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Drama
Japan / Grossbritannien 1983
Alternative Titel Senjo no meri Kurisumasu; Furyo; 戦場のメリークリスマス

Regie Nagisa Oshima
Drehbuch Nagisa Oshima, Paul Mayersberg nach dem Roman von Laurens van der Post
Darsteller David Bowie, Tom Conti, Ryuichi Sakamoto, Takeshi Kitano, Jack Thompson, Johnny Okura
 

Länge 118 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 16

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Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 11.7.09
©  Bilder Optimum, Screenshots molodezhnaja


STORY
J
ava im Jahr 1942: Der gutmütige Hauptmann Yonoi (Ryuichi Sakamoto) führt ein japanisches Gefangenenlager, wo es dank dem zweisprachigen Oberstleutnant John Lawrence (Tom Conti) gesittet zugeht. Er hat selbst den brutalen Feldwebel Gengo Hara (Takeshi Kitano) auf seiner Seite. Da wird der britische Fallschirmjäger-Major Jack "Strafer" Celliers (David Bowie) in das Lager verlegt und sorgt für Unruhe. Der latent homosexuelle und von Schuldgefühlen geplagte Yonoi entwickelt eine Vorliebe für den Neuankömmling und hofft, ihn an Stelle des unkooperativen Hicksley (Jack Thompson) zum Sprecher der Gefangenen zu ernennen.

 

REVIEW
Teilweise gestelztes Schauspiel, eine sperrige Dramaturgie und ein kurioser Elektropop-Soundtrack in einem Film, der 1942 spielt. All das sollte nicht funktionieren, tut es aber. Denn "Merry Christmas, Mr. Lawrence" ist nicht einfach ein Kriegsdrama, sondern versucht sich im Niemandsland zwischen kitschigem Melodrama, hartem Kriegslagerfilm, intellektuellem Kunstfilm und homosexuellem Drama. Es überrascht nicht, dass hinter dem Projekt der Japaner
Nagisha Oshima (In the Realm of the Senses) steht, der sich nie schubladisieren liess, nicht einmal als Mitglied der New Wave, der er immer zugerechnet wird. Und so ist es auch schwierig, sein englischsprachiges Debüt einzuordnen.

Die Story basiert auf den autobiographischen Romanen "The Seed and the Sower" und "The Night of the New Moon" des Südafrikaners Sir Laurens van der Post, die Oshima jedoch für seine Zwecke stark abändert. Ihm geht es primär um den Konflikt der Kulturen. Zwar versuchen beide Seiten, sich gegenseitig zu verstehen und die Zeit im Lager, so angenehm wie möglich zu gestalten - doch die Hürden sind unüberbrückbar, obwohl der zweisprachige Lawrence als Vermittler dient. Was für die Japaner Tradition und Ehre darstellt, ist für die Briten brutale Barbarei. Und die Briten wiederum erscheinen den Japanern wie ein Haufen unzivilisierter Hunde. Es braucht daher nicht viel, um das Gleichgewicht zu stören - und David Bowie ist mehr als "viel".

Der einzigartige Star wirkt gegen den Strich besetzt als tougher Soldat, ja er erscheint zeitweise gar als Fehlgriff für diesen Part. Doch dahinter steckt Kalkül, denn wir erleben hier nicht nur eine Filmfigur, sondern ähnlich wie in Bowies "The Man Who Fell to Earth" einen Kerl von einer anderen Welt, unterstrichen durch seine unterschiedlich dunklen Augen, seine blonden Haare und sein Auftreten. Das ist genauso der Soldat Celliers wie es der Superstar Bowie ist. Es mag sein, dass seine Präsenz in "Merry Christmas, Mr. Lawrence" manche Zuschauer aus dem Film reisst, doch nach meinem Empfinden handelt es sich um geniales Casting.

Da der androgyne Bowie zudem als bisexuell galt (ein Gerücht, das er laut einem Interview im Entstehungsjahr des Films selbst gestreut hatte, um noch mysteriöser zu wirken), passt er ebenfalls vorzüglich in ein Werk, das sich bei mehreren Gelegenheiten der gleichgeschlechtlichen Zuneigung widmet. So muss ein koreanischer Soldat Harakiri begehen, weil er sich mit einem holländischen Gefangenen eingelassen hat. Hauptmann Yonoi scheint zudem seine Homosexualität zu unterdrücken und gegen Ende bringt ein Kuss auf die Wange das Gefüge zum Einbrechen, weil der Kriegercode und damit die Ehre verletzt werden. Homosexualität und der japanische Militarismus sind unvereinbar, jedenfalls offiziell.

Bowie ist freilich nicht der einzige Pop-Star im Ensemble: Ryuichi Sakamoto bildet in seiner ersten Leinwandrolle sein japanisches Gegenstück und steuerte gleichzeitig den gelungenen, aber eben etwas fremdartig wirkenden Soundtrack bei. Sakamotos Spiel ist oft steif, doch auch das passt zu seiner Figur. Als wären zwei Gesangs-Stars nicht schon bizarr genug, kriegen wir mit Takeshi Kitano auch noch einen Mann, der damals fast ausschliesslich als Komiker bekannt war (sein Regiedebüt gab er erst 1989). Den Rest machen "klassische" Schauspieler aus - allen voran der tolle Tom Conti und der Australier Jack Thompson, der seinen Akzent etwas zu deutlich spielt. Es ist eine beeindruckende Besetzung, die ganz unterschiedliche Vorstellungen von Schauspielerei hat. Das Spektrum reicht von laut und theatralisch über exaltiert bis lebensnah. So etwas kann nur in einem Film funktionieren, der sich um kulturelle Differenzen dreht. Die scheinen sich hier bis hin zum Spiel der Akteure zu manifestieren.

Themen wie Menschlichkeit oder Kriegsbrutalität gehen in der gewollten Künstlichkeit des Films manchmal etwas unter, sind aber noch sichtbar. Dass in Neuseeland und nicht in Indonesien gedreht wurde, sieht man auch nicht auf Anhieb. Und die Handlung kommt teilweise nur mühsam voran, eine Rückblende in Celliers' Kindheit wirkt besonders ermüdend. Solchen Problemen zum Trotz entfaltet sich hier ein Film von einzigartiger Handschrift. Ihn zu mögen, ist nicht immer einfach, von ihm fasziniert zu sein, fällt dagegen leicht.

 

MEINE DVD
Grossbritannien, Code 2, PAL
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch & Englisch 2.0 mit englischen Untertiteln.

 

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SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit PowerDVD 8, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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