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Katastrophenfilm. USA 2006
Alternative Titel
-

Regie Wolfgang Petersen
Drehbuch Mark Protosevich
Produktion Wolfgang Petersen, Akiva Goldsman, Mike Fleiss, Duncan Henderson
Ausführende Produzenten Sheila Allen, Kevin Burns, Jon J. Jashni, Ben Waisbren
Musik Klaus Badelt
Kamera John Seale
Darsteller Josh Lucas, Kurt Russell, Emmy Rossum, Richard Dreyfuss, Jacinda Barrett,
Mike Vogel, Jimmy Bennett, Mia Maestro, André Braugher, Kevin Dillon, Freddy Rodriguez
Länge 100 Min.

US-Kinostart 12.05.2006
CH-Kinostart
13.07.200
6

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 11.5.06
©  Bilder Warner Bros.


STORY
Der Luxusliner "Poseidon" ist auf hoher See und die Passagiere feiern mit der Crew Neujahr als eine gigantische Welle das Schiff erfasst. Die Wucht der Welle kehrt die "Poseidon" auf den Kopf. Im Ballsaal, wo die meisten Menschen versammelt sind, bricht Panik aus. Der Ingenieur
Dylan Johns (Josh Lucas) ist der erste, der die Idee hat, sich nach oben durchzuschlagen. Eine Gruppe von Leuten schliesst sich ihm an: Der Ex-Bürgermeister von New York, Robert Ramsay (Kurt Russell), seine Tochter Jennifer (Emmy Rossum) und ihr Verlobter Christian (Mike Vogel), die allein erziehende Maggie (Lucinda Barrett) mit ihrem Sohn Conor (Jimmy Bennett), der suizidale, schwule Geschäftsmann Richard Nelson (Richard Dreyfuss) und die blinde Passagierin Elena (Mia Maestro). Die kämpfen sich über Leichen und andere Hindernisse durch enge Schächte und gefährliche Schluchten nach oben. Derweil tritt im Ballsaal Wasser ein.

 

REVIEW
Ronald Neames
"The Poseidon Adventure" löste nach seinem erfolgreichen Kinostart 1972 eine Welle an Katastrophenfilmen aus und machte Produzent Irwin Allen zum reichen Mann. Für mich bedeutete der Untergangsfilm stets ein wenig Nostalgie. Das im Film gesungene Lied "The Morning After" hat trotz Hippie-Kitsch Ohrwurm-Charakter. Und Shelley Winters' Ableben gehört wohl zu den bewegendsten Sterbeszenen meiner Filmjugend. Kann man das toppen? Wohl kaum. Aber wenn, dann natürlich im Bereich der Tricks, deren Standard 30 Jahre nach dem Original deutlich höher liegt. Doch durch "Titanic" ist natürlich auch die Messlatte höher gerutscht. Und daran scheitert Wolfgang Petersen mit seinem Remake. Nicht nur daran, mitnichten.

Die Tricks sind wirklich nicht überzeugend. Der Auftakt, mit seinem 360° Shot des Schiffs macht zwar Lust auf mehr, doch spätestens mit Eintreffen der Riesenwelle fällt die Qualität ab. Stuntmen werden in mässigen Sets herumgeschleudert, unmögliche Kamerafahrten verraten ihren CGI-Ursprung und Pixelhaufen in Menschenform sterben die absurdesten Tode. Ich konnte das Desaster irgendwie gar nicht mehr ernst nehmen, wenn in Slapstick-Folge eine Person nach der anderen auf kuriosere Art wegstirbt. Zumal uns Petersen ja keine Zeit gab, diese Leute kennen zu lernen: Sein Film ist nämlich kürzer als das Original und setzt ganz auf den Marsch durch das Schiff. Der Auftakt davor ist nur Formsache - lästige Stereotypen werden uns vorgestellt und Fergie von den Black Eyed Peas trällert einen zum Schreien langweiligen 08/15-Song ins Mikro. Wenn schon ein Lied dabei sein muss, warum dann nicht "The Morning After"?

