I, Robot (2004)

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US-Start: 16.7.2004
CH-Start: 29.7.2004


Regie: Alex Proyas
Buch: Akiva Goldsman, Jeff Vintar nach einer Story von Jeff Vintar und Kurzgeschichten aus "I, Robot" von Isaac Asimov
Ausführende Produzenten: Will Smith, Wyck Godfrey, James Lassiter, Tony Romano, Michel Shane
Kamera: Simon Duggan
Musik: Marco Beltrami
Cast: Will Smith, Bridget Moynahan, Bruce Greenwood, James Cromwell, Alan Tudyk, Chi McBride
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Kritiken:
Roger Ebert (USA) 2/4
The plot is simple-minded and disappointing
James Berardinelli (USA) 3½/4
I, Robot will likely emerge as the strongest mainstream motion picture of the summer.
(c) 20th Century Fox

 

Review:

15.7.04

1) Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen
2) Ein Roboter muss den Befehlen eines Menschen gehorchen, es sei denn, ein Befehl steht im Widerspruch zum ersten Gesetz
3) Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange dieser Schutz nicht dem ersten oder zweiten Gesetz widerspricht

Der Russe Isaac Asimov (1920-1992) ist einer der wichtigsten Personen wenn es um Sci-Fi geht. Seine drei Regeln der Robotik sind über die Grenzen der Literatur hinausgewachsen und seine Ideen haben Autoren wie Philip K. Dick genauso inspiriert wie Filmemacher. Ohne Asimov gäbe es kein "2001 - A Space Odyssey", keinen "Blade Runner", kein "Star Trek" und kein "A.I.". Doch seltsamerweise haben filmische Adaptionen von Asimov-Stoffen bisher eher enttäuscht. Mit Schaudern denkt man etwa an den kitschigen "Bicentennial Man" zurück. "I, Robot" ist eine neue Asimov-Verfilmung, wenn auch eine spezielle: Der Titel bezieht sich auf einen Kurzgeschichtenband, den der Autor 1950 verfasste. Doch das Drehbuch ist bloss "inspiriert" von diesen Geschichten und geht strukturell auf ein Skript zurück, dass Jeff Vintar vor Jahren verfasste. Unter der Schirmherrschaft von Drehbuchautor Akiva Goldsman ("A Beautiful Mind", "Batman & Robin"), Star / Produzent Will Smith sowie Regisseur Alex Proyas ("Dark City", "The Crow") wurden Asimovs Kurzgeschichten und Vintars Krimi zu einem Film vereint ...

Die Trailer liessen darauf schliessen, dass von Asimov nicht mehr viel übrig geblieben ist und dass "I, Robot" vielmehr ein Actionvehikel für Will Smith geworden ist. Das hat sich zum Teil bewahrheitet - aber "I, Robot" ist dennoch ein ausgesprochen unterhaltsamer Streifen! Smith spielt Detective Del Spooner, einen heruntergekommenen (sind sie das nicht alle?) Cop im Chicago des Jahres 2035. Wegen einem traumatischen Ereignis hasst der Supercop die modernen Errungenschaften der Roboterherstellung. Die Firma USR des steinreichen Lawrence Robertson (Bruce Greenwood) stellt Roboter längst serienmässig her. Sie verrichten niedere Arbeiten und helfen den Menschen, wo es nur geht. Spooner traut ihnen dennoch nicht über den Weg. Als im Hauptquartiert von USR der Roboter-Erfinder und Spooner-Freund Dr. Alfred Lanning (James Cromwell) Selbstmord begeht, beginnt der Cop zu ermitteln. Er stösst auf einen Roboter der neuen Serie NS-5, der sich in Lannings Büro versteckte und ihn angreift. Spooner verhaftet den Roboter und verhört ihn. Er behauptet, er habe Gefühle und heisse "Sunny". Doch bevor Spooner weiter vordringen kann, wird er von den Untersuchungen befreit. Gibt es Roboter, die morden? Entwickeln sie Gefühle? Hat Lanning Selbstmord begangen oder wurder er ermordet? Diesen Fragen muss Spooner nachgehen. Unterstützt wird er von der USR-Wissenschafterin Susan Calvin (Bridget Moynahan).

