Alien vs. Predator (2004)

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US-Start: 13.08.2004
CH-Start: 30.09.2004


Regie: Paul W.S. Anderson
Buch: Paul W.S. Anderson nach einer Story von Paul W.S. Anderson, Dan O'Bannon und Ronald Shusett
Produktion: Walter Hill, Gordon Carroll, John Davis, David Giler
Kamera: David Johnson
Musik: Harald Kloser
Cast: Sanaa Lathan, Raoul Bova, Lance Henriksen, Ewen Bremner, Colim Salmon, Tommy Flanagan
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Kritiken:
James Berardinelli (USA) 1½/4
a dull, plodding, ultra-serious feature
Slant Magazine (USA) 2½/4 It’s not much of a movie, but it’s a geek’s paradise.
(c) 20th Century Fox

 

Review:

1.10.04

Am Ende von "Predator 2" entdeckt Danny Glover die Trophäensammlung im Raumschiff des Predators. Und dort erblickt der aufmerksame Zuschauer einen Schädel des Aliens aus der gleichnamigen Serie. Das ist ein netter In-Joke. Doch da sowohl die "Alien"- wie auch die "Predator"-Reihe zu 20th Century Fox gehören, wurde die Idee eines Zusammentreffens dieser beiden Serien plötzlich ins Auge gefasst. Es folgte eine Comicreihe von "Dark Horse", ein Computerspiel und viel Merchandising. "Alien Vs. Predator" war geboren. Das Konzept ist simpel, die motivierbare Fanboy-Masse gross. Und die Chance, dass daraus irgendwann ein Film würde, war riesig.

Die Angst der wirklichen Fans auch. James Cameron und Ridley Scott, die beide Interesse an der Weiterführung der "Alien"-Reihe zeigten, betonten, dass ein AVP-Film das Ende ihrer Sci-Fi-Horrorserie bedeuten würde und "Alien 5" in weite Ferne rücken liess. Das ist traurig genug. Doch ich hatte noch andere Ängste. Ich darf mich wohl als grossen Fan der "Alien"-Serie betiteln. Der erste Teil gehört für mich zu den 30 besten Filmen aller Zeiten und ist ein glatter 5-Stern-Sci-Fi-Horrorklassiker. James Camerons Sequel gehört in meine ewige Top-10-Liste. Ich liebe liebe liebe diesen Film, er ist ein Meisterwerk des Actionkinos des Sci-Fi-Kinos und des kinetischen Filmemachens. David Fincher, ein Mann der seine eigenen 5-Stern-Filme dreht, legte mit dem dritten Teil einen soliden Streifen vor (3½ Sterne), gleiches gilt für den comichaften vierten Teil von Jean-Pierre Jeunet. Doch die Luft war irgendwie raus.

"Predator" war nie ganz auf diesem Level für mich, aber das Schwarzenegger-Original ist ein herrlicher Actionstreifen, dem es easy zu 4 Sternen reicht. Die 2½-Stern-Fortsetzung lassen wir mal ausser Acht. Wenn nun jemand diese beiden von mir verehrten Serien zusammenlegt, dann hoffe ich auf einen guten Film. Doch wenn dieser Jemand Paul W.S. Anderson ist, dann ist die Kacke am Dampfen. Der Mann hat Erfahrung beim Drehen von Videogame-Adaptionen, das ist wahr. Doch er hat keine Ahnung vom Drehbuch Schreiben und noch weniger vom Regie Führen. Paul W.S. Anderson ist einer der übelsten Auswüchse des Hollywood-Studiosystems. So einer kann AVP ja nur versauen. Hat er auch - aber auf einem bescheidenen Level.

Die Story beginnt am 3. Oktober 2004, also kein Sci-Fi-Film, sondern Actionhorror. Nun gut, das kann man ja akzeptieren, schliesslich spielt "Predator" in der Gegenwart. Die Kamera enthüllt eine Konstruktion, die gefilmt ist wie Camerons Alien-Mutter in "Aliens". Doch das Ding entpuppt sich als Satellit der Weyland-Corporation. Als er über die Antarktis fliegt, entdeckt er eine Wärmequelle auf der Insel Bouvetøya. Dieses Eiland gilt als eines der abgelegensten der Erde (und liegt nicht wie im Film suggeriert neben der Palmer-Halbinsel [siehe Karte], sondern ist norwegisches Territorium im Südatlantik). Wie dem auch sei: Auf dieser vereisten Insel soll nach den Daten des Satelliten eine Pyramide unter 2000 Fuss Eis begraben sein. Firmenchef Weyland (Lance Henriksen) trommelt ein Team zusammen, um zu dem Gebäude vorzudringen. Die Leiterin der Expedition ist die toughe Alexa (Sanaa Lathan). Das Team entdeckt, dass jemand für sie bereits eine Höhle durchs Eis gebohrt hat. Sie gehen rein und finden tatsächlich eine Pyramide mit kambodschanischen Elementen genauso wie solchen aus Ägypten und dem Inka-Reich. Im Innern beginnt die Pyramide plötzlich zu leben und in einer Kammer weit unten wird eine Alien-Königin aufgetaut. Derweil landen oben ein paar Predator. Sie haben das Loch gebohrt und wollen zu den Aliens. Die Menschen geraten in einen tödlichen Konflikt zweier blutrünstiger Spezies ...

