Schneider.

Die zweite Hälfte ist deshalb deutlich schwächer. Es hat ein paar bewegende Momente, doch vieles ist voraussehbar. Ich mochte die erste Hälfte, ich mochte das Design - ich hoffe, niemand wirft Spielberg Product Placement vor, denn ich hätte es gehasst, wenn er fiktive Marken genommen hätte. Es soll ja ein Fantasie-Airport sein, aber ein realistischer Fantasie-Airport. Dann mochte ich natürlich Hanks in einer beinahe pantomimischen Slapstick-Performance, die ihn aber nicht zum Clown macht. Sicher auch nicht zu einer tragischen Figur, aber zu einer, mit der man mitfiebert. Aber "The Terminal" hat eben leider auch gravierende Schwächen, Überlänge und eine akute Belanglosigkeit. Es dürfte kein Geheimnis sein, dass ich Spielberg verehre. Er gehört in meinen Augen neben Stanley Kubrick und James Cameron zu den besten Regisseuren aller Zeiten. Er macht keine schlechten Filme - doch ich bedaure, dass er so "unwichtige" macht. "Catch Me If You Can" oder "The Terminal" (die sich übrigens sehr ähnlich sind), sind hübsche Filme, aber keine Werke, denen ich entgegen fiebere. Ich will "Indiana Jones", "Minority Report", War of the Worlds", "E.T.", "Close Encounters", "Jaws". Das sind Streifen, die ich von diesem Genie sehen will. Genre-Werke, keine schmalzigen, hübsch gemachten Alltagsgeschichten. Die dreeinhalb Sterne sind zwar eine gute Wertung, aber ich bin einer, der einem Spielberg sonst zwischen 4 und 5 Sternen gibt. Insofern ist "The Terminal" eine Enttäuschung. Eine gefällige Enttäuschung. Jemand soll Mr. Spielberg mal wieder in den Hintern treten, auf dass er es wagt, wieder Grosses zu erzählen. Merci :)



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