Was folgt ist eine Serie von weiteren Fehlentscheidungen inmitten eines kompetent gemachten und sporadisch spannend inszenierten Untergangsspektakels. Weg fällt zum Beispiel der religiös-fatalistische Unterton des Originals. Weg ist auch eine wirklich sympathische Figur wie jene von Shelly Winters. Sie nahm damals 35 Pfund für den Part zu und war als leidende, aber doch starke Frau eine Wucht. Diesmal gibts nur Stereotypen: Den Helden. Das verliebte Pärchen. Der Kerl, der sich beweisen muss. Der laute Macho. Die "ich kann nicht mehr weiter!"-Hysterikerin. Die Mutter mit schlauem Kind. Und die Latinos. Ich will mich nicht auf die Rassismus-Diskussion einlassen, die u.a. auf der reaktionär-liberalen Arthaus-Seite Slant Magazine auf die Spitze getrieben wird, aber wie in dem Film mit Minderheiten umgegangen wird, ist in der Tat bedenklich. Eine besonders auffällige Szene soll wohl zeigen, wie weit Menschen in Not gehen, doch so, wie sie gefilmt ist, wirkt sie wie das Loswerden von nicht-weissem "Ballast". Jeder kann in so einem Film sterben, das ist Sinn der Sache, aber den Latino auf diese Art so früh auszuschalten, zeugt von schlechter Sensibilität. Politische Korrektheit möchte ich nicht reklamieren, aber ein wenig mehr Überlegungen in Richtung des Nicht-WASP-Publikums.

Verschlimmert wird die Sache noch dadurch, dass die Latina in der Truppe genau die "ich kann nicht mehr weiter"-Nervensäge ist, denen man in jedem Katastrophenfilm am liebsten einen schnellen Tod wünscht. Aber eben: An diesen Mankos möchte ich den Film nicht aufhängen. Viel mehr an seiner völligen Schemenhaftigkeit in Figuren, Plot und Actionaufbau. Alles läuft mechanisch ab: Gefahr überstanden, nächstes Level, Gefahr überstanden, nächstes Level. Im Original war das heran nahende Wasser der schweisstreibende Antrieb, hier wirkt es wie ein Gimmick, der dem Film Drive gibt, wenn er mal wieder in schmalzigen Szenen zu verweilen droht. Und von denen gibt es weiss Gott genug. Charakterentwicklung à gogo, dachten sich Petersen und Autor Mark Protosevich ("The Cell") wohl, doch da sich die Typen eh nur die üblichen Standardsätze an den Kopf schmeissen, ist von echter Figurenzeichnung keine Spur.

Das alles ist Petersens missglücktem Konzept zuzuschreiben: Er verzichtet darauf, die Geografie des Schiffes lebendiger zu machen, er verzichtet auf echten Konflikt innerhalb der Truppe, er verzichtet auf das Dilemma "sollen wir nach oben oder unten bleiben?", er verzichtet darauf, in tollen Sets zu verweilen und sie wirken zu lassen - stattdessen kommt stets das Wasser und weiter gehts. Tempo statt Angst, Action statt Gefahr. Er hat den Vorteil auf seiner Seite, dass der Ertrinkungstod per se zu den ungemütlichsten menschlichen Vorstellungen gehört, weshalb jede Version der "gefangen in einer sinkenden Sardinenbüchse"-Story automatisch klaustrophobische Spannung erzeugt. Doch wie wenig er daraus macht, abseits von ein paar kurzen Power-Momenten, ist erschreckend.

"Poseidon" ist letztendlich einfach unnötig. Das Original hatte Charme, Spannung und ein 70's-Feeling, das zwischen Trash und starbesetztem Spektakel schwankte. Das Remake ist Stromlinien-Kino: Ohne Ecken und Kanten inszeniert, aufwändig, aber herzlos umgesetzt. Der Untergang selbst bleibt hinter jenem von "Titanic" weit zurück, der nun auch bald 10 Jahre auf dem Buckel hat. Und die Emotionen sowieso. Die meisten Tode passieren schnell und unterkühlt, nur einer gegen Schluss erzeugt ein wenig Gefühle. Petersen ist eben ein Regie-Handwerker, der in solchen Momenten am falschen Platz ist. Das wäre nicht schlimm, würde er wenigstens in Sachen Suspense, Klaustrophobie und Intensität an seine frühen Werke wie "Das Boot" anschliessen können. Das schafft er hier zu keiner Sekunde.

 

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EXTERNE INFOS & REVIEWS 
imdb.com

Roger Ebert (2/4)
James Berardinelli (2½/4)

 


 

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