Da beginnt für die meisten der Film erst richtig. Dann gehen die Aliens und die Predator aufeinander los. Diese Szenen sind nicht wirklich gut, doch wenigstens geht die Post ab. Ich für meinen Geschmack hatte schon vorher meinen Spass. Zum einen weil der Film in der Antarktis spielt. Meine Website ist schliesslich nach einer antarktischen Forschungsstation benannt und mit dem "Thing"-Remake ist schon einer der unheimlichsten Filme überhaupt in der Nähe des Südpols angesiedelt. Dann sind für mich Mystery-Elemente wie jene rund um die Pyramide immer interessant. Das Ganze ist nicht wirklich glaubwürdig aufgezogen, aber das Spekulieren macht Spass. Und natürlich gibts bereits jede Menge Zückerchen für Fans. Die Weyman-Yuatni Corporation zum Beispiel stammt aus der "Alien"-Serie und wird von Charles Bishop Weyland geleitet, nach dem auch die Androiden in vielen hundert Jahren konstruiert sein werden.

Aber eben: Wirklich ab geht die Post, wenn der Titel zum Programm wird. Die Action ist wie angetönt suboptimal. Zu hektisch, zu modern, zu wenig gruselig und viel zu wenig blutig. AVP ist der erste Streifen beider Serien, der kein R-Rating (ab 17) hat sondern ein PG-13. Das ist mühsam. AVP ist für einen 13er-Film recht schleimig und deftig (grünes Blut spritzt viel), aber der rote Saft fehlt einfach. Dieses Videogame ohne Blutspritzer ist derart auf Kiddies ausgerichtet, dass es jeden echten Fan schmerzt. So darf man nicht einmal eine Chestbusting-Szene richtig sehen bevor geschnitten werden muss. Einem "Alien"-Film ist das unwürdig.

Es kommt noch schlimmer: Die Charaktere sind doof. Man sympathisiert mit keinem, vor allem nicht mit Nervensäge Ewen Bremner. Bremners Charakter soll dem Publikum näher gebracht werden. Wie macht das ein Paul W.S. Anderson? Er lässt den Kerl über seine Kinder quasseln. Das ist keine Charakterentwicklung, das ist billig - aber W.S. kann es nicht anders. Und so hofft man bald, dass jeder dieser billig entwickelten Typen ins Gras beisst. Die Hauptdarstellerin Sanaa Lathan ist okay, doch ihr fehlt das Mütterliche. Sigourney Weaver war nicht nur Powerfrau, sie war auch Weltraum-Mutter. Nur so konnte der "Kampf der Big Mammas" am Ende von "Aliens" überhaupt funktionieren. Bei AVP gibt es ähnliche Szenen, bloss nicht halb so effektiv. Das Finale von AVP ist sogar beinahe identisch wie "Aliens", bloss läuft die Alien-Mamma diesmal wie ein T-Rex aus "Jurassic Park". Hat W.S. das Programm von ILM geklaut? Böser Bube!

Ach, AVP darf man damit natürlich aus ganzem Herzen hassen. Er ist schludrig gemacht, schlecht gespielt, schäbig aufgebaut und hat eine lächerliche Annäherung zwischen Menschen und einem der Kontrahenten. Welche Rasse dies ist, dürfte klar sein, schliesslich sind Aliens ja nur Killerbiester. Gerade deshalb drückte ich wohl ihnen die Daumen. Daumen drücken darf man auch, dass dies der letzte AVP-Film unter W.S.' Regie war. Oder der letzte AVP-Film ganz allgemein. Ich habe zwar 2.5 Sterne gegeben, weil ich beide Monster mag, weil ich passabel unterhalten wurde, weil das Ganze in der Antarktis spielt, weil es besser ist als der Stinker Freddy Vs. Jason und ich nicht einschlief. Ich weiss, das sind tiefe Ansprüche, aber alle anderen dürfen gerne einen Stern abziehen. 1.5 Sterne machen vielleicht klarer, dass es diesen Abklatsch nicht braucht. Bringt Cameron, bringt Scott, bringt McTiernan und dreht "Alien 5" oder "Predator 3". Aber lasst dieses Aufeinandertreffen sein. Das ist Marketing-Müll und nicht Filmemachen. Einmal bin ich gnädig. Nächstes Mal dürfte die Schonfrist abgelaufen sein ...



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