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Drama
Japan 2004
Alternativer Titel
Osoi hito

Regie Go Shibata
Darsteller Masakiyo Sumida, Mari Torii, Naozo Hotta, Toshihisa Fukunaga, Ariko Arita, Sumiko Shirai

Länge 81 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 18

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 4.4.09
©  Bilder Facets, Screenshots molodezhnaja


STORY
Masakiyo Sumida (Masakiyo Sumida) ist ein Mann wie viele andere auch: Er säuft gerne einen über den Durst, er zieht sich Pornografie rein und besucht gerne Rockkonzerte seines Freundes Take (Naozo Hotta). Der einzige Unterschied? Er ist körperlich schwerstbehindert. Sprechen kann er nicht mehr, weshalb er über ein Stimmgerät
kommuniziert
, er benötigt einen Rollstuhl und leidet unter spastischen Störungen. Mit all dem kommt er gut zurecht. Und er freut sich darüber, dass die junge Nobuko (Mari Torii) seine neue Pflegerin ist. Weil sie ihn so oft besucht, verliebt er sich in sie. Doch sie teilt seine Gefühle nicht. Schlimmer noch: Sie beginnt sich für Take zu interessieren. In Masakiyo stauen sich Wut und Verzweiflung auf. Das entlädt sich in Gewalt.

 

REVIEW
Für Nicht-Behinderte ist der Umgang mit Behinderten nicht immer einfach, das merkt man gut an seinem eigenen Verhalten. Soll man Mitleid zeigen oder tun als sei alles ganz normal? Soll man helfen oder nicht? Ganz normal kommunizieren? Themen aussparen? Aus diesen Fragen ergibt sich eine Unsicherheit, die sich in Verkrampftheit äussert. Dagegen gibt es nur ein Rezept: Routine und Gewöhnung. Wer behinderte Freunde oder Bekannte hat, bei dem spielt sich das ein. Und die lernen auch, dass hinter der den unbeholfen wirkenden Bewegungen ein Mensch steckt, der dieselben Sehnsüchte und Bedürfnisse hat, wie andere auch.

Da hakt "Late Bloomer" ein. Regisseur Go Shibata hatte genug von all den noblen Behindertendramen, die uns lernen, Behinderte zu akzeptieren, und uns dann mit ihnen auf eine Reise hin zum Triumph führen, zum Überwinden der Hürden. Das interessierte Shibata nicht. Vielmehr stellte er einen Behinderten ins Zentrum, der dem Geist von Sex, Drugs Rock'n'Roll fröhnt. Das alleine ist schon erfrischend ungewöhnlich. Doch es kommt dicker: Denn dieser Mann entwickelt Hass. Blutrünstige Lust auf Vergeltung und das Herauslassen seines Frusts. Wie weggefegt ist das Bild vom "noblen Krüppel", welches das Mainstreamkino so gerne zelebriert. Dafür ist der Weg geebnet zu einem Schocker in ur-japanischem Industrial- und Cyberpunk-Style.

Stilistische Vorbilder gibts dafür viele, doch primär bietet sich Shinya Tsukamotos Schaffen an, vor allem seine Tetsuo-Filme, die ebenfalls in Schwarzweiss gefilmt sind und zu Elektro-Rock montiert sind. "Late Bloomer" ist dennoch alles andere als ein Abklatsch - vielmehr bleibt er stets innovativ. Körnige Schwarzweissbilder, schrille Elektromusik von "World's End Girlfriend", wackelige Kamera, dynamischer Schnitt. Das überzeugt, wenngleich der Look auch für Schwindel und Kopfweh sorgt. Die Story nimmt uns derweil auf ein Terrain, das wir so noch nie erkundet haben. Erst der Auftakt mit unserem fast rüpelhaft normalen Helden. Und nach einer Dreiviertelstunde die ersten Anzeichen eines Bruchs. Hinein in einen Serienkiller-Plot.

Masakiyo Sumida wird dadurch zum Antihelden im Stile eines Travis Bickle. Doch auch wenn er blutrünstigste Taten vollbringt, bleibt Sympathie für ihn. Nicht weil er behindert ist, sondern weil man ihm weh getan hat. Er ist ein Mann mit zerbrochenem Herzen, gefangen in einem Körper, der ihm nicht gehorcht. Der aufgestaute Frust ist nachvollziehbar. Das macht die Sache wohl nur noch schockierender: Kaum jemand vermutet hinter den dicken Brillengläsern in dem kaputten Körper einen eiskalten Serienkiller. Hinter den verdrehten Augen ein kalkulierendes und verstörtes Hirn.

Fünf Jahre hat Go Shibata an seinem Zweitling gedreht, weil es unter anderem zu Budgetproblemen kam. Von dieser komplizierten Produktionsphase sieht man im Endprodukt nichts mehr: Es handelt sich um einen einzigartigen Film von roher Kraft und verstörendem Inhalt. Anstrengende Kost, keine Frage, manchmal oberflächlicher als erwartet, verkünstelter als nötig und trotz kurzer Laufzeit mit ein paar Längen gespickt. Aber ein Werk, das man nicht so schnell vergisst, ob man nun Kunstfilm-Freund ist oder auf japanische Exploitation-Schocker steht. "Late Bloomer" bietet von beidem etwas. Und dazu einen bemerkenswerten Hauptdarsteller sowie einen aggressiven Stil. Danach sieht man klassische Behindertenfilme mit anderen Augen.

 

MEINE DVD
Japan, Code 2, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch 5.1 mit englischen und japanischen Untertiteln.

 

BESTELLEN 
amazon.com (Liefert aus USA)

 

EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit PowerDVD 8, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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