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Actionthriller. GB/USA 2007
Alternative Titel
Ein Quantum Trost; James Bond 007: Ein Quantum Trost

Regie Marc Forster
Drehbuch Paul Haggis, Neal Purvis, Robert Wade
Produktion Barbara Broccoli, Michael G. Wilson
Musik David Arnold
Kamera Roberto Schaefer
Darsteller Daniel Craig, Olga Kurylenko, Mathieu Amalric, Judi Dench, Giancarlo Giannini,
Gemma Arterton, Jeffrey Wright, Anatole Taubman, Jesper Christensen, David Harbour
Länge 106 Min.

US-Kinostart 06.10.2008
CH-Kinostart
14.10.2008

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 27.10.08
©  Bilder MGM/Columbia, Screenshots molodezhnaja


STORY
James Bond (Daniel Craig) hat den Schurken Mr. White (Jesper Christensen) in seiner Gewalt. Im Beisein seiner Vorgesetzten M (Judi Dench) verhört er ihn, doch der kann über die Leistung des MI6 nur lachen. White weiss, dass seine Organisation Menschen in allen möglichen Positionen platziert hat. Und so kommt er denn auch im Nu während einer Schiesserei wieder frei, bei der M beinahe erschossen wird. Das ist genug für Bond, einen Rachefeldzug gegen die mysteriöse Organisation zu starten, die hinter White steht. 007 gibt vor, das Syndikat im Dienste von M und des Geheimdiensts zu suchen - doch die wahre Motivation ist Rache: Vergeltung für den Tod seiner Geliebten Vesper. Während seiner Recherchen kommt Bond dem schmierigen Geschäftsmann Dominic Greene (Mathieu Amalric) auf die Spur, der auf Haiti mit einem bolivianischen General einen Umsturz ausheckt. Während der
Observation
Greenes trifft Bond auf Camille (Olga Kurylenko), die eine ähnliche Mission verfolgt wie er.

 

REVIEW
Warum soll ich mich eigentlich damit abfinden, dass die Bond-Serie nicht mehr das ist, was sie früher war? Wenn man darauf pocht, dass 007 seinen Charme verloren hat und zum reinen Actionthriller mutiert ist, wird man als Purist belächelt, als einer von gestern. Quatsch mit Sauce. Das hat nichts mit Purismus zu tun, nur damit, dass es in dieser Reihe gewisse Dinge gibt, auf die man wartet. Ohne die es eigentlich gar nicht geht, weil sonst die Austauschbarkeit ins Unendliche steigt. Alle Jahre wieder erfinden die Broccolis ihren lukrativen Helden neu und das geht meistens ganz gut. Casino Royale war trotz einer überflüssig langen Schlussphase ein starker Relaunch. Doch wie weiter nun? Wie toppt man das? Barbara Broccoli hat es vorgegeben: Doppelt so viel Action. Und das ist genau der falsche Weg.

Von Beginn weg macht "Quantum of Solace" ungeheuer Tempo. Doch wenn wir nur ein paar Minuten nach Ende von "Casino Royale" in eine hektische Verfolgungsjagd einsteigen, dann fehlt etwas. Wo ist die obligatorische Gun-Barrel-Sequenz? Ach. Am Schluss. Ist doch nicht so schlimm, oder? Wenigstens kommt danach das mittelprächtige Titellied von Alicia Keys und Jack White: "Another Way to Die". Das Stück hat zwar wenig mit einem klassischen Bond-Lied zu tun, aber man nimmt es hin. Nur die Momente, in denen die beiden gemeinsam singen, kann ich nicht verzeihen. Die klingen absolut grässlich, weil die Stimmen nicht zusammen passen.

Doch damit hat es sich dann wohl endgültig mit der klassischen Bond-Formel. Danach gibt es wenig davon. Kein "Bond, James Bond". Kein "Geschüttelt, nicht gerührt" (der Wodka-Martini wird immerhin gemixt), kein Q, keine Moneypenny. Zudem nur wenig One Liner. Wenig Bond-Feeling. Craig macht sich als tougher Actionheld formidabel, doch ihm fehlt das Schmunzeln, ihm fehlt jeglicher Schalk. Und mit ihm wird die ganze Serie so grimmig, dass sich nie das wohlige 007-Gefühl einstellen will, wenn der Superagent einer gewohnten Tätigkeit nachgeht, begleitet von den unsterblichen Klängen von Monty Norman und John Barry.

Dafür werden andere Erinnerungen wach: Die an Jason Bourne. Der Davoser Regisseur Marc Forster, der einige eindrückliche Filme gedreht hat, aber von Action keine Ahnung hat, holte sich unter anderem den Bourne-Choreografen Dan Bradley an Bord, der den Actionszenen die typische Direktheit und Hektik der Bourne-Filme verlieh. Da Forster aber darauf bestand, sein eigenes Stammteam (u.a. Robert Schaefer hinter der Kamera) mitzubringen, das wenig Erfahrung im Umgang mit einem solchen Stil hat, ist das Resultat unbefriedigend. Die vorliegende Action ist oft einfach extrem chaotisch, man weiss nicht mehr, wo man ist, die ganze Sache verliert an Kraft. Ein guter Actionregisseur hätte da deutlich Besseres geliefert. Eine grandiose Actionsequenz wie die Parkour-Verfolgung in "Casino Royale" gibt es hier dementsprechend nicht.