Aufgezogen ist "I, Robot" wie ein Krimi, das macht ihn ja auch so reizvoll. Durch den Film wird die Spannung aufrecht erhalten, schliesslich will man wissen, was mit Lanning passiert ist und was Sunny für Geheimnisse birgt. Doch da "I, Robot" in der Zukunt spielt, ist es nicht bloss ein aufgeblasener "Tatort". Regisseur Alex Proyas kann vielmehr seinem Faible für visuelle Extravaganz freien Lauf lassen. Dieser Film ist zwar sein bissher hellester ("The Crow" und "Dark City" waren ja düster) und erinnert visuell zu stark an "Minority Report", doch an optischen Ideen hat Proyas nichts eingebüsst. Er und Designer Patrick Tatopoulos kreieren eine fantastische Welt. Besonders gefiel mir Chicago. Die Stadt war schon immer einer meiner Lieblinge, seit ich im Gymnasium eine Arbeit über die Wolkenkratzer der Stadt geschrieben habe. Und hier wirkt sie organisch gewachsen. Die Grundzüge der alten Stadt wie der Sears-Tower oder der Hancock-Tower sind noch da, umgeben jedoch von neuen Türmen. Man kann sich wirklich vorstellen, dass 2035 Chicago so aussieht. Mehr Mühe hatte ich mit dem Design von NS-5: Wenn die Technik so weit vorangeschritten ist, wieso haben die Roboter nicht einen Ganzkörper-Überzug? Ihre Mechanismen liegen an mehreren Orten frei, was sie bloss verletzlicher macht und wohl nur dem cooleren, Roboter-mässigeren Aussehen wegen so gemacht wurde.

Aber letztendlich sind auch die NS-5s gelungen. Die alten Roboter-Typen sind noch cooler. Und Will Smith der Allercoolste. Mit Ledermantel, schwarzer Mütze und Retro-Converse-Schuhen ("Jahrgang 2004") macht er eine gute Figur. Was darunter ist, darf er am Anfang lange zeigen - nur unter der Dusche steht er etwas verknorzt. Der Kerl hat trainiert, keine Frage. Die One-Liner, die er aufsagen darf, sind manchmal etwas daneben, aber meistens funktionieren sie. "I, Robot" ist keine Gag-Parade, aber Will gibt den Ereignissen einen leichteren Touch, der durchaus funktioniert für einen Popcorn-Blockbuster wie diesen. Bridget Moynahan sieht dagegen am Anfang aus wie ein lebender Kühlschrank, aber sie entwickelt sich. Sobald sie "menschlicher" wird, trägt sie die Haare offen. Subtil? Nö, aber egal. James Cromwell und Bruce Greenwood sind gut wie immer, wenn auch etwas zu kurz zu sehen. Chi McBride spielt Wills Vorgesetzten ohne die typische Chief-Routine zu durchbrechen, die wir aus Hunderten von Cop-Filmen kennen.

Technisch ist also kaum etwas gegen "I, Robot" einzuwenden. Es gibt eine etwas gar CGI-lastige Verfolgung auf der Autobahn, bei der man sich fragt, wieso jemand Hunderte von Robotern zur Eliminierung eines Mannes einsetzt, der verraten könnte, dass Roboter nicht so nett sind. Aber ansonsten funktionieren die meisten Action-Setups sehr gut. Vor allem das Finale. Inklusive den obligaten Bullet-Time-mässigen Effekten, die aber in dieses futuristische Ambiente gut passen. Damit bleibt eine Frage offen: funktioniert die Story? Das ist die grösste Überraschung - sie tut's. Wie gesagt, mit Asimov hat der Film nicht mehr so viel zu tun. Die 3 Regeln sind die Ausgangslage, doch der Rest des Plots dürfte Asimov zuweilen im Grab rotieren lassen. Aber die Filmemacher bleiben vielen seiner Ideen treu. "I, Robot" ist nämlich kein dummer Film, sondern regt an mehreren Stellen zum Denken an. Ist es möglich, dass Roboter Gefühle entwickeln (die Idee vom Ghost in the Shell, sorry, Ghost in the Machine)? Wie gehen wir mit ihnen richtig um? Welche Verantwortung haben wir gegenüber den Robotern? Kann man die drei Gesetze auch falsch auslegen? Richtet sich die Menschheit selbst zu Grunde? Diesen philosophischen Fragen geht der Film nach, bleibt aber dennoch unterhaltsam. Schliesslich hat ja schon Asimov nach dem Grundsatz "unterhalten ohne zu belehren, lehren ohne zu langweilen" geschrieben. "I, Robot" packt diese Fragen vielmehr so an, wie es einige der grossen Sci-Fi-Filme tun, massgeblich "Blade Runner" und "2001". Mit Letzteren hat der Film mehr zu tun, als es auf den ersten Blick scheint. Einer der grössten Twists des Werks knüpft gank klar an HAL 9000 an.

Und so ist "I, Robot" eigentlich diese ideale (und seltene) Fusion von Intelligenz und Entertainment. Er wird sicher keinen Wissenschaftspreis gewinnen, hat etwas viel Schleichwerbung (Converse, Audi, JVC) und hat inhaltlich wie technisch noch kleine Mängel, doch zusammengefasst ist es ein ausgewogener Mix, der absolut zu gefallen mag, mit starken Spezialeffekten das Auge verwöhnt und eine Dosis Sozialkritik nicht vergisst. Eine kurzweilige Sache, von der ich jedenfalls positiv überrascht war.



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