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Fantasydrama. Deutschland 1926
Alternativer Titel Faust - Eine deutsche Volkssage

Regie Friedrich Wilhelm Murnau
Drehbuch Hans Kryser
Produktion Erich Pommer
Musik Werner R. Heymann, Erno Rapee
Kamera Carl Hoffmann
Darsteller Gösta Ekman, Emil Jannings, Camilla Horn, Frida Richard, William Dieterle, Yvette Guilbert
Länge 107 Min.

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 20.6.09
©  Bilder Eureka!, Screenshots molodezhnaja


STORY
Der Teufel Mephisto (Emil Jannings) schliesst mit einem Erzengel (
Werner Fuetterer
) eine Wette ab: Wenn es ihm gelingt, das Göttliche und Gute aus dem Alchemisten Faust (Gösta Ekman) zu vertreiben, bekommt er Macht über das Menschenreich. Zuerst straft Mephisto dazu die Stadt, in der Faust praktiziert, mit der Pest ab. Das demotiviert Faust derart dass er sogar seine Bibel verbrennt. Er ruft Mephisto um Hilfe, der ihn mit Blut einen Vertrag unterschreiben lässt. Durch diesen Deal, bei dem Faust für alle Macht der Welt dem Herrscher der Finsternis seine Seele verkauft, kann er die Kranken der Stadt heilen. Danach lässt Faust sich verjüngen und nach Parma fliegen, wo er die schöne Herzogin (Hanna Ralph) umgarnen darf. Doch glücklich wird er dabei nicht. Er träumt von der Heimat. Und bald auch von Gretchen (Camilla Horn).

 

REVIEW
Inhaltlich ausgedünnt und erzählerisch fast schon holprig - Friedrich Wilhelm Murnaus Interpretation von "Faust" ist nicht nur ein Frevel an den literarischen Vorlagen, sondern auch das vielleicht in seinen Stimmungen wankelmütigste Werk des grossen Stummfilmregisseurs. Und doch kann man sich diesem einzigartigen Film nicht entziehen, denn was Murnau (1888-1931
) hier schuf, ist nicht einfach die visuelle Umsetzung eines bekannten Stoffes. Es ist vielmehr Kino in seiner reinsten Form, eine dynamisch montierte Flut suggestiver und abwechslungsreicher Bilder. Ein Spektakel, das heute als Sommerblockbuster durchgehen könnte. Nur unendlich viel eleganter inszeniert und grandioser gefilmt, versteht sich.

Murnau schreckt vor überaus künstlich wirkenden Spezialeffekten nicht zurück, vielmehr macht er sie zu Höhepunkten seiner albtraumhaften Vision. Was bei ihm, und expressionistischen Kollegen seiner Zeit, zählt, ist vielmehr der Effekt des Tricks - seine visuelle wie psychologische Wirkung. So schuf Art Director Robert Herlth ("Der letzte Mann", "Herr Tartüff") verwinkelte Strassenzüge, die in ihrer Assymetrie an das Schaffen Robert Wiene ("Das Cabinet des Dr. Caligari") erinnern, dem Pionier des cineastischen Expressionismus'. Und Murnaus Stamm-Kameramann Carl Hoffmann spielt bis zur Perfektion mit Licht und Schatten, während seine Bilder in einigen Sequenzen übereinander gelegt oder manipuliert werden, um grösstmögliche Wirkung zu entfachen. Dies geschieht etwa in der legendären Flugsequenz, in der Modeelle, Kamerafahrten und geschickte Montage zu Einsatz kommen.

Kamerafahrten setzt Murnau ansonsten sehr selten ein. Er bevorzugt die starre Komposition, die ihm maximale Kontrolle über den Look eines Raums oder eines Sets erlaubt. Statisch ist "Faust" deshalb aber nie, schliesslich treibt der Schnitt die Story rasch voran und jedes Bild ist derart stark komponiert, dass man es oft minutenlang studieren möchte. Viele der Bilder sind dementsprechend zeitlos - wie ein riesiger Mephisto über der Modellstatt thront, wie Gretchen durch die Gassen flieht, und natürlich das feurige Finale. Murnau ist ein Bildmagier wie wohl kein zweiter in der Stummfilmzeit.

