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Thrillerdrama
Japan 2008
Alternative Titel Dare mo mamotte kurenai;
誰も守ってくれない

Regie Ryoichi Kimizuka
Drehbuch Ryoichi Kimizuka, Satoshi Suzuki
Darsteller Koichi Sato, Mirai Shida, Ryuhei Matsuda, Yuriko Ishida, Kuranosuke Sasaki,
Takaharu Umemoto, Shiro Sano, Kanji Tsuda, Takahiro Azuma, Yoshino Kimura

Länge 118 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 12

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. . .

©  Text Marco, molodezhnaja 7.11.09
©  Bilder Toho, Screenshots molodezhnaja


STORY
Der 18-Jährige Naoto Funamura tötet zwei Schülerinnen und wird verhaftet. Im Nu umschwärmen Reporter das Haus der Familie des Mörders. Die Polizei rät den Eltern, sich scheiden zu lassen, und unter dem Namen der Mutter neu zu heiraten. Die 15-jährige Saori (Mirai Shida) kommt unter Polizeischutz und wird vom gefrusteten Katsura (Koichi Sato) wie vom zynischen Mishima (Ryohei Matsuda) bewacht. Derweil hält die Mutter dem Druck nicht stand - und nimmt sich das Leben! Die Medien lassen sich davon wenig beeindrucken. Sie verlangen Genugtuung. Andere pochen auf eine Entschuldigung. Und in Blogs wird gar der Familie der Tod gewünscht. Einer, der besonders aggressiv vorgeht, ist der Reporter Takaharu Umemoto (Kuranosuke Sasaki).

 

REVIEW
Es ist das immergleiche Spiel: Nach einer Bluttat beginnt der Medien-Krieg. Erst wird berichtet, man versucht die Beteiligten zu schonen. Dann beginnt die Recherche. Und in der verkaufsfördernden Absicht, etwas mehr zu erfahren, als die Konkurrenz, zielen die Reporter auf die betroffenen Menschen. Die Familien der Opfer ebenso wie der Täter werden in Mitleidenschaft gezogen. Darum dreht sich "Nobody to Watch Over Me", der ein besonders erschreckendes Bild der Medien zeichnet. Dabei werden alle angegriffen, von den sensationslüsternen Boulevardzeitschriften bis hin zu den Bloggern, die wie Hyänen über jede neue Nachricht herfallen und in der Anonymität des Internets versteckt die Täterfamilie in den Abgrund zieht.

Dass gerade Japan, wo das Wahren des Gesichts und das Vermeiden von Schamsituationen besonders wichtig ist, ein Mörder in der Familie den Untergang bedeuten kann, ist nachvollziehbar. Regisseur Ryoichi Kimizuka macht es aber fühlbar. Kimizuka schrieb die Drehbücher zu etlichen Hits im Kino und am TV, darunter für die Bayside Shakedown-Reihe, bevor er selbst ins Regiefach wechselte (u.a. mit dem Bayside-Ableger The Suspect). Diese Erfahrung nutzt er nun für ein griffiges Skript sowie eine Thriller-gesteuerte Inszenierung, die stark auf Realismus setzt. Gedreht wurde vor Ort und Ausschliesslich mit Videokamera, um für einen leichten Cinéma-Vérité-Touch zu sorgen.

Vor allem die ersten Minuten weisen dadurch ein extremes Tempo auf und man kriegt einen Eindruck davon, wie schnell alles abläuft. Wie rasch das Leben zweier Familien im Elend versinkt - und in diesem Falle liegt der Fokus auf der Opferfamilie. Die 15-jährige Mirai Shida (Kabei) verkörpert die gepeinigte Saori mit ungeheurer Routine und schafft es, allein in ihre Blicke ihre Verachtung für Katsura und die Polizei zu legen. Katsura wird verkörpert vom vielbeschäftigten Veteranen Koichi Sato, der mit der Kleinen wunderbar harmoniert. Für etwas Pep sorgt derweil Jungstar Ryuhei Matsuda, der jedoch auf eine Nebenrolle zurückgestuft wird.

Im Zentrum steht das Cop-Schwester-Duo, das den Widrigkeiten der Medien ebenso trotzt wie den persönlichen Gefühlen - Schuldgefühlen etwa, oder Verachtung. Letztere scheint Ryoichi Kimizuka ganz besonders für die Internet-Kultur von heute übrig zu haben. Er greift nahezu im Vorbeigehen den Gegensatz zwischen traditionellen Medien und der neuen "do it yourself"-Newswelt der Blogger und Web-2.0-Nutzer auf: Während früher Nachrichten redigiert und verdichtet wurden, sie auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft wurden, um nicht von einer Ombudsstelle gestraft zu werden, so halten das heute viele junge Leute für unnötig. Dieser Art Journalismus sei gefiltert und uncool - während jener der Blogsphäre ungefiltert und echt sei.

Doch da liegt das Problem: Es ist oft reaktiver Journalismus, vielfach gepostet, bevor nachgeprüft, nachgefragt oder gar nachgedacht wurde. Für jeden gut recherchierten und journalistisch stichhaltigen News-Blog gibt es hundert unbrauchbare. Und unter denen Verbreiten sich Halbwahrheiten und Lügen wie Lauffeuer. Oder eben Hetze wie im Falle von "Nobody to Watch Over Me", wo das Internet als Mittel für die Rache des anonymen Mobs verwendet wird. Kimizuka zeichnet die User wie Zombies, stets versteckt hinter Mobiltelefonen und Computern, ihre Finger als Werkzeuge des Teufels. Süchtig nach dem News-Kick. Gierig nach Vergeltung. Erregt durch die Macht des Einzelnen in der Welt von heute. Ein Gegengewicht bilden etwa die Eltern eines toten Jungen, den Katsura mit auf dem Gewissen hat. Sie versuchen zu vergeben und den Zyklus des Hasses zu entkommen.

Das alles sind spannende Themen, die in den Film einfliessen, und wohl auch dafür sorgten, dass die japanische Jury den Film als Landesbeitrag für den Auslands-Oscar 2010 auswählten. Ein Jahr nach dem japanischen Oscar-Gold von Departures keine leichte Aufgabe. Doch ob Preis oder nicht: "Nobody to Watch Over Me" ist starkes Kino. Trotz plakativen Momenten, trotz leichter Überlänge. Denn dank bemerkenswerten Akteuren, etlichen Gedankenanstössen und einer facettenreich-spannenden Story bietet der Film zwei Stunden lang Unterhaltung für Hirn und Herz. Und nicht zuletzt kriegt man ein wenig Angst, wenn man sich bewusst wird, wohin wir durch die permanente Liveschaltung der Welt gekommen sind. Privatsphäre? Ich bin aufgewachsen, als es die noch gab ...

 

MEINE DVD
Hongkong, Code 3, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch 5.1 mit englischen und chinesischen Untertiteln.

 

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Yesasia (Liefert aus HK)

 

EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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