Dirty Dancing: Havana Nights (2004)

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US-Start: 27. 2. 2004
CH-Start: 29. 4. 2004

 

Regie: Guy Ferland
Buch: Boaz Yakin, Victoria Arch
Produktion: Lawrence Bender, Sarah Green
Kamera: Anthony B. Richmond
Musik: Heitor Pereira
Cast: Romola Garai, Diego Luna, Sela Ward, John Slattery, Jonathan Jackson, January Jones, Mike Boreem, Mya, Patrick Swayze
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Kritiken:
Roger Ebert (USA) 2/4 -
Katey must follow her dream, realize her talent, go with the flow, sway with the waves and bring home the bacon.
James Berardinelli (USA) 2
/4 - It's only possible to have the time of your life once, and, for this franchise, that was in 1987.
(c) Miramax, Lion's Gate

 

Review:

15.4.04

Man mag ja von "Dirty Dancing" halten, was man will, aber der Streifen ist sicherlich einer der typischsten Filme der 80er. Neben "Top Gun" oder "Flashdance". Ist er gut? Nun, ich geb ihm 3 Sterne. Das Publikum mochte ihn besser und machte ihn zum grossen Hit. Der Song "Time of our life" stürmte die Hitparaden. Aber eben, das war vor über 15 Jahren. Nun schreiben wir 2004 und die Studios brauchen Geld. Das alleine erklärt "Dirty Dancing 2". Eigentlich ist er nichts anderes als ein Teenie-Film, der 1958 spielt. Mit "Dirty Dancing" hat der Film wenig zu tun. Gut, die Handlung ist ähnlich und Patrick Swayze, der wirklich alt geworden ist, aber noch immer tanzen kann, hat einen Gastauftritt. Aber ansonsten ist es 08/15-Tanzroutine. "Strictly Ballroom" ohne die Genialität und coole Ausstattung. Oder "Save the Last Dance" ohne Hip Hop. Weiss der Teufel, was man sonst noch für alberne Vergleiche herbeiziehen mag.

Eines ist jedenfalls klar: nach diesem Sequel, das technisch gesehen eher ein Remake oder ein Prequel (Teil 1 spielt in den 60ern) ist, hat niemand geschrien. Ausser der Kassenwart von Miramax. Der Film ist aber dennoch da. Und worum gehts? Wir schreiben 1958. Die US-Familie Miller zieht nach Kuba. Das karibische Land steht zwar am Rand eines Bürgerkriegs, denn Aufständische um Fidel Castro wollen General Batista stürzen, doch die Millers interessiert das nicht. Sie geniessen die Sonne am Pool mit anderen versnobten Amis. Nur Tochter Katey (Romola Garai) passt das nicht. Sie bändelt lieber mit dem jungen Kellner Javier (Diego Luna) an. Er zeigt ihr, wie man wie ein richtiger Latino tanzt. Dabei kam mir immer Lucy Lius Satz aus Kill Bill, Volume 1 in den Sinn. "Little caucasian girl wants to play with samurai sword". Das drückte so sarkastisch aus, dass zwei Dinge nicht zueinanderpassen. Bei "Dirty Dancing 2" sollte es heissen "Little fifties girl wants to suck Cuban cock." Oh ja, darum gehts. Sie will Sex. Und dass sie ihn im Film nicht richtig bekommt, macht ihn noch schwächer. Sie ist eigentlich nichts anderes als eine dieser Touristinnen, die heute noch in die Karibik fliegen, um sich mit den Jungs dort zu vergnügen. Daran ist nichts verkehrt (jedes Land braucht eine Industrie und jeder Mensch Zuneigung ...), doch "Dirty Dancing 2" meint, er sei soviel mehr, wenn er doch wirklich nur von einem Girlie handelt, das ein wenig exotische Erotik will. Wie die älteren Damen an Afro-Pfingsten oder die wechseljährigen Frauen beim Latino-Abend des örtlichen Multikulti-Vereins.

