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Drama. Deutschland / Frankreich 1931
Alternativer Titel La tragédie de la mine

Regie G.W. Pabst
Drehbuch Ladislaus Vajda,
Karl Otten, Peter Martin Lampel nach einer Idee von Karl Otten
Produktion Nero-Film, Berlin & Gaumont-Franco-Film, Paris
Kamera Fritz Arno Wagner
Darsteller Alexander Granach, Fritz Kampers, Ernst Busch, Gustav Püttjer, Daniel Mendaille
Länge 86 Min.

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
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©  Text Marco, molodezhnaja 30.6.09
©  Bilder Universumfilm, Screenshots molodezhnaja


STORY
Der Erste Weltkrieg endete vor zehn Jahren, doch an der deutsch-französischen Grenze ist das gegenseitige Misstrauen immer noch stark. Das bekommen etwa
Kasper (Alexander Granach) und seine Freunde zu spüren, als sie fürs Wochenende über die Grenze gehen und eine Kneipe in Lothringen besuchen. Die Leute sind freundlich, doch die Lage droht beim kleinsten sprachlichen Missverständnis zu eskalieren. Tags darauf erschüttert ein Grubenunglück die französische Zeche Thibault. Mehr als 600 Bergleute werden verschüttet. Auf der deutschen Seite organisiert Wittkopp (Ernst Busch) eine Hilfsaktion für die Kumpel. Während er mit einer Gruppe Deutscher nach Frankreich fährt, arbeitet sich Kasper unter Tage Richtung Frankreich vor. Selbst Wilderer (Fritz Kampers), der tags zuvor vom Mädchen Françoise (Andrée Ducret) beim Tanz abgewiesen wurde und daher nicht gut auf die Franzosen zu sprechen ist, folgt ihm.

 

REVIEW
Ein Jahr nachdem er sich mit dem pazifistischen Westfront 1918 dem Ersten Weltkrieg zugewandt hatte, widmete sich der deutsche Meisterregisseur Georg Wilhelm Pabst dem Heilen der deutsch-französischen Wunden als Folge dieses blutigen Konflikts. "Kameradschaft" lautet passend der Titel des Dramas, in dem Franzosen und Deutsche gleichermassen ums Überleben kämpfen und sich dabei hilfsbereit unter die Arme greifen. Die völkerverbindende Botschaft des Werks ist kaum versteckt und daher nie subtil, doch Pabst präsentiert sie als Teil eines technisch herausragenden Films, was ihr zu Kraft und Ausdruck verhilft. In den Händen eines schwächeren Regisseurs wäre solch simple Moral sicher weniger erfreulich.

Pabst jedoch ist einer der Grossen. Auch wenn mir die von ihm angeführte Stilbewegung der "Neuen Sachlichkeit" (siehe auch Tagebuch einer Verlorenen) weniger zusagt als der zuvor praktizierte Expressionismus, so trifft sein technisch vorzüglicher, oft semi-dokumentarischer Stil hier auf ein ideales Thema. Gerade die Echtheit der Szenen unter Tage und oben an der frischen Luft verleihen dem Film seine Glaubwürdigkeit und Intensität. Entstanden ist er zum Teil vor Ort in Stollen, unter anderem in Nordrheinwestfalen, aber auch im Studio in den aufwendigen Sets von Pabsts Wegbegleiter Erno Metzner und des Fritz-Lang-Architekten Karl Vollbrecht.

Pabst und Fritz Arno Wagner, einer der wichtigsten Kameramänner der Goldenen Ära des deutschen Films, sorgen dafür, dass die Sets nie künstlich wirken, sondern sich vielmehr mühelos mit den real existierenden Bauten verbinden. Das sorgt für einen bemerkenswerten Look. Manchmal klaustrophobisch, wenn etwa in den engen Stollen nur ein Licht die Szenerie erhellt. Manchmal fast expressionistisch, wenn die Fluchtpunkte der industriellen Bauten schräg in den Himmel ragen oder die Menschen inmitten der Schornsteine und Grubenanlagen zu Zwergen verkommen. Es ist gerade die Darstellung dieser fremd anmutenden Industrielandschaft, die der Film so vorzüglich einfängt.

Inspiration holt sich Pabst dabei weniger bei seinen Kollegen aus Germanien, als bei den sozialistischen Kollegen im Osten. Das proletarische Kino hat dort in Filmen wie "Streik" eine ähnliche Ästhetik vorgegeben und ebenso für propagandistische Zwecke verwendet - wenngleich auch weniger im Dienste des Humanismus', wie es hier geschieht, als der politischen Bildung der Massen. Pabst hingegen lässt es gehörig menscheln. So sehr, dass "Kameradschaft" vielleicht etwas schlechter gealtert ist als die zynischeren Filme seiner Generation. Gutmenschentum ist eben nicht immer "in". Doch der Absicht des Films kann man vernünftigerweise ja gar nicht ablehnen.

So lassen frühe Szenen, in denen etwa die deutschen Besucher lustvoll "trois Bier und trois Schnapps" bestellen, bereits schmunzeln. Selbst später, wenn die die Geschichte in vorhersehbaren Bahnen verläuft, gibt es immer wieder herzerwärmende Momente. Die Symbolik mag leicht zu durchschauen sein - wenn etwa Franzosen und Deutsche sich unter Tage die Hand reichen und die Kamera drauflos zoomt, damit die Aussage auch ja keinem Zuschauer entgehen kann. Doch da Pabst in guter Absicht handelt, sei es verziehen. Ausserdem gönnt er sich eine durchaus pessimistische Schlussnote, wenn die Mächtigen die Grenze wieder aufbauen. Eine prophetische Szene, denn in Deutschland kam "Kameradschaft" nicht an. Der Film floppte. Bald darauf kamen die Nazis an die Macht und Pabst wurde durch unglückliche Zufälle zu einem ihrer Propagandafilmer.

Daher geht "Kameradschaft" als letztes Meisterwerk in sein Schaffen ein. Das Drehbuch dazu basiert auf dem verheerenden Minenunglück in Courrières im Jahr 1906, als Deutsche die Grenze überwanden, um den französischen Kollegen zu helfen. Pabst formt es für seine Zwecke um und liefert dazu ungeheuer kraftvolle Bilder. Seien es die furchteinflössenden Gasmasken unter Tage (verweis auf den Senfgas-Einsatz im 1. Weltkrieg inklusive), der surreal anmutende Massen-Duschsaal, die virtuosen Kamerafahrten oder die industriellen Landschaften im Freien - überall gibt es etwas zu bestaunen.

Interessant ist auch der gemischte Einsatz von Sprachen: Französisch und Deutsch wechseln sich mühelos ab. Das ist für einen frühen Tonfilm überaus reizvoll. Auch mit der Tonkulisse spielt Pabst hervorragend. Weniger gut schneiden die Dialoge an sich ab - die sind in ihrer lehrmeisterhaften und etwas einstudierten Weise mit ein Grund, warum die Stummfilme Pabsts eine leicht grössere Intensität besitzen als seine Tonfilme. Das ändert nichts daran, dass "Kameradschaft" ein kurzweiliges und inszenatorisch blendendes Plädoyer für die Verständigung zwischen den Völkern abliefert. Eines, das knapp für vier Sterne gut ist.

 

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EXTERNE INFOS & REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit PowerDVD 8, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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