The Day After Tomorrow (2004)

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US-Start: 28.5.2004
CH-Start: 27.5.2004

 

Regie: Roland Emmerich
Buch: Roland Emmerich und Jeffrey Nachmanoff nach einer Story von Roland Emmerich
Produktion: Roland Emmerich, Mark Gordon
Kamera: Ueli Steiger
Musik: Harald Kloser
Cast: Dennis Quaid, Jake Gyllenhaal, Emmy Rossum, Dash Mihok, Jay O. Sanders, Sela Ward, Austin Nichols, Ian Holm, Kenneth Welsh, Arjay Smith, Glenn Plummer, Adrian Lester
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Kritiken: -
(c) 20th Century Fox

 

Review:

10.5.04

"The Day After Tomorrow" ist eigentlich nichts anderes als "Independence Day" mit Naturkatastrophen anstatt Aliens. Die Charaktere, die angsterfüllt in die Ferne schauen. Die selben Shots aus der Luft, die verwüstete Städte zeigen. Die selben Nebencharakteren (Penner, Forscher, US-Präsident), die selben Menschen, die den Behörden weismachen wollen, dass eine Katastrophe droht. Alles schon gehabt. Doch keiner zerstört die Welt so souverän wie Roland Emmerich. Und nicht zuletzt deswegen ist "The Day After Tomorrow" ein Riesenspass - sofern man von einem "Spass" reden kann, wenn rund zwei Milliarden Menschen grausam umkommen. Aber so ist das halt mit Katastrophenfilmen seit eh und je: wir schauen zu, wie Teile der Welt vo die Hunde gehen und sind glücklich darüber, dass es uns im klimatisierten Kino besser geht. Das Leid anderer als Zeichen dafür, dass man es ja eigentlich noch gut hat im Leben. Und natürlich die Lust, das zu sehen, was im realen Leben die grösste Katastrophe wäre. Los Angeles von Tornades verwüstet, New York von einer Flutwelle plattgemacht, Tokyo von Fussball-grossen Eisblöcken zertrümmert - und die gesamte Nordhalbkugel unter gigantischen Eismassen begraben. Sowas will man nicht erleben, aber sowas will man sehen. Was wäre wenn?

Diese Frage stellt Emmerich in seinem Szenario. Darin bricht eine Scholle von der Grösse von Rhode Island von der Antarktis los und verändert den Wasserhaushalt der Weltmeere derart massiv, dass der Golfstrom zum Versiegen kommt! Jene Meeresströmung, die warmes Wasser durch den Atlantik nach England und Nordeuropa bringt. Jene Strömung, die Europa eisfrei hält. Jene Strömung, die für die richtige Wasser- und Temperatur-Zirkulation dernördlichen Hemisphäre sorgt! Nur einer sieht das Desaster kommen: Der Wissenschafter Jack Hall (Dennis Quaid). Doch der US-Vizepräsident (Kenneth Welsh) beleidigt Hall nur, anstatt ihm zuzhören. "Das Abkommen von Kyoto sei unbezahlbar", meint er - und als Hall mit einer noch grösseren Hiobsbotschaft antrabt, lässt der VP ihn abblitzen. Professor Terry Rampson (Ian Holm) glaubt Hall und er ist es auch, der als erster erfährt, dass im Atlantik mehrere Stellen um 13 Grad abgekühlt sind. Dann geht es Schlag auf Schlag. Wirbelstürme, Unwetter, Kälteeinbrüche. Die Welt steht Kopf. Nun errechnet Hall, dass binnen weniger Tage der Welt eine neue Eiszeit droht. Auch das will kein Politiker wahrhaben. Und so geht die nördliche Halbkugel langsam in Schnee und Eis und unter - auch New York. Dort sitzt Halls Sohn Sam (Jake Gyllenhaal) mit seinen Freunden (u. a. der süssen Emmy Rossum) fest. Papa verspricht dem Jungen, dass er ihn retten kommt ...

Dies ist der emotionale Kern des ganzen Films. Stets braucht es einen solchen Zugang, denn zuzusehen, wie die Welt kaputt geht, macht wenig Laune, wenn man niemanden kennt, der dabei draufgehen könnte. Quaid ist eine Idealbesetzung, da man ihm den intelligenten Forscher ebenso abnimmt wie den hemdsärmligen Vater. Gyllenhaal ist okay, der Rest des Casts ist nebensächlich. Im Gegensatz zu "Independence Day" gibts diesmal kaum Humor à la Will Smith. "The Day After Tomorrow" ist ernster. Das passt schon, den inmitten des ganzen Untergangsszenarios will Emmerich ja noch eine ernst gemeinte Botschaft vermitteln: Emmerich, der in Deutschland immer die Grünen wählt, sagt, dass die Amerikaner Schuld sind am Weltuntergang. Nichts mehr mit Fahnenschwingen - die Amis sind die Bösewichter! Insofern ist "The Day After Tomorrow" eine Frontalattacke gegen die Anti-Umweltschutzpolitik von George W. Bush. Der Präsident im Film (jung, Typ: Texaner) und sein Vize (alt, Typ: Dick Cheney) sind eindeutige Anspielungen auf die realen Zwillinge. Und da der Film politisch auch kritischer ist als ID4, darf zwar einer der Politiker eine wichtige Ansprache halten, aber einer muss büssen. Und der, der sprechen darf ist nicht heroisch, sondern entschuldigend. Reuig. Das sieht man nicht alle Tage. In dieser selben Rede kommt noch ein weiterer Aspekt grüner Politik zum Vorschein: Migration. Die ganze zivilisierte Welt der Nordhalbkugel muss nämlich in die sogenannte Dritte Welt fliehen. Wir sind die Flüchtlinge. Was heute zeitlich etwas verlangsamt in der Sahelzone passiert, geschieht mit umgekeherten Temperatur-Vorzeichen uns. Nehmen uns die Afrikaner auf? Die Tamilen? Die Mexikaner? Die Frage wirft "The Day After Tomorrow" im Vorbeigehen auf - und das macht ihn so gut. Soziale, politische und ökologische Botschaft ja - aber nicht langweilig und lehrmeisterlich präsentiert. So mancher Ami wird an diesen Film denken, wenn es nächstes Mal um Kyoto geht.

Natürlich ist alles leicht überzeichnet - aber es funktioniert. Ein paar Logiklöcher, ein paar schwache Dialoge sowie ein wenig Kitsch und Pathos: Das schluckt man gerne, wenn man dafür ein spannendes, effektgeladenes und engagiertes Spektakel bekommt. Eines, das zwar absolut nichts Neues bringt, aber das Alte sauber aufbereitet und so zum sehr gelungenen Katastrophenfilm alter Schule wird. Einbfach bedeutend moderner und aufwändiger. Roland, gut gemacht: diesen Hit gönne ich Dir von Herzen!


page created: 10.5.04  ~  last updated 10.5.04

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© text molodezhnaja / photo 20th Century Fox

 

 

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