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Horrorfilm
Taiwan 2021
Sprache Mandarin
Alternative Titel Ku bei; 哭悲

Regie, Drehbuch, Schnitt Rob Jabbaz
Darsteller Berant Zhu, Regina Lei, Johnny Wang Tzu-Chiang, Apple Chen, Lan Wei-Hua, Ralf Chiu, Emerson Tsai

Länge 96 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 18

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco Spiess, molodezhnaja 6.5.2022
©  Bilder Machi Xcelsior, Screenshots molodezhnaja


STORY
Das junge taiwanesische Paar Jim (Berant Zhu) and Kat (Regina Lei) hat gerade mit einer kleinen Krise zu kämpfen, als in den Nachrichten beunruhigende Meldungen über das sogenannte Alvin-Virus auftauchen. Wenig später wird Jim tatsächlich mit einer Infizierten konfrontiert und Kat passiert dasselbe in der U-Bahn. Es scheint, als verbreite sich das Virus rasend schnell und aktiviere in den Erkrankten ungeheure Aggressionen und sexuelle Gelüste. Die ganze Stadt wird von Mord und Vergewaltigung erschüttert.

 

REVIEW
Superlative machen stutzig. Wir haben nun weit über 100 Jahre Kino hinter uns, und immer wenn ein Film sich als neue Messlatte in einem Bereich anpreist, ist Vorsicht geboten: Es besteht eine grosse Wahrscheinlichkeit, dass es davor schon was Grösseres, Besseres, Blutigeres, Traurigeres gab. Und doch bin ich, wie die meisten anderen Menschen, empfänglich für derartigen Marketing-Speak, schliesslich will man ja nicht immer nur denselben Durchschnitt anschauen. Wenn sich also ein Zombiefilm als neues Highlight in Sachen Härte verkauft, dann klingt das gut. Und aus Taiwan, also her damit. Doch gleich vorweg: Es ist fraglich, ob "The Sadness" der brutalste Zombiefilm überhaupt ist. Ja es ist sogar fraglich, ob er wahnsinnig gut ist. Doch die erste Langfilm-Regiearbeit von Rob Jabbaz ist allemal ein sehenswerter Beitrag zum Genre. 

Zum Zug kommen die Liebhaber von Blut und Gemetzel. Der in Kanada geborene Jabbaz setzt primär praktische Effekte anstatt CGI ein und die Blutfontänen, die er manchmal noch genussvoll übersteigert, sehen so einfach besser aus. Jabbaz hat zuvor Erfahrungen im Animations- und Musikvideobereich gesammelt, und das sieht man: Er weiss immer, welche Gewalttat er besonders in den Vordergrund rücken muss, um einen Effekt zu erzielen. Seltsam höchstens, dass er sich manchmal selbst zu zensieren scheint - ein Schlag mit einer Axt findet offscreen statt, ebenso wie andere besonders blutige Momente. So weit also zum Thema "blutigster Zombiefilm".

Doch "The Sadness" baut auch ein paar interessante Aspekt zum Zeitgeist mit hinein. Denn es ist kein klassischer Zombiefilm, eher ein Seuchenhorror, bei dem die Infizierten nur eben Zombie-haften Blutdurst bekommen. Und wo Seuche draufsteht, ist Corona-Reflexion nicht weit. Schon früh fällt in einer Diskussion der Satz "man kann ein Virus doch nicht politisieren". Und der Nachbar hat auch gleich Verschwörungstheorien parat "das Virus ist eine Falschmeldung, um an der Börse Geld zu machen". Fast schon harmlos, wenn wir uns an die schlimmsten Schwurbler der Coronazeit erinnern, aber da versucht "The Sadness" ganz klar, unsere Erfahrungen der letzten Jahre in den Film einfliessen zu lassen. Das ist reizvoll, aber nicht besonders subtil. Und dürfte besser sitzen.

Auch die noch tiefer gehende Sozialkritik verfängt nur bedingt. Dass Menschen in sich Zorn und sexuelle Begierde haben, die nur durch das Virus aktiviert werden, wird zwar postuliert, aber entwickelt nie subversive Sprengkraft. Das haben andere Filme oder Garth Ennis' Comicreihe "Crossed" (die hier sicherlich Pate stand) schon besser erledigt. Man stelle sich nur vor, ein Bong Joon-ho hätte den Film inszeniert und von einem Virus erzählt, dass die unterdrückten Massen in Bluthunger hätte verfallen lassen. Das böte Material für satirische Ideen, für Klassenkampf und Tiefgang. Dass "The Sadness" sich nur auf die Aufreger Sex und Gewalt stürzt, wirkt dagegen schon eher plakativ.

Aber immerhin tut er es. Denn Rob Jabbaz bekundete, er wollte keinen schön inszenierten Reisser mit Katharsis-Szenen drehen, sondern lieber dem Nihilismus frönen. Das löst er ein und schafft es so, ziemlich zu verstören. Nicht ganz hinein passen wollen ein übersäuerter Wissenschaftler gegen Ende und auch ein paar unfreiwillig komische Szenen wie jene mit dem Staatspräsidenten. Wenn Jabbaz wirklich nihilistisch sein wollte, müssten diese Szenen weg. Müsste mehr Fokus auf die Verzweiflung von Jim und vor allem von Kat gelegt werden. Es ist beinahe ironisch, dass die beunruhigendste Szene des Films eine ohne Zombie ist: Wenn Kat mit einem älteren Herrn in der U-Bahn sitzt und der immer zudringlicher wird. Da wird manche Zuschauerin eigene Erfahrungen erkennen, und dass das Ganze in einer gut gefüllten U-Bahn passiert, in der sich trotzdem niemand für Kats Lage interessiert, macht die Szene noch stärker.

In "The Sadness" steckt auf jeden Fall Potential. Doch er vergibt nahezu jede Chance, es zu nutzen. Und so reduziert sich der Spass, den man bei den Film haben kann, auf ziemlich primäre Reaktionen. Er ist mit tollen Effekten bei viel Tageslicht inszeniert, die jungen Hauptdarsteller sind (obwohl schauspielerisch nicht immer sattelfest) attraktive Hingucker, denen man gerne durch das Blutbad folgt, und viele der Ausweide- und Verstümmelungsszenen wecken Erinnerungen an Klassiker aus dem Zombiebereich, von Romero bis "Braindead". Ein etwas schizophrener Film, der sich hohe Ansprüche setzt, aber manchmal konträr zu diesen daherkommt oder gleich übers Ziel hinausschiesst. Daher am besten Superlative ausblenden und einen fiesen kleinen Seuchen-Zombie-Reisser reinziehen, sofern man den Magen dafür hat.

 


EXTERNE LINKS
 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit VLC, verkleinert und geschärft mit Picture Converter und Paint.net


 

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