Gerade weil die Action eher mittelklassig ist, macht es wenig Freude, wenn so viel Zeit für Krawall investiert wird. "Quantum of Solace" ist mit 106 Minuten der kürzeste Bond aller Zeiten und ein Grossteil der Lauflänge geht für Schall und Rauch drauf. Dazwischen bleibt nicht mehr viel Raum für Charakterentwicklung oder Humor. Am besten freundet sich Judi Dench mit dieser Situation an, denn Forster hat ihre Rolle etwas ausgebaut und sie bedankt sich mit knackig vorgetragenen Dialogen. Alle anderen Mimen stehen hinten an. Das gilt für das erstaunlich brave "Hitman"-Girl Olga Kurylenko ebenso wie für den Schweizer Anatole Taubann als Greenes clownhafter Sidekick (der immerhin zwei Sätze auf Schweizerdeutsch sagen darf) und sogar den blassen Mathieu Amalric. Ich habe genug von solchen Hanswurst-Bösewichtern, die heimliche Wirtschaftsgeschäfte drehen. Soll mir in ein paar Jahren mal jemand sagen, was Mads Mikkelsen oder nun Mathieu Amalric in ihren jeweiligen Filmen eigentlich für finstere Pläne hatten. Gebt mir einen Megalomanen. Einen, der die Welt beherrschen will! Nicht solche B-Schurken, die weniger sinister scheinen, als ein Bankenboss in Zeiten der Finanzkrise.

Dass hinter all dem noch jemand Grösseres steht, macht der Film mehrmals deutlich. S.P.E.C.T.R.E. vielleicht? Die Rückkehr von Blofeld im dritten Teil? Ich nehme es nicht an, aber auf jeden Fall löst auch "Quantum of Solace" die Bösewichtsfrage nicht auf - er verlangt nach einer weiteren Fortsetzung. Dies verleiht dem Film noch stärker das Gefühl der Beliebigkeit und er krankt am typischen Mittelteil-Syndrom einer Trilogie. Kein echter Anfang, kein echtes Ende. Nur wenige Filme ("The Empire Strikes Back" zum Beispiel) meistern unter diesen Voraussetzungen den Spagat zum Top-Film. "Quantum" nicht.

Wer hat Schuld an der leichten Enttäuschung? Wohl Barbara Broccoli mit ihrem Action-Befehl. Aber auch Paul Haggis und seine Mannen wegen des dünnen Skripts. Und Marc Forster, weil er wenig Gespür für Action hat und seine Stärken in einem Film wie diesem nie ausspielen kann. Niemand will, dass der berühmteste Agent der Welt sich eines Tages mit "Bourne, Jason Bourne" vorstellt. Er hat eigenes Profil, das sollte man nutzen. Nichtsdestotrotz ist "Quantum of Solace" sicher noch ein solider Film: Er hat Tempo, er hat charismatische Akteure, er hat dank eines 200-Millionen-Dollar-Budgets gehörige Schauwerte und wegen der vielen Drehorten (die überdimensional eingeführt sind) internationales Flair. Die Sequenz auf der Seebühne in Bregenz gehört denn auch zu den Highlights, während das Pferderennen in Siena eher hilflos in die Action integriert ist.

Langweilig wird einem daher kaum je. Forster gibt Gas und so manche Szene macht Freude. Wenn am Ende dann auch endlich die Gun-Barrel-Sequenz kommt, wenn das Bond-Thema endlich erklingt und der Abspann den witzigen Vornamen von Gemma Arterton preisgibt, dann wähnt man sich endlich doch etwas im Bond-Universum. Aber wieso erst da? "Casino Royale" endete damit, dass Bond endlich der ist, den wir kennen. Die Origin-Story war abgeschlossen. Und nun? Das Stück am Schluss, die Barrel-Sequenz - dahinter steckt die Botschaft, dass Bond nun endlich der ist, den wir kennen. Schon wieder. Wie oft man das noch so arrangieren kann, weiss ich auch nicht. Aber da Bond nun etabliert ist, wie wäre es mit einem klassischen Abenteuer, aber mit moderner Machart? Wer wagt den Spagat? Wer schafft ihn? Mein Interesse ist auf jeden Fall noch nicht verflogen, auch wenn "Quantum of Solace" in ein paar Jahren als einer der schwächeren Beiträge in die Annalen der Endlos-Reihe eingegangen sein wird.

 

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EXTERNE INFOS & REVIEWS 
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