Doch "Dirty Dancing 2" ist ein Paradebeispiel für Multikulti auf Distanz. Alles nur schön proper halten. Ein bisschen angucken und anfassen, aber nicht zu nahe kommen lassen. Beim Tanzen schwitzen und stöhnen die dunkelhäutigen Tänzer, schön getrennt von unserer Heldin. Die Schwarzen und die Latinos sollen Trieb, Abenteuer und Exotik versprühen, als Kontrast zum weissen, biederen Mädel. Doch wir erinnern uns: sie will auch Sex. Also nimmt sie sich den, der am meisten wie ein Ami aussieht, stellt sich schüchtern und verwandelt sich innert zwei Wochen zur Lady, die enge Kleider trägt, sich beim Tanzen den Busen streicheln lässt und am Strand Sex hat. Wir schreiben 1958, nicht vergessen. Diego Luna, so genial in Y Tu Mama Tambien und ganz gut in Open Range, verkommt zur Trophäe. Das wäre hübsch umgekehrt sexistisch, wenn es nicht auch so rassistisch wäre. Der Latino als schnelles Abenteuer für den schnellen Sex. Vielleicht noch in die USA mitnehmen und den Freundinnen zeigen. Wie romanisch. Wie wenig die Filmemacher wirklich an den Kubanern interessiert sind, zeigt die Handhabung der Revolution noch deutlicher.

Selten habe ich eine so saubere Revolution gesehen. Nach "Dirty Dancing 2" fragt man sich, wogegen die Kubaner eigentlich protestiert haben. Die Batista-Soldaten sind einfach ein wenig frech, aber nicht wirklich böse. Dann sieht man ein paar Pistolen. Und nachher feiern die Leute Batistas Sturz. Was ist passiert? Keine Ahnung, der Film macht kaum eine Andeutung. Man hat das Gefühl, der einzige Zweck des Volksuafstands war es, ein paar dicke Amis aus dem Land zu jagen. Und da das beim US-Publikum nicht so ankommt, erklärt Katey gegen Ende hin, "ihr habt doch für eure Freiheit gekämpft - hoffentlich könnt ihr die auch behalten". Sanfte Kritik an Castro, dann ist auch dieses Thema abgehakt. Welche Freiheit? In "Dirty Dancing 2" sieht Kuba unter Batista sehr frei aus. Wofür überhaupt noch kämpfen? Bah, nein, in dem Film wird eben alles geglättet: Revolutionen, Sex - alles passiert sauber. Sogar der vermeintliche "Dirty" Tanz ist sauber. Jede Bacardi-Werbung hat mehr Sex Appeal als die Tänze in dem Film. Zugegeben, die zwei Teenies tanzen ganz hübsch. Aber selbst da ist der Wurm drin: Diego Luna ist wahnsinnig schmächtig und fragil, Ramola Garai doch eher rustikal - eigentlich sollte sie ihn über die Tanzfläche wirbeln. Dass er sie führt, nimmt man ihm gar nie wirklich ab. Aber ... sie tanzen gut. Und ihre letzten Moves sind recht sexy.

Doch bis es soweit ist, kämpft man sich durch hahnebüchene Dialoge. "I know it's as scary as hell to let another person touch that part of you", "Look how they feel the music", "Dance like a slave in the waves!" Oder Lebensweisheiten wie "Das Leben ist wie Haare kämmen". Oder so ähnlich. Ich hab nicht mehr genau aufgepasst. Das Ganze wurde einfach zu lächerlich. Ich sage es mal so: "Dirty Dancing: Havana Nights" wäre ein nettes, gut ausgestattetes Teeniefilmchen mit ein paar heissen Tänzen - wenn der Titel nicht wer. Der macht es zum Sequel eines Hitfilms, ruft Vergleiche wach. Und bei allen wird offensichtlich, wie absurd die Idee für diesen Film ist, wie plump die Ausführung. Selbst Swayzes Gastauftritt, der die beiden Filme verknüfen soll, schadet mehr, weil er den neuen Film nicht für sich allein stehen lässt. So ist er halt ein historisch absolut dummer, inszenatorisch passabler Teeniefilm mit schmucker Ballroom-Latino-Musik, properen Hauptdarstellern, idiotischen Dialogen, kitschigen Lebensweisheiten und einem "Dirty" im Titel, dem er nie gerecht wird. Oder eben ein Sequel, das die Welt nicht braucht. Ich mag der Tussi ja gönnen, dass sie ein wenig Salsa tanzen kann, Latino-Schweiss lecken darf und heissblütige Kubaner abschleppen, aber ob das wirklich einen Film wert ist? Hier gibts die Bilder: http://imdb.com/title/tt0338096/photogallery - die zeigen alles, was man in dem Film gesehen haben muss. Little fifties girl wants to suck Cuban cock. Das wäre ein Unteritel!

 


page created: 15.4.04  ~  last updated 15.4.04

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