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Drama. Indien. Marathi
Alternativer Titel
Samantaar

Regie Amol Palekar, Sandhya Gokhale
Drehbuch
Sandhya Gokhale
Produktion
BIG Pictures

Kamera Asim Bose
Darsteller Amol Palekar, Sharmila Tagore, Makrand Deshpande,
Sameer Dharmadhikari, Kishore Kadam, Aishwarya Narkar, Radhika Apte
Länge 94 Min.

Kinostart 2009
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 6

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. . .

©  Text Marco, molodezhnaja 29.7.09
©  Bilder Big Pictures, Screenshots molodezhnaja


STORY
Der Industrielle Keshav Vaze (Amol Palekar) ist einer der reichsten Männer Indiens. Er hat alles erreicht und beschliesst, seinem Leben ein Ende zu setzen: Er will sterben, weil es für ihn nichts mehr zu tun gibt. Die Familie ist entsetzt und beginnt bereits, um das Erbe zu streiten. Da trifft Keshav unerwartet Sharma (Sharmila Tagore) wieder, seine grosse Liebe, die er vor 40 Jahren zurücklassen musste. Zaghaft nähern sich die beiden einander wieder an und holen die verlorenen Jahrzehnte nach.

 

REVIEW
Dieser Film könnte nach zehn Minuten fertig sein: Sobald Keshav seine Sharma wieder erblickt, gibt es keinen Grund, warum sich die beiden nicht in die Arme fallen und alles Vergangene vergessen, um ihren Lebensabend gemeinsam zu geniessen. The End. Doch "Samaantar" ist ein indischer Kunstfilm - und die haben die Angewohnheit, ihren Figuren stets emotionale Hürden in den Weg zu legen, selbst wenn gar keine nötig sind. Und so quälen sich die Charaktere erst durch eine lange Zeit des Reflektierens. Sie leiden, sie zögern, sie wägen ab. Und in der Zeit schläft ihnen das Publikum weg.

Was Regisseur Amol Palekar zusammen mit seiner Frau Sandhya Gokhle hier auf die Beine gestellt hat, birgt durchaus Potential, verpufft aber in einer Wolke aus Langweile und vorgegaukeltem Tiefgang. Die Zuschauer werden mit einem prätentiösen Gehabe eingelullt, um zu kaschieren, dass der Stoff eigentlich sehr dünn ist. Etwas ähnliches, bloss viel erfolgreicher, machte Palekar im Shahrukh Khan-Vehikel Paheli. Ja, dies ist derselbe Regisseur: jenes Werk war bunt und verspielt, "Samantaar" ist grau in dunkel und alles andere als spielerisch. Ein ziemlicher harter Kontrast.

Zu Palekar gibt es eh mehr zu sagen, als zum Film selbst: Er begann seine Karriere als Schauspieler und wurde festgenagelt auf die Rolle des netten jungen Mannes. Dem idealen Schwiegersohn. Einen Grosserfolg landete er mit der Komödie Gol Maal (1979), die auch heute noch als eine der besten Lachgaranten des Bollywood-Kinos gilt. Danach packte ihn die Lust, selber Filme zu drehen. Während er sich als Regisseur einen Namen machte, trat er auch weiterhin vor die Kameras, bevor er 1985 einen Schlussstrich zog und sich nach seinem Auftritt in Khamosh ganz auf das Filmemachen konzentrierte.

Nun, zwei Jahrzehnte später, fand er einen Part, der sich angeblich lohnte, wieder als Schauspieler in Aktion zu treten. Lohnt er sich wirklich? Zum Teil. Es ist eine dankbare Rolle, um zu leiden und zu sinnieren, aber echte Charakterentwicklung darf man nicht durchmachen. Selbst das vermeintlich kontroverse Thema der Sterbehilfe ist hier nur warme Luft. Warum Keshav sterben will, bleibt vage und schwammig. Und irgendwann geht das Thema völlig vergessen. Hier hätte durchaus ein Diskurs ins Rollen gebracht werden können, der neu ist im indischen Kino. Einer, der selbst in der Schweiz (die hier als Paradies für Sterbehilfe gezeichnet wird) noch nicht zu Ende geführt ist. Und was macht Palekar? Er verliert das Vertrauen in sein Thema und lässt es fallen.

Wichtiger ist ihm die Liebesbeziehung. Die ist tatsächlich reizvoll, weil sie zwischen zwei alten Menschen spielt. Doch nie und nimmer hat sie mehr Zugkraft als es eine Sterbehilfe-Abhandlung haben könnte. Und so kriegen wir stattdessen das müde Wiederaufflammen einer verkalkten Liebe, die einzig dank des Talents der beiden Schauspieler (Palekar selbst und Altstar Sharmila Tagore) nicht auseinanderfällt. Leicht aufgewertet wird das Ganze zudem durch eine brauchbare Bildsprache, welche die Drehorte in Pune und Calcutta bestens ausnutzt.

Doch für einen Spielfilm ist es einfach zu wenig. Zu wenig Dramatik, zu wenig Spannung, zu wenig Glaubwürdigkeit. Vielmehr werden wir mit Menschen konfrontiert, die sich gerne leiden sehen und ihr Leben dadurch definieren. Und auf Dauer wird dieses "ich bin so erhaben, ich könnte sterben"-Gesäusel ziemlich anstrengend. Aktive und passive Sterbehilfe ist ein spannendes Thema. Eines, das diskutiert gehört, moralisch wie menschlich abgewogen. "Samaantar" wird diesem Stoff jedoch zu keiner Sekunde gerecht. Und die Lovestory, die wir stattdessen geliefert bekommen, wirkt auch nur konstruiert. Schade, Mr. Palekar, das klappt so nicht.

 

MEINE DVD
(Gesehen am Bollywood-and-Beyond-Filmfestival Stuttgart, 2009)

 

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