Schauspieler drohen in einem solchen Exzess oft unterzugehen und dieses Schicksal ereilt den schwedischen Hauptdarsteller Gösta Ekman. Als steinalter Faust überzeugt er (das Makeup ist eine starke Sache), doch als hübscher Jüngling bleibt er etwas blass. Besser weg kommt Murnaus Entdeckung, die unschuldige Camilla Horn, die für die Amerikanerin Lillian Gish einsprang. William Dieterle spielt ihren bulligen Bruder solide - interessant wird seine Besetzung primär darum, weil er später nach Amerika floh und dort seine eigene "Faust"-Geschichte als Regisseur inszenierte: den grossartigen "The Devil and Daniel Webster" (1941). Am meisten Aufmerksamkeit zieht jedoch Emil Jannings als Mephisto auf sich. Er spielt zwischen diabolisch und lächerlich, chargiert auf Kommando und ist ein Mann der grossen Gesten.

Das ist durchaus Absicht, denn Stummfilme sind oft auf klar abgegrenzte Charaktere angewiesen, auf Gut und Böse in ihrer deutlichsten Definition. Schliesslich stehen keine Dialoge zur Verfügung, mit denen Subtilität vermittelt werden kann. Das weiss auch Murnau und daher dünnt er die Vorlage auf das Wesentliche ein. Vorlagen wäre indes der bessere Ausdruck, denn Murnau und Drehbuchautor Hans Kryser nehmen nicht alleine Goethes wohl berühmteste Adaption des Sagenstoffes als Ausgangspunkt, sondern ziehen ebenso andere Inkarnationen bei, etwa von Christopher Marlowe und Charles Gounod. Das ändert nichts daran, dass die deutschen Zuschauer jener Zeit dem Regisseur das Verändern von Goethes verehrter Fassung ziemlich übel nahmen. Eigentlich nicht verwunderlich, wird der komplexe, wissenshungrige und machtbesessene Faust hier doch zu einem lendengesteuerten Kerl.

Die Komplexität in der Zeichnung Fausts verpufft geradezu vor unseren Augen. Auch beim spirituellen Anteil setzt Murnau auf Simplizität. Der Film frömmelt bisweilen und setzt sehr plakativ auf den Kontrast zwischen Himmel und Hölle. Es ist wohl dieser Aspekt, der zusammen mit dem etwas langweiligen Mittelteil, in dem Mephisto und Faust gleichzeitig (und humorvoll) ihre Frauen umgarnen, welcher "Faust" im Kanon Murnaus hinter seine Meisterwerke "Sunrise" und "Nosferatu" rückt. Doch das schmälert seine cineastische Kraft in keinster Weise. Denn als Fantasyspektakel von irrwitziger optischer Virtuosität gehört "Faust" zum Besten, was uns die Stummfilmzeit zu bieten hat.

Und es ist freilich auch nicht alles ein distanziertes Abfackeln von Spezialeffekten und Präsentieren von Schauwerten, wie es die Produktionsgesellschaft UFA mit der Mammutproduktion anstrebte. Hinter dem Ganzen steckt doch auch ein Herz, das spätestens in der Schlussphase sichtbar wird. Die gefangen genommene Gretchen schreit in einer genialen Sequenz ihren Hilferuf Richtung Faust, der zu ihr hineilt und sieht, wie sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden soll. Opernhaft zelebriert Murnau nun die Kraft der Liebe und inszeniert entfesselt ein Finale, wie es dieses Jahrzehnt kaum besser sah: Sünde, Vergebung, Vorbestimmung, Kitsch und ganz viel Tragik in einem. Diese wuchtige Schlussphase und die genial komponierten Szenen am Anfang hinterlassen den stärksten Eindruck eines Werks, das ganz offensichtlich seine Probleme hat, diese aber spielend übertüncht, indem uns hier ganz grosses Kino präsentiert wird.

 

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EXTERNE INFOS & REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit PowerDVD 8, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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